Zum Inhalt der Seite

Moonlight Shadow

Den Schatten, den mein Leben ohne dich wirft
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alexis Brown

Wie versprochen gehts jetzt auch schnell weiter^^

*********************************************************************************
 

Kapitel 7
 

Alexis Brown
 

„Was soll ich?“ fragte ich ein wenig entgeistert. Das, was Josh von mir verlangte, kannte ich sonst nur aus Filme. Ein blöder Filmscherz von Hollywood. Niemals hätte ich geglaubt, dass es so was wirklich gab. Aber anscheinend lag ich falsch. Wie so oft in letzter Zeit.

Anstatt mir zu antworten, stütze Josh seinen Kopf mit den Händen und ließ sich mutlos zusammensinken. Zum ersten Mal, seit Josh sich zu uns gesetzt hatte, schaute Collin von meinem Notebook auf und starrte auf die Szenerie, die sich ihm bot.

„Was hab ich verpasst?“ fragte Collin und schob die Augenbrauen zusammen, was mich irgendwie an Opa Charlie erinnerte.

„Nichts.“ Krächzte Josh und fing an, in seinem Essen herumzustochern. Collin musterte ihn mit einem Seitenblick und wandte sich dann an mich.

„Kannst du mir vielleicht sagen, was unserem Miesepeter über die Leber gelaufen ist?“

„Er hat mich gebeten, ein Mädchen für ihn anzusprechen.“ Erklärte ich knapp.

Collin klappte die Kinnlacke nach unten. Dann starrte er Josh mit großen Augen an.

„War das gerade eben ein Witz? Bitte sag mir, dass das ein Witz war.“

Joshs verzweifelter Blick gab Antwort genug. Collin prustete los. Einige Leute in der Cafeteria drehten sich zu uns um. Und als Collin dann laut auflachte, waren es nicht nur noch einige mehr, die sich umsahen.

„Collin, beruhig dich wieder.“ Sagte ich warf ihm einen bittenden Blick zu. Es war so bestimmt schon schlimm genug für Josh, ohne dass die halbe Schülerschaft mitbekam, über was wir redeten.

„Okay.“ Kicherte Collin. „Aber darf ich erfahren, wer die Auserwählte ist?“

Josh warf ihm einen zerstörenden Blick zu und stocherte noch mehr in seinem Essen herum. Wenn das Fleisch auf seinem Teller noch lebendig gewesen wäre, dann wäre es jetzt Tod. Mausetod. So viele Gabelstiche überstand nicht mal eine Kuh.

„Na gut, dann eben nicht. Aber sei nachher nicht böse, wenn du keine Hilfe bekommst.“ Sagte Collin leichthin und schob sich eine Pommes in den Mund. Er tat so, als würde ihn das Thema nicht weiter interessieren und sein Blick schweifte durch die Cafeteria. Doch mir war klar, dass er es keines falls beiseite gelegt hatte. Er kannte Josh nur zu gut und wusste, dass er es ihm jeden Moment sagen würde. Und wie aufs Stichwort tat es Josh auch.

„Alexis Brown.“ Nuschelte er. Ich kannte das Mädchen zwar nicht, aber der Name war wirklich schön.

„Brown… lass mich nachdenken.“ Collin stütze sich auf einen Ellbogen und dachte gespannt nach, mit einem Gesicht, das die Leute immer bei Schachwettkämpfen machten.

„Oh mein Gott.“ Schrie mein blödes Gegenüber auf einmal auf. „Du meinst doch nicht die, die dir immer böse Blicke zuwirft wenn du WoW zockst und die dich letztes Mal vor der ganzen Klasse angemeckert hat, weil du sie gebeten hast, dein Akkuladekabel in die Steckdose neben ihrem Platz einzustecken.“

„Doch, genau die mein ich.“ Nuschelte er.

Wieder lachte Collin laut los. Und wieder schauten uns einige Gesichter an.
 

Klar, es sah so aus, als würde sie ihn nicht gerade mögen. Aber hieß es nicht immer, was sich liebt, das neckt sich?

Und vielleicht hatte sie auch nur einen falschen Eindruck von Josh. Naja. Vielleicht hatte sie den Eindruck, dass er sich für so klug hielt, um im Unterricht „wichtigere“ Dinge zu tun. Oder sie dachte, dass er ein Vollpfosten war und schon seit der Dritten Klasse mit dem Stoff hinterher hing und es jetzt endgültig aufgegeben hatte, auf dem Laufenden zu bleiben.

