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Winx Club – Alternate Storyline

Was wäre wenn...
von

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Sensei wider Willen

„Ich kann’s immer noch nicht fassen!“ schrie Logan und rammte ihre Faust in den Sandsack. „Was hab’ ich mir bloß dabei gedacht?!“

„Komm mal wieder runter, okay.“ meinte ein Junge mit einem lila Pferdeschwanz und einem Tattoo auf der Stirn. Wie Logan trug auch er eine Spezialistenuniform der Rote Fontäne-Schule.

„Du hast leicht reden!“ meinte sie darauf. „Du hast dich immerhin nicht dazu verpflichtet, so eine kleinen Heulsuse von Fee zu trainieren. Ich bin ja so was von blöd!“ mit diesen Worten schlug sie erneut gegen den schweren Sack; so sehr, dass er zu schwingen begann.

„Hey, ganz ruhig.“ sagte der Junge freundlich und legte ihr seine Hand auf die Schulter, doch Logan wehrte ihn ab. Sie ging zu ihrem Bett und warf sich darauf.

„Ich kann das doch nicht.“ sagte sie verzweifelt. „Ich kann aus diesem Mädchen nicht einfach eine starke, selbstbewusste Kämpferin machen. WARUM hab’ ich ihr das bloß versprochen?!“

„Du hättest doch nein sagen können.“ meinte der Junge.

„Das wollte ich ja ursprünglich auch.“ antwortete die Spezialistin. „Aber als ich sie da vor mir sitzen sah, so traurig und hilflos, da konnte ich einfach nicht anders.“

„Das nennt man Beschützerinstinkt.“ sagte er und setzte sich neben sie. „Du hattest Mitleid mit ihr. Und dieses Mädchen war wohl auch einfach viel zu süß, als dass du hättest ablehnen können. Ich kenne das. Schwierige Sache.“

Logan drehte sich um. „Und was wird jetzt aus dem Turnier?“ fragte sie. „Ich kann mich doch nicht gleichzeitig darauf vorbereiten und mich um Aysha kümmern. Dabei hatte mir doch fest vorgenommen, gleich mein erstes Turnier hier zu gewinnen.“

„Das kannst du eh vergessen,“ unterbrach sie jemand, „weil ich nämlich gewinnen werde!“ Es war Riven.

„Aber nur, wenn ich nicht mitmache.“ gab Logan zurück. In Wahrheit konnte sie es aber kaum erwarten, ihm einmal im Kampf gegenüber zu stehen. Sie mochte diesen Typen überhaupt nicht. Seit er in ihr Team gewechselt war hatte er sie mit seiner arroganten Art auf die Palme gebracht.

„Wann lernst du endlich, dass man vor dem Reinkommen anklopft.“ meinte der andere Junge ärgerlich. „Logan hat kein Einzelzimmer bekommen damit hier jeder einfach reinspaziert.“

„Und was machst du dann hier, Bishi? Scheinbar gewährt dir Logan einen ziemlich tiefen Einblick in ihre Privatsphäre.“

„Und ich gewähre dir gleich ein paar Ohrfeigen!“ rief das Mädchen verärgert und sprang auf. „Zisch ab, sonst verfolgst du das Turnier vom Krankenbett aus!“

Riven blieb ruhig. „Na dann, macht’s mal gut ihr Süßen.“ sagte er mit hämischem Grinsen und ging.

Logan stand noch immer bebend vor Zorn da. Sie war zwar längst nicht mehr so gewalttätig wie zu ihrer Alfea-Zeit, aber es gab einige empfindliche Punkte an ihr, die man besser nicht reizen sollte. Wäre Riven nicht gegangen hätte sie mit Sicherheit die Beherrschung verloren.

„Ich hab diesen Kerl so satt!“ sagte sie schließlich. „Wenn Saladin ihn nicht bald in ein anderes Team versetzt passiert hier ein Unglück!“

„Ganz ruhig, Logan.“ sagte der Junge mit den lila Haaren. „Verschwende deine Energie nicht darauf, wütend zu sein. Denk daran: Nicht der Zorn macht einen Kämpfer stark, sondern seine Leidenschaft.“

Logan seufzte tief. „Du lässt dich wohl nie aus der Ruhe bringen, Bishop.“

„Ich bin zwar in einem Mönchskloster aufgewachsen, aber deswegen bin ich auch noch lange kein Heiliger.“ meinte der Junge, den die meisten nur “Bishi“ nannten.

„Na, wenigstens bist du nicht so wie die anderen Jungs. Ich hab’s satt dass man mich hier wie sonst was behandelt, nur weil ich ein Mädchen bin.“ sagte sie genervt, legte sich wieder auf ihr Bett und schaute zur Decke. „Die einen meinen sie könnten bei mir landen, die anderen denken ich bringe es nicht. Aber alle glotzen sie mich an. Am liebsten würden ich ihnen allen ordentlich in den Arsch treten.“ Dann sah sie Bishop an und sagte: „Nur du und Wolf, ihr seid in Ordnung. Ihr seid die einzigen die mich wirklich respektieren und mit denen ich vernünftig reden kann. Na ja, mit dir zumindest.“

„Danke.“ sagt der Junge. „Aber ich muss gestehen, dass es auch nicht immer einfach war. Erinnerst du dich noch, vor einem Jahr? Du warst wild und aufbrausend und hast jeden als deinen Feind angesehen. Ich finde, du hast dich gut entwickelt. Du bist auf einem guten Weg und ich glaube, Aysha wird dir eine gute Begleiterin darauf sein.“

Logan lächelte. „Na gut.“ sagte sie. „Ich werde Aysha trainieren. Ich bringe ihr bei, wie man selbstbewusst ist und vielleicht kann ich dabei auch meine eigenen Fähigkeiten trainieren.“
 

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Wie in der Roten Fontäne war auch in Alfea gerade ein weiterer Schultag zu Ende gegangen. Doch für ein paar der jungen Feen war der Unterricht noch lange nicht vorbei.
 

„Stella, was brauchst denn so lange?“ fragte Musa die Lichtfee, schon etwas genervt.

„Na hör mal! Logan und die Jungs wollten uns abholen. Jungs, Musa! Ich muss mir doch überlegen, was ich dazu anziehen soll!“ antwortete die Blondine.

