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Chalk 'n Cheese

Wenn man das Unerkannte entdeckt
von

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Der Andere

Er nickte und nahm sie auf seine Arme. Emily klammerte sich an ihn und küsste ihn den Hals entlang, während er sie die Stufen zu seinem Zimmer hochtrug.

Doch als sie anfing, an seinem Ohrläppchen zu knabbern, hielt er inne und seufzte auf.

Sie öffnete die Augen.

„Was ist?“

„Das ist meine Schwachstelle…“, sagte er mit zitternder Stimme und lachte leise.

Emily grinste verzückt und setzte nun auch ihre Zunge ein und sog an seinem Ohrläppchen und umkreiste es.

Christopher schwächelte und musste sich am Geländer abstützen, bevor er am Boden kniete.

„Emily…“

„Das man dich so rumkriegen kann…“, säuselte Emily in sein Ohr und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. „Rate mal, wie man mich rumkriegen kann…“
 

Er grinste sie an.

„Da weiß ich glaub ich was…“, flüsterte er an ihr Ohr und ließ sie auf den Boden sinken, während er an ihrem Hals hinabglitt und ihren Duft einzog.

Sie krallte sich an ihm fest und als sie den Boden unter sich spürte, versuchte sie seine Schultern zu fassen, doch erwischte nur noch den Kopf der in Bauchhöhe angelangt war.

Sein heißer Atem drang durch ihren Pulli und sie wurde beinahe verrückt, weil er nichts mehr tat. Er war in der gebückten Haltung über ihr fast erstarrt.

Als sie sich mit den Ellbogen am Boden aufstützte, um Chris anzusehen, sah sie in sein dunkles Gesicht und seine leuchtend-roten Augen. Er kam ihrem Gesicht wieder näher und schloss die Augen.

„Wenn du es wagen kannst, mit einem Vampir zu schlafen…“, sagte er neckisch und öffnete dann wieder seine rot-leuchtenden Augen, die sie in ihren Bann zogen.

„Mit niemand anderem außer dir“, bestätigte sie ihn und küsste seine Nasenspitze.

„Emily…“, seufzte Christopher und beugte sich über sie, um sie ebenfalls ausgiebig zu küssen. Ihre Zungen verknoteten sich beinahe und beiden war die Lust aufeinander deutlich anzusehen.
 

Christopher riss sich aber soweit zusammen, dass er Emily in sein Zimmer trug und sie auf sein Bett legte.

Die Vorhänge waren zugezogen und nur ein kleiner Spalt Licht trat von außen ein.

Emily sah so gut wie nichts, doch hörte ihrer beider Atem wie das Ticken einer Uhr.

Christophers Hände schienen überall zu sein und er sah wohl genau, wo was war, so bestimmt setzte er seine Techniken ein.

Sie fühlte sich fast nutzlos und egoistisch, weil sie nie dazu kam, ihm ebenfalls das zu geben, was er brauchen würde, um dem Abgrund so nahe zu kommen wie sie es im Moment war. Doch konnte sie überhaupt mit ihm mithalten, wenn sie es versuchen würde? Sie fühlte sich unglaublich, obwohl er so sanft zu ihr war und ihr Atem ging nur noch stoßweise.

Versuchsweise tastete sie sich an ihm entlang und er zog sie plötzlich auf sich. Das war ihre Chance.

Ihr war das alles kein bisschen peinlich, obwohl sie immer gedacht hatte, dass gerade beim ersten Mal noch Scham vorherrschte. Doch sie probierte alles aus, was sie in den letzten 18 Jahren an Erfahrungen gesammelt hatte und Christophers Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

Nach kurzem jedoch gewann er wieder die Oberhand und beugte sich nahe an ihr Gesicht heran.

„Ich sollte dran sein, Emily“, hauchte er mit tiefer Stimme. Dann küsste er sie stürmisch.

„Aber…“, entgegnete Emily zwischendurch, doch ihre Lippen wurden immer wieder von seinen versiegelt, bis er sie schließlich wieder atmen ließ.

„Du weißt, was du mir immer gibst. Jetzt bin ich an der Reihe, es dir zurückzugeben. Also genieße es“, flüsterte Christopher mit heißem Atem an ihr Ohr.

