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The Splintered Truth II

von

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Gruppenphase II --- Runde 1 II - Die Erpressung

[Max]
 

In der Vergangenheit:
 

„Was kannst du eigentlich? Nicht einmal mit dem Bogen richtig umgehen kannst du.“, erklärte Katryne S’owyard während sie demonstrativ ihren Pfeil abschoss, der nahezu perfekt in der Mitte der schwarzen Scheibe landete, danach strich sich das weißhaarige Mädchen den herabgefallenen Schnee aus ihrem Hüftlangen Haar und anschließend aus der Pelzkapuze. Da das Innenfutter sowieso weiß war, war keine große Unterscheidung zu erkennen. Es war aber klar, dass der kalte Schnee im Nacken mehr als unangenehm war.

Max schaute genervt zu Boden. Er steckte seinen Bogen zurück in seinen Rucksack und bedrückt, sowie ein wenig beleidigt, schaute er zu den aufstellten Scheiben in knapper 100 Meter Entfernung.

„Nun ja, wir haben schon alles probiert, was wir hier im Dorf praktizieren. Bei allem hast du nicht so wirklich gut abgeschnitten. Ich hatte das zuerst nicht gedacht.“, erklärte sie, dabei nahm Katryne kein Blatt vor dem Mund.

„Tja…“, brummte Max grummelnd:

„Es sind ja aber bisher nur zwölf Wochen oder so…, ich kann so schnell nicht alles meistern.“, erklärte Max kleinlaut.


 

Das Ranger Guild Mitglied war nach der Schikane seines ehemaligen Lehrmeisters in das benachbarte Dorf Xeyriya gezogen. Dort hatte der Dorfälteste seine Zustimmung gemacht, daher durfte Max bleiben. Da alle im Dorf eine große Abneigung zu Mr. Wood hatten, fühlte Max sich relativ schnell wohl. Für eine gewisse Zeit konnte er auch hier verweilen, um verschiedene Dinge zu erlernen, aber der Junge war zwar ein schlechter Holzfäller, Schneider, Landwirt, Züchter, Magier, da er kein bisschen Mana beherrschte, Dolchkämpfer und Bogenschütze, dennoch versuchte Max dies mit Fleiß wieder wett zu machen.

Seine Arbeitsleistung war gegenüber dem Dorf aber gering, auch wenn der Junge persönlich viel tat. Das Dorf bzw. die Leute dort waren fast alles Workaholics, die Pause eher als Last ansahen. In ihrer Freizeit gruben sie in ihrem Garten, dabei züchteten sie, trotz des langandauernden Schneefalls, wunderschöne Schneeblumen und Wintergemüse an. In der anderen Zeit trieben die Bewohner Leistungssport oder veranstalteten Turniere. Kochen gehörte auch zu deren Leidenschaft.

So musste Max einen Gefallen an die bitteren und sehr geschmacksneutralen Kohlblumen finden, sonst würde er wahrscheinlich nichts zum Essen bekommen. Zum Trinken gab es nur Wasser, den selbstgebrauten Alkohol durfte er nicht anrühren, was ihn nach einer Weile auch nicht wirklich störte. Das Gesöff stank fürchterlich, dagegen war der aufwendige Honigtau eine wahre Delikatesse.

„Was bleibt noch zur Wahl?“, fragte Max genervt, als Katryne einen zweiten Pfeil abfeuerte und diesen ebenfalls im schwarzen Bereich versenkte.

„Erst einmal deine Aufnahmefeier…“, erklärte das weißhaarige Mädchen und sie blickte zufrieden in den überraschten Gesichtsausdruck von Max.

„Du hast doch gesagt, dass ihr nur fähige Leute aufnehmt, die was zum Dorf beitragen würden, alle anderen werden per Schiff sonst wo hin geschifft.“, erklärte der schwarzhaarige Junge genervt. Er erkannte in dem Moment, dass der Junge hinters Licht geführt wurde.

„Du hast das geglaubt?“, meinte sie schmunzelnd. Ihr schmunzelndes Gesicht richtete das Mädchen nach vorn.

„Mein Gott…, ich kenne eure Regeln nicht.“, meinte Max lautstark ein wenig beleidigt.


 

Nach einer Weile der Stille und einigen Pfeilschüssen später, fing Max wieder an zu sprechen:

„Was genau ist die Aufnahmefeier und was passiert da?“, fragte er vorsichtig. Katryne schwieg einen Moment, bevor sie antwortete. Sie schoss noch einen weiteren Pfeil ab, der wieder einmal in den schwarzen Bereich traf und so langsam musste sie wieder die ganzen Pfeile herausziehen:

„Eigentlich nichts Besonderes. Jeder der von unserem Ältestenrat endgültig akzeptiert wird, wird aufgenommen, muss sich aber als Zeichen dafür, die Haare weiß färben.“, erklärte das Mädchen.

