Beobachtungen einer Feierstunde
Hallo an alle Lesenden,
so, jetzt gehts also los. Endlich, Les Soldats werden aktiv...
Viel Spaß beim Lesen. *Erdnussflips hinstell*
lG, Diracdet
Prolog: Beobachtungen einer Feierstunde
'Der Sommer verabschiedet sich gerne in der schönsten Form, die ihm gestattet ist. Nun ja... eine etwas blumige Formulierung für den Altweibersommer.', lächelte der alte Mann in sich hinein, als er den Parkweg entlang schritt.
Tatsächlich, obwohl sich das zarte Gelb an den Bäumen schon zeigte, strahlten die fürsorglich von der Stadtverwaltung gereinigten Beete ebenso wie die nahezu unbehandelten Wiesen in vollster Pracht.
So prächtig wie der Himmel, der das Azur, welches die Lichtstreuung an den CO2-Molekülen verursachte, über den ganzen sichtbaren Bereich so gleichmäßig auslegte, als hätte man am Computer einfach blau einfärben getippt.
Unterbrochen wurde diese Struktur lediglich von der hellen, wärmenden aber nicht mehr die Anwohner zum Schwitzen bringenden Sonne, eben, wie sie einem am Besten gefällt.
Er stützte bei jedem Schritt seinen rechten Arm auf den Gehstock, den er als Familienerbstück stets mit sich führte. Obwohl er schon die 60 überschritt, brauchte er ihn eigentlich nicht, aber der exklusive, zur Gänseschnabelform gearbeitete Griff mit den prunkvollen Edelsteinen war ihm schon vor vielen Jahren zu Herzen gewachsen. Und dieser hatte ihn in seiner Heimat berühmt gemacht.
Das Finanzgenie, das ein Familienimperium zum Weltkonzern ausdehnte, und trotz körperlicher Fitness immer wie ein gebrochener Mann daher kam, Remy Brefford.
Endlich erreichte er die Bank, die er gesucht hatte, die seinem Körper die Ruhe gab, die sein äußeres Erscheinungsbild verlangte. Ein Baum, der Schatten spendete, vervollkommnete das Bild des Menschen, der viel zu berichten hätte, aber doch lieber die Stille aufsuchte, nachdem ihn ein Leben lang die Welt auf Trab hielt.
'Aber dieser letzte Punkt ist wohl auch der einzige, der stimmt...'
Ein weiteres Mal musste er lächeln, aber nicht deswegen, sondern wegen der Menschen, die am Ende des Parks, ein paar hundert Meter vielleicht von ihm entfernt in Scharen zusammen strömten und die rege Parkruhe doch emsig störten.
„Der Mensch sucht Erleuchtung, wie die Mücke das Licht. Und wenn sie es gefunden haben, können sie gar nicht mehr davon ab.“
Die provisorische Holzbühne, eine Konstruktion von einem Meter Höhe und etwa fünf mal fünf Metern Ausdehnung war bereitet, die Schaulustigen, Fans und Gäste sammelten sich darum. Alle suchten die Blicke des einen Mannes einzufangen, der sich gewohnt ruhig gab, und doch eine gewisse erwartete, vielleicht sogar gewollte Arroganz ausstrahlte.
Da saß er, der Ehrengast, dem diese Veranstaltung gewidmet war, auf dem rechten der drei besetzten Stühle, links des Rednerpodiums. Neben der jungen, schönen Tochter und dem kleinen Jungen, dem Freund der Familie, der ihm stets zur Seite war, beide stilvoll in Galakleidung, genau wie er selbst.
„Kogoro Mori. Japans Sherlock Holmes dieser Tage. Der Schlafende Kogoro, der mit seeligster Ruhe einen Fall in seiner einzigartigen Pose aufzuklären weiß, jeden Verbrecher in die Enge treibt und so unseren schönen Bezirk Beika ein bisschen mehr Frieden geschenkt hat.“
Mit diesen Worten begann der Bürgermeister von Beika, ein lang gewachsener, stets das diplomatische Lächeln eines Politikers tragende Mittfünfziger seine Lobeshymne auf den Mann der Stunde, der teilweise bereits den Namen Shinichi Kudo in Vergessenheit geraten ließ.
Die gebannte Stille wurde, als sich der Ehrengast kurz erhob und in die Menge von Gesichtern und Kameras grinste, von einem ersten Jubelsturm unterbrochen.
„Paps ist mittlerweile wirklich ein richtiger Star, was Conan?“
Das warmherzige, freundliche Lächeln Rans konnte er nur mit einem ebenso freundlichen Kinderlächeln beantworten.
'Ja, er ist toll. Unser aller Held...
