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Des Feuervogels Glut II

Fortsetzung des ersten Teils
von

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Das Übel nimmt kein Ende

Tokio (Japan), Stadtmitte, Anfang Dezember
 

"[[Sie haben - eine - neue Nachricht. Nachricht - eins - am - 17. - Dezember - um - 10 - Uhr - und - 23 - Minuten:"]]
 

"Kai? Hier ist Mr. Dickenson. Wenn du Zuhause bist, dann bitte geh ans Telefon...es ist wirklich wichtig....

Kai? Also gut...wenn du diese Nachricht abhörst, begib dich bitte umgehend zum Firmenhauptsitz der BBA….

Beeil dich bitte!"
 

"[[Ende der Nachricht - eins. Keine – weiteren Nachrichten.]]"
 

Damit hörte das rote Lämpchen am Telefon auf zu blinken.

Kai legte den Hörer auf und trug die fast leere Einkaufstüte in die Küche. Er war gerade einmal eine halbe Stunde weg gewesen und ausgerechnet dann musste Mr. Dickenson ihn anrufen.

"Hoffenltich ist das wirklich so wichtig, wie er sagt...das Wochenende ist eh schon im Arsch", murmelte er vor sich hin und verließ postwendend die Wohnung.
 

Über Nacht hatte es geschneit. Zu beiden Seiten der Straße türmten sich schmutzig-graue Schneewalzen, die allmählich vor sich hin schmolzen. Überall liefen die Menschen durch die Gegend, eingehüllt in dicke Wintertracht und mit hochgezogenen Schultern. Der nächtliche Wolkenbruch aus Eiskristallen schien sie überrascht zu haben, obwohl die vergangenen Dezembertage mit die kältesten der vergangenen Jahrzehnte waren.
 

Kai genoss das raue Wetter, während er sich durch die frierenden Menschenmassen den Weg zum gewaltigen BBA-Hauptgebäude bahnte. Er hätte auch eines der öffentlichen Verkehrsmittel nehmen können, doch dort hatten die Fahrer üblicherweise die Heizung bis zum Anschlag hochgedreht, was er auf den Tod nicht ausstehen konnte.
 

Als sich die automatische Glastür vor ihm öffnete, wehte ihm schon wieder eine der überhitzten Luftwolken entgegen und ließ ihn ernsthaft daran zweifeln, seinen Weg ins Innere des Gebäudes fortzusetzen.

Sein mühsam anerzogenes Pflichtbewusstsein zwang ihn dennoch hinein.
 

Am Schalter ließ man ihn sofort weiter und führte ihn persönlich zu den Privataufzügen der höheren Angestellten. So viel Aufmerksamkeit verunsicherte den jungen Mann dann doch. Irgendetwas stimmte hier nicht...Oder sein Erscheinen war wirklich wichtig.
 

Misstrauisch verfolgte er die Zahlen, die das aktuelle Stockwerk anzeigten. Es ging hoch hinaus...Wie hoch, konnte er nicht einschätzen. Ein Mann vom Schalter, der ihn bis zum Lift begleitet hatte, hatte für ihn die Etage ausgewählt.

Oben angekommen öffneten sich die Türen und gaben den Blick auf einen spiegelblanken Fußboden aus Marmorfliesen frei. Am Ende des Flurs prangten die reichlich verzierten Flügel einer massiven Holztür. Dahinter lag Dickensons Büro.
 

Als der Siebzehnjährige gerade einen Schritt aus der Fahrstuhlkabine machen wollte, hörte er aus dem anliegenden Treppenhaus lautes Gelächter und polternde Schritte. Gebannt blickte er auf die Tür. Der oder die Verursacher des Höllenlärms bewegten sich auf ihn zu...
 

Und schon wurde der Durchgang mit einem gewaltigen Ruck aufgerissen. Zwei junge Männer stolperten hindurch und schlitterten durch den Flur. Einer von ihnen, der hatte dichtes, dunkelrotes Haar und war an die zwei Meter groß, verlor das Gleichgewicht und schlug der Länge nach hin. Der Andere, westlicher Abstammung, zerrte ihn mühsam hinter sich her.

"Beeilung! Wir schaffen es noch!"