Emily nickte keuchend und wand sich unter ihm. Ihr unregelmäßiger Atem heizte Christopher nur umso mehr an und er vergaß beinahe, dass sie noch ein Mensch war und mit der Stärke der Vampire nicht mithalten konnte, die in jedem Bereich Vorzüge bot.

Als Emily endlich ruhiger wurde und ihr Atem flacher ging, legte er sich neben sie und küsste ihre Schulter.
 

Sie hatte ihre Augen geschlossen, reagierte jedoch auf seine Berührung mit einem Lächeln und sah ihn schließlich von der Seite an.

Christopher sah sie sanft an und sie verlor sich beinahe in seinen Augen, als sie seine Stimme vernahm.

„Alles ok?“

Sie nickte. „Mehr als das…“, bestärkte sie mit leiser Stimme.

„Sag mir Bescheid, wenn du … willst“, fügte er hinzu und seine Augen flimmerten hin und her, um jedes Detail in ihrem Gesicht festzuhalten.

„Ich … denke, wenn du Blut brauchst, könnten wir … oder?“

Er stützte sich auf seinem Ellbogen ab und sah auf sie hinunter.

„Das ist eine gute Idee. Macht das Ganze nochmal aufregender …“

Er sah grinsend ins Nichts. Emily schmunzelte und seufzte. Sowas wie heute Nacht hatte sie noch nicht erlebt.

Generell war ihr erstes Mal vor etwa 2 Jahren nicht sonderlich toll gewesen. Doch sie verdrängte die Gedanken daran schnell wieder und kuschelte sich an Christopher.

„Ist dir kalt?“, fragte er sofort und zog die Decke vom Boden über sie und legte sich wieder hin.

Sie schüttelte leicht den Kopf und sog seinen Duft ein so nah an seiner Brust. Sie brummte wohlig und war im nächsten Moment schon in den Schlaf gefallen.

Er legte einen Arm um sie und ruhte sich aus. Ihr regelmäßiger, ruhiger Atem ließ ihn ebenfalls in seine Art von Schlaf sinken. Ein traumloser Wachzustand, der ihn etwas Kraft tanken, aber dennoch für Feinde stets kampfbereit sein ließ.
 

Später am Abend kamen sie zu Anna, die auch Tom eingeladen hatte und die beiden freudig empfing.

Sie bestellten sich Pizza – Chris eine Jumbo-Größe – und sahen sich sämtliche DVDs an.

Christopher musste schmunzeln, als sie sich einen Fantasyfilm mit Vampiren ansahen und war doch ein wenig an Emily und sich erinnert, aber genaue Parallelen sah er nicht.

Eine Stelle kannte er, obwohl er den Film nicht gesehen hatte, und beugte sich zu Emily nach vorn, die zwischen seinen Beinen saß und mitgerissen war von der Szene, die gerade lief.

„Ist das die Stelle, von der du im Zug geredet hattest?“, flüsterte er in ihr Ohr und sah weiterhin zum Fernseher.

Die Hauptdarstellerin sah geschockt in die Kamera und Emily erschrak bei seiner Stimme.

„Ja“, sagte sie kurz und bündig und sah weiterhin nach vorn.

Christopher lehnte sich wieder zurück an die Wand.

Das Mädchen im Film war in einem Wald und sah ihrem Angebeteten nach, der der Vampir war und sie dort zurückließ. Dachte Emily wirklich, dass er ihr so etwas antun konnte? Nur, damit sie in Sicherheit war?

Wahrscheinlich hätte er dasselbe getan, wäre sie kein Vampir und durch seine bloße Anwesenheit in Gefahr gewesen. Aber in diese Lage würden sie nicht kommen. Da unterschied sich die Fiktion von der Realität, zum Glück.

Er seufzte zufrieden auf und beobachtete weiterhin die Mattscheibe, wo sich der Film langsam seinem Höhepunkt neigte und nach mindestens einer Stunde endlich zu Ende war.
 

„Ich könnte den immer wieder schauen!“, seufzte Emily verträumt und reckte sich aus ihrer steifen Haltung.

Tom sprang auf und gähnte.

„Endlich!“, motzte er und erntete böse Blicke von Anna und Emily.

„Der ist toll, klar?“, stellte Anna unweigerlich fest und streckte sich ebenfalls. Tom rollte die Augen.

