Zum Inhalt der Seite

Verismus

Von hungrigen Herzen und Schlittenfahrten ohne Schnee
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Jonas - Von Abgründen, die keiner sehen will

VI. Jonas - Von Abgründen, die keiner sehen will
 

Abscheu brannte ihm sauer im Mund.

Er verachtete sie. Alle. Es war schon erstaunlich, dass eine einzelne Person dermaßen armselig sein konnte – aber gleich fünf? Oder vielleicht gerade deshalb. Warum nur hatten Gruppen immer das Bedürfnis, besonders cool rüberzukommen?

Die Abgründe der menschlichen Seele sind bodenlos. Sie zu erforschen war ein Abenteuer, das er nicht erleben wollte. Eine Erfahrung, die Mio wohl schon vor langer Zeit gemacht haben musste, denn seine ganze Haltung drückte stoische Verachtung aus.

Die unglaubliche Fähigkeit, selbst jetzt, in einer solchen Situation, auszusehen, als ginge ihn das alles nichts an und als interessiere es ihn nicht im Geringsten, faszinierte Jonas ein weiteres Mal. Hatte dieser Junge eigentlich überhaupt so etwas wie Gefühle?
 

„Was willst du?“ Jonas richtete seine Aufmerksamkeit auf den Wortführer der Gruppe, die er glaubte, schon einmal in dieser Konstellation gesehen zu haben.

Sollte er ihn kennen? Er war sich nicht sicher, überhaupt hatte er wenig Interesse an seinen Mitschülern. Es war ein kleines Wunder, wenn er sich tatsächlich mal an einen Namen erinnerte, denn warum sich etwas merken, das nichts mit seinen Zielen zu tun hatte?

Stress hatte er trotzdem nicht, er kam sogar mit allen gut aus – was vermutlich daran lag, dass er ihnen keinen Grund dafür gab. Ein Kerl wie er, auf eine Weise desinteressiert und ein wenig undurchsichtig, die keine Angriffsfläche bot, genoss scheinbar einen gewissen Respekt. Auch wenn er sich nicht erinnern konnte, sich den je ernsthaft verdient zu haben.

Sein nachdenkliches Schweigen während er den Typen vor sich - Tim? - betrachtete, schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Diese schwer einschätzbare Größe, die er aus unerfindlichem Grunde für seine ‚Kollegen’ zu sein schien, musste etwas Bedrohliches an sich haben.

Jedenfalls brauchte er keine Worte.
 

„Ich ähm… wir wollten…“ Schon fing sein gerade noch so cooles Gegenüber - Marc?? - an, seine lässige Integrität zu verlieren. Jonas würde dieses Phänomen nie ganz verstehen, er hatte doch eigentlich nichts gemacht…?

Was ihn nicht hindern würde, seinen offensichtlichen Einfluss zu nutzen. Allerdings hatte er wirklich keine Ahnung, was er sagen sollte. Was erwarteten diese Kids denn von ihm? Was war er in ihren Augen?

Der unberechenbare Schläger?

Oder einfach der unheimliche Freak, von dem man sich lieber fernhielt?

Also tat er, was er am besten konnte: schlicht die Augenbraue hochziehen – eine Geste, die dermaßen nichtssagend war, dass sie schon wieder unglaublich viel bedeuten konnte. Tim, Marc, Frederick oder wie auch immer er heißen mochte, schien das ganz genauso zu sehen und trat, vielleicht unbewusst, einen hastigen Schritt zurück.

Die Wahrheit hätte sie vermutlich sogar enttäuscht. Denn er, Jonas, war ein Analytiker, ein Sucher, ein Denker, einer der schlicht sein Ziel verfolgte, einer, der kein Interesse an ihren kleinen Machtspielchen hatte.

In diesem Moment kam Mio auf die Beine.

Was scheinbar außer Jonas niemandem aufzufallen schien und vielleicht war das ja auch besser so. Der Junge wirkte im Augenblick so dermaßen zerbrechlich, dass Jonas – gerade dabei seine warum auch immer einschüchternde Aura zu nutzen – vermutlich alles getan hätte, um ihm noch ein paar unbeobachtete Sekunden zu gewähren.

Wie eigenartig, er war von sich selbst überrascht. Und einen Jonas Anders zu überraschen, wollte schon was heißen.

Und doch, er hatte Mio unterschätzt.

Gerade schwenkte die allgemeine Aufmerksamkeit vom Einmann-Gespräch des Wortführers zurück zum vermeintlichen Opfer, als eben dieses sich zum ersten Mal zur Wehr setzte – oder eher angriff.

