Zum Inhalt der Seite

Palabras de la sabiduría - Worte der Weisheit

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Keine Taxis in Berlin

Palabras de la sabiduría – Worte der Weisheit
 

Teil 8 Keine Taxis in Berlin
 

@SSJSweety: Ja dir auch ^^

@Uli_chan: Ja ich hätte auch gern wieder WM

@Julia_Augusta: Danke für dein Review ^^

Special Thanks an meinen Betaleser Kutterkoeter und an gilthoniel79 für die tollen Tipps ^^
 

Rückblick:
 

Anna sprang Fernando im absoluten Siegestaumel in die Arme. Fernando wusste gar nicht wie ihm geschah. Zögernd erwiderte er die Umarmung. Er lief ungewollt rot an. Irgendwie mochte er das. Aber er wusste nicht warum. Anna kam irgendwann wieder zu sich und fragte sich, was zum Teufel sie da gerade tat. Sie löste sich aus der Umarmung und sah Fernando an. „Sorry,“, murmelte sie nur.

………………
 

Fernando lächelte. „Schon okay.“ Innerlich fragte er sich, wieso zum Teufel er eigentlich rot angelaufen war. Normalerweise war er es ja gewöhnt von irgendwelchen Personen umarmt zu werden. Waren es nun seine Mitspieler oder irgendwelche Fans die ein Foto oder Autogramm wollten. Er schob die Frage, mit der Erklärung einfach nur überrumpelt gewesen zu sein, beiseite und musterte Anna, der das ganze doch auch durchaus unangenehm erschien. Er setzte ein Grinsen auf und sagte zu ihr: „Das braucht dir jetzt nicht unangenehm zu sein.“ Anna sah ihn genervt an. „Das sagst du so einfach. Ich wette du denkst jetzt wieder irgendwas falsches von mir.“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich bei jeder Person die mich umarmt was denken würde, müssten dreiviertel meiner Mannschaft schwul sein.“ Anna überlegte. Da hatte er wohl Recht. Er sah sich um. Auf der Fanmeile sah man überall nur feiernde Menschen. „Ich würde sagen, das wird ne tolle Party heute Nacht.“, meinte er dann. Anna lächelte. Gut, dass er nicht weiter darauf herum ritt und das Thema gewechselt hatte.
 

„Wir sollten erstmal irgendwo etwas essen. Ich verhungere sonst noch.“ Er musterte sie kritisch. „Ein oder zwei Tage wirst du auch ohne Essen überleben können, denk ich.“ Anna sah ihn schmollend an. „Was soll das denn bitte heißen?“ Fernando lächelte unschuldig. „Ein oder zwei Kilo weniger würden dir sicher nicht schaden.“ Anna sah ihn grimmig an. Okay, ein paar Kilo weniger könnte sie schon noch haben. Aber das konnte man einer Frau doch niemals direkt sagen. „Im Gegensatz zu dir hab ich keine Zeit jeden Tag hunderte von Sit-Ups zu machen, damit mein Bauch flach bleibt.“, moserte sie. Innerlich musste er grinsen. Frauen waren doch alle gleich. Da musste man nur etwas über ihr Gewicht sagen und schon würden sie einem am liebsten die Augen auskratzen.„Ich mache keine Sit-Ups.“, erklärte Fernando dann. „Da hab ich aber was anderes gesehen.“, entgegnete sie. „Ich hab ein Trainingsbild von dir auf meinem Rechner, darauf machst du Sit-ups.“ „Okay okay du hast gewonnen. Ab und an mache auch ich Sit-Ups.“ Dann lachte er. „Aber ihr Frauen versteht auch gar keinen Spaß, oder?“ „Wieso?“ „Sobald man euer Gewicht anspricht werdet ihr alle zu Furien.“ „So was sollte man als Mann auch nicht sagen. Selbst wenn es stimmt.“ Fernando nickte. „Du weißt, dass das nicht ernst gemeint war?“, fragte er dann. „Jetzt schon.“ Anna war wohl scheinbar doch nur eine Frau wie alle anderen. Als sie noch Kinder waren, hätte man Anna immer eher für einen Jungen halten können. Das einzige was dagegen sprach waren damals ihre langen Haare gewesen. Er setzte wieder ein unschuldiges Lächeln auf und meinte zu Anna: „Wir sollten wirklich was essen gehen. Ich hab auch schon Hunger. Aber diesmal bitte etwas, was nicht noch roh ist.“ Sie lachte. „Das müsste sich machen lassen.“ „Sehr schön.“ Auf der Fanmeile wurde es immer voller. Man hörte von überall in der Umgebung hupende Autos. So etwas hatte Fernando noch nie erlebt. Wie musste sich so was erst für einen Spieler anfühlen von solchen Fans so frenetisch gefeiert zu werden? Ob es in Spanien überhaupt möglich wäre so eine tolle Partystimmung herzustellen? „Wollen wir los?“, fragte Anna dann und riss ihn so aus seinen Gedanken. „Klar doch.“, erwiderte er und nahm ihre Hand. Dafür erntete er einen verdutzten Blick von Anna. „Ich will dich hier lieber nicht verlieren. Den Weg nach Hause würde ich doch nie finden.“, erklärte er ihr. Anna lächelte. „Oh ja. Du würdest hier auch nicht lebend rauskommen wenn jemand herausfindet wer du bist.“ „Das glaub ich dir sogar.“, entgegnete er und sah sich besorgt um.
 

