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Gnadenlos V ~ Fanfic Review: Die Sterne leuchten überall - egal wo du bist Yu-Gi-Oh!, Fanfics, Fanfictions, Review, Yu-Gi-Oh!, Yu-Gi-Oh! GX

Autor:  Jitsch
Ich hatte mir mal vorgenommen, ein Sammelreview für Spiritshipping-Fanfics zu machen, wenn ich die vier davon, die noch ungelesen auf meiner Favoritenliste rumgammeln, alle gelesen habe.
Nun hatte gleich die erste davon 36 Kapitel + Epilog und in den drei anderen warten nochmal 13, 8 und 15 Kapitel auf mich, so dass ich das mit dem Sammelreview mal verwerfe und schlicht und ergreifend erstmal was zu der einen Story schreibe, die ich gestern ausgelesen habe.

Fandom: Yu-Gi-Oh! Duel Monsters GX
Genre: Shônen-Ai, Adventure
Pairing: Jaden x Jesse [und diverse Nebenpairings]
Meine Wertung: 4 von 10 Punkten
Status: Abgeschlossen mit 37 Kapiteln + Epilog


Story

Seit einiger Zeit quälen Jaden Träume von der Isekai - jener fremden Welt, in der er einst hätte König werden sollen. Die Bewohner dieser Welt rufen um seine Hilfe, doch er zweifelt daran, ob gerade er, der in seiner Vergangenheit als Oberster König dort massenhaft Menschen zu den Sternen geschickt hat, der Richtige dafür ist. Den Stein ins Rollen bringt ein Hilfe suchendes Telefonat mit seinem besten Freund Jesse – denn der weiß nichts über die Umstände von Jadens letzten Besuch in der Isekai und kündigt ihm die Freundschaft in dem Glauben, die Bewohner der Welt währen ihm nicht wichtig genug, um ihnen helfen zu wollen.
Als Jesse nach Gesprächen mit Jadens alten Freunden die wahren Umstände erfährt, ist es allerdings schon fast zu spät und sein ehemals bester Freund bereits auf dem Weg zu ihrem alten Bekannten Professor Eisenstein, der ihn in die fremde Welt bringen soll. Und so kann er sich nur noch verabschieden, als Jaden geht – doch ist es wirklich ein Abschied für immer?

Review

Natürlich ist es kein Abschied für immer. Wer würde denn auch eine Pairing-Fanfiction schreiben und dann nach fünf Kapiteln die beiden Hauptcharaktere unwiderruflich trennen? Trotzdem ist es beachtlich, wie wenig Jesse und Jaden im Verlauf der ganzen Story wirklich zusammen sind. Erst die Trennung, dann eine Verletzung, diverse (teils abstruse) Missverständnisse und eine Haupt-Storyline, die sich eigentlich eher um den Kampf von Jaden gegen ein altbekanntes Übel dreht sorgen dafür, dass immer eine Distanz zwischen den beiden bleibt.

Messerscharfe Schlussfolgerungen

Wo wir schon bei den Missverständnissen sind: Das erste ist ja gleich das, das die beiden überhaupt erst auseinanderbringt. Jesse hat keine Ahnung, was los ist, verurteilt Jaden aber erstmal, ohne nach den Umständen zu fragen. Später wird er rasend eifersüchtig, weil ein Haufen alter Männer Jaden (der mittlerweile König der Isekai ist und sich Haou nennt) unbedingt verheiraten will –und Jesse aus unerfindlichen Gründen glaubt, Haou würde da freiwillig mitmachen. Nicht zu vergessen das tolle Missverständnis, das ganz am Ende nochmal die Dramatik hochschrauben soll: Einer der Duell-Azubis aus dem Gefolge von Haou wagt es, diesen nicht ehrfurchtsvoll „mein König“ sondern einfach nur mit dem Vornamen anzusprechen – woraus Jesse messerscharf folgert, dass dieser Junge nur ein unehelicher Sohn von Haou sein kann. Ich sage mal nichts dazu.

