Zum Inhalt der Seite

Alles wegen Rioroute

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hartnäckigkeit oder Dummheit? Oder ist beides gleich?

Ich sagte doch vorhin: es ist eine verrückte Geschichte! Aber dieser Rioroute ist auch ein verrückter Kerl! Sagt solche Sachen zu einem Mädchen, das er nie zuvor gesehen hat! Und da hatten wir es: die Jungs von heute schauten nur auf Mädels in Kleidern, toupierten Haaren, Schminke im Gesicht - und keine Brille! Denn der Kerl wusste ja nicht, wie "schön" ich "in echt" aussah. So vergaß ich meinen Wunsch, dass sich endlich mal jemand für mich interessierte (und ich nehme mal an, dass wenn die Weiber von der Hochzeitsparty hier wären, er mich gar nicht erst bemerkt hätte ... und wenn das kein Männerklo gewesen wäre, natürlich) - in mir machte sich nur ein Gefühl breit: Wut.

Solche Kerle, die ein Mädchen unverblümt und ohne zu zögern "anmachen" können, die haben nur eins im Sinn.

"Abschleppen" nannte man das auf gut deutsch.
 

So schüttelte ich seine Hände ab und schrie: "Finger weg! Was fällt dir ein! Schon mal daran gedacht, dass du ein wenig ZU direkt bist? Und es obendrein ohnehin eine peinliche Situation für mich ist?"

Er nickte: "Das verstehe ich! Wir können auch zurück auf den Gang gehen und ich sage dir das Gleiche! Ob nun Klo oder sonst wo - ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe!"

Ich brummte: "WIR gehen nirgendwohin. Aber ICH gehe! Und nun lass mich zufrieden!"

Doch kaum war ich ein paar Schritte auf den Gang getreten, als er mir doch allen Ernstes nachlief!

"Ich sagte doch: bitte geh nicht! Wenn du jetzt gehst, dann wirst du zwar für immer aus meinem Leben treten, aber nicht aus meinem Herzen! Denn fortan werde ich immer nur an dich denken, nur an dich allein!"

Also, was der alles für Süßholz raspeln konnte! Dafür hätte er doch glatt einen Preis verdient, meinen Sie nicht?

"Du wirst bestimmt nicht an mich denken! Schließlich kennst du mich doch überhaupt nicht! Geh und nerve ein anderes Mädchen!", schimpfte ich.

"Ich will aber nur dich nerven!", sagte er sanft, "und die anderen sind mir scheißegal!

(Na, ein bisschen besser könnte er sich doch auch ausdrücken!)

Nun, sie sind es jetzt, da wo ich dich kennen gelernt habe!"

Aha ... das hieß wohl so viel: ich habe in meinem Leben schon so viel Mädchen angebaggert, aber nun habe ich dich getroffen! Wer war wohl die Nächste, der er so was erzählen würde?

Ich seufzte und sagte so geduldig wie möglich: "Beantworte mir bitte eine Frage: Warum denkst du, dass ausgerechnet ICH es bin, an die du jetzt immer denken wirst?"

Er schaute verträumt nach oben: "Weil du so schön bist, wie ein Engel! Ein Engel mit braunen Haaren! Und obendrein hast du ein Herz aus Gold!

Ich und schön? Und ein Herz aus Gold? Wie konnte er das beurteilen, wo ich ihn bisher nur angeschnauzt habe? Wollte er mich veräppeln? Nein, das konnte ich auch selbst. Und ich hatte genug davon, dass es immer nur andere taten. Daher schloss ich meine Augen und atmete tief durch ...

"Hör zu: ich bin überhaupt nicht schön!", hörte ich mich sprechen, eher ich realisierte, was ich da überhaupt sagte. "In Wahrheit bin ich ein echtes Scheusal! Ein Monster! Nein, das ist sogar eine Beleidigung für das Monster! So wie jetzt sehe ich nun überhaupt ..."

Vielleicht übertrieb ich in dem Moment, aber er hörte mir ohnehin überhaupt nicht zu. Ich sah, dass er sich von mir weg gedreht hatte und anscheinend auf etwas in seinen Händen starrte.

Dann hörte ich seine Stimme: "Nö, ich finde nicht, dass du scheußlich aussiehst! Du siehst so oder so gut aus, keine Frage! Aber mit Brille bist du sogar noch hübscher!"
 

Moment mal! Einen verdammten Moment mal! Kannte er mich? Hatte er mich schon vorher irgendwo gesehen? Und wenn nicht: woher zum Teufel wusste er, dass ich sonst immer eine Brille trug?

