Zum Inhalt der Seite

Verismus

Von hungrigen Herzen und Schlittenfahrten ohne Schnee
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mio - Von ungesunden Richtungen

V. Mio – Von ungesunden Richtungen
 

Er hasste sie. Er hasste sie alle.

Hasste ihre dämlichen Visagen, die im Regen verschwammen, hasste ihre verdammte Oberflächlichkeit. Dabei war das noch eine absolute Untertreibung ihrer Idiotie. Verfluchte Scheißkerle!

Er würde nicht heulen. Oh nein, er würde sich seine Schwäche nicht anmerken lassen.

Aber Mio wusste genau, dass das Wunschdenken war. Wusste es schon, als er die Gruppe seiner Mitschüler neben dem Basketballfeld am anderen Ende des Schulhofs sah - an genau dem Weg, den er immer ging.

Es war jener Weg, den er immer gehen würde. Der Weg, an dem sich nie etwas änderte. Und er meinte längst nicht mehr nur seinen Schulweg, als er die Schultern straffte, eine unbeteiligte Miene aufsetzte und eine Gangart anschlug, die er oft getestet hatte. Gelegenheit hatte er ja genug.

Nicht zu schnell, er wollte ja nicht ängstlich wirken. Schwäche war das letzte, was er sich leisten konnte. Auch nicht zu langsam – das wäre die reinste Aufforderung für jenes sinnlose Gepöbel, dem er sonst so sicher auswich wie er morgens pünktlich war.

Und ja, das nennt man Sarkasmus.

Wunschdenken, das war es immer. Er konnte ihnen nicht ausweichen und sie – ob sie sich dessen nun bewusst waren oder nicht – blieben genau dort, wo sie waren. Im Weg. Er konnte nicht darauf hoffen, dass sie irgendwann von selbst verschwinden würden. Dafür war keine Zeit. Mia wartete im Kindergarten auf ihn und abgesehen davon war Hoffnung etwas, das er sich für seine Ziele aufhob. Zurück ging eben nicht.

Zurück war überhaupt eine ungesunde Richtung. Sowohl in diesem Moment – er hatte den Platz längst zur Hälfte überquert – als auch gedanklich. Zurück würde er in keiner Weise jemals wieder gehen.

Was hatte er gesagt? Richtig, er würde nicht heulen. Nicht das Gesicht verziehen, nicht mal blinzeln, wenn er es verhindern konnte.

Nicht heulen, als er grob an der Schulter gepackt und mitten in die Gruppe gezerrt wurde.

Nicht vor Schmerzen das Gesicht verziehen, als sie anfingen, ihn unter Gelächter herumzustoßen.

Nicht mal blinzeln, als ihn ein verdammt gut gezielter Schlag in die Magengrube in eine der tiefen Schlickpfützen beförderte.

Nicht heulen.

Nicht heulen.

Nicht.
 

Er konnte das nicht.

Mio hatte den Kopf gesenkt, um seine vor Scham geröteten Wangen zu verbergen. Sollten sie ihn verprügeln, es war ihm egal. Das geschah irgendwem, nicht ihm. Und trotzdem, sein Gesicht brannte.

Er schämte sich für sich selbst. Für seine Schwäche, für sein Versagen. Und er hasste. Vielmehr sich als sie. Sie waren nur Gefangene in ihrer Welt aus Klischee, Schein und Coolness. Er war gar nicht hier, ihr Opfer war ein Niemand, den auch niemand kannte. Oder kennen wollte.

Wie eigenartig.

Durch das schmerzhafte Dröhnen in seinen Ohren von der kranken Außenwelt abgeschirmt, hatte er es nicht sofort bemerkt. Keine höhnischen Sprüche, kein Gelächter mehr.

Schweigen.

Verwirrung.

Schnell ging er die Möglichkeiten durch. Nummer 1: Sie hatten das Interesse verloren und würden ihn jetzt in Ruhe lassen – unwahrscheinlich. Diese Art Angriffe dauerten seiner Erfahrung nach mindestens so lange, bis jeder einzelne seinen Spaß gehabt hatte.

Nummer 2: Einer der Lehrer, die zufälligerweise immer dann beschäftigt waren, wenn er einmal mehr das Aggressionsventil spielen durfte, hatte sich tatsächlich eingemischt – unwahrscheinlicher.

Aber was war es dann?

Mio holte tief Luft, bevor er den Kopf hob und verfluchte sich innerlich, als er merkte, wie zittrig sein Atem ging.
 

t.b.c.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-05-03T13:51:26+00:00 03.05.2011 15:51
Ich will nicht alles auseinanderpflücken. Die Szene ist gut geschrieben. Nur fragt man sich: Warum muss er denn den Weg gehen? Klar, die Kleine wartet. Hmmm, nein, leuchtet mir nicht ein. Natürlich kann er woanders lang gehen.

Also, mal sehen, was Jonas an der Szene ändert.
Von:  X3_XD
2011-04-27T09:58:04+00:00 27.04.2011 11:58
...Mir steht das Wasser in den Augen... Muffi, ich... ó___q
Von:  opa_regenhosenteddy
2009-01-17T13:28:44+00:00 17.01.2009 14:28
T^T
wasn das?!
und ich dachte es stünde fest, das jonas kommt und ihn rettet....*drop*
naja~ eine gute frage wies weiter geht...
wenn DU nicht so viel gegen lehrer hättets, hätte ich lehrer vorgeschlagen...aber steht ja nicht zur debatte...^^°
JONAS soll mal was tun.....^^
:P
und danke an tris, dass er den muff zum schreiben bringt.
*knödel*


Zurück