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Volk des Phönix

Zauberei und Liebe
von

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Eisblumen

9.Kapitel
 

Eisblumen
 

...noch drei Tage...
 

Marie erwachte zitternd. Sie hatte erneut geträumt, dass sie verbrennen würde. Schauer liefen ihr über den Rücken und ihr war eiskalt. Obwohl es Sommer war, stieß sie kleine Wölkchen beim Atmen aus. Die Sonne tauchte bereits am Horizont auf und hüllte alles in einen orangen Ton. Der Wald wirkte gespenstisch im Licht der aufgehenden Sonne und der dicken Nebelschwaden, die zwischen den Bäumen umhertrieben, wie verlorene Schiffe auf der See.

Marie schälte sich aus den ganzen Decken heraus und sah nach den Wachen. Sie meinte drei Soldaten zu sehen, doch plötzlich, nachdem sie geblinzelt hatte, waren es nur noch zwei. Sie musste an Halluzinationen leiden, dachte sie. „Ihr könnt die anderen jetzt aufwecken, wir werden jetzt, so schnell wie nur möglich, aufbrechen!“

Die beiden Soldaten, darunter auch Anntuhn, nickten ergeben und begannen die anderen aus ihrem Schlaf zu reißen. Marie wusch sich im Bach, als sich im Wasser das Gesicht eines jungen Mannes spiegelte. Doch als sie sich umwandte, stand dort niemand.
 

Er wachte auf und sein Schädel brummte. „Was...?“

„Du bist zu wichtig für Dajing, als das wir dich hier einfach verrecken lassen würden!“

Er blickte in das Gesicht eines hässlichen Dämons, der wie ein zerfleischter Geier mit spitzen Zähnen aussah. Er nickte. „Gut.“ Der Dämon sah ihn überrascht an.

„Redest nicht viel, oder?“

Er antwortete nicht.

„Okay, das heißt wohl nein. Aber sag mir, wieso hast du das getan? All diesen Menschen das Leben gerettet?“

„Darum geht es doch nicht. Der Königin darf noch nichts geschehen....Dajing will es selber tun.“

Der Dämon pfiff, dann find er an zu gackern.

„Wenn du jetzt losgehst, erreichst du sie noch bevor die nächste Horde wilder Dämonen über sie herfällt.“

Er warf dem Dämon einen finsteren Blick zu und ging...
 

Laura wachte auf, in ihren Armen lag immer noch Kendra, doch die Tränen waren getrocknet und sie atmete wieder ruhig. Sie hatte ihre Augen noch geschlossen und war vermutlich noch am schlafen. Laura seufzte leise. Es war nicht fair, was dem Mädchen geschah, oder viel mehr was ihr noch geschehen sollte. Bei dem Gedanken, Phönix könnte so etwas zustoßen, lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden sie dich gefunden haben, das spüre ich. Aber wenn sie kommen, kommen auch seine Mörder. Es wir eine Schlacht geben. Viel Blut wird vergossen werden.“

Laura sah Kendra entsetzt an. „Bist du etwa auch eine Mymphe?“

Kendra schüttelte ihren Kopf, wobei ihr das schwarze, glatte Haar wirr ins Gesicht viel.

„Nein. Aber ich habe beide Seiten kennen gelernt. Es wird so kommen, glaub mir.“

Laura sah sie noch einen Moment an, dann fragte sie: „Kann ich einen sehr starken Wein bekommen?“ Kendra sah sie erst verwundert an. Dann prusteten sie beide los.

„Moment ich bin gleich wieder unten!“, kicherte Kendra und ging die Treppe hinauf.
 

Deborah wurde unsanft aus ihrem Schlaf gerissen. Sie hatte irgendetwas schönes geträumt und war nun sauer, dass sie schon aufstehen musste. Sie warf Anntuhn einen tödlichen Blick zu, den er jedoch nur mit einem Achselzucken quittierte. Sie raffte sich auf und packte ihre Sachen zusammen. Es war ein verdammt kalter Morgen und sie trennte sich nur ungern von den vielen wärmenden Decken. Deborah hatte schlecht geschlafen. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, nahm sie der Tod von Vypio sehr mit und sie hatte mehrmals in der Nacht stumm geweint. Immer wieder dachte sie daran, dass sie sich gestritten hatten. Und es tat ihr leid. Er war für die gute Seite gestorben, obwohl er den Dunklen angehörte. Sie hatte das Verlangen, sich bei ihm zu entschuldigen. Es war verrückt, das wusste sie und dennoch konnte sie an fast nichts anderes mehr denken. Hoffnungsvoll blickte sie gen Himmel. Der Nebel war verschwunden und die Sonne strahlte. Es war ein schöner sommerlicher Morgen...
 

