A/C: Neeeeeein, ich schreibe Fluff... aber dieser Ausrutscher sei mir bitte gestattet. Ich musste einfach mal in Ansätzen was niedliches produzieren.
Und noch mal einen ganz herzlichen Dank für alle netten und konstruktiven Kommentare.
PoV: zum größten Teil Elena
Pairing: Reno x Tseng
Raiting: PG 13
Warnungen: FLUFF!!! Sprache, Gewalt (immer noch Turks)
Disclaimer: Mir gehören nur Katzenhaare und die Diabetesattacke die ich beim Schreiben bekommen habe. Der Rest liegt in Square-Enix Verantwortung
Teil der Darkness-Prompt Tabelle. (http://www.solokuenstler.net/2008/06/prompts/)
Von Katzen und Bastarden
Elena seufzt leise. Seit zwei Minuten schon steht Tseng regungslos in der schmalen Straße, hat den Kopf schief gelegt. Und lauscht.
Sie weiß nicht, was seine Aufmerksamkeit so fesselt.
Die entsetzten Schreie hinter ihnen können es nicht sein. Schreie, die auch die schwere Tür kaum dämpft.
'Warum müssen Frauen bloß immer so hysterisch werden?' fragt die Turk sich im Stillen und lädt Munition in das Magazin ihrer Pistole. Sie hasst halb leere Clips. Sie hasst Jobs, wie diese.
Jobs, mit denen sie ein Zeichen setzen sollen.
Der fette Kerl, den sie gerade erschossen haben, hätten sie auch bei ihm zu hause, in seinem Bett erwischen können. Da hätte höchstens eine Nutte, vielleicht auch zwei, gekreischt.
"Tseng?" Langsam findet Elena es ungemütlich im strömenden Regen in einer Hintergasse irgendwo in Edge zu stehen. Das Wasser stinkt, saugt sich in den Stoff ihres Anzugs.
Seine erste Katze hatte ihm seine Mutter geschenkt. Zu seinem vierten Geburtstag. Es war eine große, dicke Katze. Graues Fell und gelbe Augen.
Sie war bereits alt, als seine Mutter sie ihm mitbrachte. Ihm über die schwarzen Haare streichelte, einen Kuss auf die Stirn drückte und mit erhobenem Zeigefinger und ernstem Tonfall erklärte: "Tseng, nur ein Junge, der sich gut um so eine alte und hässliche Katze kümmern kann, wird später auch ein ehrenhafter Mann."
Er wollte ein ehrenhafter Mann werden. So wie sein Vater.
Dem alle im Dorf zuhörten, wenn er etwas zu sagen hatte. Der jede Woche in die große Stadt fuhr, um auf dem Mark den Reis zu verkaufen, den sie geerntet hatten.
Er nannte die Katze Ehre.
Sie war nicht sehr beeindruckt von ihrem neuen Namen, rollte sich nahe der Feuerstelle zusammen, und genoss schnurrend seine Streicheleinheiten.
Ihr Boss hebt die Hand. Deutet ihr, weiter still zu sein. Dann läuft er los.
Und kurz fragt Elena sich, welche Erleuchtung Leviathan jetzt über ihn hat kommen lassen. Anders kann sie sich nicht erklären, dass er plötzlich beginnt, eine Mülltonne zu durchsuchen.
Er, der so überpenibel und reinlich ist, hängt mit dem gesamten Oberkörper in dem Abfall einer Nacht.
Schiebt halb gegessene Nahrungsmittel zur Seite, leere Flaschen. Flucht plötzlich: "Wichser!" und zieht einen Beutel aus der Tonne.
"Tseng?" wiederholt sie seinen Namen. Nun nicht mehr drängelnd, eher verwundert.
Sie sieht, wie er sein Messer zückt, das Plastik auftrennt. Und dann hört sie ihn wieder fluchen. Dieses Mal in einer Sprache, die er sonst vermeidet in den Mund zu nehmen. In die er nur zurück fällt, wenn er wirklich gereizt ist.