Schön weiter lächeln, Conan! Schön. weiter. lächeln.'
Das war wohl angebracht, besonders gegenüber Ran.
'Das war doch Absicht von ihr. Damals, als sie ahnte, dass ich Shinichi Kudo bin, bemerkte sie fast beiläufig, wie bescheiden ich doch wäre. Stimmt schon, ich mache mir auch was aus dem Erfolg. Das tat sogar Sherlock Holmes.
Und indem sie ihres Vaters Fähigkeiten in den Himmel lobt, will sie, dass ich irgendeine Grimasse mache, irgendwie verrate, dass ich nicht ganz glücklich mit dieser Situation sein kann.
Das alles wegen diesem Mamoru Ietasu!
Er wusste alles, und konnte Ran vielleicht wirklich viel erzählen, nur erschien es mir gar nicht so als hätte er das. Sie wirkte eher von unserem Gespräch verstört, und hat dann direkt abgestritten, überhaupt etwas mitbekommen zu haben.
Was haben die beiden nur besprochen?
Und dann ist da ja noch etwas...
'Die Jungfrauen mit den schwarzen Händen'. Wenn dieser Fudo tatsächlich ein ausgebildeter Schütze war, wie konnte er so einfach erschossen werden? Von ihnen? Aber wieso?
Doch wohl kaum um mir zu helfen...'
Er beschloss, für den Moment die Fragen zu vergessen, die er wohl eh nicht so schnell beantworten würde können und widmete sich der Rede des Bürgermeisters. Das würde wohl auch sicherer sein in Anwesenheit Rans.
„Schon seit geraumer Zeit beeindruckt Herr Mori, der ehemalige Polizist, der nun privat Kriminologie ausübt, seine ehemaligen Vorgesetzten und Kollegen, ebenso wie die Verbrecher in dieser Stadt, wie auch uns, die wir als normale Sterbliche nur dastehen und staunen können.
Doch, war dies über die meiste Zeit dennoch nicht viel mehr, als ein Ansammlung kleiner Einzelschicksale in vertrauten engen Kreisen, so hat Herr Mori sich in jüngster Zeit durch ganz besondere Verdienste berühmt gemacht.
Zu nennen seien da nur der groß angelegte Versicherungsbetrug der Firma Karana-Electronics, den er aufdeckte, als er den Tod eines ihm bekannten Mitarbeiters untersuchte, der die Geheimnisse der Firma herausgefunden hatte.
Oder der Fall der Milliardärstochter Nakina Yuhara, die ihren Mann tötete, weil dieser ihr Familienvermögen verprasste.
Oder der Fall der Fusion der Suzuki-Konzerngruppe mit der Higeno Coorporation, der verhindert wurde, als er den Vizepräsidenten Hasewa der Higeno Coorporation des Waffenschmuggels überführte.“
Erneut beugte sich Ran zu Conan vor.
„Das war ein Fall! Erinnerst du dich, wie Sonoko fast heulend zu uns kam, und meinte, dieser Typ Hasewa sei ihr nicht koscher und Paps solle ihn mal genauer unter die Lupe nehmen, weil sie ihrem Vater die Fusion nicht ausreden konnte?“
Grinsend nickte er.
„Ja, so viel Menschenkenntnis hätte ich Sonoko gar nicht zugetraut...“
Fast wollte er sich die Zunge abschneiden, das war doch schon wieder gefährlich weit vorgeprescht!
Aber was ist eigentlich das richtige Maß? Selbst, wenn Ran nicht auf die Idee käme, er sei Shinichi, so ist er doch auch als Conan längst nicht mehr ein gewöhnlicher Junge in ihren Augen. Im Gegenteil, er war ja nun mal „frühreif“, vorlaut und oft auch schnippisch in seine Kommentaren, und er interessierte sich sehr für Kriminalfälle. Das jetzt zu leugnen, wenn es bereits feststand, käme ebenso einem Geständnis gleich.
'Was mich wieder zu seinem Spruch vom Abend damals bringt.
'Der Käfig selbst wird dein Untergang sein.'
Wie meinte er das nur? Ich muss es unbedingt herausfinden, bevor Ran darauf kommt, sonst ist vielleicht alles verloren. Verdammt!'
„Nun, die verantwortlichen Personen sind ja nun in polizeilichem Gewahrsam, aber Sie würden ihnen jetzt nicht begegnen wollen, oder Herr Mori?“
Das allgemeine Lachen über den einstudierten Witz klang durchaus echt, die Freude über die Existenz einer solchen Figur schien die Menschen, wie schon seit Jahrtausenden, positiv zu stimmen. Der Meisterdetektiv selbst begnügte sich damit, sein Lächeln geringfügig breiter zu machen, zum Zeichen, er habe zugehört.