Marie blickte nervös umher. Sie waren nur noch so wenige.

Sie ritten schon eine Stunde seit dem Aufbruch und näherten sich der Grenze zum Herrschaftsgebiet von Dajing. Kim, einer der Späher kam zurück.

„Majestät! Dort vorne befindet sich die Grenze. Sie sieht aus wie eine Nebelwand, doch wenn man sie überquert herrscht finsterste Nacht!“

Marie nickte ihm zu. „Ihr habt ihn gehört! Entzündet eure Fackeln!“

Es dauerte nicht lange und sie erkannte die Nebelwand. Wie ein grauer Vorhang versperrte er die Sicht auf die andere Seite. „Na dann! Viel Glück!“, murmelte Marie, mehr zu sich selber als zu den anderen.

Der Nebel kitzelte auf ihrer Haut wie lauter, kleiner Mückenstiche. Gleichzeitig fühlte es sich an als würde sie durch eine glibberige Masse reiten. Die Pferde wurden Nervös, dann wurde es schwarz und das seltsame Empfinden der Nebelwand war verschwunden. Sie hatten tatsächlich die Grenze überschritten. Es herrschte finsterste Nacht, außer dem Mond gab es nichts das Licht ins Dunkel brachte. Kein einziger Stern leuchtete am Himmel. Die Fackeln der Soldaten und ihre eigene wirkten in der Dunkelheit nur wie winzige Glühwürmchen.

Nach kurzer Zeit in der sich der Trupp wieder sammelte hatten sich die Augen an die Finsternis gewöhnt und zum eigenem Schutze löschten sie die Fackeln.
 

„Wir bringen dich hier weg!“

Laura konnte kaum fassen, was Kendra ihr sagte.

„Ihr wollt mich freilassen?“ Kendra nickte. „Unser Schicksal ist besiegelt. Deines noch nicht. Aber hier ist es zu gefährlich für dich. Wir werden dich zur Pforte bringen, von da aus musst du alleine weiter.“

Laura sah sie fragend an. „Pforte?“

„Ja. Die Pforte ist ein Tor von unserem Reich in das der Königin. Es ist magisch und ermöglicht uns schnell von dort wieder zurück hierhin zu kommen.“

„Kennst Celine diese Pforte?“

Kendra schüttelte den Kopf. „Sie ist nicht besonders eingeweiht in die Pläne des Meisters.“

Laura nickte stumm. „Los kommt! So viel Zeit haben wir nicht!“, rief Ken von oben herab.

Kendra fasste Lauras Hand und zog sie die Treppe hinauf. Es war das erste Mal, das sie diesen Weg ohne verbundene Augen sah. Es war überraschender weise nur ein kleines Fachwerkhaus. Sie durchquerten den langen Flur, als Laura etwas ins Auge fiel. „Ein Foto?“

Kendra stockte und wandte sich zu ihr um. „Ja! Wahrscheinlich besaßen wir eine der letzten Kameras auf dem ganzen Planeten, nach der Katastrophe. Aber nun komm!“

Laura dachte nicht nach. Sobald sich Kendra umgewandt hatte, packte sie das Foto und steckte es ein. Es war ihr Instinkt, der ihr sagte, das sie das Bild mitnehmen müsste.

Sie verließen das Haus und liefen in den Wald. Laura fiel es zu Beginn sehr schwer etwas zu erkennen, da es Nacht war. Doch wurde sie von Kendra weiter gezogen, die sich durch einen Zauberspruch eine weiß, blaue Flamme auf die Handfläche gezaubert hatte, die ihnen nun den Weg ein wenig erhellte. Nach einiger Zeit kamen sie zu einer Lichtung auf der sich ein riesiger Steinkreis befand. „Weiter! Schnell!“, wisperte Kendra als Laura staunend innehalten wollte. Die nervöse Spannung in der Luft übertrug sich auch auf die Flüchtigen. „Gleich sind wir bei der Pforte!“, hörte sie Ken rufen. Dann erstarrten sie. Sie hörten Pferde wiehern und Stimmenwirrwarr. „Verdammt! Da wird ein Kampf ausgetragen!“
 

„Vorsicht dort sind Dämonen!“, hörte Celine Kim rufen und panisch lief sie zu ihm hin. Sie erinnerte sich sehr wohl an diesen Teil der Vision. An Kims Tod! Sie würde ihn verhindern, egal wie. „Kim!“, rief sie. Es waren noch ein paar Meter bis zu ihm, da erblickte sie den wolfähnlichen Dämon aus ihrer Vision. Er stürmte mit Schaum vor der Schnauze auf Kim zu.