Der schwarzhaarige Junge wartete einen Moment, denn er hielt dies auch für einen Scherz, aber dieses Mal wirkte Katryne tatsächlich so, als ob sie die Wahrheit gesagt hatte, dadurch musste Max musste sich mit weißen Haaren vorstellen. Eine sehr ungewöhnliche Vorstellung. Max war versucht zu fragen, warum man dies tat, aber er ließ es dann bleiben.

„Wird bestimmt gut aussehen…“, sagte sie leise vor sich hin. Max sah das Mädchen einen Moment lang überrascht an.

„Aber…, davor müssen wir noch herausfinden in was du überhaupt gut bist…, fangen wir mit dem nächsten Bereich an…, dem Laufen eventuell auch noch später mit dem Schwimmen.“, erklärte sie vergnügt.

„Was…?!“, Max sah sich um:

„…bei den Temperaturen? Es hat doch Minusgrade draußen?“, um ihn herum lagen einige Zentimeter Schnee, allgemein herrschte ein kühler Wind und die Atmosphäre vermittelte eine kühle Umgebung, die jede freie Haut sofort bestrafte.

„Ah…, wieder ein Scherz von dir.“, erklärte Max zufrieden.

„Nein…, ich meine das völlig ernst.“, erklärte Katryne mit ernster Miene.

Max wurde nervös.

Das weißhaarige Mädchen fing plötzlich wieder an zu Lachen und die Miene des schwarzhaarigen Jungen verzog sich leicht nach unten.
 

Wieder in der Gegenwart:
 

Das Glücksrad drehte sich und es wurde langsamer. Gespannt blickten alle auf dem Bildschirm. Verschiedene Symbole waren auf zwölf unterteilten Bereichen zu sehen. Für Max war nicht wirklich zu erkennen, welches Symbol was bedeutete.

Ihm fiel nach einer Weile ein, dass er es ja in der App auf dem Tablett nachlesen konnte. Schnell sauste sein Finger über das Display, die Steuerung war nicht allzu komplex und jeder der sich mit dieser Technik auskannte, kapierte schnell den Vorgang.

Es gab die Bereiche: Körperkampf, Nahkampf, Fernkampf, Grundmagie, Sondermagie, Ausdauer, Geschick, Sport, Wissen, Konzentration, Ausstrahlung und Besonderes. Jeder dieser Bereiche wird wohl eine Vielzahl an Spiele bereithalten und sich hauptsächlich auf den Bereich spezialisieren.

Max war gespannt, was als Erstes drankommen würde. Ein Spiel im Thema Nahkampf, Grundmagie oder Geschick klang interessant? Ein Hürdenlauf mit Ausweichen, ein Ringkampf oder vielleicht eine Mischung?

Das Glücksrad blieb stehen und das Symbol eines Menschen war zu sehen, der gegen starken Wind ankämpfte. Es war das Symbol für Ausdauer, was Max auch als Widerstand interpretierte. War es vielleicht doch ein Hürdenlauf?

Ein großer Name leuchtete auf und der Titel „Ausdauerlauf“

„Ich dachte es wäre ein wenig spannender.“, meinte Max gedanklich ein wenig enttäuscht. Er seufzte innerlich. Besonders kreativ mit Namen waren sie wohl offensichtlich nicht.

„Nur einen Ausdauerlauf absolvieren? Einen verdammten Ausdauerlauf?“, Alina klang ebenfalls enttäuscht.

Unter dem Titel erschien „Teilnehmer: 2 Personen“. Im Anschluss kam eine Durchsage, die erklärte, was daraufhin zu tun war:

„Nach Auswahl des Spiels müssen die Teams die Anzahl der Mitglieder bereitstellen und diese in der App mit vollständigen Namen hinterlegen, die dann anschließend zur roten Tür treten und im darauffolgenden Raum, dem gespiegelten Raum, auf weitere Anweisungen warteten. Nach Betreten des Raumes werden die Spielregeln erklärt, den Teilnehmern ist dann einen Rückzug nicht mehr gestattet, solange das Spiel nicht abgeschlossen wurde. Eine kurze Vorabinfo kann man ab sofort in der App nachlesen. Die Teams haben 15 Minuten Zeit um sich vorzubereiten, dabei dürfen sie den Vorbereitungsraum nicht verlassen bzw. den Gang, außer bei Ausnahmen, betreten. Sobald das Spiel gestartet ist, ist den anderen Spielern gestattet wieder auf den Gang zu treten.“, die Stimme durch den Lautsprecher verstummte wieder.

„Wer geht?“, fragte Alina sofort. Sie schien sichtlich keine Lust zu haben und auch nicht antreten zu wollen. Ihre Haltung war für Max deutlich zu lesen.

„Keinen Bock zu laufen, aber gleich die bestimmende Position spielen.“, dachte Max abfällig.

„Ich gehe.“, meinte Julius und er stand auf. Der junge Mann wirkte sowieso die ganze Zeit schon so, als würde er sich auf jede Verausgabung erfreuen. Sein Training muss sehr energisch gewesen sein, denn im Vergleich zu früher hat er an Muskeln zugelegt. Es war kein Vergleich zu den beiden Hünen Yannick und Omega, aber es stach aus dieser Gruppe schon heraus.