Die Antwort darauf lieferte er mir sofort: Er drehte sich zu mir und ich sah in seinen Händen etwas, was mir sehr bekannt vorkam ...

"Ganz ehrlich: Du bist echt das Schönste, was ich jemals gesehen habe!", sagte er und starrte auf meinen Personalausweis und die Fotos in meinem Portemonnaie.

Erschrocken schaute ich meine Handtasche an. Ich hatte nicht gemerkt, dass der Reißverschluss offen war. Wahrscheinlich hatte ich es offen gelassen, als dieses Malheur vorhin passiert war und ich überstürzt aus der Toilette geflohen bin. Aber ich kann mich nicht erinnern, mein Portemonnaie dort liegen gelassen zu haben oder es aus meiner Tasche ragen zu lassen, damit er sozusagen gezwungen war, es zu nehmen.
 

Wenn ich bisher "nur" wütend gewesen war, so war ich nun kurz vorm explodieren.

Mit kalter Stimme sagte ich: "Gib. Mir. Das. Sofort. Her."

"Kein Problem, ich wollte nur..." sagte er lächelnd, aber schon hatte ich ihm die Börse aus der Hand gerissen:

"WAS FÄLLT DIR EIN?", brüllte ich nun so laut ich konnte.

(Das war's dann wohl mit meiner Selbstbeherrschung.)

Er sagte irgendwas, wahrscheinlich zu seiner Verteidigung, aber ich hörte das nicht.

"In meiner Tasche zu wühlen und das Portemonnaie raus zu nehmen ist wohl der Gipfel der..." -

- "Hey!" unterbrach er mich und sein Lächeln war verschwunden. "Ich habe ganz bestimmt nicht in deiner Tasche rumgewühlt! Das Portemonnaie ist vorhin daraus gefallen und ich wollte ihn dir wieder geben!"

"Sicher, nachdem du es von vorne bis hinten durchgeschaut hast!", entgegnete ich.

Hätte ich Geld darin gehabt, hätte er es mir sogar stehlen können! Natürlich war es ein unfairer Verdacht, aber schließlich kannte ich den Kerl nicht!

"Ich wollte nur sicher gehen, ob da nichts fehlt!", sagte er.

Das war wohl die Dümmste aller bisherigen Ausreden. "Das kannst du natürlich sehr gut beurteilen!", war meine schnippische Antwort.

"Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen und es tut mir auch leid!" Hey, es sah aus, als meinte er das sogar ernst! "Ich wollte wenigstens deinen Namen erfahren und da du ihn mir ohnehin nicht gesagt hättest ... Helen, nicht wahr?"

"Puh!", machte ich. Über Idioten sollte man sich am besten nicht aufregen - das ist nur Zeitverschwendung. Das Beste, was man machen kann, ist: sie ignorieren.

So stopfte ich - mit einem letzten funkelnden Blick auf den Kerl wohlgemerkt - meine Börse in die Tasche, drehte mich um und ging.

"So warte doch!" hörte ich ihn hinter mir rufen, aber ich tat so, als hätte ich es nicht.

"Tut mir wirklich, wirklich sehr leid! Ich hätte es nicht machen sollen! Mache ich auch normalerweise nicht! Nur ... ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte um ..." Er seufzte. "Hätte ich gewusst, was heute passieren wird, hätte ich mich besser angezogen und mir eine neue Frisur verpassen lassen! Obwohl ich ja ohnehin nach dem Karatetraining aussehe, wie eine Schweißgurke, aber egal ... Ich hätte heute wenigstens mein Horoskop lesen sollen. Vielleicht hätte dort etwas dringestanden, wie: ,Nehmen Sie sich in Acht: Wenn sie in der Trainingspause die Toilette aufsuchen, könnten sie eine Begegnung erleben, in die sie sich Hals über Kopf verlieben!'"

Ich rollte die Augen gen Himmel. Wenn er was konnte, war es rumzubalzen.
 

Aber ich klammerte mich eisern an den Vorsatz, ihn zu ignorieren. Das fiel mir etwas schwer, da er die ganze Zeit hinter mir herlief, mal nach links und dann nach rechts ging oder sogar versuchte, mich zu überholen und dabei seine blöden Anmachsprüche aufsagte. Aber bald wurde es mir zuviel.

Ich kreischte erneut: "Kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen? Merkst du nicht, dass ich kein Interesse an Jungs, die jedes Mädchen anbaggern und obendrein in fremden Portemonnaies stöbern, habe? Oder bist du einfach nur ein Idiot?"

Auch wenn ich den Kerl aus tiefstem Herzen verabscheute, merkte ich, wie ich zu weit gegangen war. Gab es mir das Recht, ihn zu beschimpfen? Und kindisch war es obendrein.

