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Alles Ist Möglich

Denn niemand weiß, wo die Liebe hinfällt...
von

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Die richtige Wahl und das, was man dafür hält

Im ‚Tropfenden Kessel‘

"Ah, hallo, Patil! Dann ist zumindest alte Garde ja schon einmal vollständig", begrüßte Tobias Snape den vierten Vater, der soeben den ‚Tropfenden Kessel‘ betreten und sich dann an ihren Tisch gesetzt hatte. Sie waren von der jungen Granger dazu eingeladen worden, heute am späten Nachmittag über das magische Versprechen zu reden, das sie alle gegeben hatten. Ohne etwas aus diesem Vorfall gelernt zu haben, lautete Snape Seniors Frage sogleich: "Willst du ein Bier?"

Der Vater von Padma schüttelte hingegen den Kopf: "Besser nicht, erst mal abwarten, was die Granger herausgefunden hat." Vor allem würde seine Tochter es seiner Frau erzählen, wenn sie ihn um diese Uhrzeit schon mit einem Bierglas in der Hand sehen würde. Sein Gegenüber schien die Bedenken von Patil zu ahnen, verdrehte deshalb grinsend die Augen und wandte sich dann an den vierten Vater im Bunde: "Und du, Granger?"

Verschüchtert sah Hermines Vater auf, seine zusammengesackte Haltung sprach eindeutig gegen seine Wohlbefinden an diesem Ort. Ohne ein Wort schüttelte er den Kopf.

Gleichgültig zuckte der alte Snape mit den Schulter und sagte zu dem Mann neben ihm: "Gut, Lupin, dann nur wir beide." Er drehte sich um, um nach der Kellnerin zu schauen, fand diese Glücklicherweise doch bereits direkt am Nebentisch, wo einige Gäste gerade Kaffe bestellten - das angemessenere Getränk um diese Uhrzeit vermutlich. Einen anerkennenden Pfiff ausstoßend musterte er die Kellnerin, das musste bestimmt die Neue sein, die Tom eingestellt hatte. Gute Figur, schönen Beine, der Rock hätte aber vielleicht etwas mehr davon Preisgeben können. Snape warf den anderen vielsagende Blick zu, bevor er zufrieden grinsend sagte: "Nicht übel, oder?"

Der alte Patil ihm gegenüber stimmte ihm vollmundig und gut hörbar zu, wodurch Snape sich ausreichend motiviert fühlte, um langsam die Hand zu heben und-

"Wagen Sie es nicht mal, Mr. Snape!"

Überrascht sah Angesprochener zu dem Gesicht hoch, als die Kellnerin sich umdrehte, den Blick unerbittlich auf seine Hand gerichtet.

"Hermine!" Mit großen Augen und roten Ohren von den Kommentaren der anderen Männer vorher starrte Mr. Granger seine Tochter an. "Was machst du hier?" Zu ersten Mal seit seiner Ankunft schien ein bisschen Spannung seinen Oberkörper zu ergreifen.

"Hi Daddy!" Lieb und freundlich lächelnd - so wie eine Tochter ihren Vater nun einmal ansah - schaute Hermine zu ihrem Vater, als sie ihm erklärte: "Ich arbeite hier jetzt, mach aber gleich meine Pause und bin dann fürs Treffen hier." Anschließend wurde ihr Blick wieder eisig und sie wandte sich an den alten Snape. "Und Sie halten bis dahin Ihre Hände im Zaum." Sie ließ ihm keine Gelegenheit etwas zu erwidern, sondern drehte sich bereits um, als er doch noch hastig einwandte: "Kriegen wir denn noch zwei Bier?"

Skeptisch drehte Hermine sich um und musterte ihn kopfschüttelnd: "Wohl kaum, aber ich bringe Kaffee vorbei." Triumphierend lächelte sie ihr älteres Gegenüber an, das sie daraufhin entsetzt ansah: "Beim Barte des Merlins, willst du uns umbringen?"

"Sie vielleicht, Mr. Snape." Hermine warf ihn noch ein zuckersüßes Lächeln zu, dann ging sie wieder zur Theke, ohne noch einmal zurückzublicken.

Missmutig lehnte sich Snape Senior auf seinem Stuhl zurück, der dabei verdächtig knarrte. "Und wer sollte die als Schwiegertochter bekommen? Du, Lupin, oder? Mein Beileid!"
 

Keine fünf Minuten später trafen sich Padma und Remus zufällig vor dem 'Tropfenden Kessel' und betraten diesen gemeinsam, wo sie auch sofort Hermine an der Bar erspähten. Dort versuchte diese gerade, Toms berüchtigten Kaffee in Tassen zu füllen. Die Kunst dabei bestand darin, die eigene Haut nicht mit der Flüssigkeit in Verbindung kommen zu lassen und die Tasse bereits mit Milch - viel Milch - gefüllt zu haben, damit der Tassenboden nicht verätzt wurde. Hermine fühlte sich dann immer an ihre Zaubertränke-Stunden erinnert und wünschte sich ein klein bisschen, ihr damaliger Professor wäre jetzt in die Kneipe gekommen, um sie mit einem strengen Blick zu kontrollieren. Oder vielleicht besser auch nicht.

Freundlich begrüßte sie beide, als sie zu ihr an die Bar traten, Padma grinste da bereits breit. "Ich habe das Eulengeflüster ja schon vernommen, aber erst jetzt glaube ich es: Musterschülerin Hermine Granger bedient im 'Tropfenden Kessel'! Das wird der Höhepunkt auf dem nächsten Klassentreffen!" Während Remus sich jetzt ein kleines Grinsen erlaubte, begann ihre Leidensgenossin in Heiratsdingen zu lachen. Hermine stimmt zunächst mit, da sie sich der Kuriosität der Szenerie durchaus bewusst war, stellt dann jedoch vorsichtig die vierte Kaffeetasse auf ein Tablett und drückte es Padma behutsam in die Hand. "Die vier Herren sitzen dahinten, magst du den Kaffee mitnehmen? Ich komm gleich nach." Sich der Brisanz von Toms Kaffee bewusst werdend hielt Padma inne und schaute Hermine abschätzend an: "Wer hat denn nun einen Job als Kellnerin? Du oder ich?" Ohne jedoch eine Antwort abzuwarten, machte sie sich vorsichtig auf den Weg zu Tisch, während Remus ihr folgte und so angespannt wirkte, als wolle er jeden Moment einen Schutzzauber gegen Verätzungen über Padmas Hände sprechen.

