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Weihnachtsgeschichten

OSs zur Weihnachtszeit
von

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Ich liebe dich, Julie

Für Susilein, die immer ein offenes Ohr oder zumindest Auge für mich hat. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und hoffe, das hier wird dir gefallen. *knuddel*

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Ich liebe dich, Julie
 

Julie nahm vorsichtig eine Weihnachtskugel aus der Kiste und hing sie an den Ast des Weihnachtsbaumes. Er stand im Wohnzimmer, direkt vor dem großen Fenster, das den Blick in den Garten freigab. Noch war er ungeschmückt, doch in ein paar Stunden würde er im feinsten Glanz erstrahlen. Dafür würde sie schon sorgen. Aus dem Radio erklang eine Instrumentalversion von Last Christmas. Das Haus war erfüllt vom Weihnachtsgeruch, was frischgebackene Plätzchen und Räucherkerzen einschloss. Die junge Frau liebte die Weihnachtszeit. Es gab nichts schöneres auf dieser Welt, als diese Momente im Dezember.

Sie überlegte, was sie noch alles tun musste. Das Essen war vorbereitet und musste morgen nur noch aufgewärmt werden. Die Geschenke waren verpackt und standen alle gut versteckt in ihrem Kleiderschrank. Sogar die Garderobe hatte sie bereits vorbereitet. Jetzt fehlte eigentlich nur noch die Dekoration. Lächelnd holte sie eine weitere Christbaumkugel hervor und fuhr sich dabei über den gewölbten Bauch. Bald war es soweit und sie würde ein Kind zur Welt bringen. Ihr erstes Kind. Ein Sohn.
 

Obwohl sie ihn bisher nur durch Ultraschallbilder kannte, liebte sie ihn jetzt schon. Er war ihr ein und alles. Sie würde ihn groß ziehen und einen wunderbaren Menschen aus ihn machen. Genau wie sein Vater.
 

Ein tiefer Seufzer entfuhr ihren Lippen, als sie an eben jene Person dachte. Kuu Hizuri ließ sich Zeit. Dabei hatte er doch ursprünglich mit ihr zusammen den Weihnachtsbaum schmücken wollen. Doch vor ein paar Minuten hatte er ihr eine E-Mail geschickt und ihr mitgeteilt, dass die Dreharbeiten sich verzögert hatten und er etwas länger brauchen würde. Typisch Mann. Auf dieses Geschlecht war einfach kein Verlass. Warum mussten sie auch gerade an Heiligabend drehen? Hätten sie das nicht ein andermal machen können?
 

Verstimmt suchte sie nach dem Lametta, das sie vor ein paar Minuten noch gesehen hatte. Sie wollten dieses Jahr einen warmen Baum gestalten, die Kugeln waren rot, das Lametta golden. Das klassische Bild eines Weihnachtsbaumes. Dann fehlten nur noch die vielen Geschenke, ein prasselndes Kaminfeuer und natürlich der Schnee, von dem bis jetzt allerdings nichts zu sehen war. Schade eigentlich. Was gab es schöneres als weiße Weihnachten? Sie hoffte mit ihrem kleinen Liebling noch viele solcher Jahre zu erleben, wo er draußen Schlitten fahren ging und sie ihn mit einer heißen Schokolade begrüßen konnte. Ob seine Freunde wohl dabei sein würden? Was würde aus ihm werden? Das war alles so spannend. Im Augenblick war jedoch nur eines wichtig: dass er gesund zur Welt kommen und sein Vater endlich nach Hause kommen würde. Nichts war schlimmer, als ein einsames Weihnachten.
 

In diesem Moment klingelte das Telefon. Hastig gab sie ihre Suche auf und rannte in Richtung des klingelnden Gerätes.

„Hallo?“, keuchte sie, ohne vorher nachzusehen, wer sie anrief. Was sie sofort bereute.

„Na endlich, ich hab schon gedacht, du würdest überhaupt nicht mehr rangehen.“

„Dir auch ein frohes Weihnachten, Mutter“, entgegnete sie trotzig. Die beiden waren seit ihrer „überstürzten“ Heirat mit Kuu nicht sonderlich gut zu sprechen, da ihre Mutter davon überzeugt war, dass ihr Schwiegersohn ihre Tochter unglücklich machen würde.

