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Mondscheinkinder

von

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Großes Missverständnis

Ich wachte in einem leicht beleuchteten Raum auf und schloss daraus, dass es wohl Nacht war. Das ich wirklich in einem Raum und nicht mehr im Wald war, fiel mir erst im Nachhinein auf. Ich sah mich um, doch ich konnte im ersten Moment nichts erkennen. Nur, dass ich weder auf Laub, noch unter freiem Himmel lag. „Bist du wach?“ hörte ich von irgendwo ne Stimme und sie klang verdächtig nach Mary. Ich sah alles ziemlich verschwommen, warum, war mir nicht klar, doch als sich ein großer Schatten über mich beugte und mir irgendwas Kaltes auf den Kopf legte, schloss ich einfach wieder die Augen. Das kühlende Ding tat unendlich gut und weckte mich auch ein wenig aus meiner Dösigkeit. „Kai...?“ hörte ich die Stimme wieder und mein Verdacht, dass es Mary war, festigte sich noch mehr. Ich machte etwas widerwillig wieder die Augen auf und als ich den Kopf etwas drehte, erkannte ich ihr markantes Gesicht. Als sie anscheinend merkte, dass ich sie ansah, lächelte sie und ich merkte erst jetzt, dass sie meine Hand festhielt und drückte. Ich war verwirrt, sie zu sehen, schließlich hatten sie mich die ganze Zeit allein gelassen, hatten mich nicht sehen wollen. Erst jetzt fiel mir auf, dass Masa gar nicht da war. Ich sah an ihr vorbei und suchte nach ihm. Ich vermutete, dass er draußen war, doch als ich den Kopf zur Bettkante richtete, sah ich ihn im Bett neben mir. Er schlief und hatte ein Tuch auf dem Kopf, vermutlich mit der gleichen Funktion wie das Ding auf meinem. „Mach dir keine Sorgen um ihn, er ist nur sehr, sehr müde. Miss Summer meint, dass er morgen vermutlich wieder gesund ist.“ sagte sie, als hätte ich eine Frage gestellt. Mich verwirrte diese Situation immer mehr, ich war doch weggelaufen, wieso also war ich in einem unbekannten Raum, warum war Masa krank und wieso ließ sich Mary plötzlich wieder dazu herab, mit mir zu reden? „Hast du Durst? Oder Hunger?“ unterbrach Mary meine Gedanken und tupfte mir dabei mein Gesicht ab. Ich weigerte mich, mit ihr zu reden und sie ließ es anscheinend dabei. Es war ruhig im Zimmer, nur Masas Atem war zu hören, welcher ziemlich gequetscht klang als wäre er bis gerade einen Marathon gerannt. Ich war neugierig, ich wollte wissen, was los war, was passiert war, doch ich wollte gleichzeitig nicht mit dem Mädchen neben meinem Bett reden. Doch ansonsten gab es niemanden zum Fragen, höchstens Miss Summer, doch die kannte ich mittlerweile, sie sprach nur über Medizinzeug und würde meine Fragen sicher nicht beantworten wollen oder können. Ich atmete tief ein.

