Zum Inhalt der Seite

Kimba Staffel 3

Vom Paradis in die Hölle
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

(kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon)
 

Dies ist die Serienfolge 6 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de !
 

Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog.
 

Viel Spaß

=========
 


 

Kimba, der weiße Löwe

"Der Tempel"

=======================================================
 

Eine ganze Reihe an Wolkenfetzen hingen noch im Mondberg fest. Der kurze aber heftige Regenguss hatte den Dschungel und die Felsen des Bergabhanges in ein feines Glitzern getaucht. Die angenehme Frische wich jedoch mehr und mehr einer drückenden Schwüle, da die Sonne noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht hatte und einen großen Teil der Flüssigkeit wieder in der Atmosphäre verdampfen lies.

Kimba war gut gelaunt, als er mit Juri zu einem bestimmten Abhang des Mondberges unterwegs war. Das war auch kein Wunder: Die Felder der Farm waren bestellt, der benötigte Regen gefallen und er und Juri waren gerade unterwegs, um dieser neuen mysteriösen Welt ein weiteres Geheimnis zu entlocken.
 

"Wie weit ist es noch, Kimba?" erkundigte sich Juri, der schon ganz gut außer Atem war.

"Nicht mehr viel, wir sind jetzt gleich da," anwortete Kimba. "Siest du dort vorne die Felswand durch das Grün schimmern? Das ist es, da müssen wir hin. Dann brauchen wir nur noch etwa 100 Meter an der Wand entlang zu gehen und wir sind am alten Tempel. Er liegt etwas versteckt, zwischen zwei Felsvorsprüngen. Momentan können wir ihn noch gar nicht sehen."
 

"Und der Tempel geht tatsächlich über 200 Meter tief in den Felsen?"
 

"Ja. Daniel hat erzählt, daß die Eingeborenen dort früher den Göttern Opfer gebracht haben. Er sagt, wenn es um Religion geht, sind die Menschen zu außerordentlichen Dingen fähig."
 

"Ja, leider..." meinte Juri.

"Wieso leider?" wollte Kimba wissen.

"Auch der religiöse Fanatismus hat viel dazu beigetragen, daß dieser allesvernichtende Krieg über uns hereingebrochen ist. Aber das muß ich dir mal in Ruhe erzählen - ist ne lange Geschichte."
 

"Da sind wir!" rief Kimba aus. "Jetzt nur noch hier entlang und dort vorne um die Kurve herum. Dann stehen wir direkt vor dem Eingang."

Sie gingen an der etwa 50 Meter hohen Steilwand entlang und mußten über etliches Geröll verschiedenster Größenordnungen steigen. Dann kam der Linksknick und sie hatten direkten Blick auf den Eingang des Tempels.
 

Kimba schaute erwartungsvoll um die Ecke. Dann blieb er wie angewurzelt stehen. Juri kam wenige Sekunden später ebenfalls an dieser Stelle an und er sah einen riesigen Krater, der mitten in einem großen, felsigen Trümmerfeld zu liegen schien. Ein paar hundert Meter weiter begann wieder die Felswand ihrem normalen Verlauf zu folgen. Aber von einem Eingang, geschweige denn einem Tempel, war überhaupt nichts zu sehen - nicht mehr jedenfalls. Was auch immer dort eingeschlagen hatte, mußte gewaltige Zerstörungskraft gehabt haben.
 

Kimba ging nun doch noch einige Schritte weiter, bis an den Rand des Trümmerfeldes. Dort blieb er wieder stehen und schaute sich um.
 

"Das kann doch wohl nicht wahr sein. Der Tempel wurde dem Erdboden gleichgemacht. Verdammt! Wenn hier mal etwas war, dann ist jetzt davon nichts mehr übrig," ärgerte sich Kimba.

"Vielleicht finden wir ja ein paar Überreste, Kimba. Laß uns etwas suchen!" schlug Juri vor.
 

Kimba stimmte zu und sie gingen mitten durch das Trümmerfeld. Sie hielten Ausschau nach Zeichen oder Symbolen des Tempels, hofften, vielleicht einen Rest eines weissen Löwenfelles zu finden. Doch dabei wurden sie nur von einigen blühenden Blumen in die Irre geleitet und das Stück weißes Fell entpuppte sich beim Näherkommen immer als eine weisse Blüte.
 