Irgendwann hatten die beiden es tatsächlich geschafft sich durch das Getümmel auf der Fanmeile hindurchzukämpfen. Auch Rund um die Fanmeile herum feierten die Leute ausgelassen. Anna zog Fernando zielstrebig vom Getümmel weg. „Wo wollen wir denn hin?“, fragte er neugierig. „Essen? Ich will eine Currywurst. Die bekommt man in den ganzen Cafes da nicht. Dazu müssen wir schon zum nächsten Imbiss.“ Fernando zog eine Augenbraue nach oben. Was war denn bitte eine Currywurst? Deutsche aßen schon die seltsamsten Sachen. „Also eine nette Paella wäre mir da doch lieber.“, murmelte er. Anna grinste. „Für heute fällt spanische Küche flach. Wann anders bin ich für eine Paella immer zu haben. Und einen großen Flan.“ „Oh ja. Ein Flan gehört immer dazu.“ Nur kurze Zeit später stoppte Anna vor einem Imbiss. „Hier?“, fragte Fernando verwirrt. Anna nickte belustigt. „Die Tatsache, dass du jetzt Geld wie Heu hast, hat dich aber doch verändert.“ Fernando hob eine Augenbraue. „Wieso das?“ „Du hättest deinen Blick gerade sehen sollen.“ „Und? Ich bin halt inzwischen anderes gewöhnt, aber ich lasse mich trotzdem von dir gern eines besseren belehren.“ „Na dann.“, entgegnete sie und zog ihn nach drinnen. Während Fernando sich an einen Tisch in der Ecke des Imbisses setzte, bestellte Anna. Fernando musterte sie dabei kritisch. Ob sie Recht hatte? War er wirklich so anders als früher? Anders war er sicherlich, denn Menschen veränderten sich nun mal mit dem Alter. Das letzte Mal als sie sich gesehen hatten, war er ein Kind gewesen. Jetzt war er erwachsen. Aber welche Rolle spielte das Geld dabei? Viele Zeitungen schrieben über ihn, er sei trotz seines Erfolges sehr bescheiden geblieben und stets ein freundlicher Gesprächspartner. Für Fernando war das das normalste auf der Welt. Wie sollte es auch anders sein? An seinem Erfolg war er ja nicht allein beteiligt gewesen. Klar, er hatte hart gearbeitet, aber seine Mannschaftskameraden und vor allem Glück spielten dennoch eine große Rolle in Fernandos Karriere. Schließlich war Fußball ein Mannschaftssport.
 

