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Sind Komplimente nun auch schon sexuelle Belästigungen? Persönliches, WTF

Autor:  Cleo-Azimuth
Ich versteh die Welt immer weniger,...
 
Mein Bruder war mit seinen Lebensgefährt Essen und machte der Bedienung nach dem abkassieren und einem Trinkgeld das Kompliment "Ich bewundere das sie bei all dem Stress und den ganzen Kunden noch immer so ein sympathischen lächeln auf den Lippen haben können"

Nebeninfo es waren auch schwierige Kunden dabei die diese Dame bedient hatte und wer mit Menschen arbeitet weiß das es eben nicht so leicht ist, da zu lächeln bzw ehrlich zu lächeln.
 
Plötzlich fing die Dame an patzig zu werden und meinte "du kannst dir deine sexuelle Annäherung und Belästigung sparen".
 
Mein Bruder der da null auf den Mund gefallen ist "Keine sorge ich bin schwul, ich habe ihr sympathisches lächeln gelobt, ich finde sie weder hübsch oder ähnliches, schönen Abend noch" . Die Dame versucht noch etwas zu Kontern aber die beiden sind einfach gegangen.
 
Sein Lebensgefährte der in einer hohen Chef ähnliches Position ist hat auch regelmäßig damit zu kämpfen das ein einfaches Kompliment was an sich belang los wirkt (z.B. das der Kollegin die neuen Friseur steht) als Annäherung interpretiert oder schlimmeres gewertet wird.

Ich verstehe nicht warum das so ist. Ist ein Kompliment wirklich zu so etwas verkommen, darf man positive Sachen am Menschen nur noch hervorheben, wenn man etwas von dem anderen will?
 
Liegt es vielleicht daran das wir gar nicht mehr in der Lage sind Komplimente als solches an zu nehmen ohne Hintergedanken?
Oder werden wir doch mehr von unserem Trieben gesteuert als wir uns eingestehen oder oder oder....

Ja mir ist bewusst das es natürlich auf das gesamt Paket ankommt, eben so auf die Wortwahl aber sollte man nicht allgemein mal einen Moment das auf sich wirken lassen ohne selber dem anderen Hintergedanken zu unterstellen die nur wir in dem moment wirklich haben denn was der andere denkt wissen wir ja nicht.
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Datum: 18.09.2018 21:38
Wer weiß, vielleicht hat sie schon oft Komplimente über ihr Lächeln gehört, die nach simpler zur Kenntnisnahme ihrerseits in lästige Anmachen und anzügliche Kommentare ausgeufert ist.
Kann keiner in die Köpfe der anderen reingucken.

Ich habe auch (zwar nicht in DER Richtung) schlechte Erfahrungen mit "Komplimenten" gemacht, dass ich auf so etwas stets mit Argwohn reagiere.

Ich würde mich aber an der Stelle deines Bruders nicht davon unterkriegen lassen und weiterhin Komplimente machen wenn sie angebracht sind.
Vielleicht freut sich der nächste darüber.
Beste Freunde sorgen sich um dich wie Eltern,
verstehen dich wie Geschwister
und verhalten sich mit dir wie Gestörte.
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Datum: 18.09.2018 21:54
ElCidIV:
 
Das weis er und ich auch aber es nervt mich das man jeden in dem fall Mann so einfach so etwas unterstellt ungeachtet der Erfahrungen (komme aus der Gastro & verkauf und habe eben so solche Erfahrungen gemacht) und dann einfach mal so das behauptet, sie bezichtigt ihn ja das er sie mutwillig belästigt hat und das auch noch sexuell das ist der Vorwurf einer Straftat. Das wird mir persönlich einfach zu sehr abgeschwächt immerhin kann bereist so was Personen schaden.
 
Das weis ich nicht aber sein Lebenspartner macht es nicht mehr, sein Job ist ihm wichtiger als mit seinem Mitarbeitern wegen so was Probleme zu haben.
Viele Leute interpretieren gern und viel in Aussagen hinein, egal ob etwas davon da steht oder nicht, jedoch sind sie nur, weil sie es gerne machen nicht zwingend gut darinnen.
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Datum: 19.09.2018 03:43
Ich glaube viele sind einfach aufgrund ihrer Erfahrung zu schnell angetriggert.
Ich reagiere auf Komplimente mittlerweile auch eher zurückhaltend bis patzig aufgrund negativer Erfahrungen.
Früher war ich da entspannter, aber allzu oft wurde in den letzten Jahren ein erfreutes Dankeschön von mir als Ermunterung zu schmierigen Flirts und Anmachen verstanden.