"Oh nein, da ist er schon. Schnell, steh auf, sonst überholt er uns doch noch!"
 

Beschämt sah Kai den beiden nach. Es waren Alex und Brian, die soeben prustend vor Lachen ihr Wettrennen gegen den Halbrussen gewannen, in das jener wohl noch nicht eingeweiht war...

Wenn der Anlass für sein Erscheinen hier nichts als ein Streich der beiden gewesen war, in den sie Mr. Dickenson kurzerhand mit einbezogen hatten, war dies das letzte Mal, dass er einer solchen Einladung gefolgt war. Frustriert setzte seinen Weg fort und versuchte bemüht, möglichst verärgert auszusehen.
 

Energisch stieß er die beiden Torflügel auf und trat ins Innere des geräumigen und edel eingerichteten Zimmers. Den Boden zierten große Teppiche und an einer Wand befand sich ein antik wirkender Kamin. Hinter dem wuchtigen Schreibtisch saß Dickenson, der ihn bereits erwartete.

Schnaufend hatten die beiden jungen Männer auf dem für sie bereitgestellten Sofa Platz genommen und grinsten um die Wette.

"Wir haben dich doch noch besiegt...", hustete Brian albern und knuffte den ebenfalls nach Luft ringenden Amerikaner in die Seite.
 

Applaudierend musterte nun Mina die beiden mit den Worten "Ihr hättet auch einfach den Fahrstuhl nehmen können."

Kai hatte gar nicht bemerkt, dass sie auch auf dem Sofa saß.

"Ja, aber das wär’ doch langweilig gewesen..." schmunzelte Alex und lächelte sie zufrieden an. Den beiden ging es offensichtlich richtig gut, seit sie zusammen Wohnten. Eigentlich hatte Kai darauf spekuliert, dass Brian durch Alex' Anwesenheit ein wenig ruhiger werden würde, doch das genaue Gegenteil war passiert. Statt einem hyperaktiven Suppenkasper saßen da jetzt zwei. Der Philippine schien sogar sein einst übertrieben großes Interesse an Mina verloren zu haben.

"Sie sind fast wie ein schwules Pärchen", kommentierte er ihre Erscheinung in Gedanken.
 

Erst jetzt bemerkte er, dass sich außer den beiden auch die junge Frau verändert hatte. Ob Brians Mangel an Interesse damit zusammenhing?

Die Transsylvanierin sah aus, als hätte sie in letzter Zeit nicht sonderlich viel geschlafen. Tiefe Ringe und eingefallene Wangen zierten ihr Gesicht. Und auch sonst wirkte sie nicht sonderlich gesund. Ihren entkräfteten, austrainierten Körper versuchte sie eher erfolglos mit weiter, dicker Kleidung zu tarnen. Trotz des gut geheizten Raumes schien sie zu frieren.

Sie bemerkte Kais neugierige Blicke und wies ihn mit einem harten, kalten Augenwink ab.
 

"Gut, gut...nun seid ihr vollzählig...", schaltete sich nun auch Dickenson ein, "Das ging schneller als ich erwartet hätte."
 

"Wir können gerne wieder geh’n und später wiederkommen", feixte Alex und wurde von Brian mit applaudierendem Gelächter belohnt.
 

"Nein. Das ist schon gut so", setzte der Firmenchef seinen Monolog fort, "Was ich euch jetzt mitteile, müsst ihr streng vertraulich behandeln. Es geht um das Leben der Granger-Brüder."
 

"Jetzt nehmt das ganze doch etwas ernster, ihr zwei!" fuhr Mina die jungen Männer an, die nichts Besseres zutun hatten, als sich gegenseitig zu ärgern und zu kichern. Als Dank erntete sie nur spöttische Blicke, doch der gewünschte Effekt stellte sich schließlich doch noch ein.
 

Dickenson ergriff eine Fernbedienung und wies damit auf die ihm gegenüberliegende Wand. Aus einer Vertiefung fuhr ein Plasma-Bildschirm hervor, über den kurz darauf das Firmenlogo sauste.
 

"Dieses Video hat die BBA vor knapp einer Woche erhalten. Es ist auf seine Echtheit geprüft.", kommentierte er sein Handeln. Dann betätigte er einen Knopf auf der Fernbedienung, woraufhin das Testbild verschwand.