Musa schlug ihre Handfläche gegen die Stirn. „Wir fahren zum Training in die Berge, nicht zu einer Party! Außerdem wird Brandon eh nicht dabei sein.“

„Na und?“ meinte Stella. „Man darf keine Gelegenheit auslassen, einen guten Eindruck zu machen.“

„Was meinst du, was du damit für einen Eindruck auf Logan machst?“ antwortete Musa betont bedrohlich. „Zieh am besten irgendwas an, was bei einem Kampf nicht so schnell kaputt geht.“

Stella schluckte. „Okay…“ antwortete sie, sichtlich verunsichert.
 

Draußen warteten die anderen Mädchen, allesamt gekleidet in mehr oder weniger kampf- und geländetaugliche Kleidung.

„Du solltest heute ausnahmsweise doch Schuhe anziehen, Aysha.“ meinte Bloom. „Auf dem steinigen Boden könntest du dich verletzen.“

Das dunkelhäutige Mädchen trug auch diesmal ihren Capoeiraanzug und war, wie fast immer, barfuss. „Ich glaube, du hast Recht.“ meinte sie. „Zum Glück hab’ ich mir ein Paar Turnschuhe eingepackt. Aber noch sind wir ja nicht da.“

Bloom lächelte. „Freak.“ dachte sie.

In diesem Moment kamen Musa und Stella auf den Hof. Die Musikfee trug einen Jogginganzug, die Lichtfee dagegen eine Weste und Shorts, beides in dunklem Khaki und ziemlich knapp, und dazu Wanderschuhe. Es war dasselbe Outfit, das die Feen normalerweise zu Schulausflügen in die Natur trugen.

„Seid ihr soweit?“ fragte Bloom.

„Ja, auch wenn Stella sich mal wieder fast in ihrem Kleiderschrank verirrt hätte.“ antwortete Musa.

Stella grinste nur verlegen darauf.

„Wartet, ich will auch mit!“ hörten die Winx jemanden rufen. Mirta kam über den Schulhof auf sie zugelaufen.

„Bist du dir sicher?“ fragte Stella die Exhexe. „Wir fahren zum Kampftraining in die Wildnis. Und du hast die Feenform doch immer noch nicht drauf.“ Musa stieß sie dafür mit dem Ellenbogen.

„Na und?“ meinte Mirta. „Ihr wollt doch den Kampf gegen Hexen trainieren, oder? Und keine hier weiß besser über den Kampfstil von Hexen bescheid als ich.“

„Da hat sie recht.“ meinte Tecna darauf.
 

In diesem Moment erschienen ein Flugobjekte am Himmel über der Feenschule. Es war ein Shuttle der Roten Fontäne, das zur Landung mitten auf dem Schulhof ansetzt. Die meisten der dort anwesenden Feen gingen zur Seite, nur die Winx, Aysha und Mirta blieben stehen.

Das Shuttle machte kurz vor der Landung eine 180°-Wende und setzte mit dem Heck in Richtung der Mädchen auf. Die große Heckluke öffnete sich und Logan und Bishop standen oben auf der Rampe vor ihnen.

„Was denn, wollen die etwa alle mitfliegen?“ fragte die Spezialistin leicht entsetzt. Sie hatte sich eigentlich darauf eingestellt, mit Aysha alleine zu trainieren.

„Das sind meine Freunde.“ meinte die dunkelhäutige Fee. „Ist doch in Ordnung wenn sie auch mitkommen, oder?“

„Ja, klar…“ antwortete Logan genervt. Dann wandte sie den Feen den Rücken zu und ging ins Cockpit.

„Bitte alle einsteigen.“ rief der Spezialist mit dem lila Pferdeschwanz und die Mädchen gingen an Bord.

„Der wär’ doch was für dich, Musa.“ meinte Stella und zwinkerte ihr dabei zu. Die Musikfee knurrte nur und setzte ein grimmiges Gesicht auf. Als sie jedoch sah, wer da in der Tür zwischen dem Passagierbereich und dem Cockpit stand, erschrak sie.

„Nun macht schon, ich hab’ heute noch was anderes zu tun.“ rief Riven den Mädchen unfreundlich zu.

Musa verkrampfte sich und bebte vor Wut. Wenn sie gewusst hätte, dass Riven mitkommen würde, wäre sie in Alfea geblieben. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre von Bord gegangen, doch in diesem Moment schloss sich die Luke und das Shuttle hob ab.

„Ruhig bleiben, Musa.“ versuchte Flora ihre Freundin zu beruhigen. Zum Glück verschwand Riven sofort durch die Tür, ohne richtig Notiz von ihr zu nehmen. Bishop schien allerdings bemerkt zu haben wie der jungen Fee zumute war.
 

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Zur selben Zeit im Wolkenturm:
 

„Schwestern, ich hab’s!“ rief Icy den beiden anderen Trix freudig zu. „Ich hab’ den perfekten Plan, wie wir die Feen erledigen und uns die Drachenflamme holen werden!“

„Na da bin ich ja mal gespannt.“ meinte Darcy abschätzig. Sie erwartete nicht wirklich, dass dieser Plan besser war als alle anderen die sie zuvor ausgebrütet hatten.

„In diesem Buch hier habe ich einen der schlimmsten Flüche gefunden, die je erfunden wurden!“ fuhr die Eishexe aufgeregt fort. Dabei bemerkte sie nicht, wie Stormy hinter sie schlich, besagtes Buch vom Tisch nahm und kichernd ein anderes an seine Stelle legte.

„Lass hören.“ forderte Darcy ihre Schwester auf.

„Du wirst schon sehen. Beim Lesen lief es sogar mir kalt den Rücken runter!“ meinte Icy. Dann nahm sie das Buch vom Tisch und lass von der aufgeschlagenen Seite vor. „Hört gut zu, Mädels: Man nehme drei Pfund Fleisch und… Was ist den DAS!?! Das ist ja gar nicht mein Zauberbuch!“

Genau diese Reaktion hatte sich Stormy von ihrer großen Schwester erhofft. Sie bekam einen Lachkrampf und ließ sich auf ihr Bett fallen.

