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Fanart

Ceresta   [Zeichner-Galerie] Upload: 02.08.2014 11:08
Oh ja, und wie ich es hasse!

Wer Lust auf eine mittellange und mäßig dramatische Leidensgeschichte hat, darf gerne weiterlesen, der Rest ergreift am besten schnellstmöglich die Flucht.

Als Kind hatte ich unheimlich viel Spaß daran Pokemon und ähnliches abzuzeichnen. Jeden Tag, stundenlang. Mit 11 Jahren ist mir dann zum ersten Mal ein Manga in die Hände gefallen. Jeanne und Arina Tanemura waren damals die reinste Offenbarung für mich (und sind heute mein größtes Grauen, diese Augen! Diese Proportionen! Mir wird schlecht...), woraufhin ich angefangen habe Manga-Kram abzuzeichnen und allmählich auch selber zu entwickeln. Mit der Übung stieg natürlich langsam auch der eigene Anspruch und aus Spaß wurde plötzlich Ernst. Immer besser musste es sein. Mit 15 Jahren kam es dann zu meiner ersten "Schaffenskrise" und seitdem gab es nicht wenige Momente, in denen ich das Zeichnen komplett aufgeben wollte.

Als ich dann mit 18 Jahren meine Ausbildung zur Grafik Designerin anfing, war ich anfangs noch hochmotiviert, habe dann aber sehr bald festgestellt, dass mir der Beruf eigentlich überhaupt nicht behagt. An Talent mangelt es wohl nicht, aber ich arbeite einfach überhaupt nicht gerne am Computer. Ab und zu ein Logo oder einen kleinen Flyer gestalten ist ja mal ganz nett, aber jeden Tag nur vor der blöden Kiste verbringen? Nein danke.
Mit meiner Begeisterung für den Beruf schwand auch meine Begeisterung für's Zeichnen. Wobei Zeichnen in so einer Ausbildung sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielt. Auf jeden Fall war ich dann endgültig so frustriert, dass ich das Zeichnen für mich privat tatsächlich fast ganze 1 1/2 Jahre aufgegeben hatte. Was ich für die Berufsschule zeichnen musste, habe ich (mit größtem Widerwillen) natürlich trotzdem gemacht, aber alles darüber hinaus, war für mich komplett gestorben...

Blöd nur, wenn man das Zeichnen trotzdem nicht aus dem Kopf bekommt. Trotzdem ich mich so dagegen gewehrt habe, kamen mir ständig Bilder in den Kopf, die danach geschrien haben, auf Papier gebannt zu werden! Es ist wirklich kaum auszuhalten. Egal, wie oft und lange ich das Zeichnen aufgebe, es holt mich immer wieder ein und ich fange doch wieder damit an. Ich kann schon lange nicht mehr behaupten, dass es mir noch richtig Spaß macht, es ist zu 95% purer Zwang! Die reinste Hassliebe, ich kann nicht mit und kann nicht ohne...

Und das wollte ich mit dieser Zeichnung ausdrücken.
Eine verkrampfte Hand, die sich am Papier festkrallt. Stiftspitzen, die ständig abbrechen und doch immer wieder neu angespitzt werden, obwohl es so qualvoll ist, dass man sie am liebsten gar nicht nachwachsen lassen möchte.

Und so geht es mir mit dem Zeichnen schon seit vielen, vielen Jahren.
Ich will es absolut nicht und kann trotzdem nicht damit aufhören. Ein endloses Drama...
Und jetzt will ich mich auch noch für ein Illustration-Studium bewerben, weil es mich einfach nicht loslässt! Ich muss doch wirklich komplett bescheuert sein...

Oh Leute, erst mal vielen Dank für die vielen Kommentare!
Vor allem diese wahnsinnig langen, ich danke jedem, der mir seine Geschichte erzählt und mich unterstützt. Ich hatte noch nie unter einer Zeichnung so ausführliche Kommentare, ich bin noch gar nicht dazu gekommen alles durchzulesen. Ich werde euch im Laufe des Tages oder morgen (EDIT: oder (über)übermorgen, ihr seid so krass viele und werdet immer mehr!!!) ganz sicher auch allen antworten!
Ich komme grade von der Hochzeit meines Bruders, deren Stattfinden auch alles andere als selbstverständlich war. Mein Vater liegt nämlich grade im Krankenhaus im Sterben. Noch ist es nicht akut, aber es ist nur noch eine Frage der (kurzen) Zeit, bis er uns endgültig verlässt. Mich hat das emotional grade alles unheimlich mitgenommen und ich fühle mich momentan nicht in der Lage so vielen Leuten auf einmal zu antworten.
Aber ich danke euch wirklich sehr! Das wollte ich euch nur schon mal wissen lassen.

