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Kimba Staffel 3

Vom Paradis in die Hölle
von

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(kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon)
 

Dies ist die Serienfolge 5 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de !
 

Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog.
 

Viel Spaß

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Kimba, der weiße Löwe

"Die Bibliothek "

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Der Raum war stickig und stockfinster. Dort war schon seit vielen Jahren kein Mensch mehr gewesen und eine dünne Staubschicht bedeckte all das, was man dort gerade nicht sehen konnte. Es war nämlich noch nicht einmal Restlicht vorhanden und auch keine Risse oder Spalten im Gemäuer, duch die weiterer Staub außer diesem schon zu Boden gesunkenem hätte eindringen können. Innerhalb dieser Mauern, die durch die Schwärze eigentlich gar nicht oder überall vorhanden waren, schien die Zeit stillzustehen.
 

Doch plötzlich nicht mehr. Denn durch die Mauern, die sich irgendwo entlang erstreckten, drang ein kratzendes und klopfendes Geräusch ein. Manchmal auch ein polterndes Geräusch. Dann wieder ein oder zwei Sekunden Stille. Die Geräusche wurden im Laufe weniger Minuten immer lauter. Dann war wieder ein Klopfen zu hören und plötzlich kamen einige dieser Geräusche, nämlich das herunterfallen von Putz oder Mörtel, auch aus dem Inneren dieser Räume.
 

Schwere Backsteine fielen aus der Mauer, nur wenige Sekunden später. Sie gaben den Weg frei für eine Invasion des Lichtes, das die Dunkelheit teilte, die Mauern der Räume aus dem Nichts erschienen ließ und die scheinbar vorhandenen anderen, eben jene Mauern aus Schwärze, die überall zu sein schienen, im Nichts verschwinden ließ und statt dessen den Blick auf Decke, Flur, Tische, Stühle und eine Unmenge an mit Büchern gefüllten Regalen ermöglichte.
 

Juri steckte seinen Kopf durch das Loch und schaute sich um. Seinem Kopf folgte eine Taschenlampe, damit er etwas weiter sehen konnte. Doch um in die anderen Kammern schauen zu können, mußte er selber in diese geheimnisvollen Räume gehen.
 

Als er diese alte Anlage untersuchte, kam ihm mehr und mehr die Erkenntnis, daß er eine Art Bibliothek gefunden hatte. Er wollte schon seit dem Umzug in diese ehemals verlassene Stadt herausfinden, was es hier alles zu entdecken gäbe. So war er auch seit Tagen schon durch die verschiedensten Gebäude und Ruinen gestriffen und hatte die eine oder andere Entdeckung gemacht. Doch nichts war bislang von so großer Bedeutung gewesen, wie diese Räume einer großen Bibliothek.
 

Nach einiger Zeit war Juri in einem großen Raum angekommen, in dem nicht nur Bücher, sondern auch Kameras, Filme, Video Kassetten und ein großer Fernseher standen. Einige der Kassetten sahen recht interessant aus. Juri suchte nach einem Schalter, um die Anlage oder zumindest den einen Raum wieder mit Strom versorgen zu können. In der Nähe konnte er jedoch nichts finden.
 

Doch aufgeben wollte er nicht und so drang er noch tiefer in die Bibliothek ein. Sogar eine eher baufällig wirkende Treppe nach oben nahm er mit und schaute sich im Erdgeschoß oder 1. Kellergeschoß um. Ganz sicher war er sich seiner echten Höhe nicht.
 

Und tatsächlich fand er einen alten Dieselgenerator, wie er sonst als Notstrom in den Rechenzentren überall auf der Welt vor dem Krieg verwendet worden war. Es kostete ihm einige Minuten, bis er das alte Gerät angeworfen bekam. Und es kostete ihm bestimmt ein oder zwei Jahre seines Lebens, als das Gerät nur Sekunden nach dem Start zwei laute, knallende Geräusche von sich gab. Er atmete auf: Es war doch nicht explodiert sondern tuckerte gemütlich weiter vor sich hin.
 

Als er in die unteren Räume zurückkehrte, bemerkte er daß in einigen von ihnen Licht brannte. "Na immerhin... ," dachte er sich zufrieden. "Dann will ich mal schauen, ob ich was wertvolles gefunden habe."
 

Er schaute sich nun noch etwas um, um entscheiden zu können, welchen Film er sich mal anschauen sollte. Eine nach der anderen Kassette zog er hervor, zwei interessante über den Krieg hatte er schon beiseite gelegt. Dann stoppte er plötzlich.
 