„Was ist hier los?“ fragte ich und merkte verwundert, dass meine Stimme heißer klang und auch nicht sehr laut war. Mary seufzte und drückte dabei meine Hand ein wenig fester. „Um genau zu sein, alles weiß ich auch nicht genau... Ich kann nur sagen, was aus meiner Sicht nach deiner Flucht passiert war, für alles davor musst du die T-Rex fragen, wieso wir getrennt wurden.“ In meinem Kopf klickte etwas und ließ mich aufhorchen. Ich war unsicher, ob ich ihr glauben sollte, dass sie ahnungslos war, doch sie klang ehrlich und das verwirrte mich. „Jedenfalls hatte uns eine Freundin von mir über deine Flucht Bescheid gesagt und wir sind auch abgehauen.“ Sie sind abgehauen? Geflohen? Wieso? „Damit wir nicht auffallen, haben wir uns im Wald versteckt, haben überlegt, wo du womöglich hingelaufen bist und hatten uns auf den Olymp geeinigt.“ Sie haben sich versteckt? Vor wem? Warum? „Und nachdem wir so um die zwei Tage durchgelaufen sind, haben wir dich gefunden. Du hattest Fieber und dann hat Masa dich zurückgetragen. Als wir ankamen, wurdest du hierher in die Klinik gebracht und dann ist Masa wegen Erschöpfung zusammengebrochen. Das war gestern Abend.“ Ich verstand nichts mehr. Es könnte sein, dass mich Mary gerade einfach nur unverschämt angelogen hatte, aber innerlich glaubte ich ihr und wollte mich bedanken. Doch da war mein Misstrauen stärker. Ich atmete wieder tief ein, es tat gut und half mir auch irgendwie beim Überlegen. Ich sah nochmal zu Masa, wenn Mary Recht hatte, dann musste er wirklich sehr müde sein und es würde auch sein schweres Atmen erklären. Ich überdachte die Situation angestrengt, doch mir wurde einfach nicht klar, warum die Direktorin uns hätte trennen sollen. Sie hatte Marys und Masas Ideen, mich zu beschäftigen, immer toll gefunden.

„Oh, du bist wach?“ hörte ich plötzlich jemanden und als ich zur Türe hinter Mary guckte, sah ich die Ärztin. Sie sah mich kurz an, ehe sie plötzlich auffallend aggressiv Mary vom Bett wegdrängte und mir die Hand auf die Stirn legte. „Gut, es ist tatsächlich gesunken. Wie schön.“ sagte sie und mir fiel auf, dass sie genau die gleiche Art von Lächeln hatte wie die Direktorin: ein falsches Lächeln. Miss Summer drehte sich danach zu Mary und sah sie an, als wenn diese gerade ein Attentat auf mich versucht hätte. „Ihm geht es besser, dass dürfte dich doch beruhigen. Ich möchte dich bitten, jetzt zu gehen, er braucht Ruhe. Keine Sorge, dein Freund wird wieder in ein separates Zimmer gebracht, ihn darfst du weiter besuchen.“ Sie hatte das Ganze ruhig gesagt, doch sie klang, als wenn sie etwas stinkendes riechen würde. Mary schaute entsetzt und begann, mit der Ärztin zu diskutieren, was in einen lautstarken Streit ausartete. Masa, von dem Lärm anscheinend gestört, stöhnte leise auf und zuckte mit Augen und Augenbrauen. Ich bekam Kopfweh von dem plötzlichem Lärm und hatte das Gefühl, als wenn mein Kopf anschwellen würde. Ich versuchte, wegzuhören, da mit der Lautstärke auch meine Kopfschmerzen stärker wurden, doch dann hörte ich etwas, was sofort mein vollstes Interesse weckte. „Als wenn ihr wirklich irgendwas wie Freundschaft für ihn übrig hättet, ihr missbraucht ihn doch nur für Extras von der Direktorin!“ hatte die Ärztin, mittlerweile völlig heißer, geschrien und Mary plusterte sich förmlich auf und warf ihr für den Satz viele bösartige Dinge an den Kopf. Ich wusste nicht, wie ich das Ganze einordnen sollte, doch anscheinend wusste Miss Summer durchaus etwas, dass mir weiterhelfen könnte. Doch meine Stimme würde gegen keine der beiden kreischenden Frauen ankommen, doch ich konnte mich, wenn auch nur langsam, bewegen. Ich drehte mich etwas im Bett und trat dann so feste wie möglich beiden gegen die Hüfte. Diese schwankten kurz etwas, ehe sie mich verwirrt ansahen.

