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Elfenzauber

von

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Eine nächtliche Begegnung

So, das ist meine erste FF und ich hoffe sie gefällt euch^^
 


 

Kapitel 1:
 

Die Nacht war unangenehm kühl und der Vollmond tauchte den Stadtpark in sein eisiges Licht, während ein schneidender Herbstwind die welken Blätter der Bäume zum Rascheln und die Äste zum Ächzen brachte. Von der herbstlichen Farbenpracht war kaum noch etwas übrig geblieben, die meisten Blätter waren bereits abgefallen und alles wirkte irgendwie kahl und unheimlich. Die angrenzende Metropole, welche tagsüber einem großen, geschäftigen Ameisenhaufen glich, schlief. Kein Autolärm oder sonstige Unruhen störten die nächtliche Stille - eine fast schon unnatürliche Stille.

Nur vereinzelt sah man in den dunklen Straßen der Stadt Menschen, die um diese späte Zeit noch unterwegs waren. Sie waren dick in ihre Mäntel gehüllt, denn der Winter war nicht mehr fern und es hatte in den letzten Wochen bereits den ersten Frost geben. Die Luft war klar und so kalt, dass sich bei jeden Atemzug kleine Wolken bildeten, die wie Geister in den Himmel schwebten. Wer jetzt noch gezwungen war sich auf seinen Weg durch die geisterhafte Stadt zu begeben, beeilte sich dies so schnell wie möglich zu tun und dann in den Schutz eines Hauses und die angenehme Wärme zurückzukehren. Doch es gab auch Menschen, die sich freiwillig hinausbegaben und die Ruhe dieser Nacht genossen.
 

Einer von diesen Menschen verließ gerade in einen warmen, schwarzen Mantel gehüllt den windgeschützten Eingang seines Hauses. Der 19-jährige junge, schlanke Mann wandte sich gemächlich in Richtung des weitläufigen Stadtparks. Sein Haar, welches ihm normalerweise bis über den Rücken fiel, hatte er versucht in einem Zopf zu bändigen, was ihm allerdings nicht ganz gelungen war, sodass einige Strähnen nun zu beiden Seiten seines schmalen Gesichts vergnügt im Wind tanzten. An seiner Seite bewegte sich die schemenhafte Gestalt eines recht großen, schwarz-weißen Hundes, der ihm lautlos folgte.
 

Am Ziel ihres nächtlichen Ausflugs angekommen begann Cyril aufgeregt mit dem Schwanz zu wedeln. „Nun lauf schon, ich finde dich schon wieder“, war die amüsierte Aussage des Mannes, als er dies bemerkte. Das ließ sich Cyril nicht zweimal sagen und begann ausgelassen durch den menschenleeren Park zu tollen. Er liebte es, wenn sein Herrchen ihn mit auf seine nächtlichen Spaziergänge nahm. Auch wenn seine bevorzugten Spielpartner, Enten und andere Vögel, um diese Zeit schliefen, fand sich immer noch was, das mit ihm fangen spielte und waren es nur die vom Wind getragenen Blätter. Solange er frei umherlaufen und sich richtig austoben konnte ohne ständig irgendwelchen Menschen ausweichen zu müssen, war ihm alles recht. Menschen mochte er einfach nicht besonders. Die standen immer nur im Weg, wenn man irgendwo dringen durch musste und außerdem fingen die meisten von ihnen auch noch an so blöd zu schreien, wenn er an ihnen vorbei rannte. Es gab nur einen Menschen, den er wirklich mochte und das war Kamui. Er war für ihn wie ein Freund, den er nie verlassen wollte.
 

Eben dieser folge ihm nun gemächlich, die Hände in den Taschen vergraben, die Schultern leicht angezogen und die Knöpfe seines Mp3 Payers in den Ohren. Es hatte ihn diese Nacht zum wiederholten Male unsanft aus dem Schlaf gerissen und so hatte er sich kurzerhand entschlossen mit dem ebenfalls wachen Cyril einen Spatziergang zu machen. Dass es halb zwei und eiskalt draußen war, interessierte ihn dabei wenig.

Er braucht etwas, um einen klaren Kopf zu bekommen, sonst würde er eh nicht mehr einschlafen können. Und ein nächtlicher Spaziergang mit Cyril, seinem heiß geliebten Husky, war genau das Richtige dazu.

