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Unter den Kirschblüten

von

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Das Märchen vom Sakurahügel...

Titel: Unter den Kirschblüten

Autor: Meine Wenigkeit^^

Thema: Shoujo-ai

Genre: Drama, Romantik

Disclaimer: Alle Charaktere, Handlungsorte sowie die Idee gehören mir. Jegliche Ähnlichkeiten mit anderen Personen oder Geschichten ist reiner Zufall und nicht beabsichtigt.

Kommentar: Nach Langem wieder mal eine Geschichte. Brauchte auch mal eine Pause von den ganzen Gedichten^^ Vielleicht werden sich einige beim Lesen fragen, warum Shoujo-ai, da werden keine Namen genannt und es fällt noch nicht einmal ein "sie"? Nun, beim Schreiben hatte ich die ganze Zeit zwei Mädchen im Kopf, zumal ich mir beim besten Willen keinen Jungen darin vorstellen kann. Es war mir wichtig, das Gefühlvolle rüberzubringen und hierbei wäre ein Junge schlichtweg "verweicht" und das wollte ich nicht^^ Also: zwei Mädchen. Find das sowieso reizvoller und interessanter, irgendwie^^ (Und ja, ich bin Zurzeit auf dem Shoujo-ai Trip...könnte auch ein Grund sein XD)
 

Genug geredet, viel Spaß beim Lesen.
 

**************************
 

Ich hatte mir selber versprochen, aufzuhören. Ich wollte nie wieder hierher kommen. Es sollte ein Ende haben. Es musste ein Ende haben, damit ich wieder etwas anderes fühlen konnte. Und doch bin ich wieder hier. All die guten Vorsätze, all die Selbstversprechen –sie sind gebrochen.

Wem wollte ich denn auch etwas vormachen? Wen wollte ich mit meiner Fassade täuschen? Die Menschen um mich herum, die meinen mich verstehen zu können und doch gar nichts über mich wissen? Meine wenigen Freunde, die die Veränderungen in mir wahrnehmen? Meine Familie, die sich Sorgen um mich macht? Oder doch nur mich selbst?

Allein schon der Gedanke, dass ich dich vergessen könnte, kommt mir nun lächerlich vor. Ich werde dich nie vergessen können. Genauso wie ich nie aufhören kann, dich zu lieben.

Was würdest du wohl denken, wenn du mich nach all den Monaten wieder hier sehen würdest? Hier, auf diesem Hügel voller Kirschbäume, deren Blüten gold-bräunlich im Herbstwind tanzen. Dass ich ein Narr bin, vielleicht. Ein törichter Narr, der nicht loslassen kann, der es nie lernen wird, weiterzumachen. Würdest du mich überhaupt noch bemerken? ...
 

Die Sonne geht unter. Du hast diesen Anblick geliebt. Immer wenn wir hier waren, wolltest du nicht eher gehen, bevor du den Sonnenuntergang sehen konntest. Und jedes Mal habe ich nachgegeben. Ich konnte dir nie etwas abschlagen, nicht, wenn du mich so unschuldig angelächelt hast.

Wie konnte es nur so weit kommen? Dabei fing es an wie in einem Märchen und haben nicht alle Märchen ein gutes Ende?
 

~||~
 

Ich hatte es eilig. So schnell es ging, lief ich zur Bushaltestelle. Ich durfte nicht schon wieder zu spät kommen, dieses Mal würde ich sicherlich Nachsitzen müssen. Also rannte ich so rasch wie möglich über die Straßen, die Passanten um mich herum konnte ich nur noch flüchtig sehen. Mit leicht aufkommender Panik schaute ich auf meine Armbanduhr und da passierte es auch schon. Ich stieß mit dir zusammen, rannte dich wortwörtlich über den Haufen.
 

"Es tut mir Leid, ich hab dich nicht gesehen!", rief ich und streckte dir meine Hand entgegen, um dir aufzuhelfen.

"Hast du dir wehgetan?", fragte ich noch schuldbewusst nach.

"Nein, schon okay." Mit diesen Worten nahmst du meine Hand und schautest zu mir auf. Du hattest die schönsten Augen, die ich bisher gesehen hatte. Sie strahlten wie zwei Smaragde. Du warst schon aufgestanden, doch ich war so sehr von deinen Augen gefangen genommen, dass ich es nicht bemerkte. So hielt ich immer noch deine Hand. Erst als du mich darauf hinwiesest, erwachte ich aus meiner Starre.

"Oh, tut mir Leid." Ich merkte, wie ich langsam rot wurde.

"Ich geh dann mal. Pass das nächste Mal besser auf." Und mit einem Grinsen gingst du an mir vorbei. Ich drehte mich noch nach dir um, ohne es zu merken, nur um zu sehen, wie dein rabenschwarzes Haar vom Wind gestreichelt wurde. Unwillkürlich musste ich lächeln.
 

An jenem Tag war ich viel zu spät.
 

~||~
 

Danach sind wir uns immer öfter über den Weg gelaufen. Ob Zufall oder Schicksal, es war das Beste, was mir je hätte passieren können.

Das zweite Mal trafen wir uns im Bus, ganz spontan setzte ich mich neben dich und du lächeltest mich schüchtern an. Du hattest ein schönes Lächeln. Doch an der nächsten Haltestelle musstest du schon aussteigen. Ich hatte nicht den Mut gehabt, dich anzusprechen.

Eine Woche später sah ich dich in der Bibliothek. Du warst nicht alleine. Mit deinen Freunden saßest du an einem Tisch und ihr schient angeregt über etwas zu reden. Und wie durch Zufall trafen sich unsere Augen. Du sahst mich einen Moment an, bevor du mich erkanntest und mir leicht zunicktest. Ich erwiderte deine Geste und schon wandtest du deine Aufmerksamkeit wieder deinen Freunden zu.

Einige Tage später kamst du alleine in das Eiscafe, wo ich mir einen Kaffee zu Gemüte führte. Ich sah dich erst, als du dich plötzlich an meinen Tisch setztest und mich entschuldigend angelächelt hast. So kamen wir ins Gespräch. Wir wurden Freunde.

Und irgendwann begann ich für dich mehr als nur Freundschaft zu empfinden. Und manchmal hatte ich das Gefühl, du wüsstest es und würdest sogar das Gleiche für mich empfinden.
 

~||~
 

Wir beide sind mit ein paar Freunden weggegangen. Es war ein gemütlicher Abend unter Freunden. Und irgendwann haben wir beschlossen, Billard zu spielen. Du hattest das noch nie gespielt und wusstest nicht, wie du den Billardstock zu halten hattest. Also wollte ich dir helfen. Erst später sollte ich merken, in was für eine Lage ich mich damit brachte.