Schon erstaunlich geschickt darin machte Hermine sich daran, die nächsten Tassen für die restlichen Gäste zu füllen. Als sie auf dem Weg zu diesen war, wünschte sie, sie hätte auch einen Wächter gegen Kaffeeverletzungen hinter sich. Aber Mundungus war noch nirgendwo zu sehen, so sehr sie den Hals auch in alle Richtungen reckte. Dabei meinte er doch, er wolle pünktlich hier sein. Vermutlich bedeutete das bei ihm aber nicht ganz so viel wie bei ihr.
 

"Sie wollen mich jetzt schon umbringen, Ms. Granger? Obwohl wir es gar nicht wären, die heiraten?" Überrascht wurde Hermine aus ihren Gedanken geholt und konnte das Tablett mit den gefährlichen Tassen gerade noch so vor der Brust ihres Gegenübers zurück in die Balance bringen.

"Vermutlich kann ich Padma auch auf friedliche Weise vor diesem schlimmen Schicksal bewahren."

Ihr ehemaliger Tränkeprofessor musterte sie abschätzend und sagte dann mit einem leichten Lächeln: "Die Antwort lasse ich Ihnen ausnahmsweise durchgehen." Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und ging ebenfalls zu dem Tisch, an dem Remus und Padma bereits Platz genommen hatten.

Mit der für den Kaffee auf ihrem Tablett angemessenen Ruhe machte sie sich auf den Weg, diesen zu seinem Bestimmungsort zu bringen, bevor er entweder kalt geworden war oder sich doch noch durch das Porzellan der Tasse gefressen hatte. Dann schaute sie noch kurz an der Theke vorbei, um Tom zu sagen, dass sie jetzt kurz Pause machte und begab sich samt mitgebrachter, schwerer Tasche ebenfalls an den Tisch, an dem bereits die vier Väter und ihre drei Leidensgenossen saßen. Von Mundungus war immer noch nichts zu sehen, hoffentlich kam er zumindest noch rechtzeitig, um zu erleben, wie sie ihre Ergebnisse präsentierte.

Den alten Snape keines Blickes würdigend trat Hermine an den Tisch und ließ sich auf den letzten freien Stuhl fallen. Damit es zu keiner unnötigen Verspätung kommen würde, begann sie auch gleich: "Ich würde sagen, da wir vollzählig sind, fangen wir an." Während die eine Hälfte der Tischrunde zustimmend nickte, schaute die andere Hälfte größtenteils verdrießlich drein.

Bevor Hermine fortfahren konnte, trat neben Padma unerwartet Ron an den Tisch. Er nickte der Runde zur Begrüßung knapp zu und wandte sich dann an seine Freundin - das wusste Hermine von Harry, der ihr die erfreulich detailarme Kurzfassung dieser Beziehung erzählt hatte. "Ich weiß, ich bin etwas früh Padma. Ich stell' mich dann so lange an die Bar." Ob das nach Harrys Erzählung der beste Ort für Ron zum Warten war, wollte Hermine nicht glauben. Aber bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, erwiderte Padma resolut: "Ja, wir sind noch beschäftigt, setz' dich doch dahinten hin. Ich hol dich ab, wenn wir fertig sind." Erstaunlich ergeben nickte Ron und wollte sich schon abwenden, als Padma ihn noch ermahnte: "Und kein Bier." Man konnte ihren Schulfreund fast bemitleiden, allerdings wusste niemand besser als Hermine, dass Ron wirklich eine starke Hand brauchte. Trotzdem rief sie ihm noch freundlich hinterher: "Bestell' dir bei Kelly einen Kaffee, sie soll den von meinem abziehen." Als Angestellte hatte sie Freigetränke - wobei es sich dabei größtenteils um Kaffee handelte. Allzu viel wollte sie von diesem aber nicht trinken, da trat sie gerne etwas an Ron ab. Der nickte noch einmal und setzte sich dann an einen Tisch, so dass er aus ihrem Blickfeld verschwand. Irritiert wandte sich Hermine dann an Padma: "Wie schaffst du das? Nicht mal Harry konnte Ron nach sieben Jahren Hogwarts so viel Gehorsam abnötigen." Das klang natürlich provokant, aber es war nun mal eine Tatsache, dass Ron immer seinen eigenen Kopf gehabt hatte - bis heute. Padma zuckte leichthin mit den Schultern und erklärte: "Schuldgefühle. Ich brauche ihn bloß an den verpatzen Weihnachtsball in der vierten Klasse erinnern und schon liest er mir jeden Wunsch von Augen ab. Er will es sich mit mir eben nicht verscherzen." Sie zwinkerte ihrer ehemaligen Mitschülerin zu und Hermine dankte Harry erneut für dessen detaillose Beschreibung. "Und besser für den Moment so jemanden wie Ron als… jemand anderen." Ihr Blick glitt dabei äußerst beiläufig zu hinüber zu Severus Snape, doch der ignorierte den Blick, falls er ihn bemerkt hatte.

Die Andeutung verstehend, begann Hermine daraufhin erneut, ihr Treffen zu eröffnen: "Also, wir sind hier um die Wirkung dieses Versprechens zu klären-"

Mit beschwichtigend erhobenen Händen unterbrach Snape Senior Hermine, die ihm daraufhin einen weiteren bösen Blick zuwarf. Davon ungerührt fragte er: "Bevor wir das tun, gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass die Verlobungen auch ohne Versprechen bestehen bleiben?" Ihm schlug eine Welle der Ablehnung entgegen, die Padma sogleich in Worte fasste: "Nein! Auch wenn ihr es uns nicht glaubt, wir sind sehr wohl selbst in der Lage, unsere Partner zu wählen!"

"Sicher, Ms. Patil?" Severus sah seine ehemalige Schülerin mit hochgezogenen Augenbrauen an, die trotzig die Arme verschränkt hatte und ihn herausfordernd anschaute. "Sie nennen diese Befehlsstruktur von eben doch hoffentlich nicht Beziehung?"

Wütend sprang Padma auch und lehnte sich dabei gefährlich kräftig auf die Tischkante, so dass die vier Väter besorgt ihre Kaffeetassen in die Hand nahmen, damit deren Inhalt nicht fatalerweise überschwappte. Die junge Frau achtete nicht weiter darauf und fuhr fort: "Seien Sie bloß still, Professor, sonst sehe ich mich gezwungen, Sie mit dem Fett aus Ihren Haaren zu ersticken!"

Sich unbeeindruckt gebend lehnte Severus zurück und erwiderte kühl: "Das werden Sie kaum schaffen, ich bin nicht nämlich Ihr rothaariges Schoßhündchen."

Daraufhin verzog sich Padmas Mund zu einem spöttischen Lächeln. "Meins vielleicht nicht. Aber womöglich das von Nymphadora Tonks." Als Severus sie böse, aber sprachlos anstarrte, rückte Padma ihren Stuhl wieder zurecht und ließ mit siegessicherem Grinsen auf diesem nieder. Die Starre, die sich über den Tisch gelegt erfasst hatte, beachtete sie nicht weiter.