EDIT Nr.2:
Okay, da es mittlerweile wahrscheinlich eine Frage von Stunden ist, bis ich euch allen eine Antwort geschrieben habe, an dieser Stelle ein dickes "Entschuldigung!", falls ich etwas länger brauche.
Ich freue mich unheimlich, dass ihr mich alle an einem Stück Lebensgeschichte teilhaben lasst und lese das auch alles sehr interessiert durch. Momentan habe ich leider sehr viel um die Ohren. Wie bereits geschrieben, wird mein Vater mit jedem Tag schwächer und ich verbringe deswegen auch täglich viele Stunden im Krankenhaus, weil man davon ausgehen kann, dass es wirklich nicht mehr allzu lange dauert...
Ich bin aber bemüht jedem von euch zu antworten, aber wahrscheinlich brauche ich dafür doch ein paar Tage, vielleicht auch die ganze Woche. Ich gebe mein Bestes, aber ab und zu brauch ich auch ein Päuschen von allem...aber eine Antwort kriegt auf jeden Fall jeder von euch (früher oder später)! Vielen Dank.

EDIT Nr.3 (und hoffentlich der letzte):
Danke für Aikos Liebling! Grade bei dieser Zeichnung hätte ich im Voraus nie mit so großer Resonanz gerechnet, ihr seid echt unglaublich...

Edit Nr.4 (wirklich der letzte):
Mein Vater ist vor rund 7 Stunden endlich verstorben. Endlich, weil er sich die letzten Tage wirklich sehr gequält hat. Seine letzten Stunden und Minuten waren aber ganz friedlich. Sein Atem war plötzlich ein wenig unregelmäßig und hat ganz langsam komplett ausgesetzt. Man hatte aber nicht das Gefühl, dass er dabei irgendwelche Schmerzen hatte. Er ist innerhalb weniger Minuten ganz friedlich von uns gegangen. Meine Mutter und ich waren beide direkt bei ihm. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dass seine Krankheit so ein ruhiges Ende genommen hat.
Ganz herzlichen Dank an alle, die mir durch Kommentare und private Nachrichten Unterstützung geben. Das AL ist in diesem Fall wohl wirklich ein ganz großes Glück für mich. Eure ganzen Nachrichten tun mir so gut! (natürlich auch solche, die sich nur auf das Bild an sich beziehen!)
Themen:
Horror, Gefühle

Stile:
Buntstifte

Unterthemen:
Hass

Größe:
minimal größer als A3 (Großansicht wärmstens empfohlen)

deswegen:
natürlich abfotografiert, das sieht immer noch ein wenig mieser aus als eingescannt...

Beschwerde


Kommentare (69)
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Von:  _Ayame_
2015-01-14T10:46:10+00:00 14.01.2015 11:46
So viel hass, aber so viel Talent. ^^
Besonders interessant an diesem Bild ist die Verschmelzung von Fingern und Stiften. Wie diese das Papier aufkratzen... Wie Nägel auf einer Schiefertafel. Schmerzhaft. Da passt auch die angespannte Pose der Hand gut dazu. Etwas unklar ist mir aber noch, was der Farbverlauf nach blau zu bedeuten hat.
Hast du deine Ausbildung eigentlich trotzdem zu Ende gebracht?
Mein herzliches Beileid wegen deinem Vater.
Antwort von:  Ceresta
14.01.2015 13:01
Danke für deinen Kommentar!
Der Farbverlauf zu blau soll die Verkrampftheit des gesamten Körpers verdeutlichen (quasi starr wie Eis), während Wut und Hass mit allem Blut in die Hand fließen.