„Nummer Eins und wer noch?“, fragte die Blondine. Alina wanderte mit ihrem Finger über die einzelnen Teilnehmer.

„Warum gehst du nicht?“, fragte Rick. Alina schaute ihn böse an:

„Warum du nicht? Du tust doch immer so, als wärst du der größte Macker? Hast du nicht Kampfsport trainiert?“, erwiderte sie genervt.

„Immer so schnell aggressiv? Ich habe Kampfsportbetrieben, aber kein Leistungssport, aber dir könnte eine wenig mehr Bewegung nicht schaden.“, meinte Rick.

„Was soll das heißen? Bin ich etwas fett? Du bist doch derjenige der immer aggressiv wird und faul ist!“, erwiderte sie dieses Mal lautstark.

„Du blökst doch hier gerade herum? Er hat dich nur ganz normal gefragt.“, mischte sich Jenny ein.

„Ach ne…, jetzt nerven hier alle herum, darauf habe ich überhaupt keine Lust.“, dachte Max und er meldete sich:

„Ich gehe, bevor es hier noch weiter eskaliert…“, er wollte noch mehr hinzufügen, dass ihm das Ganze hier auf die Nerven geht, aber der junge Mann ließ das lieber bleiben.

„Was soll das heißen?“, brummte Alina. Es war wohl doch zu viel gesagt worden. Max blieb stehen und er meinte zu Alina:

„Nichts, aber wir brauchen jetzt hier keinen Streit. Wir sollten uns alle am Riemen reißen. Es wäre nicht gut am Anfang des Turniers.“, erklärte er leicht betont, dabei versuchte Max sich nicht in diese Diskussion mit rein zu steigern.

„Was ich tu, das geht mich was an. Daher misch dich nicht…“, wollte die Blondine brüllen, da unterbrach Rick lautstark:

„Also gut…, dann bist du Nummer Zwei Max und wir sind hier fertig.“, erklärte er genervt und sichtlich gestresst lehnte er sich nach hinten. Alina blickte ihn beleidigt an, dann wieder zu Max und anschließend grummelte sie genervt.

„Ich sollte lieber in der App nachlesen, was mich erwartet, bevor ich hier noch weiter von der gestresst werde und meine Zeit verschwende.“, dachte Max gereizt und er sah auf sein neuerworbenes Smartphone. Er musste Linda dafür noch irgendwann danken. Ein schlechtes Gewissen hatte er deswegen schon, dass er immer noch auf den Kosten von anderen lebte.


 

Die Viertelstunde ging schneller vorbei, als es den Teilnehmern lieb war. Max ging zu der roten Tür. Julius hatte diese schon geöffnet und er war ohne zu zögern in den dahinterliegenden Raum getreten. Max begutachtete den Raum. Es ähnelte einer Gefängnisbesucherzelle. Es war ein großer Raum und in der Mitte war eine gläserne Wand gezogen. Die beiden Raumhälften waren gespiegelt aufgebaut worden, so besaß jede Hälfte ein paar leere Schränke, Regenschirmhalter, ein kleines Sofa, ein rechteckiger Tisch, sowie vier Stühle. Auf der rechten Seite befand sich eine dicke massive bläuliche Stahltür. Auf der Tür war die Aufschrift „Mage“. Auf der gespiegelten Hälfte befand sich ebenfalls eine Stahltür, aber diese war grünlich.

Hinter den beiden schloss sich langsam die rote Türe und durch die Türe hörte man Tina lautstark rufen:

„Viel Erfolg ihr beiden!“, dann schloss die Türe mit einem lauten Rumps.

Nun dachte Max er hörte nur noch seinen eigenen Herzschlag.

Auch auf der gegenüberliegenden Raumhälfte betraten zwei Personen den Raum. Es waren Mitglieder der konkurrierenden Gilde in diesem Spiel. Es war die Black Hole Guild. Max kannte den Namen nicht, aber allein schon die Bezeichnung der Gilde deutete auf keine große Seriosität hin.

„Beginn der Runde in fünfzehn Minuten.“, sprach eine monotone computergenerierte Stimme durch die Lautsprecher:

„Folgende Teilnehmer nehmen an diesem Spiel teil: Ranger Guild: Max Maxxus und Julius Mantax. Black Hole Guild: Tar Rozzano und Boriz Nebrock.“, wieder trat Stille im Raum ein. Max begutachtete seine Gegenüber. Einer der beiden Kontrahenten, war ein großer Hüne, ähnlich der Größe von Yannick. Sein Blick war grimmig und seine Mundwinkel nach unten verzogen. Er hatte die Arme verschränkt und sein Kopf neigte er mehrmals hin und her. Wahrscheinlich wollte er seinen Nacken knacken lassen. Sein schwarzes Haar war kurzgeschoren. Er trug einen schwarzen Mantel mit Stehkragen, sowie einem weißen T-Shirt darunter. Man erkannte gut, dass der Mann wohl trainieren ging. Das Set wurde vervollständig mit einer blauen Jeans und schwarzen Turnschuhen. Wie ein Läufer sah der Mann aber dennoch nicht aus. Max empfand dies ein wenig seltsam. Der andere junge Mann neben diesem Hünen trat zur Scheibe und er drückte beinahe sein Gesicht dagegen. Er hatte eine widerliche Fratze und seine fast schon spitzen Zähne präsentierte er voller Gehässigkeit den beiden. Er trug eine Narbe quer über seine Stirn, sein längeres schwarzes Haar verdeckte diese zum Teil. An sich wirkte der junge Mann ziemlich schick angezogen und mit seiner schlaksigen und dürren, aber sportlichen Figur wirkte er dennoch so, dass dieser als Läufer taugen würde. Seine Hände waren in seiner schwarzen Jeans vergraben, dazu trug er ein schwarzes T-Shirt mit einem Totenschädel darauf. Ein paar düstere Symbole waren als Tattoos auf seine Oberarme tätowiert und so wie sein Kollege trug er das Gildenwappen als Tattoo auf dem rechten Handrücken. Seine dunkelbraunen Pupillen fokussierten Max an und mit einem herablassenden Lächeln provozierte er den jungen Mann ohne Worte.

„Was starrt der Penner so…“, geisterte Max durch den Kopf. Er verschränkte seine Arme. Im Verhältnis waren alle Teilnehmer mindestens einen Kopf größer als er. Julius fast zwei und der Hüne bestimmt nahe zu drei Kopfgrößen.

„In wenigen Minuten beginnt das Spiel. Die Regeln des Ausdauerlaufs werden nun einmal erklärt. Bei Missachtung folgt der Ausschluss und der Sieg geht an die andere Gilde.“, erklärte die computergenerierte Stimme.

„Alle Waffen, falls vorhanden, sind bitte in diesem Raum abzulegen. Es sind während dem Wettrennen keine Waffen erlaubt. Kampfkünste, Mana, Chi und Ki sind erlaubt, solange nicht im Sinne genutzt werden, um schwere Treffer oder mittlere bis große Verletzungen verursachen. Magie, die andere Spieler aktiv beeinflusst sind ebenfalls verboten, sowie Hinderungen die andere Spieler passiv beeinflussen würden. Aufputschmittel, die der Rauschmittelverordnung des Turniers unterliegen sind ebenfalls verboten. Ein Sicherheitsteam wird permanent den Zustand aller Spieler überwachen und bei Problemen sofort einschreiten. Die Spieler werden nicht fähig sein mit Leuten außerhalb zu kommunizieren, ohne größeren Umstand.“

„Die Sicherheitsregeln sind schon ein starkes Stück und ausführlich erklärt, die wollen wohl wirklich auf Nummer sicher gehen.“, stellte Max gedanklich fest.

„Nun folgt die kurze Erläuterung des Spielsaufbaus…“, begann die computergenerierte Stimme:

„Das Spielfeld besteht aus verschiedenen Regionen. Es gibt einen Pfad, der von Start zu einer Ziellinie führt. Beide Gildenmitglieder müssen diese Linie überqueren, damit sie den Sieg erlangen. Sie dürfen dabei nicht vom Weg abweichen und irgendwelche Abkürzungen nehmen. Schweben, Fliegen, Fahren, Graben, Schwimmen oder Rollen sind ebenfalls verboten.“, daraufhin herrschte eine kurze Stille und Max war darüber erstaunt wie schnell der Spielinhalt im Vergleich der Regeln zusammengefasst wurde.

„Bitte begebt euch vor die nächste Tür und haltet euch für das Signal Bereit. Das Rennen startet, sobald das Signal ertönt.“, erklärte die computergenerierte Stimme, dabei fiel Max ein, dass er sein Katana ablegen sollte. Julius hatte dies schon getan und sie säuberlich auf den Tisch, liegend, platziert. Max legte sein Katana daneben, danach stellten sich die beiden vor die angesprochene Türe.

„Wir machen das…“, motivierte Max, zumindest versuchte er das. Julius sagte zunächst nichts, aber seine konzentrierte Miene deutete darauf hin, dass er wohl fest entschlossen war alles zu geben. Sein Eifer musste er wohl gut versteckt in seinem Herzen tragen, denn von außen wirkte er eher gelangweilt.


 

Das Signal ertönte und ein schriller fast schon markerschütternder lauter Ton hallte durch den Raum. Beide Türen öffneten sich schlagartig und dahinter offenbarte sich ein Wald, der in der Mitte durch einen breiten Feldweg geteilt wurde. Das Rauschen der Blätter, der Duft des Waldes und das vermeintliche Rascheln von Büschen in der Nähe, als ob Tiere in diesem Wald lebten, alles wirkte so natürlich. Max glaubte jedoch, dass es sich hier nur um eine realistische und magische Projektion handelte. Es war unheimlich wie gut das gelang.