Aber er lachte nur und antwortete: "Zugegeben, ein bisschen dumm bin ich, das sagen alle, aber ich bin kein Idiot! Ich bin ein ganz normaler Junge mit dem Namen Rioroute Vilgyna!"

Na ja, ein Lächeln hatte er immerhin - der Hammer! Seine Augen und sein Lächeln waren echt genial! Wenn doch nur der Rest nicht so nervig wäre...

Aber es tat mir trotzdem leid, dass ich das gesagt hatte. "Bitte entschuldige. Ich ... mag es nun einmal nicht, wenn man mich zum Narren hält."

Und das tat er. Er dachte sicher, er könnte mich jetzt leicht aufgabeln und vielleicht sogar noch eine schnelle Nummer mit mir schieben. Da hatte er sich geirrt.

"Aber ich halte dich doch nicht zum Narren!", rechtfertigte er sich. "Alles was ich will, ist dich wieder zu sehen. Oder zumindest deinen Namen zu erfahren. Ich habe nun einmal Angst, dass heute das erste und letzte Mal war, dass ich dich sah. Und MIR tut es leid, dass ... du weißt schon!"

Zunächst regte ich mich wieder über seine Schleimerei auf - und ich glaubte ihm nach wie vor nicht, dass es ernst für ihn war. Aber dann fiel mir ein, was er gesagt hatte.

,Ich habe nur Angst, dass ich dich nie wieder sehe!'

Warum bin ich nicht gleich drauf gekommen? Schließlich kannte er, wie er schon gesagt hatte, meine Telefonnummer nicht und meine Adresse sicher auch nicht. Alles was er wusste, war mein Name. Und mit dem konnte er sicher nichts anfangen. Es sei denn, im Internet nach meiner Adresse zu suchen. Aber in Detroit, waren wir sicher nicht die einzigen Rileys. Solange er den Namen meines Vaters nicht kannte, würde er es auch nicht herausfinden. Wenn ich also jetzt die Kurve kratzte, dann würde ich ihn nie mehr sehen. Was für ein erfreulicher Gedanke! Ich müsste es einfach nur geschickt anstellen. Wenn ich hier aber noch lange mit ihm herumtrödelte, dann müsste ich befürchten, dass ich irgendwann mal von ihm so genervt wäre, dass ich ihm meine Nummer geben würde, nur damit er wieder abhaut.

Also müsste ich jetzt weglaufen. Und damit ich ihn erfolgreich abhängen und die Schulgänge optimal nutzten konnte, brauchte ich einen kleinen Vorsprung. Und um den zu bekommen, musste ich in die Trickkiste greifen - in die wohl älteste der Welt.

Während er also weiterhin seine blöden Reden schwang, zeigte ich nach oben und rief so dramatisch, wie ich konnte: "Schau, da fällt was von der Decke!"

Nicht zu fassen, aber er fiel tatsächlich drauf rein! Er schaute nach oben! Nun, umso besser für mich.

Sofort sprintete ich los. Es war schwer in den Pumps und ich bin ohnehin nicht die Sportlichste, aber ich schaffte es, den Vorsprung aufzubauen, den ich gewollt hatte.

Aber es war doch nicht so leicht, wie ich dachte.

"Nein! Lauf nicht weg!" hörte ich seine Stimme hinter mir.

Und ein paar Sekunden lief er sogar schon neben mir.
 

Obwohl ich, wie gesagt, nicht so viel mit Sport am Hut hatte, war ich dennoch überrascht, wie schnell er mich eingeholt hatte. Kam es von seinem Karatetraining? Aber nein, der müsste, so wie der lief, ein klasse Leichtathlet sein! Da hatte ich mich also zu früh gefreut. So ein Mist!

In dem Moment tauchte ein Gang neben mir auf und ich sah, dass in ihm viele andere Gänge mündeten. Das war wohl meine Lebensrettung.

Ich lief da lang und nahm direkt die erste Abzweigung nach rechts. Er machte es mir nach und rief immer wieder: "Nun lauf doch nicht weg! Ich bitte dich!"

Es schien sogar besser für mich zu laufen. Denn in dem Gang waren noch zwei Abzweigungen. Ich täuschte nach rechts an, lief aber nach links und versteckte mich hinter einer Sitzbank, die man auf dem Korridor platziert hatte. Ich hatte Glück: Er suchte zwar den Weg, den ich genommen hatte, ab, fand mich aber nicht.

"Bitte, komm raus! Ich tu dir doch nichts!" hörte ich ihn immer wieder sagen.

Das wird wohl das Letzte sein, was ich tun werde!