Meine Ausbildung habe ich grade so zu Ende gebracht. Die Krankheit meines Vaters wurde ja kurz vor meinen Abschlussprüfungen entdeckt. Dementsprechend sind dann auch meine Noten ausgefallen, ich konnte mich kaum auf's Lernen konzentrieren und habe die meisten Abschlussarbeiten gründlich verhauen. Ich kann froh sein, dass ich vorher überall zwischen Note 1 bis 2 stand, durch die Prüfung in dieser ungünstigen Lage bin ich nämlich fast überall eine, teilweise sogar zwei, Noten nach unten gerutscht. :(
Na ja, was soll's, ich bin froh, dass ich überhaupt irgendwie einen Abschluss geschafft habe.
Von:  CamiosRevival
2014-09-16T08:38:43+00:00 16.09.2014 10:38
Hallo Ceresta,

mein herzlichstes Beileid wegen deines Paps. Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft.

Auch deine Hassliebe zum Zeichnen hat mich sehr berührt. Ich muss gestehe, ich habe mir die Posts der Anderen nicht durchgelesen (noch nicht) und laufe vielleicht Gefahr etwas zu schreiben, was schon längst ausgesprochen wurde. Aber deine Geschichte hat in mir das Bedürfnis geweckt, dir unbedingt schreiben zu wollen.

Was diesen "Krampf" angeht, versuche mal das Medium zu wechseln (muss nicht dauerhaft sein). Male mit Pinsel (z.B.) weg vom Strich hin zur Fläche, Farbflächen um genau zu sein. Dein Kopf schreit vor Kreativität. Es nur auf einen Medium zu beschränken kann diese Verkrampfung erzeugen. Es gibt viele Möglichkeiten des Ausdrucks. Gesang, Tanz, Musik, Bildhauerei, Plastisches Gestalten, Malen, Zeichnen, Schreiben, Photo, Collagen, Film, Mode ect.
Nur der Schritt zu einem anderem Medium ist manchmal etwas schwer, weil man gerne beim Altbekannten und sicherem "Guten" bleiben möchte. Aber genau das Schränkt uns ein. Wenn man immer nur geradeaus läuft, knallt man irgendwann gegen eine Wand.
Zeichnen mit unterschiedlichen Medien: Kohle, Pastell, Grafit, Buntstifte, Fineliner (alles verhält sich anders)
Malen mit unterschiedlichen Medien: Acryl, Aquarell, Öl usw.
Gleiches Medium anderes Material, das kann schon locker machen. Doch reicht das allein manchmal einfach nicht aus.

Neues Material auf unterschiedlichsten Flächen, es Verhält sich anders als gewohnt oder erwartet. Sowas pustet den Kopf gut durch und löst festgefahrenes. Man fängt bei Null an, ist so gesehen wieder Anfänger und lernt was Neues dazu. Sowas kann tatsächlich Spass machen. Vielleicht wirst du das in deinem Studium eh schon machen.

Wenn du das Malen probieren möchtest, empfehle ich dir Acryl. Acryl ist sehr geduldig und lässt sich immer wieder korrigieren.
Bei Öl muss man gewisse Sicherheitsvorkehrungen treffen und Aquarell ist schlicht weg schwer (unabhängig davon, dass viele es machen und einfach schlechte Aquarelle malen. P.S.: ich gehöre auch zu diesen Nulpen! Meine Aquarelle sind schlecht, aber ich habe Spaß am lernen und ich kann mich noch entwickeln, vielles veröffentliche ich daher gar nicht erst.) ^^

Später kannst du unterschiedliche Medien auch noch mixen, was deinem Ausdrucksmitteln unzählige Variationen und viel Individualität verleiht.
Antwort von:  Ceresta
16.09.2014 23:01
Auch dir vielen Dank für deinen langen und aufbauenden Kommentar!
(Ich schäme mich wirklich ein wenig, dass ich nicht allen antworten kann/konnte...)