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Anna mit einem Tablett in der Hand zu ihrem Tisch herüber kam und sich setzte. Kritisch betrachtete er das, was Anna da mitgebracht hatte. Es sah auf jeden Fall appetitlicher aus als das Mettbrötchen vom Morgen. Die Tatsache, dass es dazu Pommes frites gab, beruhigte ihn doch etwas. Wenigstens eins, was er kannte. „Und was ist das jetzt?“, fragte er dann neugierig. „Das, mein lieber neureicher Spanier, ist eine Currywurst.“ „Aha…“, antwortete er. Das sagte ihm jetzt ja mal gar nichts. „Eine Bratwurst mit Currysauce.“ Fernando nickte und nahm sich seine Gabel. „Mal sehen womit du mich diesmal vergiften willst.“, bemerkte er grinsend und probierte. „Wie oft soll ich es noch sagen? Würde ich dich vergiften wollten, würde ich das mit etwas tun, was du schon kennst. Einer Paella oder einem Flan zum Beispiel.“ Nun begann auch Anna zu essen. „Und ich dachte immer ihr esst nur Sauerkraut und Eisbein in Deutschland.“, meinte Fernando dann mit einem Zwinkern. Eigentlich wusste er ja nicht viel über Deutschland. Mit dem Thema hatte er sich nie so besonders auseinandergesetzt. Klar so ein paar Grundfakten kannte er. Aber sobald es in die Tiefe ging, hörte Fernandos Wissen über Deutschland schon auf. „Mag ich beides nicht. Lustigerweise sind die Lieblingsgerichte der Deutschen Pizza und Döner. Also vergiss das mit dem Eisbein mal ganz schnell.“
 

Er lächelte. „Mir ist im Übrigen aufgefallen, dass du viel weniger Deutsch geworden bist als ich vermutet hatte. Dein Spanisch hätte ich für eingerosteter gehalten.“ Anna grinste. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass mein Vater er zulassen würde, dass ich es verlerne spanisch zu sprechen?“ Fernando grinste. Okay, Luis war schon immer ein stolzer Spanier gewesen. Das wäre wirklich abwegig. „Meine Geschwister sind in der Hinsicht das Gegenteil. Die weigern sich vehement spanisch zu sprechen.“ „Und das lässt dein Vater mit sich machen?“ Anna grinste. „Das hätte ich auch nie gedacht. Aber da die beiden in Deutschland geboren sind, ist mein Vater da anderer Überzeugung als bei mir. Laut meinem Vater sollte ich nach Spanien zurückkehren, einen Spanier heiraten, ein paar Kinder in die Welt setzen, mindestens 30 Pfund zulegen und die Familie dann mit spanischem Essen mästen.“ „Welch ehrenvolle Aufgabe.“, meinte Fernando. Das konnte er sich bei Anna ja gar nicht vorstellen. Sie hatte sich schon als Kind nie etwas sagen lassen, da würde sie sicherlich nicht die brave Hausfrau spielen wollen. „Na das sollte man deinem Vater aber mal ausreden.“ Anna lächelte. „Du kannst sicher jederzeit zum Essen vorbeikommen. Mein Vater würde glaube ich ausrasten.“ „Darauf komme ich eventuell mal zurück.“ Anna und Fernando, dem die Currywurst doch ganz gut schmeckte, beendeten ihr Essen relativ bald und machten sich nun wieder auf den Weg zurück in Richtung Fanmeile. Die Party auf den Straßen war nicht leerer geworden. Eher sogar das Gegenteil.
 