Normalerweise das Zeichen dafür, das man spontan an das andere Ende der Welt reisen sollte. Dieses Mal gilt es aber weder Reno, noch Rude oder ihr.
Zu seinem sechsten Geburtstag brachte ihm sein Vater die zweite Katze mit. Ehre lag an der Feuerstelle, öffnete träge ein gelbes Auge und begutachtete ihre junge Artgenossin.
"Sie wird einmal eine sehr hübsche Katze." sagte sein Vater, kraulte über das cremefarbene Fell und reichte sie dann vorsichtig an den kleinen Jungen weiter. "Kümmere dich gut um sie, Tseng. Damit aus Stolz nicht Hochmut wird."
Er kannte den Unterschied zwischen Stolz und Hochmut - wusste wie die reichen Frauen aus der Stadt seine Mutter musterten, wenn sie die Fische auf dem Markt verkaufte; wie sie verborgen hinter ihren hübschen Seidenfächern über die einfache Kleidung seiner Mutter lachten. Für ihn, mit seinen sechs Jahren die schönste Frau in ganz Wutai. Deshalb nannte er die Katze mit den grünen Augen und cremefarbenem Fell Stolz.
Seine Finger, die immer noch in den Handschuhen stecken, greifen in den Beutel. Zerren etwas heraus, das Elena im ersten Moment an den verdreckten Kragenbesatz eines Designer-Mantels erinnert - nicht, das sie so einen Mantel ihr eigen nennen würde.
Erst jetzt hört sie das klägliche Maunzen. Das schwarze Ding in Tsengs Hand ist also doch kein Bestandteil der Kollektion der Saison.
Sie hört Tsengs leise, ruhige Stimme. Aber er spricht nicht mit ihr. Es ist der Fellfetzen, den er hält. Auf den er beruhigend einredet.
Kurz nach seinem achten Geburtstag fand er Pflicht. Niemand wollte sich um den Kater kümmern, dem ein Bein fehlte. Tseng nahm ihn mit nach Hause. Kümmerte sich um das verletzte Tier. Seine Großmutter lachte, nannte ihre Hütte 'Katzenhaus' und besänftigte seine Mutter, der es langsam zu viele Katzen waren, mit den Worten: "Leviathan, sei gelobt, dein Sohn weiß dass es seine Pflicht ist, sich um die Kranken und Verletzten zu kümmern."
Immer noch klatscht der Regen in dicken Tropfen herab, saugt sich weiter in ihre Anzüge. Elena spürt inzwischen das Leinenhemd an ihrem Körper kleben.
Und kann ihre Augen nicht von der Szene lösen, die sich ihr da gerade bietet.
Hinter ihr, nur ein paar Meter weiter die Gasse herunter, haben sie vor wenigen Minuten vier Menschen erschossen.
Weil sie Turks sind, weil es ihr Job war.
Jetzt steht Tseng in dieser Gasse, kaltes Wasser tropft aus einer leckenden Regenrinne in den Kragen seines Blazers. Er ignoriert den Regen, löst vorsichtig die Knöpfe des Jacketts, dann die des Hemds.
Seine Partnerin will nicht starren, tut es aber doch. Wie jedes Mal, wenn sie für wenige Sekunden den Blick auf nackte Haut erhaschen kann. Auf Tsengs nackte Haut.
Er entblößt sie nicht für sie, oder einen anderen Menschen. Vorsichtig schiebt er das kleine Ding, das er gerade aus der Plastiktüte gefischt hat, unter den weißen Stoff.
An seinem neunten Geburtstag nahm man ihm Ehre, Stolz und Pflicht.
Es war der Tag, an dem die SOLDIER in ihr Dorf kamen. Sie verlangten Reis, Unterkünfte und Unterwerfung.