"Tja, das war wohl nichts," meinte Kimba einige Zeit später traurig.

"Was solls. Vielleicht meinten sie ja doch einen anderen Tempel und du findest die Ahnengallerie später," versuchte Juri die ein kleines bißchen Hoffnung aufrechtzuerhalten.

"Ich glaube es eigentlich nicht. Soweit ich weiß, gibt es hier auch im weiteren Umkreis keine Tempel oder ähnliches mehr."

"Auf jeden Fall aber werde ich versuchen, noch etwas Strom herzukriegen, damit wir uns auch den Rest des Filmes ansehen können. Vielleicht hilfts ja etwas."
 

Sie machten sie wieder auf den Weg zurück. Plötzlich raschelte etwas im Gebüsch.

"Warte, Juri!" flüsterte Kimba. "Da ist irgendetwas im Gebüsch. Direkt vor uns..." Er strengte seine Augen an, doch konnte niemanden erkennen.
 

Wieder raschelte es und dieses Mal bewegten sich auch die Blätter und Äste der Pflanzen direkt vor ihnen und eine ganze Reihe der Wassertropfen, die noch in den Blättern festhingen, fielen auf den feuchten, modrigen Humusboden.
 

Und da erschien zunächst die rechte Vorderpfote unterhalb des Gebüsches, wo noch wenige Zentimeter bis zum Boden frei waren. Dann kam auch schon der Kopf, als das Wesen noch einen Schritt mehr aus dem Gebüsch heraus machte. Kimba sah eine junge, wunderschöne Löwin - die schönste, die es seiner Meinung nach auf der Welt gab - und die er gut kannte. Es war Rahja, seine Freundin seit frühen Kindheitstagen. Schon wenige Wochen, nachdem er von den Menschen in den Dschungel zurückgekehrt war, war sie ihm begegnet. Er hatte sie damals vor Klaue geschützt, der sie bedrängt hatte. Sie hatten sich gut verstanden und sie war auch recht angetan von seiner Vorstellung eines idealen Dschungels, in dem alle Tiere - auch die Fleischfresser - friedlich miteinander leben konnten.
 

Er hatte sie für die beiden Wochen, die er schon in dieser neuen, weitaus feindlicheren Welt verbracht hatte, schlichtwig vergessen gehabt. Die Farm mußte schnell aufgebaut werden, die Dunkelpiraten vertrieben, das Schicksaal der Tiere in dieser Welt geklärt werden. Auch die Schergen der Kharu-Rota hatten ihn von anderen Gedanken abgehalten. Nur einmal, als er dem Tode nahe war, hatte er kurz bemerkt, daß er sie vergessen hatte. Er hatte eigentlich vorgehabt, sie gleich als nächstes zu suchen, doch die anderen Aufgaben hatten ihn stets abgelenkt gehabt.
 

"Hoffentlich ist sie nicht böse auf mich," dachte er schuldbewußt. "Gerade nach diesen Ereignissen hätte sie mich wohl am meisten gebraucht."

Sie stand etwa 20 Meter von Juri und Kimba entfernt. Aus großen hellblauen Augen sah sie ihn und seinen menschlichen Freund an. Sie schien ebenfalls etwas überrascht zu sein, daß sie sich hier begegneten.
 

"Hallo Rahja," rief Kimba in Menschensprache, damit auch Juri verstand was los war.

"Hallo Kimba, kleiner Abenteurer!" grüßte sie freundlich und etwas neckisch zurück - und ebenfalls in Menschensprache, was Juri in erstauenen versetzte. Sie kam auf die beiden zu. Dann, in Tiersprache: "Wie ich sehe, hast du gleich wieder neue Freunde gefunden," lächelte sie ihn an. "Typisch mein kleiner Menschenfreund: Selbst in dieser Welt noch immer der gleiche..."
 

"Und ich hatte schon Angst gehabt, daß auch du verschwunden wärest, Rahja," lächelte Kimba zurück. Sie berührten sich vorsichtig mit ihren Nasenspitzen.