Wenn man jetzt so die beiden Perspektiven betrachtete, wusste ich nicht, welche besser war. Sie waren beide nicht gerade rosig.

„Collin, bitte hör auf zu lachen.“ Sagte Josh, den Kopf immer noch in die Hände gestützt. Irgendwie hatte ich Mitleid. Jake hatte sich auch mal über mich lustig gemacht, als ich behauptet hatte, mich in Johnny Depp verliebt zu haben. Damals, war ich felsenfest davon überzeugt gewesen, dass er nur mir im Film zugezwinkert hatte. Die anderen fünfzig Leute, die ebenfalls im Kino saßen, konnten ja überhaupt nicht gemeint sein. Er zog mich danach eine Woche lang damit auf. Und jedes Mal, wenn wir danach ins Kino gingen ließ er so einen dummen Spruch los wie: Na, freust du dich schon wieder auf deinen Johnny.

Ich konnte ihm immer nur böse Sprüche an den Kopf werfen. Was die anderen Kinobesucher ziemlich unterhaltsam fanden.

„Also, tust du es?“ rissen mich Joshs Worte aus meinen Gedanken. Ich atmete einmal tief durch. Ich glaubte selber kaum, dass ich das wirklich sagte, was ich daraufhin aussprach.

„Na gut, ich mach es. Aber dafür bist du mir was schuldig.“

Joshs Lippen verzogen sich zu so einem breiten Grinsen, dass ich mir fast sicher war, dass es gleich auseinander reißen würde. Denn so sehr konnten sich keine Lippen auf diesem Planeten dehnen. Egal ob Mensch oder sonst irgendeine Kreatur.

„Du bekommst alles, was du willst.“ Sagte er, mit so viel Glück in der Stimme, dass ich vor Freude auch anfing zu grinsen.

„Also darauf würde ich mich nicht verlassen.“ Bemerkte Collin trocken, während er sich über mein Mittagessen her machte. Ich hab’s doch gewusst. Essen wurde bei den Jungs nicht verschwendet.

„Was meinst du den damit?“ fragte Josh zweifelnd und auch ein bisschen gekränkt.

„Naja, gestern hast du genau das gleiche gesagt. Und ich hab noch nicht mal den Cheeseburger bekommen. Von deinem Wagen ganz abzusehen.“ Erklärte Collin locker. Aber jetzt wo er es sagte. Wir hatten wirklich nichts bekommen und er hatte uns den gleichen Satz aufgetischt.

„Über den Cheeseburger lässt sich reden. Aber das mit dem Wagen…“ Josh begann schon wieder innerlich zu kochen. Nicht mehr lange, war ich mir sicher, und er würde überkochen wie ein Topf mit Milch und bevor ich nachher die Sauerei aufwischen musste, funkte ich besser gleich dazwischen.

„Also. Wo find ich die Kleine?“ fragte ich und schaute mich suchend im Raum um. Zugegeben, hier gab es viele schöne Mädchen. Und einige davon würde ich auch zutrauen, Josh eine Standpauke zu halten. Wie erwartet schluckte Josh meinen Köder, doch als Josh auf einen Tisch zeigte, an dem fünf Mädchen beisammen saßen und sich über eine Modezeitschrift beugten, war ich überrascht. Die Mädels hatte ich nicht im Visier gehabt.

„Und welche davon?“ fragte ich tonlos. Mir graute es jetzt schon davor, hinüber zu gehen. Sie sahen genau wie die Mädchen aus, über die sich Collin noch ein paar Tage zuvor ausgelassen hatte. Und Josh war ja nun mal nicht gerade der Typ für solche Mädchen. Wenn ich solche Mädchen sah, dachte ich automatisch an alle die Jungs, die hier herumliefen, mit ihren teuren Designerklamotten und den Autoschlüsseln zu einer dieser Luxuskarossen, die auf dem Parkplatz standen.

„Die mit dem weinroten Pullover.“ Seine Stimme hatte auf einmal etwas Verträumtes an sich. Himmel, er hatte sich wirklich in sie verguckt.

