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Felicitas

von

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Kapitel 11

"Wer ist jetzt auf der Bühne?"

Die Tänzerin zupfte an ihrem knappen Top: "Niemand, aber Angélique schminkt sich schnell fertig und geht dann raus."

"Gut, Tina du fährst Nina ins Krankenhaus."

Wir waren inzwischen in der Hauptgarderobe angekommen. Felicitas zog mich an sich, da mich sonst eine der Tänzerinnen umgerannt hätte. Sie hielt mich auch weiterhin sanft fest. Ich bekam nicht mit was sie mit ihren Tänzerinnen diskutierte, da meine Hormone verrückt spielten und ich spürte wie viel Alkohol ich schon getrunken hatte. Meinen Kopf lehnte ich an ihre Schultern, während ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

"Susanne, Susanne!" Ihre Stimme drang langsam in mein Bewusstsein. "Komm, wir gehen wieder zu den Anderen." Sie ließ mich los, packte mich aber gleich wieder an der Hüfte, da ich leicht schwankte. Sie grinste. "Du hast wohl etwas zu viel getrunken?"

"Du könntest recht haben." murmelte ich. Ich konnte ihr ja nicht sagen, das ich nicht nur von dem Alkohol trunken war, sondern auch von ihrer Nähe.

Sie schob mich zum Ausgang, bevor wir durch die Tür gingen zog sie mich noch einmal an sich. "Susanne. Ich werde unter einem Vorwand gehen. Mischa fährt dann dich und Margareta ins Internat."

"Was hast du vor?"

Sie strich mir durchs Haar. "Ich muss auftreten! Dadurch das Nina mit ihrer Partnerin Tina ausfällt, muss ich auf die Bühne!"

"Das kannst du nicht machen! Du bist doch noch nicht richtig gesund und morgen haben wir Weihnachtsball. Ich möchte nicht das du wieder im Bett liegst."

Sie grinste mich an. "Keine Angst, das Fest morgen lasse ich mir nicht entgehen." Sie öffnete die Tür und fügte leiser hinzu. "Ich denke außerdem nicht, dass es dich stören würde wenn ich im Bett liege."

Ich starrte ihr nach. ,Dieser Ton! So verführerisch, als ob sie mich gleich ins Bett bekommen wollte.'

Sie griff nach meiner Hand. "Na komm schon. Die Anderen warten sicher schon."

Sie war wieder so selbstbeherrscht. ,Was wollte sie mir vor einem Moment andeuten. Liebt sie mich etwa.' In meinen Kopf drehte sich alles, ich hätte nicht so viel trinken sollen.

Wir gingen also wieder zu den Anderen an den Tisch. Felicitas flüsterte ihren Bruder etwas ins Ohr und nahm dann ihre Handtasche. "Margareta, mein Bruder bringt dich nachher ins Wohnheim zurück. Ich fahre jetzt gleich. Ich habe Kopfschmerzen." Margareta nickte und wandte sich wieder ihrem Freund zu, der etwas gelangweilt in seinem Drink rührte.

Patrick sah Felicitas bedauernd nach, während sie den Raum verlies. "Hat sie schon einen Freund?"

Mischa schüttelte den Kopf. "Mach dir aber keine allzu großen Hoffnungen. Sie hat im Moment nicht viel mit Jungs im Sinn."

Ich lehnte mich an Mischa, der seinen Arm um mich legte, und versuchte mein Eifersucht zu unterdrücken. Auch wenn ich nicht mit Felicitas zusammen war und es vielleicht auch nie sein würde, so wollte ich sie nicht an einen Jungen verlieren. Mischa fuhr mir sanft durchs Haar und winkte eine Kellnerin her. Er bestellte mir irgendeinen Fruchtcocktail ohne Alkohol. "Willst du jetzt schon gehen? Du siehst auch nicht mehr sehr fit aus."

Ich lächelte ihn an. "Nein. Ich möchte sie auf keinen Fall verpassen."

Sein Lächeln war wissend, als er sich wieder Patrick zuwandte. "Kommst du öfters hier her?"

"Ja jeden Samstag, denn dann tanzt manchmal die Katze." Er schaute verträumt auf die Bühne. "Ich würde sie gerne mal privat treffen, aber sie lässt ja nicht mal bei der Aufführung einen Jungen an sich ran. Sie ist so sinnlich und verführerisch. Aber gleichzeitig den Jungs gegenüber so abweisend."