Die Kassette, die er als letztes aus einem Regal gezogen hatte, enthielt eine Aufschrift, die ihn in großes Erstaunen versetzte.
 

"Das muß ich unbedingt Kimba zeigen!" dachte sich Juri und machte sich sofort auf den Weg.
 

Kimba sonnte sich gerade entspannt, als Lukas ihm ein Blatt voll Wasser über dem Kopf entleerte. "Aaaahhh! Lukas! Was soll der Mist?" schimpfte Kimba.

"Du hast gerade so Müde ausgesehen, da wollte ich dich eben etwas wacher machen," stichelte Lukas. "Ich glaube, du lernst gleich fliegen - fliegen über den halben Fluß..." gab Kimba verärgert von sich und wollte sich gerade Lukas schnappen. Da kam Juri angelaufen. Er war schon etwas außer Atem, obwohl er nur die letzten 500 Meter gerannt war, als er Kimba schon hat sehen können.
 

"Guten Morgen Kimba!" rief er ihm zu. "Du, ich muß dir etwas ganz komisches zeigen."

"Guten Morgen Juri. Um was geht es denn?" fragte Kimba.

"Das glaubst du mir erst, wenn du es siehst. Das sind Aufzeichnungen über den Krieg und über diesen Dschungel hier. Aber mehr will ich dir jetzt noch nicht verraten."
 

"Hmm... das klingt interessant..." meinte Daniel zu Buckey und Pauli. "Wir sollten auch diese Gelegenheit nutzen und etwas über unsere Vergangenheit erfahren..."

"Eine gute Idee, Daniel," meinte Kimba. "Und was wir erfahren, können wir dann den anderen in der Schule beibringen."
 

Einige Zeit später saßen Kimba, Lukas, Buckey, Pauley und Daniel in der alten Bibliothek. Daniel schaute sich gerade die Hüllen von einigen Kassetten an.

"Hmm... interessant... "murmelte er vor sich hin. "Hier steht: Zusammenfassung des Verlaufes des 3. Weltkrieges bis aktuelle Woche. Ist dort das alles wichtige jenes Krieges zusammengefaßt oder fehlt noch ein Stück, Juri?"
 

Juri schaute kurz kritisch auf das Datum. "Hm. Das meiste ist drauf, aber die letzten beiden Wochen fehlen. Zumindest die letzten beiden Wochen mit weltbewegenden Ereignissen. Danach war ja bereits so viel von der Welt zerstört, daß man nicht mehr sagen konnte, wo noch Krieg herrschte und wo nicht mehr. Ich erzähle euch dann den Rest, so viel ist das nicht.

- Aber das war es auch gar nicht, was ich euch in erster Linie zeigen wollte. Es war mehr das hier..."
 

Er nahm wieder die eine bestimmte Kassette aus dem Regal, bei deren Beschriftung er zuvor noch Bauklötze gestaunt hatte. Kimba und die anderen schauten erwartungsvoll zu, als Juri nochmals für sich die Aufschrift las und die Kassette dann Kimba übergab.
 

"Ist die gefährlich?" fragte Buckey vorsichtig. Kimba und Pauley grinsten, Juri schaute etwas ungläubig und Lukas machte einen leicht verwirrten Eindruck. Daniel schaute etwas sorgenvoll zu Buckey.

"Nein... die Kassetten sind eher nicht gefährlich..." meinte Juri dann und verkniff sich ein breites Grinsen.
 

"Eher nicht?" fragte er noch vorsichtiger und wich ein paar Schritte zurück. "Aber eigentlich doch oder wie?"
 

Daniel versuchte Buckey etwas zu beruhigen: "Die sind wirklich nicht gefährlich. Das sind Geräte zum speichern und wiedergeben von Bildern und Tönen."

Juri kam ein fieser Gedanke: "Genau. Gefährlich ist höchstens ihr Inhalt. Und den schauen wir uns jetzt an... "
 

Buckey: "Aaaahhhh... ! Ich hab Angst!" Und er verkroch sich in einer der kleineren Kammern nebenan.

"Also Juri! Weißt du! Das war nicht nett, Buckey ist halt sehr ängstlich, da sollte man keine Witze drüber machen. - Auch wenns manchmal zugegebenermaßen reichlich ulkig wirkt... " tadelte Kimba Juri und grinzte dabei breit.
 

