Sonnengelbe Rosenblätter - oder: Manche Geheimnisse hinterfragt man besser nicht.
"Sirius~!", konnte man James' Stimme von irgendwo weit hinter seiner Schamesröte vernehmen: "Wie machst du das bloß?"
Sirius wandte sich zu ihm um und seine langen Locken flatterten im Herbstwind und umspielten sein selbstsicheres Lächeln, ließen ihn noch ein wenig mehr wie eine lebendige Götterstatue erscheinen, glänzten mit der Abendsonne um die Wette und raschelten bei jeder Bewegung fast unmerklich.
"Was denn?", fragte er unbeschwert, der Schalk lag noch auf seinen Lippen, amüsiert über die Abfuhr, die James soeben kassiert hatte.
"Das mit den Mädchen, was sonst!", maulte James, ließ den Straus Rosen schlecht gelaunt in die großen, männlichen Arme seines besten Freundes fallen und machte es sich im Gras gemütlich. Von unten her sah er ihn an.
"Was mache ich denn mit den Mädchen?", fragte Sirius und das Grinsen auf seinem Gesicht ließ klar vermuten, dass er ganz genau wusste, was James meinte und ihn nur ein wenig länger leiden sehen wollte.
"Du wickelst sie um den Finger!", antwortete James und sah genau hinauf in Sirius' ebenmäßiges Gesicht vor den letzten Sonnenstrahlen. Er seufzte und streckte alle Viere von sich. Es konnte doch nicht so schwer sein, Evans herumzukriegen. Sie gab sich sogar mit diesem Loser Schniefellus ab, nur mit ihm nicht. Das war doch unfair!
Sirius aber hatte kein Mitleid mit ihm, im Gegenteil, er schien sich herzlich an seiner Laune zu laben.
"Ich wickle sie nicht um den Finger", entgegnete er kompromisslos und setzte sich neben James ins Gras, ein Bein angewinkelt, eins ausgestreckt, die Augen geschlossen und ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht, da er die warmen Sonnenstrahlen auf seinen geschlossenen Lidern spürte.
"Wie landest du sonst bei einer nach der anderen? Wie kriegst du die alle rum, hm?", wollte James wissen. Er würde nicht locker lassen, bevor er Sirius' Geheimnis herausgefunden hatte.
"Aber James...!", Sirius' Stimme hatte einen unangenehm langgezogenen Klang, so als spreche er mit einem Kleinkind: "Ich brauche niemanden rumzukriegen, falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich sehe verdammt gut aus!"
Im nächsten Moment gab es eine Kopfnuss und Sirius lachte.
"Nicht so sehr, wie du glaubst!", rügte James ihn. "Ach, bist du neidisch?", fragte er ihn schelmisch, auch wenn er genau wusste, dass es Unsinn war: Auch James hatte ein hübsches Gesicht und konnte genau so ein Kavalier sein wie er. Das Einzige, was ihn hinderte, war seine Verbissenheit. Natürlich landete man nicht bei einem Mädchen, wenn man es spüren ließ, dass man ihr kopflos verfallen war. Aber das sollte James ruhig selbst herausfinden.
"Oh doch, und wie!"
"Du siehst aus wie ein lockiger Wischmob!", lachte James.
"ich sehe aus wie ein Engel!", widersprach Sirius gespielt empört und auch er konnte das Lachen nach kurzer Zeit nicht mehr unterdrücken.
So lagen sie lachend im Gras, die Arme ausgestreckt und ließen sich von der Sonne bestrahlen.
"Komm schon, sag's mir: Irgendeinen Trick hast du doch!", verlange James schließlich doch noch zu wissen und stützte den Kopf auf die Hand, um Sirius besser durchdringend ansehen zu können, was diesen nur weiter zum Grinsen brachte.
Mit Oberlehrermiene ließ er sich schlussendlich doch noch dazu herab, die Stimme verschwörerisch zu senken, innerlich bebend vor unterdrücktem Lachen, und leise zu sagen: "Na gut, einen Rat kann ich dir geben, der hilft bestimmt!" und James steckte daraufhin den Kopf zu ihm und sah ihn mehr als neugierig an: "Los, raus mit der Sprache!", befahl er und Sirius legte noch eine Spannungspause ein, bevor er das Grinsen nicht mehr aufhalten konnte und prustete: "Kämm dir mal die Haare!"
Daraufhin hagelte es eine weitere Kopfnuss und ein paar Minuten später konnten Remus und Peter nur noch verknäulte Gliedmaßen auseinanderpuzzlen, übersäht mit sonnengelben Rosenblättern und recht zerknautschten Ästchen, so wie immer, wenn James und Sirius sich halb lachend, halb kabbelnd, auf dem Boden wälzten, bis ihre Körper zu einem großen Gewirr aus Armen und Beinen verschmolzen zu sein schienen.