Mischa schaute mich an und verdrehte die Augen. "Und wieso bist du Heute da?"

"Ich hatte mich mit zwei Freunden verabredet, doch sie sagten leider kurzfristig ab."

Ich nippte an meinen Cocktail. Und wartete gespannt auf das was an dem Abend noch passieren würde.

Plötzlich setzte sich ein großer blonder Mann neben mich. "Hallo Patrick, sorry das es so spät wurde. Aber ich konnte mich letztendlich doch noch verdrücken."

Patrik nickte ihm zu. "Darf ich euch Steffen vorstellen, das sind Mischa und seine Freundin Susanne, richtig?" Ich nickte und rutschte etwas näher an Mischa heran, denn irgendetwas gefiel mir nicht an dem Kerl.

Er nickte uns zu und starrte dann auf die Bühne.

Nach ein paar Shows wurde die Bühne plötzlich dunkel. "Leider fällt die Show von Tina und Nina aus, dafür haben wir aber eine Überraschung für euch bereit. Jungs behaltet eure Hände bei euch und Mädels wundert euch nicht wenn ihr plötzlich beim Öffnen eines Kleidungsstückes helfen müsst!" Während die Frau sprach wurde es im Saal still und man hörte nur ein paar Stühle scharren. "Hier kommt the Cat"

Ein Miau ertönte und ein einzelner Scheinwerfer wurde auf die Stange in der Mitte der Bühne gerichtet. Langsam rutschte sie an der Stange herab. Sie trug eine braune Kurzhaar Perücke, mit Katzenohren einen braunen pelzigen Minirock, ein ebensolches Top, welches vorne zusammen geschnürt war. Um ihre Unterschenkel wanden sich geschickt schmale braune Bänder, die ihre Narbe verdeckten.

Sie bewegte sich zu einer langsamen Musik leichtfüßig zum Bühnenrand und zwinkerte mir kurz durch ihre Katzen Maske zu. Sie zog langsam ihren Rock runter, dabei kam eine kurze Hose zum Vorschein und ein Katzenschwanz ringelte sich plötzlich auf. Ihr Lächeln war so verführerisch. Sie stieg geschickt aus dem Rock und bewegte sich dann aufreizend und Katzenhaft den Bühnenrand entlang.

Mein Puls raste schon, als sie nur die Bühne betrat und ich war sicher Knallrot. Mischa legte wieder seinen Arm um mich und zog mich näher an sich.

Felicitas hielt an unseren Tisch inne und deutete Hedwig an, sie solle ihr helfen, das Top zu öffnen. Doch Hedwig wich angewidert zurück. "Das ist widerlich!" Felicitas legte sich auf die Bühne und sah sie durchdringend an. Dann sprang sie wieder auf, hieb einmal in Katzenmanier nach ihr und Miaute.

Ich hoffte so sehr, das sie mich das Top aufbinden lies, doch sie winkte Margareta herbei, welche mir einen kurzen bedauernderen Blick zuwarf und sich dann daran machte das Top zu öffnen. Felicitas lief geschickt rückwärts zur Stange und zog das Top aus. Darunter hatte sie noch einen braunen Fell-BH. Sie rutschte nun an der Stange hinunter und fing an sich wie ein Katze zu putzen.

Mir wurde ganz heiß und ich empfand in diesen Moment ein so starkes verlangen nach ihr. Meine eine Hand lag zwischen meinen Beinen ehe mir bewusst wurde was ich tat. Ich wäre sicher aufgesprungen und auf die Bühne gerannt, wenn mich Mischa nicht sanft aber bestimmt an sich gehalten hätte. Eine Träne stahl sich über meine Wange. Sie war so nah und doch so unerreichbar fern.

Sie hatte sich inzwischen fertig geputzt und machte eine Neue Runde am Bühnenrand. Sie war beim Strippen wie ausgewechselt. Jeder Junge im Raum starrte sie an. Nicht So wie sie angesehen wurde, wenn sie ihren aufreizenden Gang hatte, nein sie starrten sie lüstern an. Ich denke sie wären auf die Bühne gestürmt, wenn nicht rechts und links Georg und der andere Typ, den ich in der Garderobe traf, gestanden hätten.