In dem Moment sagte er: "Sie ist wohl den Gang weiter gelaufen. Ich muss da nachsehen. Komisch - ich habe nicht gehört, dass sie da lang gelaufen ist!"

Ich konnte aus meiner Sicht leider nicht erkennen, wie weit er schon von mir entfernt war. Da musste ich schon aus der Sitzbank heraus lugen, aber was wäre, wenn er mich dann sehen würde? Also musste ich mich auf mein Gehör verlassen, dass Gott sei Dank durch meine Musikstunden gut ausgeprägt war. Und als sich seine Schritte weit entfernt anhörten, kam ich unter der Sitzbank hervor und schlich mich so leise es ging in die entgegen gesetzte Richtung. Aber leider machen Pumps zu viel Krach ...

Er lief zum Gang zurück und rief freudig aus: "Da bist du ja!"

Ich antwortete mit einem entsetzten Kreischen und machte, dass ich weiter lief.

Die Verfolgungsjagd konnte weiter gehen.
 

Ich lief also so schnell ich konnte die Gänge entlang, bog mal nach links, mal nach rechts ab und er lief mir hinterher und rief immer wieder seine Standartsätze.

Und vielleicht hätte er mich letztendlich eingeholt (ich war schon ziemlich außer Puste und er, wie ich schon zuvor angemerkt hatte, ein sportlicher Typ), wäre da nicht die Treppe an dem Gang, an dem ich entlang lief. Wenn das nicht meine endgültige Rettung war, dann weiß ich auch nicht weiter! Also lief ich so schnell ich konnte zur Treppe und kauerte mich auf dem Boden unter ihr - und hoffte, endlich mal ein sicheres Versteck gefunden zu haben.

Keine Sekunde zu spät. Denn nun tauchte er wieder auf - ich hörte ihn rufen: "Wo bist du?"

Ich hörte, wie er die Treppe über mir nach oben lief und unterdrückte ein Kichern. Mein Plan hatte also doch geklappt! Aber zur Sicherheit würde ich hier doch eine Weile sitzen bleiben. Und wie es aussah, war es eine gute Entscheidung gewesen.

Er kam noch mal wieder.

Ich hörte seine Schritte, die die Treppe hinuntergingen und den Gang entlang liefen. "Wo kann sie denn bloß sein? Hat sie mich abgehängt und ist weg gelaufen? Aber das darf nicht sein, das KANN nicht sein!"

Ich erschrak von seiner Stimme. Sie hörte sich so traurig an, so niedergeschlagen. Hatte er es wirklich vorhin ernst gemeint? Aber das kann nicht sein! Dass er sich in mich verliebt haben soll - trotz ... trotz allem? Wie lächerlich! Reif für eine Seifenoper oder für einen Bollywoodfilm!

Erneut hörte ich ihn wieder kommen. Seine Schritte wurden langsamer und hörten dann schließlich genau über mir ganz auf. Dann hörte ich etwas, was sich so anhörte, als würde er sich auf die Treppe setzen.

"Rioroute, alter Junge, so eine findest du nie wieder!" murmelte er. Und dann haute er mit seiner Faust auf die Treppe (zumindest vernahm ich das Geräusch mit den Ohren) und brüllte: "Warum nur ließ ich sie entwischen? Ach, Mist!"

Gott im Himmel, der hörte sich tatsächlich enttäuscht an. Das tat mir schon sehr leid. Aber ich rührte mich nicht vom Fleck.

Und nach einer Weile hörte ich, wie er sich wieder erhob und weg ging. Hatte er aufgegeben? Wahrscheinlich ... Und zugegeben: ich schämte mich wegen meines Verhaltens. Doch schon in der nächsten Sekunde merkte ich, dass mein Kleid ganz staubig war von dem Boden auf dem ich saß, dass ich jetzt noch schweißnasser war als zuvor und meine Haare obendrein ziemlich durcheinander. Dazu kamen meine entsetzlichen Schmerzen an den Füßen - die verstärkt wurden durch die Schmerzen am Kopf, als ich nach einigen Minuten (nur um sicher zu gehen, dass er nicht mehr wieder kam) aufstand und meinen Kopf gegen die Treppe gestoßen hatte.

Erneut war ich wütend auf diesen Rioroute. Das war alles seine Schuld!
 

Trotz dieser unerträglichen Schmerzen musste ich quasi die ganze Schule durchlaufen, bis ich die Aula wieder fand. Schließlich war ich hier noch nie zuvor gewesen! Aber immerhin begegnete ich diesem Typen nicht mehr! Wahrscheinlich war er letztendlich doch weg gegangen. Danke dir Gott!

