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Kono Sekai Wo Koete

Tomodachi
von

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Prolog

Vorurteile – Das war das einzige woran ich dachte, während ich aus den Augenwinkeln die beiden Mädchen beobachtete. Sie blickten mich an, flüsterten sich gegenseitig ins Ohr und kicherten dann albern.
 

Es war unübersehbar, dass sie sich über mich lustig machten. Wahrscheinlich über meine Kleidung und darüber, dass ich in einem Abenteuerroman versunken war. Sie redeten bestimmt darüber wie überaus seltsam sie mich fanden und hielten mich für einen Freak. Nur weil ich nicht wie jedes x-beliebige japanische Mädchen herumlief. Nun, sie kannten mich nicht. Was bedeutete sie hatten Vorurteile mir gegenüber.

Aber mich sollte es nicht jucken, denn schließlich hatte ich auch Vorurteile ihnen gegenüber. Ich hielt sie für zwei alberne Gänse, denen es nur um ihr Aussehen und ihren Ruf ging.
 

Also war es doch ganz normal Vorurteile zu haben. Ganz egal wer man war, denn es war nun mal eine Eigenschaft des Menschen, die er schlecht abstellen konnte.

Es soll ja Menschen geben, die behaupten sie würden Menschen in ihrer Umgebung nicht in Schubladen stecken. Ich glaube, dass sie lügen. Oder ich bewundere sie, dass sie wirklich nicht so denken.
 

Da hockte ich nun also auf der Parkbank und hatte den gleichen Satz schon dreimal gelesen, weil ich zu viel über Lügen, Vorurteile und alberne Gänse nachdachte. Seufzend schlug ich das Buch zu und warf den Cola-Becher, den ich schon mindestens seit zehn Minuten in der Hand hielt, in den Papierkorb.
 

Juhu, ich hatte mal wieder dafür gesorgt, dass Tokios Straßen sauberer wurden! Ein Hoch auf Chinatsu, die es sogar schafft ihren Müll weg zu schmeißen!
 

Langsam machte ich mich auf den Weg nach Hause.
 

Ab und zu blickte ich durch die Schaufenster der kleinen Läden an denen ich vorbei ging. Viel sehen konnte man nicht, weil meistens schon Leute davorstanden.

Aber so ist das nun mal in einer großen Stadt: Die Straßen sind überfüllt und voller Smog.
 

Nicht, dass ich mich beschweren möchte, denn mir blieb sowieso nichts anderes übrig als weiter in dieser Stadt zu leben. Ich ging noch zur Schule und hatte die Wohnung meiner Mutter übernommen, die leider vor kurzem verstorben war.
 

Eine traurige Geschichte über die ich nicht gerne ein Wort verliere. Seit ich nun also alleine lebte, kam mir jeder Tag wie eine Qual vor. Ich hatte niemanden zum Reden, denn Freunde hatte ich auch nicht.
 

Ob es nun daran lag, dass ich anderen Mensch seltsam vor kam oder daran, dass ich es immer wieder schaffte Menschen zu vergraulen, wusste ich nicht.
 

Fakt war nun mal, dass ich ganz alleine lebte. Yoshigawa Chinatsu – das Waisenkind. Meinen Vater kannte ich nicht mal, meine Mutter hatte mir weder von ihm erzählt noch gab es Fotos, Briefe oder ähnliches von ihm. Es kam mir manchmal so vor, als würde er gar nicht existieren. Als hätte man ihn einfach aus meiner Erinnerung gestrichen.
 

Mein Nachname war im Übrigen auch der meiner Mutter, was bedeutete ich hatte keine Ahnung wie mein Vater hieß. Also habe ich beschlossen, von nun an eine Waise zu sein.
 

Aber zu diesem Zeitpunkt interessierte es mich auch nicht die Bohne. Viel schlimmer war die Tatsache, dass es mindestens 40°C im Schatten waren und ich noch die ganzen Treppenstufen bis zu meiner Wohnung hochsteigen musste.
 

Als ich nach geschlagenen zehn Minuten oben ankam war ich fix und fertig. Fast hätte ich es nicht geschafft meine Tür aufzuschließen, sondern wäre einfach auf der Fußmatte liegen geblieben. Aber da das natürlich ein bisschen komisch ausgesehen hätte, schleppte ich mich noch in meine kleine Wohnung und schmiss erschöpft auf meine Couch.
 

Zum Glück war mein Apartment klimatisiert. Ein Hoch auf den Fortschritt!
 

»Endlich Wochenende«, murmelte ich zufrieden und vergrub mein Gesicht in einem Kissen.
 

Wie auch viele andere Leute in meinem Alter, fand ich die Schule extrem nervig. Viele Gedanken über meine Zukunft hatte ich mir allerdings noch nie so wirklich gedacht. Zurzeit arbeite ich als Nebenjob in einem Teeladen, doch so richtig gefallen tat mir die Arbeit wirklich nicht.
 

Aber ich brauchte das Geld, denn das Vermögen meiner Mutter hatte sich sehr in Grenzen gehalten und sonst gab es niemanden, der für mich zahlte.
 

Da fiel mir plötzlich ein, dass ich noch meine Küche saubermachen musste.
 

Das tat ich ganz selten, denn ich war von Natur aus ein eher chaotischer Mensch.

Mühsam rappelte mich auf und schlurfte in die kleine Küche. Erstmal kochte ich mir einen Tee, dann machte ich mich seufzend daran Geschirr abzuspülen. Nun mal wieder ein ganz normaler, langweiliger Tag in meinen tollen Leben!
 

Merkt man's? Ich bin ein reiner Sarkast. Das ist meiner Mutter schon fürchterlich auf die Nerven gegangen, aber ich konnte es nun mal nicht abstellen. Vielleicht war das ein weiterer Grund, warum sich niemand mit mir abgab.
 

Missmutig starrte ich auf das Gemälde, welches an einer Wand im Wohnzimmer hang. Ich konnte es nicht ausstehen, doch meine Mutter hatte es über alles geliebt, deshalb ließ ich es hängen.
 

Es zeigte nichts Besonderes. Bloß die Aussicht auf ein Fantasiedorf, das denen der alten japanischen Kultur ähnlichsah. Doch die Menschen trugen allesamt seltsame Kleidungen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Im alten Japan hatte man so etwas sicher nicht angehabt.
 

Warum ich es nicht leiden konnte, wusste ich selber nicht. Wahrscheinlich, weil es irgendwie düster wirkte. Die Farben, die Ausdrücke der Menschen, die Landschaft – fröhlich wirkte das wirklich nicht.
 

Wenn ich gewusst hätte, dass ich dank diesem Bild in eine Menge Schwierigkeiten geraten würde, hätte ich es sicher aus dem Fenster geworfen. Aber ich konnte nun mal nicht Hellsehen und deswegen fiel ich abends ahnungslos und müde ins Bett.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dicker1
2018-03-31T11:19:55+00:00 31.03.2018 13:19
Schöner Prolog und sehr gelungen :) Toll finde ich das es ein Mädchen aus Japan ist so kommen dann nicht fragen wie zb "wieso kan ich die schrift lesen und euch verstehen" :)


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