„Dann mach ich mich mal auf den Weg.“ Sagte ich, ein wenig zu genervt, was Collin ein Lächeln auf die Lippen zeichnete. „Wir drücken dir die Daumen.“ Sagte dieser enthusiastisch und streckte beide Daumen in die Höhe. Ich schüttelte nur missbilligend den Kopf und machte mich dann auf den Weg. Im Moment gab es einige Dinge, die ich lieber tun würde, als das. Um genau zu sein, gab es tausende von Dingen, die ich lieber tun würde. Aber Josh war mein Freund. Zwar erst seit kurzer Zeit, aber immerhin.

In gemächlichem Tempo lief ich durch die halbe Cafeteria und steuerte auf den Tisch, mit den kichernden Mädels zu. Das Mädchen, auf das ich angesetzt war, kleiner Scherz am Rand, wandte mir den Rücken zu, sodass ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Aber ich konnte es mir jetzt schon gut vorstellen. Bestimmt sah sie aus wie ihre Tischkolleginnen. Viel Schminke im Gesicht, Ohrringe von Tiffany, einen tiefen Ausschnitt und Naja, was sollte man noch darüber sagen.

Ich bleib vor dem Tisch stehen und merkte, wie eine unheimliche Stille einkehrte. Die große Blondine, die ihren perfekt manikürte Finger auf dem Modemagazin liegen hatte, schaute zu mir auf und setzte ein Gesicht auf, als wäre sie jetzt schon genervt.

Die anderen Gesichter folgten. Bis auf eines.

Wie schon vermutet, sahen sie im Großen und Ganzen gleich aus. Jede von ihnen trug um den Hals eine goldene Kette, mit einem Anhänger ihres Namens.

Machten sie dass, damit sie sich nicht verwechselten oder damit ihre Freunde sie auseinander halten konnten?

„Was willst du Freak den hier?“ fragte die große Blondine. Britany. Ich weiß ja nicht, aber wieso hatten solche Mädchen immer Barbienamen. Wussten die Eltern bei der Geburt schon, was sie für eine Tochter bekommen hatten oder entwickelte man sich nach seinem Namen? Das wäre doch mal ne tolle Studie. Man nimmt Zwilling, gibt dem einen, einen total coolen Rockernamen und dem anderen irgendwas total tussenhaftes. Vielleicht hatte ich ja doch recht.

„Erstens mal, das heißt Hallo. Zweitens, wenn du noch lange so genervt schaust, bekommst du Falten und Botox wird immer teurer. Und drittens, wer sagt den, dass ich was von dir will?“ ich versuchte so locker wie möglich zu wirken. Sobald sie nämlich merkten, dass sie irgendwie einschüchternd auf mich wirkten, hatte ich verloren. Und so wie es aussah, hatte ich erreicht, was ich wollte. Britany entspannte sofort ihr Gesicht und fasste sich prüfend an die Stirn. War sie wirklich so hohl oder… Nein, sie war wirklich so hohl.

„Wenn du nichts von mir willst, von wem dann?“ fragte sie zickig.

„Von einem Computerhassenden Mädchen, dass an eurem Tisch sitzt.“ Ich legte meine Hand auf Alexis’ Schulter. Ich stand genau an ihrem Rücken und hatte sie bisher immer noch nicht gesehen.

Der Körper unter meiner Hand versteifte sich augenblicklich. Gott. Hoffentlich machte ich ihr keine Angst. Josh würde mich umbringen, wenn ich ihm das hier versaute. Oder aber, er würde sich selbst umbringen und mein Leben lang Schuldgefühle zu haben, konnte ich mir auch sparen.

„Kennst du sie etwa, Alexis?“ fragte die Oberbarbie und machte dabei wieder so ein tolles Gesicht, dass ich sofort wieder an das Botox denken musste.

Alexis schüttelte nur den Kopf. War sie etwa so eingeschüchtert, dass sie keinen Ton mehr herausbrachte? Naja. Wer konnte es ihr schon verübeln.

