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Ai No Kiseki

Wunder der Liebe
von

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Heimliches Treffen

Haruka saß auf ihrem Bett und preßte eine Wärmflasche gegen ihren schmerzenden Bauch. Bei jeder Bewegung verspürte sie solche Schmerzen, die sie glauben ließen, sie habe viele spitze kleine Nadeln in ihrem Bauch, die ständig piksten und stachen. Seit über einer Woche war sie nicht mehr in der Schule gewesen, denn ihre Bauchschmerzen machten es praktisch unmöglich, daß sie sich irgendwie anstrengte. Die Schwellung an ihrem Auge war zurückgegangen, aber jeder andere Teil ihres Körpers schmerzte. Der Arzt hatte strenge Bettruhe verordnet, aber natürlich hörte Haruka nicht darauf, und so war es dann ihre eigene Schuld, wenn sie abends vor lauter Bauchkrämpfen nicht einschlafen konnte.

Da sie das Haus nicht verlassen konnte, war der ein monatige Hausarrest, den ihr die Tante verpaßt hatte, überflüssig. Schlimmer war, daß sie keinen Besuch bekommen durfte. Haruka hätte gerne gewußt, was Michiru zu ihrer Prügelei mit Seiya gesagt hatte. Begeistert war sie sicher nicht gewesen. Aber da Tante Himeko alle Telefonate und Besucher von ihr fernhielt, hatte sie keine Möglichkeit, mit ihr in Verbindung zu kommen. Und fragen wollte sie nicht. Mrs. Tenô war noch immer wütend, und sie ließ Haruka das auch spüren, in dem sie nur das Nötigste mit ihr sprach und sie ansonsten mit eisiger Verachtung strafte.

Für Haruka war es ein harter Schlag gewesen, als sie von Seiya besiegt worden war. Noch niemals war es jemandem gelungen, sie bei einer Prügelei k.o. zu schlagen. Sie konnte genau wie Michiru Niederlagen nur schwer wegstecken, und so haßte sie Seiya noch mehr als zuvor.

Eines Abends kam Mrs. Tenô nach oben und verkündete, daß sie einen unaufschiebbaren Geschäftstermin hatte. „Du bleibst im Bett, hast du mich verstanden!“ drohte sie.

Haruka versprach es. Sie hatte ohnehin keine Kraft dazu, um die Treppe zu steigen. Schon allein das Gehen bereitete ihr nahezu unerträgliche Schmerzen. Sie biß die Zähne zusammen und versuchte manchmal, ein wenig in der Wohnung auf und ab zu gehen, aber meist gab sie das schnell wieder auf und fügte sich den Anordnungen des Arztes.

Nun saß sie auf ihrem Bett und lauschte dem Wagen ihrer Tante, dessen Motorengeräusch sich mehr und mehr in der Ferne verlor. Sie war allein. Um sie herum herrschte Stille. Früher hatte ihr das nie etwas ausgemacht. Sie hatte es genossen. Aber sie hielt diese verdammten Schmerzen nicht aus. Verzweifelt warf sie sich längs auf das Bett und vergrub den Kopf in ihrem Kissen. Es fehlte nicht viel, und sie hätte geheult. Und wenn Haruka einmal soweit war, dann mußte der Grund wirklich tragisch sein. Denn normalerweise verachtete sie Leute, die immer gleich losheulten.

Die Uhr an der Wand schlug zuerst acht, später neun Uhr, dann halb zehn. Haruka versuchte, sich nicht zu bewegen. Dann hatte sie wenigstens keine Schmerzen. Aber ihr Magen knurrte, und sie bekam Hunger. Schließlich hob sie den Kopf und blinzelte in das Dämmerlicht, das von draußen hereindrang. Es blieb ihr wohl gar nichts anderes übrig, als in die Küche zu wanken und sich eine Kleinigkeit zu richten.

Gerade, als sie aufgestanden und sich ihren dunkelblauen Morgenmantel über ihren Pyjama gezogen hatte, klingelte es an der Tür. Haruka schaffte es irgendwie, zum Treppenabsatz zu kommen, obwohl sich ihr Magen bei jeder kleinen Bewegung schmerzhaft zusammenzog.

Die Marmortreppe war steil und rutschig, aber Haruka hätte nie gedacht, daß es ihr einmal Schwierigkeiten bereiten würde, herunterzukommen. Sie klammerte sich mit aller Kraft am Geländer fest und tastete sich Schritt für Schritt nach unten, verzweifelt bemüht, sich nicht großartig zu bewegen.

Es klingelte wieder.