„Was machen wir denn jetzt noch?“, wollte Fernando dann wissen. „Ich dachte mir, wir schauen uns mal ein wenig in den Fanshops um und setzen uns dann in eine der Bars und beobachten die Leute auf der Straße während wir uns betrinken.“, schlug sie vor. Fernando nahm sie wieder an der Hand und zog sie ins Getümmel auf der Fanmeile. Fernando musste recht bald feststellen, dass die spanischen Fanartikel aufgrund des frühen Ausscheidens seiner Elf schon reduziert waren. Er seufzte. Anna merkte das und setzte sich einen Fan Hut in der Form eines Stiers auf. „Heute wird nicht Trübsal geblasen.“, sagte sie dann zu ihm und setzte ihm einen Hut auf, der sowohl vorne als auch hinten zwei Hände hatte. Er sah zu seiner halbspanischen Sandkastenfreundin herüber. Mit dem Hut sah sie total bescheuert aus, weswegen er sich das lachen nicht verkneifen konnte. „Du willst gar nicht wissen wie beschränkt du damit aussiehst.“, verkündete er dann. Anna grinste fies und entgegnete: „Bestimmt nicht annähernd so bekloppt wie du.“ Fernando sah in einen Spiegel. „Also ich weiß gar nicht was du hast. Ich finde der steht mir gut.“, sagte er dann und zwinkerte. „Dir würde allerdings dieser Hut hier besser stehen“, sagte er und reichte ihr einen orangenen Holland Fan Hut. „Oh nein! Das Ding setz ich nicht auf!“, beschwerte sie sich und legte den Hut weg. „Warum nicht?“ „Also bitte… Holland? Du kannst hier doch nicht mit einem Holland Hut rumrennen.“ Fernando lächelte unschuldig. „Was ist denn so schlimm an Holland?“ Anna schüttelte den Kopf. „Es ist einfach Holland.“ Das verstand er nicht so wirklich. Fernando zuckte mit den Achseln und sah sich weiter um. Annas Blick fiel dann auf die Plüschtiere in der Auslage. „Wie knuffig.“, meinte sie dann. Er konnte sich das grinsen nicht verkneifen. „Du wirst langsam weiblich. Muss ich mir Sorgen um dich machen?“ Anna zwickte ihn in die Seite. „Was soll das denn schon wieder heißen?“ „Nix nix.“, entgegnete er und grinste. Anna ging um die Ecke herum und sah sich die anderen Fanartikel an. Fernando setzte ein grinsen auf und kaufte einen kleinen Teddybär im Spanientrikot. Anschließend ging er dann zu Anna herüber und drückte ihn ihr lächelnd in die Hand. „Danke“, sagte sie und sah Fernando erstmal verdutzt an. „Wenn du schon weiblich wirst, muss ich mich doch als Gentleman zeigen.“, verkündete er. Wie süß war das denn bitte? Für einen Moment lang fühlte sich Anna wie eine 15-jährige, die bei ihrem ersten Date einen Blumenstrauß geschenkt bekam. Sie merkte, dass sie leicht rot anlief. Was sollte er bloß von ihr denken, wenn sie sich so überaus seltsam verhielt? Sie atmete tief durch, fasste ihn dann an der Hand und zog ihn mit sich weiter.
 

„Und jetzt?“, fragte Fernando neugierig. „Wir wollten die Leute auf der Straße beobachten:“ „Stimmt ja.“, entgegnete er. Nur kurze Zeit später ließen sich Anna und Fernando in einem der zahlreichen Straßencafes nieder. Beide bestellten sich einen Cocktail und begannen die Personen auf der Straße zu beobachten und deren Handlungen zu kommentieren. Von ihrem Baumhaus in Fernandos Garten in Madrid hatten sie immer einen tollen Blick auf die Straße gehabt. Auf ihrer Straße waren manchmal schon seltsame Personen unterwegs gewesen. Das war in Berlin aber nicht anders. Genau in diesem Augenblick passierte ein Fan mit schwarz-rot-goldenem Irokesenschnitt das Cafe, in dem Fernando und Anna saßen. Die beiden sahen sich an. „So was solltest du auch mal ausprobieren, Fernando.“, grinste Anna. „Um Gottes Willen! Ich hänge an meinen Haaren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du hängst nicht an deinen Haaren. Du bist bloß eitel. So oft wie du dir die Haare schneiden lässt und andere Frisuren hast.“ Er setzte ein Grinsen auf. „Da spricht wohl die Expertin. Hast du beim Fußball eigentlich nichts besseres zu tun, als meine Frisur zu begutachten?“ „Darauf willst du jetzt doch wohl keine ehrliche Antwort oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Weiber…“ Sie nippte an ihrem Cocktail. Das war ja mal wieder die Standardaussage eines Mannes. Wenn er nicht wusste, was er sagen sollte, sagte Mann grundsätzlich immer „Weiber…“. Dabei waren Männer doch genauso. Ein gutaussehender weiblicher Fan im Minirock reichte im Stadion manchmal schon aus, um einige Herren vom Fußballspiel abzulenken. Und manchmal waren die Spiele der letzten Saison halt so ermüdend gewesen, dass man eher auf andere Dinge achtete als auf das Spiel.
 