"Ohne dich verschwinde ich bestimmt nicht," lächelte sie zurück."Aber sag mal, was machst du hier eigentlich? Dein Dschungel liegt doch eine ganze Strecke weit weg von hier..."

"Ich wollte den alten Tempel hier besuchen. Angeblich sollte dort eine Art Ahnengallerie von meinen Vorfahren drin sein. Aber du siehst ja selbst... " Er deutete auf das Trümmerfeld.
 

"Ist sie deine Freundin?" wollte Juri wissen.

"Oh! Ich habe euch ja noch gar nicht einander vorgestellt, tut mir leid. Also: Das hier ist Rahja. Ich kenne sie schon seit fast einem Jahr und wir sind gute Freunde. Rahja, dies hier ist Juri, ein neuer Freund von mir. Er kam mit einem Flüchtlingstrek in den Dschungel und lebt inzwischen in der Stadt im Südosten."
 

"Sehr erfreut, Juri." begrüßte sie ihn.

"Ganz meinerseits." grüßte er zurück.

Dann wandte sie sich wieder an Kimba: "Es scheint recht viele Flüchtlinge zu geben in dieser neuen Welt."

Kimba spitzte die Ohren: "Ja. Du hast auch welche getroffen? Erzähl doch mal, was du so alles erlebt hast! Und wer noch alles da ist, viele Tiere sind ja verschwunden - vor allem große Herden."

"Na ob das alles auf einmal bei dir hängenbleibt... ?" neckte sie ihn.

"Hey, ich geb mir immerhin Mühe!"
 

"Nagut: Als ich eines Morgens nach einem äußerst merkwürdigen Traum aufwachte, waren alle anderen meiner Gruppe weg, auch mein Onkel. Ich war erst sehr verwirrt und hatte große Angst, da sich auch viel in der Umgebung verändert hatte. Als ich dann auf der Suche nach den anderen durch die Gegend striff, wäre ich fast einem schrecklichen, ekligen Monster zum Opfer gefallen. Es schien aus schwarzem Schleim zu bestehen und kam ganz plötzlich aus einem sehr verdreckten See hervor. Aber ich war zu schnell und konnte mich in Sicherheit bringen.

Dann suchte ich noch weitere zwei Tage und als ich niemanden gefunden hatte, gab ich die Suche auf. Ich wußte erst nicht, was ich noch tun sollte, dann kam ich auf die Idee, dich im Dschungel zu besuchen. Auf dem Weg dahin kam erstmals ich an einer unverschmutzten Quelle vorbei und trank dort. Und dabei traf ich zufällig auf Casy und Sira. Sie sind etwa in meinem Alter und hatten ihre Eltern durch das Monster verloren, dem ich zuvor begegnet war. Wir taten uns also zusammen, weil die Welt so gefährlich geworden ist. Und kurz darauf fanden wir Streuselkuchen, ein altes Warzenschwein, das ebenfalls auf der Flucht vor dem Krieg war, vor dem auch Casy und Sira geflohen waren.

Und mit den dreien lebe ich seitdem an der kleinen Quelle, der einzigen in der Gegend, aus der trinkbares Wasser sprudelt. Na, mitgekommen?"
 

"Hey, ärgere mich nicht immer so!" tat Kimba als ob er wegen der letzen Bemerkung protestieren wollte.

"Ich mag es halt, dich zu ärgern. Außerdem ist es mein Hobby geworden!" anwortete Rahja mit einem Augenzwinkern. "Aber du, weißt du was? Der alte Steuselkuchen hat erzählt, er hätte mal in einer Höhle etwas weiter östlich von hier gelebt und da wären jede Menge Statuen von Tieren, auch Löwen. Vielleicht ist das ja die Ahnengallerie, die du suchst."
 

"Das könnte sein, die im Film haben nie erzählt, in welchem Tempel genau das sein soll." dacht Kimba laut nach.

"In welchem Film?" wunderte sich Rahja.

"In dem Film, den ich mir mit Juri in der verlassenen Stadt ... ", Rahjas Augen wurden größer und zeigten eine gewisse Verwunderung, "... angesehen habe. Das war eine Reportage über mich ... ", sie schaute jetzt mehr als ungläubig, "... und meine Kinder und ..." fing Kimba an zu erklären und kam nach diesen Aussagen logischerweise nicht mehr weiter.

