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Fanart

Ceresta   [Zeichner-Galerie] Upload: 02.08.2014 11:08
Oh ja, und wie ich es hasse!

Wer Lust auf eine mittellange und mäßig dramatische Leidensgeschichte hat, darf gerne weiterlesen, der Rest ergreift am besten schnellstmöglich die Flucht.

Als Kind hatte ich unheimlich viel Spaß daran Pokemon und ähnliches abzuzeichnen. Jeden Tag, stundenlang. Mit 11 Jahren ist mir dann zum ersten Mal ein Manga in die Hände gefallen. Jeanne und Arina Tanemura waren damals die reinste Offenbarung für mich (und sind heute mein größtes Grauen, diese Augen! Diese Proportionen! Mir wird schlecht...), woraufhin ich angefangen habe Manga-Kram abzuzeichnen und allmählich auch selber zu entwickeln. Mit der Übung stieg natürlich langsam auch der eigene Anspruch und aus Spaß wurde plötzlich Ernst. Immer besser musste es sein. Mit 15 Jahren kam es dann zu meiner ersten "Schaffenskrise" und seitdem gab es nicht wenige Momente, in denen ich das Zeichnen komplett aufgeben wollte.

Als ich dann mit 18 Jahren meine Ausbildung zur Grafik Designerin anfing, war ich anfangs noch hochmotiviert, habe dann aber sehr bald festgestellt, dass mir der Beruf eigentlich überhaupt nicht behagt. An Talent mangelt es wohl nicht, aber ich arbeite einfach überhaupt nicht gerne am Computer. Ab und zu ein Logo oder einen kleinen Flyer gestalten ist ja mal ganz nett, aber jeden Tag nur vor der blöden Kiste verbringen? Nein danke.
Mit meiner Begeisterung für den Beruf schwand auch meine Begeisterung für's Zeichnen. Wobei Zeichnen in so einer Ausbildung sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielt. Auf jeden Fall war ich dann endgültig so frustriert, dass ich das Zeichnen für mich privat tatsächlich fast ganze 1 1/2 Jahre aufgegeben hatte. Was ich für die Berufsschule zeichnen musste, habe ich (mit größtem Widerwillen) natürlich trotzdem gemacht, aber alles darüber hinaus, war für mich komplett gestorben...

Blöd nur, wenn man das Zeichnen trotzdem nicht aus dem Kopf bekommt. Trotzdem ich mich so dagegen gewehrt habe, kamen mir ständig Bilder in den Kopf, die danach geschrien haben, auf Papier gebannt zu werden! Es ist wirklich kaum auszuhalten. Egal, wie oft und lange ich das Zeichnen aufgebe, es holt mich immer wieder ein und ich fange doch wieder damit an. Ich kann schon lange nicht mehr behaupten, dass es mir noch richtig Spaß macht, es ist zu 95% purer Zwang! Die reinste Hassliebe, ich kann nicht mit und kann nicht ohne...

Und das wollte ich mit dieser Zeichnung ausdrücken.
Eine verkrampfte Hand, die sich am Papier festkrallt. Stiftspitzen, die ständig abbrechen und doch immer wieder neu angespitzt werden, obwohl es so qualvoll ist, dass man sie am liebsten gar nicht nachwachsen lassen möchte.

Und so geht es mir mit dem Zeichnen schon seit vielen, vielen Jahren.
Ich will es absolut nicht und kann trotzdem nicht damit aufhören. Ein endloses Drama...
Und jetzt will ich mich auch noch für ein Illustration-Studium bewerben, weil es mich einfach nicht loslässt! Ich muss doch wirklich komplett bescheuert sein...

Oh Leute, erst mal vielen Dank für die vielen Kommentare!
Vor allem diese wahnsinnig langen, ich danke jedem, der mir seine Geschichte erzählt und mich unterstützt. Ich hatte noch nie unter einer Zeichnung so ausführliche Kommentare, ich bin noch gar nicht dazu gekommen alles durchzulesen. Ich werde euch im Laufe des Tages oder morgen (EDIT: oder (über)übermorgen, ihr seid so krass viele und werdet immer mehr!!!) ganz sicher auch allen antworten!
Ich komme grade von der Hochzeit meines Bruders, deren Stattfinden auch alles andere als selbstverständlich war. Mein Vater liegt nämlich grade im Krankenhaus im Sterben. Noch ist es nicht akut, aber es ist nur noch eine Frage der (kurzen) Zeit, bis er uns endgültig verlässt. Mich hat das emotional grade alles unheimlich mitgenommen und ich fühle mich momentan nicht in der Lage so vielen Leuten auf einmal zu antworten.
Aber ich danke euch wirklich sehr! Das wollte ich euch nur schon mal wissen lassen.