Wenig später hatte Juri die Kassette mit der Kriegsreportage eingelegt und sie alle ( - ja: Selbst Buckey) schauten sich den Film an. Eine dunkle Männerstimme begann einzuleiten:
 

"Der Ursache der wohl größten Katastrophe der Menschheit liegt in einer Zeit noch lange bevor es zu den ersten Schußwechseln und Kriegserklärungen in diesem alles vernichtenden Weltkrieg kam. Die Schere zwischen Arm und Reich war überall auf der Welt, in den letzten Jahren jedoch besonders stark in den Industrie- und Schwellenländern, aufgeklappt. Auf der einen Seite standen also Armut und schlechte Versorgung infolge der Arbeitslosigkeit und auf der anderen Seite immer mächtigere Konzerne und Einzelpersonen, die mit den Milliarden Dollar nur so um sich werfen konnten. Daß dies ein auf Dauer unhaltbarer Zustand war, war allen klar, doch es war nur eine der Ursachen für den 3. Weltkrieg."
 

Nun begann eine mittlere Frauenstimme fortzufahren:

"Ein weiterer Grund jedoch waren die immer knapper werdenden Resourcen, die für den fortlaufendes Wachstum der Wirtschaft und damit für den politschen Erfolg der Regierenden notwendig waren. So kühlte das politsche Klima zunächst zwischen den konkurrierenden Blöcken, später aber auch zwischen den einzelnen Ländern jener Blöcke massiv ab.

War anfangs nur mit Konsequenzen und Sanktionen gedroht worden, wurden diese immer häufiger auch gleich durchgeführt. Viele Staaten traten nachfolgend aus ihren Bündnissen aus, wobei auch die NATO und die UNO nachhaltig geschwächt wurden. Kaum hatten die ehemaligen Weltpolizisten genügend eigene Sorgen, fielen die ersten kleineren Staaten mit ihren oftmals korrupten und nur nach Eigennütz strebenden Staatsoberhäupten übereinander her und erschafften so weltweit eine steigende Anzahl an kleinen Krisenherden."
 

Die Männerstimme fuhr fort:

"Diese Krisenherde eigneten sich hervorragend für die Regierungen der stärkeren Nationen, um von ihren innenpolitschen Problemen ablenken zu können. Nicht zuletzt wurde wegen eines solchen Kleinkrieges die Präsidentschaftswahl in den USA verschoben, als der amtierende Präsident entschied, in einen der Kriesenherde im Mittleren Osten nachhaltig einzugreifen. Auf diese Weise konnte der in der Bevölkerung nur noch schlecht angesehene Präsident Zeit gewinnen, länger im Amt zu bleiben und durch einen Kriegsgewinn eventuell genügend Pluspunkte sammeln zu können, um noch einmal gewählt zu werden.

Doch diese Strategie, der sich auch alle übrigen Mächte der Welt bedienten, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es war letztlich nur eine Frage der Zeit, bis dadurch zwei Großmächte aneinandergeraten und einen sehr schweren und für beide Seiten kostenintensiven Krieg verursachen würden."
 

"Uuuuaaaaaahhhhhhhh!" gähnt Lukas müde. "Typische Menschengeschichten... wie langweilig."

"Na hör mal, Lukas," belehrte Kimba ihn, "diese Geschichten mögen zwar ein bißchen doof sein, aber sie bestimmen auch unser Schicksal nachhaltig! Sieh dir doch die Welt an, wie sie sich verändert hat!"
 

Die Frauenstimme war zwischenzeitlich dran:

"... was dazu führte, daß keine der drei Parteien sich mehr zurückziehen konnte. So wurden Stück für Stück schwerere Geschütze aufgefahren und schließlich auch chemische und biologische Waffen. Und als die ersten Kriegsparteien die weltweiten Abkommen gegenn solche Massenvernichtungswaffen mißachteten, nahmen dies alle übrigen in Kriege verwickelten Nationen zum Anlaß, ebenfalls von diesen Abkommen Abstand zu nehmen. Durch die nachfolgende Verseuchung mit chemischen und bakteriellen Kampfstoffen sind bis heute etwa 2 Milliarden Menschen umgekommen."
 

Die Männerstimme setzte wieder ein:

"Wenigstens im entscheidenden Augenblick gab es noch genügend vernünftige Menschen, daß die komplette Auslöschung der Menschheit verhindert werden konnte: Als das pakistanisch Militär auf Indien und seine Verbündeten die ersten atomaren Sprengsätze abfeuerte und Indien dieses erwiderte, stand die Welt kurz vor dem atomaren Holocaust. Denn schließlich nahmen auch diesen Schritt die übrigen Kriegsparteien zum Anlaß, schleunigst selbst aktiv zu werden, um ihr atomares Arsenal noch abschießen zu können, bevor es eventuell noch am Boden unschädlich gemacht werden könnte. Als nahezu alle Regierungschefs der Welt, die über Atomwaffen verfügten, den Abschußbefehl gaben, weigerten sich über 90 % der Kommandanten vor Ort, diesen Befehl auszuführen."
 