Darcy blieb ruhig und warf über Icys Schulter einen Blick auf die Buchseite. „Hm, Königsberger Klopse. Vielleicht… ist es ein Kochbuch.“ stellte sie fest, wobei sie sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

„Ich weiß nicht, was du mit ihr gemacht hast,“ rief die Eishexe ärgerlich und zeigte auf die jüngste der Schwestern, die sich immer noch vor Lachen kugelte, „aber ich will die alte Stormy wieder haben! Wenn mein Plan Erfolg haben soll brauche ich Kämpfer, keine Witzbolde!“

„Lass sie doch. Ein bisschen gute Laune tut unserer Kleinen auch mal ganz gut.“ meinte Darcy darauf. „Weist du nicht mehr: Früher hat sie uns und anderen Kindern immer gerne Streiche gespielt.“

„“Früher“ ist mir jetzt egal!“ fauchte Icy. „Aber ich fand schon damals die Streiche am besten, bei denen sie Sachen von anderen Kids kaputt gemacht hat. Wie auch immer: Wo ist mein Buch!?“

„Gib es ihr, Stormy.“ befahl Darcy.

Die junge Sturmhexe kriegte sich langsam wieder ein. Sie zog das Buch unter ihrem Kissen hervor und warf es Icy zu. Diese Blätterte kurz darin, bis sie die Seite mit dem ausgewählten Fluch wiedergefunden hatte.

„Also, hört zu.“ begann sie. „Der “Seelenfrost“ ist ein magischer Virus, der neben schweren Grippesymptomen auch zu vollständiger emotionaler Isolation führt. Alles, was der Betroffene noch fühlen kann, ist eine eiskalte innere Leere. Damit zwingen wir Bloom in die Knie!“

„Wie? Du willst ihr eine Erkältung auf den Hals hexen? Das ist dein ultimativer Racheplan?“ fragte Stormy ungläubig.

„Um ehrlich zu sein, ich hatte auch eher etwas… nu ja, tödlicheres erwartet.“ fügte Darcy hinzu.

„War ja klar, dass ihr das nicht auf Anhieb kapiert.“ meinte Icy darauf. „Dieser Fluch ist weit mehr als nur eine magische Erkältung. Sie wird Bloom nicht nur nach kurzer Zeit so sehr geschwächt haben, dass sie uns nichts mehr entgegenzusetzen hat, ihre Seele wird dadurch auch noch kälter als meine werden! Wenn sie stirbt ist die Drachenflamme mit ihr verloren, aber mit diesem Zauber werden wir sie nicht nur vollkommen hilflos machen, sondern sie auch unendlich leiden lassen! Und nicht nur sie! Wir werden eine Fee nach der anderen infizieren und sie alle in zitternde Jammergestalten verwandeln! Oh ja, es stimmt was man sagt: Rache genießt man am besten eiskalt! Ahahaha!“

„Diagnose: Totaler Dachschaden.“ dachte Darcy bei sich, obwohl sie ihrer Schwester zugestehen musste, dass ihr Plan nicht nur sprichwörtlich so verrückt war, dass er glatt funktionieren könnte.

„Mag ja sein, dass du deine Rache gerne kalt hättest,“ sagte Stormy mit einem grausamen Grinsen auf dem Gesicht, „aber ich will meine vom Elektrogrill! Überlass diese zwei Sonnenfeen mir!“

„Wie du willst. Du kannst sie haben.“ antwortete sie. „Aber lass dir eines gesagt sein: Noch so ein dämlicher Streich und ich probiere den Seelenfrost zuerst an dir aus!“

Das Grinsen verschwand augenblicklich aus Stormys Gesicht. Die Trix hielten normalerweise immer zueinander und hätten niemals einander Schaden zugefügt, doch wenn Icy so eine Phase wie jetzt durchmachte war sie zu allem fähig. Stormy war eigentlich diejenige, die für ihr hitziges Gemüt bekannt war, aber tatsächlich war Icy die labilste der drei. Und Stormy wusste, dass sie diese Drohung besser nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.
 

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Das Shuttle mit den Feen und Spezialisten an Bord flog zügig über die scheinbar endlosen Wälder. Der Flug verlief ruhig, zumindest für die meisten von ihnen.
 

Logan betrachtete die Passagiere mit grimmigem Blick. Genau die Art, die sie so verachtete: Girlies. Die Spezialistin sah wie sich drei von ihnen, eine Blonde, eine Rothaarige und eine mit hellbraunen Haaren, miteinander unterhielten und dabei andauernd kicherten. Gruppen von lachenden Mädchen waren ihr suspekt, denn sie hatte dabei immer das Gefühl, dass sie sich über sie lustig machten. Ganz egal worüber sie tatsächlich redeten und lachten, es war ihr einfach unangenehm. Außerdem erschien es ihr albern.

Logan ließ ihren Blick weiter schweifen. Da war eine mit auffälligen, magenta gefärbten Haaren, die auf einem kleinen Taschencomputer herumtippte. Wahrscheinlich der selbe Typ wie Timmy: Superschlau, aber nutzlos wenn’s zur Sache ging. Diese Art konnte nur denken und schlau daherreden, aber nicht schaffen.

Zwei weitere Mädchen saßen beieinander. Die eine hatte rote Haare und punkige Klamotten, die andere trug ihre schwarzen Haare als Zöpfchen und hatte einen ähnlich genervten Gesichtsausdruck wie sie selbst. Diese Gothic-/Punk-/Metal-, was auch immer sie war, interessierte Logan jedenfalls. Sie sah zumindest nicht wie ein Girlie aus, allerdings war ihr Verhalten nicht sehr vielversprechend. Wenigstens war sie kein Mainstream-Modepüppchen wie die anderen, schlimmstenfalls ein Poser. Logan hatte eigentlich nicht erwartet, dass es auch solche Mädchen in Alfea gab. Das heißt, wenn sie denn überhaupt eine Fee war. Diesen düsteren, wilden Look fand man eigentlich eher an der Wolkenturm-Schule. Und obwohl sie niemanden von dort persönlich kannte waren ihr die Hexen im Grunde wesentlich sympathischer als die meisten Feen.

Das andere Mädchen, das mit dem grimmigen Gesicht, schien wegen irgendwas ziemlich beleidigt zu sein. Noch so eine Unart. Wenn Logan ein Problem hatte, dann schmollte sie nicht, sondern löste es - normalerweise durch KO.