„Sei nicht immer so kalt zu mir“, beschwerte sie sich. „Es ist Weihnachten, das Fest der Liebe. Ohne mich könntest du es überhaupt nicht feiern.“

„Jaja, ohne dich würde ich nicht leben. Ich kenne die Leier schon, Mutter“, das letzte Wort fauchte sie regelrecht. „Wenn du mir nichts vernünftiges zu sagen hast, lege ich jetzt auf. Ich muss noch das Essen vorbereiten zu das wir dich und Vater eingeladen haben.“

„Keine Sorge, Jules. Wir können auch gerne Zuhause bleiben und euch in Ruhe lassen.“ Julie konnte die beleidigte Miene ihrer Mutter deutlich vor sich sehen. Für einen Moment überlegte sie, ob sie dieses großzügige Angebot nicht annehmen sollte, doch den darauf folgenden Wutausbruch wollte sie ihrem Vater nicht antun.

„Wir wollen aber, dass ihr kommt“, sagte sie deshalb. „Wir wollen mit euch Weihnachten genießen und uns ein gutes Essen munden lassen. Außerdem vermisse ich euch.“

So, wenn das nicht wirkte, wusste sie auch nicht weiter.

Ihre Mutter war auf jeden Fall gerührt.

„Oh, Jules. Schätzchen. Hättest du das doch eher gesagt. Dann könnten wir doch öfters vorbeikommen.“

Um Gottes Willen, bitte nicht!, dachte sie verzweifelt.

„Nein Mutter, du musst dir diese Mühe nicht machen. Ich weiß doch, dass du lange Autofahrten hasst.“

„Das macht doch nichts. Für dich würde ich das in Kauf nehmen.“
 

Nun, wenn das keine Neuigkeiten waren. Die Frau, die normalerweise einen großen Bogen um das Haus ihrer Tochter machte und diese am Liebsten als „kleine Hure“ bezeichnete, würde ganz plötzlich alles für diese „Hure“ in Kauf nehmen.

„Woher dieser plötzliche Sinneswandel?“, fragte Julie misstrauisch und setzte sich auf den nächsten Stuhl. Der Fetus begann in diesem Moment wie wild zu strampeln, so als hätte er den Stimmungswandel seiner Mutter bemerkt. Wahrscheinlich hatte er das auch.

„Wie meinst du das schon wieder? Ich würde immer alles für dich tun. Das weißt du doch! Immerhin bist du mein Fleisch und Blut und...“
 

„Was willst du?“

Ein kurzes Schweigen kehrte ein, bis ihre Mutter antwortete: „Ich habe Emilia Edwards gesagt, dass ich Kuu Hizuri kenne. Sie ist ein großer Fan von ihm, weißt du und deshalb dachte ich...“

„Ich dachte, er wäre in deinen Augen ein mittelloser, hinterhältiger, verruchter Schauspieler, der mich in den Ruin treiben und Schande über unsere Familie bringen würde.“

„Ach Jules, das war doch nicht...“

„Und jetzt willst du ihn dafür benutzen, eine selbstsüchtige, heuchlerische Freundin von dir zu beeindrucken? Hast du eigentlich überhaupt keinen Stolz?“

„Jules, ich muss doch sehr bitten.“

„Ich heiße Juliella!“, rief sie. „J. U. L. I. E.L.L.A.“

„Aber Jules...“

„Hör auf mich Jules zu nennen.“

Damit legte sie auf und warf den Telefonhörer quer durchs Zimmer.
 

Diese Frau trieb sie immer wieder in den Wahnsinn. Wie konnte sie es überhaupt wagen? Einfach ihren Mann für so etwas zu benutzen. Widerlich.

Mühsam versuchte sie die Tränen zu unterdrücken, die sich ihren Weg zu den Augen bahnten.

Der Fetus strampelte weiterhin munter an ihren Bauch. Wollte er sie trösten? Sanft strich sie über ihren Bauch.

„Keine Sorge, mein Liebling“, murmelte sie. „Mama geht es gleich wieder gut. Gib ihr nur einen Moment.“

Traurig sah sie aus dem Fenster. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt.

„Wo bleibst du nur, Kuu?“
 

Einige Stunden später war alles tiptop. Der Baum war geschmückt, der Kamin angezündet und der Tisch feierlich gedeckt. Heute gab es mal das traditionelle Essen aus Deutschland: Würstchen mit Kartoffelsalat. Eine Freundin, die dort ein Jahr lang studiert hatte, war davon ganz begeistert gewesen, deshalb hatte sie beschlossen, es selbst auszuprobieren. Erst morgen würden sie mit Kuus Eltern Truthahn essen... wo blieb er nur?