Und diesen begann er nun auch vergnügt zu beobachten, als er zuerst versuchte einem Laubblatt und etwas später einem einsamen Glühwürmchen hinterher zu jagen. Langsam entfernten sie sich dabei immer weiter von einander, aber das war nichts Ungewöhnliches. Kamui wusste, dass Cyril alles um sich herum vergaß, wenn er etwas gefunden hatte das sich jagen ließ. Doch er wusste auch, dass Cyril nach jeder Jagd zu ihm zurückkehrte. Man musste sich zwar manchmal in Geduld üben, aber dass störte Kamui nie. Die Leute hatten schon Recht, dachte Kamui, wenn sie Hunde als den besten Freund des Menschen bezeichneten. Er besaß Cyril schon seit dieser ein Welpe war und auch trotz seiner stürmischen und unbändigen Art, die schon manches Mal große Probleme bereitet hatte, liebte er ihn über alles.
 

Nachdem Cyril vollständig aus seinem Blickfeld verschwunden war, versuchte Kamui, wie auch während seiner letzten Spaziergänge, sich an den Traum oder besser Albtraum zu erinnern, der ihn so unschön geweckt hatte.
 

*~°~*
 

Stöhnend warf er sich in seinem Bett hin und her. Seine Augen waren krampfhaft geschlossen, als ob er versuchte, ein grauenhaftes Bild zu vertreiben und seine Hände krallten sich ins Bettlaken. Die Bettdecke lag, zusammen mit dem besorgt dreinschauenden Cyril, auf den Boden neben dem Bett.

Plötzlich fuhr Kamui mit einem halblauten Schrei aus dem Schlaf und saß senkrecht im Bett. Sein Herz hämmerte wie verrückt und sein Atem ging schnell und keuchend. In seinem Mund war ein bitterer, metallischer Geschmack und sein Schlafanzug klebte in großen Flecken auf Brust und Rücken.
 

*~°~*
 

Er hatte früher eigentlich nie Albträume gehabt, aber seit einigen Monaten wurde er regelmäßig von ihnen aus dem Schlaf gerissen. Ein dumpfes Gefühl von Gefahr und eine weit entfernte Trauer blieben jedes Mal zurück. Doch sobald er versuchte diese Gefühle genauer zu betrachten oder sich an seine Träume zu erinnern, entzogen sich diese ihm genau in dem Moment, in dem er sich schon sicher gewesen war sich gerade an sie zu erinnern. Obwohl er annahm, dass es immer derselbe Traum war, wurden die Erinnerungen an ihn, wie oft er ihn auch träumte, nicht deutlicher. Es war zum verrückt werden. Er wollte, dass dies bald ein Ende nahm, denn würde er weiterhin so wenig schlafen, sah er schwarz was seine nächsten Arbeiten an der Uni anging.
 

So in seine Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie die Zeit verging geschweige denn wohin ihn seine Schritte trugen. Erst als Cyril plötzlich pfeilschnell aus einem Gebüsch am Wegrand geschossen kam und ihn dabei von den Füßen riss, begann er wieder in die Wirklichkeit zurück zu finden.

Verwirrt schaute er sich um. Cyril drückte sich ängstlich und mit eingezogenem Schwanz an ihn und in seinen grünem und gelbem Auge spiegelte sich blanke Panik.

Was mochte nur passiert sein, dass Cyril, der eigentlich vor nichts und niemanden Angst hatte oder wenn doch dies nie zeigte, derart panisch war? Und nicht nur das war seltsam, sondern auch ihre Umgebung, stellte Kamui mit einem raschen Blick fest. Er war eigentlich der Meinung gewesen jeden Quadratzentimeter des Parks zu kennen, lebte er doch schon immer in dieser Stadt und ging regelmäßig stundenlang im Park spazieren, aber dennoch war ihm seine jetzige Umgebung fremd. Er konnte sich nicht erinnern, dass die Bäume irgendwo im Park so dicht standen und auch nicht, dass die Blumenbeete oder das was er dafür hielt, so verwildert waren. Normalerweise wurde selbst im Winter dafür gesorgt, dass alle Beete ordentlich und unkrautfrei waren. Doch hier wirkte alles so, als hätte man es bereits vor Jahren sich selbst überlassen.
 

