Der Flug des Adlers
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Epilog – Der Flug des Adlers
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Hinata döste friedlich auf einer Bank und ließ sich die Wärme der Mittagssonne auf das Gesicht scheinen. Um sie herum waren die Bewohner des Dorfes eifrig damit beschäftigt die verheerenden Schäden des Krieges zu reparieren. Es würde noch lange dauern, bis alle Häuser wieder aufgebaut und alle Tränen um die Gefallenen versiegen würden, doch Hinata sah, dass es voran ging.
Sie sah.
Es war ein seltsames Gefühl wieder das Blau des Himmels und die Schönheit der Welt betrachten zu können und Hinata dankte Ino innerlich jede freie Minute für dieses wundervolle Geschenk. Durch ihre gemeinsame Reise in ihre Erinnerungen hatte sich zwischen den beiden Mädchen eine tiefe Verbundenheit geknüpft, die weit über eine normale Freundschaft hinausging. Nur für Hinata hatte sich Ino mit dem gesamten Yamanaka-Clan angelegt, bis dieser es gestattet hatte eine seiner geheimsten Künste an eine Außenstehende weiterzugeben.
Mit den Augen eines Anderen sehen…
Die Kunst war ebenso simpel wie genial. Eigentlich wurde sie von Shinobi genutzt, um durch die Augen einer anderen Person spionieren zu können. Sie funktionierte ähnlich wie die meisten Künste der Yamanaka durch eine seelische Verbindung zweier Lebewesen. In Hinatas Fall bestand diese Verbindung aus ihr und einem anmutigen Adler, der in diesem Moment erhaben neben ihr auf der Banklehne thronte. Sie konnte ihn zu einem bestimmten Grad steuern und nutzte seine Augen, um sehen zu können.
Hinata hörte Schritte, die auf sie zusteuerten. Durch ihre neu gewonnene, künstliche Sehkraft hatte sie zwar gleichzeitig ihr empfindlich gutes Gehör verloren, doch das störte sie nicht. Auch die Tatsache, dass die Augen des Adlers nur ein schwacher Trost für die überragenden Byakugan, die Orochimaru ihr gestohlen hatte, waren, berührte sie kaum. Ihr war es egal, solange sie überhaupt den Menschen sehen durfte, der in diesem Moment auf sie zukam.
„Hallo, Sasuke…“, begrüßte Hinata ihn mit einem Lächeln. Sie ließ den Adler seinen Kopf drehen, so dass sie den Uchiha erkennen konnte. Einige Bäume zierten den Pfad und ihre Blätterkronen warfen weiche Schatten auf sein stolzes Gesicht. „Wie war die Verhandlung mit Tsunade-sama?“
„Sie hat Gnade walten lassen“, antwortete Sasuke. Ein feines Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Dieser Tage lächelte er häufiger. Es ließ Hinatas Herz jedes Mal ein wenig hüpfen. „Sie meinte, dass ich guten Willen gezeigt habe, als ich mich gegen Iwa und Orochimaru gestellt habe. Deswegen gibt sie mir noch eine Chance. Ich darf in Konohagakure bleiben.“
„Das ist großartig!“, sagte Hinata erfreut. Sie nahm seine Hand in ihre und genoss das Gefühl dieser einfachen Berührung. Sasuke setzte sich neben sie auf die Bank, ohne seine Hand von ihr zu lösen. „Ich denke, Tsunade-sama hatte gar keine andere Wahl. Als der Hyuuga-Clan von uns erfahren hat, waren sie ganz wild darauf, dich wieder als ihr Oberhaupt anzuerkennen. Allerdings nur mit mir an deiner Seite… Sie sagen, die Uchiha waren einst ein Teil der Hyuuga und sollen es wieder werden…“
Hinata spürte, wie sie rot wurde, und die Sicht des Adlers bestätigte sie. Zum Glück schaute Sasuke in diesem Moment in die Ferne und betrachtete mit einer schwer zu deutenden Miene die geschäftigen Arbeiten des Dorfes. „So viel ist zerstört worden…“
„Manchmal sind es erst die Ruinen, die den Blick auf den Himmel freigeben“, murmelte Hinata, während sie mit Hilfe des Adlers das endlose Blau über ihnen bestaunte. Neben ihr wurde der Vogel unruhig. Sie hatte ihn lange in Anspruch genommen und lockerte daher die Verbindung zwischen ihnen soweit, dass er selbst über seine Bewegungen entscheiden konnte. Augenblicklich breitete er die muskulösen Flügel aus und stieß sich mit kräftigen Schlägen in die Höhe. In nur wenigen Sekunden war er hoch oben zwischen den Wolken und tanzte durch die Luft.