Nichts davon wollten ihnen die Bewohner der kleinen Siedlung irgendwo im wutainesischem Niemandsland geben.
Und sie bezahlten den Preis dafür.
Selbst die Tiere.
Elena weiß nicht, ob sie grinsen soll. Oder sich das Muskelspiel in ihrem Gesicht besser erspart. Sie hätte nie gedacht, dass Tseng so einen weichen Punkt für Tiere hat.
Unter seinem Jackett miaut es immer noch kläglich hervor. Der Geruch von Abfall kriecht langsam aus dem sonst so penetrant sauber gehaltenem Stoff.
"Tseng, was machst du jetzt mit ihr?"
"Er, Elena. Es ist ein Kater." erklärt Tseng ihr in einem Tonfall, der keine Widerrede zulässt. "Ich nehme ihn mit zu mir nach Hause."
"Da wird sich jemand freuen." Es soll ein Scherz sein, doch der Blick aus den grauen Augen, welche die flackernde Leuchtreklame kalt reflektieren, verrät der jungen Frau, dass Reno gerade einen ernsthaften Konkurrenten im Kampf um den bequemsten Schlafplatz bekommen hat.
Die vierte Katze, die ihm zu lief, als er zwölf Jahre alt war, nannte er Hunger. Den hatten sie beide, ständig. Immer waren sie in den engen Gassen der Stadt auf der Suche nach Nahrung. Lernten beide zu stehlen. Und zu überleben.
Bis ein SOLDIER Hunger tötete. Und er den SOLDIER.
Es ist einer der seltenen Momente, in denen Tseng die Kontrolle abgibt. Und sei es auch nur in Form des Autoschlüssels.
Elena darf seinen teuren Sportwagen fahren. Das Auto, für das er mehr empfindet als für die meisten Menschen.
Es ist nicht nur der Motor der leise schnurrt.
"Du behältst ihn, oder?" Elena überwindet langsam ihren Schock. Lächelt, als sie kurz zur Seite sieht, auf einen jungen Mann, der vorsichtig das kleine Kätzchen krault.
Es ist so klein, scheint nur aus Knochen, Haut und viel zu großen Augen zu bestehen. Große graue Augen, die aus dem schwarzen Fell heraus leuchten.
Tsengs Antwort ist ein wortloses Nicken.
"Schon eine Idee für einen Namen?"
Ihr Partner legt den Kopf schief. Mustert das kleine Tier, das anscheinend in diesem Moment genug von Streicheleinheiten hat, die Zähne in den Handschuh gräbt. Und obwohl es nicht schmerzt, flucht Tseng aus Reflex.
Und weiß in diesem Augenblick, wie er den Kater nennen wird.
Am Morgen seines 29. Geburtstags liegt Tseng in seinem Bett zusammen gerollt, tief in seinen Armen hat sich ein kleiner schwarzer Kater verkrochen.
Ein Kater, der anfängt zu fauchen, als eine zweite Person zurück unter die Laken kriechen will.
Reno grinst nur. "Hat schon recht dich Bastard zu nennen." murmelt er leise, und krault vorsichtig über schwarzes Fell. Er hat Übung in so etwas. Tseng weiß es aus eigener Erfahrung, lässt er sich so doch auch am besten beruhigen.
Wie der Kater streckt er sich träge, blinzelt. Murmelt schläfrig: "Glaub' er mag dich."
Noch nicht ganz wach, macht er sich keine Mühe den Dialekt zu verbergen. Genuschelte Konsonanten, die wutainesische Herkunft wird in diesen Momenten offensichtlich.
Renos Grinsen wird noch breiter. Sie sind alle drei aus der Gosse, aus dem Müll gekrochen, liegen jetzt in einem großen Bett und haben einen gefüllten Kühlschrank in der Nähe.
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Bastard." Er beugt sich vor, ignoriert das Fauchen und küsst Tseng.