Cyril versuchte sich noch dichter an Kamui drücken, als er plötzlich ein seltsames Geräusch aus dem Dickicht der Bäume vernahm. Es hörte sich so an, als ob sich jemand langsam und so leise wie möglich durch Wasser watete. Doch das Schlimme an diesem Geräusch war, dass es immer näher kam. Er wollte wegrennen, doch die Angst hielt ihn gefesselt und außerdem, versuchte er sich einzureden, konnte er Kamui, der momentan scheinbar nichts Besseres zu tun hatte als sich die Umgebung anzuschauen, nicht alleine lassen.

Überhaupt hätte er es zu schätzen gewusst, wäre Kamui langsam mal aufgestanden und hätte Anstalten gemacht von hier zu verschwinden. Erst vorsichtig dann immer energischer begann er daraufhin am Mantel seines Herrchens zu ziehen, um diesen aus seiner Lethargie zu wecken.
 

Plötzlich wurde Kamui, der verzweifelt nach einer Lösung für die unheimlichen Veränderungen gesucht hatte, durch das Geräusch eines reißenden Stoffes aufgeschreckt. Mit einem Satz hatte er sich wieder aufgerichtet und gleichzeitig in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, gedreht.

Verdutzt blieb er jetzt stehen und starrte auf einem ziemlich verwirrt dreinschauenden Cyril, der ein Stück schwarzen Stoffes zwischen den Zähnen hielt. Die momentane Situation war eigentlich nicht zum lachen, aber bei Cyrils Anblick konnte Kamui sich nur mühsam ein Lachen verkneifen. „Was sollte das denn werden?“, frage Kamui immer noch amüsiert, während er das ungefähr handgroße Loch in seinen Ärmel betrachtete.

Er wollte gerade dazu ansetzen Cyril zu tadeln, als ihn das hinter ihm erklingende leise Geräusch von spritzendem Wasser aufschrecken ließ und dies seine volle Aufmerksamkeit auf sich zog. Langsam drehte er sich um und ging langsam auf die Stelle zu, aus der er das Geräusch vermutete.
 

Cyril, der sich von dem Schreck, den er bekommen hatte, als die Jacke plötzlich unter seinem Ziehen nachgegeben hatte, erholt hatte, begann, sich langsam zu fragen, ob Kamui noch ganz bei Sinnen war oder ob er sich bei seinem Sturz irgendetwas zugezogen hatte. Der ging doch jetzt auch noch tatsächlich auf die Stelle zu von der das Geräusch kam, anstatt, wie jedes halbwegs vernünftige Wesen, sein Heil in der Flucht zu suchen. Vorsichtig näherte er sich Kamui von hinten, um ihn erstens nicht alleine zu lassen und zweitens, um nicht alleine gelassen zu werden.
 

Die Neugier hatte von Kamui Besitz ergriffen und ihn alle möglichen Gefahren, die von einem unheimlichen Geräusch mitten in der Nacht in einem unbekannten, menschenleeren Teil eines Parks ausgingen, vergessen lassen.

Dennoch war er froh, als er Cyril bemerkte, der ihm langsam folgte, als er die Äste der störenden Büsche soweit auseinander bog, dass er hindurch schlüpfen konnte.

Auf der anderen Seite erwartete ihn eine Überraschung. Das silberne Mondlicht wurde von einem kleinen See in alle Richtungen reflektiert und tauchte die gesamte Lichtung in ein prächtiges Farbenspiel. Sie selbst befanden sich auf einem sandigen Uferstreifen, der seicht ins Wasser abfiel und dort im seichten Wasser stand ein Wesen, von dem Kamui zwar schon viel gehört und auch schon Bilder gesehen hatte, aber daran, dass so etwas wirklich existierte, hatte er nie geglaubt – bis jetzt.
 

Dort, umhüllt von Mondlicht, stand ein wunderschönes, schneeweißes Pferd, welches auf seiner Stirn ein seicht leuchtendes, silberweißes Horn trug. Seine lange gewellte Mähne sah aus wie reine Seide, während sie und der ebenfalls perlmutterne Schweif leicht in Wind wehten. Seine Augen waren direkt auf ihn gerichtet.