„Jaja, total realistisch.“

„Also ich fand es sehr realistisch. Stell dir mal vor, wenn Vampire so unter uns leben würden? Ganz unbemerkt und friedlich!“, protestierte Anna und Emily prustete ihren Schluck Cola wieder ins Glas zurück.

Alle Blicke galten ihr; Christopher schüttelte gespielt entsetzt den kopf.

„Du findest es auch unsinnig?“, blaffte sie nun Emily an, die sich ihren Mund mit dem Handrücken abwischte und erschrocken aufsah.

„N-nein, ich … glaub es wäre echt cool! Habs mir nur gerade vorgestellt, sorry“, kicherte sie und stellte das Glas um Luft ringend wieder auf dem Schreibtisch ab.
 

Anna richtete sich entrüstet auf.

„Ihr habt alle keinen Sinn für Romantik! Und Leidenschaft“, fügte sie verträumt hinzu und tänzelte auf ihrem Bett umher.

Christopher sah sie missmutig an.

„Du hast ja mal ganz andere Vorstellungen als der Rest der Welt, was?“ Er schmunzelte und erntete einen fixierenden Blick. Dann sprang sie leichtfüßig vom Bett und landete vor ihm auf dem Boden.

Sie sah ihm tief in die Augen.

„W-was?“, fragte Christopher perplex und wich vor ihr zurück, was sich als schwierig erwies, da er direkt an der Wand saß und es keinen Fluchtweg gab.
 

„Du…“, begann sie flüsternd. „… Wärst ein guter Vampir. Deine blasse Haut…“ Sie tippte auf seine Wangen und Emily bekam hinter ihr große Augen.

Sie würde sein Geheimnis doch nicht etwa rausfinden!?

Dann schob sie Christophers Oberlippe nach oben, doch er hielt still und beobachtete sie misstrauisch.

Er wusste, dass sie nichts rausfinden würde, ganz gleich, was sie an ihm nachsah.

„Deine Eckzähne sind ein wenig spitzer als bei mir oder Tom …“

„Meine sind auch spitzer!“, ertönte es hinter Anna und Emily zeigte ihre Zähne, die relativ normal aussahen, doch auch ihre Eckzähne waren um Haaresbreite spitzer als Annas.

Die betrachtete ihre nur kurz.

„Aber nur unwesentlich. Und du siehst nicht aus wie ein Vampir!“ Sie drehte sich wieder zu Christopher um und sah ihn neckisch an.

„Na los, gib ’s zu, Mr Stone!“, grinste sie.
 

Christopher verdrehte die Augen.

„Anna … was soll der Mist? Komm, leb deine Fantasien an wem anders aus.“ Er wollte sie von sich schieben, doch sie hielt ihm plötzlich ihren Nacken hin. Die Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden und so hätte er freie Bahn gehabt…

„Du bist pervers“, stellte er nur fest und stand dann auf.

„Hey!“, maulte sie und sah ihm nach, doch dann stand sie auf und machte einen Schmollmund.

Tom lachte auf und kam auf sie zu.

„Ich geb ‘s ja zu, ich bin ein Vampir“, sagte er und lächelte Anna schelmisch an. Die fiel theatralisch in seine Arme und beugte sich so zurück, dass er seinen Kopf in ihren Hals beugen konnte und man hörte ein schmatzendes Geräusch.

Christopher und Emily sahen sich grinsend an und ließen die beiden allein. Er hatte in Richtung Balkon genickt und Emily folgte ihm nach draußen.

Sie schlossen die Balkontüre und sahen, wie die beiden langsam auf den Boden zugingen und hinter dem Bett verschwanden.

„Oh je…“, machte Emily und lachte.

„Jep“, stimmte Christopher zu.
 

Es war eine kalte Nacht und nur der Verkehr in weiter Ferne ließ sie nicht totenstill sein. Christopher lehnte sich an die Brüstung und sah hinunter in die Dunkelheit.

Er sagte keinen Ton und Emily war seltsam zumute. Sie lehnte sich an ihn.

„Ist was?“, fragte sie besorgt und streichelte über seinen Arm.

Er schnaubte grinsend aus und umarmte sie.

„Nein. Außer, dass ich dich liebe, ist nichts.“ Er lächelte sie sanft an und sie lächelte nun auch beruhigt und schmiegte sich an seine Halsmulde.