Und Aysha? Aysha war im Grunde die schlimmste von allen! Sie war eines dieser süßen, naiven, ahnungslosen Dinger; eine die man für jede Kleinigkeit an die Hand nehmen musste und die beim geringsten Stich gleich losheulte. Logan HASSTE diese Art, fast ebenso sehr wie tyrannische Zicken; ihre Lieblingsfeinde. In einem Punkt waren sie sogar noch schlimmer: Man konnte sie nicht verprügeln um sie loszuwerden. Und wenn sie noch solche Nervensägen waren, Logan hätte es niemals übers Herz gebracht, einem Mädchen wie Aysha wehzutun. Konnte man einem Kätzchen böse sein, wenn es einem im unpassendsten Moment auf den Schoß sprang? Oder einem Hündchen, weil es auf den Teppich gemacht hat? Mit diesen Mädchen war es genauso: Man konnte ihnen einfach nichts abschlagen, denn sie waren ja so hilflos und hatten diese verflucht süßen Kulleraugen of DOOM.

„Warum ich?“ dachte Logan. „Warum musste ich mir diese kleine Heulsuse aufladen? Und warum zum Darkar musste sie noch mehr Nervensägen anschleppen?!“
 

„Jetzt komm schon, Musa! Du willst doch jetzt nicht wirklich den ganzen Tag sauer sein, nur weil Riven hier ist, oder?“ versuchte Mirta ihre Freundin aufzumuntern.

Musa knurrte als Antwort nur. Sogar wenn jemand Riven nur erwähnte konnte ihr das schon mit ziemlicher Sicherheit die Laune verderben. Warum, das verstand sie selbst nicht. Einerseits spürte sie einen starken Drang danach, ihm nahe zu sein, sich an ihn zu klammern und nie wieder loszulassen. Andererseits wollte sie nichts mit ihm zu tun haben und möglichst weit von ihm weg sein; nicht einmal an ihn denken und sich ihm höchsten nähern um ihm eine zu scheuern. Es war als wären sie zwei Magneten, die sich nicht entscheiden konnten ob sie sich anziehen oder abstoßen sollten.

Enttäuscht musste Mirta erkennen, dass sich Musa nicht umstimmen ließ und entschied sich, sie in Ruhe zu lassen.
 

„Der Typ mit den lila Haaren ist doch süß, oder? Genau richtig für unsere Musa, oder was meint ihr?“ fragte Stella. Wenn es ums Tratschen ging, noch dazu über Jungs, dann war sie in ihrem Element.

„Ich weiß nicht.“ meinte Bloom. „Von Haaren kann man da doch nicht wirklich sprechen. Ich meine, er hat bis auf diesen Pferdeschwanz eine Glatze. Und diese Punkte auf seiner Stirn… Irgendwie macht der einen komischen Eindruck auf mich.“

„Ich denke, wenn hier einer zu Musa passen würde, dann der da.“ mischte sich Tecna ein und deutete auf den Piloten des Shuttles: Einen hochgewachsenen, rothaarigen Jungen, wenn man ihn denn so nennen konnte. Immerhin hatte er schon einen Bart.

„Der kommt mir komisch vor.“ antwortete Stella. „Er wirk jedenfalls nicht besonders freundlich.“

„Vielleicht ist er es doch. Wir sollten erst mal versuchen, etwas über die Jungs zu erfahren, bevor wir sie beurteilen.“ meinte Flora darauf.
 

„Achtung! Da vorne ist unser Ziel.“ rief der Pilot. Vor den Augen der Feen und Spezialisten kam ein Plateau in sicht, das aus dem Wald herausragte wie eine Insel in einem grünen Meer. Genau in der Mitte lag etwas, dass nach einer Ruine aussah, doch genaueres war nicht zu erkennen. Beim Näherkommen sahen sie jedoch, dass der scheinbar so flache Berg ziemlich uneben war, fast schon ein kleines Gebirge für sich. Dennoch gab es in einer der Vertiefungen genug Platz für das Shuttle um zu landen.
 

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„Wow, ist das schön hier!“ sagte Mirta beim aussteigen.

„Ich weiß nicht.“ meinte Bloom darauf. „Es sieht mir hier doch ziemlich wild und trostlos aus.“

Die Landschaft bestand fast ausschließlich aus zusammengewürfelten Felsformationen, dazwischen vereinzelter Pflanzenbewuchs und an manchen stellen sogar kleine Wäldchen. Alles wirkte natürlich und unberührt, aber auch sehr unübersichtlich und ein wenig unheimlich.
 

„Also, hört zu!“ rief Logan den versammelten Mädchen zu. „Ich bin Logan, der Anführer dieses Spezialistenteams. Und ja, ich bin ein Mädchen! Keine Fragen oder Kommentare darüber! Jedenfalls bin ich hier für euch verantwortlich, also tut ihr, was ich sage. Verstanden?!“

„Is’ ja wie in der Armee hier…“ flüsterte Stella Bloom zu.

„Ich jedenfalls bin hier um zu trainieren.“ fuhr Logan fort. „Was ihr Mädels macht ist mir egal, aber es gibt gewisse Dinge, auf die ihr achten solltet. Erstens: Das Gelände hier ist sehr unübersichtlich, sogar aus der Luft. Keine von euch geht hier allein los. Wenn euch was passiert und keiner weiß wo ihr seid, sieht’s hier verdammt schlecht für euch aus! Zweitens: In der Mitte des Plateaus ist eine alte Burgruine. Seid dort besonders vorsichtig und geht auf keinen Fall in die Gewölbe runter! Ich hab’ keine Lust euch auszugraben, wenn ihr verschüttet werdet! Drittens: Wenn ihr hier irgendwas braucht oder Heimweh kriegt; vergesst es! So ein Shuttle leiht man sich nicht so einfach aus wie ein Buch in der Bibliothek. Ich werde diese Chance jedenfalls nicht einfach verstreichen lassen. Heute Abend fliegen wir zurück. Bis dahin; beschäftigt euch und geht mir nicht auf die Nerven! Komm Aysha, wir haben zu tun.“

Zögerlich trat Aysha vor. Sie hatte nun tatsächlich ein bisschen Angst vor Logan. Die sanfte Riesin von gestern schien verschwunden zu sein. Nun wirkte sie so hart wie die Felsen um sie herum.
 