Das Einhorn sah einerseits zart und fast schon zerbrechlich aus, dennoch hatte es etwas unendlich Reines und Stolzes an sich, das es unglaublich mächtig wirken ließ. Auf eine ruhige, angenehme Weise.

Langsam hob es einen Huf aus dem Wasser und begann sich langsam Kamui und Cyril zu nähern.
 

Kamui starre das wunderschöne Geschöpf aus großen Augen an, machte einen Schritt nach hinten, verlor dabei jedoch das Gleichgewicht und landete auf seinem Hintern.

Durch die abrupte Bewegung erschreckt, blieb das Einhorn stehen und warf ihm einen erschrockenen Blick zu.

Kamui hielt die Luft an und wagte es nicht, sich auch nur einen Millimeter zu rühren, aus Angst das zarte Geschöpf zu verschrecken und dadurch zu verscheuchen. Seine Blicke hingen an dem makellos weißen Fell des Tieres, in welchem kleine Wassertropfen wie Edelsteine im Mondlicht funkelten.

Doch als das Einhorn wieder näher kam, versank er unweigerlich in dessen faszinierenden, silbernen Blick. Eine unglaubliche Ruhe ergriff ihn und er konnte den Sanftmut dieses Geschöpfs mit jeder Faser seines Körpers spüren.

Für wenige Sekunden war es ihm, als erinnerte er sich beim Anblick des Einhorns an etwas. Es war wie die Erinnerung an einen lange vergessen Traum am Rande seines Bewusstseins. Doch so schnell wie dieses Empfinden gekommen war, so schnell verschwand es auch wieder und wurde beim Anblick des nun direkt vor ihm stehenden Einhorns auch sofort wieder von Kamui vergessen.
 

Langsam senkte das Einhorn sein Horn, welches nun deutlich sichtbar glühte und berührte Kamui sachte an der Stirn. Dieser wagte es nun endgültig nicht mehr zu atmen oder sich zu bewegen und er hatte sogar aufgehört zu denken, gab sich nur noch der wohltuenden Wärme hin, die langsam von dem Horn auf seinen Körper überging.

Das Letzte, was er noch war nahm, waren die Worte: „Erwache Silberkind“, die wie ein seichter Windhauch zu ihm durchdrangen. Dann wurde alles dunkel um ihn. Das einzige was blieb war die Wärme und das Wissen um eine große Veränderung. Ob es jedoch eine positive oder negative war, wusste er nicht.

Erwachen

So nun ist auch das zweite Kapitel fetig und ich hoffe es gefällt euch^^

Eigentlich sollte es ja noch was länger werden, allerdings bin ich momentahn wenig kreativ und bevor es noch Monante dauete bis es komplet fertig ist, hab ich gedacht teil ich es auf^^

dann viel Spaß beim lesen^.-
 

Kapitel 2:
 

Die Sonne stand bereits hoch am wolkenlosen Himmel, als Kamuis umnebelter Geist sich langsam wieder zu klären begann. Wie durch eine Watteschicht nahm er leise und scheinbar weit entfernte Geräusche wahr. Nach einiger Zeit, in der sich seine Sinne klären mussten, war es ihm möglich, die Geräusche genauer zu definieren. Da war der zarte Gesang verschiedenster Vögel, das leise Rauschen von Blättern im Wind und das ununterbrochene plätschern von Wasser.
 

Plötzlich wurde ihm jedoch bewusst, dass da etwas nicht stimmen konnte. Das waren eindeutig nicht die Geräusche einer Großstadt! Wo waren die hupenden, lärmenden Autos, das Geschrei der Schüler, die auf den weg zum Unterricht waren und das morgendliche Gepoltere im Treppenhaus? Was war nur passiert? Wo war er denn bloß?
 

Doch kaum hatte er sich diese Frage gestellt, trafen ihn die Erinnerungen der letzten Nacht wie ein Schlag. Er befand sich ja gar nicht in seiner Wohnung, sondern im Park. Im Schnelldurchlauf sah er nun alles was in der vergangenen Nacht geschehen war noch einmal vor seinem inneren Auge: der Albtraum, der ihn aus den Schlaf gerissen hatte, der anschließende Spaziergang mit Cyril, um sich abzulenken, dann das seltsame Geräusch aus den Büschen und schließlich die beeindruckende Escheinung des schneeweißen Einhorns. Doch was war dann geschehen? Kamui meinte sich erinnern zu können, dass das Einhorn ihn an der Stirn berührt hatte. Und dann?