„Ja, ich komme!“ rief Haruka und tastete nach dem Türschloß. Da ihre Tante außer Haus war, war weder die Tür abgeschlossen noch der Riegel vorgeschoben oder die Kette vorgelegt.

Haruka preßte eine Hand gegen den Bauch und öffnete die Tür.

Draußen stand Michiru. Sie trug einen orangenen weiten Bademantel über ihrem langen weißen Nachthemd und die türkisfarbenen Locken hingen ihr offen und zerzaust den Rücken herunter. Sie trug ihre Hausschuhe und sah müde, aber sehr besorgt aus.

„Michiru!“ keuchte Haruka erstaunt. Sie machte in ihrer Überraschung eine hastige Bewegung und sackte sofort wieder mit einem Stöhnen zusammen.

„Ruka! Was hast du?“ Entsetzt kam Michiru herein und machte die Tür hinter sich zu. Sie half Haruka, sich auf die unterste Treppenstufe zu setzen.

Haruka keuchte. „Ist bald vorbei“, murmelte sie und biß die Zähne zusammen. „Der Arzt sagt, es braucht nur seine Zeit. Seiya hat mich... voll getroffen.“

„Ich weiß“, sagte Michiru mitleidig und legte ihr den Arm um die Schultern. „Tut mir leid. Ich wollte mich die ganzen letzten Tage schon nach dir erkundigen, aber deine Tante sagte nur, daß du Hausarrest hast. Ich habe mindestens zehn Mal auf deine Mailbox gesprochen, wieso hast du nicht geantwortet?“

„Meine Tante hat das Handy beschlagnahmt“, antwortete Haruka müde. In der Küche fing Fiffi an zu bellen. Haruka verdrehte die Augen. Sie haßte diesen Hund. „Michie, ich hab Hunger“, sagte sie. „Könntest du ...?“

„Ja, natürlich“, sagte Michiru sofort und stand auf. „Warte, ich helf dir hoch. Geht es? Stütz dich bei mir ab. – Ich hab mir Sorgen gemacht, Ruka, weil du so lange nicht zur Schule gekommen bist. Schließlich hab ich’s nicht mehr ausgehalten. Als Taiki mir eben erzählt hat, daß er deine Tante hat wegfahren sehen, bin ich nach dir sehen gekommen. Das ist doch okay für dich, oder?“

Haruka lächelte. „Ja, ist okay. Um ehrlich zu sein, ich hatte dich... aaauuuu... vermißt. Ich dachte, du bist vielleicht sauer, weil ich mich mit Seiya angelegt habe.“

„Na ja, zuerst schon, aber es war auch meine Schuld. Yaten und Taiki haben mir alles erzählt. Weißt Du, ich wußte sehr genau, daß ich keinen Alkohol vertrage, und ich hätte nach dem ersten Glas Sekt aufhören müssen. Aber irgendwie... ich weiß nicht, es war gerade so lustig mit Seiya, und ich habe mich so gut amüsiert, und so hab ich dann immer mehr und mehr getrunken. Ich hatte schrecklichen Krach mit meiner Mutter deshalb.“

„Vielleicht hätte ich Seiya gar nicht angegriffen“, murmelte Haruka, während sie sich halb auf Michiru, halb auf das Treppengeländer stützte. „Aber er nannte mich „Schätzchen“, und das kann ich auf den Tod nicht ausstehen!“

„Oh, das hat nichts zu sagen“, kicherte Michiru. „Er sagt zu allen Leuten „Schätzchen“, sogar zu meiner Mutter.“

„Ich hoffe, er ist abgereist“, knurrte Haruka. Sie ließ sich von Michiru auf ihr Zimmer bringen, wo sie sofort mit der Wärmflasche am Bauch auf ihr Bett sank.

Michiru schüttelte den Kopf. „Nein, du weißt doch, Three Lights machen Ferien hier. Sie wohnen bei Setsuna. Das ist das große Haus am Ende der Straße. Meine Mutter war übrigens sehr böse mit Seiya, weil er ein Mädchen geschlagen hat.“ Sie grinste. „Ich weiß, das hörst du nicht gern, aber Mädchen sollten sich nun mal besser nicht raufen. Im Übrigen, du hast bei meinen Eltern einen Stein im Brett – fragt sich bloß warum.“

„Dir wäre es wohl lieber, wenn sie Nerissa so bevorzugen würden, was?“ fragte Haruka.

„Nein, das ist schon in Ordnung so... warte, ich mach dir was zum Essen.“ Sie ging hinaus und kam fünfzehn Minuten später mit einem Tablett zurück, auf dem ein Teller mit Suppe und ein Glas Saft standen.