EDIT Nr.2:
Okay, da es mittlerweile wahrscheinlich eine Frage von Stunden ist, bis ich euch allen eine Antwort geschrieben habe, an dieser Stelle ein dickes "Entschuldigung!", falls ich etwas länger brauche.
Ich freue mich unheimlich, dass ihr mich alle an einem Stück Lebensgeschichte teilhaben lasst und lese das auch alles sehr interessiert durch. Momentan habe ich leider sehr viel um die Ohren. Wie bereits geschrieben, wird mein Vater mit jedem Tag schwächer und ich verbringe deswegen auch täglich viele Stunden im Krankenhaus, weil man davon ausgehen kann, dass es wirklich nicht mehr allzu lange dauert...
Ich bin aber bemüht jedem von euch zu antworten, aber wahrscheinlich brauche ich dafür doch ein paar Tage, vielleicht auch die ganze Woche. Ich gebe mein Bestes, aber ab und zu brauch ich auch ein Päuschen von allem...aber eine Antwort kriegt auf jeden Fall jeder von euch (früher oder später)! Vielen Dank.

EDIT Nr.3 (und hoffentlich der letzte):
Danke für Aikos Liebling! Grade bei dieser Zeichnung hätte ich im Voraus nie mit so großer Resonanz gerechnet, ihr seid echt unglaublich...

Edit Nr.4 (wirklich der letzte):
Mein Vater ist vor rund 7 Stunden endlich verstorben. Endlich, weil er sich die letzten Tage wirklich sehr gequält hat. Seine letzten Stunden und Minuten waren aber ganz friedlich. Sein Atem war plötzlich ein wenig unregelmäßig und hat ganz langsam komplett ausgesetzt. Man hatte aber nicht das Gefühl, dass er dabei irgendwelche Schmerzen hatte. Er ist innerhalb weniger Minuten ganz friedlich von uns gegangen. Meine Mutter und ich waren beide direkt bei ihm. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dass seine Krankheit so ein ruhiges Ende genommen hat.
Ganz herzlichen Dank an alle, die mir durch Kommentare und private Nachrichten Unterstützung geben. Das AL ist in diesem Fall wohl wirklich ein ganz großes Glück für mich. Eure ganzen Nachrichten tun mir so gut! (natürlich auch solche, die sich nur auf das Bild an sich beziehen!)
Themen:
Horror, Gefühle

Stile:
Buntstifte

Unterthemen:
Hass

Größe:
minimal größer als A3 (Großansicht wärmstens empfohlen)

deswegen:
natürlich abfotografiert, das sieht immer noch ein wenig mieser aus als eingescannt...

Beschwerde


Kommentare (69)
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Von:  Ling_Ling
2014-08-02T11:34:37+00:00 02.08.2014 13:34
Mensch, irgendwie tut es mir leid, dass Zeichnen für dich zu so einer Hassliebe geworden ist. Aber vielleicht ergeht es ja vielen so, die ihr Hobby irgendwie mit dem Berufsleben verbinden möchten.

Ich hatte selbst schon lange den Eindruck, dass das Berufsleben die eigene Fantasie und die vielen lebhaften Ideen total verkümmern lässt. Da scheint es wohl schlussendlich nicht eine grosse Rolle zu spielen, ob man dabei versucht, sein Hobby mit dem Beruf zu verbinden... oder aus lauter blöden Umständen in einen Beruf rutscht, von welchem man schon zum Vornherein weiss, dass er einem niemals gefallen wird.

Schlussendlich tragen wir alle unsere Päckchen und müssen unter all den demotivierenden Umständen einen Weg finden, unsere Freude an den kleinen Dingen welche uns immer so gefallen haben, zu behalten.
Und weisst du, ich habe als Kind ebenfalls wie besessen von morgen bis abends gezeichnet. Ich konnte mich echt mit nichts anderem beschäftigen... Bleistift und Bundstifte waren mein ein und alles. - Bei der Berufswahl hatte ich jedoch ziemlich Pech... und Eltern, welche mir Felsbrocken in den Weg gelegt haben, welche für mich unmöglich zu überwinden waren. Ich habe aus Verzweiflung eine Ausbildung in einem Beruf gemacht, welchen ich nie im Leben lernen wollte... und dadurch habe ich mein geliebtes Hobby, das Zeichnen für über 10 Jahre an den Nagel gehängt.