Wir fingen also an zu spielen und als du an der Reihe warst, stellte ich mich hinter dich, und dirigierte deine Hände und Finger an die richtige Position. Erst da bemerkte ich, wie nah ich dir war. Ich hielt dich quasi in meinen Armen. Ich hoffte nur, dass du meine Nervosität nicht bemerken würdest. Mein Herz schlug schon so schnell, dass es mir nicht mehr gesund vorkam. Und ich befürchtete, du würdest das Pochen hören, das in meinen eigenen Ohren so laut war.

"Ist es so richtig?", fragtest du mich und drehtest dabei deinen Kopf so, dass du mich anschauen konntest. Nun war dein Gesicht meinem so nahe. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast. Deine Augen nahmen mich wieder einmal gefangen, sprachen einen stillen Zauber auf mich. Ich konnte mich ihnen nicht entziehen. Für einen Moment vergaß ich die anderen im Raum, alles um mich herum verschwamm, da waren nur noch du und ich. Deine Augen wanderten von den meinen zu meinen Lippen. Geistesabwesend hast du dir auf die Unterlippe gebissen. Dieser Anblick war genug, um meinen Verstand vollkommen abzuschalten. Langsam näherte ich mich dir und du machtest keine Anstalten, das zu ändern. Ich konnte schon deinen heißen Atem auf meinen Lippen spüren.
 

"Hey ihr Turteltäubchen. Wir wollen weiterspielen!" Wie vom Blitz getroffen sprangen wir auseinander. Errötend schaute ich auf den Boden, ich war mir sicher, dass es dir in dem Moment auch so ging.
 

Und der Zauber war gebrochen.
 

~||~
 

Noch Tage später war uns dieser Vorfall peinlich. Wann immer ich in deine Augen sah, stieg die Röte in mein Gesicht, denn jedes Mal musste ich daran denken, was wäre, wenn ich dich tatsächlich geküsst hätte. Einige Zeit später war es aber wieder verdrängt und wir verhielten uns gegenüber erneut sorglos und frei. Mit jedem verstreichendem Tag fühlte ich, dass dein Vertrauen in mich wuchs. Und dieser Gedanke erwärmte mir jedes Mal aufs Neue mein Herz. In jenen Tagen hatte ich ein immer präsentes Lächeln auf den Lippen. Deine bloße Nähe reichte, um mich glücklich zu machen und hinzu kam noch, dass es dir anscheinend auch so ging. Ich werde nie den Tag vergessen, an dem du mich hierher geführt hast.
 

~||~
 

Deine Mutter war außer Haus und du wolltest nicht alleine sein, also hast du mich angerufen, ob ich nicht vielleicht rüberkommen könnte. Erfreut stimmte ich sofort zu und nach einigen Minuten stand ich schon vor deiner Haustür. Ich war aufgeregt, denn es war das erste Mal, dass ich bei dir sein würde. Es sollte nicht das letzte Mal sein.

Du batest mich mit einem Lächeln rein und führtest mich zu deinem Zimmer. Es war klein, aber gemütlich. Und es passte zu dir. In jeder Ecke war etwas, das typisch für dich war. Seien es die kleinen Kuscheltiere, die vielen Bücher oder die Bilder und getrockneten Rosen an den Wänden. Sie spiegelten dich alle wieder. Deine süße Art, deine schon fast naive Unschuld, deine Intelligenz, deine verträumte und romantische Seite.

"Gefällt es dir?" Mit hoffnungsvollen Augen sahst du mich an.

"Sehr." Und dein Lächeln wurde größer.

Ein paar Stunden saßen wir in deinem Zimmer und redeten über Gott und die Welt, bis du mir etwas zeigen wolltest.

"Es ist nicht weit von hier. Es wird dir gefallen. Komm mit." Ich war neugierig und trotz meiner Fragen, hast du mir keine einzige Antwort gegeben. Ich sollte mich überraschen lassen, hast du gesagt.

Nach etwa einer halben Stunde kamen wir an diesen Hügel. Damals war es Frühling und die Kirschbäume blühten in ihrer vollen Pracht. Es sah wunderschön aus. Du bemerktest meine bewundernden Blicke und nahmst meine Hand, zogst mich weiter zwischen die Bäume, bis du an einem stehen bliebst.

"Von hier aus kann man den Sonnenuntergang sehr gut sehen." Ein leichtes Lächeln war auf deinen Lippen.

"Wie hast du den Ort hier gefunden?" Meine Neugier war noch nicht gestillt.

"Es war eher Zufall." Dein Lächeln wurde traurig. Ich dachte, ich hätte etwas Falsches gefragt, wollte mich bei dir entschuldigen, als du schon weiter sprachst.

"Nachdem ich erfahren hatte, dass mein Vater gestorben ist, bin ich aus dem Haus gerannt. Ich wollte einfach nur weg. Egal wohin, nur weg von dem Haus, in dem er gestorben war." Du hattest deine Arme um dich gelegt und dein trauriger Blick versetzte mir einen Stich im Herzen. Und doch sahst du so schön aus. So zerbrochen, aber wunderschön. Dein langes Haar, das sachte im Wind wehte, deine zierliche Figur, die von der Sonne beschienen wurde und die perfekt in die Landschaft der Kirschblüten passte, du warst so unglaublich schön.

Wären dir in dem Moment Flügel aus dem Rücken gewachsen, es hätte mich nicht gewundert.

Inmitten dieser Kirschblüten, mit deinem traurigen Lächeln und deinen schimmernden Augen warst du für mich ein Engel.

"Und irgendwann habe ich mich hier wieder gefunden. Ich weiß nicht, wieso, aber dieser Anblick hat mich beruhigt. Seitdem komme ich immer hierher, wenn ich traurig bin." Einerseits war ich beunruhigt über deine letzte Bemerkung, doch andererseits war ich so glücklich darüber, dass du mir so etwas Persönliches anvertraut hattest. Es bedeutete mir sehr viel.

"Bist du denn jetzt auch traurig?" Ich konnte den leicht enttäuschten Unterton nicht unterdrücken. Du musst ihn bemerkt haben, denn dein Lächeln wurde wieder wärmer.

"Nein, wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich genauso geborgen, wie an diesem Ort." Auch auf meinen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab und mein Herz fing an freudig schnell zu schlagen. Du drehtest dich um und sahst mir direkt in die Augen.