„Wie schmalzig…“, kicherte sie und gab ihm einen Kuss auf den Hals.

„Muss auch mal sein. Wer weiß, wie lange es noch so friedlich sein wird.“ Er räusperte sich.

Emily holte Luft, um etwas zu sagen, doch sie wusste nicht recht, wie sie beginnen sollte und stockte.

„Es“, kam Christopher ihr zuvor, „es ist wegen diesem Krieg zwischen den Ständen. Dieser Vampir im Schnee hatte davon gesprochen...“

„Krieg?“, fragte sie und große Unruhe schwang in ihrer Stimme mit.

Christopher nickte.

„Ich weiß leider selbst nicht wirklich etwas darüber“ – er seufzte – „aber ich werde wohl mit dem Senat reden müssen. Es scheint um alle Schichten von Vampiren zu gehen.“

Emily zog die Augenbrauen hoch. „Schichten?“

„Ja. Die Oberschicht sind die Reinblüter – wie du eine bist. Euer Blut ist rein und unverdorben. Meins dagegen ist menschlicher Natur. Ich wurde von einem abtrünnigen Reinblüter erschaffen, die die Mittelschicht darstellen.“

„Abtrünnig? Wie geht das?“, fragte sie unverhohlen.

„Sie… sahen keinen Sinn darin, weiter bei ihresgleichen zu bleiben. Sie erschufen sich Vampire, also bissen Menschen und ließen ihnen wenigstens ein bisschen Rest Blut im Körper, um sie dann in unseresgleichen verwandeln zu können.“

„Aber…“ Emily sah zweifelnd vom Balkon in die Baumkronen, die sich leicht bewegten. “Warum? Warum haben sie unschuldige Menschen geopfert? Warum blieben sie nicht bei ihrer Schicht?“

Christopher seufzte.

„Naja, ich kann mir vorstellen, dass … einige sich vielleicht in Menschen verliebt haben und sie deswegen weggegangen sind.“ Er sah sie durchdringend an und streichelte ihre Hand, die auf der Balkonbrüstung ruhte.

Emily sah ihn verzweifelt an.

„Dann … werde ich auch abtrünnig werden, Chris“, sagte sie bestimmt und schlang sich um seinen Arm.

Er sah weg von ihr und seine Stimme wurde leiser. „Sag das nicht. Was würdest du deinen Eltern damit antun… und ich glaube… das gerade diese abtrünnigen Reinblüter den Krieg angezettelt haben. Ich bin mir sogar recht sicher.“

Emily schluckte und drückte ihre Wange gegen seine Schulter.

„Ist mir egal.“

Christopher merkte, wie sie anfing zu zittern und befreite seinen Arm aus ihrem Griff, was gar nicht so einfach war. Doch er seufzte genervt und sie schreckte auf und ließ ihn los.

Er drehte sich zu ihr um und sah sie mit einem gequälten Gesicht an.

„Emily … ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird, aber da wir leider total verschieden sind, sicher nichts allzu gutes, auch wenn es das ist, was ich mir mehr als alles andere wünsche, glaub mir.“ Er sah weiter herab und ließ sein Kopf in dieser traurigen Verschränkung.

Emily grinste schief und schüttelte langsam den Kopf.

„Das hätte ich nicht gedacht…“, flüsterte sie enttäuscht. Christopher sah augenblicklich auf. War sie… wütend?

Ihre Augen waren wässrig und ihr Gesicht war hasserfüllt und verzweifelt zugleich.

„Ich versteh schon, Chris…“

Er schnalzte mit der Zunge. „Emily, was willst du eigentlich? Willst du uns beide tot sehen? Weißt du eigentlich, wozu-“

„DAS hätte ich nicht gedacht“, wiederholte sie, doch diesmal rollten ihr die Tränen über die Wangen und die Verzweiflung gewann überhand. Ihr Blick galt nicht Christopher, sie fixierte eine Bodenfliese, um nicht völlig die Beherrschung zu verlieren. So sehr liebte er sie also, dass er nicht einmal um sie kämpfen wollte.

Christopher öffnete den Mund, um etwas zu sagen und streckte den Arm nach ihr aus, doch sie zuckte zurück und sah ihn wieder an.

