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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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28. Ivorys Lied

Der Manticor spürte auf einmal, dass sich etwas verändert hatte. Er spitzte seine Löwenohren und streckte seine gedanklichen Fühler aus. Ja... Das Mädchen vom Mond der Illusionen war nicht mehr bei den anderen... Sie war von ihnen getrennt worden.

Erregt sprang er auf und tigerte auf der Traumebene auf und ab. Er konnte immer noch spüren, dass der schwarze Drache seine ganze Kraft dazu aufbrachte, seine Kinder und eben dieses Mädchen vor ihm abzuschirmen. Gleichzeitig spürte der Manticor auch wieder, wie schwach er eigentlich war... Er hasste diese geisterhafte Gestalt, in die er seit dem Tod seines Körpers gefesselt war. Er hasste sie! Und er würde alles tun, um wieder eine fleischliche Version seiner selbst zu werden. Und dazu brauchte er das Mädchen... Das Mädchen und die Kinder des Drachen. Wenn es keine Drachenkinder mehr gab, dann würde ihm die ganze Macht Gaias offen stehen. Und er allein könnte sie nutzen...

Ein dunkles Lächeln huschte über seine Lefzen.

Dann konzentrierte er sich darauf, Tassilo, seinen menschlichen Verbündeten, zu erreichen.
 

Tassilo schreckte hoch, als sich der Manticor brutal in seine Gedanken drängte.

"Verstärk die Suchtrupps... Sie müssen ein Mädchen suchen, eine junge Frau..."

"Ja, ja..." erwiderte Tassilo unwirsch. "Die Suchtrupps sind schon verstärkt. Aber ich werde ihnen gleich durchgeben, dass sie nach einem Mädchen suchen sollen - Warum auch immer!" Tassilos blutrote Augen fixierten das Bild des Manticors in der dunklen Glasscheibe mit dem langen Riss. "Du solltest dir angewöhnen, mir zu sagen, was du weißt..." knurrte er ungehalten.

Der Manticor schüttelte unwillig seine dunkelrote Mähne. Der Mensch lernt dazu... Und ist nicht mehr so abhängig von mir... Ein schlauer Mann... Er braucht mich und ich brauche ihn - So ist es nun einmal...

"Sie ist der Schlüssel... Das Mädchen ist die Königin von Farnelia. Eine Anführerin der Rebellen. Durch sie werden wir die anderen finden..."

"Ah..." Ein Lächeln huschte über Tassilos Gesicht. Das war wiederum etwas, das ihm gefiel. Jetzt hatten sie also endlich die Möglichkeit, an die Rebellen heran zu kommen und diesen dreisten Überfall zu rächen.

Der Diktator drückte einige Tasten auf der Armlehne seines Throns und bekam sofort eine Kommunikationsverbindung zu seinem General Bayliss.

"Bayliss, sag den Truppen, dass sie nach einem Mädchen, einer Frau suchen sollen. Nach der Königin von Farnelia." Der rothaarige Mann wartete die Bestätigung seines Untergebenen nicht mehr ab, sondern beendete die Verbindung sofort und wandte sich wieder dem Manticor zu.

"Aber du willst doch noch etwas, oder?" brummte er.

"Ein Opfer..." Der Manticor lächelte sein düsteres Lächeln. "Mich dürstet nach Kraft..."

"Also gut..."
 

In dem Höhlenversteck der Rebellen saß Van neben Escaflowne auf dem Boden, hatte das Gesicht in die Hände gestützt und fragte sich, was er nur machen konnte, um Hitomi zu helfen - und sie im Zweifelsfall zu retten. Allen hatte schon Recht - Van durfte das Versteck im Moment nicht verlassen. Das Risiko war viel zu groß, nicht nur für ihn, sondern für alle Rebellen. Das war eine Schuld, die er sich nicht auf seine Schultern laden konnte und durfte. Und außerdem musste er an seine Kinder denken... Die Kinder von ihm und Hitomi. Er musste sicherstellen, dass sie wenigstens ihren Vater behielten...

"Oh Van," stöhnte er leise auf, "Lass diese finsteren Gedanken sein..."

Zum wiederholten Male in den letzten Stunden konzentrierte er sich darauf, Hitomi über ihre gemeinsame, geistige Verbindung zu erreichen. Doch wieder scheiterte er. Er konnte zwar spüren, dass es ihr gut ging, doch er konnte nicht zu ihr durchdringen.

Woran auch immer das jetzt liegen mag... fluchte er in Gedanken.

"Van?" Ivory trat zwischen den Guymelefs hervor, die Escaflowne und Van umgaben. Der König von Farnelia hob den Kopf und blickte das Wolfsmädchen an.

"Ja?"

"Du kannst im Moment nichts tun - Also mach dich nicht verrückt! Vertrau auf Hitomi! Sie wird zurechtkommen..."

Die Albinowolfsfrau ließ sich neben Van zu Boden sinken und strich ihm sanft über die Schulter. "Beruhige dich. Das ist das Beste, was du im Moment tun kannst, um ihr zu helfen..."

Vans seufzte leise. "Aber das ist verdammt schwer..."

"Ich weiß..." Ivory lächelte traurig. "Wir alle machen uns Sorgen um Hitomi. Aber das Einzige, was wir tun können, ist an sie zu glauben und darauf zu vertrauen, dass sie stark genug ist, ihren Weg zu finden - zurück zu uns."

"Ja..." sagte Van langsam. "Vielleicht hast du Recht."

"Das habe ich immer." Ivory grinste ihn frech an und ihre roten Augen funkelten belustigt. "Weißt du, als Wolfsmensch habe ich mit verschwundenen Freunden so meine Erfahrungen. Mein Volk ist daran gewohnt, dass Freunde immer wieder verschwinden und mal wieder kommen, und mal nicht... Wir singen für sie immer ein Lied, das ihnen Kraft geben soll..."

"Singst du es mir vor?" bat Van und lächelte die Wolfsfrau freundlich an.

"Gerne," erwiderte sie. Dann hob sie ihre Stimme und begann zu singen.
 

"Möge das Mondlicht

dir deinen Weg leuchten

und dir Hoffnung geben

wo immer

du bist
 

möge der Mond

dir Kraft geben

und dich leiten

was immer

du tust
 

möge der Mondschein

dich befreien aus deinen Ketten

und dir deine Freiheit schenken

wer immer

dich festhält
 

möge der Mond

dir beistehen

bei deinen Taten

und sein Licht schützend

über dich breiten"
 

Hitomi saß in der Zwischenzeit immer noch auf dem Rücken des Erddrachen und fragte sich langsam, wie sie es eigentlich schaffen sollte, von dieser übergroßen Eidechse herunterzukommen. Immerhin befand sie sich gute vier Meter über dem Erdboden und bei dem erstaunlichen Tempo, das der Erddrache auf einmal an den Tag legte, fehlte ihr der Mut, einfach zu springen. Wahrscheinlich wäre dies auch ziemlich töricht gewesen, der Erddrache durch einen dichten Wald lief. Äste schlugen immer wieder nach Hitomi, sodass die Königin von Farnelia eigentlich genug damit zu tun hatte, nicht von dem Rücken des Tieres heruntergeschlagen zu werden. Sie seufzte leise und beschloss dann zu warten, bis der Drache irgendwann anhalten würde. Das musste sogar er schließlich mal...



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