Anime-Marathon 2008
Autor: KarlE
Diese Veranstaltung, die jährliche Con des Anime no Tomodachi e.V., zeichnet sich durch seine entspannte Atmosphäre, seinen hohen Komfort (durch die Einheit von Unterkunft und Veranstaltung im Tagungshotel) und sein tendenziell etwas älteres Publikum aus. Von Jahr zu Jahr an einem anderen Ort (in 10 Jahren an 8 verschiedenen Orten, wie das Quiz ergab), fand er diesmal in Burgstädt bei Chemnitz statt.
Wie üblich reiste ich mit der Bahn an, wobei ich bei der Hinfahrt keine weiteren Conbesucher antraf, einerseits da es sich doch um eine kleine Veranstaltung handelte, andererseits weil ich in bewährter Weise eine sehr frühe Verbindung ausgewählt hatte. Für München-Chemnitz hatte ich mir ein Dauer-Spezial für 58 EUR gesichert, leider hatte ich aber nicht gründlich genug recherchiert und war daher der irrigen Meinung dass Chemnitz-Burgstädt nur von der Citybahn Chemnitz befahren wird, die nicht im Bahntarif integriert ist. In Wirklichkeit fährt auf der Strecke auch stündlich ein Regionalzug nach Leipzig. So hätte ich 5,60 EUR sparen können.
Das Hotel ist ein umgebautes Industriegebäude (daher auch der Name "Alte Spinnerei") und macht einen recht ordentlichen Eindruck. Die Unterbringung war okay. Da ich keine Lust hatte, den Mehrpreis für ein Einzelzimmer zu bezahlen, überließ ich das Zusammenwürfeln im Dopplezimmer der Orga. Aufgrund eines Wasserschadens war ich im Vorfeld gefragt worden, ob ich mich in ein Dreierzimmer verlegen lasse, das aber leider nur mit 2 Schlüsseln daherkam. Nach anfänglicher Verwirrung klappte es aber ganz gut, jeweils den Schlüssel bei der Rezeption zu deponieren bzw. abzuholen. Für Freitag hatte ich das Abendbuffet gebucht, das ebenso wie die Frühstücksbuffets gut und reichlich war. Unmittelbar nebenan befindet sich eine Handvoll Läden mit Aldi, kik, Schlecker und Rewe.
Wie der Name Anime-Marathon schon andeutet, handelt es sich um eine non-stop Veranstaltung mit umfangreichem Anime-Programm. Dennoch deckt die Veranstaltung die üblichen Komponenten einer Con ab, und umfasst neben den ca. 3 Videoräumen (der dritte Videoraum war gleichzeitig der Saal, dafür wurde einer der weiteren Workshopräume ebenfalls zeitweise als Videoraum genutzt) auch Bring&Buy sowie Händlerraum, Gamesroom, Teestube mit gratis Tee und sehr preisgünstigen leckeren Kleinigkeiten zum Essen, sowie Workshops, die diesmal auch den offiziellen Schwerpunkt darstellten. Im Saal waren ferner drei Show-Auftritte (Hoighlight aus meiner Sicht der mitreißende Auftritt von Daijoubu) sowie das Quiz und ein Cosplay-Wettbewerb geboten.
Das Internet hat wohl nicht nur bei mir die Bedürfnisse deutlich verändert. Durch immer höhere Bandbreiten für Heimanwender und Flatrates ist das Onlinegucken bzw. Herunterladen von Fansubs dem mühsamen Tauschen mit anderen Fans per Post oder Treffen gewichen und man ist nicht mehr auf Conventions angewiesen, um Anime sehen zu können. So ist für mich auch das Animeprogram zum Teil zu einer Empfehlungsliste geworden, denn der Anime-Marathon zeichnet sich traditionell durch ein vielseitiges und sehr bewußt ausgewähltes Programm aus. Priorität haben daher für mich die Programmpunkte, die ich nur auf der Con haben kann, also Saalauftritte und Workshops (die sich praktischerweise nicht überschnitten), sowie der Dialog mit den anderen Teilnehmern. Allerdings finde ich sonst nur recht wenig Zeit zum Animegucken, so dass ich die verbleibende Zeit auf der Con, soweit nicht für Schlafen oder Essen benötigt, auch gerne in den Videoräumen verbracht habe. Ein Zettel mit den Details zum Nachtprogramm wäre ein echter Mehrwert gewesen.
Im übrigen nutzte ich auch die Zugfahrt dazu, auf dem Laptop ein bisschen meinen Rückstand an Animegucken aufzuholen. Dazu wurde erfreulicherweise am Donnerstag gerade rechtzeitig ein Akku geliefert, da der mit dem Gebrauchtgerät erworbene Akku keine vernünftige Laufzeit mehr erlaubte.
Neben der familiären Atmosphäre profitiert der Anime Marathon auch sehr von der Vielzahl freundlicher Helfer, hier Ameisen genannt. Dass diese ihre Aufgabe mit Leidenschaft machen und nicht als lästige Pflicht sehen, wird in einem Zitat deutlich: "Auf dem Marathon ist es eine Ehre, Ameise zu sein!" Glücklich der Veranstalter, der sich auf so eine Wahrnehmung dieser ehrenwerten Aufgabe stützen kann. Denn da die Ameisen ebenfalls zahlende Teilnehmer sind, und nur ein T-Shirt und ein wenig Verpflegung kosten, wird die Betreuungsquote von etwa 1:4 erst möglich.
Nun noch konkret zu einigen Workshops.
Am Samstag gab es einen "Anime und Manga in Deutschland", der aber in Wirklichkeit nur Anime behandelte und nach einigen Definitionen fundiert die Entwicklung von den ersten Ausstrahlungen über die Boomzeit der 90er bis heute beleuchtete und statistisch aufarbeitete.
Der HD-Workshop zeigte an einigen Beispielen mit einem 720p-Beamer die Unterschiede zwischen klassischen DVDs und Bluray-Material auf. Auf Nachfrage gabs auch einige technische Details. Tolle Konzepte wie Regioncode und Kopierschutz bleiben uns erhalten, viel ist möglich aber nur wenig von heutigen Hardwareplayern unterstützt und noch weniger in den verfügbaren Medien benutzt (z.B. als Text gespeicherte Untertitel - immerhin sind die grafischen Untertitel so abgelegt, dass sie in ordentlicher Qualität dargestellt werden).
Der sogenannte Yaoi-Workshop war erstens sehr mangalastig, und erging sich zweitens in ermüdender Theorie, so dass trotz deutlichem Überziehen des Zeitslots kaum Zeit für die Diskussion und die Durchsicht der mitgebrachten Materialien blieb.
Am Sonntag gab es schließlich noch einen Workshop "Life in Japan", wo anhand von Fotos einige Aspekte des japanischen Alltags besprochen wurden.
Auf der Rückfahrt hatte ich bis Nürnberg angenehme Gesellschaft, da ich hier einen früheren Regionalzug nehmen konte als geplant. Der letzte Abschnitt nach München bot dann nochmal Gelegenheit für ein paar Episoden Anime.