„Chris… warum bist du so ein Feigling!?“

„Emily!“, platzte er direkt heraus; er hatte geahnt, dass so etwas kam. „Du weißt nicht, was du da sagst! Du weißt nicht, wozu diese Reinblüter in der Lage sind. Es gibt schlimmeres als den Tod, glaub mir! Und das will ich dir nicht antun!!“

„Mir doch egal!“, rief sie heiser und Schluchzer entglitten ihr. „Ich will mit dir zusammen sein, ich will dich… und wenn ich sterben muss…“

„Oh nein, sicher nicht. Dich wird niemand töten.“

„Dann willst du nur deine eigene Haut retten!? Super!“

Christopher schüttelte den Kopf und drehte sich zum Gehen um. Vor der Balkontür hielt er kurz inne.

„Glaub mir, nichts ist mir weniger wert als mein Leben. Aber dir deins zu stehlen…“ Er sah sie traurig an und ging dann in die Wohnung hinein.

Emily stand starr da und sah ihm hinterher. Wie meinte er das jetzt!? Das war doch ein Widerspruch…
 

Doch weiter konnte sie nicht überlegen. Sie war zu verwirrt, ihr Kopf schwirrte und Wut, Verzweiflung, Liebe und Unverständnis prallten aufeinander.

Dann fiel die Tür ins Schloss und von drinnen war Gemurmel zu hören, was lauter wurde.

„War das Chris?“

„Emily?“, rief Anna und kam eilig nach draußen, wo sie ihre Freundin vorfand.

„Emi… was ist passiert?“ Sie sah Emily eindeutig an, dass etwas passiert sein musste und schloss ihre Freundin sanft in die Arme.

„Schon ok… nur eine Meinungsverschiedenheit, glaub mir“, log Emily und versuchte zu lächeln, was ihr mehr oder weniger gelang. Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und als Anna ein Stück von ihr rückte, nahm sie Emilys Gesicht in die Hände.

„Lauf ihm nach. Geht nicht im Streit auseinander. Du weißt nie, ob du ihn nochmal wiedersiehst.“ Anna lächelte sie aufmunternd an und Emily standen wieder Tränen in den Augen. Doch sie schluckte sie herunter und nickte.

Sie eilte an dem verdutzten Tom vorbei, der sich gerade sein Hemd zuknöpfte.
 

Ohne Schuhe und ohne Jacke lief sie hinaus in die kalte Dunkelheit der Straße. Doch Christopher war bereits verschwunden. Niemand war zu sehen oder zu hören.

Sie schlang ihre Arme um sich und überlegte kurz. Sollte sie zu ihm nach Hause rennen? Aber nicht ohne Mantel und Schuhe… aber was würde es bringen? Sie würden sich doch eh nur streiten, oder? Aber Anna hatte schon recht. Besonders, wo es bei den beiden wirklich um Leben und Tod zu gehen schien.

Doch war er wirklich nach Hause gegangen? Und wollte er mit Emily sprechen, wo er doch das Gespräch eben abgebrochen hatte?

Aber sie wollte nicht mit ihm streiten. Nicht auf diese Weise und nicht über dieses Thema.

Dann hörte sie Schritte, die um die Straßenecke bogen. Sie drehte sich blitzschnell um und sah eine männliche Gestalt auf sich zukommen.

Chris!? Nein, er war… größer, kräftiger…

Als der Mann näher kam, erkannte Emily, dass er etwa in ihrem Alter war und ohne sie anzusehen um sie herumging. Er hatte kurzes, dunkelblondes Haar und trug einen schwarzen Mantel, der bis unter sein Kinn zugeknöpft war. Sein Gesicht war von atemberaubender Schönheit. Vollkommen, dachte Emily erstaunt.

Etwas stimmte nicht mit ihm. Er wirkte angespannt, aber ging seltsam langsam, fast gelangweilt.

Emily starrte ihm nach und bemerkte, wie er stehen blieb, den Kopf anhob und sich ein Stück zu ihr umdrehte.

Für einen Augenblick sahen sie sich in die Augen und dann sprach er.

„Besser, Sie gehen wieder rein in dem Aufzug, Lady.“
 

Emily blinzelte verwirrt. Seine dunkle, melodische Stimme harmonierte mit seinem Aussehen und sie war wie gefesselt von seinem Anblick.