Zwei Stunden und drei Cocktails später, entschlossen sich Fernando und Anna dann dazu langsam den Heimweg anzutreten. Sie gingen zur nächsten S-Bahn Haltestelle und mussten feststellen, dass es auch hier brechend voll war. Die Stimmung in der Bahn war toll, jedoch konnte auch die Stimmung das gequetschte Stehen, wie eine Ölsardine in der Dose, nicht wettmachen. Als die beiden an ihrem Ziel angekommen waren, atmeten beide erstmal auf. Gott, war das voll gewesen. Und die schlechte Luft in der Bahn erst. Fernando sah sich um. Schade, dass der Abend schon vorbei war. Er hatte richtig viel Spaß gehabt. Nur kurze Zeit später kamen beide vor Annas Haus an. „Ich denke wir sollten dir jetzt ein Taxi rufen.“, erklärte sie dann. Fernando nickte seufzend. Eigentlich wollte er noch gar nicht zurück ins Hotel. Anna nahm ihr Handy heraus und wählte die Nummer eines Taxiunternehmens. „Das ist jetzt wohl nicht ihr Ernst?“, fragte Anna ins Telefon. Fernando guckte sie verwirrt an. Was war denn jetzt los? Anna beendete das Gespräch und sah ihn ernst an. „Der Typ am Telefon meinte er könne frühestens um 3 ein Taxi herschicken.“ Fernando sah auf seine Uhr. Es war gerade mal Mitternacht. „Das ist schlecht.“, entgegnete er. „Komm erstmal mit rauf. Ich hab oben ein Telefonbuch.“
 

In Annas Wohnung angekommen setzte sich Fernando auf die Couch und wartete, während Anna nach dem Telefonbuch kramte und schließlich bei den anderen Taxiunternehmen anrief. Zehn Minuten später kam Anna dann wieder ins Wohnzimmer. Fernando musterte sie kritisch. Ihr Gesichtsausdruck versprach nichts Positives. „Ich hätte nie gedacht, dass so was geht, aber in Berlin gibt es scheinbar kein einziges verfügbares Taxi in der Umgebung.“, erklärte sie dann. Der spanische Nationalspieler sah sie ernst an. „Und wie komm ich von hier mit der Bahn zurück?“ Anna lächelte und schüttelte dann den Kopf. „Du müsstest dreimal umsteigen. Dabei würdest du dich bei deinem Orientierungssinn sicher verlaufen.“, verkündete sie überzeugt. „Und was mach ich jetzt?“ Anna ging zu einem Wandschrank hin. „Versprich mir, dass du bei dem was ich gleich sage nichts falsches denkst.“ Was war denn jetzt schon wieder los? „Okay.“ Anna öffnete den Schrank. „Du könntest hier bleiben wenn du willst…“ Fernando blickte verwundert zu ihr rüber. Das konnte jetzt doch nicht ihr Ernst sein. „Zumindest, wenn der Herr sich nicht zu fein ist auf der Couch zu übernachten.“ Er überlegte. In Anbetracht der Situation wäre das sicher die beste Lösung. „Natürlich nicht. Couch ist kein Problem.“ Anna nahm nun eine Decke und ein Kissen aus dem Schrank und gab es Fernando. „ Danke.“, erwiderte er lächelnd. „Schon okay. Wir sollten dir erstmal ein paar Klamotten zum schlafen suchen.“ Daraufhin ging Anna zu ihrem Kleiderschrank herüber. Fernando folgte ihr langsamen Schrittes. Eigentlich brauchte er keine besonderen Klamotten zum schlafen, denn normalerweise schlief er nur in seinen Shorts. Sie öffnete den Kleiderschrank und begann darin zu suchen. Fernando musterte den Inhalt ihres Schrankes genau. „Ist es das?“, fragte er sie dann neugierig. Anna drehte sich um und sah ihn verwirrt an. „Ist es was?“ „Das Kleid.“, meinte er mit Fingerzeig auf das cremefarbene Kleid in Annas Schrank. Sie seufzte. Wieso hatte sie das Kleid überhaupt noch im Schrank hängen? Sie würde es eh nie wieder brauchen. Sie wollte es auch gar nicht wieder brauchen. Mit ihrem Leben war sie, so wie es jetzt war doch vollends zufrieden. Für einen Mann war kein Platz darin vorgesehen, auch wenn ihre Eltern gerne ein paar Enkelkinder hätten. Aber das konnten ihre Geschwister ja dann irgendwann einmal erledigen. „Darf ich es mal sehen?“, fragte er vorsichtig. „Nein.“, antwortete Anna kühl. „Warum nicht? Wenn du es eh nie wieder trägst, will ich schon wissen wie es ausgesehen hätte.“ Sie seufzte genervt und nahm das Kleid aus ihrem Schrank. Fernando begutachtete es. Es sah wirklich sehr teuer aus. Was für eine Verschwendung. „Wow. Darin hättest du sicher super ausgesehen. Was für ein Kleid…“ Anna kommentierte dies mit Schweigen. Er ging einen Schritt näher zu ihr, fasste sie sacht am Kinn und sorgte so dafür dass sie ihn anschauen musste. Dann setzte er ein lächeln auf und sagte: „Zieh es an.“ Anna schüttelte energisch den Kopf. Sie wollte das Kleid nie wieder tragen. Genau genommen wollte sie es sogar noch nicht mal mehr sehen. Er sah sie ernst an. „Was soll schon passieren? Du hast das Kleid vielleicht fünf Minuten an. Es bedeutet doch nicht, dass du direkt heiraten musst.“ Anna blickte Fernando in die Augen. „Warum willst du es sehen?“ Er lächelte süß. „Ich hab dich als Kind mindestens 15-mal geheiratet. Jetzt will ich wissen wie meine damalige ’Frau’ denn überhaupt ausgesehen hätte.“ Anna lächelte. Das fand sie irgendwie süß. „Ich geh mal ins Bad.“, erklärte er dann und verließ den Raum.
 