„Herr Mori. In Anbetracht Ihrer großen Leistungen für unseren Ort Beika, aber auch für Tokio und für ganz Japan, will die Stadtverwaltung Ihnen diese Verdienstmedaille in Silber überreichen, für die wir lediglich noch darum bitten, dass Sie uns ein paar Perlen Ihrer Weisheit schenken würden.“
Mit diesen Worten trat der Politiker langsam vom Pult zurück und überließ es einer begeisternd klatschenden Menge, inklusive Ran und Conan, Kogoro zum Podium zu peitschen.
Es war ein faszinierendes Schauspiel zu sehen, wie langsam ein lebender, körperlich fitter Mensch von unter vierzig sich einen Meter von einem Platz zur Empore bewegen konnte, stets winkend und lachend.
Endlich war er angekommen, immer noch umjubelt von den vielleicht 200 Leuten um die Bühne. Er räusperte sich, um die Ruhe und die Aufmerksamkeit zu bekommen, die ihm seiner Meinung nach zustünde, und er bekam sie.
„Meine sehr geehrten Mitbürger...“, begann er theatralisch, stockte dann aber schon kurz.
„... ähm... ich gebe zu, wenn nicht ein Mörder mir gegenüber steht, ist das immer so eine Sache mit den freien Reden... hähä!“
Das Lachen nahmen alle mit und für einen Kurzen Moment gab das Mikrofon nicht mehr das lauteste Geräusch des Platzes von sich. Es schallte unwillkürlich bis tief in den dahinter liegenden Park hinein und in die Ohren Breffords.
'Mhm, und das an einem Sonntag!' Er musste wohl ein wenig den Kopf geschüttelt haben, denn prompt kam eine Antwort auf seinen Gedanken.
„Dass Gott den siebten Tag zum Ruhetag erklärte, spricht die Menschen nicht vom Leben frei, und auch nicht vom Lachen. Denn Lachen ist ein Zeichen von Leben, menschlichem Leben.“
Er brauchte nicht aufzusehen, um Mireilles sachliche Tonlage mit dem winzigen Funken Ironie zu erkennen.
„Auch die Ruhe ist ein Zeichen von menschlichem Leben, Mademoiselle Bouquet. Sie lässt uns erkennen, dass, wenn man genug an den anderen Tagen verrichtet hat, man sich eine Pause gönnen kann. Für die Tiere bleibt das stets mit Risiko verbunden.“
In diesem Moment setzte sie sich neben ihn und blickte, seinen Augen folgend, auf die Menschenmenge, die sich in einiger Entfernung um Japans Meisterdetektiv drängelte.
„Die Menschen lieben solche Idealfiguren, sogar, oder insbesondere, wenn sie noch leichte Makel haben. Superhelden fast, die zwar auch ihre Probleme haben, aber dafür eines der ihrigen beseitigen.“, stellte sie nüchtern fest und schloss sanft die Augen.
„Finden Sie, dass er Probleme beseitigt und nicht neue schafft?“, entgegnete er, ohne sich vom Schauspiel abzuwenden.
„Er ist nicht Sherlock Holmes. Holmes wurde geschaffen in einer Zeit, in der die Kriminalität überhand nahm in England und sich das Volk nach einer Person neben dem Gesetz sehnte, die sich um Gerechtigkeit kümmerte. Aber heutzutage geht es nicht um Gerechtigkeit...“
„Sondern um Recht, wohl wahr, Brefford. Und Recht verurteilt auch diejenigen, die einen Fehler begangen haben. Nicht nur Verbrecher. Recht lässt der Sühne die Strafe folgen, weil man Sühne schwer messen und kaum beurteilen kann. Und damit erzeugt sie die Gewalt, die eigentlich bekämpft werden sollte.“
Er sah doch kurz zur Seite, starrte die junge Frau an, die den Himmel fixierte und offenbar vor sich hin philosophierte.
Der SmallTalk ging ihm nun zu weit, deswegen war er nicht hier.
„Warum haben Sie das getan?“
Kalt, aber sachlich kam die Frage, die nur auf einen einzigen Punkt abzielte.
Sie blickte noch eine Weile nach oben, überlegte, er war sicher nicht in Stimmung für ein gegenseitiges Ratespiel, wenn sie sich dumm stellte.