Ihr Blick ruhte weiterhin fasziniert auf ihm und er kniff die Augen zusammen, als er sich auch mit dem Rest des Körpers zu ihr umdrehte und langsam zu ihr zurückkam.

Emily war kein bisschen aufgeregt, obwohl ihr Herz schneller zu klopfen begann. Er war ihr keineswegs unheimlich. Sein Aussehen war perfekt, so jemanden hatte sie noch nie gesehen. Er war bestimmt Model oder Filmstar. Und er kam geradewegs auf sie zu. Zu nahe. Eine Schrittweite blieb er vor ihr stehen.
 

„Geht’s dir gut?“, fragte seine samtene Stimme und Emily musste nach Luft schnappen. Das war eindeutig ein Traum von Mann. Seine goldbraunen Augen strahlten förmlich in der Dunkelheit und seine roten, weichen Lippen pressten sich aufeinander, während seine Augenbrauen sich missmutig über seine Augen legten.

Emily wusste vor lauter Glück nicht, was sie sagen sollte. Sie kam sich auf einmal so nichtig vor neben ihm und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, was ihr schließlich gelang.

„Ja“, sagte sie knapp und blinzelte.

Dann lächelte er und seine Augen blitzten.

Plötzlich war Emily mehr als bewusst, wer da vor ihr stand. Und sie sollte sich möglichst schnell aus dem Staub machen, doch ihr Gehirn schaltete sich wieder ab und ihr Herz pochte lauter denn je.

Er war ein Vampir.

Eindeutig.

Und Emily bot sich ihm nur zu gerne als Opfer an, wie er wohl dachte. Und sie war noch nicht abgeneigt, von solch einem überirdisch gut aussehenden Mann berührt zu werden. Alle Gedanken an Christopher schienen wie weggeblasen…

„Dann ist es ja gut“, sagte er knapp, lächelte weiter und sah dann hinter Emily. „Wohnst du hier? Hast du dich ausgeschlossen?“

Sie atmete tief ein und schüttelte sich innerlich. Weg mit den Gedanken, die sie nicht denken durfte!

„Nein, ich besuche jemanden und mein Freund ist…“ Sie schluckte. Chris. Wie konnte sie ihn nur so mit ihren Gedanken an einen fremden Vampir hintergehen., Sofort hatte sie ein schlechtes Gewissen.

„Schade“, hörte sie die melodische Stimme lächelnd sagen und blickte ihn verwirrt an.

„Dass du schon vergeben bist, meine ich.“
 

‚Wow, der nimmt kein Blatt vor den Mund. Irgendwie aufregend…‘
 

Seine Hand näherte sich Emilys Wange und sie ließ ihn gewähren. Sein Blick fesselte sie. Nahm sie gefangen. War ihr seltsam vertraut.

Erst, als sie seine weichen Lippen auf ihren spürte, hörte sie eine leise Stimme in ihrem Kopf… sie kannte die Stimme. Aber… wie war nochmal sein Name?

Eine warme Zunge stieß gegen ihre Lippen und schob sich dann in ihren Mund vor. Die Stimme in Emilys Kopf wurde leiser, doch als sie mit ihrer Zunge gegen die Fangzähne des Vampirs stieß, schrie die Stimme in ihrem Kopf. Es war eindeutig Chris und sie hatte sein Bild vor Augen, als stände er vor ihr.

Keuchend befreite sie sich aus den Armen des Vampirs und atmete schnappend.

Er sah sie ungläubig an.

„Sorry“, flüsterte sie und verschwand im Treppenhaus zu Annas Wohnung.
 

‚Wieso ‚Sorry‘ ?‘, fragte sich Emily kopfschüttelnd auf dem Weg nach oben. Der Vampir hatte sie verführt. Oder?

Und die Entschuldigung galt jetzt eher Chris. Sie hatte ihn betrogen. Sie hatte jemand anderen geküsst, und das fast leidenschaftlich. Sie hatte es zugelassen, dass ein anderer sie anfasste.

Unbewusst liefen ihr Tränen über die Wangen und sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen, lehnte sich an die Wand.