Ich war furchtbar eifersüchtig und gleichzeitig war ich so fasziniert von ihr, dass ich nicht mitbekam wie sie mir noch mal zuzwinkerte und mich an den Bühnenrand heranwinkte. Misch ließ mich los und scheuchte mich zur Bühne.

Felicitas nahm meine Hände und legte sie auf ihren Rücken an den Rand des B-H. Sie lächelte mich verführerisch an. Ich spürte, dass sich hinten kein Verschluss befand und rutschte mit meinen Händen nach vorne. Ihre Haut war so zart, sie lehnte sich etwas zurück, so dass ich die Hacken öffnen konnte. Ich vergaß das wir uns mitten in der Öffentlichkeit befanden und wollte ihr den B-H ausziehen. Doch sie nahm lächelnd meine Hände in ihre und sah mich sanft an. Sie schüttelte kurz den Kopf. Ich verstand!

Mischa legte seinen Arm um mich und führte mich zu meinen Platz. Den Rest der Show bekam ich nur durch einen Tränenschleier mit. Sie war so wunderschön.

Kurz nachdem die Bühne wieder dunkel wurde, kam die Gräfin de Noir zum Tisch. "Ihr wisst schon, das ich euch eigentlich bei der Direktorin melden müsste!"

Wir zuckten alle zusammen! Doch sie hatte sich schon vom Tisch abgewendet und war Richtung Toilette gegangen. Als sie nach der nächsten Nummer immer noch nicht wieder gekommen war, wusste ich, dass sie bei Felicitas war. Seltsamerweise war ich auf sie nicht eifersüchtig, wie ich es im Moment auf so ziemlich jeden war, der versuchte Felicitas Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich war eher froh, dass sie bei Felicitas war, denn so konnte ich sicher sein, dass kein anderer bei ihr war.

Wir gingen sehr bald. Patrick und Steffen begleiten Mischa, Margareta und mich noch zum Auto. Margareta verabschiedete dort noch ihren Freund mit einen Kuss auf die Wange. "Bis morgen."

Galant öffnete mir Patrick die Autotür. Fragte mich aber dann lüstern, ja genau so konnte man es nennen. "Und wie war es sie zu berühren?"

Ich weiß nicht was mich in jenem Moment ritt. "Auch nicht anders als meine Freundin zu berühren!" Damit setzte ich mich ins Auto.

Steffen lehnte an seinem Auto. "Weißt du! Sie ist eine Wucht, ihre Bewegungen, der wohlgeformte samtweiche Busen, ihr Aussehen einfach alles. Es ist jedes mal ein Vergnügen ihr zuzusehen. Seit ich sie vor sieben Jahren das erste mal traf, bin ich fasziniert von ihr. Aber dieses mal war es anders. Sie war leidenschaftlicher als sonst, so als ob sie jemanden bestimmten im Publikum anmachen wollte. Aber sie würde sicher nie verraten wen!"

Margareta setzte sich neben mich. "Würde ich an ihrer Stelle auch nicht machen." Zu Mischa gewandt sagte sie leicht hochnäsig. "Ich möchte jetzt fahren!"

Mischa startete ohne ein Kommentar sein Auto. Als wir auf der Hauptstraße waren wandte er sich an mich. "Nimm die Typen nicht ernst. Die zwei und ihr Freund sind nur ein paar von vielen, die kommen um sie zu sehen. Aber keiner von ihnen durfte sie je berühren."

Ich nickte und lehnte mich Müde zurück. Der Abend hatte mich sehr mitgenommen und ich bekam Kopfweh von dem Alkohol. Margareta zog mich an sich. "Hei wenn du weinen willst, dann tu es einfach. Ich weiß wie du dich fühlst. Die Liebe und das Begehren zu einer Person, welche unerreichbar ist. Auch ich habe es einmal erlebt. Aber ich hatte nie eine Chance. Aber du, du hast eine Chance. Ich habe gesehen wie sie dich heute Abend ansah."

Ich schüttelte leicht den Kopf, wovon mein Kopfweh noch schlimmer wurde. Ich schloss die Augen "Ich wünschte es wäre es so, aber sie wird mich nie lieben können und ich möchte sie nicht verletzen."