Während der Arbeit an meiner Bewerbungsmappe und meiner Zeit am Theater habe ich schon vieles ausprobiert, Acryl, Dispersionsfarben, Tusche und Feder, Collagen, malen auf Leinwand, Holz, Zeitungspapier... Ich würde mir so sehr wünschen, dass mir irgendwas dabei hilft wieder lockerer zu werden, aber es klappt einfach nicht. :(
Selbst bei der Mappenberatung war die erste Kritik, dass meine Arbeiten alle zu steif und verkrampft wirken. Und dabei wurde ich vor 4-5 Jahren ausgerechnet am meisten für meine Lockerheit gelobt, die ich damals definitiv auch noch hatte. Ich weiß gar nicht, an welchem Zeitpunkt ich die eigentlich verloren habe...
Im Moment ist dieses verkrampfte wahrscheinlich nicht nur ein zeichnerisches Problem. Spätestens seit der Krankheit meines Vaters war ich durchweg angespannt. Es war von Anfang an klar, dass er mit seinem sehr aggressiven Krebs nicht länger als maximal 1-2 Jahre überlebt und natürlich hat man die ganzen 16 Monaten, die er letztendlich noch erlebt hat, permanent um ihn gebangt.
Jetzt ist es vorbei und ich stehe immer noch so dermaßen unter Spannung, dass ich seit seiner Beerdigung nicht einmal mehr weinen konnte. Mein ganzer Körper fühlt sich total verkrampft an. Und der Druck neben dem ganzen Drama auch noch die Bewerbungsmappe fertig zu kriegen hat mir auch nicht grade geholfen...
Für andere mag das Zeichnen gerade in so einer Situation vielleicht als eine Art Therapie dienen, mir kommt es momentan eher wie eine zusätzliche Belastung vor. Andererseits kann ich auch wieder nicht ohne und ach...im Moment weiß ich selbst nicht mehr was ich will oder machen soll.

Ab nächstem Monat bin ich zumindest bei einem durchgehenden wöchentlichen Aktzeichenkurs angemeldet. Vielleicht hilft mir ja ein ganz neues Motiv dabei wieder lockerer zu werden und Spaß daran zu finden? Krampf hin oder her, aufhören kann ich ja ohnehin nicht, also werde ich weiterhin alles mögliche ausprobieren...

Ich danke dir auf jeden Fall herzlichst für deine Tipps und entschuldige mich, dass ich schon wieder so schrecklich viel geschrieben habe! >___<
Antwort von:  CamiosRevival
18.09.2014 08:05
Nicht doch, schreib so viel wie du möchtest. ^^

Nach deiner Schilderung ist es doch ein psychologisches Problem. Künstler spiegeln gerne ihr Innerste unbewusst in deren Arbeiten wieder. Das kenne ich auch von mir. Ich habe deswegen ne 5 jährige zeichnerische Blockade hinter mir. Ich habe etwas ähnliches erlebt wie du. Ich würde mir wünschen, dass es bei dir gar nicht erst zur Blockade kommt. Auch wenn jetzt etwas hart klingt, bei mir hat erst die Therapie geholfen, die Trauer zu überwinden, weil 5 Jahre sind definitiv zu lang.

Vielleicht hat dein Bild eine unterbewusste Message. Vielleicht stellt dein Bild eher deinen schmerzvollen Eingriff in deinen Leben da. Eine Kralle die, eine Oberfläche zerreist. Oder ein unbeschriebenes Blatt, das für eine Zukunft steht die nicht mehr gelebt/gefüllt/erfüllt werden kann. Die Stifte sind in dem Fall nur dein Ausdrucksmittel aber nicht die Ursache.

Nimm dir Zeit zum Trauern und spreche viel mit deiner Familie und Freunde über deinen Paps.
Eine Trauerphase kann 1-2 Jahre dauern, wenn es denn stätig besser wird. Jeder hat da so seinen eigenen Rhythmus und Methoden.

Ich wünsch dir das Beste.