Wenn du nach einer solchen Pause wieder mit dem Zeichnen beginnst, kriegt man teilweise fast die Krise, weil dir Fantasie und Routine fehlt. Ich rege mich bei meinen Werken schon gar nicht mehr auf, weil ich mir sicher bin, dass sich mein Ärger nicht wirklich positiv auf mein "Hobby" auswirken würde XD

So... jetzt hab ich dich wahrscheinlich unnötig mit viel "Blabla" zugetextet. - Und eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass zu wundervoll zeichnen kannst... deine Idee einfach genial ist... du dein schönes Hobby auf keinen Fall so lange an den Nagel hängen sollt, wie ich es getan habe... und lass gar nicht erst Hass aufkommen, der würde dich nur an deinem Talent hindern.
Und zieh eine Grenze zwischen Beruf und Hobby... denn das Berufsleben ist oft nicht so, wie wir es uns vorstellen. In vielen Berufen ist wahrscheinlich unsere Fantasie und "Lebensfreude" gar nicht gefragt. - Ist halt irgendwie eine traurige Realität =( Aber lass dir deswegen nicht die Freude verderben.
Antwort von:  Ceresta
03.08.2014 13:06
Auch dir ganz herzlichen Dank für den superlangen Kommentar!
(Ich komme schon gar nicht mehr hinterher jedem gebührend zu antworten! >__<)

Die Sache mit dem Beruf und der Berufung ist wirklich schwierig. Einerseits habe ich schon das Gefühl, dass man sich echt die Freude am Zeichnen verdirbt, wenn man versucht es als Beruf zu betreiben. Da kann man halt nicht mehr zeichnen, was einem grade so durch den Kopf geht oder Spaß macht. Andererseits wüsste ich gar nicht, was ich anderes machen sollte. Ich habe keine anderen Talente. Natürlich könnte ich auch einen stinknormalen Bürojob erlernen...Als ich von meiner Ausbildung so frustriert war und nie wieder zeichnen wollte, dachte ich zwischenzeitlich sogar ernsthaft darüber nach, mich für einen Ausbildungsplatz bei der staatlichen Rentenversicherung zu bewerben (hohe Wahrscheinlichkeit übernommen zu werden, relativ sicherer und gut bezahlter Job...). Dabei weiß ich ganz genau, dass mich das NIEMALS glücklich machen würde!

Mit dem Zeichnen stehe ich zwar in einem Zwiespalt, aber mein Bauchgefühl sagt mir immer wieder "mach das, das ist das Richtige für dich!". Mir ist klar, dass ein Illustrations-Studium in meinem jetzigen Zustand wahrscheinlich auch eher eine Qual wird, aber vielleicht ist es ja tatsächlich genau das, was ich brauche? Vielleicht macht es mir dann ja doch wieder Spaß? Das kann ich nur herausfinden, wenn ich es versuche...
Ich finde es sehr schade, dass du scheinbar nie die Möglichkeit dazu hattest, dich wenigstens in einem künstlerischen Beruf auszuprobieren. :( In meinem Fall haben mich sogar meine Eltern dazu gezwungen. Eine andere Möglichkeit hatte ich mit meinem unglaublich schlechten Abschluss auch gar nicht. Bei der Ausbildung waren Noten ja zum Glück völlig nebensächlich, denen hat's gereicht, dass ich gut zeichnen konnte, sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich immer noch ausbildungslos...

Als ich mal über 1 1/2 Jahre fast gar nichts gezeichnet hatte, fiel mir das Zeichnen auch wahnsinnig schwer! Viele Sachen, die ich schon mal konnte, waren weg oder zumindest ziemlich verkümmert. Es hat fast über ein halbes Jahr gedauert, bis ich wieder halbwegs an meine ehemaligen Zeichnungen rangekommen bin.