Plötzlich packte Mio, bestimmt einen Kopf kleiner als der Rest, die Schulter des Jungen, der ihm am nächsten stand und drehte ihn ruckartig zu sich herum. Dann schlug er zu.

Irgendetwas knackte widerlich – die Nase des Kerls? – und mehr als eine Person schrie. Aber nicht Mio. Nein, er blieb völlig still, wirbelte nur herum und griff scheinbar wahllos den Nächsten an.

Jonas klappte der Mund auf. Damit hatte er absolut nicht gerechnet – schon wieder.

Nur diesmal hatte der Kleine das Überraschungsmoment nicht mehr auf seiner Seite, dieses Mal konnte der angegriffene Junge ausweichen. Obwohl Mio verdammt schnell war. Die Aktion brachte Leben in den Rest der Bande und schon gingen drei weitere auf ihn los.

Das war nicht fair. Okay, Mios Verhalten sicher auch nicht, aber…

„Hey!“ Jonas brüllte dazwischen und zerrte einen der Kerle aus der Reichweite eines regelrechten Kampfteufelchens.

Es war definitiv nicht Mios erste Prügelei, trotzdem, er war in der Unterzahl. Und körperlich unterlegen, eine Tatsache, die ihn nur noch wütender zu machen schien.

Er hatte keine Chance und doch kassierte Jonas für sein Eingreifen nur einen giftigen Blick. In diesem Moment war er sich sicher, dass Mio ihn genauso angreifen würde wie den Rest der Anwesenden.

„Loslassen.“ Jonas sprach ganz ruhig, zumindest versuchte er es.

Er wäre am liebsten genauso auf diese Idioten losgegangen wie der kampfwütige Knirps es getan hatte – aber das war nun mal nicht seine Art. Das alles war nicht seine Art, was machte er hier überhaupt?

„Warum sollten wir? Ey, Mann, Jonas, der Hosenscheißer hat Aaron gerade eine reingehauen!“

Ach, nein, tatsächlich?

„Was hast du denn erwartet, dass er sich wehrlos verprügeln lässt?“

Jonas hatte keine Lust, sich mit diesen namenlosen Klischeeopfern zu streiten.

Aaron? Tim?? Marc???

Überhaupt war ihm das gerade echt zuviel und er würde zu spät zu seiner Schicht kommen, etwas, das er überhaupt nicht ausstehen konnte. Außerdem knurrte sein Magen.

„Ja aber-“ Zu mehr kam der neue Wortführer der ‚Gang’ nicht.

Denn in diesem Augenblick nutze Mio die allgemeine Unschlüssigkeit, riss sich los und machte sich davon. Er war um die nächste Ecke verschwunden, bevor die anderen wirklich etwas davon mitbekamen. Und Jonas seufzte halb genervt, halb erleichtert auf.

Jetzt hatte er ihm sein Matheheft gar nicht mehr geben können.

Nicht, dass er das vorgehabt hatte – oder?
 

t.b.c.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-05-03T14:06:59+00:00 03.05.2011 16:06
>Jonas klappte der Mund auf. Damit hatte er absolut nicht gerechnet – schon wieder.
Ganz ehrlich? Ich auch nicht. Da werfen sic mir zwei Fragen auf. 1. Warum hat er sich nicht schon früher gewehrt? 2. Woher der plötzliche Mumm?

Alles in allem muss ich zuegeben, dass ich die nächsten Kapitel gerade überflogen habe. Es fesselt mich nicht wirklich.
Du erklärst viel, wie die Charaktere sind. Im Prinzip finde ich den ganzen Sichtwechsel verwirrend. Und.. keine Ahnung.
Es hat mich einfach nicht mitgerissen und entspricht nicht meiner Vorstellung, schätze ich.
Auch dass der Leser bestimmen soll, was passiert, passt in allemöglichen Geschichten. Man könnte damit sicher ein nettes Abenteuer oder so schreiben. Aber Drama?
Ach, und Darkfic ist es nur, weil... ja, warum eigentlich?

Sorry, aber ich sehe keinen Sinn darin, hier großartig Kommentare zu schreiben. Es kommt eh nicht viel dabei herum.

Liebe Schreibziehergrüße,
Gaemon
Von:  opa_regenhosenteddy
2009-02-15T17:55:44+00:00 15.02.2009 18:55
>.<
immer noch jonas!

*pust*
du hast was geschrieben! *freu*
ich finde wir sollten ein kreativtreffen beantregen?! was meinst du?!
*knuffÜ*
hab dich lieb.


Zurück