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Spiel mit mir

Bis zum Ende
von

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Schwäche

„Ruki?!“, leicht tätschelt der Schwarzhaarige weiterhin die blassen, eingefallenen Wangen des Sängers.

Wieder flackern seine Augenlider, doch aufwachen will er anscheinend nicht.

Uruha ist gerade Eiswasser holen. In der Hoffnung damit das Fieber des Jüngsten senken zu können.

„Gnn“, nur leise, wehleidige Geräusche sind ab und an von dem Bewusstlosen zu vernehmen.

„Ru-chan, wach auf, bitte!“, sanft streicht Kai ihm die wirren Haarsträhnen hinter die Ohren.

Endlich ist auch Uruha wieder da, legt dem fiebrigen den eisigen und feuchten Waschlappen auf die Stirn.

Besorgte Blicke tauschen sie untereinander aus. Für eine harmlose Magen-Darm-Grippe geht es dem Frontmann einfach zu schlecht. Hat er sie vor ein paar Tagen angelogen, wie so oft in letzter Zeit? Oder will er ihnen den wahren Grund einfach nicht sagen, ihn diesen verschweigen?

„Ich glaube er wird wach“, unruhig streicht Kai dem kleinen durch die Haare.

Und er soll Recht behalten. Denn der Sänger schlägt die Augen auf, blinzelt ein paar Mal. Wünscht sich er hätte dieses nicht getan, die Augen am Besten geschlossen gehalten. Immer wieder verschwimmt seine Sicht. Die Umgebung scheint für ihn Karussell zu fahren.

Nur langsam, zu langsam für seinen Geschmack, klärt sich die Sicht. Erst jetzt nimmt er die anderen beiden Bandmitglieder wahr.

„Ru-chan, trink etwas“, auffordernd hält der Schlagzeuger ihm eine komisch gefärbte Flüssigkeit in einem Glas hin.

Zögerlich trinkt er aus dem Strohhalm, den Kai an seine Lippen hält. Sofort fällt ihm der bittere Geschmack auf und es fällt ihm schwer weiter zu trinken und nicht wieder alles auszuspucken.

„Das reicht, denke ich. Ruh' dich noch ein paar Minuten aus, dann geht das schon wieder“, schmunzelnd stellt Kai das Glas bei Seite.

Dem Sänger tut sein ganzer Körper weh, immer wieder erzittert sein ganzer Körper. Warum müssen sie ihn so schwach erleben? Sie sollen ihn nicht als jämmerlichen Waschlappen in Erinnerung behalten. Sondern als den starken, lebensfrohen Ruki oder eher Takanori, der er sonst immer war. Er fleht darum, dass sie den heutigen Tag vergessen werden.

Ihm geht es gut, ihm hat es einfach gut zu gehen! Er ist doch kein Angsthase, kein Waschlappen, der wegen jedem kleinen bisschen Angst hat oder auch das Leben hasst. Er hat keine Angst wegen den Drohbriefen. Er hat alles unter Kontrolle, glaubt er.

Verwirrt schaut er sich um, wann sind denn die anderen gegangen?

Er sollte aufhören mit offenen Augen zu träumen. Er sollte sich lieber der knallharten Realität stellen. Die, die ihn versucht in die Knie zu zwingen. Bis zum Ende, bis zur aufklaffenden Schlucht will er gehen, nicht weiter. Er ist bereit alles zu geben.

„Ru-chan, brauchst du noch etwas?“, besorgt mustert Kai den immer noch blassen Ruki.

„Nein, danke“, verneint seufzend der Vocal.

„Ich koch dir etwas Ramen, du bist viel zu dünn geworden“, mit diesen Worten lässt der Schlagzeuger ihn wieder alleine.

Seufzend nimmt er sich den Waschlappen von der Stirn, da dieser schon länger nicht mehr kühl genug ist.

Brummelnd massiert er sich die Schläfen, in der Hoffnung dadurch die pochenden Schmerzen vertreiben zu können.