Als ich an der Aula ankam, hatten nur wenige bemerkt, dass ich fort gewesen war. Natürlich waren es meine Eltern und die Verwandten, mit denen ich am Tisch gesessen hatte. Sogar meine Cousine lächelte mir erleichtert zu. Wer hätte gedacht, dass sie an ihrer eigenen Hochzeit, wo sie doch eigentlich nichts außer ihrem Ehemann sehen sollte, auch bemerkt hatte, dass ich weg war? Aber das war typisch für sie - ihr fiel alles auf.

Und ich hatte natürlich eine Menge zu erklären ...

"Mensch Mama, ich sage doch, ich habe mich hier in der Schule verirrt und den Weg nicht mehr gefunden!" Nun, das war ja sogar nicht gelogen.

"Aber Schatz, nun schau dich doch an!", rief meine Mom entsetzt aus, "wie siehst du denn aus? Dein Kleid ist ja ganz staubig und deine Haare total durcheinander! Wenn du doch bloß mehr auf dein Aussehen ..."

"Mama, ich HABE auf mein Aussehen acht gegeben. Nur ist es schwer nach dieser unfreiwilligen Tour durch diese wahrscheinlich noch nie geputzte Schule noch gut auszusehen!" Na ja, DAS war gelogen. Ich hatte ganz vergessen, wie die Böden an den Gängen geglänzt haben ...

Aber nach einer Weile schaffte ich es, ihnen alles zu erklären, ohne dass es weit hergeholt klang. Was sollte ich denen sonst erzählen? Das ich von einem Volldeppen belästigt und sogar verfolgt worden bin - und dieser Volldepp sogar in fremdem Eigentum (in MEINEM Eigentum) gestöbert hatte? Da hätte ich ihnen sogar viel lieber was von einer Entführung von einem grünen Marsmenschen vorgegaukelt!

Doch nun, nachdem alles gut war, fühlte ich mich fröhlich und erleichtert - und so gut, wie schon lange nicht mehr. Dieser Kerl war weg. Für immer aus meinem Leben verschwunden. Und ich würde ihn wahrscheinlich nicht mehr sehen. Außer, wenn das Schicksal richtig fies zu mir sein sollte.

Aber erneut sollte ich schon bald lernen, was es heißt, sich "zu früh" zu freuen...
 

Die Feier war an sich wirklich sehr schön und es gelang mir sogar, Rioroute zu vergessen. Kurz vor Mitternacht machten wir uns zum Aufbruch bereit - meine Eltern, zwei Verwandte, die ein bisschen getrunken hatten und daher nicht selbst fahren konnten und ich. Natürlich hatte die Schule mehrere Ausgänge, aber für diese besondere Feier wurde sicherheitshalber nur die Haupttür offen gehalten. Ich wünschte mir, die hätten auch ein paar "Türsteher", die Unbefugten den Zutritt verweigern sollten, an der Tür positioniert. So wäre dieser Rioroute gar nicht erst in die Schule eingetreten. Aber wahrscheinlich hatte er dazu die Erlaubnis seines ...was machte er noch mal? Ach, ja: Kampfsportclubs.

Träumte ich? Sah ich ihn wirklich vor der Tür sitzen? Aber nein, das war sicher nur, weil mir dieser Kerl wieder eingefallen war und ich wahrscheinlich unter Verfolgungswahn litt.

Ganz ruhig, sagte ich mir also. Es ist nur eine Fata - Morgana.

Aber konnte auch eine Fata - Morgana bei meinem Anblick auf einmal so strahlen wie die Sonne persönlich?

Nein, nein, nein! Das gibt es nicht!!!

"Ich hoffte doch, ich habe dich nicht verpasst! Schön dich wieder zu sehen", sagte Rioroute.
 

Alle starrten ihn an wie einen in Tomatensaft eingelegten Ochsen und dann mich. Was war denn hier los, fragten sie sich sicher. Aber ich konnte ihnen keine Antwort geben. Denn ich war genauso ratlos, wie sie.

Also musste der Kerl alles erklären: "Als du mir weggelaufen bist, bin ich zurück zum Training gegangen. Aber ich dachte mir, dass du irgendwann aus der Schule hinausgehen würdest. Und da würde ich ein letztes Mal mit dir reden. Die anderen Türen waren alle abgeschlossen und so brauchte ich nur hier zu warten. Schön, nicht?"

Als ich immer noch nicht sprach, fuhr er fort: "Mein Trainer sagte mir, dass heute eine Hochzeit in der Schule gefeiert werden sollte. Da wusste ich nun direkt, warum du hier warst ... Mein Trainer war vielleicht sauer, dass ich mich vorzeitig vom Training abgemeldet habe! Aber das war es mir wert! Ebenso die ganze Zeit hier gewartet zu haben!"