Sich einsam fühlend stellte sie sich vor den nächsten Spiegel und betrachtete sich darin. Sie war hübsch, keine Zweifel. Ihr blondes Haar hatte sie so gut es ging hochgesteckt, nur zwei Strähnen links und rechts hingen als helle Locken an ihrem Kopf herunter. Ihre Augen leuchteten in einem hellen Blau, das viele Männer an ihr lobten. Sie trug eine schwarze Bluse, auf der sich Rosen ineinander rankten und eine ebenfalls schwarze, weite Hose. Alles Umstandsmode, damit es ihr und dem Baby gut ging. Eine silberne Kette mit einer kunstvoll geformten Kette hing um ihren Hals. Ein Geschenk von Kuu bei ihrem zweiten Date.
 

Lächelnd erinnerte sich Julie an diesen Tag. Es war sehr schön gewesen. Er hatte sie zum Essen eingeladen in ein teures französisches Restaurant. Überall war nur Berühmtheiten gewesen und sie war sich sehr fehl am Platz vorgekommen. Damals hätte sie nie gedacht, dass sie einmal zu diesen Berühmtheiten dazugehören würde.

Eine einfache Studentin war sie gewesen, als sie ihm im Central Park von New York über den Weg gerannt hatte. Es war ein warmer Tag Ende August gewesen und sie war zu spät dran und würde sicher die Vorlesung ihres Professors verpassen. Letztendlich tat sie es wirklich, aber dafür hatte sie etwas viel wertvolleres erlebt. Einen wunderbaren Tag mit Kuu Hizuri. Was ihr damals noch nicht bewusst gewesen war, war die Tatsache, dass er sich augenblicklich in sie verliebt hatte. Doch jetzt, etwa zwei Jahre später, wusste sie es. Wie auch nicht, mit dem kleinen Geschöpf in ihrem Bauch, das täglich ihre Liebe bewies.
 

Gedankenverloren wanderte sie durch das Haus, bis sie - ohne es zu merken - auf die Veranda getreten war und die Kälte eines Winterabends sie umarmte. Lächelnd trat sie einen weiteren Schritt ins Freie hinaus, bis sie direkt unter dem freien Himmel stand. Kein einziger Stern war zu sehen, Wolken mussten also über ihr hängen. Ob sie ihr den langersehnten Schnee bringen würden?
 

Als sie dort stand, hörte sie plötzlich wie sich jemand von hinten anschlich und im nächsten Moment schlangen sich zwei starke Arme um sie, die sie nur zu gut kannte.

„Ho, ho, ho“, flüsterte der Besitzer der Arme und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Sie lächelte und lehnte sich an ihn.

„Ich liebe dich“, sagte sie und hörte, wie er leise lachte.

„Ich dich auch, mein Schatz. Und jetzt komm wieder rein, oder du erkältest dich.“
 

Während Kuu seine Frau ins Haus führte, traf die erste Schneeflocke auf die Erde.
 

22 Jahre später
 

„Wow, das ist ja furchtbar romantisch“, sagte Kyoko und strahlte ihre Schwiegermutter in Spe an.

„Ja nicht? Ein wunderbares Weihnachtsfest. Wäre nur der Anruf meiner Mutter nicht gewesen.“

Die Blondhaarige seufzte und begann damit die Plätzchen zu stapeln. In diesem Moment kamen Kuu und Ren herein. Ersterer atmete genüßlich ein.

„Hm... das riecht ja wunderbar. Was gibt‘s denn?“

„Essen, was sonst“, entgegnete seine Frau und zwinkerte Kyoko zu.

„Soll mir Recht sein“, versicherte ihr ihr Sohn, der auf seine Verlobte zu ging, sie von hinten umarmte und ihr einen Kuss auf die Haare drückte. „Wenn ihr beide kocht, kann es ja nur gut sein.“

Kyoko kicherte, doch Julie warf ihm einen bösen Blick zu. „Mach dich nützlich und deck den Tisch!“

„Aye, Ma‘am.“

„Warte ich helfe dir!“, rief Kyoko und eilte ihm mit ein paar Tellern hinterher.
 