"Über dich und deine WAS?" rief Rahja etwas schockiert aus.

"Ähm... ich glaub, ich sollte dir mal erzählen, was ich hier so alles erlebt habe. Das ist nämlich eine längere Geschichte."

"Das glaube ich aber auch!" fand Rahja.
 

Während Kimba seine Geschichte erzählte, wie er den Traum erlebt hatte, die Entdeckungen des nächsten Morgens, die neuen Freunde, die neuen Feinde und die bisherigen Geschehnisse, wanderten sie langsam wieder ostwärts in Richtung Kimbas Dschungels. Doch sie blieben nahe der steilen Abhänge dieser Seite des Mondberges.
 

Der größte Teil der Feuchtigkeit des morgendlichen Regengusses war bereits von der hell und heiß scheinenden Sonne verdampft worden. Dafür war es umso schwüler und unerträglicher geworden. Juri standen die Schweißperlen auf der Stirn, obwohl sie alle ein gemütliches Tempo gingen.
 

"Du mußt mich auch unbedingt deinen Freunden vorstellen, Rahja. Die würde ich gerne kennenlernen. - Zumal sie vielleicht mehr über die Geschehnisse wissen könnten, die sich seit der Zeit zwischen meinem komischen Traum und dem Erwachen in dieser neuen Welt ereignet haben. Vor allem, was das Tierreich angeht." schlug Kimba Rahja vor.

"Glaubst du denn tatsächlich, daß wir durch die Zeit gereist sind?" fragte Rahja.

"Zumindest hat Daniel das als mögliche Erklärung angesehen. Die Menschen haben angeblich schon häufiger über die Möglichkeit einer Zeitreise nachgedacht. Vielleicht haben sie Experimente gemacht und uns dabei versehentlich in die Zukunft geschleudert." versuchte Kimba sich und Rahja diese Erklärung plausibel zu machen.

"Also ich weiß nicht," meinte Rahja kritisch, " wenn wir wirklich durch die Zeit gereist sind, wie konntest du dann Kinder haben und ein komplettes Leben leben? Wenn du wirklich mit den anderen in die Zukunft geschleudert worden wärest, dann wärest du doch statt in der Vergangenheit in der Zukunft, oder? Und dann hätten die Leute nie einen Bericht über euch machen können, findest du nicht?"

"Hm... das stimmt natürlich. Ich habe es auch nicht ganz verstanden, wie man durch die Zeit reisen soll. Das weiß niemand von uns. Vielleicht weiß ja einer von den Menschen etwas, die mit uns befreundet sind?" wandte sich Kimba schließlich an Juri.

" ' weiß nicht. Muß mal nachfragen. Ich selbst habe davon zumindest keine Ahnung."
 

"Hier ist es!" rief Rahja und deutete auf ein dunkles Loch in der Felswand.

Sie gingen zu der Höhle hin. Es war mehr ein Spalt als ein Loch.

"Das ist auf jeden Fall keine natürliche Höhle," meinte Juri. "Seht ihr den Rand des Eingangs? Das hat irgendjemand aufgebrochen. Und zuvor hat es jemand zugemauert: Hier, seht die Steine...!"
 

"Seltsam, warum sollte man erst einen Tempel bauen, dann zumauern und zum Schluß wieder aufbrechen?" wunderte sich Rahja.

"Das müssen nicht alles dieselben Leute gewesen sein," meinte Kimba, "Es wäre durchaus möglich, daß die einen den Tempel errichtet haben, andere - warum auch immer - zugemauert haben und Grabräuber haben ihn dann wieder aufgebrochen - oh nein!"

Plötzlich sprang Kimba schnell in die Höhle hinein.
 

"Was ist los, Kimba?" riefen Rahja und Juri entsetzt.

Als keine Antwort kam, meinte Juri: "Vielleicht hat er befürchtet, daß Grabräuber die Ahnengallerie geplündert haben könnten. Wir sollten nach ihm sehen." Und sie gingen ihm nach.
 