Was nun zu sehen war, erschreckte seine vier Gäste. Selbst Alex und Brian schienen den Atem anzuhalten.

Das Band zeigte die verängstigten, geschundenen Gesichter von Tyson und Hiro Granger, die auf dem Boden knieten. Hinter ihnen standen mehrere vermummte Männer. Sie trugen Kalaschnikows mit sich.

Die Kamera schwenkte ein Stück zur Seite und zeigte die Koordinaten eines bestimmten Ortes, die man mit großer Schrift auf eine Tafel geschmiert hatte.

Das Bild erlosch.
 

Wie versteinert hielten die vier Gäste inne. Niemand sagte etwas. Der Schrecken steckte ihnen noch in den Gliedern, und selbst Mr. Dickenson, der das Video nicht zum ersten Mal sah, schien sichtlich ergriffen zu sein.
 

Kai war hinüber zum Kamin gegangen und war dabei, ein komplettes Glas von dem vermutlich alkoholhaltigen Getränk, das sich in der Karaffe auf dem Sims befand, in einem einzigen Zug zu leeren. Er schluckte den letzten Rest, nahm einen tiefen Atemzug und fragte mit ruhiger Stimme, den Blick zum Boden gerichtet:

"Das Video ist keine Fälschung?"
 

Dickenson verneinte.
 

"Wer ist der Entführer? Was fordert er? Und was geht uns die Sache an?"
 

"Wir haben nichts. Keine Forderung. Keinen Namen. Nur die Koordinaten - "
 

"WAS...geht uns die Sache an?" fiel Kai ihm ins Wort und schien erheblich gereizt.
 

"In der vergangenen Woche haben wir mehrere Einheiten unserer Elitesoldaten dort hin geschickt. Doch nur Minuten nach der Landung ihrer Helikopter...ist der Kontakt auf unerklärliche Weise abgerissen. Bei einigen noch vorher. Wir rechnen mit dem Schlimmsten.

Vor zwei Tagen haben wir einen Brief der Entführer, der noch auf seine Echtheit geprüft wird. Allerdings gehen wir davon aus, dass er keine Fälschung ist. Außer mir und der Regierung weiß niemand von der Entführung, womit ein Amateurbrief eigentlich auszuschließen ist.

Jedenfalls...ist darin gefordert, dass wir...euch...dort hin schicken. Keine Einsatzkommandos, kein Militär. Nur euch vier."

Er stand auf und schritt hinüber zum Kamin, wo sich Kai sich bereits das zweite oder dritte Glas genehmigte. Entschieden packte er den Jungen am Handgelenk, entnahm ihm das Getränk und stellte es energisch zurück auf den Sims.
 

Aufgebracht riss der Halbrusse sich los und nahm mit reichlich Distanz zu den anderen auf dem Sofa platz.
 

"Welcher Entführer kommt auf die Idee, die Granger-Brüder zu kidnappen und anschließend zu fordern, dass nur die Phoenix zu einem Ort kommt, der nur durch Koordinaten festgelegt ist?", fragte Mina präzise nach.
 

"Sei still.", fuhr Kai ihr ins Wort, "die Phoenix gibt es nicht mehr."
 

Für diesen Hinweis erntete der Siebzehnjährige einen giftigen Blick ihrerseits, bevor sie erneut das Gespräch mit Mr. Dickenson suchte.

"Nicht, dass ich selbst ein Problem damit hätte. Mir geht es nur um die Sicherheit der anderen. Aber es ist unverantwortlich, diese drei jungen Männer und mich alleine zu einem Wahnsinnigen zu schicken, dessen Absichten wir weder kennen noch einschätzen können -"
 

"Nur damit das klar ist, ich werde mich mit Sicherheit nicht auf solche hirnrissigen Ideen einlassen", unterbrach sie Kai erneut, "aber Alex, Brian und ich sind alt genug, um das selbst zu entscheiden. Du bist nicht unsere Ziehmutter."
 

"Und du bist noch nicht mal volljährig, sondern eigentlich sogar der Jüngste unter uns."
 