Wieder einmal war ich tief beeindruckt. Wir hatten derzeit nicht gerade Hochsommer und um diese Uhrzeit war es draußen recht kühl. Und selbst wenn - die ganzen Stunden auf MICH gewartet zu haben ... Respekt! Wie viele Stunden waren es überhaupt? Wann hatte ich ihn noch mal getroffen? Ach, es spielte keine Rolle. So um die acht Stunden war es bestimmt. Und die waren sogar in schönem und angenehmem Wetter schwer zu ertragen.

Und wieder einmal hatte ich Mitleid mit ihm. Wieder einmal bewunderte ich ihn dafür, was er alles für mich tat (meinte er es doch ernst?). Und wieder einmal passierte etwas, was meiner Stimmung eine Kehrtwendung gab. Ja, vielleicht wäre alles gut gelaufen, wäre das mit den Eltern nicht passiert.

"Helen, kannst du mir bitte verraten, wer das ist?", fragte meine Mutter eisig.

"Mom, sorry, ich selber kenne ihn nicht, er ..." -

- "Mom?", unterbrach mich der Kerl. "Sie sind Helens Mutter?"

Mom zog eine Schnute:"Und wer sind Sie, junger M ..."

Rioroute lächelte: "Jetzt weiß ich, woher Helen ihre Schönheit hat!"

Meine Mutter wurde bei diesem Kompliment sichtlich verlegen; mein Vater dagegen immer wütender; die Verwandten, die mitgekommen waren, schauten sich überrascht an und mir war das Ganze entsetzlich peinlich.

Gott sei Dank hatten uns nicht noch mehr Verwandte begleitet.

Nun sprach mein Vater. Und er war wütend. "Wenn du nicht sofort sagst, wer du bist und was du mit meiner Tochter..." -

Aber auch dieses Mal wurde er unterbrochen. Rio fiel vor ihm auf die Knie und sagte: "Papa! Papa!!!! Bitte, bitte, würden Sie mir meine Tochter zur Frau geben?"

Ich wünschte, der Erdboden täte sich auf und würde mich unter sich begraben.

"Bürschen, wie sprichst du mit mir?", erboste sich mein Vater. Und dann sagte er zu mir: "Wir sprechen uns noch!"

Ich rechtfertigte mich: "Paps, bitte, diesen Kerl da bin ich heute nur zufällig über den Weg gelaufen und er ist einfach nur-"

Krank, wollte ich sagen. Aber ich wurde wieder unterbrochen.

"Ist der Junge etwa dein Freund, Helen?", fragte mich einer der Verwandten.

"Ich finde ihn ganz süß. Er hat hier die ganze Zeit auf sie gewartet!", sagte der Andere.

Meine Mutter aber entgegnete: "Helen hätte es mir sicher schon gesagt, wenn sie mit dem Jungen zusammen wäre!"

"Und sie ist zu jung für einen Freund!", bestimmte mein Vater.

"Schluss jetzt! Ich bin nicht mit ihm zusammen! Ich habe keinen Freund!" zischte ich. Mir reichte es.

"Keinen Freund, sagst du?", echote Rioroute strahlend. Dann, zu meinen Verwandten gewandt: "Wir sind zwar noch nicht zusammen, aber ich liebe sie. Ich liebe ihre Tochter! Bitte erlauben Sie es, dass ich wenigstens einmal mit ihr ausgehe!"

Nun war ich sehr froh, dass hier keiner dieser Türsteher standen. Er hätte sich sicher totgelacht - und da konnten so oder so Unbefugte rein kommen.

Denn nun ging das Chaos erst recht los:

"Keineswegs, junger Mann und ich gebe Ihnen den Rat, jetzt wegzugehen!", schimpfte Papa.

"Nun sei doch nicht so, Schatz!", meinte Mom. "Schau, wie er sich um sie bemüht!"

"Er ist noch ein Grünschnabel!"

"Aber ich weiß trotzdem, dass ich Ihre Tochter liebe und über alles auf der Welt glücklich machen will!"

"Habt ihr das gehört? Er ist wirklich sehr süß!"

"Warum nur hat Helen ihn uns nicht vorgestellt?"

Ich dachte echt, ich platze. Oder ich falle in Ohnmacht. Aber auf keinen Fall wollte ich das noch länger ertragen.