Kimbas Augen mußten sich erst etwas an die Dunkelheit im Inneren gewöhnen, doch dann konnte er deutlich einzelne Gänge und wenige Meter vor ihm eine Art große Halle sehen. Er ging direkt auf diese Halle zu, weil er meinte, am anderen Ende der Halle eine Statue gesehen zu haben, die äußerst interessant aussah.
 

Es wurde noch etwas dunkler als er in der großen Halle stand, doch seine Augen paßten sich der Dunkelheit immer besser an. Und dann sah er sie deutlich: Die große Statue eines ausgewachsenen Löwen. Daneben die einer Löwin. Beide Statuen waren etwa 4 Meter hoch und standen zudem noch auf einem etwa eineinhalb Meter hohen Sockel, auf dem jeweils eine kleine Tafel mit einigen Sätzen angebracht war. Beide Löwen hatten irgendwie Ähnlichkeit mit ihm und Rahja, fand Kimba.
 

Inzwischen waren auch Juri und Rahja in der Halle angekommen. Das Licht aus Juris Taschenlampe machte den Raum für Kimba und Rahja fast taghell, während Juri nur die Teile sehen konnte, die er mit der Lampe direkt ausleuchtete.
 

"Jede Menge Tierstatuen..." staunte Juri, als er sich die Reihen links und rechts an den Hallenwänden anschaute. Auch Kimba bemerkte jetzt, daß die beiden großen Löwenstatuen nicht die einzigen in dieser Halle waren - bei weitem nicht. Es standen außerdem welche von Antilopen, Giraffen, Geparden und vielen anderen da. Und einige Statuen wiesen sehr hohe Ähnlichkeit mit Kimbas Freunden auf. So meinte er, Statuen von Daniel, Pauley und Buckey gesehen zu haben.
 

"Hier steht was drauf..." machte Rahja die anderen auf die Inschriften an den Sockeln der Statuen aufmerksam.

"Das ist Menschenschrift... aber irgendwie etwas anders... ," bemerkte Kimba. Dann begann er laut vorzulesen: "Er hatte eine Vision von einer besseren Welt. Gegen alle Widerstände kämpfte er an und gewann ein kleines Stück seines Traumes, verlor dabei jedoch sein Leben. Auf daß wir ihn uns zum Vorbild nehmen und immer in unserer Erinnerung ehren, in Liebe Rune und Ruccio für ihren Vater, den großen weißen Löwen Kimba."
 

Die letzten Worte hatte Kimba nur noch monoton heruntergeprochen. Wie eine Lese-Automatik. Er war reichlich entsetzt und kaum noch zu einem klaren Gedanken fähig. Er wollte es nicht wahrhaben, daß er dort tatsächlich vor seinem eigenen Grabmal stand. Doch irgendwie spürte er, daß es die Wahrheit war. Er würde sich mit ihr auseinandersetzen müssen, egal wie wenig es ihm paßte.
 

"Der Film scheint also tatsächlich echt gewesen zu sein... ," stellte Juri fest.

Rahja ging ganz nahe zu Kimba: "Also ist es wahr, daß wir jetzt in der Zukunft leben?"
 

Kimba schaute noch einige Sekunden wie geistesabwesend auf die Aufschrift, bevor er schließlich antwortete: "Ich denke schon... wie auch immer das möglich ist. - Und wer auch immer das so gewollt hat."

Juri: "Du meinst, daß das Absicht war, daß ihr in die Zukunft gekommen seid?"

Kimba: "Ja... alle, die aus der Vergangenheit kamen, hatten diesen Traum, in dem uns irgendwer erklärte, daß sich die Welt verändern würde. Der hat schon genau gewußt, was passieren würde, als er es uns das im Traum erzählte."

Rahja: "Aber wer war das? Wer sollte uns in die Zukunft schicken? Warum sollte uns das jemand antun? Die Welt von früher war zwar nicht perfekt, aber diese hier ist so dunkel und bedrohlich. Und wir sind von vielen Freunden getrennt worden.

Kimba: "Was ich mich die ganze Zeit frage, ist, wieso du eigentlich auch mit in die Zukunft gebracht wurdest. Immerhin schien es bislang so, als ob sich das Phänomen auf meinen Dschungel beschränkt hätte. Aber du lebst doch eine ganze Ecke von uns weg."