„Verdammt sieht das realistisch aus…, ob das wirklich alles nur eine Projektion ist…?“, Max war sich da nicht mehr sicher, aber da sprintete Julius schon los. Mit einem gefühlten gigantischen Absprung hetzte der junge Mann nach vorn. Max ließ nicht locker und er eilte hinterher.

In den ersten Minuten ging es nur darum seine Kraft ordentlich einzuteilen. Nicht zu schnell zu sprinten und auch nicht zu langsam zu sein. Wer weiß was folgte?

Der Wald endete und eine Steppe kam zum Vorschein. Der Boden änderte sich und er wurde holprig und sandig. Julius schien das nicht zu beirren, denn sein wahnsinniges Tempo behielt er bei und Max hatte Schwierigkeiten ihn einzuholen. Der weißhaarige junge Mann spürte schon wie sein Körper anfing zu trotzen und die Gelenke sich zogen, aber zum Pause machen war keine Zeit. Er war nicht umsonst die letzten Jahre fast jeden Tag morgens durch den Wald gelaufen, nur nicht in dieser Geschwindigkeit. Katryne hatte ihm schließlich gesagt, dass sein Ausdauerpotenzial gut ausgeprägt war, denn der Marathon durch den eisigen Wald war keine leichte Aufgabe gewesen. Der weißhaarige junge Mann sei jeden Morgen gestärkt gestartet und irgendwann nicht mehr so lahmarschig langsam gewesen. Für Max war dies eine gute Steigerung, auch wenn es dem Dorf nicht viel einbrachte. In den vier Jahren hatte der weißhaarige junge Mann aber noch viel mehr erlebt.

Max warf einen Blick nach hinten und wollte sehen, wie weit die anderen beiden sind und der weißhaarige junge Mann blieb erstaunt stehen. Es war keiner hinter den beiden?

Da erkannte Max in der Ferne den Hünen, er schien sich schwer zu tun mit dem Laufen oder er lief langsamer. Max konnte das nicht richtig einschätzen.

„Hat er das womöglich unterschätzt oder steckt hier was anderes dahinter…?“, überlegte Max misstrauisch.

Aber wo war der andere? Von dem dünnen war nichts zu sehen, da tippte er Max von hinten auf die Schulter und flüsterte dem weißhaarigen zu:

„Zu langsam…“.

Reflexartig realisierte der weißhaarige junge Mann, dann reagierte Max und er sprintete nach vorn. Der weißhaarige junge Mann ärgerte sich zutiefst, dass er stehen geblieben war, während Julius nicht einmal mehr zu sehen war. Schnell stürmte Max nach vorn und er sah den dürren Mann vor ihm. Der sichtlich mühelos neben ihm sprintete und ihm Grimassen zuwarf.

„Will der mich etwa provozieren oder dergleichen?“, Max sah eine Weile in die Grimassen:

„Ja… wahrscheinlich…, aber jetzt hat er da keine Chance. Dieser Penner kann machen was er will.“, dachte Max genervt. Er würde nicht auf so einen billigen Trick reinfallen und jetzt darauf reagieren.

Max sprintete weiter nach vorn. Schritt für Schritt versuchte er schneller zu werden, während sein Körper immer mehr nach Ruhe ächzte. Egal wie oft Max schon morgens gesprintet war, jedes Mal wollte sein Körper, dass er nach der nächsten Kurve doch besser eine Pause einlegt. Diese nervige Bequemlichkeit, aber sie hielt ihn nicht auf.

Der Mann vor ihm schien diese Probleme wohl nicht zu spüren, denn er grinste schäbig und seine lockeren Handbewegungen, um einige provozierende Gesten zu machen, wirkten so, als ob er einfach nicht ausgelastet wäre. Ob er alles gab? Am Ende konnte dieser Typ noch schneller sprinten als Julius? Max verstand aber immer noch nicht warum der Hüne im Team war. Der Mann trottete förmlich am Ende des Weges hinterher. Was war der Plan? Welches Ziel verfolgten die beiden? Dass jenes nur ein Versehen war, das glaubte Max nicht. Er spürte förmlich die Falle, nur konnte der junge Mann nicht ausmachen woher und was?

„Du scheinst mir nicht dumm und blind zu sein, wie dein Kollege…“, begann der dürre weiter mit seinen Provokationen. Max ging nicht darauf ein. Währenddessen veränderte sich erneut die Umgebung und eine Art Canyon bildete sich. Links und rechts des Weges waren meterhohe Klippen zu sehen und ein steiniger, sehr unbequemer Weg erstreckte sich vor den beiden. Julius war nicht zu sehen.

„Ungefähr bei der Mitte des Canyons habe ich was für dich…“, erklärte Maxs Kontrahent.

„Er kündigt die Falle sogar an? Er muss sich ja ganz sicher sein…, aber woher kennt er den Weg?“, dachte Max und er war sich jetzt ganz sicher, dass der Typ etwas geplant hatte. Mit Sicherheit würde der weißhaarige junge Mann nicht darauf hereinfallen.