„Also dann, ich hau’ ab!“ rief Riven über die Köpfe der Feen hinweg.

„Komm bloß nicht wieder!“ antwortete Logan ihm.

Kurz darauf startete eine der im hinteren Teil des Shuttles geparkten “Crows“ und flog mit dem Spezialisten an Bord davon.

„Wohin will der Junge denn?“ fragte Aysha.

„Zu dieser Schlampe von einer Hexe, die er seine Freundin nennt.“ antwortete Logan grob.
 

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Bloom, Mirta und Tecna waren die einzigen, die sich wie Logan und Aysha dem Training widmeten. Bloom wollte stärker werden und ihre Magie besser kontrollieren lernen, Mirta übte ihre Verwandlung und Tecna analysierte das ganze und gab ihnen Tipps.

Stella, Flora und Musa beobachteten derweil die beiden anderen Spezialisten. Zumindest Stella tat es, den Musa war viel zu aufgewühlt und Flora kümmerte sich um sie.
 

Der rothaarige Spezialist stand allein am Rand des Plateaus und starre in den Wald hinunter. Schon seit einer halben Stunde stand er nun da; die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht unbewegt und ausdruckslos. Einzig seine langen, roten Haare bewegten sich im Wind. Doch auf einmal war es vorbei mit der Ruhe.

„Hi!“ hörte er eine fröhlich klingende Mädchenstimme rufen. Er bemühte sich, sie zu ignorieren, doch schon stand das Mädchen neben ihm. Es war die blonde Alfea-Schülerin. „Sag mal, was gibt’s denn da unten so interessantes zu sehen?“ fragte sie.

„Wie wäre es, wenn du still sein und mal genau hinschauen würdest?“ schlug der Spezialist vor.

Eine Weile schaute Stella in die Landschaft: Ein grünes Tannenmeer und braune Berge am Horizont. „Also ich kann nichts besonderes erkennen.“ sagte sie schließlich.

„Das ist dein Problem: Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ antwortete er.

„Na, du hast ja ’nen netten Humor.“ meinte sie sarkastisch.

Nun sah sie der Spezialist endlich direkt an. „Was genau willst du von mir?“ fragte er die Fee genervt.

„Eigentlich wollte ich ein bisschen was über dich erfahren.“ sagte sie. „Wie heißt du eigentlich?“

„Man nennt mich Wolf.“ antwortete er und schaute wieder in den Wald hinunter.

„Netter Name.“ meinte Stella. „Wie bist du denn zu dem gekommen?“

„Wolf ist die Kurzform von Wolfgang.“ antwortete er knapp. „Wieso willst du das eigentlich wissen?“

„Na ja, ich will dich eben etwas besser kennen lernen.“ antwortete sie.

Nun sah er sie wieder an. „Ich finde, du bist etwas zu jung für mich.“ Wobei er mit “jung“ vor allem “unreif“ meinte.

„Es geht ja auch nicht um mich, sondern um… eine Freundin von mir.“ beteuerte Stella.

Wolf hob eine Augenbraue. „… sicher.“ meinte er.

„Sag mal, kann es sein, dass du irgendwie schlecht drauf bist?“ fragte sie ihn.

„Kluges Mädchen.“ antwortete er sarkastisch. „Ich wollte hier in aller Ruhe die Natur genießen, doch dann bist du aufgetaucht.“

„Hey, ich wollte nur einem wirklich netten Mädchen helfen, das dringend einen Freund braucht!“ antwortete sie leicht beleidigt darauf. „Aber scheinbar hast du ja kein Interesse daran.“

Mit diesen Worten wandte sich Stella zum gehen. Doch kaum dass sie ein paar Schritte gegangen war, antwortete Wolf ihr: „Das letzte Mädchen, das meine Freundin wurde, ist tot.“

„Oh… Tut mir leid. Das wusste ich nicht.“ antwortete sie, verlegen und mitfühlend zugleich.

„Ist schon okay.“ meinte Wolf. Seine harte Stimme hatte einen traurigen Ton angenommen. „Sie hieß Vivian, aber ich hab’ sie Vivi genannt.“ sagte er und holte ein Foto hervor, auf dem er mit einem hübschen Mädchen im Arm zu sehen war. Sie hatte lange, schwarze, etwas verstrubbelte Haare und einen blau gefärbten Pony. Wolf selbst trug auf dem Foto eine schwarze Lederjacke und hatte seine andere Hand auf etwas, was wohl der Lenker eines Hoverbikes war. „Wir waren Biker und lebten ein freies, sorgloses Leben, immer auf der Suche nach Abenteuern.“ erzählte er. „Die Zeit zusammen war die schönste unseres Lebens und wir dachten, sie würde ewig währen. Doch dann…“ Er machte eine kurze Pause. „Wir waren in Wildland unterwegs und campierten irgendwo mitten im Wald. In dieser Nacht kam ein Troll in unser Lager. Wir wollten unsere Bikes erreichen und fliehen, doch Vivi war starr vor Angst. Und dann hat dieses Monster sie einfach erschlagen. Ich konnte sie nicht retten.“ Bei diesen Worten rann eine einzelne Träne über das Gesicht des Jungen.

Stella hatte Mitleid mit ihm. Am liebsten hätte sie ihren Arm um ihn gelegt, doch sie wusste, dass das in dieser Situation unpassend gewesen wäre: Sich von einem anderen Mädchen über den Tod seiner Freundin hinwegtrösten zu lassen. Stella war zwar oft ziemlich ungeschickt, aber wenn es um Gefühle ging bewies sie durchaus Taktgefühl – manchmal zumindest.

„Vivis Tod war meine Schuld.“ fuhr der Spezialist fort. „Wenn ich etwas vom Kämpfen verstanden hätte, dann hätte ich sie retten können. Deshalb gab ich mein Bikerleben auf und wurde Schüler an der Roten Fontäne; um zu lernen, wie man Menschen beschützt und Leben rettet. Und ich habe mir geschworen, kein anderes Mädchen zu lieben, solange ich sie nicht immer und überall beschützen kann. Solange bleibe ich ein einsamer Wolf.“
 

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Währenddessen, in einem anderen Teil des Plateaus:
 

Musa hatte sich trotz Logans Warnung von den anderen entfern. Sie wollte einfach allein sein. Hinter einer der Felsformationen setzte sie sich hin, rollte sich zusammen und verbarg ihr Gesicht in ihren

Armen.