„Wie meinten sie das gerade? Inwiefern missbrauchen sie mich?“ sagte ich zu Miss Summer und mein Hals kratzte beim Sprechen. Mary richtete den Blick ebenfalls auf die Ärztin, welche anscheinend sofort von der Tatsache, dass sie zum Reden gedrängt wurde, etwas eingeschüchtert wurde. Sie sah mich unsicher an, ehe sie genauso unsicher lächelte. „Wir, die Direktorin und das Ärztekollegium, wir wollen nur das Beste für dich, damit du beste Vorraussetzungen hast für die Tests. Doch uns kam der Verdacht auf, dass diese Beiden dich ausnutzen. Weil sie anscheinend nur wegen den Extras Interesse an dir hegten. Also kam uns die Idee, euch zu trennen, damit du...“ Weiter kam sie nicht, denn ihr schien mein entsetzter Blick aufgefallen zu sein. Offensichtlich hatte Mary Recht gehabt, wir wurden mit purer Absicht getrennt und das dazu noch aus absolut bescheuerten Gründen. „Bent u absolult gek?! Waar hebt u dat idee van gekreegen?! Zij zijn mijn erste en beste vrienden, jij idiot! En jij denkt, dat zij boos en mij schaden?!“

Mir war selbst nicht aufgefallen, dass ich vor lauter Wut ins Niederländische gerutscht war, doch die Ärztin konnte sich vermutlich denken, was ich ihr wütend mit heißerer, kratziger Stimme entgegenschrie. Auch, wenn ich nicht viel geschrien hatte, so tat mir doch der Hals danach ziemlich weh und ich musste auch ein paar Mal tiefer Luft holen. Ich versuchte, mich etwas zu beruhigen, ehe ich die Ärztin ansah und diesmal ruhiger, aber immer noch sauer weitersprach. „Mary und Masa sollen hier bleiben!“ Miss Summer sah kurz wirklich erschrocken und eingeschüchtert aus, ehe sie sich etwas fasste und einfach schweigend den Raum verließ. Mary stand währenddessen immer noch erschrocken zwischen den Betten und sah mich an, als erwarte sie, dass ich sie auch rausgraule. Doch sie fasste sich schnell, nahm sich das Tuch, dass mir vom Kopf gefallen wurde und ging zu dem Waschbecken neben der Türe. Ich sah ihr zu, wie sie es nass machte und auswrang, dann zurückkam und mir damit das Gesicht abtupfte. „Du hättest nicht so schreien sollen, dein Kopf ist total rot, was, wenn du wieder Fieber kriegst?“ Sie hatte es total gefasst gesagt und lächelte dabei. Es war nicht unecht, aber ich sah ihr an, dass ich sie anscheinend wirklich erschreckt hatte. Ich ließ sie eine Weile mein Gesicht abtupfen und es tat unheimlich gut. Doch irgendwann legte ich die Arme um sie und drückte sie an mich. Sie quietschte kurz erschrocken, ehe sie nach einer Weile kicherte. „Sag nicht, du hattest dich auch vor dir erschrocken?“ Ich bewunderte Mary. Ich bewunderte Mary und auch Masa. Ich bewunderte beide dafür, dass sie – nicht so wie ich - mir nicht die Schuld gegeben haben, dass sie an mich geglaubt hatten. „Es tut mir leid.“ sagte ich leise. Ich erwartete, dass sie fragte, wofür, doch anscheinend konnte sie es sich denken, vielleicht hatte sie es auch nicht gehört, jedenfalls sagte sie nichts, sondern nahm mich in den Arm und drückte meinen Kopf sanft gegen ihr Schlüsselbein. Ich fühlte mich wohl und zugleich noch elender, dass ich ihnen das selbe unterstellt hatte, was diese dumme Ärztin geglaubt hatte. Über Marys Schultern sah ich zu Masa, er schlief wieder ruhig, nur sein Atem ging nach wie vor ziemlich schnell. Und ich merkte, dass ich lächelte, doch sich zugleich Tränen in meinen Augen sammelten.

Danke. Danke euch Beiden.



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