Sie würde ihm nicht helfen können. Doch plötzlich ohne nachzudenken murmelte sie ein paar Worte, der magischen Sprache. Der Dämon jaulte auf wie ein getretener Hund und löste sich auf.

Celine konnte kaum glauben was sie getan hatte. Besaß sie doch mehr Magie als geglaubt? Fasziniert blickte sie auf ihre Hände die orange glühten. Kim eilte auf sie zu und starrte auf ihre Hände. Dann blickten sie sich an. Die Zeit schien still zu stehen. Sie nahmen beide nichts mehr von ihrer Umgebung war. Kim lächelte. „Danke!“

Dann beugte er sich zu ihr herüber und küsste sie zärtlich. Celine stockte der Atem. Liebte er sie etwa, so wie sie ihn? Sie versank in dem Kuss, wurde doch sofort in die Realität zurück geholt als sie eine Stimme ihren Namen rufen hörte. „Celine, hinter dir!“ War es nicht die Stimme ihrer Schwester? Doch Celine gehorchte, löste sich von den weichen Lippen ihres Gegenübers und murmelte erneut magische Worte. Der Dämon der sich genähert hatte verbrannte auf der Stelle und seine Asche wurde vom Wind hinfort getragen.

„Celine! Ich wusste gar nicht das du auch zaubern kannst!“ Celine wandte sich um und erblickte ihre Schwester. Neben ihr stand Ken und hinter ihnen, ein wenig versteckt befand sich Laura, die mit ihrem Blick jemanden zu suchen schien. „Celine, es bleibt euch nicht viel Zeit. Bald werden noch mehr Dämonen hier sein! Ich zeige dir die magische Pforte. Durch sie hindurch landet ihr in der Nähe der alten Stallungen, von dort reitet ihr zurück ins Schloss. Die Dämonen werden euch nicht soweit folgen. Sie verabscheuen den Tag.“

Celine stiegen Tränen in die Augen. Die Worte ihrer Schwester klangen sehr stark nach einem Abschied. „Ist schon in Ordnung. Es ist mein Schicksal,“ flüsterte Kendra mit rauer Stimme. Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie packte Celines Hand und zog sie ein paar Meter weiter, zu einer kleinen Lichtung. In ihrer Mitte schwebte ein fast unsichtbarer, silberner Nebel. „Da müsst ihr alle durch. Dann seid ihr sicher!“ Celine schluckte den Kloß der sich in ihrem Halsgebildet hatte herunter. „Rückzug! Kommt alle hierher! Rückzug!“ Nach und nach kamen die Soldaten mit ausdruckslosen Gesichtern zu ihnen geritten. Die Pferde hatten ihre Augen vor Panik und Entsetzen weit aufgerissen. „Ihr müsst hier durch! Schnell! Es kommen noch mehr Dämonen!“

Einer nach dem anderen verschwanden sie. Bis nur noch ein Soldat, Laura, Phönix, Marie, Deborah, Celine, Kim, Kendra und Ken dort waren. Die Dämonen begannen sie einzukreisen. „Los, weiter!“, brüllte Kendra. Celine versuchte durch Magie die Dämonen zurück zu drängen. Der letzte Soldat packte Marie und zog sie mit durch die Pforte. Plötzlich zogen sich die Dämonen langsam zurück. „Lauft!“, brüllte Kendra, deren Stimme zu versagen drohte, da sie hemmungslos weinte.

„Nein, ich lasse dich nicht hier zurück!“, schrie Celine. Doch Kendra schüttelte den Kopf. „Es ist doch schon zu spät.“ Celine fuhr herum und erstarrte. „Meister!“, hauchte sie. Kim sah sie entsetzt an. „Meister?“

„Verschwinde Kim!“, hörten sie plötzlich eine Männerstimme. „Ich will nicht, das dich das selbe Schicksal ereilt wie mich!“ Kim starrte mit offenem Mund zu Ken. „Bruder?“ Seine Stimme zitterte. Ken nickte leicht. Dann packte er ihn und schubste ihn durch die Pforte. „Jetzt verschwindet doch alle!“

„Aber...“, wollte sich auch Laura einmischen, aber Phönix packte sie und schob sie mit sich durch die Pforte.
 