„Musa, weinst du?“ fragte Flora, die ihr gefolgt war, mitfühlend.

„Nein!“ antwortete die junge Musikfee gereizt. „Zum Mitschreiben: Ich werde NICHT wegen Riven heulen!“

„Ich weiß ja, dass du sauer auf Riven bist. Aber eigentlich hast du doch gar keinen Grund dazu. Es ist doch sein gutes Recht, mit Darcy zusammen zu sein.“

„Ich bin nicht sauer weil er mit dieser Hexe zusammen ist.“ meinte Musa, immer noch völlig verkrampft. „Ich bin sauer, weil er mir das Herz gebrochen hat und jetzt auf den Scherben rumtrampelt! Er und Darcy wissen genau, wie sehr sie mir wehtun!“ Dabei brach das Mädchen nun doch in Tränen aus und Flora musste sie in den Arm nehmen.

„Das stimmt doch überhaupt nicht, Musa.“ sagte sie. „Ich glaube, die zwei haben gar keine Ahnung wie du dich fühlst. Ist es nicht so, dass Riven sich in Darcy verliebt hat, noch bevor du dir überhaupt sicher warst, dass du ihn magst?“

„Ich mag Riven nicht!“ widersprach Musa. „Und ich bin mir sicher, dass er sich nicht richtig in diese Hexe verliebt hat! Sie hat ihn sicher nur verzaubert, um ihn für irgendeine Schandtat zu benutzen! Oder glaubst du etwa, dass jemand wie Darcy dazu fähig ist zu lieben?!“
 

„Du darfst dich nicht deinem Hass hingeben.“ hörten die beiden Mädchen eine ruhige Stimme sagen. Dann sahen sie, wie Bishop hinter den Felsen hervortrat.

„Was mischst du dich denn da ein!?“ fragte Musa verärgert.

„Ich habe mitbekommen, wie dir zumute ist und ich will dir helfen.“ antwortete der Spezialist.

„Dann hau’ Riven von mir eine rein! Damit wäre mir geholfen!“ meinte sie und drehte ihm den Rücken zu.

„Gewalt ist selten eine Lösung,“ meinte er, wobei er seinen ruhigen Ton beibehielt, „schon gar nicht in der Liebe.“

„Was weist du den schon von Liebe, Mönch?“ fragte Musa unfreundlich.

„Mehr als du ahnst.“ antwortete er. „Zumindest kenne ich mich mit Gefühlen aus. Und ich weiß, dass eine Fee nicht hassen sollte. Gerade die Trix sind da ein gutes Beispiel.“

„Die Trix sind Hexen.“ antwortete sie. „Für die ist das normal.“

„Ja, Hexen verwenden dunkle Magie, die auf dunklen Gefühlen basiert. Weist du eigentlich, was sie damit für eine schwere Bürde tragen?“

Musa schaute ihn fragend an.

„Anders als Feen beziehen Hexen die Kraft für ihre Magie aus negativen Gefühlen. Schwarze Magie verleiht große Macht, ist aber auch sehr gefährlich, vor allem für ihre Anwender. Sie müssen ihre Gefühle und damit ihre Energie stets im Gleichgewicht halten. Wenn die positiven Gefühle überwiegen werden sie schwächer und verlieren vielleicht sogar ihre Kräfte. Überwiegen jedoch die negativen Gefühle wächst ihre Macht und viele machen den Fehler, dies als etwas gutes misszuverstehen. Sie steigern sich in ihre Traurigkeit, ihren Zorn und ihren Hass hinein um immer Stärker zu werden. Doch irgendwann verlieren sie die Kontrolle und die Dunkelheit ergreift besitz von ihnen. Sie werden verrückt und können keine positiven Gefühle mehr empfinden. Ihr Leben ist dann nur noch ein schwarzer Abgrund aus Trauer, Wut und unendlichem Schmerz.

Wie ihr vielleicht wisst wurde die Wolkenturm-Schule gegründet, um junge Hexen vor diesem schrecklichen Schicksal zu bewahren. Aber leider wagen immer wieder einige von ihnen das Spiel mit der dunklen Macht. Und sie alle verlieren dabei, wenn man ihnen nicht rechtzeitig hilft – ihren Verstand und ihre Seele.“

„Tolle Predigt.“ meint Musa sarkastisch. „Aber ich denke, du hast was übersehen: Ich bin eine Fee, keine Hexe! Und es ist noch nie passiert, dass ein Fee der dunklen Seite verfallen ist!“

„Möchtest du die erste sein?“ fragte Bishop ruhig. „Es wäre ein schwerer Fehler zu glauben, dass Feen immun gegen den Einfluss dunkler Gefühle sind. Du spürst es doch schon jetzt; wie dein inneres vor Wut zu glühen scheint, wie der Hass deine Seele zerfrisst. Es tut weh, oder?“

„Ja… sehr weh sogar.“ antwortete Musa zögerlich.

„Dann halt dich nicht daran fest.“ erklärte er. „Ich weiß; gerade wenn man sich verloren und einsam fühlt neigt man dazu, sich an alles zu klammern, selbst wenn es die eigenen Schmerzen sind.“

„Aber… ich will Riven nicht aufgeben!“ rief Musa und Tränen traten wieder in ihre Augen. „Ja verdammt, ich liebe ihn! Und ich will dass er mein Freund ist, nicht Darcys!“

Tröstlich nahm Bishop das zitternde Mädchen in seine Arme. „Ist ja gut.“ flüsterte er ihr zu. „Es ist nichts falsch daran, ihn zu lieben. Aber gib dich nicht deiner Eifersucht hin. Hasse ihn nicht dafür, dass er eine andere liebt. Und hasse Darcy nicht dafür, dass sie in seinem Herzen ist. Hass bringt immer nur Schmerzen mit sich. Wenn du dich an etwas festhalten willst, dann an der Liebe.“

„Aber er wird mich nicht lieben, solange er mit ihr zusammen ist.“ schluchzte sie.