„Oder…“, fing Max an zu überlegen:

„Oder ist das die Falle?“, nun war nicht mehr sicher was der Plan war.


 

„Hey…“, rief ihm der dürre wieder zu:

„Da drüben ist übrigens keine Falle…, ich denke es ist etwas viel Wichtigeres, du solltest dir das dringend anschauen.“, erklärte er wieder mit seinem schäbigen Grinsen. Max schaute den Mann inzwischen völlig entnervt an. Was sollte denn so wichtig sein, dass Max sein Rennen deswegen unterbricht? Etwa eine Bestechung? Was für ein Nonsens. Die ganzen Leute außerhalb bekommen doch das ganze Spektakel mit. Sind hier nicht ganz kleine fliegende Kameras unterwegs? Es würde doch jeder kapieren was die beiden vorhaben. Was wird hier also gespielt?

Der Mann deute in die Ferne und eine Lichtung im Canyon offenbarte sich. Ein größerer grüner Fleck, auf dem das Sonnenlicht besonders günstig fiel. Es wuchsen dort eine Vielzahl bunter Blumen, während in der Mitte ein dünner Weg hindurchführte. Der Canyon ging auf der anderen Seite normal weiter. Diejenigen, die den Raum erstellt hatten, hatten sich wohl verkünstelt, ansonsten konnte sich Max nicht wirklich vorstellen, was denn nun der Zweck von dieser Lichtung war, außer dass die leichte Erhöhung eventuell ein wenig mehr Anstrengung von einem Körper verlangte.

„Er hatte Recht mit dem Ort…, was hat der Typ denn nur vor…?“, überlegte Max und plötzlich sprintete der dürre Mann mit einem stark erhöhten Tempo vor ihm auf die Lichtung. Der Mann blieb stehen, drehte sich zu dem weißhaarigen jungen Mann um, griff unter seine Tasche hervor und zeigte in einer leicht verdeckten Haltung, ausgedruckte Fotografien, aber so nach unten gehalten, sodass Max noch nicht erkennen konnte, was darauf war, aber der junge Mann wollte sich auch nicht ablenken lassen, so schaute Max absichtlich an dem dürren Mann vorbei, denn er wollte sich nicht aufhalten lassen.

„Was für ein billiger Trick…“, dachte Max selbstsicher und peilte eine Ausweichroute um den dürren Mann an.

„Was erwartet der Typ denn…?“, dachte der weißhaarige junge Mann anschließend.

„Nicht so eilig…“, zischte Maxs Gegenüber, als dieser sich in den Weg von diesem stellte. Die Bilder demonstrativ vor ihm gehalten. Der weißhaarige junge Mann war nun gezwungen auf diese Bilder zu sehen, zumindest war sein Blick für einen Moment darauf gerichtet.

„Ach du Schande…“, dachte Max bleich, als er erkannte was sich darauf befand, daraufhin folgte ein zorniger Ausdruck. Der weißhaarige junge Mann zischte, während er eine angespannte Haltung annahm:

„Du mieser Dreckskerl! Also wart ihr bei uns im Apartment? Ihr habt diesen Radau gemacht und…“, Maxs Kontrahent unterbrach den weißhaarigen mit einem nervigen Klickgeräusch, während er seine freie Hand nutzte um mit dieser die Aufmerksamkeit von Max zu erhaschen:

„Du meinst diese Sache, die als Gerüchte durch das Hotel schwirren? Diese tiefen Furchen bei euch im Stockwerk? Nein…, was auch immer das war…, wir waren das nicht…“, seine Pupillen fokussierten sich anschließend und eine sehr bedrohliche Miene kam zu Stande. Die dunkelbraunen Pupillen brannten sich ins Maxs Gedanken, während er seine nächsten Worte wohl genüsslich formulierte:

„Die Vorbereitungen waren schon früher erledigt, stattdessen möchte ich das hier sehr kurzhalten und daher kannst du denken, was nun folgt…“, erklärte er. Max ballte seine Hände zu Fäusten und zornig blickte er sich um. Erblickten die Kameras denn das nicht? Wieso nicht?

„Du suchst die Kameras?“, folgte als Frage des dürren Mannes:

„Wir haben Connection, das hier wird niemand mitbekommen, solange wir uns beeilen, also…“, er steckte die Bilder wieder unter seine Bekleidung und erklärte, indem er seine rechte Hand in Richtung des Canyons streckte:

„Irgendwann später wird wieder ein Waldgebiet erscheinen, danach folgt ein Hügelgebiet, da möchte ich, dass du langsamer wirst, aber realistisch bleibst…, ich möchte, dass du dich von ihm hier überholen lässt…“, erklärte der Mann, während sein Grinsen größer wird.

Max bemerkte erst jetzt den Hünen, der hinter ihm stand und er wohl sich eine Pause gönnte. Er selbst sah schon ein wenig mitgenommen aus.