„Ich hasse gesundes Essen“, murrte Haruka, aber sie mußte sich eingestehen, daß ihr Suppe doch wesentlich lieber war als irgendwelches Fleisch oder Gemüse.

Nach dem Essen räumte Michiru das Geschirr in die Küche. Dann kam sie zurück und setzte sich auf Harukas Bettkante.

„Verrate mir mal, warum Seiya so verflixt stark war“, wollte Haruka wissen. Sie runzelte die Stirn, als sie daran dachte, wie er sie fertiggemacht hatte.

Michiru lachte. „Ach, er trainiert mehrmals in der Woche im Fitneßstudio und ist der beste American Football Spieler, den ich kenne. Eigentlich war er schon immer extrem sportlich. Aber man sieht es ihm nicht an, was?“

„Nein, wirklich nicht.“ Haruka stöhnte. „Dann ist es ja kein Wunder, daß er so stark ist. Und ich war auch noch durch dieses verflixte Kleid behindert.“ Wieder machte sie eine unbedachte Bewegung und stöhnte auf, als ihr ein stechender Schmerz durch den Körper fuhr.

Erschrocken sah Michiru sie an. „Haruka, alles okay? Soll ich einen Arzt holen?“ fragte sie.

„Nein, es geht schon“, murmelte Haruka verbissen. Sie haßte es, Schwäche zugeben zu müssen. „Ich hab mich nur ungeschickt bewegt, das ist alles.“

Michiru erzählte ein wenig von der Schule, von Taiki und Setsuna und Yaten. Manchmal erwähnte sie auch Nerissa, aber sie vermied es, von Seiya zu sprechen. Ihr Instinkt sagte ihr, daß Haruka und Seiya keine Freunde werden würden.

„Bevor deine Tante zurückkommt, verschwinde ich besser“, sagte sie nach einer Weile. „Ich wollte ja nur sehen, wie es dir geht. Yaten sagte, du sahst ziemlich übel aus nach der Schlägerei.“

„Der Arzt meint, mir wird es bald wieder besser gehen“, erwiderte Haruka.

Michiru gähnte. „Na gut, dann geh ich besser mal. Liegst du so auch bequem? Brauchst du noch etwas? Hast du Durst?“

Haruka schüttelte den Kopf, aber Michiru stand energisch auf, raffte ihren Bademantel zusammen und befahl ihr, sich aufzurichten, damit sie das Kopfkissen aufschütteln konnte.

Als Haruka aufsah, war Michirus Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Durch den weißen Stoff des Seidennachthemdes konnte sie die Konturen ihres wohlgeformten Körpers erkennen. Michirus meerblaue Augen hatten einen seltsamen Glanz, und die langen Locken hingen ihr ins Gesicht. Haruka mußte schlucken. Ihr Hals fühlte sich auf einmal ganz trocken an. Sie sahen einander an, und keine von beiden rührte sich. Haruka fühlte, wie sie wieder anfing, die Kontrolle über sich zu verlieren. Ihr wurde schwindlig, je mehr sie in diese Augen sah. Und plötzlich wünschte sie sich, sie zu küssen.

Als ihr klar wurde, was sie da so eben gedacht hatte, erschrak sie über sich selbst. Sie starrte auf Michirus Lippen, unfähig, ihren Blick abzuwenden, und ebenso unfähig, etwas zu sagen. War es das, was sie schon die ganze Zeit über fühlte? Hatte sie es nur nicht wahrhaben wollen? War sie in Michiru verliebt?

Wer weiß, was passiert wäre, wenn die beiden sich auch nur eine Sekunde länger so nahe gewesen und sich auf diese Weise angesehen hätten. Vielleicht hätten sie sich wirklich geküßt. Haruka hätte nicht die Kraft gehabt, sich dagegen zu wehren; ja, sie hätte nicht einmal die Kraft dazu gehabt, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie sah Michiru nur die ganze Zeit über stumm an.

Da wurde draußen Motorengeräusch laut und das Garagentor wurde geöffnet. Der elektrische Summer ertönte. Der Bewegungsmelder schaltete sich an. Haruka und Michiru fanden sich unsanft in der Wirklichkeit wieder. Michiru richtete sich verlegen auf und schnürte ihren Bademantel fester um ihre Taille. Die Locken bedeckten ihr Gesicht, so daß Haruka ihre Mimik nicht erkennen konnte. Es herrschte Schweigen.