Etwas regte sich in seinen Erinnerungen. Entfernt und undeutlich, mehr eine Ahnung als eine konkrete Erinnerung, die trotz allem zu wichtig schien um vergessen zu werden. Doch noch bevor es Kamui gelang sich genauer auf darauf konzentrieren zu können, durchzuckte ihn plötzlich ein seltsames Gefühl und die Erinnerung entglitt ihm. Erschrocken öffnete er die Augen und schaffte es gerade noch sich zur Seite zu rollen und so einem herangallopierendem Pferd auszuweichen.
 

Wie versteinert saß Kamui im hohen Gras und starrte dem Reiter hinterher, welcher mit unverminderter Geschwindigkeit seinen Weg fortsetzte. Er konnte gerade noch erkennen, dass es sich um eine komplett in dunkelrote Gewänder gehüllte Gestalt auf einem pechschwarzen Pferd handelte. Es schien den Reiter nicht im geringsten zu interessieren, dass er gerade fast jemanden umgebracht hätte. So ein... .

-Stopp! Seit wann gab es im Park Pferde?

Nein, ganz sicher hatte er im Stadtpark noch nie Pferde gesehen, woher sollten die auch kommen mitten in einer Großstadt? Wenn es hier allerdings Pferde gab, musste er woanders sein - nur wo?
 

Kamui grübelte eine Zeit lang über diese und andere Fragen nach. Als es mit der Zeit jedoch immer mehr Fragen wurden und sein Kopf anfing zu schmerzen, beschloss er, dass es wohl besser wäre, wenn er sich erst einmal genauer die Umgebung ansah. Vielleicht würde er ja auf jemanden treffen, der ihm sagen konnte, wo er war und vielleicht auch noch bereit war ein paar der anderen Fragen zu beantworten.

Als Kamui schon im Begriff war loszugehen fiel ihm plötzlich auf, dass ihm etwas fehlte. Soweit er sich erinnerte war Cyril doch noch bei ihm gewesen, als er auf das Einhorn getroffen war. Doch wo war sein geliebter Husky?
 

Suchend blickte er sich um, konnte den Husky jedoch nirgends entdecken. Dafür fielen ihm aber einige andere Dinge auf, die ihm recht seltsam vorkamen.

Im Grundsatz war die Umgebung zwar noch Dieselbe - ein Bach, der sich in einen kleinen See ergoss, umgeben von Bäumen und Büschen - allerdings standen diese in voller Blüte und überall sprossen Blumen verschiedenster Arten und Farben in verschwenderischer Fülle aus dem Boden. Es war nicht mehr länger Herbst, sondern Frühling oder fast schon Sommer!

Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.

Das konnte doch gar nicht sein, oder war das alles etwa nur ein verrückter Traum?

Unsicher, was er jetzt machen sollte, beschloss Kamui der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Außerdem wollte er nach Cyril suchen und wenn alles nur ein Traum war würde er schon früher oder später wieder aufwachen.

Über den Fall, dass es kein Traum sein könnte, dachte er lieber nicht nach.
 

Um, falls nötig, wieder an den See zurückzufinden und um sich nicht innerhalb kürzester Zeit zu verlaufen, wollte Kamui der Schneise folgen, die der seltsame Reiter ins Unterholz gerissen hatte. Voller Tatendrang und Neugierde begann Kamui sich langsam auf den Weg zu machen.

Der Spur des Reiters war leicht zu folgen. Überall wo er entlang geritten war, hatte er die Blumen und Sträucher zertrampelt, junge Triebe umgeknickt und die Hufe des Pferdes hatten das Erdreich aufgewühlt. Doch je mehr Kamui sich dieser Zerstörung in der sonst so unberührten Natur des Waldes bewusst wurde, umso mehr regte sich eine leise Trauer in ihm. Er hoffte innerlich, dass diese „Narbe“ im Wald möglichst schnell wieder zuwachsen würde, damit nichts mehr die Schönheit dieses Ortes schmälerte.
 