Margareta legte ihre Hand beschützend auf meine Kopf. "Und was ist mit dir, sag ihr wenigstens das du sie liebst. Mach es nicht von anderen abhängig, hör auf dein Herz, mehr als abweisen kann sie dich nicht."

Ich musste wieder weinen. "Doch, wenn sie nichts mehr mit mir zu tun haben will, bin ich wieder allein. Sie akzeptiert mich so wie ich bin."

"Mach dich doch nicht von anderen abhängig. Du bist ein Mädchen mit eigenen Willen!"

Ich fuhr auf und hielt mir meinen Kopf. ,dämlicher Alkohol' "Du hast gut reden, du tust doch auch alles um den Anderen zu gefallen! Hängst dich an sie ran, nur damit du nicht alleine bist!"

Sie ließ ihren Kopf hängen. "Du hast recht, aber nur weil ich das so mache musst du es auch nicht so machen."

Mischa hielt vor dem Tor. "Hört auf ihr zwei. Ihr habt beide zuviel Alkohol getrunken. Redet doch morgen in aller Ruhe darüber."

Wir stiegen kleinlaut aus. Ich hob meinen Kopf und die schmelzenden Schneeflocken vermischten sich mit meinen Tränen, dann sah ich zufällig, dass auch Margareta weinte. Ich legte meine Hand auf ihren Unterarm. "Alles in Ordnung?"

Ein gequältes Lächeln stahl sich über ihr Gesicht, bevor sie ohne ein Wort zu sagen, auf Schulgelände lief. Ich wollte ihr hinterher laufen. Doch Mischa hielt mich zurück. "Ich denke sie kommt klar. Geh du ins Bett, ich glaube du brauchst jetzt schlaf, und morgen früh sieht das Ganze wieder anders aus. Wir sehen uns morgen." Er gab mir einen Kuss auf die Wange grinste mich an und fuhr dann los.

Ich drehte mich um, nachdem ich ihn nicht mehr sah, und wollte gerade das Schulgelände betreten, als ein Wagen mit quietschen einparkte. Es war Felicitas ihrer, ich rann sofort hin, Ileana stieg aus, öffnete die Beifahrertür und hob Felicitas heraus. Diese hatte einen langen Mantel an, und lag reglos in den Armen von Ileana, mein Herz machte einen Sprung, ,was war passiert?'. Ileana gab mir wortlos den Autoschlüssel und den Geldbeutel von Felicitas. Ich schloss das Auto und trottete dann hinter ihr her, voller Sorge um Felicitas.

In unseren Zimmer legte Ileana sie auf Bett und zog ihr den Mantel aus, darunter trug Felicitas nichts nur um ihre Beine waren noch die Bänder gewickelt, Ileana entfernte sie schnell und deckte sie dann zu. "Mach dir keine Sorgen. Sie war nur müde. Du solltest auch schlafen gehen. Gute Nacht."

Damit lies sie mich im Raum stehen und ging. Ein kurzer Blick auf Felicitas sagte mir, dass sie schlief, eine Träne glitzerte auf ihrer Wange.

Am nächsten Morgen war ich vor ihr wach, ich fühlte besorgt an ihrer Stirn und als ich feststellte, dass ihre Temperatur normal war, lächelte ich.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich das Frühstück verschlafen hatte. So zog ich gleich das weiße Kleid mit der grünen Stickerei an den langen weiten Ärmeln an. Es war für unser Vortanzen. Nackt tapste Felicitas ins Bad, ich keuchte auf, sie bemerkte es zum Glück nicht. Ringe waren um ihre Augen und sie sah fürchterlich verschlafen aus. "Morgen. Würde es dir etwas ausmachen, kurz das Bad zu verlassen, ich würde gerne duschen."

Ich schüttelte den Kopf und verließ schnell das Bad.

Es klopfte an unsere Zimmer Tür. Ileana betrat den Raum. "Ich wollte eigentlich nur fragen, wie es Felicitas geht!"

"Sie ist gerade aufgestanden."

"Gut. Komm setz dich ich mach dir deine Haare." Sie zog einen Lockenstab aus ihrer Handtasche und eine Bürste. Ich setzte mich brav auf Bett und ließ mir von ihr das Haar machen.