„Ich war es nicht. Es war Kirika. Sie hat Caipirinha getötet.“
„Ich war deswegen gestern beim Chef der Organisation. Sie wissen genau, wie arrogant dieser Schnösel ist und wie ich es hasse, ihm irgendwelche Begründungen zu liefern, warum einer seiner Agenten, nebenbei ein Scharfschütze, aus kurzer Distanz erschossen wurde und sich herausstellt, dass er bis Dato von einem unserer Mitglieder beobachtet worden war.“
„Wie war die Frage am Anfang nochmal?“
Nun ließ sie sich doch dazu hinreißen. Brefford war eigentlich noch am angenehmsten von all den Obersten der Soldats, mit ihm konnte man reden, ohne das Gefühl zu haben, ein selbst ernannter Gott stünde vor einem.
„Warum musste Fudo Nakano sterben?“ Diesmal war Nachdruck dahinter und er stieß seine Stock unwillkürlich in den Boden.
„Er wusste zu viel. Wissen ist Macht, ist doch auch Ihre Denkweise, Brefford. Er stand unseren Plänen im Weg.“
„Sie können trotzdem nicht einfach hingehen und Mitglieder einer Organisation töten, die mit uns einen Waffenstillstand hat. Sie wissen doch auch genau, was wir wollen. Oder irre ich mich da, Bouquet?“
Ein Lächeln tat sich in ihrem Gesicht auf.
„Sie wollen die Organisation und die Illuminaten loswerden, bevor die Wirkung des APTX 4869 bekannt wird. Schon klar. Und eigentlich war dafür doch Shinichi Kudo vorgesehen.“
„Er ist eine Option. Nicht der Plan. Wir haben besseres zu tun, als uns um eine einzelne Person zu kümmern.“
„In meinen Plänen ist er aber von Bedeutung. Ich bin nicht an die Verträge der Soldats gebunden, das wissen Sie. Und Sie wissen auch, was ich will. Geben Sie es mir, dann verlasse ich Japan sofort und mit dem Jungen kann passieren was will, mir ist das dann auch egal.“
Jetzt wirkte auch sie endlich ernst und sah ihm auch in die Augen. Brefford zuckte unwillkürlich zurück.
„Ja, ich weiß, was Sie wollen, aber das ist einfach unmöglich. Haben Sie noch nie 1984 gelesen? Orwells Methode der Geschichtsfälschung haben wir quasi erfunden, schon vor über 200 Jahren.
Es existiert einfach nicht mehr.“ Erneut musste er innehalten und sich beruhigen. Immer wieder kamen ja Leute vorbei und er wollte nicht die höchste Aufmerksamkeit.
„Es ist unmöglich. Auch für Sherlock Holmes. Genau wie es unmöglich ist, einer einzelnen Person die Aufgabe zu übertragen, eine so große Organisation zu zerschlagen. Das ist die Fantasie eines Krimiautors, der hauptberuflich Arzt war, Mademoiselle Bouquet. Verstehen Sie das nicht? Dieser Kudo soll lediglich die Organisation auf Trab halten, damit wir etwas mehr Zeit haben. Weder ich noch irgendwer sonst geht davon aus, dass er es schafft.“
Stille. Mireille lächelte, und dieses Lächeln wurde mit jeder Sekunde etwas breiter.
„Haben Sie Angst, Brefford? Angst vor einem kleinen Jungen?
Ich hatte immer gedacht, dieser Moment vor vier Jahren, nach Chloes und Altenas Tod, wäre der einzige, in dem Sie jemals so etwas verspürten.
Damals als Sie merkten, dass all Ihre Macht Sie nicht vollkommen schützte.
Vielleicht ist diese Angst sogar begründet...“
Er sagte nichts, starrte gebannt nach vorne, seine Augen ruhten förmlich im Nichts, sodass Mireille fortfuhr.
„Sie haben schon Recht. Arthur Conan Doyle hat nie verraten, wie Holmes es gelingen konnte, Moriartys Organisation zu zerschlagen, dennoch glauben sehr viele daran, dass er es getan hätte. Die Frage ist natürlich müßig und doch muss sie gestellt werden: Ob und wie so etwas möglich sein könnte? Mathematisch gesehen ist das Ausbleiben einer solchen Entwicklung, in der ein einziger mit seinem Verstand eine solche Macht besiegt, kein Beweis, dass es unmöglich ist.
Und Sie haben Kudo schließlich noch gar nicht in Aktion erlebt.“
„Nun, das werde ich dank Ihnen ja nun bald.“, antwortete er nun ironisch genervt.
„Wurden also alle meine Anfragen genehmigt?“
„Es geschieht alles so, wie Sie wünschten. Die Sängerin wird heute noch bei ihm anklopfen. Nur ist mir noch nicht ganz klar, wofür. Sie haben ihm den einen Hinweis zukommen lassen, durch Monsieur Ietasu.