Julie beobachtete lächelnd, wie ihr Sohn mit seiner großen Liebe herumalberte. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Aus ihm war ein wunderbarer Mensch geworden, genauso wie sein Vater. Er war liebevoll, zartfühlig und dennoch stark. Ihr Kuon. Ihr Sohn.

„Unglaublich, dass er bald heiraten wird, nicht wahr?“, sagte Kuu, der neben sie getreten war.

„Ja, dabei war er gestern doch noch ein Baby.“

Kuu lachte leise und schlang einen Arm um ihren Körper, zog sich fest an sich, so dass sie ihren Kopf auf seine Schulter legte, um sich an ihn zu schmiegen.

„Ich liebe dich, Julie“, flüsterte er.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

„Ich weiß.“

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So, das war es auch schon.

Zuerst einmal: wenn mir jetzt jemand schreiben will, dass vor 22 Jahren keine E-Mails verschickt wurden und man auf Telefonen noch nicht die Anrufnummer erkennen konnte, kann diese Person es gleich lassen. Es ist mir nämlich egal. *strahl*

Ansonsten hoffe ich, dass euch und besonders dir, Sue, das Kapitel gefallen hat. ^^

Das nächste Kapitel ist über Yu-Gi-Oh!

Bis dann,

eure Ayako



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2008-12-27T22:53:53+00:00 27.12.2008 23:53
du schreibt spannend, kreativ, stellenweise mitreißend, auf jeden fall herzerwärmend. ich hoffe sehr, dass du nicht irgendwann ausbrennst.

viele grüße, schwerty
Von: abgemeldet
2008-12-25T21:23:08+00:00 25.12.2008 22:23
Wie schon alle hier sagten, diese FF ist total romantisch.....*schmacht*
Toll wie du alles beschrieben hast, solche Weihnachten wären geil.(wenn es so machbar wäre)
Kyoko und Ren habens endlich geschafft...*lach*
Mach weiter so.
Bis die Tage.
Gruß Angel ^-^
Von: abgemeldet
2008-12-24T13:20:14+00:00 24.12.2008 14:20
Hach einfach schön.^^
Echt eine Schöne Geschichte. Was für eine Mutter ey.Oo
Kein Wunder, dass sie sich nich verstehen.
Also mir hat gefallen, dass du auch Ren und Kyoko eingebaut hast.>//<
Deine Geschichte hat jetzt meine Laune gehoben. Danke^^

MfG Umi-chan
Von:  Susilein
2008-12-24T00:10:03+00:00 24.12.2008 01:10
Der OS war sowas von schön~ und so romantich! *-* *Schwärm*
Und mein Lieblingspaaring, Kuu und Julie sind so ein schönes, wunderschönes Paar!! O^o^O *strahl*
Es war sehr schön beschrieben, die weinachtliche stimmung, duie beschreibung des Hauses und alles anderem die gefühle *-*
Aber Julies Mutter könnte ich umbringen! <.< *Sie erwürg* wiederliche alte schachtel! >-<
Aber süß wie du die schwangerschaft beschreiben hast, wie das Kuind im Bauch so war ^^
Das ende fand ich auch total schön, Ren und Kyoko verloebt und die Eltern verliebt wie am ersten Tag <3 *schwärm*

Ich danke dir gant doll für diese WeinachtsFF ^-^ ich fand sie total toll <3
*Knuddel*

Sue
Von:  Kyoko-Hizuri
2008-12-23T21:37:16+00:00 23.12.2008 22:37
super schön und wie Kyoko schon gesagt hat^^ sehr romatisch...*grins*
das ende hat mir auch sehr gefallen, wo du geschrieben hast das Kyoko und Kuon verlobt sind...*strahl*, alle ffs schreiben ja zurzeit nur davon das sie noch nicht zusammen sind und endlich schreibt jemand das sie verlobt sind...*sehlischerleichtertbin*...ein schönes Vorweihnachnachtsgeschenk^^...vielen Dank
das erleichtert mir gleich das einschlafen und bringt mir mit Sicherheit schöne Träume...*grins*
aber jetzt ernst, das Kap ist einfach nur toll, zu Weihnachten wünsche ich mir mehr davon (falls es sich einrichten lässt^^)
bis bald
Kyo-Hizu
Von:  Lioba
2008-12-23T21:00:54+00:00 23.12.2008 22:00
Das war echt süß.
Freu mich immer über solche Geschichten.
bis die Tage Lia


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