Erst nachdem Hermine einmal kurz durchgeatmet hatte, traute sie sich, sich zu regen und Remus anzuschauen. Der wirkte jedoch ziemlich unberührt und schaute sogar kurz auf die Uhr, bevor er mit Blick in die Runde sagte: "Wollen wir dann weiter machen? Ich hätte im Anschluss noch was vor." Er lächelte das scheue Lächeln, das für ihn so typisch war und Hermine kam nicht umhin, ihn für diese gelassene Haltung zu bewundern. Auch deswegen wagte sie jetzt einen dritten Versuch, das Treffen zu eröffnen. Als sie jedoch gerade den Mund geöffnet hatte, trat Mundungus an der Theke in ihr Blickfeld, so dass es ihr kurzzeitig die Sprache verschlug – so tief versank sie in ihrer rosa-roten Welt der Verliebtheit.

"Wird das heute nochmal was, Miss Granger?"

Der rüde Rüffel ihres ehemaligen Professors holt sie zurück in die Realität und sie räusperte sich. Padma schien bei dem Professor eindeutig einen Nerv getroffen zu haben, wenn seine schlechte Laune so offensichtlich ist. Mundungus schien die Situation zu erahnen und blieb an der Bar stehen.

Beim mittlerweile vierten Anlauf zur Gesprächseröffnung änderte Hermine ihre Taktik und griff in ihre Tasche, um ein großes und scheinbar ziemlich schweres Buch auf den Tisch zu hieven. Das Ächzen das Tisch dabei von sich gab, machte keine große Hoffnung auf dessen dauerhafte Stabilität. Dafür hatte Hermine jetzt von jedem die vollständige Aufmerksamkeit, denn ein Buch musste ja zwangsläufig baldige Lösung des Versprechens bedeuten. Unter den erwartungsvollen Augen der Tischrunde begann Hermine zu erklären: "Wir können zuerst einmal feststellen, dass wir es mit keinem unbrechbaren Schwur zu tun haben, das ist schon mal gut. In unserem Fall bemühte man wohl ein magisches Versprechen. Das konnte ich mit diesem wunderbaren Werk über Magische Kommunikationszauber im Kapitel für Sinnlose Kommunikation ohne Eulen herausfinden."

"Was?"

Mit sichtlicher Genugtuung beobachtete Hermine, wie die anderen sie anstarrten. Lächelnd machte sie eine Wegwerfende Handbewegung. "Nur ein Scherz, um zu gucken wer zuhört." Snape senior zum Beispiel war nämlich nicht erstaunt gewesen, aber sie beschloss ihn zu ignorieren - wie er es mit ihr ja auch tat. Dann fuhr sie fort: "Dieses Buch zu bekommen, hat mich einige Mühen gekostet. Bis auf Mundungus-" Sie warf dem Mann an der Bar einen verliebten Blick zu, den nicht nur ihr Vater irritiert beobachtete. „- hat sich aber niemand die Mühe gemacht mir zu helfen.“ Der nächste Blick war nicht ansatzweise verliebter Natur und er galt zweifelsfrei Severus Snape, der ja immerhin Zugang zur Bibliothek von Hogwarts hatte. Der Professor schaute jedoch unverändert finster, sodass Hermine ihre Erklärungen fortsetze, während sie das gesucht Kapitel im Buch aufschlug: "Magische Versprechen sind eine abgeschwächte Form von magischen Schwüren. Sie zu brechen ist allerdings trotzdem nahezu unmöglich. Bevor ich jetzt jedoch mögliche Verfahren erkläre, frage ich nochmal nach dem genauen Ablauf des Versprechens." Sowohl Snape senior als auch Lupin senior wollte zu einer Schilderung des feucht-fröhlichen Abends ansetzen, doch Hermine schnitt ihnen das Wort: "Erklär' doch mal, Dad." Den beiden Herren traute sie nicht im Geringsten über den Weg. Das schien die beiden auch zu merken, doch trotzdem überließen sie ihren Vater die Erzählung: "Naja, meine Erinnerung ist zwar auch etwas trübe, aber wir haben unsere Hände übereinander gehalten und jemand mit dem Zauberstab auf die oberste Hand getippt. Nach einem kurzen 'Pfoff!' war auch schon alles vorbei." Nachdem Hermines Vater geendet hatte, schauten alle erwartungsvoll zu seiner Tochter, die daraufhin in einen kurzen Freudenjubel ausbrach. Padma wechselte einen kurzen Blick mit Remus, doch bevor sie etwas sagen konnten, beruhigte Hermine sich wieder und räusperte sich. Dann deutete sie auf eine Stelle im Buch und erklärte: "Dann ist es hiermit vorbei! Es gibt kein Versprechen. Das erforderliche Geräusch nach dem Zauberspruch hätte dafür 'Popp!' sein müssen."
 

Hermines Feststellung schlug am Tisch ein wie eine Stickbombe in der Großen Halle von Hogwarts – nur dass niemand hustend davon lief. Stattdessen schwankten die Gesichtsausdrücke zwischen erstaunt und enttäuscht. Eine dermaßen simple Auflösung hatte niemand erwartet. Gegenversprechen, schwarzmagische Rituale oder tödliche Duelle hatte wohl die Gedankenwelt rund um die Schwurauflösung beherrscht.

Wie üblich fand Snape senior zuerst seine Sprache wieder, keine Nachricht der Welt hätte ihn wohl auf Dauer zum Schweigen bringen können: "Also haben wir gar nichts versprochen?"

Während Hermine stumm nickte, mischte Padma sich ein: "Nicht? Aber ich hätte schwören können, irgendeine unsichtbare Macht zwingt mich die ganze Zeit, mich zu Professor Snape hingezogen zu fühlen." Remus warf seiner Tischnachbarin einen überaus überraschten Blick zu, Severus hingegen verschaffte sich mit einem abwertenden Geräusch Gehör: "Pures Wunschdenken, Miss Patil." Gehässig grinste er seine ehemalige Schülerin an.

Diese lief daraufhin erst vor Zorn rot an und schien jeden Moment explodieren zu wollen, doch dann fasste sie sich und stand ruckartig auf. Dabei erwischte sie den Stuhl ungünstig, so dass dieser hintenüber kippte und auf dem Boden in seine Einzelteile zerbrach. Sich nicht darum kümmernd warf Padma ihrem ehemaligen Professor einen kalten Blick zu, als sie sich verabschiedete: "Wir sehen uns dann auf Ihrer Beerdigung, Professor. Ich werde sehr fröhliche Sonnenblumen auf Ihr Grab legen." Damit drehte sie sich und machte sich auf den Weg Richtung Ausgang. "Ron, wir gehen!", ließ sie noch von sich hören, kurz darauf war sie verschwunden, Ron an ihren Fersen. Selten hatte Hermine ihn so spuren sehen, vermutlich bekam ihm Padmas harte Hand wirklich gut.

Während deren Abgang hatte Remus nach dem Buch gegriffen und die entsprechende Stelle gelesen. Anschließend schlug er das Buch schwungvoll zu, worauf der Tisch erneut ächzte und alle am Tisch Anwesenden sorgenvoll das Gesicht verzogen. Remus hingegen brach ebenfalls in Jubelstürme aus: "Es gibt kein Versprechen!" In seiner Freude umarmte er Hermine stürmisch und hätte das wohl auch bei Severus getan, wenn er bei dessen Anblick nicht wieder zur Besinnung gekommen wäre. Etwas gezwungen lächelnd erinnerte er diesen kurz: "Tonks müsste jeden Moment hier sein. Rede doch kurz mir ihr." Sein ehemaliger Mitschüler nickte kurz gequält, doch das bekam Remus wohl gar nicht mehr mit, da er sich mit wenigen Abschiedsworten bereits auf den Weg zum Ausgang gemacht hatte. Sowohl Severus als auch Hermine sahen ihm hinterher: die eine mit sanftem Lächeln, wie sie genau wusste, wie er sich im Moment fühlte, der andere mit angewidertem Gesichtsausdruck - aus demselben Grund. Als seine ehemalige Schülerin das erkannte, wurde ihr Gesicht unerbittlich und ein gemeines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht: "Sie können dann an der Theke auf Tonks warten, Professor. Ich bringe Ihnen dann gleich einen Kaffee, wenn Sie möchten." Genau wie der angebotene Kaffee hätte auch Severus' Blick sie sicher ohne weiteres töten können, doch bevor es soweit kommen konnte, hatte Hermine sich bereits abgewandt und sprach stattdessen mit ihrem Vater: "Du gehst jetzt besser nach Hause, Dad, bevor noch irgendwas passiert. " Sie machte eine Handbewegung, die alles Mögliche bedeuten konnte und letztendlich darin endete, indem sie auf Padmas Vater zeigte. "Und Mr. Patil nimmst du am besten gleich mit." Unter den irritierten Blick der anderen beiden Väter standen die beiden Männer tatsächlich auf und verabschiedeten sich. Mit zuckersüßem Lächeln winkte sie beiden hinterher. Selbst ihr ehemaliger Professor konnte sich anschließend einen Kommentar nicht verkneifen: "Die haben Sie ja ganz schön im Griff, Granger. Wäre Potter und Weasley in Ihrer Schulzeit…" Bevor er weitersprechen konnte, wies sie mit einem Arm den Weg zur Theke und erwiderte: "Ihr Kaffee steht sofort bereit, Professor. Wenn Sie sich schon mal setzen wollen…?" Grummelnd erhob auch Severus sich. Als sie noch Schülerin gewesen war, hatte er gegen das Mädchen ja zumindest noch Strafen in der Hand gehabt - jetzt war sie einfach unausstehlich!

Zufrieden wandte sich Hermine an die letzten beiden Gäste ihrer Runde, doch sie versuchte sich erst gar nicht zusammenzureißen, um höflich zu sein. "Am besten gehen Sie jetzt nach Hause, meine Herren. Hier werden Sie sowieso nur noch Kaffee kriegen. Und glauben sie mir, kalt schmeckt er auch nicht besser." Tatsächlich zeigte diese Andeutung Wirkung. Mit miesmutigen Gesichtern standen auch diese beiden Männer auf und verließen die Kneipe. Nach einigen Schritten drehte sich Snape Senior jedoch noch einmal um und ließ ihr einen Abschiedsgruß da: "Dann kann ich gleich mit meiner Frau einen trinken." Glücklicher sah er bei dieser Vorstellung allerdings nicht aus.

Zufrieden sah Hermine den beiden nach und musterte dann den so schnell leer gewordenen Tisch. Mit einem Wink ihres Zauberstabs ließ sie das dicke Buch zur Theke fliegen, so dass ein nächster Schlecker einen Lappen zum Abwischen zutage fördern konnte. Währenddessen ließ sie auch die meistens noch vollen Kaffeetassen Richtung Abspülbecken schweben. Endlich war dieser alberne Schwur vom Tisch, hoffentlich musste sie keinen der Beteiligten - abzüglich ihres Dads - so bald wiedersehen. Und dass sie sie jetzt nicht länger als nötig ertragen musste, dafür hatte sie ja gesorgt.

Tom teilte sie trotzdem mit betroffenem Schulterzucken mit, dass diese vielversprechende Gruppe sich bereits aufgelöst hatte und den Umsatz auch nicht hatte steigern können. Der Wirt wirkte nicht erfreut, Hermine hingegen störte sich nicht daran und stattdessen schwebte zu Mundungus, der sie mit einem Grinsen an der Bar erwartete.
 

Dieser Tag strapazierte sein Gefühl für guten Geschmack eindeutig über Gebühr, musste Severus an der Theke wartend feststellen, als er sah, wie seine ehemalige Schülerin mit verliebtem Blick an Mundungus' Lippen hing, während der wieder irgendeine Geschichte erzählte, die höchstwahrscheinlich - nein, ganz bestimmt - gelogen war. Aber ein kurzer Seitenblick zum schulterzuckenden Tom bescheinigte ihm, dass er nicht allein fand, dass das die seltsamste Verbindung war, die man je in dieser Kneipe gesehen hatte. Die beiden übertrafen sogar Lupin und Bellatrix.

So ungern Severus es zugab, wahrscheinlich würde er allerding auch sehr bald in diese groteske Rangfolge aufgenommen werden. Der Grund dafür kam gerade zögerlich zur Tür herein und spähte suchend in das schummerige Halbdunkel, das stets die Theke des 'Tropfenden Kessels' umgab. Erfreulicherweise ließ der Anblick von Nymphadora Tonks in ihm nicht sofort das Verlangen nach dem stärksten und vermutlich tödlichsten Kaffee erwachen. Das unterschied sie schon einmal von den meisten anderen Frauen, die in letzter Zeit ziemlich häufig seine Nähe gesucht hatten. Außerdem hatte sie ihre zuletzt sehr… extreme Typverwandlung etwas abgeschwächt. Von rosa Haaren war zwar noch nichts wieder zu sehen, dafür fehlte die fast leichenartige Blässe, die ihn das letzte Mal so erstaunt hatte.

Mittlerweile hatte Tonks ihn tatsächlich an der Theke entdeckt. Immerhin war sie Auror, da sollte man diese Form der Beobachtungsgabe wohl erwarten können - jeder andere hätte ihn wohl noch einige Zeit suchen müssen. Obwohl sie mit selbstsicheren Schritten auf ihn zu kam und sich neben ihn auf einen Barhocker setzte, wirkte sie anschließend etwas zurückhaltender, beinahe schüchtern. Dann schien sie sich jedoch Mut zu fassen: "Du musst nicht mit mir rede. Ich weiß, wie du zu mir stehst."

"Lupin hat mich…" Er zögerte kurz, um es möglichst positiv zu verpacken. "…überzeugt, doch noch mal mit dir zu reden." Überzeugt war wohl das falsche Wort dafür, aber sicher war, dass Black und Lupin ihm wohl jahrelang auf den Fersen sein würden, wenn er seinen Teil der Abmachung nicht hielt. Und eigentlich hatte er sie schon nach der Schule nie mehr wiedersehen wollen, daher wollte er dieses Szenario auf jeden Fall vermeiden.

Tonks' Worte holten ihn aus seinen düsteren Gedanken, als sie schmunzelnd anmerkte: "Ach, Remus, ist er nicht ein netter Kerl?" Als Severus keine Anstalten machte, darauf etwas zu erwidern, fuhr sie in zuckersüßem Ton fort: "Ich habe mit ihm Schluss gemacht, habe eine Auge auf seinen Rivalen aus Schultagen geworfen und was macht er? Legt für mich ein gutes Wort bei eben diesem ein." Für einen kurzen Moment sah Severus die Frau auch schon schluchzend zurück zu Lupin rennen, doch dann verdrehte diese auf einmal kopfschüttend die Augen. "So ein Vollidiot!"

Wenn auch aus anderen Gründen - Severus dachte da vor allem an Bellatrix - stimmte Severus leicht grinsend ihr zu: "Oja, was für ein Idiot."

Etwas überrascht musterte sie ihn, lächelte ihn dann jedoch freundlich an: "Und schon haben wir etwas gemeinsam." Das hatten sie in der Tat - auch wenn das bislang der wohl kleinste gemeinsame Nenner war, von dem er gehört hatte. Aber er konnte sich ja durchaus auf dieses Spielchen einlassen - verlieren konnte er ja nichts und ihre ersten Annäherungsversuche waren ja durchaus anziehend gewesen. Sie kleidete sich mittlerweile zwar nicht mehr so auffallend schwarz und aufreizend, wie bei ihrer ersten Begegnung, doch eine Blick auf ihr jetziges Aussehen stieß ihn zumindest nicht so ab wie das von der Besentante Hooch. Auf alle Fälle war sie kein Vergleich mehr mit der Frau, die sich noch vor einiger Zeit so gekleidet hatte, als wäre sie farbenblind.

Komisch war dieser Wandel allerdings trotzdem und so beschloss Severus doch etwas, wenn auch möglichweise etwas dürftige Konversation zu machen. "Woher kommt eigentlich dieser plötzliche…" Schon wieder musste der Tränkeprofessor nach dem passenden Wort suchen, fand es jedoch schließlich: "…Farbenwandel?"

Nachdenklich betrachtete Tonks ihn, doch sie schien dabei viel mehr in Gedanken zu sein als ihn anzusehen. Ihr Antwort kam daher auch etwas zögerlich: "Seit ich denken kann, habe ich mich immer bunt gekleidet. Ich konnte alle Farben tragen, die ich wollte. Wirklich alle! Aber wehe, es war mal Grau dabei, an Schwarz war gar nicht zu denken!" Vielsagend verdrehte sie die Augen, dann fuhr sie fort: "Ich fand's ätzend, dass ich zwar jede Farbe tragen durfte, nur nicht schwarz. Als wäre ich nur noch auf der menschlichen Paradiesvogel! Ich war in den Augen der Menschen einfach total festgelegt." Unbehaglich musste Severus feststellen, dass sie jetzt auf einmal grinste und sich vorbeugte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern: "Das kennst du doch bestimmt auch, immer nur Schwarz?"

Er schien ein ziemlich angefressenes Gesicht zu machen, denn sie lachte laut auf. Es klang weniger verführerisch als vielmehr nach der alten, bunten Tonks.

Der 'Tropfende Kessel' füllte sich jetzt zusehends mit mehr Gästen, so dass sich einige nach diesem Lachen umdrehten und sie flüchtig musterten. Unbehaglich schaute Severus sich um. "Uhm… wollen wir woanders hingehen? Ich habe das Gefühl, selbst das Mobiliar kann hier Ohren bekommen."

Irritiert schaute die junge Frau ihn an, doch dann ließ sie kurz den Blick durch die Kneipe schweifen und erkannte die Situation mit ihren Auror-Fähigkeiten sofort. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie entgegnete: "Weil zwei ehemalige Schüler eben die Bar betreten haben und absolut nicht rüber gucken? Das versteh ich. Wenn es jetzt nur Tom wäre, der schon seit geraumer Zeit dasselbe Glas abtrocknen und sich dabei so gar nicht vom Fleck bewegen würde, wäre das ja noch ganz normal." Nachdem sie ihm damit eine eindrucksvolle Kostprobe ihres überraschend trockenen Humors gegeben hatte, stand Tonks dann aber doch auf und ging darauf ein: "Dann lass uns gehen." Kopfschüttelnd stand auch Severus auf, der mit finsterer Miene bekannte: "Ich habe echt genug von Schülern." In letzter Zeit hatten die ihm echt nur Ärger gemacht - egal, ob sie ihn sahen oder nicht.

Tonks schenkte ihm ein süffisantes Lächeln. "Das trifft sich gut, ich kenne da eine Kneipe, die ist so dunkel und abgeschieden, da verirrt sich kaum ein Hogwarts-Absolvent hin." Einen kurzen Moment überlegte er, wie sie diesen wohl kennengelernt hatte, schob dies aber auf ihr Tätigkeit als Auror. "Das klingt nach einem wundervollen Ort. Und wie sieht's denn da mit Kollegen aus?", erkundigte Severus sich betont beiläufig, während er ihr eilig durch die Gäste des 'Tropfenden Kessels' folgte, um möglichst ungesehen von seinen ehemaligen Schülern aus der Kneipe zu verschwinden. Die beiden besagten Schüler schienen aber bereits anderweitig abgelenkt zu sein.
 

Es war in Lavenders Augen ein wirklich schöner Abend gewesen. Harry hatte sie abgeholt, sie hatten nett gegessen und danach sogar noch einen kleinen Spaziergang durch die Winkelgasse gemacht. Sie hätte wirklich nicht gedacht, dass sich Harry dermaßen ins Zeug legen konnte und sich so emsig um sie bemühte. Jetzt würde wohl noch ein Getränk im 'Tropfenden Kessel' folgen - es gab wohl wenige magische Verabredungen, die ohne dieses auskamen. So wie er diesen Abend gestaltet hatte, würde Harry sie als Gentleman danach wahrscheinlich auch noch nach Hause bringen. Zumindest hatte sie das bis eben noch gedacht.

Gerade war der vollendete Gentleman nämlich unvermittelt mitten im 'Tropfenden Kessel' stehen geblieben und musterte seinen wohl ewigen Rivalen, der ihm in der Menge der Gäste begegnet war. Mit zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen musterte Harry sein Gegenüber und sagte schlicht: "Malfoy." "Potter." Die Antwort von Draco kam prompt und ebenso kurz.

Irritiert beobachteten Lavender und Cho, die junge Frau an Dracos Seite, die Szene zwischen ihren Verabredungen, die sie nach all den Jahren seit dem Schulabschluss so drastisch wohl nicht erwartet hatten. Dann warfen sie einander kurz Blicke zu und zuckten beide aber erst einmal abwartend mit den Schultern.

Eigentlich hätte Lavender eher die Begegnung mit Cho als problematisch eingestuft. Besorgt musterte sie Harry, als er die Hand zum Gesicht hob, doch zu ihrer Überraschung kratzte er sich lediglich an der Wange. Entweder interessierte ihn Cho nicht mehr oder - und auch das war nicht unwahrscheinlich - seine Aufmerksamkeit richtete sich einfach nur komplett auf Draco Malfoy.

"Musstest dir doch bestimmt Tipps von Weasley für deine Verabredung holen, oder Potter?" Gehässig grinste Draco seinen ehemaligen Mitschüler an, während Lavender nur einen kühlen Blick für ihn übrig hatte - so wirklich hatte sie Draco Malfoy auch noch nie gemocht. Harry konterte jedoch sofort und das erstaunlich gekonnt: "Und du scheinst dich nur in Begleitung in den 'Tropfenden Kessel' zu trauen."

Draco überhörte die Anspielung mit eisigem Blick, teilte aber weiter aus: "Tja, immerhin mussten wir hier nicht essen. Für mehr hat's bei dir doch bestimmt nicht gereicht?" Er lachte boshaft.

"Hättest du wohl gerne", entgegnete Harry heftig. "Das Eckcafé von Madame Mariette bietet die gemütlichste Umgebung bei den besten Gerichten in der südlichen Winkelgasse." Herausfordernd musterte Harry seinen Widersacher nach dieser Erwiderung, doch selbst Lavender fand, dass es sehr nach dem Spruch klang, der dort über der Tür gestanden hatte. Vielleicht wurde Harry das bewusst, denn er wartet gar nicht erst darauf, dass Draco ihm einige edleres Restaurant entgegenhielt, sondern schnitt ein neues Thema an: "Und danach noch ein Spaziergang durch die Winkelgasse. Kannst du das überbieten?"

"Spaziergang durch die nächtliche Winkelgasse", verkündete Draco triumphierend im Brustton der Überzeugung. Cho neben ihm verdrehte jedoch mit süffisantem Grinsen die Augen, als ihre Begleitung hochmütig ergänzte: "Das ist viel romantischer."

Sofort schränkte Harry aber ein: "Aber Eis bei Florian Fortescue bekommst du dann nicht mehr." Irritiert musterte Lavender ihre Verabredung. Sie hatten doch gar kein Eis gegessen?!

Die beiden ehemaligen Mitschüler schien das wenig zu stören, ihr Wettkampf hatte längst die Grenzen der Realität überschritten - spätestens daran zu bemerken, als Draco von einer Kutsche, gezogen von Thesatralen und Harry von Doxys sprachen, die ihr Blumen brachten. Cho ihr gegenüber verdrehte jetzt die Augen in einer Mischung aus Langeweile und Genervtheit. Da sie dabei scheinbar keinen Wert auf eine Unterhaltung mit Lavender legte, zuckte diese unschlüssig mit den Schultern. Dieser Wink blieb von Harry jedoch unbemerkt und er schwärmte weiterhin von Riesen, die Arien sangen und Papierblumen, deren Blütenblätter in Komplimente verziert waren. Lavender hätte diese eher bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze - freilich ohne Komplimente - verortet und so hörte sie auf, bei der Unterhaltung weiter mitzuhören. Stattdessen ließ sie ihren Blick gelangweilt durch den 'Tropfenden Kessel' schweife. Viele bekannte Gesichter konnte sie nicht erspähen. Dann blieb ihr Blick jedoch an der Theke hängen, die jetzt wohl neuerdings mit Topfpflanzen dekoriert wurde. Vielleicht versuchte Tom, der Wirt ja endlich seine Kneipe mal etwas zu verschönern. Ein paar Zimmerpflanzen konnten da nicht schaden. Lavender wollte schon aus Langweile nach weiteren geeigneten Standorten suchen, als sich ein Gast, der hinter der Topfpflanze saß, vorbeugte, um sich auf der Theke abzustützen. Das war doch Ginny Weasley!

"Harry, meinst du nicht, der Hippogreif ist jetzt da, der uns abholen sollte?"

Selbst Cho sah sie erstaunt an, als sie diese Frage plötzlich in den Wettstreit der ehemaligen Mitschüler warf. In dem Moment war das Lavender allerdings egal, sie würde Harry diesen Abend auf gar keinen Fall auch noch mit Ginny Weasley teilen - Cho und Draco waren schon schlimm genug!

Mit einer höflichen Verabschiedung von Cho und einer kühlen von Draco zog sie Harry an den beiden vorbei und ignorierte dabei die belustigten Blicke der beiden. Draco flüsterte seiner Freundin scheinbar auch schon irgendeinen gehässigen Kommentar ins Ohr. Lavender wollte jetzt aber nur möglichst viele Menschen zwischen Harry und Ginny bringen.

Sie hatten den Ausgang schon fast erreicht, als Harry zu ihr aufschloss, sie sichtlich amüsiert musterte und bemerkte: "Wenn du einen Hippogreif für den Rückweg habengewollt hättest, hättest du mir nur Bescheid sagen müssen."

Irritiert blickte Lavender ihre Verabredung an, woher kam dieser an ein solches Tier? Allerdings hörte sie dann doch augenblicklich auf, sich darüber Gedanken zu machen. Stattdessen hackte sie sich beschwingt bei ihm ein und sagte lächelnd zu ihm: "Ja, beim nächsten Mal wäre das schön." Beim Hinausgehen küsste sie dann den überraschten Harry auf die Wange.
 

Seufzend stützte Ginny ihren Kopf auf ihren Händen ab und starrte mit nachdenklichem Blick über die Theke. Sie wagte es nicht zur Seite zu schauen, weil dort diese verfluchte Topfpflanze stand. Er hätte ihr doch einfach Blumen mitbringen können! Aber nein, Neville brachte ihr natürlich gefühlt einen kleinen Baum in einem Topf mit. Was sollte sie denn damit? Noch mehr als die Pflanze miesfiel ihr aber gerade ihre eigene Unsicherheit. Verzweifelt rieb sie sich Augen, eine weitere gute Taktik, um die Pflanze neben ihr auf dem Hocker nicht ansehen zu müssen.

Dabei war die Verabredung wirklich gut gelaufen. So wie sie es sich vorgestellt hatte, hatte Neville sie natürlich nicht in ein gewöhnliches Zauberer-Lokal ausgeführt, sondern in ein putziges kleines Restaurant, in dem sonst wohl nur Muggel aßen. Durch sein Studium an der Muggel-Universität kannte er zahlreiche solcher Orte und es war einfach herrlich gewesen, irgendwo zu essen, wo man nicht jeden zweiten Gast persönlich und den Rest vom Sehen kannte. Sie hatten einfach vollkommen unerkannt bleiben können. Ginny hatte den Abend sehr genossen und Neville auch versprochen sich bei ihm zu melden, doch jetzt war sie einfach unsicher, ob er wirklich die richtige Wahl war.

"Na sowas!" Erstaunt hob Ginny den Kopf und sah sich Sirius Black gegenüber. Er war ein guter Freund ihrer Eltern und in ihrer Schulzeit hatte sie in fast jede Ferien gesehen - auch weil Sirius Harrys Patenonkel war. Seitdem hatte er sich kaum verändert und so hatte sie ihn sofort erkannt. Wie früher zeiget er sein freundliches Grinsen, als er sie begrüßte: "Wenn das mal nicht die kleine Weasley ist! Mit ihrer bezaubernden- " Der Mann stockte und selbst sein sonst so unerschütterliches Grinsen verschwand, als er zögerlich fragte: "Zimmerpflanze?"

Über seinen komischen Gesichtsausdruck musste jetzt selbst Ginny kichern: "Ja, die Topfplanze hat mir Neville Longbotton zu unserer Verabredung mitgebracht." Daraufhin wirkte er noch irritierter, darum schob sie noch eine Erklärung hinterher: "Mir wären auch Schnittblumen lieber gewesen." Grinsend verzog sie das Gesicht.

Sirius hingegen machte eine wegwerfende Handbewegung und schüttelte den Kopf, als er erwiderte: "Vergiss die Blumen. Die Frage ist, wie du zu dieser Verabredung gekommen bist!" Während er lauthals über den in seinen Augen wohl gelungenen Witz lachte, schaute sie ihn miesmutig an. Diesen etwas gemeinen Charakterzug von Sirius hatte sie über die Jahre wohl verdrängt. Und obwohl sie sich erinnerte, dass ihr Vater mal meinte, man könnte mit einem Troll tiefgründigere Gespräche führen als mit Sirius Black, erklärte sie schulterzuckend: "Ich mag eben seine ausgeflippte Art. Ich mag so was wirklich. Deshalb mochte ich Harry so sehr."

So plötzlich, dass es selbst Ginny überraschte, wurde der Mann ernst und ließ sich neben ihr auf einen der Barhocker fallen. Dieser plötzliche Gefühlsumschwung konnte doch kaum durch die Erwähnung von Harry herbeigeführt worden sein. Warum auch immer nickte Sirius jedoch mitfühlend. "Das Gefühl kenn' ich! Außenstehende halten einen für komplett übergeschnappt, aber man weiß einfach, dass es der richtige Weg ist." Kurz musterte Ginny den Mann misstrauisch. Vielleicht nahm er sie ja nur auf den Arm - das wäre nämlich genau die Art Scherz, die Sirius Black gefallen würde. Jetzt wirkte dieser allerdings ernsthaft betrübt. Und ein Blick auf ihn genügte Ginny irgendwie, um festzustellen, dass sie Gleichgesinnte waren. Vermutlich hatte sie bis eben auf dieselbe Art und Weise über die Theke gestarrt. Ihr war bewusst, dass sie vermutlich versuchte, zu viel in diese Äußerungen hineinzudeuten, aber wenn sie eh schon dabei war, Sirius' Worte zu einem Quell der Wahrheit zu erklären, dann konnte sie doch zumindest direkt fragen: „Glaubst du, wir treffen die richtige Entscheidung?“

Enttäuschenderweise zuckte Sirius daraufhin zunächst nur mit der Schulter, was ihren Optimismus gewaltig dämpfte, dann raffte sich ihr Gegenüber doch noch zu einer Antwort auf: "Wir finden es wohl nicht heraus, wenn wir es nicht ausprobieren.“ Positiv überrascht sah Ginny den Mann an, der neben ihr saß und trotz seines Alters dasselbe Probleme wie sie hatte. Sie lächelte ihn glücklich an, denn er hatte letztlich Recht. Vermutlich musste ihr Dad seine Meinung über die Tiefgründigkeit von Troll-Gesprächen revidieren.

Auf einmal war sie unglaublich erleichtert und sie hatte das Gefühl, die Welt umarmen zu können. Dieser Regung folgend schlang sie dann auch sofort ihre Arme um Sirius und dankte ihm. Als nächstes würde sie Neville umarmen!

Oder die Topfpflanze, die musste sie ja auch noch irgendwie transportieren.
 

Kopfschüttelnd sah der Wirt Ginny Weasley nach, die sich mit ihrer Zimmerpflanze im Arm durch die Menge schob. Einige Gäste drehten sich verwundert und Tom erwägte ernsthaft, das Mitbringen von Topfpflanzen zu verbieten. Der Longbotton hatte letztens doch auch schon eine dabeigehabt!

Als die junge Frau die Kneipe dann verließ, hoffte der Besitzer des 'Tropfenden Kessels' für heute mit merkwürdigen Gegebenheiten abgeschlossen zu haben, doch dann belauschte er das wohl seltsame Gespräch, das je an seiner Theke geführt wurde.
 

Es begann damit, dass sich Rolanda Hooch auf einen der Barhocker vor ihm setzte. Sie machte wie immer einen resoluten, aber niedergeschlagenen Eindruck und heute konnte Tom ihr noch nicht einmal gute Nachrichten bezüglich Severus überbringen. Umso mehr schmerzte ihn ihr erwartungsvoller Blick. Alle seine Gäste lagen ihm mehr oder weniger am Herzen - Rolanda zählte zu der ersten Gruppe, daher nahm er an ihrem Schicksal besonders Anteil. Und gerade das meinte es zurzeit gar nicht gut mit der Fluglehrerin von Hogwarts.