Rahja: "Ja, das stimmt..."

Kimba: "Und wieso bist du als einzige davon betroffen? Deine Verwandten und Freunde sind ja offenbar nicht mitgekommen... irgendetwas stimmt doch bei der Sache nicht. Ich glaube, dieser Typ hat irgendetwas bestimmtes vor... ich weiß nur nicht, was."

Juri: "Wir sollten uns unbedingt diesen merkwürdigen Film zu ende anschauen. Vielleicht ist da ja noch ein Hinweis drin."
 

Kimba nickte. "Das stimmt. Willst du mitkommen, Rahja?"

"Na klar. Dann lerne ich mal die anderen neuen Freunde kennen."
 

Einige Stunden später waren sie alle durch Kimbas Dschungel gewandert und befanden sich nach weiterem längeren Fußmarsch schließlich in der ehemals verlassenen Stadt. Juri führte sie quer über Straßen und freie Felder bis zu einem großen, mehrstöckigen Gebäude, dessen einer Flügel kompellt eingefallen war, während die anderen beiden ohne jeden Kratzer dazustehen schienen. Auch das Hauptgebäude in der Mitte der drei Flügel wirkte so gut wie unbeschädigt.
 

"Das hier war früher einmal die Stadtbücherei," erklärte Juri. "Ein Teil wurde während des Kriegs offenbar von Bomben getroffen, aber die anderen sind noch voll mit Büchern und anderen Aufzeichnungen. Und im Keller gibt es den Video-Raum mit den vielen Filmen."
 

Sie gingen zuerst wieder direkt in das Hauptgebäude, um dann gleich eine Treppe abwärts zu gehen. Dort führte links der Gang ab, nahe dessen Ende in einer seiner Wände der Eingang zum Videoraum versteckt gewesen war.
 

Die Wände schimmerten grau mit etwas grün darin. Juris Taschenlampe schaffte es nur, ein diffuses Licht in den Gängen zu erzeugen. Die Wände waren aus großen Steinen und Beton oder Mörtel dazwischen. Die Decke sah aus wie aus Holz, das mit Betonfarben angestrichen wurde. Vielleicht hätte es mal weiß sein sollen, aber das lag bestimmt schon etliche Jahrzehnte zurück. Der Boden war ganz aus Beton gegossen. Am Rande zu den Wänden hin hatte sich etwas Moos und Schimmel gebildet. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit in diesen Gängen war das auch nicht weiter verwunderlich. Schon eher, woher diese Feuchtigkeit kommen sollte. Es war zumindest keine Quelle erkennbar, von der sie hätte verursacht werden können.
 

"Warum wurde denn dieser Bibliotheksraum zugemauert?" wollte Rahja wissen.

"Wahrscheinlich, um Plünderer abzuwehren," meinte Juri.

"Und wieso nur dieser Raum? Sind die Bücher denn nichts wert?" hakte sie gleich nach.
 

Das war eine gute Frage. Die Bücher waren eigentlich noch mehr wert. Warum also hatte man nur diesen Raum zugemauert, bei den anderen jedoch nicht einmal die Türen verschlossen?
 

"Ich weiß nicht... ," gab Juri schließlich zu.
 

"Du sag mal, Juri," bemerkte Kimba, "war hier nicht irgendwo der Eingang zu unserem Video-Raum? Ich meine, das letzte mal seien wir hier irgendwo abgebogen. Das war doch gar nicht so weit..."

"Stimmt, " fand Juri, "das müßte hier eigentlich gleich sein."
 

Sie gingen noch weiter. Doch noch immer war kein Raum zu sehen. Zumindest nicht der Videoraum. Nur Besenkammern und leere Lagerräume. Schließlich machte der Gang einen rechtsknick.
 

"Das kann doch gar nicht sein... ," wunderte sich Juri, " Wir sind nie bis zu dieser Ecke gekommen. Der Raum lag auf jeden Fall davor. Sind wir vielleicht in den falschen Gang gegangen, Kimba?"

"Das kann doch nicht sein. Da war kein anderer Gang den wir hätten nehmen können," stellte Kimba fest.
 