„Lass mich los! Ich will zurück! Wir müssen ihnen helfen! Ich hab Kendra doch versprochen das alles wieder gut wird! Ich habe es ihr doch versprochen!“ Laura hämmerte auf Phönix’ Brust ein und schrie ihn an. Phönix packte ihre Handgelenke und hielt sie fest, bis sie aufhörte sich zu währen. Dann sackte sie schluchzend in Phönix Armen zusammen. „Wir können nichts mehr für sie tun! Oh, Gott! Ich bin so froh das du am Leben bist! Ich...bitte tu mir das nie wieder an, hörst du? Ich weiß nicht ob ich so eine Angst noch einmal verkraften könnte!“

Laura starrte ihn an. „Du hattest Angst um mich?“ Er nickte und drückte sie fester an sich.
 

„Dajing!“ Deborah stockte der Atem. Diese Stimme...das kann nicht sein! Deborah blickte zur Seite. Dort stand er. Lebendig und kühl wie eh und je. Er warf ihr einen kurzen finsteren Blick zu. „Vypio?“ Sie sah ihn ungläubig an.

„Verschwinde!“ Deborah erschauderte als sein Blick auf ihren traf. Und da meint sie mehr ein Bitten, als einen Befehl in seiner Stimme gehört zu haben. Sie warf einen letzten Blick zu Celine und Kendra herüber, dann verschwand auch sie durch die Pforte.
 

„Herr! Ich bitte euch, habt gnade mit diesem unfähigen Menschen. Er ist nun einmal ein Mensch, ihr wisst doch wie Charakterschwach Menschen sind.“

Celine erstarrte. Ihr Bruder versuchte tatsächlich Kens Hals aus der Schlinge zu ziehen.

„Nicht nur er ist unfähig, Vypio! Ich habe mehr von dir erwartet. Du solltest sie beseitigen und nicht retten. Aber dich brauche ich noch...Meine Entscheidung ist gefällt!“ Celine stockte der Atem, als Dajing nach seinem Schwert griff. Dann war er plötzlich verschwunden. Alle Anwesenden blickten hektisch um sich und lauerten auf den Angreifer.

Plötzlich tauchte er auf, direkt vor Ken. Ken wollte sein Schwert gegen ihn richten doch da durchbohrte ihn bereits Dajings Klinge. Er röchelte und Blut lief ihm aus dem Mundwinkel. Er wandte seinen Kopf zur Seite und schenkte, mit letzter Kraft, Kendra ein Lächeln, ehe er seine Augen verdreht und umfiel. „NEIN!“ Kendras markerschütternder Schrei jagte Celine einen Schauer über den Rücken. Celine wollte ihr Schwester halten, doch sie lief zu Dajing mit ihrem Schwert in der Hand. „Nein bitte...“, Celine flehte im Stillen, das ihre Vision nicht war werden würde. Doch es war zu spät. Dajing murmelte etwas in der magischen Sprache und Kendra stockte und griff sich an den Hals. Der Zauber hatte ihre Kehle durchgeschnitten. Noch ehe sie etwas tun konnte, zerfiel ihr Körper zu staub. “Nein!“ Celine wollte los laufen und die Asche ihrer Schwester einsammeln, doch Dajing ließ sie vom Wind hinfort tragen.

„Schaff sie mir aus den Augen, Vypio! Auf der Stelle! Ansonsten wird es ihr genauso wie ihrer Schwester ergehen. Celine weinte, doch sie konnte noch deutlich durch ihren Träneverschleierten Blick erkennen, wie ihr Bruder die Zähne aufeinander biss. Er packte Celine und zog sie mit durch die Pforte. „Nein, Vypio! Nein! Wir müssen doch ihre Asche zusammentragen! Dann wird sie wiedergeboren. Bruder! Wir müssen sie mitnehmen! Wir können sie doch nicht einfach tot sein lassen! Das können wir doch nicht, wir müssen zurück! Bruder!“ Sie kreischte und schrie und begann auf in ein zu hämmern. Doch er ließ sie nicht los. Dann wurde alles hell. Sie hatten die Pforte überschritten. „Kim ist bewusstlos. Er wollte zurück, da hat ihn einer der Soldaten mit einem Schwertknauf auf dem Hinterkopf gehauen. Was ist mit den anderen beiden? Vypio schüttelte den Kopf. „Wie kann es sein, das ihr noch lebt?“, fragte da jemand und alle Blicke richteten sich auf Vypio. Doch Celine zog die Aufmerksamkeit auf sich, als sie zusammen brach...
 