Das soll jetzt nicht heißen, dass die Reaktion der Kellnerin korrekt war. Du hast natürlich recht. Der Vorwurf einer Straftat ist keine Kleinigkeit, aber mich überrascht ihre Reaktion aufgrund meiner eigenen Erfahrung nicht wirklich.
With blood and rage of crimson red,
ripped from a corpse so freshly dead,
together with our hellish hate,
we'll burn you all, that is your Fate!
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Datum: 19.09.2018 07:46
Die aktuelle Generation ist sowas von überempfindlich, dass es schlicht nur noch nervt, sei es dein Beispiel, Sexualität, "der richtige Umgangston", Feminismus, Gespräche, und, und, und. Es herrscht eine ekelhafte Unzufriedenheit hierzulande und es macht einen nur noch wahnsinnig und man will jedem aufs Maul hauen.

Die Probleme der Leute will man echt nicht haben.
Sorry an deinen Bruder, dass ihm sowas passiert ist. Es ist echt nicht mehr schön.
Es ist erst vorbei, wenn du es selber akzeptierst.
"Du wolle Memphis?!"
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Datum: 19.09.2018 09:06
Jetzt weiß ich auch, warum mich meine Kollegin aus der Firmekundenabteilung angefahren hat, nur weil ich meinte, das ihr die neue Jeans sehr gut stehen würde. oo

Als Mann muss man ja anscheinend gleich nen sexuellen Hintergrund haben, wenn man einfach mal nur nett sein möchte. oo
Es gibt kein Gut und Böse. Nur Taten und ihre Konsequenzen.
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Datum: 19.09.2018 10:03
Das war ein perfektes Kompliment. Punkt. Wer das in den falschen Hals bekommt, hat selbst ein Problem. Aber daraus würde ich noch keine Grundsatzdiskussion ableiten wollen.
[[🐄]]
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Datum: 19.09.2018 15:24
Ich denke es ist eine Frage der Intimität (wie gut kennen sich die beiden) und außerdem abhängig vom Kontext (Arbeit, oder geselliges Beisammensein bspw.) und der Formulierung.
 
Aus der Sicht der Kassiererin könnte es sein: Eine fremde Person spricht mich während der Arbeit, dir ich gerade sehr stressig finde, vor vielen Leuten auf mein Lächeln an. Womöglich fragt er mich gleich noch nach meiner Nummer so wie xyz zuvor. Was soll das? 
 
Für sie lag das Lob vielleicht außerhalb des professionellen Rahmens einer Verkäufer-Kunden-Beziehung. "Sympathisch" und "Lächeln" sind ja auch Begriffe aus dem Bereich Freundschaft / Romantik. Gleichzeitig hat sie aber auch Grenzen überschritten (wie du mir, so ich dir?) durch ihre Reaktion, indem sie dem anderen ein romantisch/sexuelles Interesse unterstellte, gepaart mit einer gewissen Heuchelei (es wird als "Kompliment verkauft").
 
 
Diese ganzen Regeln zur Höflichkeit, sprich die Manieren, existieren ja deshalb, um ein soziales Miteinander zu ordnen und mögliches Konfliktpotenzial zu entschärfen. Die Regeln sind historisch gewachsen (Wie benimmt man sich am Hof, wo es eine komplizierte Rangordnung gibt). 
 
Ich frage mich, inwiefern der Individualismus und der heutige "kumpelhafte-lockere" Umgangston da nicht mit herein spielen. Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel gelesen über die gesunkene Distanz zwischen Menschen, die sich noch nicht lange kennen, etwa das frühe Umarmen zur Begrüßung usw. - und was passiert, wenn man die Distanz vergrößern möchte, weil es zum Beispiel ein Arbeitsverhältnis ist und keine Freundschaft. Und dieses "Familiäre" in großen Firmen (im Gegensatz zu einem tatsächlichen Familienbetrieb).
 
Als Arbeitshypothese: 
  • Der Kanon an Manieren verändert sich; eine größere Nähe und Lockerheit wird erwartet.
  • Der Sensibilisierungsgrad für die Bedürfnisse und Eigenarten von Menschen ist mittlerweile größer geworden. Ebenso die Erwartung, das zu respektieren.
  • Manche Leute fühlen sich jedoch gerade durch diese Nähe/Lockerheit bedrängt.
  • Sie wissen jedoch nicht, wie sie Grenzen setzen oder eine angemessene Distanz herstellen sollen.
  • Denn weil sie sensibilisiert sind, fürchten sie den anderen durch Vorurteile oder Fehlinterpretation des Verhaltens zu verletzen oder negativ aufzufallen.

 
Das ist irgendwie paradox… Nähe wird gleichzeitig als Pflicht und als Bedrängnis empfunden, Distanz wird gleichermaßen gewünscht und geächtet.
 