„Dann ist es eben so.“ sagte er. „Ich weiß, es klingt nicht sehr tröstlich, aber wenn Riven und Darcy sich lieben, dann solltest du ihrem Glück nicht im Weg stehen – und deinem auch nicht. In unserem Alter dauern Beziehungen oft viel zu kurz. Wer weiß schon, wie lange sich die beiden lieben werden? Vielleicht ist es die Liebe ihres Lebens, vielleicht sind beide schon bald wieder allein. Um das Glück in der Liebe zu finden, musst du offen sein und es überall suchen. Nur so kannst du hoffen, die Liebe deines Lebens zu finden.“

„Du meinst, ich muss Riven vergessen?“

„Nein. Ich meine nur, dass er nicht der einzige Junge ist, mit dem du glücklich sein kannst. Lass ihn und Darcy zusammen glücklich sein, solange sie können, und halte deine Augen und dein Herz offen. Dann wirst auch du die Liebe finden, die du dir wünschst.“

„Na, wenn sie das mal nicht gerade getan hat.“ dachte Flora und lächelte dabei.
 

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Zur selben Zeit landete Riven seinen Flieger gerade auf einer Plattform des Wolkenturmes. Er war kaum ausgestiegen als Darcy schon auf ihn zulief. Ihre Schwestern standen derweil mit grimmigen Gesichtern in einiger Entfernung.

„Ich hab’ dich so vermisst!“ rief Darcy, während sie ihrem Freund um den Hals fiel.

Dieser nahm sie zärtlich in den Arm und antwortete: „Ich dich auch, Darcymaus.“

Anschließend küssten sie sich.
 

„Ich unterbreche diese romantische Szene ja nur ungern,“ meinte Icy, was nicht wirklich stimmte, „aber “Darcymaus“ hat heute leider keine Zeit.“

„Ach komm schon, Icy!“ antwortete sie mit flehendem Blick. „Es ist schon fast eine Woche her, das wir zusammen aus waren. Kann das wirklich nicht noch wenigstens einen Tag warten?“

„Nein, kann es nicht!“ rief die Eishexe wütend. „Ich hab’ diese Sache fast einen Monat lang geplant und wir werden das heute und jetzt durchziehen!“

„Was hat sie denn geplant?“ fragte Riven.

„Das selbe wie immer:“ antwortete Darcy und verdrehte dabei die Augen. „Wir versuchen die Weltherrschaft an uns zu reißen.“

„Na wenn’s nur das ist.“ meinte er darauf. Er hatte genug Zeit mit den Trix verbracht und wusste bestens über ihren verrückten Plänen bescheid – und davon, dass sie nie funktionierten. „Könnt ihr dabei nicht mal auf Darcy verzichten? Wir haben für heute nämlich auch einiges geplant.“ sagte er und schaute seiner Freundin dabei liebevoll in die Augen.

„Es wird sicher ein wunderschöner Abend.“ antwortete diese verträumt.
 

„Oh ja, das wird es! Aber für UNS!“ rief Icy wütend, zog ihre Schwester von Riven weg, hielt sie fest und sah ihr tief in die Augen. „Jetzt hör mal gut zu, du kleine Opportunistin!“ sagte sie in bedrohlichem Ton, der Darcy sichtbar erschreckte. „HEUTE ist der Tag an dem wir die Feen endgültig besiegen werden und du hast NOCH die Ehre, dabei auf unserer Seite zu sein! Aber eines sag’ ich dir: Wenn du jetzt kneifst waren wir die längste Zeit Schwestern!“

So hatte Darcy ihre große Schwester noch nie erlebt; in den ganzen 16 Jahren nicht, in denen sie sich kannten. In den Augen der Eishexe funkelte etwas, das man nur als eiskaltes Feuer beschreiben konnte. Was sie bisher immer nur abschätzig vermute hatte war für sie nun schreckliche Gewissheit geworden: Icy war wahnsinnig und zu allem bereit. Nicht ihre Drohung, sondern viel mehr das Entsetzen darüber, ihre Schwester so zu sehen, ließ Darcy vor Angst zittern.

In diesem Augenblick ging Riven dazwischen. Er trennte die beiden Hexen und nahm die immer noch vor Entsetzen gelähmte Darcy wieder in den Arm. Sie fühlte sich Kalt an, beinahe so als hätte sie etwas von Icys Aura abbekommen.

Die Eishexe entspannte sich derweil wieder etwas und sah ihre kleine Schwester mit schadenfrohem Grinsen an. „Du willst uns wohl nicht helfen, oder Riven?“ fragte sie.

„Du kennst unsere Abmachung, Icy.“ antwortete der Spezialist ernst. „Ich erzähle euch, was an der Roten Fontäne so läuft, aber was ihr macht ist eure Sache. Ich will gar nicht wissen, was für einen Irrsinn du diesmal ausgebrütet hast.“

„Ich sag’s dir trotzdem. Stormy!“
 

Die junge Sturmhexe hatte bisher Abstand gehalten. Wenn Icy so drauf war wie jetzt tat man gut daran, ihr nicht zu nahe zu kommen. Auf den direkten Befehl der Eishexe näherte sie sich nun aber doch und trug dabei einen lilafarbenen Stoffbeutel heran.

Icy griff hinein und zog eine kleine, braune Kugel heraus. „Golemkerne.“ erklärte sie. „Man wirft sie auf den Boden und sie erschaffen sich selbstständig einen Körper aus den Materialien, die gerade in der Nähe sind: Steine, Pflanzen, Metallschrott; ganz egal. Eine Instant-Monsterarmee!“

„Und ich nehme an, gleich sagst du mir, was ihr mit den Dingern vorhabt.“ sagte Riven in gelangweiltem Ton.

„Na was wohl: Wir greifen Alfea an!“ antwortete sie.

„Was!?“ Das hatte Riven nicht erwartet. Selbst mit noch so vielen von diesen Monstern; die Feenschule direkt anzugreifen war schlicht und einfach Wahnsinn. Das konnte einfach nicht funktionieren!

„Niemand kann uns aufhalten! Noch bevor die Sonne untergeht gehört die Drachenflamme uns!“ rief Icy triumphierend. „Und die folgende Nacht wir niemals mehr enden! Ahahahaha!“

„Das ist genauso schwachsinnig wie sinnlos.“ meinte er. „Selbst wenn ihr Alfea zerstören könntet, Bloom und ihre Drachenflamme würdet ihr nicht bekommen.“

„Was!?! Wie kannst du es wagen, an unserem Sieg zu zweifeln!?“ schrie sie ihn an.

