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Respekt und Trauer

Autor:  shitzon
Mit Sicherheit ist es immer eine grenzwertige Erfahrung, wenn ein Mensch stirbt. Vor allem wenn dies in sehr unerwarteter, grausamer Weise passiert. Es bleiben immer trauernde Menschen zurück und, je mehr der Mensch aktiv war und je mehr er in der Öffentlichkeit stand, umso mehr werden das sein. Öffentlich wird dann bekannt, dass man um ihn trauert und auf der Trauerfeier Respekt für seine Taten gezollt wird.
Ist es nicht seltsam, dass nicht mal zwei Tage vor dem Ableben, die meisten jetzigen Trauergäste entweder nichts mit dem Dahingeschiedenen zu tun hatten oder nichts mit ihm zu tun haben wollten?!
Ist es nicht Heuchelei, sich an das Grab dessen zu stellen, für den man nur Verachtung empfand, und so zu tun als ob man darum trauern würde, dass er tot ist?
Solang derjenige am Leben ist, wird er als "Arschloch" und schlimmeres tituliert, nach dem Ableben aber beweint, oder man wusste gar nicht, wer das ist, um dann im Nachhinein zu sagen, dass man ihn vermisst.
Das ist doch lächerlich!
Für wen veranstaltet man so eine Schmierenkomödie?
Für den Toten? Man weiß nicht, ob er es mitkriegt, aber wenn er es tut, freut er sich sicherlich nicht über geheucheltes Mitleid. Wenn man ihn schon zu Lebzeiten verabscheute, wird er das nach dem Tod erst recht wissen.
Für Gott? Für solch eine Farce wird er einen eher verdammen, als loben. Man soll den Toten Respekt zollen, nicht ein Theater vorspielen! Außerdem wird Lügen generell nicht gern von dem da oben gesehen, wenn man der Bibel glauben schenkt.
Für die Gesellschaft? Wäre ja auch tragisch, ehrlich zu sich und den anderen zu sein. Auch wenn viele traurig sind und viele traurig tun, heißt das lange nicht, dass man auch so tun muss. Man wird weder geächtet noch verhasst, wenn man ruhig seine Meinung darbietet - Ja, es ist ein Verlust, ja, es ist tragisch, nein, ich werde ihn nicht vermissen, weil ich ihn nicht leiden konnte. Das ist doch besser, als einen Toten in den Hintern zu kriechen! Ist das nicht schon fast eine makabere Art von Leichenschändung? Immerhin ist das, meiner Ansicht nach, zumindest eine Beschmutzung des Ansehens und der Erinnerung an den Verstorbenen.
Für sich? Was für ein Leben muss man führen, um sein Gewissen mit sowas beruhigen zu müssen? Das bedeutet, dass man nicht einmal ehrlich zu sich selbst sein kann! Das muss ein erbärmlicher Mensch mit einem schlimmen Leben sein.
Doch die meisten verhalten sich getreu dem Motte aus "Die Toten Hosen - Ehrenmann":
"Wir nehmen Abschied in Liebe und in Dankbarkeit
In stiller Trauer beim letzten Geleit.
Er war doch nur ein Arschloch, warum sagt niemand die Wahrheit?
Oder ist das alles vergeben, vergessen und vorbei?"
Niemand will, dass nach dem Tod das Leben des Verstorbenen aus den Erinnerungen verschwinden, aber wieso verhalten sich alle so?

Und nebenbei: Wenn man einem Toten zu "Ehren" ein Konzert absagt, fühlt er sich sicherlich nicht geehrt. Wer hat sich den Stuss nur einfallen lassen?
Wie heißt es beim Zirkus so schön: The show must go on ...

MfG das makaberen-Totenkult-nicht-verstehende shitzon


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