Laura war die erste die reagierte. Sie stürmte zu Celine hin und nahm sie in die Arme. „Sie muss weg von hier!“ Kim, der wieder bei Bewusstsein war, griff Celine unter die Arme und zog sie weg von Laura. Er setzte sie auf ein Pferd und schwang sich ebenfalls auf den Rücken des Tieres. Celine ließ sich gegen ihn fallen und starrte mit leeren Augen in den Himmel. Sie stand unter Schock. „Vypio, sind...sind sie beide tot?“ Laura stotterte und Tränen stiegen ihr in die Augen.

Vypio sah sie nur an. Nach einigem zögern sagte er. „Sie sind beide Tot.“

„Aber sie ist doch eine halbe Phönix! Bringt ihr das denn überhaupt nichts?“

„Ihr Asche wurde verstreut. Sie ist tot.“

Laura konnte es nicht fassen, wie normal seine Stimme klang. Sie hörte sich an als wäre nichts geschehen, überhaupt nichts.
 

Marie wandte sich um. Wo war der mysteriöse Soldat hin? Er hatte sie gepackt und durch die Pforte gezogen und nun war er verschwunden. Zuletzt hatte sie gesehen wie er Kim bewusstlos geschlagen hatte, um dessen Leben zu retten. Marie fasste sich an die Schläfen. Ihr Kopf dröhnte und überall hatte sie blaue Flecken und Schnittwunden von Schwertern, deren Hiebe sie nur so gerade eben noch entkommen war. Hätten sie doch bloß da schon von der Pforte gewusst! Wie schnell wären sie in Dajings Herrschaftsgebiet gewesen? Sie hätten vielleicht weniger Soldaten verloren und sie selber wäre vielleicht nicht so schwer verwundet worden?

Doch Marie hielt inne mit dem „Was-wäre-wenn-Spiel“. Alles was jetzt noch zählte war die Realität. Wie viele Menschen tatsächlich gestorben waren. Wie viele Verräter es unter ihnen gab und wie sie über die Verluste hinweg kommen sollten. Aber am meisten fragte sie ich, wer sie durch die Pforte gezogen hatte und ihr somit vielleicht das Leben gerettet hatte.

„Packt alle Sachen zusammen und legt die Verwundeten hierher! Hier ist ein Heiler! Die Toten legt ihr auf die Pferde. Sie sollen eine ordentliche Bestattung bekommen. Ihr dort!“ Marie deutete auf Anntuhn und einen anderen Soldaten. „Ihr reitet los und sammelt die Leichen der anderen Gefallenen ein! Nehmt noch ein Pferd mehr mit!“ Die beiden Männer nickten und befolgten ihren Befehl. „Der Rest sollte sich auf den Weg zum Schloss machen. Wir müssen uns alle ausruhen und erholen!“ Erschöpft ließ Marie sich gegen einen Baum fallen. „Du machst das gut.“

Marie erschauderte als sie die Stimme hörte. Sie stieß sich vom Baum ab und blickte um ihn herum. Doch dort stand niemand. „Du bist eine sehr starke Frau!“ Dies kam von der anderen Seite des Baumes. Jemand wollte sie ärgern und ließ sie immer wieder um den Baum herumlaufen. „Das ist nicht komisch. Wenn du etwas willst zeig dich!“ Marie wandte sich um und erschrak. Er hatte direkt hinter ihr gestanden. Er stand einfach nur da und sah sie an. Er trug einen Ritterhelm, wie alle ihrer Soldaten, doch hatte er das Visier hoch geklappt. „Ich konnte dich doch nicht alleine in den Kampf ziehen lassen!“, sagte er und Marie hielt die Luft an. War er es wirklich? Vorsichtig griff sie nach dem Helm und zog ihn von seinem Kopf hinunter. Die blonden Haare strahlten im Licht der Sonne. „Damian?“, hauchte sie. Er nickte, beugte sich hinunter zu ihr und wollte sie küssen, als sie den Helm fallen ließ und ihm eine saftige Ohrfeige verpasste. Dann rauschte sie davon. Damian blickte ihr überrascht und traurig hinterher. Hatte er sich etwa getäuscht und ihre Gefühle falsch interpretiert?
 

