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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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31. Manticor

"Sie haben sie gerufen..." murmelte der Manticor mit seiner grollenden Stimme und riss Tassilo damit aus seinem Schlaf.

"Was?" murmelte der rothaarige Diktator.

"Die Kinder des Drachen haben das Mädchen vom Mond der Illusionen gerufen... Sie haben ihr den Weg gezeigt. Jetzt haben wir nicht mehr viel Zeit! Dann versteckt sie sich wieder..."

Der Manticor blinzelte Tassilo durch die dunkle Scheibe an.

"Nun, dann müssen wir sie eben irgendwie aufhalten..." brummte Tassilo ungehalten. Er hatte in den letzten Monaten wenig geschlafen, denn der Manticor schien keinen Schlaf zu kennen und erwartet dauernd von seinem menschlichen Verbündeten, dass er ansprechbar war...

Tassilo strich sich die wirren Haare aus dem Gesicht und blickte der roten Löwengestalt in dem Spiegelbild unwillig entgegen. Dem Manticor entging Tassilos Laune nicht, doch das mächtige Wesen ließ sich nicht auf eine Diskussion mit ihm ein. Warum auch? Sie brauchten einander. Und so mussten sie für einander da sein...

"Eine gute Idee..." Ein hässlichen Lächeln huschte über das Löwengesicht des Manticors. "Und ich weiß auch schon wie... Wir werden Zweifel säen... Zweifel an ihrer Mission. Zweifel am schwarzen Drachen..." Er lachte grausam. "Und nun: Bring mir ein weiteres Opfer... Dann kann ich tun, was ich vorhabe..."

Tassilo seufzte leise, dann rappelte er sich von dem Thron hoch, in dem er geschlafen hatte und ging zur Tür. Er würde dem Manticor das Opfer bringen und dann hoffen, dass das sein Verbündeter wenigstens eine Weile beschäftigt war, sodass er schlafen konnte...
 

Hitomi ging weiter durch den dichten Wald. Seit sie den Erddrachen verlassen hatte, hatte sie kein weiteres Lebewesen mehr gesehen. Noch nicht einmal mehr Vögel... Dennoch hatte sie seit einer Weile ein ungutes Gefühl. Sie hatte dein Eindruck, verfolgt zu werden... Hinter und neben ihr raschelte es immer wieder im dichten Gebüsch, doch wenn sie sich umwandte, dann konnte sie nichts und niemanden sehen. Hin und wieder war da ein huschender Schatten, doch Hitomi wusste nicht, ob sie ihn sich nur einbildete oder ob nicht...
 

"Nun, willkommen bei uns..." sagte Allen schließlich langsam zu den Neuankömmlingen.

Laures und Lauria lächelten ihn freundlich an.

"Das ist ein besserer Empfang, als wir zu hoffen gewagt haben..." sagte Lauria sanft.

"Nun, wir wissen nur noch nicht, was wir mit euch machen sollen," fauchte Merle. Der Katzenfrau sträubte sich das Fell, als sie daran dachte, wie Laures damals Van angegriffen hatte. Aber sie erinnerte sich auch an die Worte, die er damals gesagt hatte und an die offenkundige Verblendung.

"Sie haben so wenig Grund zu lügen wie ich," sagte Auriana nachdrücklich, stellte sich zwischen ihre Kinder und legte ihnen die Hände auf die Schultern. "Sie sind auch Opfer des Manticor. Und sie haben genauso viel verloren wie ich... Eher noch mehr! Er hat ihnen ihre Kindheit geraubt! Er hat sie zu etwas gemacht, das sie nie gewesen wären... Wie alt wären sie nun wirklich? Knapp 3 Jahre! Ist das nicht eine große Strafe? Niemals ein Kind gewesen sein zu können?"

Langsam nickten die Rebellen. Ja, die Kindheit zu verlieren war eine schreckliche Vorstellung. Und dennoch waren sie misstrauisch...