Mit der Zeit versank er immer mehr in Gedanken. Hatte er sich zu Beginn noch alles staunend angesehen, so war die Faszination angesichts der unbekannten Pflanzen und Tiere nach einiger Zeit gewichen.

Kamui achtete kaum noch auf seine Umgebung und ließ sich nur noch von seinem Gefühl leiten, während er unbemerkt immer tiefer in den Wald vordrang. Auch bemerkte er nicht wie es langsam aber sicher immer leiser und dunkler um ihn wurde. Tiere wurden seltener und die Bäume und andere Pflanzen wuchsen immer dichter beieinander, ließen kaum noch Sonnenlicht zum Erdboden vordringen. Doch die zerstörerische Spur des Reiters setzte sich immer weiter fort, ohne auch nur einmal einen Knick oder eine Kurve vorzuweisen. Immer nur geradeaus.
 

Langsam begann Kamui sich zu fragen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war ihr zu folgen. Er war inzwischen ziemlich erschöpft. Zwar wusste er nicht genau wie lange er unterwegs war, da er keine Uhr bei sich trug, aber es war ihm nicht all zu lange vorgekommen. Zumindest nicht so lange, dass er schon derart erschöpft sein konnte.

Normalerweise hatte er eine ziemlich gute Kondition und war auch nach mehrstündigen Wanderungen selten derart erschöpft gewesen. Immer noch verwundert über seinen Zustand, beschloss Kamui eine Kurze Rast einzulegen, um sich wenigstes etwas zu erholen.
 

War er nicht vor kurzem an einem keinem Bach, oder vielleicht auch eher an einem Bächlein, vorbeigekommen?

-Ja, er glaubte sich dumpf an das Geräusch von fließendem Wasser zu erinnern. Frohen Mutes und in der Hoffnung auf eine kleine Erfrischung, wand er sich um und wollte schon losgehen, als er plötzlich wie erstarrt stehen bleib.
 

Verwirrt blinzelte Kamui und sah noch mal vorsichtig in die entgegengesetzte Richtung. Vor ihm befand sich immer noch die Spur des Reiters, der er so lange gefolgt war, doch aus der Richtung aus der er gekommen war, hörte die Spur nach wenigen Schritten auf und ging wieder in das undurchdringliche Dickicht über, welches sich auch zu allen anderen Seiten erstreckte. Nichts wies mehr auf den Weg hin, der ihn hierher geführt hatte.

Angst begann sich in ihm breit zu machen. Was war hier los? Das war doch völlig unmöglich!

Hektisch blickte er sich noch einmal um und stellte mit immer größer werdendem Entsetzen fest, dass die Pflanzen um ihn herum wie im Zeitraffer wuchsen.

Er konnte beobachten wie sich neue Triebe an den Büschen und Bäumen bildeten und Knospen innerhalb von kürzester Zeit zu wunderschönen Blüten wurden. Etwas, das normalerweise Tage und Wochen dauerte, geschah hier in wenigen Minuten.
 

Verwirrt über dieses doch eigentlich völlig unmögliche Geschehen, versuchte Kamui vorsichtig sich etwas davon zu entfernen. Er spürte wie die Angst in ihm immer größer wurde. Während ein Teil von ihm noch versuchte eine logische Erklärung zu finden, hatte der Rest bereits aufgegeben und beschlossen, dass es wohl besser wäre, dafür zu sorgen, dass er möglichst schnell von hier verschwand. Doch als Kamui versuchte sich umzudrehen verfing sich sein linker Fuß im Trieb einer Rankpflanze, wodurch er das Gleichgewicht verlor und durch den Schwung seiner eigenen Bewegung der Länge nach hinfiel.
 

Der Geschmack von Blut breitete sich in Kamuis Mund aus und es musste kurz darauf feststellen, dass seine Lippe nicht das Einzige an ihm war, das blutete. An seinem rechten Arm hatte er sich einen mehrere Zentimeter langen Schnitt zugezogen und auch am anderen Arm hatte er mehrere Schürfwunden und Kratzer, die größtenteils von einem rosenartigen Gewächs herrührten, welches zu beiden Seiten des Wegs wuchs.

