Kapitel 17
„Setz dich erst einmal.“, bat mich meine Mutter und wies mir einen Platz auf dem Sofa zu. Widerstrebend setzte ich mich hin, verschränkte meine Arme vor der Brust und überschlug meine Beine. Dies sollte meinen absoluten Widerwillen ausdrücken, doch meine Mutter schien dies entweder nicht zu stören, oder sie beachtete diese Geste einfach nicht. Wie typisch.
Ich beschloss mich von vornherein bockig zu stellen, was zwar ziemlich kindisch war, doch das war mir in dem Moment vollkommen gleichgültig.
Nachdem sich meine Eltern mir gegenüber auf eine weiteres Sofa gesetzt hatten, fragte ich sie noch einmal: „Was wollt ihr jetzt von mir?“ Ich war mir dessen bewusst, dass meine Stimme etwas aggressives an sich hatte, doch es störte mich nicht. Sie sollten ruhig wissen, dass ich nicht leicht zu überzeugen wäre und ich nicht alles mit mir machen lassen würde, was sie von mir verlangen würden.
Meine Eltern, insbesondere meine Mutter ließen sich davon nicht im geringsten stören. Im Gegenteil, sie blieb die Ruhe in Person, lächelte mich sogar an. Alleine dieses Lächeln, dieses geheuchelt freundliche Lächeln hätte ich ihr am liebsten aus dem Gesicht gekratzt, schließlich wusste ich, was sie von mir wollten und meine Mutter tat so, als würde sie mir gleich eine Hiobsbotschaft verkünden. Ich konnte es nicht fassen. Wie falsch und berechnend konnte man eigentlich sein?
„Ciara,“, begann sie, „Dein Vater und ich haben dir eine wichtige Mitteilung zu machen.“
„Eine wichtige Mitteilung, so so...“, kam es von mir, wobei ich meinem Vater einen vielsagend verächtlichen Blick zuwarf. Dieser tat so, als würde der Blick nicht ihm gelten, doch ich konnte genau sehen, wie unangenehm es ihm war. Geschah ihm recht. Schließlich musste er sich nicht meiner Mutter unterordnen. Er hatte doch auch einen eigenen Kopf, warum konnte er dann nicht einmal meiner Mutter die Stirn bieten? Ich verstand es einfach nicht.
„Wie du vielleicht schon mitbekommen hast, ist es um die Firmen deines Vaters nicht sonderlich gut gestellt. Eine steht vor dem Ruin und die anderen beiden nähern sich dem Konkurs an. Kurz, das würde nicht nur unseren persönlichen Ruin bedeuten, sondern auch die Existenzen vieler Mitarbeiter und Angestellter deines Vaters zerstören. Das kann keiner wollen und das will auch keiner. Erst recht nicht wir. Da wir wissen wie viele Familien an den Firmen und Konzernen deines Vaters hängen, haben wir eine Möglichkeit gesucht das drohende Unheil abzuwenden und die Existenzen unserer Angestellten zu sichern.“, erklärte meine Mutter mir.
Ich wusste zwar, worauf sie hinaus wollte, dennoch fragte ich etwas patzig: „Und was habe ich damit zu tun?“
„Darauf komme ich jetzt zu sprechen.“, meinte meine Mutter ruhig und fuhr ebenso ruhig fort: „Wir haben ein recht gutes Angebot bekommen von einem jahrelangen Geschäftsfreund. Er wäre bereit die Firmen finanziell soweit zu unterstützen, dass sie aus den Schulden rauskämen und sie wieder florieren, wie zu ihren besten Zeiten. Allerdings hat er eine Bedingung gestellt und hierbei kommst du ins Spiel.“ Sie machte eine kleine Pause, als würde sie versuchen mich auf die Folter zu spannen, als würde mich eine grandiose Nachricht erwarten, die ich mit Freuden aufnehmen würde. Weit gefehlt, aber das würde sie noch merken. Jetzt sah ich sie erst einmal nur fragend an und wartete auf das, was kommen würde, von dem ich wusste, dass meine Ansicht dazu meinen Eltern, insbesondere meiner Mutter nicht gefallen würde.
Da ich nichts tat, als sie abwartend anzusehen, redete sie einfach weiter. Die Frau war wirklich nicht aus der Ruhe zu bringen.
„Wie gesagt ist eine Bedingung an der finanziellen Unterstützung geknüpft. Und zwar sollst du seinen Enkel heiraten. Er hat vor zwei Jahren seine Eltern verloren und soll der Nachfolger von Herrn Crowler werden.“
Was interessierte mich das? Was interessierte mich die Lebensgeschichte dieses Typen? Gar nichts, deswegen schnitt ich meiner Mutter das Wort ab und sagte bestimmt: „Und du denkst, dass ich das so mir nichts, dir nichts mache, ja?! Tja, da hast du dich wohl verrechnet, denn ich werde niemanden heiraten, den ich nicht kenne und den ich nicht liebe, erst recht nicht, wenn es zur finanziellen Bereicherung meiner Eltern dient!“ Ich war etwas in Rage, versuchte mich dennoch ein wenig zusammenzureißen.
Wunderlicherweise blieb meine Mutter weiterhin ruhig, als hätte sie mit Gegenwehr von meiner Seite aus gerechnet. Mein Vater blieb einfach still und beobachtete die Spannung zwischen meiner Mutter und mir. Sie saß ruhig neben ihm, hatte ihre Beine übereinandergeschlagen und ich funkelte sie finster und widerwillig an.