"Aber wie können wir euch vertrauen?" fragte Louvain. "Wie und warum? Das letzte Mal standen wir auf anderen Seiten..."

"Taten wir das?" Laures behielt sein sanftes Lächeln noch immer bei, als er dem Löwenmann mit einer Gegenfrage antwortete. "Sobald der Manticor dort war, haben wir auf einer Seite gekämpft. Hast du das bereits vergessen? Nein, der Manticor ist für uns kein Freund. Und das hier, was mit Gaia geschieht, ist nicht in unserem Sinne..."

"Und was ist in eurem Sinne?" mischte sich nun Milerna ein.

"Prinzessin," antwortete Lauria an der Stelle ihres Bruders, "Frieden ist in unserem Interesse. Frieden und Freiheit."

"Und die Vernichtung des Manticor." ergänzte Laures seine Schwester.
 

Van wusste nicht, wie lange er durch die Höhlengänge gerannt war, als er endlich inne hielt und sich an eine Wand lehnt. Doch sofort stieß er sich wieder ab und begann mit den Fäusten auf den Fels einzutrommeln.

"Warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt?" fragte er leise. Er hörte mit dem Einschlagen auf und ließ sich langsam zu Boden sinken. Eng zusammengekauert saß er auf dem Boden des schlecht beleuchteten Gangs.

Van erinnerte sich wieder an die Hochzeitsnacht mit Auriana. Es war seine Pflicht gewesen, die Ehe auch auf dieser Ebene zu vollziehen. Kontrollmöglichkeiten mochte es zwar nicht geben, aber trotzdem... Das war er seinem Land schuldig gewesen. Und nun waren die Kinder aus dieser Verbindung hier.

"Verdammt..." knurrte Van leise. Hitomi war verschwunden und eigentlich sollte das doch jetzt seine Gedanken bestimmen, aber stattdessen musste er sich mit seinen Kindern herumschlagen.

"Warum nur jetzt..." Vans Stimme brach, während er sprach und schweigend schlug er sich die Hände vors Gesicht.

Laures... Du hast mich angegriffen und töten wollen. In deinem Zorn warst du blind... Und doch bist du jetzt hier und sagst, dass das nicht mehr zählt. Wie kann ich dir denn glauben? Wie denn?

Und Lauria... Eine Tochter, die ich nur kurz gesehen habe... Einige Minuten, bevor es so schien, dass der Manticor euch beide getötet hat. Weil ihr trotzig wart und euch nicht benutzen ließt...

Van seufzte erneut. Nun, zumindest schienen die beiden willensstark zu sein. Und wenn er ehrlich war, dann wollte er sie doch irgendwie kennen lernen...

"Also gut," sagte er und stand auf. "Ich gebe ihnen eine Chance. Diese eine..."
 

"Ah..." Der Manticor schnurrte beinahe, als die Kraft des Opfers, das Tassilo ihm dargebracht hatte, durch seine Adern floss. Diesmal war es ein farnelianischer Krieger gewesen, der ihm dargeboten worden war. Seine Energie war angenehm stark in den Adern des Manticor. Und während Tassilo noch das blutige Messer bei Seite legte und die Wachen anwies, den nutzlosen Leichnam zu entsorgen, schloss der Manticor bereits seine Augen und schickte seinen Geist auf die Suche nach dem richtigen Mädchen.

Schließlich verharrt er und lächelte, als er ein junges, zorniges Wesen gefunden hatte. Ja, sie war genau richtig...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ChiChi_18
2006-03-09T19:10:38+00:00 09.03.2006 20:10
So, jetzt habe ich innerhalb von 3 Tagen alles gelesen. Puuh ich hab schon quadratische Augen vom Bildschirm.
Hoffe das nächste Kappi lässt nicht lange auf sich warten!!! Der Schreibstil gefällt mir sehr.
Hab dich lieb *bussy*
ChiChi_18


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