Langsam und darauf bedacht sich nicht noch weitere Verletzungen zuzuziehen, versuchte Kamui sich wieder aufzurichten, musste allerdings entsetzt feststellen, dass sich bereits weitere Ranken um seine Knöchel und Unterschenkel geschlungen hatten.

Er versuchte sie mit der Hand von seinen Beinen zu lösen, es stellte sich jedoch heraus, dass diese Ranken, obwohl sie kaum zwei Finger breit waren, doch erstaunlich stabil waren und sich nicht so einfach abreißen ließen. Er begann daraufhin stärker an den Ranken zu ziehen und versuchte, ob es ihm nicht vielleicht doch noch irgendwie gelingen könnte sich zu befreihen, doch er hatte keinen Erfolg.

Immer mehr der dünnen Ranken tauchten im Unterholz auf und begannen sich mit beängstigender Geschwindigkeit weiter um Kamuis Körper zu schlingen.
 

Panik stieg in Kamui auf. In einer letzten, verzweifelten Anstrengung versuchte er all seine Kräfte zu mobilisieren, doch er war noch zu erschöpft von der Wanderung um sich großartig wehren zu können. Er zerrte zwar noch immer an den Ranken, doch eher damit er nicht untätig herumsaß, als in der Hoffnung dadurch irgendetwas ausrichten zu können.
 

So gelang es den Ranken dann auch langsam seine kompletten Beine und den Unterkörper zu umwickeln. Als sie seinen verletzten Arm umschlossen, schrie Kamui kurz vor Schmerzen auf, doch es war schon zu spät um noch irgendwas zu retten. Hilflos und den Tränen nahe, bekam er mit, wie ihn die Ranken fest auf den Boden banden und es ihm unmöglich machten sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Was hatte er nur getan, dass ihm so etwas geschah?

Dieser Ort war ihm mehr als unheimlich und er wünschte sich, doch bloß nie auf die Idee gekommen zu sein, sich vom See zu entfernen und dieser bescheuerten Spur zu folgen.

Dann läge er jetzt bestimmt nicht auf einem feuchten Boden und wäre auch garantiert nicht von Pflanzen gefesselt worden! Das war alles so was von ungerecht!
 


 

Während Kamui in seiner Verzweiflung und Wut leise begann einen Schwall von Flüchen und Ähnlichem loszulassen und dabei immer lauter wurde, bemerkte er gar nicht, wie sich ihm vorsichtig etwas näherte.

Erst als die Gestalt bei ihm angekommen war und ihn seicht am Kopf berührte, hielt Kamui abrupt inne und versuchte sich nach dem Etwas umzudrehen, welches ihn soeben berührt hatte. Allerdings konnte er auch seinen Kopf kaum bewegen und so war das Einzige was er wahrnahm, einige Strähnen rot-braunen Haares. Er brummte gereizt und als sein Gegenüber ihm auch weder die Freundlichkeit erwies ein Stück zur Seite zu gehen und sich ihm komplett zu zeigen noch den Versuch unternahm ihn irgendwie aus seiner misslichen Lage zu befreien, sagte er dann in ziemlich säuerlichem Ton: „Es wäre reichlich nett von dir, wenn du mir vielleicht mal helfen könntest, anstatt dort nur dämlich herum zu stehen!“
 

Das Wesen legte den Kopf schief und fragte dann mit einer leisen Stimme, die etwas an das Rascheln von Blättern erinnerte: “Wieso sollte ich das tun?“

„Wieso?!“, schnappte Kamui. „Vielleicht, weil ich hier von diesen bekloppten Ranken gefesselt am Boden liege, mich nicht mehr bewegen kann und deswegen nicht in der Lage bin mich aus eigener Kraft zu befreien!? Ich weiß ja nicht wie oft hier jemand vorbeikommt, aber wenn es so selten ist wie ich den Eindruck habe, werde ich hier sonst noch Verhungern oder vorher wahrscheinlich noch Verdursten!“ Seine Stimme hatte einen leicht panischen Unterton und Kamui wurde mit jedem Wort etwas lauter. Er wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber er hatte innerlich wirklich Angst, dass der Andere, wer immer er auch war, ihn hier alleine liegen lassen würde. Das wäre sein Ende, da war er sich sicher.
 