„Ihr miesen Bastarde…“, kam es Max von den Lippen, da huschte schon der Finger des dürren Mannes nach oben und er drückte diese gegen seine eigenen spröden Lippen:

„Still…, du willst doch nicht, dass wir das Leben deiner Gildenmitglieder ruinieren, vor allem dieser Schönheiten hier…“, er verwies auf die Stelle, indem er die Fotografien geschoben hatte.

„Gibt es keinen Ausweg aus dieser Erpressung…?“, dachte Max nach, aber er kam auf keinen grünen Zweig. Die Kameras waren wohl doch nicht hier?

„Renn vor… und lass dir nichts anmerken! Jedes Wort zu viel…, du weißt was dann folgt…, immerhin kannst du dich ja selbst aus der Haut retten, aber für die anderen… für deine geliebten Gildenkameraden, vor allem von euren wunderschönen weiblichen Gefährten…“

„JA ICH HABE ES VERSTANDEN! Du…“, wurde der weißhaarige zorniger und lauter. Bei jedem weiteren Wort wollte Max ihm seine Faust ins Gesicht drücken.

„Interessant…, du scheinst dich ja richtig rein zu steigern.“, erklärte das Black Hole Guild Mitglied.

„JETZT SEI EINFACH RUHIG!“, brüllte Max zornig und er stürmte an dem dürren Mann vorbei, der leise in sich hineinlachte. Jede weitere Sekunde in Anwesenheit dieser beiden Typen brachte das Ranger Guild Mitglied zum Explodieren. Wutentbrannt hätte er am liebsten seine Fäuste gegen die steinerne Wand des Canyons geschlagen, aber im nachfolgenden Gedanken beruhigte sich der weißhaarige wieder.

„Was ist nun zu tun…?“, kreisten ihm immer wieder durch den Kopf.

„Was soll ich nur tun…?“, er wartete auf die erlösende Meldung von außerhalb, dass irgendwer dies mitbekommen hatte, aber der dürre Mann schien recht zu behalten, denn nichts passierte und das genannte Waldgebiet erschien. Der Magen von Max drehte sich und seine Sicht wurde schwummeriger. Sein Laufstil zittrig und sein Gesicht leicht schweiß überströmt.

Er musste diese Schandtat doch irgendwie bestrafen können? Könnte er es jemand erzählen? Aber die Typen haben bestimmt noch mehr in der Hinterhand, wenn sie so tief in die Privatsphäre eingegriffen haben, denn sie hatten wohl Kameras in den Duschen installiert und sie wussten auch wer wo wann duschte oder sie hatten von allen Zimmern einfach die Fotografien angefertigt. Diesen Trumpf hätten sie bestimmt jederzeit auch wann anders ausspielen können und dazu haben sie bestimmt dies auch mit den anderen Gilden getan. Max musste dagegen irgendetwas tun, aber momentan waren seine Hände gebunden. Es schien keinen Ausweg zu geben.

Während er durch den Wald rannte, wurde er leicht langsamer. Seine Kräfte schienen sich schneller zu entziehen und seine Motivation verschwand, dabei stachen ihm die möglichen Augen, die auf ihn gerichtet waren, immer weiter an. Jeder würde ihm beim Versagen zusehen und wohl nichts kapieren.

„Fuck! Was soll ich tun?“, dachte der weißhaarige, als er das erwähnte Hügelgebiet erreichte. Es war ein steiler Weg, der ewigscheinend nach oben ging und zwei Meter breit war. An der Seite ging es einen leichten Abhang hinunter und wenn man nach oben sah, so konnte man in der Ferne etwa eine Zielfahne erkennen. Das Ziel war nicht mehr weitentfernt und deshalb zog sich der Magen des weißhaarigen immer weiter zusammen.

Er warf einen Blick nach hinten. Im Waldgebiet waren die beiden Kontrahenten zu erkennen. Der dürre Mann lief in einem gemütlichen Sprinttempo, während der Hüne wohl alles gab und schweißüberströmt durch den Wald sprintete. Max blickte nach vorne, denn er glaubte, dass Julius schon längst über die Ziellinie gesprintet war.

„Fuck…“, kreiste ihm wieder durch die Gedanken. Er kämpfte mit sich selbst, denn sein Körper sagte, dass ein letzter Sprint die Sache beenden würde, aber sein Kopf wusste genau, dass dies keine gute Idee war. Die Bilder waren nämlich echt gewesen.

„Waren sie das…?“, kreisten Max durch die Gedanken.

„Waren sie das wirklich?“, überlegte er ein weiteres Mal. Eine innere Stimme erklärte ihm, dass es nur ein Trick war und die beiden wollten den weißhaarigen nur verarschen, so nahm Max ein wenig Fahrt auf, aber nach wenigen Meter blockte ihn wieder eine unsichtbare Kraft und dadurch wurde weißhaarige langsamer:

„Aber wenn nicht…?“, Max war sich völlig unsicher.