„Könnten wir beide vielleicht miteinander reden?“ fragte ich. „Unter Vier Augen.“

Sie nickte nur und stand dann auf. Und da sah ich sie zum ersten Mal. Alexis Brown. Sie hatte eine kleine und zierliche Gestalt. Langes, welliges Braunes Haar das perfekt ihr Gesicht umspielte. Die Fransen ihres Ponys hingen ihr bis in die großen, dunkelbraunen Kulleraugen. Sie hatte leicht rötliche Wangen, was sie nur noch zierlicher Wirken ließ. Sie war völlig ungeschminkt. Trotzdem hatte sie unendlich lange, dichte Wimpern, die ihre Augen einrahmten, wie ein Rahmen ein Gemälde. Ihre Lippen hatten einen milden rosè ton. Ich war überwältigt. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie etwas so schönes sterblich sein konnte. Ein ganz normaler Mensch.

Sie lief mit normalen Schritten zum Ausgang der Cafeteria. Ich folgte ihr.

Kaum hatten sich die große dunkelholzige Tür hinter und geschlossen drehte sie sich zu mir um. Ihre großen Augen schauten mich an.

„Danke.“ Sagte sie mit einer leisen, wunderschönen Stimme.

„Wieso danke?“ fragte ich verwirrt. Ich hatte sie gerade eben beim essen gestört und sie bedankte sich. Komische Welt.

„Naja. Du hast mich vor einer Mittagspause voller Modediskussionen bewahrt.“

Moment mal. „Heißt das etwa, du magst die Mädchen gar nicht?“ Ich nickte mit dem Kopf leicht Richtung Tür.

„Mögen? Naja. Eine davon ist meine Schwester.“ Gab sie zu und senkte den Kopf, als hatte sie etwas verbrochen.

„Deine Schwester?“ jetzt war ich noch verwirrter. Keine von denen da drinnen sah so aus, als wäre sie mit meinem Gegenüber verwandt.

„Halbschwester.“

Naja. Das erklärte es dann wohl.

„Du wolltest mit mir reden, nicht?“ fragte sie mit ihrer leisen, leicht zitternden Stimme. Sie wirkte ein wenig schüchtern. So als wäre es ihr peinlich, hier zu stehen. Aber sie hatte recht. Beinahe hätte ich den Grund hierfür vergessen.

„Was machst du am Samstag?“

Sie schaute mich verwirrt an. Sie war es wohl nicht gewohnt, so direkt angesprochen zu werden.

„Ich… ich hab nichts besonderes vor.“

„Hast du vielleicht Lust, mit mir und ein paar Freunden auf eine Party zu gehen?“

Bitte, bitte, bitte sag ja. Bitte sag ja. Ich drückte innerlich beide Daumen, dass sie zusagte. Was sollte ich sonst Josh erzählen? Ach, sie hat eine Halbschwester, die zu der Barbieclique gehört. Und sie sieht auch echt umwerfend aus, aber leider hab ich es vermasselt, Kumpel.

„Party? Ich weiß nicht so recht. Ich mag so was normalerweise nicht besonders.“

Verdammt. Aber ich durfte noch nicht aufgeben. Dann eben zu Plan B.

„Ach komm schon. Ich kenn hier noch niemanden und bisher hab ich nur Jungs kennen gelernt. Und ein bisschen weibliche Unterstützung wäre echt nicht schlecht.“ Ich setzte meinen besten Hundeblick auf. Der musste einfach funktionieren. Doch er tat es nicht. Sie beachtete ihn noch nicht einmal. Stattdessen hatte sie andere Sorgen.

„Welche Jungs den?“ fragte sie zaghaft.

„Collin Kennedy und Josh…“ bevor ich meinen Satz beenden konnte, fiel sie mir schon ins Wort.

„Du meinst doch nicht etwa den braunhaarigen Jungen, der immer neben Collin sitzt.“ Oh… Hatte sie etwa Interesse an ihm. Ich betete innerlich dafür.

„Ja, genau den meine ich.“

„Der spielt doch im Unterricht immer World of Warcraft.“

„Ja. Das ist Josh.“

Sie neigte den Kopf ein wenig nach vorne und ich könnte schwören, zu sehen, wie sie rot wurde. Vielleicht war die ganze Sache hier doch leichter, als ich gedacht hatte.

„Die beiden kommen auch mit auf die Party.“ Erklärte ich.

„Oh…“ sagte sie nur. Wieso war das Mädchen bloß so schüchtern und im anderen Moment wieder genau das Gegenteil?