"Die abgefeuerten Raketen sollten jedoch ausreichen, um weiteren 3 Milliarden Menschen das Leben zu nehmen und ganze Regionen komplett auszulöschen. Vor allem die Hauptstädte der Welt wurden fast ausnahmslos komplett mit ihrer Umgebung ausradiert. Die zahlreichen Detonationen im Megatonnenbereich und die massive Luftverschmutzung mit oft radioaktivem Staub lösten eine Klimaverschiebung aus, die in einem gigantischen Sturm bis heute ihren Höhepunkt fand. Dieser Sturm, der mit einer Geschwindigkeit von über 250 km/h kontinuierlich von Ost nach West weht, machte den Überlebenden vor allem in Äquatornähe das Überleben noch schwerer, als es ohnehin schon war."
 

Es folgten noch detaillierte Schilderungen über Kriegsverbrechen und Frontverläufe.
 

"Warum tun sich die Menschen das an?" wollte Lukas wissen.

"Es gibt halt gute und böse Menschen. Und wen die bösen die guten Angreifen, müssen die sich eben verteidigen," begann Juri eine Erklärung.

"Ich glaube, du machst es dir da etwa zu einfach," warf Kimba ein. "Denn bislang habe ich nur sehr wenige Menschen kennengelernt, die in eine dieser beiden Kategorien fallen. Ich glaube eher, es ist ein typisch menschliches Verhalten, das dazu geführt hat."

"Und welches bitteschön?"

"Die Gier. Die Gier nach noch mehr an Geld, Macht und Ansehen."
 

Daniel bestätigte: "In der Tat. Die Menschen sind noch nie mit einem Zustand zufrieden gewesen, den sie erreicht hatten. Egal wie weit sie auch vorangekommen waren, gleich wie gut oder schlecht es ihnen ging, sie strebten stets nach mehr."

"Also sollte man nur soweit versuchen, etwas zu erreichen, solange man es unbedingt benötigt. Sobald es einem aber halbwegs gut geht, soll man es so lassen wie es ist? Also ist alles Streben nach mehr oder besserem falsch?" wollte Lukas wissen.
 

"Nein, das auch wieder nicht," erklärte Daniel. "Dadurch sind die Menschen nämlich erst zu den unangefochtenen Herrschern dieser Welt geworden. Allerdings haben sie sich ebenfalls dadurch auch fast wieder ausgelöscht. Es ist mehr eine Sache der richtigen Maßes."
 

"Das haben unsere großen Anführer weit verfehlt..." meinte Juri halb zu sich selbst.
 

"Nanu, nana - was haben wir denn da...?" krähte Pauley auf einmal los.

"Was ist denn Pauley?" wollte Kimba wissen.

Pauley deutete auf die eine Kassette, die Juri aus dem Regal genommen und auf den Tisch gelegt hatte. Als Kimba und die anderen auf die Beschriftung dieser Kassette schauten, konnten sie deutlich die Aufschrift: "Über die weissen Löwen - von Kimba bis Chako" lesen.

"Was hat das zu bedeuten?" fragte Kimba Juri.

"Das ist eine gute Frage. Daher habe ich euch auch letztlich hierhergeholt. Es ist offenbar ein Bericht über Kimba und seine Nachfahren. Aber soweit ich weiß, hast du doch noch gar keine Nachfahren, Kimba, oder?"
 

"Wie? Ein Bericht über mich?"
 

"Ja. Und offenbar hast du oder haben deine Nachfahren sogar hier in dieser Region in den großen Krieg mit eingegriffen. In der Kurzbeschreibung hier drauf steht noch, daß Chako den Bewohnern der Dörfer hier und den Nomaden die Flucht vor herrannahenden Truppen ermöglicht hat, die für ihre Massaker an der Zivilbevölkerung berüchtigt waren. Mehr weiß ich aber auch nicht."
 

"Das kann doch eigentlich nur eine Fälschung sein," meinte Daniel, "denn Kimba hat mit Sicherheit weder Kinder gehabt noch in den Krieg eingegriffen. Zumal wir den überhaupt nicht erlebt haben."
 

"Ihr habt wirklich nichts davon mitgekriegt?" wunderte sich Juri. "Noch nicht einmal etwas von dem großen Sturm, der einige Monate lang hier entlangfegte?"
 