„Deine Tante ist zurück“, sagte Michiru schließlich, und ihre Stimme klang etwas atemlos. „Ich verschwinde besser.“

„Ist gut.“ Mehr brachte Haruka beim besten Willen nicht heraus. Sie konnte Michiru nur unentwegt anstarren.

Michiru ging zur Tür. Sie drehte sich hastig um. „Wenn sie, äh, durch die Garage geht und zum Keller raufkommt, verschwinde ich durch die Haustür. Mach’s gut, und, ähem, hoffentlich geht’s dir bald wieder besser.“

„Ja, das... hoffe ich auch“, murmelte Haruka.

„Dann, äh, tschau“, sagte Michiru, bewegte sich aber keinen Millimeter von der Stelle.

„Ja, tschau“, erwiderte Haruka. „Und danke für deinen Besuch.“

Draußen schloß sich das elektrische Garagentor, der Bewegungsmelder ging aus, es wurde dunkel. Das Zimmer wurde nur noch durch den Schein der Nachttischlampe beleuchtet. Draußen schien der Mond, und vereinzelte Sterne blinkten am dunklen Nachthimmel.

Endlich drehte sich Michiru um und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Etwas später hörte Haruka, wie die Haustür sich leise hinter ihr schloß. Und dann vernahm sie das Klappern der Absätze ihrer Tante auf der Kellertreppe und Fiffis Gebell aus dem Wohnzimmer.

Die Beklemmung war von ihr gewichen. Die Spannung war verflogen. Haruka knipste das Licht aus und lehnte sich zurück. Sie schnupperte. Tatsächlich, es lag noch ein leichter Hauch von Michirus Parfüm in der Luft.

Mrs. Tenô kam nach einer Weile herein. „Haruka, schläfst du?“ fragte sie in die Dunkelheit hinein.

Haruka antwortete nicht. Sie schloß die Augen und versuchte, Mrs. Tenôs Stimme zu ignorieren. Sie wollte sich Michirus Bild in Erinnerung rufen, wie sie vorhin da an der Tür gestanden hatte, mit zerzaustem Haar und in Nachthemd und Bademantel. Eine angenehme Erinnerung...

Mrs. Tenô stand noch eine Weile an der Tür, aber als sich nichts regte, ging sie hinaus, machte sie Tür hinter sich zu und verschwand in ihrer Wohnung. Haruka hörte, wie sie im Schlafzimmer herumkramte.

Der Mond warf seinen hellen Glanz zum Fenster hinein und ließ die Schatten an den Wänden tanzen. Haruka richtete sich so gut es ging auf und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sie blickte zum Dachfenster hinaus in die Nacht. Alle Schmerzen waren vergessen. Am Himmel funkelten die vielen unzähligen Sterne, und dazu fiel ihr ein Satz ein, den sie einmal irgendwo gelesen hatte. Wir sind wie dieses flackernde Licht im Universum von irgend jemandem erschaffen worden. Auch das erinnerte sie an Michiru. Sie hatte ihr den Satz einmal zitiert, und Michiru hatte geantwortet, daß sich das unheimliche anhöre. Wirklich? hatte Haruka erwidert. Erleichtert dich die Vorstellung nicht, daß deine Ängste nur ein kurzes Aufflackern sind? Michiru... Alles erinnerte sie an Michiru. Haruka mußte lächeln. Sie schloß die Augen. Deutlich sah sie Michirus Bild vor sich. Ihre Augen, ihr Haar, ihr Gesicht, das bezaubernde Lächeln auf ihren Lippen. Und sie fühlte immer stärker, daß sie mit diesen Gefühlen nicht fertig werden konnte. Sie fürchtete plötzlich, die Kontrolle über sich zu verlieren.

Was ist das, was ich fühle, wenn ich sie sehe? fragte sie sich. Dieses warme, beinahe zärtliche Gefühl, das mir Kraft und Mut verleiht und mich stärker macht? Was ist das nur? Es... macht mir Angst... ich kann nicht damit umgehen... ich halt das nicht aus! Ist es... Liebe?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Emma_Frost
2006-09-10T08:58:05+00:00 10.09.2006 10:58
das hab ich nicht, die ff gibt es schon seit jahren...^^
Von: abgemeldet
2006-09-10T01:32:19+00:00 10.09.2006 03:32
hey erste huha :)
ich habe mir alle kapitel durchgelesen die heute raus gekommen sind und ich muss echt sagen das war echt klasse :)
ich finde es klasse das du das so schnell hingriegst soviele kapitel aufeinmal zu schreiben :)
schreib bitte schnellweiter und machh weiter so :)
sweety-akane


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