"Wenn ich mit dir zusammen bin, bin ich glücklich." Ich konnte damals nicht glauben, was ich gehört hatte. Ich machte dich glücklich. Du schenktest mir ein Lächeln, das ich vorher noch nie bei dir gesehen hatte. Es war so zärtlich und... liebevoll. Und das Pochen wurde in meinen Ohren immer lauter. Ich näherte mich dir. Wieder verschwamm alles um mich herum. Da waren nur noch du und ich. Und dieses Mal würde uns keiner stören können. Mit einem letzten zitternden Schritt stand ich genau vor dir. Dein Lächeln verharrte, wurde sanfter. Ich versuchte in deinen Augen eine Antwort auf meine stumme Frage zu finden. Du sahst mich erwartungsvoll an, wartend. Als du dir wieder auf die Unterlippe gebissen hast, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Langsam näherte ich mein Gesicht deinem, bis ich deinen Atem heiß auf meiner Haut spüren konnte. Ich stoppte, unsicher. Ich sah noch, wie du deine Augen geschlossen hast und deine Lippen die meine berührten. Und die Zeit blieb stehen.

Deine Lippen waren weich, unsicher und schüchtern bewegten sie sich gegen meine. Hättest du mich nicht gehalten, hätten meine Knie nachgegeben, so schwach fühlten sie sich an.

Als wir uns von einander trennten, lehntest du deine Stirn gegen meine und blicktest mich mit deinen Smaragden zärtlich an. Du hattest ein glückliches Lächeln.
 

Du warst mein Engel.
 

~||~
 

Wir waren so verliebt. Nichts schien uns trennen zu können. Wir machten uns nichts aus den dummen Bemerkungen der Leute, sollten sie doch reden. Wir hatten uns und das war alles, was zählte. Sollten sie uns doch alle verschmähen, unsere Freunde waren hinter uns, auch wenn sich ihre Zahl reduziert hatte. Und wenn die ganze Welt gegen uns gewesen wäre, wir hätten nur den Kopf darüber geschüttelt. Was wir machten, war richtig. Was wir fühlten, war natürlich und niemand hätte uns weismachen können, wir seien falsch.

In jenen Tagen war alles so wunderbar, wir waren unzertrennlich. Wir waren glücklich.
 

~||~
 

Es war ein heißer Sommertag. Wir hatten ein Eis gegessen und dann wolltest du auf den Sakurahügel. Als wir dort ankamen, hast du dich gleich an den Baum gelehnt, an jenem, unter dem wir unseren ersten Kuss geteilt hatten. Du hattest ein neckisches Grinsen im Gesicht.

"Was ist denn?", fragte ich und bekam als Antwort nur ein weiteres wissendes Grinsen.

"Was soll schon sein?" Deine Stimme klang gespielt unschuldig. Ich hob daraufhin eine Augenbraue hoch, du fingst an zu kichern.

"Hier..." Du hantiertest in deiner Hosentasche rum und zogst anschließend ein Taschenmesser raus, hieltest es mir triumphierend entgegen.

"Was willst du denn damit?" Erneut schellte meine Braue in die Höhe. Wieder dieses neckische Grinsen. Du zogst die Klinge raus und tipptest mit der Spitze an den Baum.

"Ich will uns verewigen."

"Verewigen?" Ein Nicken deinerseits bestätigte. Ich sah dich immer noch skeptisch an und jetzt verschwand auch das Grinsen in deinem Gesicht, stattdessen trat ein unsicheres Lächeln ein.

"Gefällt dir die Idee nicht?" Deine Stimme klang traurig, deine Augen schauten erwartungsvoll.

"Findest du das kindisch? Oder altmodisch? Oder gar zu klischeehaft? Oder..."

"...süß. Ich finde es süß." Wie hätte ich diesem Blick widerstehen können? Wusstest du damals, dass ich damit nicht dein Vorhaben, sondern dich meinte? Ein breites Lächeln machte sich auf deinem Gesicht bemerkbar, du drehtest dich schwungvoll um und begannst unsere Initialen in einem Herz in den Baumstamm zu ritzen. Ich stellte mich hinter dich und beobachtete deine Arbeit. Ich stemmte meine Arme an den Baumstamm und legte meinen Kopf auf deine Schulter.

"Das sieht gut aus." Ich flüsterte es in dein Ohr und spürte, wie dich eine Gänsehaut überzog. Du hieltest kurz in deiner Arbeit inne und hast dich umgedreht, so dass du direkt in meinen Armen lagst. Du hast gelächelt. Und ich habe mich langsam zu dir vorgebeugt, ich wollte deine Lippen spüren. Dein Lächeln wandelte sich wieder in ein Grinsen um, ich dachte mir nichts dabei. Und kurz bevor ich deine Lippen berühren konnte, hast du den Kopf weggedreht, so dass ich deine Wange traf.

"Ich bin noch nicht fertig. Lenk mich nicht ab", sagtest du kichernd. Ich seufzte resignierend und du wandest dich wieder dem Baumstamm zu. Einige Zeit betrachtete ich nur deine Arbeit, du sahst konzentriert aus. Für mich war das ganze schon fertig, du schienst aber noch Einwände zu haben. Ich nahm meine Hände vom Baumstamm und legte sie auf deine Hüften. Langsam drehte ich meinen Kopf, der immer noch auf deiner Schulter ruhte, gegen deinen Hals und platzierte einen leichten Kuss auf deine Haut. Meine Hand wanderte unter dein T-Shirt, streichelte dort sanft deinen Bauch. Du zogst scharf die Luft ein. Ich fing an deinen Hals mit kleinen Küssen zu bedecken. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie du dir die Lippen befeuchtet hast, die Augen geschlossen.

"Hör...bitte..." Ich musste grinsen. Kurz strich ich mit meiner Zunge über deine Haut und du ließest deinen Kopf leise stöhnend auf meine Schulter fallen.

"...nicht auf." Ich wanderte mit meinen Küssen von deinem Hals zu deinem Ohr, verharrte dort einen Moment.

"Ich dachte, du bist noch nicht fertig." Damit zog ich meine Hand unter deinem T-Shirt heraus und beendete meine Liebkosungen. Du hast mich mit einem ungläubigen Blick gemustert, dein Mund leicht geöffnet, ratlos. Dann hast du deine Augen geschlossen, tief eingeatmet und dein Werk betrachtet.