Lukas meinte, daß da zwar ein Sturm war, der auch von Osten kam. Aber der sei nach nur einem Tag wieder abgeflaut und läge auch erst einen Monat zurück.
 

"Erst einen Monat? Komisch, davon wiederum habe ich nichts mitgekriegt. Und so schrecklich weit sind wir letzten Monat nicht gekommen, da wir oft feststeckten oder uns gegen Dunkelpiraten verteidigen mußten."
 

"Laßt uns doch erstmal den Film anschauen, dann wissen wir vielleicht mehr," schlug Daniel vor.
 

Kurze Zeit später lief der mysteriöse Film über Kimba und seine angeblichen Taten und Nachfolger auf der großen Mattscheibe des etwas angestaubten Fernsehers. Der Erzähler bestand diesmal lediglich aus einer etwas helleren Männerstimme.
 

"Seit Jahrtausenden existierte die Legende von einem weißen Löwen, der das Dorf eines Stammes hier in Ostafrika beschützen sollte. Doch erst in jüngster Vergangenheit konnte ihr Wahrheitsgehalt aufgedeckt werden. Und es war erstaunlich: Es gibt tatsächlich weiße Löwen in dieser Gegend Afrikas. Aber noch erstaunlicher ist, daß sie in der Lage sind, die menschliche Sprache zu sprechen. Auch beschützten sie viele Generationen lang tatsächlich das Dorf eines stolzen Stammes in dieser Gegend. Doch ihre eigentliche Herkunft liegt in einem ganz anderen Teil Afrikas und viele tausend Jahre zurück.

Etwa 2500 vor Christus waren die Ägypter zu einer mächtigen Kultur aufgestiegen. Doch ihr letzter Pharao lebte in großem Prunk und Luxus, was das Volk bis an den Rand des Hungertodes trieb. Sie mußten für das ausschweifende Leben des Pharao und den Aufstieg Ägyptens mit ihrem Schweiß und oft auch mit ihrem Leben bezahlen.

Doch da gab es einen weisen Mann namens Kuptanon, der den Pharao wegen seiner selbstherrlichen und erbarmungslosen Art immer wieder zurechtwies. Schon nach kurzer Zeit wollte sich der Pharao dies nicht länger bieten lassen und er beschloß, Kuptanon zu verbannen. In der Nacht vor Kuptanons Verbannung überlegte dieser, wie er das Leid des einfachen Volkes auch weiterhin mindern konnte. Schließlich kam er zu der Idee, all sein Wissen, seine Charakterstärke und seine Ideale in einen magischen Trank umzuwandeln. Diesen Trank gab er einem kleinen weissen Löwen, der ihm als Baby zugelaufen war. Der Name jenes Löwen war Androcles.
 

Am nächsten Tag, als Kuptanon Ägypten verlassen hatte, fanden die Ägypter den jungen weissen Löwen vor den heiligen Tempelanlagen. Aufgrund seiner weissen Fellfarbe und seines Erscheinungsortes wurde dieser weisse Löwe für einen Gott gehalten und selbst der Pharao mußte sich seinem Willen beugen.

Auf diese Weise konnte Androcles die Oberschicht der Ägypter relativ leicht wieder auf den Weg der Tugend führen. Er übernahm quasi die Stelle des weisen Kuptanon.
 

Nach einigen Jahren brachte ein Ägyptischer Oberbefehlshaber von einer Expedition zu den Quellen des Nil einen Stamm Pygmäen mit, die sich offenbar bei den Göttern beliebt gemacht hatten. Die ägyptischen Priester sahen ihre Chance gekommen, den weissen Löwen loszuwerden und wieder ihre ursprüngliche Macht zu erhalten. Sie empfahlen dem Anführer der Pygmäen, den weissen Löwen als Geschenk zu fordern. Der Pharao hatte einen so großen Respekt vor der Fähigkeit dieses Stammes, die Götter für sich entscheiden zu lassen, daß er ihnen den Wunsch nicht abschlagen konnte.
 

So verlies Androcles Ägypten und fuhr mit den Pygmäen Stromaufwärts und kam so nach Zentral Ostafrika. Jahrhunderte später zog der Pygmäen-Stamm dann von den Ufern des Nils weg. Die genauen Wege des Stammes und der weissen Löwen, die zunächst diesen, später aber einen anderen Stamm beschützten, sind jedoch nict bekannt. So waren die weissen Löwen über fast drei Jahrtausende aus der Geschichte der Menschheit verschwunden.
 