Ja, so sehen Konflikte in dieser Story aus. Entweder, sie fangen schon damit an, dass sie überhaupt da sind. Oder sie lösen sich mal eben in Wohlgefallen auf. Die Isekai ist eine Einöde sondergleichen? Spiele ein paar Monsterkarten und sie verwandelt sich in eine blühende Landschaft. Jaden aka Haou soll eine Frau heiraten und Nachwuchs zeugen? Will er nicht. Sagt er auch. Im übrigen auch, dass er in einen Mann verliebt ist.
Stört das etwa niemanden in einer totalitär regierten mittelalterlichen Parallelwelt?
Tatsächlich nicht.
Sobald Jesse erstmal da ist, wird geheiratet (na ja, nach ein paar Missverständnissen halt) und alle geben Ruhe. Auch, weil der König seine Ratsherren mal eben in den Kerker schmeißen lässt, sie später vom Oberbösewicht „zu den Sternen geschickt“ werden (ja, man hält sich da wie auch bei den Namen an die alberne Terminologie der deutschen TV-Ausstrahlung) und als einzige Charaktere nicht zurückkommen. Vielleicht wird ihr Zurückkommen auch nur nicht erwähnt. Mit Jadens 14 Freunden hat man ja schon genug wichtige Charaktere, über die man was schreiben muss.

Künstlerische Freiheit oder sowas

Wo wir gerade den Oberbösewicht erwähnt haben: Da muss man ja auch nicht kreativ sein. Hat doch der fiese Oberboss aus der vierten Staffel gesagt, dass man ihn eh nie endgültig besiegen wird, taucht er dann halt vier Jahre später in der Isekai wieder auf. Um dort, ich erlaube mir den Spoiler, mit der Macht einer extra für Jaden gezeichneten ultimativen Heldenkarte wirklich endgültig sang- und klanglos zu verschwinden.

Wem das jetzt schon reicht, dem sei gesagt, dass ich noch weitermachen könnte und lustige Auswüchse der Story beschreiben. Zum Beispiel den Fakt, dass auch in der mittelalterlichen Isekai natürlich fließend Wasser immer vorhanden ist. Inklusive Duschen und herkömmlichen Toiletten. Aber natürlich keine moderne medizinische Versorgung, sonst wäre es ja nicht so dramatisch, dass Haou ein Loch im Bauch hat. Wobei, so dramatisch ist das dann auch nicht, denn die Schulärztin der Duellakademie ist ein Universalgenie und meistert auch chirurgische Eingriffe so bravourös, dass Haou  ein paar Tage später schon wieder munter durch die Gegend hüpft.
Oder, dass alle Charaktere hier ein extremes Schlafbedürfnis haben. Egal, was gerade los ist - Nachts wird geschlafen. Und wenn das halbe Schloss in Trümmern liegt, werden erstmal die noch stehenden Betten gekapert und sich am nächsten Morgen um etwaige Verletzte gekümmert. Im Notfall kann man ja auch im Pferdestall schlafen. Wie, da sollten eigentlich Pferde drin stehen? Ach was.

Das muss so, das ist ein Happy End

Gut, ich will jetzt nicht minutiös jedes seltsame Detail aus der Story aufzählen, aber zum Ende muss ich doch noch ein Wort sagen, denn das zieht die Geschichte nochmal ganz schön runter. Angefangen damit, dass irgendwann ab der Mitte der Story auf einmal einige von Haous Freunden lange versteckte Gefühle füreinander entdecken. Selbst, wenn sie die letzten drei Jahre als Duellanten-Team verbracht haben, fällt ihnen natürlich erst jetzt auf, dass sie sich eigentlich total lieben. So dass dafür gesorgt ist, dass im Epilog alle verheiratet sind und Kinder haben.

Moment, alle?

Kinder?

(Gequält) Ja.

Denn die zwei Heteropärchen, die mit weiblichen Charakteren aus GX zustandekommen, das einfach eine miese Frauenquote hat, plus die, die mit Frauen zustandekommen, die im Epilog das erste mal namentlich erwähnt werden, sind am Ende nicht die einzigen mit Kindern.