„Soweit ich weiß können Faren gar nicht sterben und außerdem hast du meinen schönen Wald kaputt gemacht. Sieh doch nur was für eine Spur der Zerstörung du hinter dir her ziehst!“ war die ruhige Antwort die Kamui auf sein Gezeter bekam.

Da Kamui nicht genau wusste was der Andere mit seiner Aussage meinte, versuchte er ihm möglichst ruhig zu erklären was los war. Er hatte beschlossen nett zu sein, auch wenn er innerlich tobte. Sein Geschrei würde ihm sicherlich wenig dabei helfen, den Anderen zu überzeugen ihm zu helfen.

„Also, erstens bin ich kein Faren, was auch immer das sein mag. Zweitens, habe ich gar nichts in diesen Wald kaputt gemacht. Wenn du denjenigen suchst, der dafür verantwortlich ist, kann ich dir nur sagen, dass es so ein seltsamer Reiter war. Ich bin lediglich seiner Spur gefolgt, allerdings aus der Richtung die jetzt wieder zugewachsen ist, wobei ich nicht weiß wie das passiert ist...“
 

„Kannst du mir beweisen, dass das, was du sagst, der Wahrheit entspricht?“, fragte der Fremde nach kurzer Stille, während der Kamui schon befürchtet hatte, dass er wieder gegangen war.

Kamui dachte über die Frage nach, wusste jedoch nicht, wodurch er den anderen hätte überzeugen können.

Angestrengt versuchte er, vielleicht doch noch einen rettenden Gedankenblitz zu bekommen, jedoch erfolglos. Verzweifelt fragte er den Anderen: „Wie kann ich dir denn beweisen, das es der Wahrheit entspricht, was ich sage? Was müsste ich tun?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Asuchirel
2008-06-14T22:16:47+00:00 15.06.2008 00:16
bin wirklich gespannt wies weiter geht !!!
hoffe das nächste kapi kommt bald^^
auf die antwort was er tun soll bin ich echt
gespannt.
der anfang war ja schon echt spannend
also auf bald hoffe ich!!!

bye
hirel
Von:  Asteria
2007-05-28T19:03:49+00:00 28.05.2007 21:03
Hab das 1.Kapi gelesen und muss sagen: du hast echt Talent! Du kannst Gefühle echt gut beschreiben und findest stets die passenden Adjektive.
Was mich verwirrt: du schreibst, dass Winter ist, aber es kommen Glühwürmchen vor, oder? Die gibts ja nur im Sommer!
Trotzdem echt cool^^
Von:  mizuchi_akkaku
2006-09-21T15:21:15+00:00 21.09.2006 17:21
hui ... das geht ja echt spannend weiter!
Und ich freue mich riesig, dass du weiter geschrieben hast! ^-^

ein paar kleine Tippfehler sind mir allerdings aufgefallen:
"Doch noch bevor es Kamui gelang sich genauer auf darauf konzentrieren können, ..."
du meintest sicher 'sich darauf konzentrieren zu können' :)
kurz darauf schreibst du "und schaffte es noch gerade sich zur Seite zu rollen"
Ich denke, wenn du 'gerade' und 'noch' vertauschst hört es sich besser an ... ;)

Aber so viel war das jetzt auch nicht ;D und böse gemeint ist es erst recht nicht!!
Deinen Schreibstil finde ich außerdem sehr ansprechend. Es macht richtig spaß zu lesen. Und auch die Fragen, die du hin und wieder einbaust, finde ich schön, weil sie gut Einblick in den Charackter der Hauptperson gibt.
Ich bin mal gespannt, wie er den Fremden dazu bringen kann ihn zu befreien! *Fingernäger knabber*

mizuchi ^-^
Von:  mizuchi_akkaku
2006-08-02T11:06:20+00:00 02.08.2006 13:06
Wow ...
Ich bin eher zufällig auf diese Geschichte gestoßen, aber die ist ja wirklich der totale Hammer ...
Du hast echt talent Stimmung aufzubauen ... das hab ich schon direkt am Anfang gemerkt und ich wurde auch weiterhin nicht enttäuscht ... Ich habe förmlich an der Mattscheibe meines PCs geklebt!! ... Und dann hört die Geschichte auch noch bei einer so spannenden Stelle auf ...
Weiter so!!!

mizu ^-^


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