"Ich denke, es ist fertig, was meinst du?" Du legtest deinen Kopf schief und sahst mich aus großen grünen Augen an. Als Antwort drückte ich dir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Du drehtest dich wieder um und zogst mich grinsend an dich, bis sich unsere Lippen in einem langen, zärtlichen Kuss trafen.
 

Unser Glück schien ewig zu währen.
 

~||~
 

Das Herz mit unseren Initialen ist immer noch zu erkennen. Es wird ewig halten, doch war diese Ewigkeit nicht für unsere Liebe bestimmt. Das geritzte Herz fühlt sich rau an, die Buchstaben hart, sie strahlen gar nichts mehr aus. Sie sehen so kalt, so leblos aus. Ganz so wie unsere Liebe, die nun tot ist. Sie wird weiter existieren, immer einen Platz in meinem Herzen haben, aber leben? Leben kann sie nur, wenn du wieder bei mir wärst. Würdest du unsere Liebe wieder entflammen lassen wollen? Ein Blick von dir, eine kleine Geste würde reichen und ich wäre wieder in deinem Bann gefangen, du weißt das. Du wusstest es immer. Ich habe dir nie gesagt, wie sehr ich dich liebe. Ich konnte es nie in Worte fassen. Ich hatte Angst, dass der Zauber vorüber wäre, wenn ich es sage. Ich hatte Angst aus diesem wunderschönen Traum aufzuwachen. Ich konnte es dir nie sagen, stattdessen habe ich versucht, es dir zu zeigen. Hast du das gefühlt? Konntest du meine stummen "Ich liebe dich" hören? Ich hatte nie den Mut, es dir zu offenbaren, aber du. Ein einziges Mal hast du es gesagt, deine Stimme klingt immer noch in meinen Ohren, diese sanften drei Worte, ich höre sie jede Nacht, wie ein ständiges Stakkato. Ich wünschte, du würdest sie noch einmal sagen. Ich wünschte, du wärst jetzt hier. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wie sehr ich dich liebe.
 

~||~
 

Wir kamen gerade aus dem Kino. Wir hatten uns einen schnulzigen Liebesfilm angeschaut, du wolltest es so. Meine Aufmerksamkeit galt jedoch nur dir, ich wusste nicht einmal, worum es in dem Film ging. Als wir aus dem Gebäude ins Freie traten, begrüßte uns ein starker Regen. Es schüttete förmlich aus Eimern. Ich wollte warten bis der Regen etwas nachlässt, doch du warst dagegen.

"Ich wollte schon immer mal im Regen spazieren gehen. Komm schon!" Lachend hast du mich an der Hand gezogen, raus unter dem schützenden Dach.

"Wir werden noch krank." Ich war mehr um dich besorgt, als um mich. Du sahst immer so zerbrechlich, so sanft aus.

"Ach was. Es ist ja nicht weit, bitte." Flehend hast du mich angeschaut und all meine Vernunft war vergessen.

Mit schnellen Schritten schlugen wir den Weg zu dir nach Hause ein. Wir waren schon nach wenigen Minuten völlig durchnässt, aber das war uns in dem Moment egal.

Lachend gingen wir Hand in Hand durch den Regen, bis wir vor deiner Haustür standen.

Drinnen angekommen liefen wir tropfnass in dein Zimmer.

"Ist deine Mutter nicht zu Hause?"

"Nein, sie kommt erst morgen früh wieder. Arbeit." Ich war beruhigt darüber. Schon damals machte deine Mutter auf mich einen zu strengen Eindruck, ich wollte mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie dich so klitschnass gesehen hätte. Wahrscheinlich hätte sie mir die Schuld dafür gegeben.

"Wir sollten aus diesen nassen Klamotten rauskommen, sonst werden wir wirklich noch krank." Deine Stimme holte mich aus meinen Gedanken und erst jetzt hatte ich die Gelegenheit dich zu betrachten. Deine nassen Haare lagen in deinem Gesicht, deine Hose und dein T-Shirt hafteten an deinem Körper, zeigten deutlich deine gute Figur. Deine Wangen waren von dem kalten Nass leicht gerötet. Du musst meinen Blick bemerkt haben, denn mit einem verführerischen Lächeln kamst du auf mich zu.

"Hast du etwas gesehen, das dir gefällt?" Gott, du warst so schön. Ich konnte nur Nicken, mein Mund fühlte sich so trocken an. Ich strich dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als du vor mir standest. Meine Finger ruhten auf deiner Wange, streichelten dich sachte. Erst da merkte ich, dass du an meinem Gürtel rumhantiertest. Fragend blickte ich dich an. Du hobst nur eine Augenbraue, als ob du damit sagen wolltest, dass es selbstverständlich wäre.

"Na du musst doch aus den nassen Sachen raus...Ich will dir nur dabei helfen." Deine Stimme war leise, fast ein Flüstern und so betörend. Langsam erwachte ich von meiner Starre und küsste dich. Die Schnalle meines Gürtels ging auf. Ich zog dir dein T-Shirt aus, was sich als schwieriges Unterfangen herausstellte. Zum einen, weil es nass war, zum anderen, weil wir dafür unseren Kuss unterbrechen mussten.

Einen Moment verharrten wir, schauten uns nur an, bevor sich unsere Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss trafen. Sanft strich ich mit meiner Zunge über deine Lippen, ohne zu Zögern öffnetest du deinen Mund und gewährtest meiner Zunge einlass. Meine Hände wanderten von deiner Hüfte hoch, zum Rücken, dich sanft streichelnd. Deine Finger verhakten sich in meinen Haaren. Wir mussten uns von unserem Kuss lösen, als uns die Luft zu knapp wurde. Schwer atmend blickten wir uns erneut tief in die Augen.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, in der wir uns nur anstarrten, versuchten unsere Gedanken in Ordnung zu bringen.
 

"Ich liebe dich."
 

Und für einen Moment hörte die Welt auf sich zu drehen. Vielleicht war es auch nur mein Herz, das für einen Schlag aussetzte. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Die drei Wörter, nach denen ich mich so sehr gesehnt hatte. Ich wollte etwas sagen. Ich wollte dir sagen, dass ich dich auch liebe. Aber kein Laut kam über meine Lippen. Stattdessen versiegelte ich deinen Mund mit einem Kuss. Versuchte alle meine Gefühle, all meine Liebe in diesen Kuss zu setzen. Du schienst zu verstehen, zogst mich mit dir, den Kuss nicht unterbrechend. Als wir uns wieder trennten, hast du mich aus glasigen Augen angeschaut. Ich hatte ein riesiges Lächeln im Gesicht. Ich war so glücklich. Es konnte nicht mehr besser kommen, dachte ich.