Einen solchen Flug mitzuerleben versetzte Hinata jedes Mal in Hochstimmung.
„Ist es in Ordnung, wenn er wegfliegt?“, fragte Sasuke nachdenklich. Hinata nickte, während sie sich an den Bildern erfreute, die die Augen des Adlers ihr sendeten. „Das ist schon in Ordnung. Er hilft mir so viel. Er hat sich etwas Zeit für sich verdient…“
Hinata sah unter sich Straßen, Haustrümmer und frisch aufgebaute Gebäude vorbeischnellen. Der Adler fand eine warme Strömung, von der er sich leiten ließ. Inzwischen schlug er kaum noch mit den Flügeln und ließ sich einfach nur treiben. Durch seine scharfen Augen erkannte Hinata alles mit gestochener Klarheit.
Sie sah Lee, der bereits wieder am Trainieren war… Sie sah Neji, der nicht weit von ihm entfernt auf einem Baumstumpf saß und Ten-Ten zärtlich in den Armen hielt… Sie sah Naruto und Sakura friedlich auf einer grünen Wiese liegen. Ihre Finger waren ineinader verhakt… Sie sah Shikamaru, der mit den Shinobi aus Suna am Dorfportal stand und sie offiziell verabschiedete. Nach kurzer Zeit stürmte Temari auf ihn zu und küsste ihn so wild und leidenschaftlich, dass viele Suna in jubelndes Gelächter ausbrachen… Sie sah Ninja, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgingen, versuchten den Krieg hinter sich zu lassen, bei den Reparaturen halfen oder um Verstorbene trauerten. Ein Steinmetz meißelte vorsichtig die Namen der jüngst Gefallenen in das Heldenmal ein. Auch Shino würde dabei sein…
„Ich bin froh, dass du bei mir bist, Sasuke… Mein Retter…“, flüsterte Hinata seelig. Der Adler beschrieb in der Luft einen weiten Bogen und flog noch einmal über das ganze Dorf. Durch seine Augen sah sie schließlich sich selbst und Sasuke auf ihrer Bank sitzen und sie sah auch, wie sich der Uchiha zu ihr vorbeugte, direkt bevor sie seine Lippen auf ihren spürte…
„Das bin ich auch…“
Und der Adler zog weiter über den Himmel.
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E N D E
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Das... war's also. Die Zielgerade ist überschritten, die Katze aus dem Sack, Finito. Ich bin schon ein wenig wehmütig, weil die Geschichte mir recht gut gefallen hat und nun beendet ist. Ich hoffe es hat euch allen Spaß bereitet diese Geschichte zu lesen und ich danke noch einmal allen ganz herzlich für die mutmachenden Kommis! Und nun - wie das am Ende nun mal so ist - bitte ich natürlich noch um eine letzte, allumfassende Meinung von möglichst allen Lesern.
Was war gut? Was war schlecht?
Was gefiel euch am besten? Welche Stellen stachen besonders heraus?
Was würdet ihr euch bei einer zukünftigen Story von mir wünschen?
Und so weiter!
Wenn ihr damit fertig seid, guckt doch auch mal vorbei zu meiner neuen FF "Our Second Chance". Einige haben den Weg sogar schon gefunden *Zu schnuckal und inkheartop schmul*
Vielen, vielen Dank für alles!
Auf bald
Euer Perro