„Wir könnten uns ja schon am Samstagmittag treffen und ein wenig shoppen gehen. Ich bin gerade erst hergezogen und die meisten meiner Klamotten sind noch in Kartons bei meiner Tante.“ Schlug ich vor. Fast jedes Mädchen liebte shoppen. Sie musste einfach zusagen.

„Na gut.“ Stimmte sie zu. „Aber ich weiß noch nicht mal deinen Namen.“

„Renesmee Cullen.“ Sagte ich und reichte ihr meine Hand.

„Alexis Brown.“ Sie schüttelte mir die Hand und zuckte ein wenig zusammen, als sie merkte, wie warm ich war.

„Nett dich kennen zu lernen, Alexis.“ Sagte ich freundlich. Sie grinste mich nun an.

„Sag Alex. Das hört sich nicht so förmlich an.“

„Dann sagst du Nessie.“ Das hier kam mir gerade vor, wie aus einem schlechten Film. Aber es war lustig. Und was sollte ich sonst sagen?

„Nessie. Du meinst…“

„Ja, wie das Seeungeheuer.“ Beendete ich ihren Satz. Wahrscheinlich lag es nur an der Nähe zu Schottland daran, dass sie sofort alle auf das Seeungeheuer kamen.

„Also… Nessie. Ich muss jetzt los. Ich hab noch Physik.“ Sagte sie wieder ein wenig verlegen.

„Klar. Ich muss zu Mathe.“ Nickte ich ihr zu. Sie wollte sich schon abwenden, als mir eine Idee kam.

„Hey Lexi. Hast du vielleicht Lust, dich morgen in der Mittagspause zu uns zu setzten? Wir haben noch Platz.“

Sie strahlte mich förmlich an, als hätte ich sie vor etwas tödlichem gerettet.

„Gerne. Also dann bis morgen.“ Sie winkte mir noch zu, bevor sie sich endgültig von mir abwendete und den Flur entlang lief.
 

Der Matheunterricht war überstanden. Und mein Notebook hatte eine Totalüberholung hinter sich. Während ich dem Lehrer bei seinem wirklich spannenden Vortrag über Trigonometrie zuhört hatte, hatte sich Collin um mein Notebook gekümmert. Ich wusste nicht, was er alles damit angestellt hatte, aber als er es mir gerade eben mit einem stolzen Blick in den Augen übergeben hatte, sagte mir irgendwas in meinem Inneren, dass es was gutes gewesen war, ihm das Ding zu überlassen.

„Soll ich dich heute wieder nach Hause fahren?“ fragte ich, als wir gemeinsam aus dem Zimmer liefen.

„Nee, brauchst du nicht. Josh nimmt mich ein Stück mit.“ Lehnte er dankend ab.

„Nessie!“ schrie eine Stimme. Suchend schaute ich mich um.

Josh.

Er rannte, in einer Geschwindigkeit, die Bemerkenswert für einen Menschen war, den Flur entlang. Seine Tasche flatterte hinter ihm wie eine Fahne. Zu gerne hätte ich jetzt losgelacht. Und das Collin sich die Lippen aufeinander presste, um nicht das eben gesagt zu tun, bestätigte, dass ich nicht die einzige war, die so über seinen Anblick dachte.

Schwer atmend erreichte er uns. „Ich… ich muss… muss unbedingt mit dir reden.“ Sagt er schnaufend. Ich konnte mir schon denken, was er wissen wollte.

„Wegen Lexi, nehme ich an.“

Er nickte nur heftig und lehnte sich ein wenig auf seine Knie um noch mehr zu schnaufen.

„Ich hab mit ihr gesprochen. Sie sieht wirklich wunderschön aus. Ich sollte sie unbedingt mal fragen, wer ihr Friseur ist. Und wo sie einkauft muss ich sie auch fragen. Hast du ihren Pullover schon gesehen,…“ während ich weiterredete, konnte ich förmlich sehen, wie Josh die Kinnlacke hinunter rutschte. Mein Plan funktionierte. Auf seiner Stirn bildete sich eine kleine Falte und die Ader auf seiner Nase fing plötzlich an, wie wild zu pumpen.

„… Ohrringe. Die sind bestimmt von Thomas Sabo. Die gleichen hab ich nämlich in Seattle gesehen, als ich das letzte Mal shoppen war. Vielleicht weiß sie ja, wo hier in der Nähe…“ plapperte ich weiter. Und die Joshbombe ging hoch.