Man sagt ja: Es ist nur ein Flirt, wenn beide es wollen.
Deswegen kann derselbe Anmachspruch in einer Bar am Abend entweder als Flirt oder Belästigung empfunden werden, je nach dem, wer ihn ausspricht… und das ist ja auch nachvollziehbar, man findet nicht alle Menschen der Welt gleich attraktiv. Die Frage ist: Wie geht man damit um?
 
Wenn die Distanz nicht mehr hergestellt werden kann (A fühlt sich belästigt, B fühlt sich erniedrigt), eskaliert es. Und dann sucht man nach Gründen: Es liegt bestimmt daran, dass ich (insert Eigenschaft hier) bin. 
 
Wie lange gab es nämlich das Mantra: Wenn du nur willst / ganz fest daran glaubst, schaffst du es. Und wenn du es nicht schaffst, hast du dich nicht genug angestrengt. Es liegt also an dir. Oder der andere ist ein Arschloch.
 
Das kann echt am Selbstbewusstsein kratzen und frustrieren und die Fronten verhärten.
 
Dass der andere vielleicht schlicht (in dem Moment unter diese Umständen) kein Interesse hat und man deswegen nicht weniger wert ist, ist vielleicht ein Gedanke, der nicht so leicht zu ertragen ist.
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Datum: 19.09.2018 20:59
Ich kann dein Unverständnis verstehen und muss sagen, falls dein Bruder das Kompliment tatsächlich so formuliert hat (wovon ich jetzt einfach mal ausgehe), gibt es daran absolut nichts zu meckern. Nichts daran kann auch nur irgendwie als sexuelle Belästigung missverstanden werden.
Das Problem dieser Dame ist in diesem konkreten Fall ganz alleine bei ihr zu suchen. Wer weiß? Vielleicht hatte sie einen total ätzenden Tag, vielleicht haben sie vorher schon drei Männer angegraben, vielleicht ist sie vorher vom Chef runtergeputzt worden, vielleicht, vielleicht, vielleicht... In jedem Fall ist es von ihr nicht in Ordnung gewesen, deinen Bruder so zu behandeln und im besten Fall ist ihr das später auch noch klar geworden.
Ich denke auch, dass wir wieder lernen müssen, Komplimente anzunehmen und gerade wir Frauen müssen das lernen. Warum? Ich persönlich denke, dass das aus zwei Gründen so ist. Zum einen werden Mädchen immernoch viel mehr zu Bescheidenheit erzogen als Jungs. Bescheidenheit ist an sich nichts schlechtes, aber wir müssen auch unseren Mädchen beibringen stolz auf ihre Leistungen sein zu dürfen. Sonst brauchen wir uns nicht über erwachsene Frauen zu wundern, die mit Komplimenten nicht umgehen können.
Zum anderen haben wir Frauen (leider) "gelernt", dass viele Komplimente von Männern nicht "kostenlos" sind. Es ist nunmal leider so, dass viele (nein, nicht alle) Männer Komplimente nur dann an Frauen verteilen, wenn sie Hintergedanken haben. Nach dem Motto "Ich sage etwas nettes zu dir, dafür tust du was nettes für mich." Bist du als Frau also "zu nett" und gehst "zu sehr" auf ein Kompliment ein, so wird das oft missverstanden. Daher lernen wir Frauen schnell, Komplimente von Männern mit Vorsicht zu genießen. Gerade Frauen, die als Kellnerinnen oder auch Verkäuferinnen arbeiten, sind diesen Situationen besonders häufig ausgesetzt (habe ich selbst als Kassiererin erlebt...).
Und somit kommen wir am Ende zur sexuellen Belästigung. Diese ist nunmal leider immernoch alltäglich und das wird sie auch erstmal noch bleiben. Es ist aber gut, dass wir wacher dafür werden.
Wie bereits gesagt: Das, was du beschreibst, war keine. Allerdings gibt es viele Komplimente, die tatsächlich auch sexuelle Belästigung sind.
Ich greife mal Hannibals Beispiel mit der Jeans auf: Sagt der Mann: "Die Jeans sieht cool aus" o.ä. ist das sicher was anderes als wenn er sagt: "In der Jeans hast du einen geilen Arsch." Ja, ich überspitze, aber ich hoffe man versteht, was ich meine, denn es gibt tatsächlich viele Männer, die ihren Kolleginnen Komplimente für ihre Figur machen, was als Arbeitskollegen oft unangebracht ist. Daher als Faustregel: Würdest du das Kompliment, was du deiner Kollegin machen willst, genau mit den gleichen Worten auch deinem männlichen Kollegen machen?
Gib mir, Herr, mein Gott, einen Verstand, der dich erkennt, einen Eifer, der dich sucht, eine Weisheit, die dich findet, ein Leben, das dir gefällt, eine Ausdauer, die dich mit Vertrauen erwartet, und eine Zuversicht, die dich endgültig erkennt. (Thomas von Aquin)

:)


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