Oh je, jetzt hab ich auch schon wieder wahnsinnig viel gelabert.
Danke, dass du mir deine Geschichte erzählt hast und die ganzen lieben Worte. Ach, ich weiß schon gar nicht mehr, wie euch allen hier noch danken soll, einfach DANKE, DANKE, DANKE!!! ;////;
Von: abgemeldet
2014-08-02T11:32:20+00:00 02.08.2014 13:32
Das ist echt ne unpraktische Sache, dass viele dieses Grafikdesign falsch einordnen! Mir wurde auch einmal beim freistundenfüllenden Bilderkritzeln vom Lehrer empfohlen, doch was in Richtung Grafikdesign zu machen. (Das war auch noch n Lehrer, in dessen Fachrichtung ich letzendlich mehr oder weniger was studieren wollte. Bisschen deprimierend!! War aber was Technisches und nix Künstlerisches.) Dabei haben die Sachen wirklich nix miteinander zu tun. :-o Ich kann kein Stück designen und am PC malen oder Grafiken erstellen mache ich auch unglaublich ungerne.
Irgendwie hab ich das Bedürfnis zu erzählen, wie toll man natürlich als Illustrator freie Hand hat und man traditionell oder am PC arbeiten kann wie man lustig ist, aber all mein Wissen basiert aufm BRO und der ist da schon zwei Kommentare unter mir, hahahah. Da sollte ich also lieber still sein.

Ich kann jedenfalls diesen Anspruch an sich selbst nachvollziehen. Ich hab eigtl nur den Spaß am Zeichnen im Besserwerden und Zieleerreichen. Ich habs Bedürfnis bei jedem Bild wieder etwas Besseres zu schaffen und etwas Neues auszuprobieren und ja keine groben Unstimmigkeiten ins Bild zu bringen. Ist das dann auch sowas in die Richtung bei dir (gewesen)?
Bei mir ist das jetzt so weit, dass ich Ewigkeiten brauche, überhaupt ein Thema oder ein Motiv zu finden, was mich genug anfixt, damit ich es zeichnen will. Aber das heißt zumindest, dass ich dann gar nix male, bis ich was gefunden hab. Somit hab ich trotzdem grundsätzlich Spaß am Zeichnen... Hm.
Ich glaube, wenn man so ne Leidensgeschichte hört, hat man meistens das Bedürfnis mit seinen eigenen Erfahrungen zu antworten?? :-D:-D Weiß gar nicht, ob du sowas hören willst, hoho.

Ich hoffe jedenfalls, dass das bei dir besser wird, sobald du Illustration anfängst! Du kannst näml echt tolle Sachen aufs Papier bannen (sowohl vom Inhalt als auch von der Umsetzung ey) unds wär irgendwie schad drum, wenn das für dich immer nur Stress und Hass bedeutet. ;-(

Auf deinem Bild hab ich jedenfalls das Gefühl das echt spüren zu können. Aua, die Hand... Ganz kaputt und verkrampft. Durch das Rot sehen die Finger dann noch so aus, als wärs ganz heiß, vom ständigen Malen und Spitzen und verkrampft Halten. Und der Arm aber ganz kalt, tot und blau!!
Und auch der Punkt mit dem immer wieder Anspitzen... Was ein Albtraumszenario! Irgendwann hat man dann nur noch so krüppelige Stümpfe als Finger, die trotzdem noch weiter abbrechen und dann malt man mit dem Arm oder mit den Füßen und man verliert immer mehr und kann trotzdem nicht aufhören!! D-:
Wirklich klasse umgesetzt!!
Antwort von:  Ceresta
03.08.2014 12:43
Ich danke dir für diesen ausführlichen Kommentar! :)

Ich finde es ganz erstaunlich, dass auf meine Zeichnung wirklich ALLE mit ihrer eigenen "Leidensgeschichte" geantwortet haben. Irgendwie muss ich doch bei vielen auf einen wunden Punkt getroffen haben...
Und ich finde das überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil, es beruhigt mich unheimlich, dass ich nicht die einzige bin, die sich mit dem Zeichnen so schwer tut! Mit meinem ganz extremen Hass, bin ich dann wohl doch eher etwas speziell, aber es hilft mir trotzdem mich mit anderen darüber auszutauschen.

Natürlich kam auch bei mir der erste Druck dadurch, dass ich einfach unbedingt noch besser und möglichst fehlerfrei sein wollte. An dem Punkt kommt, denke ich, jeder halbwegs ernsthafte Zeichner irgendwann an. Für mich war das Zeichnen aber auch immer etwas, um mich zu beweisen. Es gibt nichts anderes, was ich wirklich gut kann.
Meinen Eltern habe ich als Jugendliche verdammt viele Probleme gemacht (weil ich selber massive Probleme hatte) und in der Ausbildung konnte ich dann endlich beweisen, dass ich wenigstens irgendetwas gut machen kann. Da habe ich mich wohl auch einfach selbst unter ganz schön großen Druck gesetzt. Es ging nicht nur darum mich einfach nur zeichnerisch zu verbessern, sondern zu beweisen, dass ich überhaupt irgendetwas wert bin. Dass einem da der Spaß an der Sache verloren geht, ist wohl nicht verwunderlich...