LG CR
Von:  Armando
2014-08-29T20:59:01+00:00 29.08.2014 22:59
Erstmal: krasses Bild. Sowohl von der überragenden Technik her als auch vom Emotionsgehalt.
Spitzenklasse! Es ist echt eine Wohltat, Bilder mit Inhalt und "Message" zu sehen. Die Hassliebe kommt wahnsinnig gut rüber. Und ich konnte mich sofort in das Bild "hineinfühlen"...
Ebenso wie in deine Geschichte. Danke erstmal, dass du die mit uns geteilt hast, denn es ist einfach schön zu wissen, dass man nicht allein ist und dass es noch andere gibt, die damit kämpfen, dass ihr Hobby sie regelmäßig tierisch nervt.
Natürlich auch von meiner Seite herzliches Beileid, ich hoffe du und deine Familie kommt gut durch diese schwere Phase! Vielleicht annst du aber deine Emotionen weiterhin in Bildern bündeln, obwohl es natürlich schade ist, wenn es negative Emotionen sind...
Meine Frustration mit dem Zeichnen begann etwa mit 16-17. Bis dahin habe ich einfach fröhlich gezeichnet, auf was ich Lust hatte, ich war relativ produktiv, habe mich auch mit anderen ausgetauscht, die gern zeichnen...
Aber irgendwann, ich weiß nicht genau wann, kam diese immense Unzufriedenheit. Alles, was ich gezeichnet habe oder zeichnen wollte, habe ich direkt niedergeschmettert. So nach dem Motto "das ist nicht gut genug, alles schon dagewesen, es gibt so viele, die besser sind als ich, ich müsste noch Jahre üben..." und so weiter. Ich habe zwar das Gefühl, mich nicht sooo schlecht anzustellen und habe auch immer wieder Ideen, die aber nie zur Umsetzung kommen. Irgendwie macht das Zeichnen Spaß und irgendwie auch überhaupt nicht. Ich schiebe es immer vor mir her, versuche mit dem Anschaffen neuer Zeichengeräte/-materialien die Lust am Zeichnen wieder zu wecken, aber diese Motivation ist nur kurzfristig. Ich glaube inzwischen blockiere ich mich selber auch aus Angst, nie wieder Freude dabei zu empfinden. Zeitweise wurde mir beim Zeichnen körperlich unwohl vor Sorge... Ich weiß auch nicht, woran das liegt, aber ich konnte deswegen seit bestimmt 2 Jahren kein Bild mehr fertigstellen.
Da es doch recht viele zu geben scheint, denen es so geht, müsste man vielleicht mal eine Diskussion führen, was man dagegen tun kann... Denn ich möchte dieses Hobby nicht aufgeben, weiß aber nicht, wie.
Antwort von:  Armando
29.08.2014 23:06
Was ich in dem ganzen Gelaber über mich vergessen habe, aber unbedingt noch sagen will:

Ich hoffe für dich (und auch für die anderen, denen es so geht) nur das Beste, viel Erfolg im Studium, und dass du irgendwann doch noch den positiven Schwung findest, den du mal hattest! Und dass zumindest die Hoffnung dir bleibt, dass es nochmal was werden kann, und du nicht aufgibst. Wenn aus Hass so ein hammermäßiges Bild entstehen kann, bin ich gespannt, was aus Liebe entstehen wird :)
Alles Gute!
Von:  Karamella
2014-08-11T21:09:45+00:00 11.08.2014 23:09
Wow. Wow. Wow.

Ungefähr so saß ich da, als ich deine Geschichte las. Ich saß da und hakte >jeden einzelnen Punkt< meiner persönlichen Geschichte hab. Es ist fast schon gruselig.
Erstmal herzliches Beileid wegen deinem Vater. Doch es ist gut zu wissen, dass er nun seinen Frieden gefunden hat.
Eigentlich würde meine Geschichte hier niederzuschreiben bedeuten, deine Geschichte nochmal zu schreiben. Ich versuche es kurz zu machen. Es begann gleich, mit Mangas, den gleichen Mangas. Ich war zeichentechnisch zwar nie richtig auf Mexx aktiv (bis auf gaanz früher; aber meine feinsäuberlichen, realistischen Sachen habe ich nie hochgeladen), hatte aber zwischendurch auch öfter Zeichenkrisen und Schaffenspausen. Auch ich machte später eine Ausbildung zur Grafik-Designerin. Ich hatte genau die gleichen Probleme damit und obwohl ich das Design am Computer nicht/kaum mochte, zeichnete ich auch privat von Hand über Jahre nicht mehr. Auch ich distanzierte mich (wie ich in einem deiner Kommentare unten las) dort vom Mangazeichnen, redete mir auch selbst ein, dass es anders besser ist, was ich heute dumm finde und bereue, da ich es eigentlich mag und ich mich da selbst in ein Schema gepresst habe. Deswegen zeichne ich heute größtenteils auch ganz anders, finde aktuell aber wieder ein wenig zum Mangazeichnen zurück, wozu mich erst eine tolle Animexxzeichnerin inspirierte. Der Beruf jedenfalls deprimierte mich, doch nach einer jahrelangen Pause habe ich aktuell wieder angefangen... und möchte jetzt Illustration studieren. All diese Gedanken hatte ich aktuell in den letzten Wochen und jetzt lese ich deine Geschichte und vor allem auch zeitlich ist das gerade so passend. Weil ich mich zu diesem Schritt erst vor wenigen Wochen entschieden habe (was mich gerade echt ins Schwitzen bringt, da ich jahrelang nicht gezeichnet habe und jetzt in kurzer Zeit so viel neu zeichnen muss XD) und jetzt lese ich das. Der Wahnsinn. An welche Hochschule möchtest du?