"Darf ich dich mal was fragen?"

"Ja klar." Sie hatte ihren Frack ausgezogen, er lag nun neben Felicitas ihren auf dem Bett.

"Wieso bist du eigentlich hier?"

Sie sah mich fragend an, während sie mir Locken ins Haar drehte. "Wie meinst du das?"

Ich schluckte. "Du warst da als Felicitas Hilfe brauchte! Jetzt ist sie und ich auch auf deine Hilfe angewiesen, als ob du gewusst hättest, das sie dich wieder braucht."

Sie schmunzelte. "Damals war es Zufall. Aber ich muss gestehen, dass ich dieses mal von einer Bekannten angerufen wurde, als sie Juliet hier in der Stadt sah. Es war aber reiner Zufall, dass sie hier eine Lehrerin gebraucht wurde und das Felicitas an dieser Schule ist."

Felicitas kam wieder ins Zimmer, sie hatte ihre Haare in ein Handtuch gewickelt und eines bedeckte ihren Körper. Sie sah besser aus, nachdem sie geduscht hatte. "Guten Morgen." Sie nahm sich einen Apfel, aus der Obstschüssel, die anscheinend eine Dienerin auf ihren Schreibtisch gestellt hatte.

"Ileana, Danke für gestern Abend. Ich hätte echt nicht gewusst was ich gestern ohne sich gemacht hätte." Ileana nickte, antwortete ihr aber nicht.

Sie steckte mir einen Teil meiner Haare hoch und nahm dann die weißen Kunstrosen, welche sie mitgebracht hatte steckte mir ein paar davon ins Haar. Dann schminkte sie mich noch, als ich aufsah, sah ich das Felicitas mich anstarrte. "Du siehst wunderhübsch aus! Wie aus einer anderen Zeit."

Ich lächelte sie an. "Du solltest dich aber auch fertig machen." Sie nickte, nahm ihren Anzug und ging wieder ins Bad.

Ileana legte mir eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß wie du dich fühlst!" Sie steckte mir noch ein Rose an den Ausschnitt. Dann fuhr sie mir mit ihren Finger über die Wange. "Aber ich denke du bist stark genug um mit deinen Gefühlen zurecht zu kommen."

Ich schaute sie verwundert an, während sie ihre Sachen wieder in die Handtasche packte. Sie hatte mich so seltsam angesehen, als sie mir über die Wange fuhr. Ich konnte nur nicht sagen wie, Verlangen, Sehnsucht, Trauer und mehr mischte sich in ihrem Blick.

Aber ich vergas es schnell wieder, da Felicitas den Raum betrat. Sie sah so gut aus in der schwarzen Anzughose und dem weißen Hemd. Ihr schwarzes Haar fiel ihr noch wild ins Gesicht und sie sah immer noch leicht müde aus, aber wunderhübsch. Der stechende Schmerz in meiner Hand machte mir bewusst wie stark ich sie zusammenballte um Felicitas nicht zu berühren, Ich schluckte. "Ich geh schon mal vor. Vielleicht kann ich noch etwas bei den Vorbereitungen helfen." Ich ging schnell aus dem Zimmer. Als ich die Tür schloss, atmete ich erleichtert aus. Ich wusste nicht wie ich die nächsten zwei Jahre mit ihr überstehen würde.

Im großen Saal, war es noch dunkel ich setzte mich vorsichtig auf den Rand der Bühne. Ich betrachtete meine Hände. ,Wieso fühle ich mich so schuldig. Ich will sie doch nicht verletzen. Weshalb musste ich sie treffen?'

Schritte unterbrachen meine Gedanken, ich blickte auf. Margareta lächelte mich an. Sie sah in dem Frack und den schummrigen Licht fast wie ein Junge aus, sie setzte sich neben mich.

"Tut mir Leid wegen gestern Abend. Du hattest recht. Ich mache mich zu sehr von den andern abhängig. Nur ich war Jahre lange allein, und wenn ich mit den Anderen zusammen bin, habe ich zumindest das Gefühl nicht alleine auf der Welt zu sein. Aber dann bin ich unter ihnen wieder einsamer als wenn ich alleine wäre. Sie reißen Witze über Dinge, die ich mag. Ich traue mich nie etwas zu sagen, da ich befürchte wieder allein zu sein."