Vor allem danke ich dir, dass du mich dazu ermutigst, es mit dem Illustrations-Studium zu versuchen.
Dein lieber Freund (oder Freundin) BRO hat mich da auch schon ein wenig ermutigt, ihm/ihr scheint das Studium ja richtig gut getan hat. Vielleicht hilft es mir ja auch?

Und weil ich's gar nicht oft genug sagen kann: Danke!
Antwort von:  BRO
03.08.2014 12:55
(Nebensächlich, und ich find's auch verständlich, dass man hier auf Mexx erstmal nicht davon ausgeht, aber: Der Bro und der Dork, beides Jungs, ja.)
Von:  Suchen
2014-08-02T10:33:56+00:00 02.08.2014 12:33
Hm, geht mir teilweise ähnlich...

Als Kind war ich auch völlig Malverrückt und als ich dann mit 11 meine ersten Manga gelesen hab, hab ich eigentlich nur noch gezeichnet :D So richtig von Morgens bis Abends... Irgendwann auch so mit 15/16 bin ich dann aber regelrecht verzweifelt, weil ich einfach nicht besser geworden bin und alles so scheiße war. Ab da hab ich nicht mehr so viel gezeichnet... :) Ich habs noch gerne getan, vorallem im Kunstunterricht und war da auch immer die beste, aber ich hab mich im Prinzip die ganze Zeit davor gedrückt zu zeichnen. Trotzdem wollte ich dann irgendwas in Richtung Kunst oder Design studieren, weil ich dann ja gezwungen bin wieder zu zeichnen und ich mir sicher war, dass ich dann wieder mehr machen würde. Das Mappen herstellen hat auch wirklich Spaß gemacht, auch wenn ich mich von einer perfektionistischen Besessenheit meine Bilder wirklich perfekt zu malen zu einer 10-Minuten-Bildzeichnerin gewandelt hab. Naja, tragischerweise wurd ich aber von allen Unis abgelehnt :D Könnt auch dran liegen, dass ich mich eher für Grafikdesign beworben hab und denen dafür eher ungeeignetes Zeugs geschickt habe. Ich hab dann beschlossen es noch ein paar Mal zu versuchen (hab glaub 3 Absagen kassiert gehabt und die Zeit der Bewerbungen war fast vorbei) und es dann sein zu lassen, aber dann wurd ich tatsächlich von einer Uni angenommen, die aber absolut in Richtung Design geht. Screen Design und so. Im ersten Semester haben wir noch etwas gezeichnet, aber inzwischen sitz man wirklich nur noch vor dem Screen :/ Hm, es gibt schlimmeres, aber manchmal denke ich, dass ich mich vielleicht doch für einen illustrativeren Studiengang hätte bewerben sollen...
Wie dem auch sei, ich hasse Zeichnen nicht, aber ich drück mich irgendwie die Ganze Zeit davor >_> So Mini-gekrakele und Blödsinnszeichnungen sind drin, aber sonst? Sogar wenn ich mir vornehme brav was zu zeichnen wirds nicht wirklich was :D' Ich brauch irgendeine Motivation...!!

Aber nun gut.
Jetzt zu deinem Bild.
Mir gefällt es sehr gut, vorallem mit deiner Beschreibung und der Hintergrundgeschichte und überhaupt.
Die Hand ist sehr gut geworden. Ich finde es echt schwierig Hände in bestimmte Posen zu bringen (ja, wenn man auch nicht mehr übt...), grad sowas wie festkrallen. Sieht bei dir super aus. Auch die Farbverläufe gefallen mir.

Die abgebrochenen Finger und die Spitzelreste sehen ebenfalls gut aus. Die Schatten hast du gut gesetzt, hat was sehr realistisches, wenn man sich das so ansieht.
Also, ich finde du scheinst wirklich talentiert zu sein, versuchs einfach mal mit dem Illustrationsstudium. Vielleicht hilfts dir ja und du hast wieder Freude am Zeichnen :)
Antwort von:  Ceresta
03.08.2014 12:28
Vielen Dank für deinen langen Kommentar!
Es tut mir gut wirklich gut zu lesen, dass ich mit meinem Problem nicht ganz alleine bin.