Das Gruseligste: Mein Vater hatte eine Herztransplantation und erst vor Kurzem sah es wieder ganz schlecht aus. Ich kenne dieses Gefühl, diese Angst. Und sehr viele Jahre wird er wohl nicht mehr haben. Das flasht mich gerade extrem.
Diese Gemeinsamkeiten...

Es ist wirklich, als hättest du meine Geschichte niedergeschrieben. Nur ein Punkt ist anders: Es ist erst seit wenigen Wochen so, aber ich habe wieder Freude am Zeichnen. Echte Freude. Der einzige Krampf ist der Zeitdruck, da ich das mit der Illustration erst kurzfristig entschieden habe. Diese Motivation und Freude jedenfalls habe ich einem Freund zu verdanken, der mich an seine FH mitnahm und mir all das zeigte... all die Eindrücke strömten auf mich ein und ich erinnerte mich an meine frühere Motivation und das Gefühl beim Zeichnen. Das kommt jetzt wieder zurück. Aber dafür hat es Jahre gebraucht. 3 Jahre um genau zu sein, habe ich fast gar nichts mehr gezeichnet.
Vielleicht findest du auch irgendwas, das dir die Freude daran zurück bringt. Schön wäre es, denn um mal was zum Bild zu sagen: Du hast Talent und man sieht, dass du Herzblut reinsteckst! Auch, wenn es Hass ist, man spürt deine Gefühle. Man spürt deine Seele in dem Bild und was wäre schöner, als wieder die Freude am Zeichnen zu finden? Ich wünsche es dir.
Von:  SilverSerenity
2014-08-11T14:56:15+00:00 11.08.2014 16:56
Hey, das Bild ist wirklich sehr genial. Sehr Ausdrucksstark.
Ich habe aus diesen Grund nie einen Beruf mit Kunst/Zeichnen ausgesucht. Viele haben mich dahin drängen wollen, weil ich das ja so gerne mache. Ich hab immer gesagt, das ist mein Hobby.
Vor einer Weile habe ich mich entschieden zu studieren. Ich wollte schon immer Lehrerin werden. Dabei musste ich meine Fächer wählen. Kunst kam zuerst nicht in Frage, doch dann habe ich mich doch dafür entschieden.
Es ist die beste entscheidung, anderen das Zeichnen/malen etc näher zu bringen (und so viel neues zu sehen), das ist was ganz anderes.

Mir hat mal eine Künstlerin gesagt, male nicht das, was andere wollen. mal für dich, liebe deine Werke, wenn jemand etwas besser machen will, dann soll er es selber machen. Mal du so wie du willst udn wann du willst.
Ich wünsche dir, das du die Entspannung im Zeichnen findest.
Von:  AlexandraLuzifer
2014-08-11T11:22:34+00:00 11.08.2014 13:22
Huhu :3
Ich kenne dieses Gefüh auch wenn es bei mir nie so lange anhält XD
Was bei mir gut gilft ist einfach ihne Ziel vor mich hinzukrakeln etwas absrtaktes zu machen und den Farben eher beim wirken zuzuschauen als selbst zu malen .
Mich entsspannt das irgendwie und danach gehts meistens wd besser ...weil ich mir beim malen von abstrarakten dingen keinen Zwang auferlegen kann da es ja kein Ziel gibt ......
so ich weiß jetz nich ob das hilftt oder nur bullshit ist den du schon ausprobiert hast XD
Ich hoffe für dich auf jeden Fall das es wd besser wird ;)
Von:  Angel_of_Genesis
2014-08-11T10:22:32+00:00 11.08.2014 12:22
Also als aller erstes: Mein herzliches und ganz ehrliches Beileid wegen deinem Vater! Aber es tut gut, wenn man das Gefühl hat, dass das Gehen friedlich war.