Ein paar Minuten später kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Im Türrahmen blieb er stehen und fragte sich in welchem Film er denn jetzt war. Anna stand mit dem Rücken zu ihm und war gerade damit beschäftigt den Schleier gerade auf ihren Kopf zu bekommen. Fernando räusperte sich. Nun wandte Anna sich um und sah ihn an. „Ich hätte nie gedacht, dass das Kleid noch passt.“ Er lehnte sich nun gegen den Türrahmen und meinte nur: „Willst du dich nicht mal umdrehen? Das Kleid hat sicher auch eine Vorderseite.“ Anna nickte schließlich und tat dies. Annas cremefarbenes Hochzeitskleid war schulterfrei und trägerlos. Über das ganze Kleid verteilt waren aufwendige Stickereien, die dem Kleid einen leicht schimmernden Effekt gaben. Dazu trug sie Handschuhe, die ihr bis über die Ellenbogen reichten. Fernando musterte sie ungläubig. Das war Anna? Das sollte immer noch das Fußballbegeisterte Mädchen sein, mit dem er als Kind immer gespielt hatte? Unmöglich. Er setzte ein lächeln auf und fragte nur: „Wer bist du?“ Anna lachte. „Immer noch dieselbe Person wie eben.“ Er ging ein paar Schritte auf sie zu. „Dein Ex-Verlobter muss ein echter Idiot gewesen sein. Du siehst absolut überirdisch aus in dem Kleid.“ Sie lief leicht rot an. „Danke.“ Er lächelte. „Meine Großmutter würde jetzt schon in Tränen ausbrechen, beim Anblick von diesem Kleid.“ „Das kann ich mir denken. Aber glaub jetzt nicht, dass du Fotos davon machen darfst.“ Fernando grinste fies. „Warum nicht? Von mir existieren Fotos in einem Deutschlandtrikot. Wieso sollte es also von dir keine Fotos im Brautkleid geben?“ „Vergiss es.“, sagte sie dann und nahm den Schleier von ihrem Kopf. „Schade.“, murmelte er und wollte dann zur Couch herüber gehen, damit Anna sich wieder umziehen konnte. „Stop!“, sagte sie dann. Fernando guckte sie verwundert an. Sie lächelte unsicher. „Allein komm ich in das Kleid rein, aber nicht raus.“, erklärte sie und wies mit ihrer Hand auf ihren Rücken.
 