Ich sollte mich täuschen.

Mit einem verführerischen Lächeln zogst du mir mein T-Shirt aus, hast mich wieder geküsst.

Dieses Mal fordernder, bestimmter.

Und küssend sanken wir auf dein Bett.
 

Die Welt stand still.
 

~||~
 

Das war unsere erste, gemeinsame Nacht von wenigen. Wir hatten nicht oft die Gelegenheit im Haus alleine zu sein. Meine Familie wusste zwar über uns bescheid, war jedoch nicht froh darüber, aber wenigstens akzeptierten sie es. Sie machten uns keine Vorwürfe. Es gab nur eine Regel; du durftest nicht bei mir übernachten.

Und was deine Mutter anging... ist sie immer noch so streng zu dir? Du warst immer so besorgt, dass sie etwas merken könnte. Damals verstand ich nicht, warum. Ich konnte nicht verstehen, warum du uns geheim halten wolltest. Ich dachte, du würdest dich schämen, es wäre dir unangenehm. Erst später sollte ich deine Gründe verstehen.

Kannst du dich noch an unseren letzten gemeinsamen Stunden erinnern? Es war hier, direkt unter diesem Baum. Hätte ich gewusst, wie wenig Zeit uns damals blieb; vielleicht hätte ich diese Zeit dann anders genutzt. Hättest du es getan?
 

~||~
 

Du hattest dich mit deiner Mutter gestritten. Du riefst mich an und batest mich zum Sakurahügel zu kommen. Ich war besorgt, deine Stimme klang verweint, ich wollte so schnell wie möglich bei dir sein.

Wider meine Befürchtungen, dich weinend und traurig vorzufinden, kamst du lächelnd auf mich zu. Hast mich stürmisch umarmt.

"Alles in Ordnung?" Meine Verwunderung war deutlich zu hören, doch dein Lächeln wurde nur größer.

"Ja, jetzt schon." Ich sah dich immer noch ungläubig an. Hatte ich mir nur wieder zu viele Sorgen gemacht?

"Es war nichts Ernstes, wir konnten beide nur nicht unser Temperament kontrollieren. Ich hab überreagiert. Ich wollte dich nicht beunruhigen, tut mir Leid." Mit diesen Worten gabst du mir einen kurzen Kuss. Ich entspannte mich wieder.

"Und es ist auch wirklich alles okay?" Du hast nur lächelnd genickt und mich an "unseren" Baum geführt. Ich setzte mich hin und du nahmst auf meinem Schoß platz, ich legte schützend meine Arme um dich. Dein Kopf ruhte auf meiner Brust und du sahst verträumt zu mir auf.

"Erzähl mir etwas." Mein Blick war auf den Horizont vor uns gerichtet. Die Sonne würde bald untergehen. Ich überlegte kurz, bevor ich dann anfing über irgendetwas Sinnloses zu reden. Ich wusste nicht, worüber, ich hörte mir selber nicht zu. Es war unwichtig.

Abwesend spielte ich mit deinen Haaren, meine andere Hand war in deiner und ab und zu konnte ich ein leises Kichern von dir vernehmen. In dem Moment war ich so glücklich. Alles war in Ordnung. Du lagst in meinen Armen, wir betrachteten den Sonnenuntergang und du warst glücklich. Was hätte ich mir noch wünschen können? Dich glücklich zu sehen und zu wissen, dass ich der Grund dafür war, war alles, was ich mir hätte erträumen können.

Nach einiger Zeit merkte ich, wie du immer leiser wurdest, deine Atmung wurde flacher und ich schaute zu dir hinunter.

"Einzuschlafen während ich hier was erzähle. Unverschämt!", flüsterte ich sanft und gab dir einen kurzen Kuss auf den Kopf, drückte dich näher an mich.

Damals wusste ich noch nicht, dass wir schon so nah am Ende waren.
 

Und es wurde dunkel.
 

~||~
 

Nein, ich hätte nichts daran geändert. Nichts hätte den Moment besser machen können.

Aber was hätte ich nicht alles getan, um die Geschehnisse danach zu verändern. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, dich nicht einfach gehen zu lassen... Ich würde alles für dich tun, das weißt du. Du warst jedoch nicht bereit, dies auch für mich... für unsere Liebe zu tun.

Ich hatte mir versprochen, aufzuhören. Und doch fühle ich die ersten Tränen in meinen Augen. Und dieses Mal werde ich den Kampf verlieren. Ich kann "unseren" Baum hinter mir spüren. Seinen rauen Stamm mit unserer Verewigung in ihm. Mit unserem stillen Versprechen der Ewigkeit, die keine Ewigkeit war.

Wenn ich daran denke, wie es so weit kam, dreht sich heute noch alles, ich kann es immer noch nicht begreifen. In der einen Sekunde war alles noch so schön und in der nächsten war alles vorbei, zerbrochen.

Es schmerzt daran zu denken, aber ich muss es tun. Vielleicht kann ich dann endlich loslassen.

Doch wen will ich mit dieser Lüge reinlegen?
 

~||~
 

Du hattest mich angerufen. Du klangst komisch, kalt sogar. Du wolltest jedoch nicht übers Telefon reden. Also verabredeten wir uns in dem Eiscafe, wo eigentlich alles anfing.

Als ich ankam, saßest du schon an einem Tisch, mit einem Kaffee vor dir. Ich ging zielstrebig auf dich zu, doch stoppte ich abrupt, als ich dein Gesicht sah. Du hattest geweint, deine Augen waren noch rot. In dem Moment hast du mich bemerkt und dein Blick wurde unsäglich traurig. Besorgt kam ich auf dich zu und du deutetest mir nur an, mich hinzusetzen, was ich auch schweigend tat.

"Was... Was ist passiert?" Ich war fast außer mir vor Sorge. Gestern war doch noch alles in Ordnung!

"Ich kann das nicht mehr machen." Deine Stimme war kaum lauter als ein Wispern, sie klang gebrochen.

"Was meinst du denn?" Und mit jeder Sekunde, in der ich in deine verweinte Augen sah und die Verzweiflung darin erkannte, wurde meine Sorge größer.

"Uns... wir können das nicht mehr machen. Ich kann nicht." Neue Tränen bildeten sich in deinen Augen. Ich wollte dich in den Arm nehmen, dich trösten, sagen, dass alles wieder gut wird, doch ich saß wie gelähmt auf meinem Stuhl.