Ich kann das Nachvollziehen mit dem nicht Zeichnen wollen. Ich hatte auch eine ganze Weile einfach keine Lust zu Zeichnen und mir kamen auch gar keine Ideen. Zwischendurch wollte ich Zeichnen und dann wollte ich es gleichzeitig nicht, ich konnte mich nicht motivieren und hatte auch keine Ideen. Diese Zeit war für mich auch sehr frustrierend, auch wenn ich lange nicht so gut bin wie du. Ich zeichne auch nicht irgendwie professionell und habe auch gar keine Ambitionen dazu, aber dennoch sind solche Phasen sehr frustrierend. Ich bin selber halt nur so ein typischer Hobby-Zeichner, auch wenn ich nur bei Manga bleib. Irgendwie kann ich damit besser als mit realistischen Zeichnungen. Die find ich persönlich viel schwieriger, daher auch mein aller größter Respekt!

Zum Bild selber: Mir tun allein schon vom Hinschauen sämtliche Fingergelenke weh, so realistisch ist es - Bleistifte hin oder her. Wirklich genial. Die Farbwahl ist wirklich toll, so harmonisch und der spartanische Hintergrund verstärkt das ganze Bild als ganzes. Das Blau in das der Arm übergeht, erinnert mich ganz persönlich an eine eingefrorene Leiche oder einfach an Gletschereis. Ich interpretiere da zusätzlich deinen Hass ins Zeichnen hinein, sozusagen die Liebe zur Zeichnerei die eingefroren ist.
Die Schattierungen etc. sind unglaublich, mich fasziniert immer wieder, was man mit Buntstiften alles machen kann ^^


Zum Schluss: Es mag eigennützig sein, aber ich hoffe wirklich du findest deine Liebe zum Zeichnen wieder und der Hass und der Zwang verschwinden mit der Zeit wieder. Du bist so gut - mit dem ganzen Hass - dass ich einfach gern sehen würde, wie es aussieht, wenn du das Zeichnen wieder liebst. Vielleicht war es irgendein Erlebnis, dass dich so tief getroffen hat, vielleicht auch ohne, dass du es gemerkt hast.
Ich weiß, es ist leider unmöglich dir einen Tipp zu geben, wie der Hass wieder verschwindet, deshalb versuche ich es auch gar nicht. Ich hoffe einfach nur.

lg
Genesis
Von:  m-u-ll-e
2014-08-11T10:21:16+00:00 11.08.2014 12:21
Mein Kommentar wird zwar nicht so lang, da du hier schon genug zu tun hast, aber ich finde das Bild auf jeden Fall großartig. Die Idee ist toll und trägt an sich schon so viel psychologische Ambiguität, dass deine Geschichte sich allein dadurch schon erklärt. Die Umsetzung ist auch super gut.
Von: abgemeldet
2014-08-11T00:59:55+00:00 11.08.2014 02:59
Ich kann das super gut nachvollziehen, ähnlich wie du ist es mir auch ergangen, ich hab ca. 3 Jahre nicht gezeichnet, das fing auch mit der Grafikdesign bezogenen Ausbildung an.
Nachdem ich wieder mit dem Zeichnen angefangen habe und obwohl ich nur in der Ausbildung den Kram gemacht habe und nicht mehr an meinem Stil weiter gearbeitet habe, habe ich technisch einen wahnsinnigen Sprung gemacht. Ich dachte ich habe alles verlernt, aber es war genau anders. Das hatte mich verwundert, das hat mich motiviert zu üben um mich weiter zu verbessern, aber ich war echt langsam, bin ich auch jetzt noch und ich muss mich auch zu allem zwingen, ähnlich wie du es beschreibst.
Ich wünsche dir viel Erfolg, dass das irgendwann nachlässt, besonders beim Illustration-Studium, oder dass, das die Freude am Zeichnen wieder mehr weckt. :)

Zum Abschluss möchte ich dir und deiner Familie noch mein Beileid aussprechen. Viel Kraft und Stärke, dass ihr die schwere Zeit gut übersteht.
Von:  Erdbaerkakao
2014-08-10T07:15:57+00:00 10.08.2014 09:15
Zunächst einmal bedaure ich deinen Verlust und den deiner Familie in Form deines Vaters. Jetzt ruht er in Frieden und lebt weiterhin in euren Erinnerungen.