„Weil Bloom gerade nicht in Alfea ist!“ antwortete Riven genervt. „Sie und ihre Freundinnen sind auf dem Plateau, trainieren.“

„Soll das heißen, diese widerlichen kleinen Feen sind ganz allein mitten in der Wildnis?!“ rief die Eishexe freudig überrascht.

„Nicht ganz: Der Rest von meinem Team ist noch bei ihnen.“ antwortete er.

„Nur fünf Feen und drei Spezialisten! Ha! Noch einfacher ging’s wohl nicht.“ sagte Icy. „Okay Mädels; Planänderung! Wir fliegen zum Plateau!“

Darcy schaute Riven mit großen, traurigen Augen an. Er wusste, das sie überhaupt keine Lust auf einen Kampf hatte und viel lieber mit ihm einen romantischen Abend verbringen würde, doch Icy ließ ihr keine Wahl.

„Und du kommst mit!“ rief die Eishexe und zerrte Darcy an den Haaren aus Rivens Armen.

„Au, lass los! Ich komm’ ja schon!“ jammerte sie.
 

Riven konnte den drei Hexen nur hinterherschauen. Vielleicht hätte er sich mehr für Darcy einsetzen sollen, aber gegen Icy hätte er keine Chance gehabt. Es wurmte ihn zwar, dass er dieser Zicke unterlegen war, aber er war eben nun mal nur ein Krieger. Und letzten Endes war Icy eben auch ein Mädchen und selbst wenn er die Fähigkeiten dazu gehabt hätte, hätte er es einfach nicht fertiggebracht ihr wehzutun.

Aber er war sich auch sicher, dass sich die Schwestern wieder vertragen würden. Die drei stritten sich dauernd, aber wenn es darauf ankam hielten sie zusammen wie Schwech und Pefel. Die Trix waren nicht einfach nur drei verrückte Hexen; sie waren eine starke, unzertrennliche Familie. Darcy hatte ihm erzählt, was ihre Eltern ihnen damals angetan hatten. Seitdem hingen die Mädchen sehr aneinander. Für jede von ihnen waren die beiden jeweiligen Schwestern alles, was ihnen im Leben Halt gab. Sie hatten damals alles verloren, außer einander und ihrem Wunsch nach einer Welt, in der ihnen niemand etwas vorschreiben oder ihnen wehtun konnte.

Doch so stark und gerissen sie auch waren, verglichen mit den bösen Hexen und Zauberern der Vergangenheit waren die Trix Witzfiguren. Ihr Plan würde garantiert wieder fehlschlagen und sie würden wieder einmal als Verliererinnen heimkehren. Und dann würde Riven seine Darcy trösten und Icy und Stormy ihrem Ärger überlassen.

Aber dennoch: Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es heute nicht ganz so laufen würde wie sonst.
 

Ende Kapitel 5
 

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Kommentar des Autors:
 

Zu allererst möchte ich mich bei all meinen Lesern entschuldigen. Ich hatte wirklich nicht vor, euch so lange warten zu lassen. Der Grund dafür war eine ganze Reihe persönlicher Probleme, über die ich hier nicht sprechen möchte. Jedenfalls hatte ich deswegen einiges von meinem Elan verloren und mir war lange nicht nach Schreiben oder Zeichnen zu Mute. -.-

Zumindest habe ich jetzt endlich dieses Kapitel fertiggeschrieben. Es kommen noch mindestens zwei, aber wie lange ich dafür brauche kann ich jetzt noch nicht sagen. - -°
 

MusaxBishop? Ob das funktionieren würde? Abwarten! ^^

Zur Information: Bishop und Wolf sind offizielle Charaktere von Winx Club! Sie waren beim Kampf um die Rote Fontäne im Finale der ersten Staffel dabei und Bishop war auch noch mal kurz bei Musas Konzert in der zweiten Staffel zu sehen. Ich fand die beiden sehr interessant und habe sie daher in meine alternative Geschichte eingebaut. Leider waren sie im Original nur Statisten, also musste ich ihre Persönlichkeiten frei erfinden – genau so, wie ich es schon mit Aysha gemacht habe.
 

Bishop könnte man als eine Art Jedi Ritter betrachten. Er hilft anderen aus Überzeugung, bleibt aber immer auf Distanz und behält seine eigenen Gefühle lieber für sich. Fraglich also, ob er mit Musa eine Beziehung anfangen würde. Außerdem scheint er ein kleines Geheimnis zu hüten.
 

Wolf ist ein tragischer Einzelgänger – so einer, wie man ihn sonst eher in einem Western oder einer Samuraistory finden würde. ^^°

Aber wie ihr sehen konntet ist er alles andere als gefühlskalt. Zwar gibt er normalerweise vor, nur aus Pflichtgefühl zu handeln, aber seine Freunde bedeuten ihm wirklich etwas.
 

Im nächsten Kapitel werden dann also die Winx und die Trix wieder einmal aufeinander treffen. Ob Riven wohl recht behält und die Hexen wieder mal verlieren? Oder werden Icys neue Zauber diesmal das Blatt wenden können? Und außerdem werden ja auch noch Aysha, Mirta, Bishop, Wolf und ganz besonders Logan mitmischen!
 

Das nächste Kapitel kommt hoffentlich bald - wenn mir nicht wieder was dazwischen kommt. Ich will‘s nicht hoffen. ^^°
 

Bis dann.
 

Euer Rokuro.
 

Empfehlung an den Hofhund! ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tombstone
2010-09-02T20:27:57+00:00 02.09.2010 22:27
Klasse Kapi, auch wenns etwas sehr lange gedauert hat es zu schreiben. Ich find Logans Team irgendwie sympatisch. Wolf erinnert mich irgendwie an Wolverine aus X-Men, mit seiner emotionalen distanze und seiner mürrischen Art, und Bishop erinnert irgendwie an Santiago aus Huntik, der war ja auch immer so ein großer Mönch. Naja, wie gesagt: klasse Kapi, besonders die Stelle, in der Icy zeigte, wie wahnsinnig sie ist.

MFG
From the Graveyard

PS: Früher war ich BlueGhost_89


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