Es ist wirklich schade, dass du dich auch ein wenig im Design-Bereich verlaufen hast. Nach den ganzen Kommentaren, die ich mittlerweile zu dieser Zeichnung bekommen habe, scheint diese Richtung viele mehr frustriert als bereichert zu haben. Ich habe mir lange eingeredet, dass man mit dem Computer-Kram wenigstens Geld verdienen kann, aber das macht einen auf Dauer ja auch nicht glücklich, wenn man die Kiste absolut nicht mehr sehen kann!
Absagen sind natürlich immer scheiße (wenn ich das mal direkt so sagen darf), eine habe ich mittlerweile ja auch schon kassiert. Ich hatte zwar damit gerechnet, aber so was zieht einen dann doch wesentlich mehr runter, als man im Voraus denkt...

Den Drang zum Zeichnen werde ich ja ohnehin nicht los, also dachte ich mir, ich bewerbe mich mal für Illustration. Sollte ich denn genommen werden, ahne ich trotzdem schon, dass das eine große Quälerei für mich wird. Andererseits sagt mir mein Bauchgefühl einfach, dass ich es trotzdem unbedingt versuchen sollte.
Na ja, was hab ich schon zu verlieren...

Auf jeden Fall noch mal ganz herzlichen Dank, dass du deinen Werdegang und Gedanken zu dem Thema mit mir geteilt hast!
Von:  BRO
2014-08-02T10:21:13+00:00 02.08.2014 12:21
Puh, Ceresta.

Also erstmal muss ich sagen, dass ausnahmslose jeder, den ich kenne, der eine grafische Ausbildung gemacht hat, enttäuscht davon war und etwas Anderes erwartet hat und das so ein Illustrations-Studium nicht damit zu vergleichen ist. (Ich würde mich ja für dich freuen, wenn's klappt, für mich war's einfach das Beste, was mir passieren konnte. Magst du mir verraten, wo du dich beworben hast?)


Ansonsten harter Tobak. Ich hab mal deine Galerie durchforstet und festgestellt, dass das wohl 2011 war, als du das Zeichnen für dich privat eingestellt hast, was?
Den Druck kenn ich, also sowohl Druck durch irgendeine Ausbildung, dass man sich nicht genug Zeit für sich selbst und seine Hobbys eingesteht, als auch der eigene Druck, dass man besser werden muss. (Gleichzeitig mit der Unfähigkeit zu merken, dass man sich auch stetig verbessert. Dafür fehlt einem wohl meist einfach der Abstand.)

Was ich noch nicht ganz verstehe ist dein großer Hass dem Zeichnen gegenüber. Geht es da wirklich ums Zeichnen an sich oder hasst du eher den Druck dabei? Oder die Enttäuschung am Ende? Und wie kann ich das verstehen, dass du zeichnen "musst"?
Ich kann zwar auch irgendwie behaupten, dass ich zeichnen muss, aber eben aus so einem inneren Antriebe. Ich mag zeichnen, am liebsten 24 Stunden am Tag. Und es geht mir äußerst selten auf den Kecks und falls mir dabei mal die Motivation ausgeht, kehrt sie schnell wieder zurück. (Warum sag ich das eigentlich? Ich will mich nicht aufspielen, das ist nur die Denke die ich habe, weswegen ich vllt deinen Standpunkt noch nicht verstehe.)

Manche Leute quälen sich aber auch gerne, so dumm es klingt. Und manche sind besonders kreativ, wenn sie sich quälen und besonders (zeichen-)lustlos, wenn es ihnen einfach nur gut geht. (Das kann ich auch verstehen...) Also vllt geht es ein wenig in die Richtung...? (Deine Bilder sind jedenfalls sehr kreativ, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Vllt gerade weil da so viel Wut und Frustration und was nicht noch alles in dir steckt? Weil du eben was zu sagen hast!?)

So oder so stell ich mir das schwierig vor und das tut mir leid für dich. Hoffentlich löst sich bei dir mal ein Knoten oder sowas und du kannst wieder entspannter Zeichnen oder findest einfach einen Weg damit umzugehen.

Zum Bild:
Sehr ausdrucksstark und krass! Das allein gefällt mir ja schon. Außerdem mag ich Hände und die hier ist wirklich extrem gut gemalt. Technisch muss man ja erstmal so gut sein, dass man der Hand ansieht, dass sie in etwas Stiftartiges übergeht. Also wieder sehr cool.