„NESSIE!!!! WAS INTERESSIEREN MICH SCHON IHRE OHRRINGE???“ schrie er mich an. Bombe geplatzt. Bitte nehmen sie sich vor den Nachwirkungen in acht.

„SAG MIR JETZT BITTE NICHT, DASS DU SIE NUR ÜBER IHRE…“

Sanft legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, was ihn augenblicklich verstummen ließ.

„Beruhig dich. Alles ist gut.“ Sagte ich sanft. Ja. Es war lustig, Josh so auf die Palme zu bringen. Ich geb’s ja zu. Aber man musste ihn danach auch wieder beruhigen.

„Bitte, Nessie.“ Sagte er jetzt in normalem Ton. „Bitte sag mir, dass du das nicht vermasselt hast.“

„Wie schon gesagt. Alles ist gut. Und du wir werden Morgen ein wenig Gesellschaft beim Mittagessen haben.“

Seine Augen weiteten sich und ich konnte schon fast hören, wie es in seinem Kopf ratterte. Und dann…

Er fiel mir um den Hals und drückte mich so fest, dass jeder normale Mensch dabei wahrscheinlich erstickt wäre. Er hob mich in die Lüfte und drückte mich noch fester.

„Josh…“ krächste ich. „Luft.“

„Oh.“ Sagte er schnell und setzte mich wieder ab. „Tut mir Leid.“

„Keine Thema.“

„Jetzt muss ich mich aber beeilen. Ich muss noch schnell zum Sekretariat. Collin, warte am Wagen auf mich.“ Und schon rannte er freudestrahlend davon. Kopfschüttelnd sah ich ihm nach.

„Du bist fies.“ Sagte Collin und zog beide Augenbraunen nach oben.

„Als hättest du es nicht genauso gemacht.“ Verteidigte ich mich.

„Klar, hätte ich es genauso gemacht. Aber das fiese daran ist, dass ich nicht mitspielen durfte.“

Ich schlug ihm leicht in die Seite und verdrehte die Augen.

„Du bist wirklich unglaublich, Collin.“

Mit gespielt schmerzverzerrten Gesicht, hielt er sich die Seite. „Was den? Es macht nun mal Spaß Josh auf die Palme zu bringen. Nur meistens sind die Gelegenheiten immer so gering.“

Ich schüttelte nur den Kopf und wir liefen gemeinsam Richtung Parkplatz.

„Weißt du,…“ fing Collin an, als wir schon den halben Weg zurückgelegt hatten. „Auch wenn sich das jetzt gemein anhört. Ich bin froh, dass du deine Familie verlassen hast und hier her gezogen bist.“

Ich schaute ihn prüfend von der Seite an. „Collin, du bist wirklich so was von einfühlsam. Jeder Mann sollte sich von dir eine Scheibe abschneiden.“ Er musste den sarkastischen Unterton bemerkt haben, denn er hob schützend die Hände, so als würde ich ihn gleich anspringen.

„So war das nicht gemeint. Ich dachte nur…“ er verstummte.

„Was dachtest du?“

„Ich hätte so was niemals … für Josh machen können. Und … es ist auch mal schön, nicht immer nur mit ihm … abzuhängen.“ Erklärte er.

Unwillkürlich fing ich an zu grinsen. „Was ich damit sagen will… Es ist schön, dass du hier bist.“ Beendete er seine kleine Rede.

Mein Grinsen wuchs zu immensem Ausmaß an. Ohne viel darüber nachzudenken, fiel ich ihm um den Hals und drückte ihn ganz fest.

„Collin, das ist so was von süß.“ Quiekte ich. Und das war es auch. In Filmen, hatten sie in solchen Momenten immer Freudentränen in den Augen. Ich konnte gut und gerne darauf verzichten. Jedoch nicht darauf, meinen Kumpel so fest zu drücken, dass ich hörte, wie ihm sämtliche Luft aus den Lungen wich. Schnell ließ ich ihn los. Als ich prüfend zu ihm aufsah, lachte er los, wie ein kleiner Junge. Verwundert legte ich den Kopf schräg.