"Aber... warum? Was ist denn passiert?" Ich fühlte, wie meine Stimme anfing zu zittern. Ich konnte mir keinen Reim auf dein Gesagtes machen.

"Gestern Nacht habe ich mich wieder mit meiner Mutter gestritten..." Deine Stimme brach ab. Du hast tief eingeatmet, die nun fallenden Tränen weggewischt.

"Ich hab ihr alles erzählt." Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Das war es, wovor du dich all die Zeit gefürchtet hattest.

"Es tut mir Leid." Ich schloss meine Augen. Das konnte nicht passieren. Du würdest das nicht tun.

"Wir dürfen uns nicht mehr sehen." Ich spürte Tränen hinter meinen Lidern. Ich öffnete meine Augen nicht.

"Sie war so enttäuscht und verzweifelt, das kann ich ihr nicht antun." Deine Stimme bebte. Ich öffnete wieder meine Augen und sah, dass du weintest. Ich wollte meine Hand nach dir ausstrecken, tat es aber nicht.

"Sie wird es irgendwann akzeptieren. Gib ihr etwas Zeit. Du kannst doch nicht einfach alles aufgeben!" Ich schlug mit der Faust auf den Tisch und mit jedem Wort wurde ich lauter, ob uns die anderen Gäste anstarrten, war mir egal.

"Du verstehst nicht. Ich bin das einzige, was sie noch hat. Das kann ich ihr einfach nicht antun." Du warst auch das einzige, was ich hatte, das einzige, was mir wirklich wichtig war. Und ja, ich verstand es nicht.

"Aber du kannst es mir...uns antun, ja?" Ich versuchte nicht mehr meinen Zorn zu unterdrücken. Es war das einzige, was mich davon abhielt, in die Trauer und den Tränen zu verfallen.

"Nein... ich... Gott, es tut mir so Leid." Dein weinender, leidender Anblick zerbrach mir das Herz, doch deine Worte waren wie Messerstiche.

"Das...das kann nicht dein Ernst sein! Sag mir, dass es nicht dein Ernst ist!" Eine kleine Spur Verzweiflung machte sich in mir breit.

"Verzeih mir...bitte...ich kann nicht anders." Du hast geflüstert, doch ich konnte jedes deiner Worte vernehmen und wünschte noch im selben Moment, ich hätte sie nie gehört.

"Du kannst uns nicht einfach so aufgeben." Mein Zorn war verflogen, stattdessen war nur noch Verzweiflung aus meiner Stimme zu hören. Jetzt endlich streckte ich meine Hand nach deiner aus, berührte sie, wollte sie in meine nehmen. Doch du hast sie weggezogen. Mich mit deinen verweinten Augen angesehen. Ich konnte so vieles darin sehen. Deine Trauer, deine Verzweiflung...und deine Liebe.

Und ich verstand.

Ich zog meine Hand zurück, stoppte, führte sie wieder zu deiner hin und ich stoppte erneut. Ich kämpfte mit mir selbst. Ich konnte dich nicht gehen lassen. Aber ich konnte auch nicht zusehen, wie du unter diesem Druck zerbrachst. In dem Augenblick spürte ich eine immense Wut gegen deine Mutter. Sie zerstörte alles. Sie zerstörte dich! Sah sie das denn nicht?

"Wir können es schaffen, gemeinsam. Bitte, gib nicht einfach auf. Bitte!" Ich flehte dich an und für einen Moment konnte ich etwas wie Hoffnung in deinen Augen sehen. Doch es war nur für den Bruchteil der Sekunde.
 

"Verzeih mir…"
 

Deine Stimme brach nun endgültig ab und du fingst an heftig zu weinen. Noch bevor ich etwas tun konnte, standest du auf und liefst aus dem Eiscafe.

Gingst aus meinen Leben.
 

Und die Tränen fielen.
 

~||~
 

Der Gedanke daran tut immer noch so weh. Der Schmerz, der in deinen Augen lag, ich werde diesen Anblick wohl nie vergessen können. Ich konnte nichts tun, um dir zu helfen. Wolltest du überhaupt, dass ich dir helfe? Oder hattest du schon mit uns abgeschlossen?

Das will ich nicht glauben.

Denkst du noch an mich? Träumst du noch manchmal von mir? Wünschst auch du dir, dass dies nie passiert wäre, dass alles noch wie früher wäre?

Der Druck hinter meinen Lidern wird immer stärker, ich werde mein Versprechen nicht halten können. Ich wollte nach jenem Tag nie wieder weinen, wollte keine Schwäche zeigen, doch ohne dich kann ich nicht stark sein. Meine Knie geben nach, ich habe nicht mehr die Kraft, um mich auf den Füßen zu halten. Langsam rutsche ich an dem Baum hinter mir runter, komme zum Halt, als ich auf der kalten Erde sitze. Ich will nicht mehr kämpfen müssen.

Es ist spät, die Sonne ist schon auf ihrem Sinkflug. Vielleicht kommst du ja, um es dir anzusehen?

Ich kann eine warme Träne auf meiner Wange spüren. Dann habe ich also verloren, wozu dann noch Widerstand leisten?

Und der ersten Träne folgen immer mehr. Ich schließe meine Augen, versuche Bilder von dir aus meinen Gedanken zu verbannen, erfolglos.

Ich fange an zu zittern und es ist nicht die Kälte, die sich in meinen Körper geschlichen hat. Verzweifelt ziehe ich meine Knie näher an mich, klammere mich an sie, in einem vergeblichen Versuch Halt vor der Leere in mir zu finden.
 

Ich brauche dich.
 

Die untergehende Sonne scheint meine Schwäche zu verhöhnen, sie strahlt so ruhig und kräftig und ich kann die Tränen nicht mehr stoppen. Mein Kopf fällt auf meine Knie und ein starkes Zittern fährt durch mich.

Ich wollte, du wärst hier. Es wäre mir genug, dich noch einmal zu sehen, dich noch einmal in meinen Armen zu halten. Mehr will ich nicht. Danach würde es dir frei stehen zu gehen, ich will dir nicht im Weg sein. Aber ein einziges Mal noch möchte ich in deine Augen blicken können. Kannst du mir diesen Wunsch erfüllen?

Es wird kälter, bald wird die Nacht einbrechen, wirst du dann hier sein?

Ich kann Geräusche hören. Ist es nur der Wind, der pfeift oder bist du es? Nein, du kannst es nicht sein. Mein Wunsch wird immer ein Traum bleiben.

Ich habe das Gefühl, als stünde etwas vor mir. Doch ich will nicht aufblicken, mit der Hoffnung, du seiest es. Zu sehr habe ich Angst, dass mein Verstand mir einen Streich spielen wird.