Der Titel ist gut ausgewählt. Er provoziert eindeutig.
Bevor ich deine persönliche Geschichte gelesen habe, konnte ich bereits die Frustration in dem Bild erkennen.
Die verkrampfte Hand zeigt den Zwang, etwas zu Blatt zu bringen. Die Mienen könnten Fingernägel sein, die abbrechen und über der Hand zieht sich eine Blutspur, was mit körperlich und auch seelischen Schmerzen zutunhaben könnte. Dadurch dass das Blatt beim Zeichnen bereit zerreisst, sieht es aussichtslos aus, überhaupt was zu zeichnen. Ich mag die tiefgründige Botschaft hinter dem Bild.

Gezeichnet habe ich selbst schon immer. Mit Sailor Moon habe ich erst richtig losgelegt. Ich war regelrecht fasziniert von dem Anime- und Mangastil, was ich heute immer noch bin. Der kam aber bei meinen Kritikern nicht immer gut an, weil den Bildern die Realistik fehlte, weshalb ich anfing, bewusst nur noch realistische Darstellungen zu zeichnen und deutlich weniger Manga. Das machte mir auf Dauer aber keinen Spaß und irgendwann gestand ich mir ein, dass mir das Mangazeichnen einfach liegt und ich es weiter perfektionieren sollte. Während meiner Ausbildung zur technischen Zeichnerin hat mir die Arbeit am PC auch nicht gefallen. Ich mochte es lieber traditionell. Und das zwangweise Zeichnen für Kunden, hat mich unter Druck gesetzt. Ich hatte einfach keinen Spaß daran, etwas für jemanden zu entwerfen, was mir selbst nicht gefällt. Daher bin ich froh, dass ich jetzt meine Ausbildung zur Gesundheit- und Krankenpflegerin mache. Ich bin froh, dass es nichts mit Zeichnen zu tun hat, weil ich es jetzt nur noch für mich selbst oder besondere Anlässe mache. Hauptsache ich verliere weiterhin nicht den Spaß daran. Auf der Arbeit habe ich viel mit Menschen, Anatomie und Medizin zu tun, die ich in wertvolle Erfahrungen umwandle und auch irgendwann in eine Geschichte authentisch umsetzen kann.

Mein Tipp für dich wäre, nichts erzwingen zu wollen, weil es auf Dauer Stress auslöst. Mach es aus freiwilligen Stücken und mit einer Portion Spaß. Den Bildern kann man die Stimmung seines Künstlers ansehen. Und damit auch die überwältigende Leidenschaft, die in ein Bild reinfließen kann. Und wenn dich ein aufwändigeres Werk auffressen sollte, nimm dir eine Auszeit. Triff dich mit deinen Freunden oder Familie. Sie werden dir Kraft geben.
Antwort von:  Ceresta
10.08.2014 18:58
Vielen Dank für deinen langen Kommentar (dass ihr aber auch alle so wahnsinnig viel schreibt, kaum zu fassen!). :)

Der Titel sollte auch provozieren (Provokation ist immer gut!). :D
Es freut mich sehr, dass die Aussage des Bildes auch ohne Text rüberkommt! Da bin ich mir selbst immer etwas unschlüssig. Ich kenne meine eigene Symbolik natürlich, aber ob andere ohne Erklärung darin dasselbe sehen, weiß man vorher leider nie so genau...

Diesen Zwiespalt zwischen Manga- und realistischem Zeichnen hatte ich zwischendurch auch einmal. Als ich meine Ausbildung anfing, habe ich bewusst versucht mich vom Manga-Zeichnen zu distanzieren (obwohl ich das eigentlich am liebsten gemacht habe), weil dieser Stil an Kunstschulen jeglicher Art bekanntlich ja eher verpönt ist. Das war auch ein sehr erzwungener Stilwechsel, der mir und meiner Einstellung zum Zeichnen damals wahrscheinlich auch nicht unbedingt gut getan hat. Es ist nie gut sich anderen zuliebe anzupassen, obwohl man selbst eigentlich etwas ganz anderes machen will. Mittlerweile tendiere ich zwar auch selbst eher zu einem etwas realistischeren Stil, weil ich mich mit meinem alten Manga-Stil auch gar nicht mehr richtig identifizieren kann, aber früher war das schon eher ein sinnloser Kampf gegen mich selbst...

Ich danke dir für den gut gemeinten Rat und werde versuchen das Zeichnen wieder etwas lockerer anzugehen. Das wird mir sicherlich schwer fallen, aber ich gebe mein bestes. :) Vielen Dank!