Was nun? Erst einmal beruhigen, damit Anna und Tom nicht zu fürsorglich wurden und sie wieder weinen musste. Dann musste sie unbedingt zu ihm. Hoffentlich war der Typ schon weitergegangen und wartete nicht unten auf sie …

Sie straffte die Schultern und klopfte an die Wohnungstür, woraufhin Anna sie stürmisch begrüßte. Emily erklärte ihr, dass sie nur ihre Sachen holen wollte und dann zu Chris ging. Anna und Tom waren nicht ganz einverstanden, sie alleine ziehen zu lassen und bestanden darauf, sie zu begleiten.

„Viel zu gefährlich, dass du um diese Uhrzeit allein rausgehst. Wir bringen dich hin.“

Emily sträubte sich ein wenig, die beiden mit zu den Vampirbrüdern mitzunehmen, doch sie hoffte das beste.
 

Die Nacht war ruhig, der Schöne Vampir nirgends zu sehen und die Drei schlenderten mit Emily voran die Straßen entlang. Anna wohnte knapp 5 Kilometer von Christophers Haus entfernt.

Als sie nach schier endlosen Minuten dort ankamen, war nirgends Licht im Haus zu sehen.

„Sicher, dass er noch wach ist?“, kam es nun leise von Anna, die mit Tom Hand in Hand hinter Emily stand und misstrauisch das von der Nacht schwarzgefärbte Haus beäugte.

„Sicher“, murmelte Emily nur und drückte mit aller Kraft gegen das Eisentor. Es schwang jedoch so leicht auf, dass sie fast vornüber gepurzelt wäre. Hatte das Tor endlich mal jemand geölt, dass es sich leichter aufschieben ließ? Egal…

Sie führte die beiden voran den überwucherten Vorgarten hindurch zum Haus. Emily wartete, bis die beiden bei ihr an der Haustür waren, bevor sie kräftig klopfte.

Von drinnen waren dumpfe Klänge zu hören, als würde jemand Türen zuschlagen und auf der Treppe poltern.

Anna und Tom wichen ein Stück zurück, doch Emily klopfte nochmals, eindringlicher.

Dann wurde die Tür schlagartig aufgerissen und ein schwach rot leuchtendes Augenpaar erschien, was sofort erlosch und dann war Robin zu erkennen, als er einen Schritt nach draußen trat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pataya
2009-07-27T14:49:03+00:00 27.07.2009 16:49
ohman, du hast ja immernoch nicht weitergeschrieben...-.-...

schade eiegntlich...
Von:  MissPaperJoker
2009-03-27T18:09:57+00:00 27.03.2009 19:09
so ich hab jetzt in 2 tagen den bisherigen FF durchgelesen und es ist eine tolle vampier geschichte! :D ich muss immer schmunzeln wenn du twilight mit einbringstXD
trotzdem ist die story jah total anders, abgesehen von der liebe zwischen vampier und mensch (was ja nun eigentlich auch nicht mehr ganz stimmt) aber das gibt es ja schon so oft, dass man das mit twilight nicht vergleichen kann
auf jeden fall mag ich die vampiere hier in deiner geschichte fast noch mehr als die in bis(s), denn sie sind noooch realistischer!
wie die story ihren verlauf nimmt, finde ich auch mehr als spannend! auch die idee mit dem krieg zwischen den ständen ist toll
ich will jetzt unbedingt wissen, ob der schöne vampier hier noch eine rolle spielt später und was nun wird!!! T___T
schreib schnell weiter! *---*
*FF auf favoliste pack*

:::apple:::

achja... der Robin erinnert mich an einen freund von mirXD dunkle augen, rote kontaktlinsen und der charakter ist genauso wie chis´bruder :D ein punkt mehr, warum ich dieses FF so mag und weiter verfolgen werdeXD
Von:  Pataya
2009-03-22T13:13:29+00:00 22.03.2009 14:13
so, dann will ich endlich auch ma mein kommi dazu abgeben^^...les die ff ja schon ne weile und hab mich noch nicht dazu durchgrungen n paar kommis zu schreiben...tut mir leid...:P

naja, wollt dir nur sagen, dass dir echt einfach krass is und ich sie jedem nur weiter empfehlen kann, der auf vampire-love-stoies steht^^...
ach, ja, ich würd mich seeeeehr freune, wenn de mir denn ne ens schreiben könntest, wenns weiter geht

liebe grüße, ein treuer leser^^...


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