Ja, zum Happy End einer Pairinggeschichte gehört es natürlich wie das Amen in die Kirche, dass das Paar, um das es geht, nicht nur heiraten kann sondern auch noch eine Familie mit vielen kleinen Kinderlein gründen darf. Sonst ist es doch kein Happy End! Wäre ja grauenvoll, wenn Jaden und Jesse als gleichberechtigte Partner über das Land regieren würden – ist doch viel schöner, wenn einer von beiden König ist und der andere sich brav im Hintergrund um die Kinderchen kümmern darf. Wie eine devote Ehefrau von vor 100 Jahren das eben so macht.

Schöne Stilblümchen
 
Wäre schön, wenn der Schreibstil diese Story wenigstens ein bisschen aus dem Sumpf ziehen würde, oder? Ist aber leider nicht so. Schonmal damit angefangen, dass die Autorin ein Problem mit Namen hat. Also, Namen kommen vor. Aber irgendwie beherrscht sie die Kunst, gerade dann, wenn man wirklich nicht weiß, um wen es gerade geht, erstmal vier Sätze lang nur „er“ zu schreiben. Bevor dieses „er“ dann endlich mal durch ein vielsagendes „der Kristallungeheuerdeckduellant“ ersetzt wird oder irgendwo von smaragdgrünen Augen die Rede ist. Einfach banal mal irgendwo „Jesse“ zu schreiben, das ist der Autorin wohl einfach zu langweilig.
Und so wimmelt es auch sonst von schönen, kurzen und prägnanten Beschreibungen wie „der Dinodeckduellant“, „der Mathematiker“, „der Lord“, „der Brünette“ und so weiter und so fort. Gut, dass es eine Fanfic ist und man die Charaktere einigermaßen vor Augen hat.

Ansonsten haben wir es hier gerne mal mit umständlichen Satzkonstruktionen zu tun. Beispiel: „Die Augen der beiden Männer weiten sich im Angesicht der Erkenntnis, dass sie gerade von ihrem Freund und Sorgenkind dabei erwischt worden sind, wie sie sich näher kommen wollen, was ihnen beiden sehr peinlich ist, aber im Vordergrund stehen ihre Sorgen um den Brünetten.“ Alles klar?

Auktorialer Erzähler ist sowieso nicht immer die beste Wahl, weil es jede Spannung im Keim erstickt. Jaden ist verschwunden? Kein Problem, ein Absatz später erfahren wir eh, was mit ihm los ist, während ihn seine Freunde immer noch verzweifelt suchen. Die Bösen haben einen fiesen Plan? Keine Sorge, wir als Leser dürfen deren Kriegsrat mitverfolgen. Nicht, dass die Pläne der Bösen irgendwie über „wir greifen das Schloss vom König frontal an“ hinausgehen würden, aber trotzdem.

Auch noch was Nettes

Na ja, irgendwie hat mich die Story ja letzten Endes doch über 38 Kapitel unterhalten. Ich hatte zwar zwischendurch mal glatt keine Lust mehr weiterzulesen, aber die Story ganz von meiner Liste zu schmeißen weil es mir zu schlecht wurde, da hatte ich auch keinen Grund zu. Na ja, bis zum vorletzten Kapitel.

Gerade weil es so viele Charaktere sind, ist die Story schön kurzweilig. Da wird keiner vergessen. Sogar Chumley darf wieder auftauchen, es gibt ein Wiedersehen mit Bastion und Tania, die Gespräche, an denen mehrere Figuren beteiligt sind, sind immer unglaublich kurzweilig und unterhaltsam und von den Hauptpersonen kann sich eigentlich keiner beschweren, zu wenig vorzukommen. Auch, wenn die Mädchen alle manchmal ein bisschen rumzicken, sind die Sticheleien, die dabei rumkommen, recht amüsant.

Fazitmäßig müsste man also festhalten, dass es zwar keine wirklich tolle Spiritshipping-Story ist, aber eine nette GX-Fanfic, bei der jeder Charakter mal was zu sagen hat. Ob man sowas braucht ist dann eben die andere Frage.


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