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Schwarzer Drache: Geisterdrache

Schwarzer Drache IV
von

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1. Die letzten Rebellen

"Majestät, Ihr könnt nicht nach draußen! Nicht am helllichten Tag!" keuchte Leutnant Asha und versperrte Hitomi den Weg. Die Königin von Farnelia funkelte ihn wütend an.

Sie standen direkt vor dem schweren Eisentor, das den Zugang zu dem Höhlensystem markierte, in dem sich die Rebellen versteckt hielten. Die wenigen, die es von ihnen gab.

"Lass mich raus," fauchte Hitomi mit herrischer Stimme. "Sofort!"

Der blonde Leutnant sah ihr kurz in die harten, grünen Augen, dann nickte er und wies die Wachen an, das Tor einen Spalt zu öffnen. Hitomi quetschte sich wortlos hindurch.

Ihr Kettenhemd schabte quietschend an der Eisentür. Dann war sie draußen und atmete tief die frische Luft ein. Sie blickte weit über die Berge. In der Nähe des eisernen Tores ließ sie sich in das trockene Gras sinken und starrte nachdenklich vor sich hin. Gedankenverloren spielte sie mit dem Schwert an ihrem Gürtel. Sie wusste, dass Asha sie beobachtete. Und auch, dass die Wachen auf den Aussichtsposten sofort verstärkt worden waren. Es war nun einmal lebensgefährlich, die sichere Festung bei Tag zu verlassen.

Hitomi seufzte leise und rupfte einige Grashalme aus. Sie warf sie hoch und sah ihnen nach, wie der Wind sie davontrug.

Angefangen hatte das alles vor knapp zwei Jahren. Torian dy Arkadia hat Eries Aston geheiratet und war damit König von Asturia geworden. Die beiden waren wirklich glücklich gewesen. Und dann war Traian dy Arkadia, König von Arkadien und Vater von Torian, gestorben und auf einmal war sein erstgeborener Sohn Tassilo an die Macht gekommen. Von da an hatte sich alles geändert. Niemand wusste, woher Tassilo auf einmal diese gigantische Armee gehabt hatte, doch er besaß sie... Und er überrannte Gaia. Seit annähernd zwei Jahren dauerte dieser Krieg nun an. Jetzt beherrschte Tassilo praktisch ganz Gaia. Es gab nur noch wenig Widerstand gegen ihn, und dieser wenige Widerstand kam von ihnen, den letzten Rebellen, hauptsächlich Überlebende aus den Königreichen von Farnelia und Asturia und dem Herzogtum von Freyd. Niemand sonst war noch in der Lage sich irgendwie zu wehren.

Ja, ziemlich genau ein Jahr war es jetzt her, dass Farnelia zerstört worden war. Wieder hatte Hitomi das Land brennen sehen, doch diesmal war es ihre Heimat gewesen, die da brannte. Nicht alle hatten aus Farnelia fliehen können. Es waren die wenigstens gewesen. Zu viele Menschen waren in Farnelia gestorben. Und in Asturia. Und in Freyd. Und überall auf Gaia. Für kurze Zeit hatten sie Zuflucht in Asturia finden können, doch auch Palas war nur wenige Tage später angegriffen und niedergebrannt worden. Das Gleiche geschah mit Freyd. Sie hatten sich zurückgezogen, in die Einhornberge. Hier hatten sie ein weitläufiges Tunnelsystem entdeckt, dass sie zu ihrer Festung gemacht hatten. Seither lebten sie hier, die wenigen Rebellen und Überlebenden, die es aus Farnelia, Asturia, Freyd und einigen wenigen anderen Ländern noch gab. Diejenigen, die noch Mut genug hatten, sich gegen Tassilo und seine blutige Diktatur aufzulehnen, fanden sich hier ein.

Hitomi seufzte leise und nahm ihren silbernen Stahlhelm ab. Sie fuhr sich durch das kurze, hellbraune Haar und blinzelte gegen den Wind.

Im Gedanken an ihre Kinder hatte sie, die doch niemals kämpfen wollte, schließlich zum Schwert gegriffen. Sie wusste nicht mehr, wie viele Menschen sie mittlerweile getötet hatte. Sie wusste nur, dass sie ihre beiden einjährigen Kinder, die Zwillinge Varie und Vargas, beschützen wollte. Um alles auf der Welt.

"Hitomi," erklang Vans Stimme hinter ihr. Sie blickte über die Schulter und sah ihren Mann langsam auf sich zukommen.

"Du solltest nicht rausgehen," sagte er sanft, als er sich neben ihr ins Gras hockte.

Hitomi sah ihm ins Gesicht. In den letzten zwei Jahren war er älter geworden. Viel mehr, als er es hätte sollen. Im Sonnenlicht konnte sie die schmale Narbe sehen, die von seinem linken Auge fast waagerecht zu seiner Schläfe lief und sich irgendwo in dem dichten, schwarzen Haar verlor. Ein Greif hatte ihm im Kampf beinahe das Auge ausgestochen.

Ja, die Greifen waren die gefährlichste Waffe, die Tassilo dy Arkadia auf seiner Seite hatte. Diese Fabelwesen, die den Körper eines Löwen besaßen, aber dazu den Kopf eines Raubvogels und dessen Flügel, waren blutrünstige Bestien, die sich im Kampf als nahezu unbesiegbar erwiesen hatten. Beinahe so groß wie Drachen, war ihnen auch mit einem Guymelef nur schwer beizukommen.

Van blickte Hitomi wehmütig an. Sie hatte nur noch wenig von dem unbeschwerten, friedliebenden Mädchen, das sie einmal gewesen war. Auch sie war härter geworden und unglaublich stark. Es gab nur noch wenige, die ihr im Kampf das Wasser reichen konnten.

"Van," murmelte Hitomi sanft und strich dem König von Farnelia sanft über die Wange. "Warum weinst du?"

Irritiert stellte Van fest, dass sie Recht hatte.

"Ach, nichts," brummte er leise und stand schließlich auf. "Komm. Wir müssen wieder reingehen. Der Kriegsrat tagt..." Er streckte die Hand aus. Hitomi ergriff sie und ließ sich von ihm hochziehen. Arm in Arm gingen sie zurück in die Höhlenfestung.

Erleichtert schloss Asha das Tor nach dem Königspaar. Van und Hitomi von Farnelia waren mit die wichtigsten Befehlshaber. Die Rebellen konnten es sich nicht leisten, sie zu verlieren.



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