Eher widerwillig trinkt er den Rest des Glases aus, verzieht vor Ekel das Gesicht. Immer noch am ganzen Körper bebend richtet er sich auf. Kämpft gegen den Schwindel an. Auf wackeligen, wackelpuddingartigen Beinen wankt er Richtung Küche des Gitarristen.

„Kleiner, ab zurück ins Bett mit dir!“, schimpft direkt der Wohnungsbesitzer.

„Mir geht es besser“, rechtfertigt sich Ruki direkt.

„Dann setz' dich wenigstens hin. Ich gehe dir eine Jacke holen“, kopfschüttelnd macht sich Uruha auf den Weg.

Stumm mustert Kai den Jüngsten, zieht die Stirn kraus. Irgendetwas stimmt mit Ruki nicht. Er widerspricht nicht mehr und gibt sich wenn schnell geschlagen. Selbst nach einem anstrengenden Konzert ist er nicht so.

Eindringlich schaut er dem Jüngsten in die ausdruckslosen, leeren Augen.

„Kai, mir geht es wirklich besser“, gequält richtet Ruki den Blick auf die Tischplatte.

„Tue mir einen Gefallen, bleib' bis zum Interview bei Kouyou. Ansonsten ziehe ich vorübergehend bei dir ein“, fordert Kai.

Ruki nickt nur, legt den scheinbar bleischweren Kopf auf den Tisch.

„Die Schmerzmittel helfen gleich“, besorgt legt Urha ihm eine dickere Fleecejacke über die Schultern.

„Danke. Kai, kannst du mir dann ein paar Sachen bringen?“, bittend schaut er den Schlagzeuger an.

Dieser nickt lächelnd, freut sich wegen der Einsicht des Sängers.

~

Erst am Tage des Interviews scheint er wieder völlig genesen, auch wenn er immer noch etwas angeschlagen wirkt.

Die ganze Zeit hatte der Gitarrist sein Bestes gegeben und es immer wieder geschafft, Ruki abzulenken. Ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Er hat sich gerne für ihn die Nacht um die Ohren geschlagen. Denn ein Lächeln ist schon einmal ein guter Anfang.

Vielleicht ist ihr Vocal wirklich bald wieder wie früher. Genauso munter, wie man es gewohnt ist. Er würde alles geben um noch einmal einen fiesen Witz von dem kleinen zu hören.

Fast hätte Ruki die grausame Realität vergessen, aber nur fast.

Die Nacht ist er schweißgebadet aufgewacht, in Uruhas Armen. Direkt hatte der Gitarrist ihn versucht zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg.

Manchmal muss er man einfach gehen, Abstand nehmen. Einmal so tun, als wüsste man von nichts. So kann man für einen Moment entspannen. Doch manchmal, da muss man bleiben. Auch wenn man nur die graue Zukunft sieht, die auf einen wartet. Die Zukunft, in der sich die Verzweiflung, ein höllisches Spiel befindet.

Er will nur gehen, nicht wahrhaben. Er ist gebunden an den Platz, wo ihn die Vergangenheit, die begangenen Fehler von Tag zu Tag strafen.

Die anderen wissen anscheinend nicht, wie es ist selbst in den Träumen zu weinen. Wie es ist nur noch blutige Tränen zu weinen, keinen Ausweg mehr zu wissen.

Ja, blutrote Rosen säumen seinen Weg, nicht immer war es leicht für ihn diesen zu gehen. Immer wieder hat er sich umgeschaut, nach dem Sinn gefragt. Jedoch hat er nie einen gefunden, es gab keine Antwort auf seine Fragen.

Kopfschüttelnd folgt er Uruha ins Innere des Gebäudes. Im Besprechungsraum wird er auf Reita treffen. Das Interview wird vom Manager überwacht, wie immer eigentlich.

Wie kann der kleine es bloß verantworten? Wie kann er die schwere Last, die ihn zu Boden drückt weiterhin ertragen?

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Disclaimer: nichts mir, nichts Geld



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