Doch vor wenigen Jahrzehnten, noch im 21. Jahrhundert, tauchten die weissen Löwen wieder auf. Zunächst als Schreck der weissen Jäger, als der weisse Löwe Caesar ihnen die Jagd erschwerte. Später als Wunder der Natur, als Caesars Sohn, Kimba, die Sprache der Menschen erlernt und schließlich eine große wissenschaftliche Expedition auf den sagenumwogenen Mondberg führte.
 

Die Geschichte der Tiere beschäftigte sich weitaus länger und intensiver mit den weissen Löwen, seit Androcles in diesen Teil Afrikas gelangt war. Sie sagen, daß alle weissen Löwen sich über die Jahrhunderte hinweg durch große Stärke, Klugheit, Mut und hohe Ideale ausgezeichnet hätten.
 

Über Caesar erzählen sie, daß er die Menschen im Dorf verlies, um den Tieren im Dschungel zu einem besseren Leben zu verhelfen. Dies war es auch, was ihn über Jahre in Konflikt mit den Jägern geraten lies und schließlich damit endete, daß er in eine Falle gelockt und erschossen wurde.
 

Von seinem Sohn Kimba ist bekannt, daß er kurz nach dem Tode seines Vaters auf hoher See geboren wurde. Er konnte vom Schiff fliehen, bevor es in einem großen Unwetter unterging, gelangte an die Küste und wurde dort von freundlichen Menschen aufgenommen und aufgezogen. So lernte Kimba die Sitten und Lebensweise der Menschen kennen und begann auch ihre Sprache zu verstehen.
 

Ein knappes Jahr später ging er in den Dschungel zurück, um das Werk seines Vaters zu vollenden. Nachdem er dort bereits eine kurze Zeit verbracht hatte, kam zufällig einer von den Menschen, die ihn damals aufgenommen hatten, in den Dschungel. Ihm zuliebe versuchte Kimba, die menschliche Sprache auch zu sprechen. Das war recht schwer, doch als er sich hatte verständlich machen können, brachte ihm dieser Mensch namens Ronny große Teile der Sprache bei.
 

Und Kimba brachte diese wiederum seinen Freunden im Dschungel bei. So wollte er Menschen und Tiere dazu bringen, sich gegenseitig zu verstehen und in Frieden miteinander zu leben. Wobei das Beibringen der Sprache nur eine von zahlreichen Errungenschaften war, die Kimba seinerzeits in seinem Einflußbereich einführte. Außerdem waren das zum Beispiel die Einführung einer Farm, wo die Tiere Nahrung anbauten, um für die Trockenzeit vorbereitet zu sein oder der Bau einer Schule, in der sich die Tiere gegenseitig ihr Wissen vermittelten."
 

"Tja... soweit sind wir schon. Aber das wissen wir auch selbst..." bemerkte Kimba.
 

"Ein Stück weit zurückgeworfen wurde Kimbas Werk durch seinen frühen Tod im Alter von 6 1/2 Jahren auf der Expedtion "Moonlightstone" , als er die Wissenschaftler Plus und Minus mit anderen Expeditionsteilnehmern zu dem mysteriösen Mondberg führte. "
 

Alle schauten Kimba an, der gerade einen verwunderten und Unwohlsein ausdrückenden Gesichtsausdruck hatte. Er schien aufgrund der Aussage, wann und wo er gestorben war, ein wenig verstört zu sein. Er brachte auch gerade noch ein: "Aber ich war doch noch gar nicht auf dem Mondberg." vor, um sich zu verteidigen. Wogegen, wußte er selber in dem Moment nicht.
 

"Dieser Berg verbirgt die Mondsteine in sich. Diese Steine bergen eine gewaltige Energie in sich.

War die Existenz des Mondberges nie wirklich bewiesen wurden, so wurden die Mondsteine jedoch schon wissenschaftlich untersucht - bis zu ihrem Verschwinden, als sie aus dem Forschungstrak der Universität gestohlen worden waren. Man vermutet Agenten einer anderen Nation dahinter, der Diebstahl konnte jedoch bis heute nie aufgeklärt werden.
 

Von der Mission "Moonlightstone" kehrte lediglich ein enger Freund Kimbas, Herr Higeoyaji, zurück. Er konnte Kimbas Kindern, Rune und Ruccio, lediglich Kimbas Fell übergeben, so daß er ebenfalls in der Ahnengallerie der weissen Löwen seinen Platz finden konnte. Diese geheime Gallerie, wo die Felle aller bisherigen Generationen weißer Löwen aufbewahrt werden, soll angeblich in einem verfallenen alten Tempel in der näheren Region um Kimbas Dschungel herum liegen. Der genaue Ort jedoch sollte geheim bleiben."
 