Eine warme Hand legt sich auf meine Schulter und meine Bewegungen stocken für einen Moment. Es kann nicht sein. Und doch ist die Hand so vertraut, die Berührung so sanft.

"Weine nicht, bitte." Ich schließe meine Augen und alles dreht sich. Ich hebe meinen Kopf immer noch nicht. Die Hand bewegt sich von meiner Schulter zu meinem Gesicht, hebt sanft meinen Kopf hoch und ich öffne meine Augen. Zwei Smaragde strahlen mir entgegen, ich kann ein kleines Lächeln nicht unterdrücken und doch kommt es mir so vor, als ob ich träumen würde. Du wischst mir die Tränen weg, streichst mir zärtlich die Strähnen aus dem Gesicht und in der nächsten Sekunde liege ich in deinen Armen. Ich habe dich so vermisst.

Sekunden, Minuten oder gar Stunden vergehen, ich weiß es nicht, es ist mir egal. Du bist hier, bei mir. Das ist das einzige, was wichtig ist.

"Ich habe einen großen Fehler begangen, ich hätte das niemals machen dürfen." Ich löse mich aus der Umarmung, schaue dich an und erneut drängt sich ein Lächeln auf meine Lippen.

"Was machst du hier?" Meine Stimme klingt rau. Du senkst deinen Blick, schaust schuldig auf den Boden.

"Ich kam jeden Tag hierher. Ich habe darauf gehofft, dass du zurückkommst, irgendwann." Du blickst wieder auf. Ich könnte mich in deinen Augen verlieren. Schweigen bricht über uns ein. Mir schwirren so viele Fragen durch den Kopf, die ich dir alle stellen möchte, doch andererseits fürchte ich mich auch vor deren Antworten.

"Was ist mit deiner Mutter?" Ich spüre wieder die Wut von jenem Tag in mir aufkeimen.

"Du hattest Recht, sie wird es akzeptieren müssen. Außerdem scheint sie allmählich zu verstehen, sie sieht, wie unglücklich mich das ganze gemacht hat." Ein trauriges Lächeln bildet sich in deinem Gesicht, hoffnungsvoll schaust du mich an.

"Ich wollte dich anrufen, dich irgendwie sehen, um Verzeihung bitten, aber ich hatte Angst, du würdest mich abweisen... nach allem, was ich getan habe." Tränen glitzern in deinen Augen, die du vergeblich versuchst wegzublinzeln. Erneut nehme ich dich in den Arm.

"Schon okay, bitte hör auf zu weinen." Du schüttelst den Kopf, drückst dich von mir weg.

"Nein, ich habe alles kaputt gemacht, ich hab dir so wehgetan." Ich nehme dein Gesicht zwischen meine Hände, wische dir die Tränen weg und hauche dir einen Kuss auf die Stirn.

"Ich liebe dich." Deine Augen weiten sich, ich sehe die Freude in ihnen und dein glückliches Lächeln lässt mein Herz höher schlagen. Endlich konnte ich dir diese besonderen drei Worte sagen. Und ich meine sie aus vollem Herzen.

"Es ist vorbei, richtig? Wir können wieder von vorne anfangen... Hauptsache, du bleibst bei mir." Das letzte Stück ist kaum lauter als ein Wispern, doch du hast es trotzdem gehört.

"Kannst du mir wirklich verzeihen?" Wir schauen uns gegenseitig an. Ich kann immer noch die Liebe in deinen Augen sehen, die mich flehend anblicken. Ich warte auf etwas. Wir wissen beide, dass deine Frage nur eine Antwort haben kann und doch will ich vorher noch etwas... sehen. Die Sekunden verstreichen, du schaust mich immer noch mit einer Mischung aus Hoffnung, Angst und Bitte an und ich kann ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken, als du anfängst vor Unsicherheit auf deine Unterlippe zu beißen. Erst jetzt beuge ich mich zu dir vor und gebe dir einen langen, zärtlichen Kuss.
 

Meine Vergebung.
 

Ich habe das Gefühl deiner Lippen gegen meine so vermisst, die Berührungen deiner Hände, die Wärme deines Körpers.

Als wir uns wieder voneinander lösen, sind deine Augen immer noch geschlossen. Hinter dir wirft die Sonne ihre letzten Strahlen auf uns. Mit einem sanften Lächeln öffnest du deine Lider und schaust mich liebevoll an.

"Heißt das... dass wieder alles okay ist?" Du stellst heute viele rhetorische Fragen und ich kann ein leises Lachen nicht unterdrücken. Ich lehne meine Stirn gegen deine und lächele dich an.

"Ja." Erneut treffen sich unsere Lippen in einem langen Kuss und all die Trauer, die Sehnsüchte und die Verzweiflung sind vergessen.
 


 

Und das Leben war in dem Moment perfekt.
 

**************************
 

Ende, aus. Zu kitschig, ist mir bewusst, aber dieses Mal recht egal. Das kommt eben davon, wenn man nur noch Balladen hört, das bringt einen auf solch Ideen. Trotzdem bin ich irgendwie stolz auf das hier^^ Schreibblockade ade, hoffe ich doch.
 

Über Kommentare in Form von Kritik, Verbesserungsvorschlägen oder Lob würde ich mich sehr freuen.
 

Kira Lilith



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Sharanna
2008-08-08T17:33:27+00:00 08.08.2008 19:33
*aufseuftz*
Hand aufs Herz: Es war wunderbar, dies zu lesen ^^
Ich habe mich direkt hineinversetzen können, die Story war genial aufgebaut

ich habe mich glatt in deinen Schreibstyl verliebt ^^
Wirklich - ohne witzt. Ich denke, das dein Styl zu schreiben den einer Autorin gleich kommt. es war, soweit ich nichts vergessen habe, kaum Fehler drin. Es war wunderbar, kein Slang in der Erzählform. die Gefühle kamen so gut rüber, das du mich fast zu tränen gerührt hast!
auch konnte ich mir ein schönes Bild von den HC machen!