Deborah lehnte an einem Baum und beobachtete Vypio, wie er den letzten Verwundeten heilte. Der Mann bedankte sich bei ihm und setzte sich auf eines der Pferde um davon zu reiten. Vypio sah sie nicht , dennoch fragte er: „Wie lange willst du mich noch anstarren?“

Deborah antwortete nicht, sondern ging auf ihn zu. Er sah auf, direkt in ihre Augen und ein leichtes Prickeln überzog ihre Haut...Eisblumen, so sehen seine Augen aus...

„Es tut mir leid!“, flüsterte sie und umarmte ihn. Sie begann lautlos zu weinen. „Es tut mir so furchtbar leid! Kendra war eine gute Seele! Sie hat so etwas nicht verdient!“ Vypio schwieg. Doch nach kurzer Zeit hob er seine Arme und erwiderte ihre Umarmung. Er drückte Deborah fest an sich. „Danke!“

Deborah ließ ihren Kopf an seine Brust sinken und hörte sein Herzschlag. „Es gibt nichts zu danken!“, sie löste sich von ihm und wollte weg. Irgendwie machte er sie furchtbar nervös doch sie kam nicht weit. „Verdammt!“, fluchte sie und sank zu Boden. Ihr verstauchter Knöchel machte sich seit langer Pause wieder bemerkbar. „Zeig her deine Mutation, sagte er höhnisch grinsend. „Nein!“, entgegnete sie bissig und wollte sich erheben. Doch er drückte sie mit seinen Händen auf ihrer Schulter zurück zu Boden. „DAS hast du nun davon, dass du dich nicht von mir heilen lassen wolltest. Dein Knöchel sieht ziemlich übel aus.“

„Hat aber gar nicht wehgetan,“ murmelte sie störrisch. Vypio schnalzte nur abschätzend mit der Zunge. Dann flüsterte er Worte der Magie und Deborah sah zu wie ihr geschwollener Knöchel wieder normale Formen annahm. „Danke,“ sagte sie, als sie sich erhob.

Dann erschrak sie. Vypio lächelte sie zum ersten mal freundlich an. „Es gibt nichts zu danken!“
 

Marie lag in ihrem Bett und dachte nach. Was sollte sie nur tun? Sie liebte Damian, doch er schien nur mit ihr zu spielen, oder? Was wenn es eine ganz simple Lösung für dieses rothaarige Mädchen gab? Wäre das nicht schön? Aber dann hätte sie ihn, der sie gerettet hatte, zum Dank geohrfeigt? Nein, sie kannte ihr Glück. Sie hatte keines. Das war ja das Problem. Immer lief alles schief. Und das schlimmste war auch noch, das ihr die Zeit davon lief. Es blieben ihr nur noch drei Tage, wenn sie diesen für abgeschlossen erklärte. Und da sie nun schlafen wollte, war er für sie vorbei. Morgen würde ein anstrengender Tag werden. Die Beerdigungen mussten abgehalten werden und doch alles für die feierliche Wiedergeburtszeremonie hergerichtet werden.

Seufzend sank sie tiefer in ihre Kissen...noch drei Tage....



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  Miru-lin
2007-09-17T13:03:47+00:00 17.09.2007 15:03
cooles kap^.

weiter so
Von:  blacksun2
2007-08-07T09:55:52+00:00 07.08.2007 11:55
das Kapitel war sehr schön, und sehr dramatisch *Tränen in die Augen tret*
freu mich zwar das Vypio lebt, aber das wird von meiner Trauer überdeckt, dass Ken und Kendra sterben mussten, vor allen Celine tut mir Leid, wenn ich mir vorstellen müsste meine Zwilli stirbt *Schauer über den Rücken läuft*

Von:  Thuja
2007-08-06T15:52:21+00:00 06.08.2007 17:52
Der Tod der beiden war wirklich dramtatisch. Sie haben das echt nicht verdient, vor allen nicht, nachdem sie sich für alle geopfert haben. Ich hab total mitgefiebert und gehofft, dass sie überleben "heul".
"traurig sei". Amre Ken und Kendra. "Blumen auf ihren fiktiven Grab hinleg." Trotzdem du hast die Stimmung einfach super rübergebracht.

Hoffentlich wird Dajin dafür noch richtig bestraft. In meinen Gedanken schmorrt er schon in der Hölle.


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