"Eine Ahnengallerie?" wunderte Kimba sich. "Das klingt ja interessant. Vielleicht meinen sie den alten Tempel am südwestlichen Hang? Auf diese Weise könnte ich herausfinden, ob dieser komische Bericht wahr ist oder gelogen. Aber was, wenn er wahr ist? Einige Dinge sind ja noch gar nicht passiert... " Kimba wandte sich gedanklich wieder dem Bericht zu.
 

"Sein Sohn Rune mußte sich erneut die Herrschaft im Dschungel gegen andere, neue Konkurrenten erkämpfen. Doch wie Kimba, konnte auch er sein Ziel erreichen. Da wesentliche Errungenschaften bereits vorhanden waren, konnte er dann sein Reich noch viel weiter aufbauen, als Kimba es getan hatte. Vor allem die medizinische Versorgung und die Einführung fester Feiertage lag ihm besonders am Herzen. Einzig was den Kontakt mit Menschen betraf, war er noch ein wenig kritischer als sein Vater. Dies ist vermutlich auf seine schlechte Erfahrung mit Menschen zurückzuführen, als er in seiner Kindheit in einem New Yorker Zirkus gefangengehalten und ausgenutzt worden war.
 

Er nahm sich erst recht spät eine Frau und sie gebar ihm drei Kinder. Zwei Söhne, von denen einer schon als Baby einer schweren Krankheit zum Opfer fiel, und eine Tochter. Und erstmals teilten sich die Kinder aus der Reihe der weissen Löwen die Aufgaben des Dschungels, als Chako und Rya ihren Vater Rune ablösten, als er schon in die Jahre gekommen war.
 

Während sich Rya mehr um den Erhalt und Verbesserungen im Leben der Tiere des Dschungels bemüht war, suchte Chako den Kontakt zu Menschen. Er war der Ansicht, daß ihre friedliche und blühende kleine Welt auf Dauer nur dann fortbestehen konnte, wenn sie sich mit den Menschen arrangieren und von ihnen als Gleichwertig anerkannt werden könnten. Erste Schritte leitete er damit ein, sich und einige andere Tiere häufiger in der Öffentlichkeit zu zeigen und Menschen in Not zu helfen, um Ängste und Vorurteile abzubauen.
 

Doch genau in dieser Phase begann der große Krieg, der mit hoher Wahrscheinlichkeit als 3. Weltkrieg in die Geschichte der Menschheit eingehen wird. Chako half den vom Krieg schwer getroffenen Menschen, versorgte Verwundete und versteckte Flüchtlinge vor mordenden Horden vagabundierender Soldaten. Jedoch verschwand er eines Tages, als er durch eine gefährliche, verminte Gegend lief, um Verwundete einer Flüchtlingskolonne zu versorgen. Man vermutet, daß er damals auf eine Mine trat.
 

Wenige Wochen später wurde sein Dschungel von Kampfflugzeugen der "Freiheitlichen Krieger Gottes" unter schweren Beschuß genommen. Auch chemo-biologische Sprengsätze und Superbomben waren dabei und verseuchten sowohl den Boden als auch die Tiere. So starben unter anderem Chakos Frau, sein Vater Rune, seine Schwester Rya und der größte Teil der Bewohner des Dschungels. Eine große dunkle Schneise im Grün des Mondberges zeugt von zwei fehlgezündeten Superbomben, die am Dschungel vorbei auf den Berg geworfen worden waren. Der Rest Tiere des Dschungels kam vermutlich in dem seit Wochen tobenden großen Ost - West - Sturm um, als.... "
 

Der Fernseher ging aus, ebenso das Licht in der Bibliothek. Alles war still.
 

"Was ist denn nun kaputt?!" rief Lukas verärgert. "Den Rest hätte ich jetzt auch gern gewußt..."
 

Daniel überlegte kurz. "Hm... da war doch bis eben noch ein Geräusch im Hintergrund. Kann es sein, daß das ein Motor für die Stromerzeugung war?"

"Ja, im Obergeschoß hatte ich einen eingeschaltet, bevor ich euch geholt habe..." meinte Juri, während er nach seiner Taschenlampe kramte. "Ich fürchte, ich hab vergessen, daß das Teil nicht ewig läuft... ," er schaltete die Taschenlampe ein und machte sich auf den Weg zum Generatorraum, "... aber wenn es hier sowas wie ein Ersatztank gibt, krieg ich das Teil wieder zum Laufen. Wartet mal kurz..."
 