Ich legte meine Hand auf ihre. "Mir tut auch leid das ich dich angefahren habe, ich denke ich würde es an deiner Stelle genauso machen."

Sie lächelte. "Danke. Aber ich weiß das ich etwas daran ändern muss. Sag hast du nicht Lust mit mir in den Ferien mal einfach einen Abend lang weg zu gehen, in irgendeine Bar zu Hocken und den Alltag vergessen."

Es tat so gut einfach nur dazu sitzen und mit jemanden der einen Verstand zu reden. "Eigentlich gerne, ich bin nur die ganzen Ferien bei Felicitas und du wohnst immer hin ein gutes Stück weg. Außerdem nach gestern Abend sollte ich etwas vorsichtiger mit dem Alkohol sein."

Sie schmunzelte. "Wir müssen ja nicht unbedingt Alkohol trinken. Und wegen der Fahrt werde ich einfach Tommy bitten. Er macht das sicher gerne, ich glaub es gibt da jemanden den er gerne kennen lernen würde." Sie sagte das absolut gelassen, so als würde sie es nicht stören, dass ihr Freund, mit ihrem Wissen, sich mit einer Anderen traf.

"Stört es dich nicht, das er sich mit einer Anderen treffen will."

Jetzt lachte sie. "Ich habe nicht gesagt das es so jemand wäre. Aber um ehrlich zu sein, es macht mir nichts aus. So wie Mischa für dich eine Show abzieht, so mache ich das für Tommy. Er steht nicht auf Mädels. Eines Tages beichtete er es seiner Mutter und mir beim Abendessen. Meine Tante aß gemütlich weiter und erklärte Minuten später, seelenruhig, dass sie schon so etwas vermutetet hatte. Na ja und ich...."

Wir wurden unterbrochen, da ein paar Dienerinnen herein kamen und das Licht anmachten. Wir beobachteten wie sie die letzte Hand an der Tischdekoration und dem Gedeck anlegten.

"Du siehst super aus. Die Frisur steht dir gut, sie erinnert mich an das Barock Zeitalter. Ich glaube du wirst heute Abend die Schönste sein."

Ich denke ich wurde rot, es war ungewohnt Komplimente zu bekommen. "Das sagst du doch einfach nur so!"

Sie nahm meine Hand und küsste sie. "Nein, ich meine es ernst, du bist wirklich hübsch!"

Auf einmal entstand an der Tür zum großen Saal ein Tumult. Ein großer junger Mann kam in den Saal, er trug einen schicken dunkelblauen Anzug. Seine blonden Haare hatte er sorgfältig zurück gegellt und eine rote Rose steckte in seiner Jackettasche. Er machte der Dienerin, die versucht hatte ihm an reinkommen zu hindern ein Kompliment, denn diese wurde rot.

Margareta nahm meine Hand und zog mich auf, wir zogen uns hinter die Bühne zurück, bevor er uns bemerken konnte. "Wer ist den das?"

Ich zuckte mit dem Schultern. "Keine Ahnung, ich hoffe mal es ist nicht Christof von Schlangenforst. Wenn er es ist steht mir ja ein super Weihnachtsfest bevor!"

Wir beobachteten wie der Kerl jeder der Dienerinnen Komplimente machte und sie so an den Vorbereitungen zum Fest hinderte.

Nach einer Weile betraten meine Eltern den Raum, es wunderte mich das sie schon so früh da waren, normalerweise kamen sie immer genau pünktlich, nicht eine Minute früher oder später.

Mein Vater trug seinen Smoking und hatte seine braunes Haar, welches an den Schläfen schon grau wurde sorgfältig zurückgekämmt. Mutter trug ein enges rotes Cocktailkleid, ihr rotgefärbtes Haar hatte sie Hochgesteckt, ein Teil fiel ihr noch in den Nacken. Mein Bruder sah wie eine junge Kopie meiner Vater aus.

"Na wenn das nicht deine Eltern sind. Sie haben es aber mal wieder übertrieben."

Ich nickte. "Jetzt bin ich nur mal gespannt was für ein Kleid sie mir dieses mal mitgebracht haben. Ich erinnere mich nur an das peinlich rosa Spitzenkleid von letzten mal."