DANKE für diese schöne Story :) ich hoffe doch, dass es mehr werden!
Von:  Renji-kun
2007-08-20T19:03:31+00:00 20.08.2007 21:03
*heul* das ist einfach zu süß! diese gedankengänge, die wende und dann diese wiedervereinigung *schluchts* also wenn das echte leben so wäre *hach* wiedermal super. muss sagen das deine storys einfach hm...wie drück ich das aus? ja genau sie rauben einem den atem! die geschichte ist toll. das zufällige oder schicksalshafte zusammentreffen, die schüchterne annäherung der beiden, die liebe die sie miteinander teile, der schmerz der sie trennt und letztendlich doch wieder zusammenführt.
toll ich liebe deine storys hoffe da gibts bald wieder was neues *smile*

liebe grüße Ren
Von: abgemeldet
2007-03-12T17:44:54+00:00 12.03.2007 18:44
Hachhhh jeh die Geschichte ist ja sooo schön...
*snüff*
und trotzdme so traurig...
*seufz und auf die leere Taschnetuchpackung neben sich schau*
aber du hast die geschite wirklich sehr gut geschrieben man kann sich da prima mit hineinversetzen... super einfach nur super....
schwreibt weiter so, auch wenn die geschichte schon was älter ist xD ^^..
*ín favos schon hab* hihih ^^
Von:  Naunet
2006-12-26T18:05:55+00:00 26.12.2006 19:05
Nicht zu kitschig, überhaupt nicht zu kitschig sondern einfach nur schön ;) Ich habe mich wirklich gefreut das es am Ende doch noch ein Happy-End gab da ich eigentlich fest damit gerechnet hatte das es keines gibt.

Ganz besonders mochte ich diese Schlusssätze nach den Rückblenden und auch insgesammt hat mir die ganze Geschichte sehr gut gefallen.
Sehr flüssig und mitreißend geschrieben...ich vergöttere deinen Schreibstil jetzt schon *seufz*

Ich freue mich auf mehr von der Sorte :)

lg,
Naunet
Von:  Jami-san
2006-06-04T17:13:07+00:00 04.06.2006 19:13
Hallo ^^
Also, ich hatte ja gesagt, dass ich sie heute noch lese und ich muss sagen, die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Dein Schreibstil ist sehr flüssig und du arbeitest mit sehr schönen sprachlichen Bildern. Außerdem fand ich es echt toll, wie du die Gefühle rübergebracht hast. Ich konnte mich richtig gut in die Erzählerin hineinversetzen. Außerdem fand ich es gut, dass du ohne Namen und alles gearbeitet hast. Dadurch hat man sich viel mehr auf die Person an sich konzentriert.
Weiterhin hat mich die Story irgendwie an einen Bergbach erinnert. Unermüdlich sucht sie sich ihren Weg, überwindet dabei Felsen und Kurven, wird hin und her geschleudert, und setzt doch ruhig und besonnen ihren Weg fort ums schließlich ans Ziel zu gelangen. Wie der Fluss schließlich im schier endlosen Meer endet, so klingt deine Geschichte mit einer Sanftheit aus, wie bis in die Ewigkeit anzuhalten scheint.
So, mehr habe ich jetzt glaube ich nicht mehr zu sagen, außer, dass ich gerne noch mehr Geschichten in dieser Richtung von dir lesen würde ^^
Dann bis bald, deinen GB-Eintrag beantworte ich morgen. Wollte dir nur noch wenigstens das Kommi schreiben.
*knuddl*
Von: Swanlady
2006-05-30T12:59:12+00:00 30.05.2006 14:59
Meine Güte, jetzt mögen wir nicht nur die gleiche Musik, sondern haben auch noch eine Vorliebe für Shoujo Ai *freu*
Hab die Story heute in der Schule gelesen, da mit langweilig war xD
Und ich bin regelrecht begeistert. Ich find es toll, dass es manchmal auch ein Happy End geben kann... und ein bisschen Romantik und Kitsch schadet nie. ;)
Ich habe überhaupt keine Fehler entdeckt, dein Schreibstil ist flüssig und man kann sich alles ganz genau vorstellen.
Würde mich freuen, wenn du mal wieder eine Shoujo Ai Story schreiben könntest, ich würde sie sicher lesen. ^^
Weiter so!

Hi-chan
Von:  JemoKohiri
2006-05-16T18:38:17+00:00 16.05.2006 20:38
Also, kritisieren kann man hier nun echt nichts. Ich habe zumindest nichts gefunden. Die Geschichte ist von hinten bis vorne sehr gelungen. Und bedarf keiner Verbesserung. Eine Überarbeitung würde ihren Style und die ganze Stimmung nur zerstören. Nein, diese Story ist absolut perfekt und gehört mit zu den besten Texten die ich in der letzten Zeit lesen durfte. Es ist wirklich so, denn mit jedem Wort wurde die besser. Der Anfang war ja schon ein Hammer für sich, die Mitte steigerte es dann nochmal und das Ende, ja das Ende, gab dem Ganzen dann den Rest. Ich bin insgesamt mehr als hin und weg. Mir gefällt dieser unglaublich sanfte und zugleich doch reale Schreibstil. Er ist so erfrischend, aber auch zugleich ergreifend, dass der Leser sofort gefangen ist und der Zauber dieser Worte selbst nach dem Ende nicht verfliegt. Im Gegenteil, er wirkt selbst dann immer noch. Und sowas habe ich bisher selten bei einer Story erlebt. Der Text enthält insgesamt sehr viele schöne Momente bei denen es schwer fällt zu sagen, welcher denn nun der Beste sein. Eines haben sie jedoch gemeinsam, sie sind alle unglaublich gut geschrieben. Die Wortwahl ist im Grunde so was von einfach, aber durch die Anordnung und dein Gefühl für die richtige Wirkung, bekommen sie eine ganz andere Bedeutung. Sie erzählen die Story einfühlsam und ohne irgendwelche Übertreibungen. Es ist fraglich, ob es im Leben immer so läuft, aber die Ereignisse wurden von dir so geschrieben das es glaubhaft ist. Die Story ist wie eine Oase in der heutigen Zeit und wirklich ein Märchen, denn sie ist zu schön um wahr zu sein. Auf der anderen Seite widerum wohnt ihr doch wieder eine wunderbare Wahrheit inne. Es ist einfach die Ruhe die sie ausstrahlt. Die Story lädt förmlich zum Verweilen ein. Dadurch widerum fiebert der Leser/die Leserin mit den beiden Mädchen mit und durchlebt mit ihnen alle Höhen und Tiefen. Es wie eine Berg und Talbahn aus der die Teilnehmer erfrischt hervor gehen und sich dadurch besser fühlen und für kurze Zeit Gelegenheit zur Erholung haben. Insgesamt gesehen ist die Story sehr romantisch und mit Gefühlen überhäuft. Doch genau das mag ich und genau das lässt die Story für mich als Leser zu einem unvergesslichen Ereignis werden.


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