Kimba schien noch immer stark beeindruckt von dem Film. Er schaute sich etwas unsicher um. "Wisst ihr eigentlich, was das zu bedeuten hat, wenn die Kassette tatsächlich echt ist?" fragte er in die Runde.

"D- d- dann haben wir gehört, wie du sterben wirst." zitterte Buckey. "Und wie wir alle sterben werden!" Er geriet schon wieder in Panik.

Daniel beruhigte wieder: "Also sterben müssen wir sowieso alle irgendwann einmal. Und wenn der Film wirklich wahr sein sollte, werden wir den Krieg schon gar nicht mehr miterleben, da das erst in ferner Zukunft geschieht. Also kein Grund zur Panik, Buckey!"
 

"Nicht ganz, Daniel... " korrigierte Kimba seinen Mentor und Lehrmeister, der dabei recht überrascht wirkte, "das wird nicht erst in ferner Zukunft geschehen. Wir sind zwar noch die, die wir waren - aber die gesamte Welt hat sich verändert. Der Krieg hat bereits stattgefunden. Die Nomaden haben mir erzählt, wie sie von einem weissen Löwen in sicheres Gebiet geführt worden waren. Auch die anderen, Juri, Mbangi, Zumo und auch alle anderen Menschen... sie alle haben diesen Krieg erlebt und uns davon erzählt. Auch der schwarze Streifen auf dem Mondberg ist bereits da."
 

Er unterbrach kurz, da er selber erstmal zu einer Schlußfolgerung kommen mußte.
 

"Irgendwie ist ein Teil der Geschichte an uns vorbeigegangen. Bis vor dieser Nacht, wo wir alle diesen mysteriösen Traum hatten, waren wir noch in unserer Welt. Und seitdem hat sich die Welt um uns verändert. Es scheinen Jahrzehnte vergangen zu sein."
 

"Vielleicht sind wir durch die Zeit gereist?" fragte Lukas in die Runde.

"Wie soll das denn gehen?" fragte Buckey kritisch.

"Keine Ahnung, aber es wäre doch eine Erklärung, oder?" Lukas schaute mit hoffendem Blick zu Daniel und Kimba, daß sie ihn Bestätigen würden.
 

"Ja... doch... ," begann Daniel, "es wäre eine Erklärung."

"Stimmt. Aber irgendwie weiß ich nicht, was das mit dem Traum zu tun hat. Und warum habe ich auch in dieser Zeit, die wir ja angeblich verpaßt haben, weitergelebt? Irgendetwas paßt da noch nicht. Außerdem will ich erstmal überprüfen, ob man dieser komischen Aufzeichnung überhaupt trauen kann..."
 

"Was hast du vor, Kimba?" wollte Buckey wissen.

"Ich werde nachsehen, ob es diese Ahnengallerie wirklich gibt. Dann wissen wir, ob die Menschen in dem Video tatsächlich die Wahrheit gesagt haben."
 

"Die haben aber auch so schon über vieles Berichtet, von dem sie eigentlich nichts wissen dürften, wie zum Beispiel die Farm oder daß wir sprechen können. Bislang sind nur einzelne Menschen hinter unsere Geheimnisse gekommen. Und denen hätte man das nie geglaubt. Zumal die meisten von ihnen versprochen haben, nichts zu verraten." meinte Daniel.
 

"Es wird uns auf jeden Fall ein weiteres Stück des Puzzels liefern. Vielleicht sehe ich ja dort mein eigenes Fell, dann wissen wir, daß das alles die Wahrheit war," ergänzte Kimba.
 

Juri kam inzwischen mit der Taschenlampe in der rechten Hand wieder in der Raum zurück. "Tut mir leid, Freunde, aber da ist leider kein Reservetank. Den letzten Rest können wir erst später schauen, wenn es wieder Strom gibt. Das dauert aber noch ein paar Wochen, da das Kraftwerk der Stadt beschädigt ist und wir nur wenige Leute hier haben, die sich damit auskennen."
 

"Schon ok, Juri. Das Wichtigste haben wir wohl erfahren. Und morgen gehe ich zu dieser Ahnengallerie. Mal sehen, ob die wirklich existiert."

"Kann ich mitkommen, Kimba?"

"Wenn deine Eltern nichts dagegenhaben, sicher. Die Dunkelpiraten sind ja vertrieben, also ist der Dschungel ungefährlich."
 

Der Subco schüttelte den Kopf und lehnte sich in seinem Kommandosessel zurück. Das lief ihm alles viel zu schnell.
 

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Nächster Teil: Kimba 07 - Der Tempel



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