Ich schrie so laut ich konnte auf und sagte: "Hört mir denn keiner zu! Ich kenne den Kerl nicht und ich will nichts von ihm wissen! Er nervt! Hörst du: Du regst mich so auf und ich habe dir diesen misslungenen und peinlichen Tag zu verdanken! Ich hasse dich!"

Heulend lief ich weg. Ich lief zum Parkplatz, wo ich auf meine Eltern vor unserem Auto warten wollte. Keinen Augenblick länger hätte ich mir mit angesehen, wie dieser Blödmann mich so vor allen blamierte. DAS hatte er vorgehabt! Und deswegen hatte er auf mich gewartet! Schließlich wusste er, dass ich die Hochzeit um diese Uhrzeit nicht alleine verlassen würde. Warum nur hatte er sich so vor meinen Eltern daneben benommen? Damit hatte er auch mich in ein schlechtes Licht gerückt! Aber vielleicht wollte er das sogar - aus Rache, weil ich so grob zu ihm war. Nun, jetzt hatte er seine noch so kleinen Chancen vollkommen verspielt.

"Helen, bitte lauf nicht weg! Das habe ich doch nicht gewollt! Es ist doch nur ... ich will dich nicht verlieren!", hörte ich ihn flehentlich rufen.

Aber mir war das egal. Nun hatte der Kerl mich auch noch verletzt. Und ich konnte mich nicht einmal darüber freuen, dass ich ihn nun wirklich sicher zum letzten Mal gesehen hatte.
 

Ich hatte Glück, dass keiner mehr diesen Vorfall ansprach. Wahrscheinlich hatten alle so oder so begriffen, wie die Lage aussah. Aber es war mir sogar gleich. Denn ich war so oder so traurig und beschämt. Dabei hatte ich mich so auf diesen Tag gefreut!

Meine Eltern entschuldigten sich doch noch, dass sie mir nicht geglaubt hatten. Und danach ging es mir etwas besser.

Aber nur etwas.

Denn noch lange danach war ich wegen dieser Sache sauer, traurig und blamiert.

Nun wisst ihr es: Rioroute und ich begegneten uns an dem Ort, an dem Harry Potter und Ron Weasley einen riesengroßen, dummen, hässlichen und stinkenden Troll besiegt hatten.

Wahrscheinlich sollte ich das metaphorisch sehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-07-10T18:14:58+00:00 10.07.2007 20:14
Also, erstmal sag ich etwas zu den Personen. Ich find den Charackter den du Helen verpasst hast cool (Brillen-träger rocken XD). Du hast ihre Rolle auch gut umgesetzt, abba dazu später. Was mir acuh gefällt ist die "VErbindung" die du bei Shinichi und Saiki (Hobbies- Chemie O___o wasn freak XD) aufgestellt hast. ^^ das hat was~

Zum Prolog:
Durch das siezen kommt die Charackteristik die Helen hat klasse raus. Diese höfliche Strebermäßige. Auch ohne Steckbrief wär ihre Person und Rolle die sie in dieser Geschichte spielt gut rausgekommen, das is klasse *daumen heb*. Mir gefällt auserdem dieser Humor der da so is *__*. Nur find ich persönlich, dass diese liebeserklärung ein wenig "dabbisch" is, und da kommen wir auch gleich zum

1. Kapitel:
mir gefällt ihre Reaktion auf seine "dabbische" Liebeserköärung. Mir gefallen generell ihre Reaktionen auf seine Sprüche, die sind cool. Da fühlt man sich irgendwie total bestätigt, da ich meistens sowas ähnliches dachte, das gefällt mir XD. Auh find ich die Verfolgungsjagt klasse. An einer Stelle (keine ahnung mehr wo die war o.O) hat sie irgednwie angefangen zu kreischen und is wieder weggerannt. An dieser Stelle musste ich irgendwie an alte Zeichentrickserien denken, wo dann ein kreischendes Mädchen mit erhobenen Händen von einem Kerl wegrennt. Nur dass die immer nur im Kreis rennen... naja, ich fand, dass eigentlich super, dass man so einen klassiker in einer neueren, frischeren Form sehn konnte (kA, ob du das für extra gemacht hast, abba egal XD)
auserdem fand ich den Vergleich mit Bollywood cool, das war auch so ne sache an die ich gedacht hab XDDD
so! ich glaub das war alles was ich loswerden wollte o.O

auch wenn ich keine liebesgeschichten mag, das was ich gelesen hab war super, dein Stil gefällt mir gut. Und ich finde es gut, dass du so gute Steckbriefe gemacht hast, besonders für leute wie mich die die meisten Serien net kennen XDDD

Miss Red_
Von: abgemeldet
2007-06-27T20:53:24+00:00 27.06.2007 22:53
KAWAI!