Dann suchten sie noch eine Weile den Gang aufwärts und abwärts, aber die geheimen Räume konnten sie nicht mehr finden. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Schließlich platzte Juri der Kragen: "Das kann ja wohl nicht wahr sein! Ich hab diese scheiß Kammer mit meinen eigenen Händen freigelegt! Ich war drin! Kimba war drin! Unsere Freunde waren drin! Es gibt diese verdammten Räume! Es muß sie einfach geben! Und hier irgendwo hatte ich auch die Steine hingelegt! Wer zum Teufel will uns hier verarschen!?" schimpfte er laut los.
 

"Beruhige dich doch Juri! Das Meiste haben wir ja gesehen. Vielleicht gibts ja eine ganz simple Erklärung dafür."

"Wie soll ich mich beruhigen, wenn jetzt sogar ganze Räume einfach verschwinden können? Was ist hier bloß los? Was kommt als nächstes? Das die Toten wieder zum Leben erwachen?" Juri hatte sich zwar etwas beruhigt, war aber immer noch sauer darüber, daß sie die Kammer nicht mehr finden konnten.

"Hm... ,"dachte Kimba laut nach, "also genaugenommen hat das mit 'von den Toten auferstehen' bereits vor einigen Tagen stattgefunden."
 

Juris Augen waren so groß und so so erstaunt, daß es sichtlich die Verwunderung Rahjas über Kimbas Geschichten übertraf. "Wie bitte?" fragte er mit etwas unnatürlich verzogener Stimme, um seiner Verwirrung zu unterstreichen.
 

Kimba erklärte: "Als ich die Jungtiere aus den Klauen der Karu-Rota befreite, wurde ich bei meinem ersten Rettungsversuch überrascht und mußte mich verstecken. Doch in meinem Versteck fand mich einer der Hohepriester und schoß mir mit einem großen Gewehr direkt aus etwa einem Meter in den Kopf. Das habe ich gerade noch mitgekriegt."

Juri kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

"Und dann wurde es schwarz um mich und kurz darauf wachte ich wieder auf. Es war inzwischen Nacht geworden und im Nachhinein meine ich, daß etwa zwei bis drei Stunden vergangen sein mußten. Ich war unverletzt und auch die große Lache aus Blut war verschwunden. Die Jungtiere haben mir zumindest erzählt, daß ich in einer lag, als sie abtransportiert worden waren."

Juri kam nur ein Wort in den Sinn, daß zu dieser Situation paßte: "Ultrakrass!"

Kimba machte weiter: "Und ich weiß selber bis heute nicht mal im geringsten, was damals geschehen sein könnte. Es sieht fast so aus, als sei ich einfach wieder geheilt und zum Leben erweckt worden. Aber wie oder von wem weiß ich nicht."
 

"Das hast du mir ja vorhin gar nicht erzählt!" rief Rahja vorwurfsvoll.

"Naja, ich wollte dich nicht unnötig beunruhigen. Es ist ja im Prinzip auch nichts weiter geschehen," wollte Kimba abwiegeln.

"Nichts geschehen??? Ich glaube ich höre nicht richtig! Du wirst mal eben erschossen und sagst dann, es sei ja im Prinzip nichts geschehen?" Rahja schien doch so ein kleines bißchen fassungslos zu sein.

"Ähm... tja... hehe," lachte Kimba verlegen. "Also nächstes Mal wenn ich erschossen worden bin, erzähle ich es dir gleich, ok?"

"Oooohh Kimba!" funkelte Rahja ihn an, mußte dann aber auch lachen.
 

"Und was machen wir nun, Kimba?" wollte Juri noch wissen.

"Tja... außer abwarten was noch kommt, fällt mir da auch nichts ein."
 

Rahja wandte sich an Kimba: "Ich werde dann wieder zu meinen Freunden gehen, sonst sorgen sie sich bestimmt. Aber hättest du was dagegen, wenn ich dich demnächst besuche, Kimba?"

"Da brauchst du gar nicht erst zu fragen, bei uns bist du immer willkommen. Und deine Freunde kannst du auch mitbringen. Ich würde mich freuen, sie mal kennenzulernen."
 

-------------------------------------------
 

Nächster Teil: Kimba 08 - Die erste Liebe



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück