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ZURINA'S TALES Vol. (2) - Die Jagd nach dem heilenden Schwert

Zurinas zweites Abenteuer!
von

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Nichts ist, wie es scheint

Als unsere drei Freunde im Palast angekommen waren, wollten sie den Gang hinunter gehen, der zu Zurinas Gemach führte. Da schallte ihnen panisches Mädchen-Kreischen und wütendes Krokodils-Knurren entgegen! Gleich darauf sahen sie auch schon, wie Afra mit der Schmuckschatulle der Prinzessin in den Händen, aus einem Seitengang gerannt kam. Sobek, das Krokodil verfolgte sie mit weit aufgerissenem Rachen und war ihr dicht auf den Fersen! "Sobek!!" schrie, Zurina. "Aus, Schluss, Ende!!"

Sie hätte gar nicht so streng werden müssen, denn als Sobek ihre Stimme hörte, waren ihm gleich alle anderen Dinge auf Erden schnurzpiepegal. So schnell ihn seine kurzen Beinchen trugen, krabbelte er auf die Prinzessin zu und wurde von ihr herzlich in die Arme geschlossen.

"Oh, Sobek!", rief sie. "Ich bin so glücklich dich wieder zu sehen!" Dann wandte sie sich an Afra, die vor Furcht zitternd da stand, und nicht wusste, ob es klüger war zu fliehen oder zu bleiben. "Ich bin auch glücklich dich wieder zu sehen", sagte Zurina, wobei sie sie ebenfalls umarmte. "Aber ich vermute, die Freude ist ganz allein auf meiner Seite. Du hattest wohl nicht mehr mit mir gerechnet, als du meine Schmuckschatulle an dich genommen hast. Ich bin wirklich sowas von blöd! Ich hätte sie dir längst geben sollen. Deine Familie braucht sie weitaus mehr, als ich. Ach und ... wenn du nicht mehr meine Zofe sein möchtest, brauchst du mir das nur zu sagen." Sanft lächelnd drehte sie Afra nun den Rücken zu. Das Negermädchen starrte der Prinzessin voller Verwunderung hinterher. Das hatte es nicht erwartet! Indes hockte sich diese zu ihren Tierfreunden und sprach voller Tatendrang: "Okay, Jungs! Dann lasst uns mal Vater retten!"
 

Auf dem Gang vor der Türe, die in das verbotene Gemach des Pharaos führte, standen zahlreiche Wachposten. Sie runzelten alle fragend die Stirn, als sich ein Teil des Ganges vor ihnen mit Rauch füllte. Er wurde immer dichter und dichter. Plötzlich sahen sie, dass sich ein strahlendes Licht durch ihn hindurchbewegte. Genau auf die Wachen zu! Irgendwann hatte dieses Licht das Ende der Nebelbank erreicht und ragte aus ihr hervor: Es war ein weiß gleißendes Schwert, gehalten von zwei schmalen Händen mit grazilen, langen Fingern. Da trat nun auch die Trägerin des Schwertes in Erscheinung: eine anmutige Frau in hellen Gewändern mit einem absolut ebenmäßigen Gesicht. Auf ihrem Haupt thronten zwei lange Hörner, die in ihrer Mitte eine goldene Sonnensichel hielten - das Zeichen der Göttin Isis! "Ich bin Isis", sprach sie, (wie alle Götter tat sie dies mit geschlossenen Lippen), "Gemahlin des Osiris, Mutter des Horus. Ich bin gekommen, euren Pharao zurück ins Leben zu holen. Mit jenem Schwert, werde ich den Fluch, der auf ihm lastet, besiegen."

Die Wächter warfen sich auf den Boden und blickten ehrfürchtig zu der Göttin mit dem strahlenden Schwert auf. Keiner von ihnen hätte auch nur im Traum gewagt, sie daran zu hindern, das Gemach des Pharaos zu betreten.

Als sie an ihnen vorbei geschritten war, rief ein Wachmann voller religiöser Verzückung: "Isis die Göttin! Uns Elendigen ist sie erschienen! Ich bin überwältigt, ich bin geblendet, ich ... ich hatte sie mir eigentlich größer vorgestellt."

Zur selben Zeit zog >Isis< die Vorhänge vom Bett des Pharaos zur Seite. Die Beiden erblickten einander und erschraken! Er vor ihrem Erscheinen, sie vor seiner Entstelltheit. Der Herrscher war leichenbleich, abgemagert, kahl und diverse Ausschläge bedeckten seinen ganzen Körper! Die Göttin hieb ihm das Schwert in die Brust! Da begann es so hell zu erleuchten, dass weder sie, noch der Pharao mehr etwas sehn konnte. Als das Licht verblasste, war das Antlitz des Pharaos wieder so frisch und gesund wie immer. Er sprang von seiner

Bettstatt auf, um vor der Göttin dankend niederzuknien. Doch sie war verschwunden. Wenn er mal aus dem Fenster gesehen hätte, hätte er sie vielleicht im Geäst eines nahestehnden, großen Baumes erspäht. Dort saß sie, zog sich die starr blickende Maske vom Gesicht und das glückselige Lächeln Prinzessin Zurinas kam zum Vorschein. Als sie vom Baum kletterte, liefen ihr schon Fennek, Sobek, sowie das Dromedar mit Lappen und Schalen voller abgebranntem Räucherwerk in den Mäulern, entgegen. "Das mit dem Rauch habt ihr toll gemacht." sagte sie fröhlich. Dann aber, verdüsterte sich ihre Miene. "Nun kommt der lebensgefährlichste Teil dieses ganzen Abenteuers auf mich zu: Das Schwert zurück in den Tempel bringen."

"DAS WIRD NICHT MEHR NÖTIG SEIN!!!" donnerte da eine wohlbekannte, grottentiefe Stimme von oben auf die Freunde herab. Alle Vier blickten in die Höhe. Und welche drei Gestalten standen dort, breiter grinsend als es jedem Menschen möglich ist, auf einem Ast des Baumes, von dem Zurina eben noch hinuntergeklettert war? Natürlich - das Sphingen Trio. Die Prinzessin war baff!

"Komm schon", meinte Cherubina zu ihr, "du hast doch nicht im Ernst geglaubt, uns mit so ‚nem kleinen Sandsturm abhängen zu können, oder?"

"Wir haben alles gesehen", sagte Destenya.

"Und weißt du was?!", rief Philosophia. "Du hast alles genau richtig gemacht! Fluchkrankheiten sind nämlich die einzigen Krankheiten, gegen die das Heilende Schwert eingesetzt werden darf. Auch war es sehr klug von dir, deinen Vater in der Verkleidung einer Göttin zu retten. Hättest du ihn unverkleidet gerettet, hätte er das Schwert bestimmt für sich behalten wollen. Im Übrigen finden wir es sehr edelmütig von dir, dass du es uns zurückbringen wolltest. RESPEKT!"

"Nun ja", meinte Zurina sehr verlegen, "ich dachte bloß, wenn ich’s tu’, entgehe ich vielleicht einem tödlichen Fluch, den ihr mir womöglich sonst auf den Hals gehetzt hättet."
 

"Sollen wir mal was verraten?", fragte Cherubina verschmitzt. "Wir haben noch niemals irgendjemanden abgemurkst. Wir drohen nur jedem damit. Wer bei unserem Quiz verliert, den lassen wir einfach nur durch die Falltür nach draußen rutschen."

"Aber, aber ... auf dieser Karte steht, keiner der euren Tempel betreten hat, sei jemals wieder lebend zurückgekehrt!", rief Zurina verdattert aus, während sie auf ihren Papyrus deutete.

"Klar", lachte Philosophia, und hatte plötzlich die Arme voller Papyrusrollen. "Wir haben die Dinger selbst geschrieben."

"Soll das heißen ihr ... seid gar nicht so gefährlich, wie ihr tut?", fragte Zurina überrascht.

"Überhaupt nicht", versicherte Cherubina.

"Hmm", machte die Prinzessin nachdenklich. "Ich verstehe das alles nicht ... Ihr bewacht streng einen vollkommen harmloses Schwert, ladet quasi Leute dazu ein, es sich zu holen, gebt es ihnen aber dann nur, wenn sie all eure Rätsel lösen, die kein normaler Mensch lösen kann! Das ist doch alles paradox!"

Cherubina nahm dazu mit wichtiger Miene Stellung: "Erstens, ist dieses harmlose Schwert die gefährlichste Waffe der Welt und hat schon viel Schaden angerichtet. Zweitens - wer alle unsere Rätsel löst, ist so hellsichtig und weise, dass er das Schwert gar nicht zu schlechten Taten missbrauchen kann."

"Wie kann denn ein heilendes Schwert Schaden anrichten?", wollte nun Zurina wissen.

"Du liebe Einfalt!", rief die Sphinx darauf aus. "Hast du denn nicht gelesen, dass es seine Wirkung vorübergehend auf andere Waffen übertragen kann?"

"Doch", entgegnete die Pharaonentochter. "Das ist der springende Punkt!", erklärte Cherubina. "Ursprünglich stammte das Heilende Schwert aus Atlantis. Doch nach dessen Untergang, viel es einem anderen Volk in die Hände. Dort besaß dann bald jeder einen Dolch, auf den man die heilenden Kräfte des Schwertes übertragen hatte. Das Resultat war erschreckend: Innerhalb kürzester Zeit verloren die Menschen ihre Wertvorstellungen und lebten in Chaos, Brutalität und Unzucht. Denn keiner hatte es nun mehr nötig auf sich oder seine Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Hatte man eine Überdosis Rauschgift genommen, oder bei einem Kampf ein Bein ausgerissen bekommen, griff man einfach nach seinem Dolch. Außerdem führte der König des Volkes mit seinem unsterblichen Heer, grausame Kriege gegen andere Völker. Aber eines Tages kam unser `Boss´ (der anonym bleiben möchte) und hat ihnen das Schwert weggenommen. Seitdem wachen wir darüber, dass es nur gegen die Krankheiten eingesetzt wird, gegen die man am wenigsten vorbeugen kann: Fluchkrankheiten. Die Menschheit ist halt noch nicht reif für die Unsterblichkeit."

"Nun ist mir so einiges klar geworden", meinte jetzt Zurina. "Aber wisst ihr, worüber sich euer Boss mal Gedanken machen sollte? Wenn ein Mensch so weise und hellsichtig ist, dass er all eure Rätsel lösen kann, sind seine Fähigkeiten wahrscheinlich so enorm, dass er das Schwert überhaupt nicht braucht."

Die Sphingen sahen einander überrascht an. "Jaaa ..."

"Da mag sie recht haben ...", murmelten sie nachdenklich.

Zurina sagte weiter: "Ihr solltet lieber den Menschen eine Chance geben, das Schwert zu nutzen, die es auch brauchen!"

"In der Sache sollten wir wirklich mal mit dem Boss reden", meinte Philosophia.

"Apropos Boss!", rief da Destenya aus. "Ihm würde es gar nicht gefallen, wenn wir den Tempel noch länger unbewacht ließen."

"Genau", pflichtete ihr Cherubina bei, "wir sind schon viel zu lange fort!"

Sie flatterten hinunter zu Zurina und nahmen das kostbare Schwert entgegen. "Wir möchten dir noch sagen, dass wir dich im Laufe dieses Abenteuers ins Herz geschlossen haben, Prinzessin", sprach Destenya zu der Pharaonentochter.

"Ich euch auch, Cherubina, Philosophia, Destenya", erwiderte diese.

"Möchtest du vielleicht unsere Freundin werden?", fragte sie Philosophia.

"Aber sehr gern!", lachte Zurina, worauf ihr alle drei Sphingen, zu ihrem größten Erstaunen, in die Arme flogen.

Bedenkt, man wird nicht alle Tage von Sphingen umarmt!

Als sie wieder von der Prinzessin abließen, meinte Cherubina: "Nenn uns von nun an einfach Ruby, Sophie und Nia. Du kannst uns ab jetzt gern besuchen kommen - auch wenn du mal Hilfe brauchst."

"Das tu’ ich bestimmt!", sagte Zurina laut, als die Fabelwesen davon flogen.

"Mach’s gut Prinzessin Bulimina!", rief ihr Ruby schelmisch zu.

"Macht’s gut ihr Drei!", rief Zurina zurück und winkte ihnen fröhlich lachend hinterher.
 

Ende der 2. Folge

A. C.

2004-2006



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