xDDDD
Rioroute ist echt total süüüüüß =D
Ich würde ihn sofort nehmen ^-^
Der ist doch total putzig und sein Name ist auch voll geil. xP

Ich mag das Kapitel =DDDD

Ich muss sofort weiter lesen =)

Also bis zum nächsten Kappi ^-^
*keks geb*
Du schreibst wirklich wunderbar! *knuddel*
Von:  knoedelchen
2007-06-14T18:39:40+00:00 14.06.2007 20:39
*lachend vom stuhl fall* jetzt hast du es geschafft....-.-
rionette ist sehr... interessant XDDD
ich weiß nicht wieso aber ich kann nur noch sagen: haste gut gemacht, warst daher auch mein platz nummer eins in der... vorrunde, so nenn ich sie einfach mal ;)
lg knoedelchen
Von: abgemeldet
2007-06-01T22:24:01+00:00 02.06.2007 00:24
Hey du!^^
Alles wegen Rioroute gefällt mir ziemlich gut. Der genervte, negative Stil in dem du/Helen die Geschichte erzähl(s)t passt prima zur Handlung. Und Rioroute ist ja wphl ein ziemlich abgefahrener Charakter! Er gefällt mir... XD
Nachdem ich die anderen Texte ebenfalls gelesen und meine Bewertung abgegeben habe, werde ich mir die restlichen Kapitel unbedingt zu Gemüte führen! *g*
Eine kleine Kritik: Es gab ein paarStellen bei denen ich dachte "Mensch, wenn sie das jetzt etwas weiter ausgeführt hätte, dann wäre es spannender..."
Leider weiß ich jetzt gerade nicht mehr ganz genau welche das waren (Siebhirn...), aber besonders den 'bescheuerten/ verrückten' (Das ist positiv gemeint!^^) Dialog am Ende fand ich alles in allem ein wenig zu knapp.
Ich freu mich schon auf's Weiterlesen... ;)
Alles Liebe
ala
Von:  Schoggie
2007-05-04T13:29:54+00:00 04.05.2007 15:29
das ist also das 2. kapitel!! es ist relativ lang und das finde ich auch gut XD

du hast es mal wieder richtig schön gestaltet, vor allem finde ich es gut, dass du auch in die beschreibungen ein wenig umgangssprache mit eingebracht hast, denn schließlich wird die geschichte ja von einem mädchen aus der heutigen zeit erzählt. dadurch wirkt die geschichte auch viel authentischer, als ob Helen neben einem sitzen würde und die geschichte erzählt!!

die geschichte gefällt mir wirklich gut!! daumen hoch XD

^.~b

Gruß, Freak
Von: abgemeldet
2007-05-01T15:44:30+00:00 01.05.2007 17:44
Hallo,
also ich fand dieses Kapi auch wieder richtig super. Vorallem gefiel mir die Verfolgungsjagd in den Hausgängen so gut. Und am Ende sitzt er am Ausgang und wartet^^° So kanns gehen.

Gruß
Von: abgemeldet
2007-04-24T08:26:32+00:00 24.04.2007 10:26
Also Rio ist ja wirklich hartnäckig xD
aber ich weis immernoch ob er es ernst meint ^.~
denn haste echt toll hinbekommen, man weis eigentich gar nichts über ihn, solche Typen intressieren mich, ich bin gespannt was er noch zu verbergen hat ^^ man weis echt nicht was man von dem halten soll^^"
Und auch sonst gibts viel zu lachen ^-^ ich konnt mich auch gut reinversetzten^^ also du hast wirklich taltend *beide daumen hoch* auszusetzten hab ich eigentlich nichts
hab keine Fehler gefunden^^ also mach weiter so ^o^

LG
Von:  Phoebe_maus
2006-03-25T16:14:58+00:00 25.03.2006 17:14
Da bin ich wieder ... *wink*
Muss mich erst mal beruhigen, bin sicher ganz rot im Gesicht - vor Lachen!!

Du schaffst es die Momente total gut einzufangen, besonders gelacht hab ich bei:
>Alle starrten ihn an wie einen in Tomatensaft eingelegten >Ochsen und dann mich.

- und als Rio sich doch allen ernstes auf den Boden geworfen hat, um bei Hellens Vater um ihre Hand anzuhalten *lach*
Bei dem Gedanken bekomm ich schon nen Lachanfall ...

Lustig fand ich auch die Verfolgungsjagd in den Schulgängen ... ^^°

Also, richtig gut geschrieben, bewundere dich ^^
Hoffe, es geht bald weiter, bitte bitte benachrichtige mich doch wenns soweit ist ^^

LG, Phoebe


Zurück