Das Glas, das er schon seit einiger Zeit polierte, stellte Tom seufzend beiseite, bevor er dann noch einmal tief durchatmete und ihr vorsichtig erklärte: "Ich fürchte, Rolanda, ich habe heute keine guten Nachrichten wegen Severus." Weiter kam er nicht, da er rüde unterbrochen wurde - von niemand geringerem als Sirius Black, der einige Hocker weiter an der Bar saß. "Wer braucht schon Sniefelus!", rief er ihnen fröhlich lachend und mit wegwerfender Handbewegung entgegen. In dem Moment zog Tom sich missmutig zurück. Auf Black war er nicht sonderlich gut zu sprechen, da dieser es mit dem Rechnung zahlen manchmal nicht so genau nahm, sich aber durch seinen jungenhaften Charme sowohl bei Kelly als auch bei ihm immer wieder durchschlagen konnte. Daher mied der Wirt mittlerweile Blacks Gegenwart - dann musste er ihm auch keine Getränke ausschenken, die dieser später wieder nicht bezahlen musste. Trotzdem verfolgte Tom das Gespräch noch weiter aus dem Hintergrund, indem er fast mit dem Flaschen Regal hinter der Theke verschmolzen. Keiner der Gäste nahm so noch Notiz von ihm.

Auch Rolanda nicht, die jetzt zwar aufschaute, aber zu Black hinüber und nicht zu ihm. Der stand daraufhin auf und kam lockeren Schrittes zu ihr hinüber. Lässig lehnte er sich neben ihr an die Theke, als er mitfühlend erklärte: "Du brauchst natürlich Sniefelus - aber eigentlich bist du viel zu schade für diesen kauzigen Kerkermeister. Und tief in dir drin ist dir das auch klar, oder?" Jegliches Mitgefühl verschwand aus seinen Zügen und er grinste sie spitzbübisch an.

Ungehalten erwiderte sie diesen Blick. "Ja, aber…" Geschickt erstickte ihr Gegenüber jedoch jeden Widerstand im Keim, was schon verwunderlich in Anbetracht von Rolandas eigenwilligem Plan war. Diesen hatte sie dem Wirt anvertraut und selbst in Toms Ohren hatte er damals abstrus geklungen. Dafür hatte sie ihn aber sehr beharrlich verfolgt. Umso überraschender, dass sie diesen in Blacks Gegenwart so plötzlich aufgab. Wenn man allerdings den Grund für diesen Plan, bedachte war er vollkommen logisch - sogar für Rolanda.

"Klar, gibt es da noch ein Aber. Das sollten wir aber ganz schnell vergessen, stimmt's?" Tatsächlich schien Rolanda darüber nachzudenken, bevor sie sich aber wirklich in diese Gedankengang reinsteigern konnte, überfiel Sirius sie schon wieder mit der nächsten Frage: "Wie wäre es stattdessen erst mal mit etwas zu trinken?" Noch bevor sein Gegenüber auch nur an einen Getränkewunsch denken konnte, fuhr bereits fort: "Wie wäre es mit einem schönen Feuerwhiskey? Der ist genau das richtige für eine Frau von Welt. Oder was meinst du?"

Argwöhnisch betrachtete Rolanda ihn, ging dann jedoch nicht darauf ein: "Mir reicht, glaube ich, erst mal ein Butterbier. In letzter Zeit habe ich wohl doch etwas zu viel getrunken", gab sie etwas zerknirscht zu. Blacks gute Laune ließ sich davon jedoch nicht aufhalten, als er ihr aufmunternd die Hand auf die Schultern legte: "Ach, das passiert doch jedem mal."

Keiner der beiden kam auf den Gedanken, die Bestellung bei ihm aufzugeben, daher hielt Tom sich weiterhin im Hintergrund und beschränkte sich darauf, die beiden stumm zu beobachten. Black hatte ja schon mehrmals versucht, Rolanda für sich zu erwärmen, hatte bislang jedoch immer eine Absage bekommen. Heute ging Black aber irgendwie geschickter vor und Rolanda verwandelte sich in seinen Händen in einen geschmeidigen Flubberwurm. Erschreckend, was Worte allein bewirken konnte. Dabei konnte Tom nicht einmal sagen, was genau Black diesmal anders machte als bei den letzten Malen. Vielleicht lag es daran, dass Rolanda heute ausnahmsweise mal nüchtern war.

Außerdem legte Black sich wirklich über alle Maße ins Zeug.

Über einige Erklärungen für stress- und umweltbedingten Alkoholismus, von denen eine verrückter als die andere war, gelangte Black nun zu seinen eigenen Problemen. Er verpackt diese allerdings dermaßen geschickt, dass man sie eigentlich für Komplimente halten musste, da er sie in beachtlich großspurige Worte verpackte: "Für Leute wie mich ist dieser Teil der Welt einfach nichts. Zu viele Grenzen und Zwänge - oder was sagst du?" Tom schmunzelte, denn in seinen Augen war die Fluglehrerin jemand, der sich in diesem Teil der Welt - also Hogwarts und der 'Tropfende Kessel' - äußerst wohl zu fühlen schien. Doch zu seinem Erstaunen nickte Rolanda nachdenklich, was das Gesicht ihres Verehrers wie einen Patronus in Azkaban erstrahlen ließ. "Ich wusste es", rief dieser triumphierend, während er mit einem anerkennenden Schulterklopfen zum ersten Mal Körperkontakt suchte. "Wir sind aus demselben Holz geschnitzt! Ich hab's sofort gesehen!" Besonders letzteres schien Rolanda so gut runter zu gehen, wie letzte Woche noch ein Feuerwhiskey. Dabei hatte sie dieses Pläne-schmieden-Gesicht, so dass Tom angst und bange wurde.

Danach wurde es selbst für den Wirt unansehnlich - und er war so einiges gewöhnt. Aber die Art, wie Black die Fluglehrerin so plump wie ein Gartengnom umgarnte und diese sogar noch darauf einging, als würde er ihr den Abendstern vom Himmel holen, war selbst für Toms Gemüt zu viel des Guten. Mehr konnte er beim Barte des Merlin nicht ertragen. Eilig machte er sich daran, andere Gäste zu bedienen, um so dem flirtenden Pärchen zu entkommen.

Aber selbst am anderen Ende der Bar konnte er Black immer noch lauthals prahlen und Rolanda albern lachen hören. Resigniert griff er zum Zauberstab und die gewünschte Wirkung des Zaubers zeigte sich anschließend in himmlischer Ruhe, die sich um ihn herum ausbreitete.
 

FIN (21/08/13)



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