„Wieso lachst du?“ Manchmal würde ich echt alles dafür geben, Dads Gabe zu haben. Er konnte sie wenigstens anwenden, ohne dass es jemand mitbekam. Nicht so wie bei mir.

„Es ist nur… Ich hatte nicht gedacht, dass du mir um den Hals fällst wie ein hysterischer Groupie.“ Hysterischer Groupie. Dieser Junge hatte echt nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Ahja.“ Sagte ich nur, lief weiter und ignorierte ihn.

„Nessie.“ Schrie er und eilte mir hinterher. „Sei doch nicht immer gleich eingeschnappt.“ Bevor ich es selbst richtig registriert hatte, wirbelte ich schon herum und legte ihm meine Hände an den Kopf. Er starrte mich an, seine Augen weiteten sich immer mehr. Rückartig zog ich sie wieder zurück.

Gott. Das hatte ich gerade eben nicht wirklich getan.

Bitte, bitte, bitte nicht.

„Was war das?“ fragte Collin konfus.

Doch, ich hatte es getan.

„Was meinst du?“ stellte ich mich dumm. Ich durfte mir auf gar keinen Fall etwas anmerken lassen.

„Gerade eben… Als du mich berührt hast,… da war auf einmal so ein Bild in meinem Kopf, dass… dich zeigte. Wie du sauer warst. Wirklich extrem sauer.“

Shit. Wieso passierte so was immer mir?

„Komisch.“ Sagte ich nur und legte einen Zahn zu. „Also Collin, wir sehen uns morgen.“ Sagte ich noch schnell und winkte ihm über meine Schulter hinweg zu. Er stand immer noch dort, immer noch total verwirrt. Sagte kein Wort. Winkte noch nicht einmal. Schnell rannte ich zum Wagen. Ich hatte es so eilig, von diesem Parkplatz wegzukommen.

Ich hatte es getan. Ich hatte bei Collin meine Fähigkeit angewandt. Etwas, das ich unter gar keinen Umständen hätte tun sollen. Was sollte ich zu meiner Verteidigung sagen. Auch wenn ich vorerst meine Gedanken vor Dad verheimlichen konnte. Irgendwann würde er es doch herausbekommen. Und dann war ich in wirklichen Schwierigkeiten. Kein Mensch durfte von uns wissen. Es brachte sie nur in Gefahr. Das wusste ich und es war mir immer mehr als klar gewesen. Und trotzdem hatte ich gerade Collin in all das hineingezogen.

*********************************************************************************

na, hättet ihr an sowas gedacht???

hoffe, es war ne überraschung.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-03-20T09:39:48+00:00 20.03.2009 10:39
Tolles Kapi^^
fehlt nur noch, das Collin Ness einen Priester bei WoW erstellt und er ihr zeigt, wie Gedankenschinden funktioniert.^^
Tolle Idee nit Josh und Lexi, fand ich urkomisch^^
Und wie niedlich war den das mit dem umarmen, nur sollte sie ihre Hände besser unter Kontrolle haben^^ das wird ja noch interessant^^
Lg Sabine
Von:  Pavarotti
2008-10-15T20:06:56+00:00 15.10.2008 22:06
Eindeutig eins meinen Liebligskaps bisher, ich hab mich SO schrottgelacht, vor allem im ersten Teil....ich lache immernoch xDDDD Also Josh und Mädchen....xD
Uh, Nessie Nessie Nessie xDD Ganz böses Mädchen...
Aber echt gutes Kap, vor allem so schön lang *___*

Weiter so!
LG Saku
Von: abgemeldet
2008-10-15T19:27:03+00:00 15.10.2008 21:27
schöne handlung...^^
ja, das war absehbar...=)

weida sou!! =D
liebe grüße
Lolo
Von:  SecondHandGefuehl
2008-10-15T18:03:48+00:00 15.10.2008 20:03
Schönes Kapi.
Aber sowass musste ja kommen. *g*

Liebe Grüße,
Autumn
Von: abgemeldet
2008-10-15T17:49:41+00:00 15.10.2008 19:49
ERSTE!!! ♥
soooo ... ouh man >.<°
damit hätte ich nich gerechnet, dabei lag es so auf der hand ^^°
josh und mädchen *stirn runzelt* das passt nich so xD
aba, tolles kap. ♥
mach weiter so :-* kussi♥

Edwards_Schatzii


Zurück