Fernando nickte nur stumm und trat von hinten an sie heran. Vorsichtig schob er ihre langen brauen Haare beiseite. „Du machst mir aber auch alles nach.“, verkündete er dann. „Warum?“ „Das Tattoo.“ Anna grinste. „Das hast eher du mir nachgemacht. Ich hatte meins bevor du auf die Idee kamst deinen Namen auf elbisch auf deinen Arm tätowieren zu lassen.“ „Soso“, murmelte er und begutachtete das Tattoo. Es war in elbisch geschrieben, genau wie das auf seinem Arm. Nur war es viel länger. Es war nicht nur ein einzelnes Wort, sondern ein ganzer Satz. „Was steht da?“, fragte er neugierig. „Es ist ein Spruch von Fray Luis de Léon. Nur in elbischen Buchstaben geschrieben. ’El amor verdadero no espera a ser invitado, antes él se invita y se ofrece primero’. “ Fernando lächelte. “Wie philosophisch. ‘Die wahre Liebe wartet nicht darauf eingeladen zu werden. Vorher lädt sie sich selbst ein und bietet sich an.’” Anna nickte. „So ist es.“ Fernando begutachtete das Tattoo interessiert. Auch wenn es lang war, wirkte es auf dem Rücken gut. Er wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund strich er vorsichtig darüber. Anna zuckte zusammen, was Fernando aus seinem gedankenlosen Zustand aufweckte. Er schüttelte über sich selbst kurz den Kopf und tat schließlich das, wozu er da war. Langsam öffnete er den Reißverschluss am Rücken von Annas Kleid. „Danke.“, murmelte sie nur. Fernando nickte stumm und ging wieder herüber zur Couch. Anna zog sich um und gesellte sich dann zu ihm. Das T-Shirt, weswegen sie den Schrank überhaupt erst aufgemacht hatte, gab sie ihm dann. Sie gähnte. „Ich glaube ich werde jetzt auch schlafen gehen. Wo das Bad ist weißt du ja. Getränke und Essen findest du in der Küche.“ „Gute Nacht Annaputzilein.“ Anna küsste ihn kurz auf die Wange. „Gute Nacht Streuselküchlein.“, entgegnete sie und stand auf.
 

Anna durchquerte das Zimmer und zog sich hinter ihrer Trennwand um. Nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatte, war sie recht schnell eingeschlafen. Fernando lag im Gegensatz dazu wach auf der Couch und konnte nicht einschlafen. Der Tag wollte ihn mal wieder nicht loslassen. Scheinbar hatte er einfach zu viel erlebt. Das Fanfest war schon eine tolle Erfahrung gewesen. Er hätte es sicher bereut, wenn Sergio ihn nicht davon überzeugt hätte nach Berlin zu fahren. Anna hätte er dann auch nicht wiedergetroffen. Zusätzlich dazu, dass der Tag ihn nicht losließ war die Couch doch unbequemer als er vermutet hatte. Nach fast anderthalb Stunden sinnlosen umhergewälzes meldete sich Fernandos Magen zu Wort. Er brauchte etwas zu essen. Und etwas zu trinken. Er stand auf und ging in die Küche, wo er sich ein Brot schmierte. Er aß seelenruhig in der Dunkelheit sein Brot, als jemand das Licht anschaltete. Verwirrt und vom plötzlichen Licht geblendet sah er zur Tür herüber. „Soso.. kleiner Mitternachtssnack?“, fragte Anna die mit vom Schlaf zerzauster Frisur im Türrahmen stand. Er nickte. „Ich konnte nicht schlafen. Also musste ich was essen.“ Sie setzte sich ihm Gegenüber. „Und wieso bist du wach?“, wollte er dann wissen. „Du warst wohl so ins Essen vertieft, dass du nicht mitbekommen hast, das ich auf der Toilette war.“ Fernando hatte sein Brot inzwischen aufgegessen. „Deine Couch ist im Übrigen unbequem.“ Anna grinste. „Ist sie das? Bis jetzt hatte sich noch niemand beschwert.“ „Doch ich jetzt. Ich verlange dass wir tauschen.“ „Und was hab ich dann davon?“, fragte Anna neugierig. „Ich komme nicht auf die Idee irgendwann zu dir in dein Bett zu klettern, weil ich nicht schlafen kann.“ Sie grinste. „Auf die Idee solltest du besser nie kommen.“ Fernando grinste. „Warum nicht? Ich glaube ich hab damals öfter in deinem Bett geschlafen als in dem von meinem Bruder.“ Anna schüttelte den Kopf. „Du bist mir einer… Damals waren wir noch Kinder. Jetzt sind wir erwachsen.“ „Ich nicht. Ich gelte in Spanien noch als Kind.“, sagte er zwinkernd. „Schon klar, el niño. Du hast gewonnen. Ich geh auf die Couch und du bekommst das Bett.“ Er setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Du kannst von mir aus auch die andere Hälfte des Bettes haben.“ „Wieso sollte ich das wollen?“, fragte sie mit kritischem Blick. „Weil du nicht viel schlafen wirst, da die Couch so unbequem ist. Du brauchst auch keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dich schon nicht anfassen.“, sagte er mit einem Zwinkern. „Davor hab ich auch keine Angst. Vielleicht solltest du eher Angst vor mir haben.“ „Na dann.“, sagte er, stand auf und zog Anna, die das ganze immer noch für einen Witz hielt, mit sich.
 