Ich wusste, dass meine Mutter ein harter Brocken war und ich Mühe haben würde mich ihr zu widersetzten. Sie würde schwere Geschütze auffahren, um mich zu überreden. Sie wollte mich gar nicht überzeugen, denn das könnte sie nicht. Somit blieb ihr nur die Überredung. Und das war ihr Spezialgebiet, war es schon immer gewesen. Ich hatte mich noch nie sonderlich gut gegen ihre fadenscheinigen und doch wirksamen Argumente entgegenstellen können. Und so würde es auch dieses Mal sein, denn womit sie um die Ecke kam, wühlte mich dermaßen auf, dass ich mein Widerstreben immer mehr verlor, mich in meiner Verzweiflung auflöste und letztendlich aufgab.
Als hätte sie im Voraus geplant, wie sie mich kleinkriegen könnte, sagte sie mit ihrer ruhigen und schon ein wenig eisig wirkenden Stimme: „Wenn es diese jugendliche Verliebtheit ist, die dein rationales Denkvermögen beeinträchtigt, so solltest du dir mal überlegen, wie vielen Menschen du das Leben retten würdest. Oder sollen so viele Existenzen zerstört werden nur damit du dieser unglücklichen Liebschaft hinterherrennen kannst? Denk doch einmal an andere. Willst du wirklich, dass dein unangebrachter Egoismus die Existenz vieler ruiniert? Sei erwachsen und vernünftig. Außerdem ist Jeremy ein wohlerzogener, kultivierter und annehmbarer junger Mann. Er ist viel besser für dich geeignet als dieser heruntergekommene, arme Schlucker. Außerdem brächte dir diese Heirat eine Menge an Prestige, Ansehen und Reichtum. Ich an deiner Stelle würde nicht so lange warten. Ich würde...“
„Hör auf!“, schrie ich aufgebracht und den Tränen nahe. Sie wagte es wirklich mich dort anzugreifen, wo ich am verwundbarsten war. Auch wenn sie es nicht wissen konnte, schmerzten ihre abfälligen Worte sehr. Sie hatte doch recht. Mit Ace war es aus. Er hatte sich gegen mich entschieden und für Violetta. Es würde wirklich nichts bringen ihm hinterherzulaufen. Aber dennoch liebte ich ihn und gerade deswegen durfte meine Mutter ihn nicht beleidigen, sein Ansehen nicht in den Schmutz ziehen.
„Du hast doch keine Ahnung.“, brachte ich ihr wütend entgegen, „Du weißt nicht, wie ich fühle und denke. Dich interessiert doch nur dein schäbiges Geld. Das Wohl deiner Tochter oder anderer ist dir doch vollkommen egal. Du siehst nur dich, deine Macht und deinen Status in der Gesellschaft. Ich bin dir doch nicht wichtig. Vielmehr bin ich nur Mittel zum Zweck. Aber bitte. Zwischen mir und Ace ist Schluss. Das wolltest du doch. Jetzt hast du, was du erreichen wolltest. Mir geht es zwar total beschissen dabei, aber Hauptsache du hast dein Ziel erreicht. Meinen Glückwunsch. Aber verheiraten lasse ich mich trotzdem nicht. Dazu kannst du mich nicht zwingen.“
Vehement versuchte ich die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Mein Atem ging schnell, mein Körper bebte und meine Augen brannten. Während ich geredet, oder vielmehr gebrüllt hatte, hatte ich mich von dem Sofa erhoben und stand nun angriffslustig meiner Mutter gegenüber.
Sie blieb allerdings seelenruhig sitzen und bedachte mich nur mit einem amüsiert triumphierenden Blick. Doch plötzlich wandelte sich ihre Miene. Ernst und kalt blickte sie mir entgegen und meinte nur: „Ich kann und du wirst. Ende der Diskussion. Und nun geh auf dein Zimmer.“
Fassungslos blieb mir der Mund offen stehen. Diese Dreistigkeit war wirklich unübertrefflich. Hilfesuchend sah ich zu meinem Vater. „Papa, sag doch auch einmal was dazu.“ Doch er hob nur machtlos die Schultern und blickte mich schuldbewusst an. Das hätte ich mir auch gleich denken können. Aufgebracht schnaubte ich, wobei mir gleichzeitig die Tränen kamen. Ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Verletzt, wütend und fassungslos sah ich meiner Mutter in die stahlgrauen Augen und zischte heiser: „Ich hasse dich dafür.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte auf mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett warf und mich meiner Trauer, meinem Schmerz und meiner Wut in Form von hemmungslosem Weinen hergab.
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lange hats gedauert, endlich ist es da^^°
jaja die arme ciara hat es nicht leicht.
mal sehen, ob sie sich trotzdem ihrer mutter entgegenstellen kann, oder ob sie wirklich zwangsverheiratet wird, oder sich gar überreden lässt...
und dann ist da immer noch die sache mit ace.. hat ihre beziehung wirklich ein unschönes ende genommen, oder wird es doch noch ein Happy End geben?
das alles erfahrt ihr nächstes Jahr^^
also rutscht gut ins Jahr 2008 und denkt ein wenig an mich, indem ihr mir einen lieben kommi dalasst^^
eure sweetmilka