Aber das reicht ja nun für nicht allzu viel aus, oder?“
Erneut wanderte Mireilles Blick von ihm ab, nun starrte sie mit einem leichten melancholischen Lächeln in die Ferne.
„In Ihren Augen nicht, aber in denen des Jungen schon. Wie sagten Sie? Es ist... unmöglich? Wie wäre es mit einer Wette, Brefford?“
Nun sah er doch wieder verwundert zu ihr.
„Bevor das Schiff das Land erreicht, wird Conan Edogawa einen Beweis vorbringen, der Ihnen fehlt. Einen... entscheidenden Beweis.“
Breffords Augen weiteten sich ungläubig. Er wusste genau, Mireille machte so gut wie nie Scherze oder leere Behauptungen. Aber das konnte einfach nicht sein.
„Ihr Fehler, Brefford, ist es, sich wegen Ihrer Methoden mit den Oberen aus 1984 gleichzusetzen. Sie übersehen, dass die Menschen selbst noch da sind. Für jedes Wissen, dass Sie zerstören, müssen Sie noch drei Generationen warten, bevor jeder, absolut jeder, der es aus eigener Erfahrung besser wissen könnte, tot ist.“
„Und das... gilt jetzt noch nicht, wohl wahr. Eine interessante Wette.“ Er grübelte noch eine Weile, wirkte aber entschlossen.
„Wenn Sie Recht haben, kriegen Sie freie Hand, was den Jungen angeht, wenn nicht, hören Sie auf, ihn auf sich aufmerksam zu machen!“
Eigentlich forderte er das ernste Gesicht Mireilles heraus, aber sie blieb ihrem sanften Lächeln als minimalem Ausdruck der Zufriedenheit treu.
„Einverstanden.“
„Einverstanden.“
„Nein!“
Unwillkürlich drehten sich beide nach hinten um, um die junge Frau, die sich hinter der Stimme verbarg, zu begutachten. Der Sonneneinfall ließ aber nur ihre Statur erkennen.
„Sie dürfen das nicht!“
Fast flehend wandte sie sich zuerst an Mireille, dann an Brefford, aber beide ließen ihre Blicke wieder nach vorne zur Feier gleiten.
„Wir dürfen und wir können. Das ist unser Privileg.“, gab er kalt von sich.
„Aber sie riskieren das Leben einer unschuldigen Person.“
„Nein, in diesem Fall nicht, und das wissen Sie. Das Damoklesschwert über dieser Person schwebt ohnehin schon. Unser Einfluss bewirkt lediglich einen kleinen Nebenschauplatz zur eigentlichen, zentralen Bühne.“
„Aber wenn etwas schief geht..., dann ist... dann wird er Ihnen nicht helfen, Mademoiselle Bouquet. Er verzeiht Ihnen nicht, wenn eine unschuldige Person stirbt. Sie könnten es verhindern!“
Sie konnte es von hinten nicht sehen, aber Brefford schon. Da war ein kurzes Zucken in Mireilles Augen, sie war für den Bruchteil einer Sekunde angespannt, fühlte, dass diese Voraussage nicht aus der Luft gegriffen war. Shinichi Kudo war Idealist. Den Tod einer unschuldigen Person, den man verhindern konnte, geschehen zu lassen, das verzeiht er niemandem...
Nun war es Brefford, der sein Lächeln wieder fand.
„Nun, wr werden uns da nicht weiter einmischen.
Also... dann müssen Sie das verhindern. Sie kennen die Regeln, Ihre Grenzen, was Sie dürfen und was nicht. Aber letztlich... müssen Sie auch eine Freundschaft schützen, nicht wahr, Mademoiselle...“
„...Und daher denke ich, das Wichtigste, wenn ich es so sagen kann, ist, was man für sich selbst als Grenze zieht.
Wählen Sie diese Grenze mit Weisheit, verzichten Sie auf Gewalt als Problemlösung und seien Sie mit anderen Menschen nie kritischer als mit sich selbst, aber auch nicht weniger. Denn die Gerechtigkeit wird immer siegen.
Ach ja, und immer fleißig die Rätsel der Tageszeitung lösen, das hilft dem Geist ungemein auf die Sprünge.“
Mit tosender, auch aus Lachen entsprungener Begeisterung applaudierten die Leute mehrere Minuten lang ihrem „Superhelden“ und die Kameras trugen die Bilder in die ganze Stadt und alle Häuser und Büros, die den Fernseher anschalteten. So auch in das eine.
'Gerechtigkeit? Das will ich doch stark hoffen, Herr Mori! Das will ich doch stark hoffen.'