Margareta grinste. "Ja ich erinnere mich. Das Kleid war schrecklich, du sahst wie ein Kuchen mit viel rosa Zuckerguss aus."

Der junge Mann setzte sich zu meinen Eltern. Er schien meiner Mutter Honig um den Mund zu schmieren, denn diese lächelte.

Hinter uns hörten wir ein Geräusch. Ein Mädchen aus dem ersten Jahr gesellte sich zu uns. "Margareta deine Tante ist auf deinen Zimmer, sie möchte dich sehen."

Margareta zuckte mit den Schultern. "Bis nachher Susanne." Damit gingen sie und das Mädchen in Richtung des Regvisitenraum, hinter dem sich noch ein Ausgang befand.

Ich überlegte ob ich raus zu meinen Eltern gehen sollte oder zu Felicitas in unser Zimmer. Beides schien mir nicht sehr reizvoll, so blieb ich einfach hinter der Bühne sitzen. Ich hörte das sich meine Eltern mit Christof unterhielten, ich verstand kein Wort sondern hörte nur ihre Stimmen.

Nach einer Weile fühlte sich der Raum mit den Schülerinnen und Ihrer Eltern. Ich fühlte mich allein, meine Eltern würden mich nicht verstehen, Felicitas konnte ich von meinen Gefühlen nicht erzählen und sie war die Person von der ich am meisten wünschte, dass sie mich verstehen würde.

Felicitas war noch nicht aufgetaucht, aber sehr wohl ihre Eltern. Sie saßen bei meinen Eltern. Ileana saß schon am Lehrertisch.

"Sollten wir nicht allmählich in den großen Saal gehen. Ich glaube unsere Eltern erwarten uns schon."

Ich drehte mich um und sah Ileana, die an einer alten Kulisse lehnte, ihre Haare waren zu einem Zopf zusammen geflochten. Eine weise Rose steckte an ihrem Revier. Ich lächelte sie an. "Du siehst gut aus."

Sie reichte mir den Arm.

Ich schluckte und nahm ihren Arm, sie war absolut gelassen. Sie führte mich zum Vordereingang des Saales. Dort steckte sie mir meine Rose zurecht. "Lächle doch mal, du siehst in letzter Zeit immer so traurig aus."

Ich lächelte sie an. "Na bitte, so siehst du schon besser aus." Sie legte meine Hand wieder auf ihren Arm und führte mich in den Saal.

Es waren schon alle anwesend, wir waren die letzten, dies verschaffte uns einen außergewöhnlichen Auftritt. Jeder schaute einen Moment auf. Viele der Jungs lächelten mich an. Es war seltsam mal von den Jungs beachtet zu werden.

Meine Eltern starrten mich wie eine Außerirdische an, mein Bruder ließ beinahe sein Glas fallen und Christof schaute mich verwundert an. Als Ileanas Blick unseren traf, drehte Felicitas ihren Kopf weg.

Ich spürte wie sie sich anspannte, ich sah fragend zu Ileana, diese zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder zu Frau von Gutenburg.
 

"Ileana hat es geschafft, Susanne sieht wunderschön mit der Frisur aus, obwohl sie immer wunderhübsch aussieht. Ich hätte sie heute früh am liebsten einfach umarmt und nicht mehr losgelassen, aber ich konnte es nicht.

Und dann blockte sie selber ab.

Jetzt habe ich mich auch noch mit Ileana gestritten, ich weiß zwar das sie recht hat, aber ich kann es einfach nicht, noch nicht!

Manchmal wenn Susanne mich ansieht glaube ich in ihren Augen das selbe zu sehen wie in Juliets, Begierde! Das macht mir Angst. Aber es ist noch etwas anders in ihnen. Liebe, die Sorge um mich. Sie scheint einen Kampf mit sich selber auszutragen.

Ich sollte ihr endlich ganz vertrauen, denn ich denke nicht das sie mich verletzen würde."

Felicitas Tagebuch



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hikari
2002-10-01T13:42:59+00:00 01.10.2002 15:42
Kapitel 12 ist fertig. Es muß nur noch jemand Korektur lesen und dann poste ich es. Wahrscheinlich Anfang nächster Woche.
Von: abgemeldet
2002-08-10T09:05:37+00:00 10.08.2002 11:05
Schön, schön!

Weiter, bitte!


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