Im Wohnzimmer angekommen, kletterte Anna wieder in ihr Bett während Fernando zur Couch herüber ging. Sie schaltete das Licht aus und atmete innerlich auf. Das war aber ein sehr schlechter Scherz von seiner Seite aus gewesen. „Schläfst du lieber rechts oder links?“, fragte dann eine Stimme aus der Dunkelheit. Das war jetzt doch nicht sein Ernst? Anna war davon überzeugt gewesen, dass das ein Scherz war. Fernando legte seine Decke und sein Kissen auf der leeren Hälfte des Bettes ab. Eigentlich war das ganze als Scherz geplant gewesen. Aber irgendwie hatte Anna nicht so reagiert wie er es gedacht hatte. Er hatte felsenfest damit gerechnet eine laute Protestwelle abzubekommen. Jetzt hatte er den Salat. „Gute Nacht Anna.“, murmelte er als er es sich im Bett bequem gemacht hatte. Sie lag mit dem Rücken zu ihm und murmelte im Halbschlaf eine Antwort. Fernando schloß die Augen. Das Bett war auf jeden Fall bequemer als die Couch. Langsam aber sicher schlief er ein.
 

Am nächsten Morgen wurde Fernando von einem Sonnenstrahl geweckt, der direkt in sein Gesicht fiel. Er öffnete noch verschlafen die Augen und blinzelte zum Wecker auf Annas Nachttisch. Viertel nach Acht. Irgendwas war seltsam. Angenehm seltsam. Nur was? Dann fiel ihm schlagartig auf, was es war. Anna, die noch am schlafen war, lag an ihn gekuschelt in seinem Arm. Ihr Kopf lag auf seiner Brust und ihren Arm hatte sie quer über seinen Oberkörper liegen. Fernando lächelte und beobachtete sie im Schlaf und traute sich nicht sich zu bewegen um sie nicht aufzuwecken. Aber dazu war es bereits zu spät. Anna öffnete langsam ihre Augen. Noch im Halbschlaf fragte sie sich, wo sie denn war oder auf was sie da drauflag. Es war angenehm warm und irgendwie kam ihr dieser Geruch bekannt vor. „Morgen.“, sagte Fernando dann zu ihr. Anna zuckte zusammen und war auf einmal schlagartig wach. Was hatte sie getan? Wieso lag sie in seinem Arm? „Was…?“, begann Anna eine Frage und wollte aufstehen. Aber Fernando hielt sie fest, zog sie wieder zu sich und lächelte noch verschlafen. „Keine Ahnung. Lass uns liegen bleiben. Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen“, murmelte er und schloss wieder die Augen.
 

To be continued



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-02-20T14:41:00+00:00 20.02.2007 15:41
so hab dir ja versprochen mir das hier mal durchzulesen^^
und ich muss sagen die Story gefällt mit gut, saß den ganzen Nachmittag da weil mich die Geschichte so gepackt hat (wodurch ich fast das Training verpasst hätte)
naja was gibts noch zu sagen? mach weiter so und ich freu mich schon aufs nächste Kapi.
Von:  SSJSweety
2007-02-19T12:52:35+00:00 19.02.2007 13:52
Super! Eigentlich hatte ich ja jetzt einen Kuss erwartet.... schade... XD WEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIITEEEEEEEEEEEEEER!!!!!!!!!!!!!!!!!


Zurück