"Hört auf, euch zu streiten. Natürlich ist es unverantwortlich von uns, es überhaupt in Erwägung zu ziehen, euch nach Sibirien zu schicken. Ich selbst bin strikt dagegen, aber die Regierung hat verfügt, euch dieses Band zu zeigen und euch persönlich vor die Wahl zu stellen...

Und...sie machen jedem von euch, der an der Rettungsaktion Teil nimmt, ein Angebot..."

Er verstummte und blickte beschämt in die Glut des Kamins.

"Jeder von euch, der mitmacht, egal ob die Aktion erfolgreich ist oder nicht, bekommt 30 Millionen Yen als Belohnung."
 

"Also ich bin dabei!", willigte Brian direkt ein und erhob sich stolz vom Kanapee.

"Wenn du mitmachst, bin ich auch dabei.", folgte nun Alex seinem Beispiel.

Mina hingegen schien noch einen Moment zu überlegen.
 

"....wie pervers...", murmelte Kai.

"Für 30 Millionen sein Leben zu riskieren...Wir wissen noch nicht mal, auf was genau wir uns einlassen. Sibirien, sagten sie? Sibirien ist groß, kaum besiedelt und lebensfeindlich. Ein Brief der Entführer, der uns dort hin bestellt? Aber man kann uns natürlich keine Kopie davon zeigen, nicht wahr? Ich halte das ganze für nichts Anderes als einen Schwindel. Mehr nicht."
 

"Ich mache auch mit.", fiel ihm Mina ins Wort, ehe sich Dickenson oder ein anderer äußern konnte.
 

Fassungslos sah sie der Halbrusse an. Dass sie in ihrer schlechten Verfassung bereit war, sich auf so ein gefährliches Unterfangen einzulassen? Nun gut, sie musste entweder lebensmüde oder völlig verblödet sein, mal ganz abgesehen von ihrer hoffnungslosen Geldgeilheit.

Boshaft schlug er mit der Faust auf die Lehne des Sitzmöbels, sprang auf und schrie: "Ihr seid doch alle nicht mehr ganz dicht! Ihr könnt gerne nach Sibirien und für 30 Millionen euer Leben für diese Verarsche aufs Spiel setzen! Aber ich nicht!"
 

Verblüfft über seinen Wutausbruch, und ebenso verunsichert, schauten ihn die anderen an. Wortlos, ohne irgendeine Reaktion.
 

"Ich hab es nicht nötig...", murmelte er und stapfte auf die massive Holztüre zu. Unterwegs nahm er seinen Mantel von der Garderobe, die er in seiner Hektik beinahe umgeworfen hätte. Dann verließ er den Raum.

Was als normales Wochenende begonnen hatte, war nun endgültig zu einer einzigen Katastrophe geworden.
 

Regungslos saßen Alex, Brian und Mina da, schauten ihm nach.
 

"Mein Wort steht.", durchbrach die Stimme der jungen Frau das Schweigen.
 

"Mein Kind, weißt du, auf was du dich da einlässt?!", entgegnete Dickenson verwundert.
 

"Besser, als sie denken. Wann brechen wir auf?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  kylara_hiku_Lamore
2011-05-15T18:10:01+00:00 15.05.2011 20:10
die kleinen is ja geil!! also der caracter ist dir echt gelungen!!
sibiren alos? ich vermute mal es get zu diesem süßen berg aus Kais treumen.., mal abgeshen davon dass er warscheinlich seinen erzfeind rettet aber ja lassen wir dass ich ge lieber lesen ^^
Von: abgemeldet
2008-06-23T11:04:45+00:00 23.06.2008 13:04
lol
geile idee xD
ehrlichgesagt geschiueht tyson recht xD ich kann ihn nicht leiden
bin gespannt wies weiter geht und warum nur die 4 zu den koordinaten sollten.
meine vermutung ist das es etwas mit kais allerliebsten großvater zutun hat^^

lol schreib wenns weiter geht ^^ bin sau neugierig ^^

HDL blacky
Von: abgemeldet
2008-06-21T13:45:19+00:00 21.06.2008 15:45
Ah, interessante Richtung, die du da einschlägst. Ich hab übrigens fast das Gefühl, als ob du noch besser schreibst als in Teil 1...wie ist das möglich?! =)
Das verspricht spannend zu werden! Ich hoffe es geht schnell weiter. HDL


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