„Was ist jetzt das Richtige…?“, in diesem Moment sprintete sein dürrer Kontrahent in einem hohen Tempo vorbei und Max konnte förmlich den Atem des Hünen spüren. Jetzt oder nie, jetzt musste sich der weißhaarige entscheiden. Was war die richtige Entscheidung?

„Sie lügen…“, erklärte Max eine tiefe Stimme.

„Die Bilder sind echt…“, erklärte ihm sein Gewissen. Da sprang der Hüne mit großen Schritten an dem weißhaarigen vorbei, während die beiden sich der Ziellinie näherten. Als der zwei Meter Mann an ihm vorbeilief, verließen Max der Mut und sein Wille ging in die Knie, sowie sein Selbstwertgefühl.

„FUCK! VERDAMMTE SCHEIßE!“, brüllte er innerlich, als sein Körper erkannte, dass nun ein Sieg ausgeschlossen war, denn seine Augen erblickten, wie der Hüne durch die Zielmarkierung sprintete. Max wurde in diesem Augenblick langsamer und eine Durchsage hallte durch den virtuellen Raum:

„DAS SPIEL IST VORBEI! DAS SIEGERTEAM STEHT FEST! ES IST DIE BLACK HOLE GUILD!“, daraufhin herrschte einen Moment lang Ruhe und eine zweite Aussage folgte:

„Alle Spieler begeben sich bitte zu ihrer Türe. Zur Erinnerung. Die Ranger Guild müssen die blaue Tür nehmen, während die Black Hole Guild die grüne Tür nehmen muss.“


 

Max lief langsam über die Ziellinie und er entdeckte ein leeres Feld vor sich und zwei Türen. Die anderen waren schon verschwunden. In seinem Magen formte sich Ballast, die ihn immer schwerer werden ließ. Seine inneren Stimmen verstummten und Max würde seinen Frust am Liebsten am nächsten Pfosten auslassen, aber er wusste nicht ob die Kameras noch aktiv waren. Am Liebsten würde Max sich direkt sonst wohin teleportieren, aber nicht zurück in den Gildenraum.

Langsam öffnete er deshalb die blaue Türe und der weißhaarige betrat wieder den Warteraum. In diesem Raum befand sich zurzeit die anderen Teilnehmer. Auf seiner Seite war Julius, während in der anderen Raumhälfte seine Kontrahenten warteten.

„Na endlich…, das hat ja lange gedauert…“, gab der dürre Mann leicht schmunzelnd von sich.

„Bastard…, mieser BASTARD!“, kochte Max innerlich, aber er ließ keine Worte über seine Lippen kommen, stattdessen musste er sich von Julius einen indirekten Kommentar zu seiner Leistung anhören:

„Na ja…, ist jetzt schon irgendwie beschissen.“

„Da lief es wohl nicht ganz so gut bei mir…“, wollte Max sich irgendwie rechtfertigen, da meinte Julius:

„Lass stecken…, du brauchst jetzt dafür keine Ausrede erfinden.“, diese Aussage traf den weißhaarigen schwerer als jeden Schlag, den Max bisher einstecken musste oder jede Gemeinheit, die ihm sein Meister angetan hatte. Anschließend wurde Julius von der computergenerierten Stimme unterbrochen:

„Da das Spiel nun offiziell vorbei ist, alle Teilnehmer zurücksind und die Punkte verteilt, darf jeder Teilnehmer seine Waffen, Wertsachen und Sonstiges wieder mitnehmen und zurück in den Raum gehen. Wir gratulieren den Gewinnern zum Sieg, jedoch ist dies bisher nur das erste Spiel, daher wird gebeten, dass feierliche Aktivitäten noch untersagt sind. Alle Gildenmitglieder sollen im Versammlungsraum warten, bis weitere Anweisungen erfolgen. Erst wenn alle anderen Spiele abgeschlossen sind, wird verkündet wie der weitere Ablauf ist.“, mit dem Beenden dieses Satzes erfolgte ein Klicken und Julius griff, nachdem er seine Schwerter wieder an sich genommen hatte, zur Türklinke und öffnete diese. Max wollte zurzeit alles andere, als den nächsten Raum zu betreten. Die Blicke der anderen konnte sich der weißhaarige schon vorstellen und es grauste ihm mehr, als jede Horrorgeschichte, mit der er sich in den letzten Jahren konfrontiert hatte.

„Wusste ich es doch…, na ja, war auch nicht anders zu erwarten.“, war der nächste Schlag in sein Gesicht. Alina hatte diesen Kommentar herablassend von sich gegeben, sodass Max innerlich wieder mit seiner Wut kämpfte.

„Sie wollte doch gar nicht laufen, also soll sie nicht die Klappe soweit aufreißen…“, dachte Max zornig.

„Gut gemacht, Julius…, du hast wirklich alles gegeben.“, erklärte Tina erfreut, als sie zuschaute, wie sich der junge Mann zurück auf seinen Stuhl setzte. Zu Max hatte sie nicht gesehen. Für ihn war dies ebenfalls eine Antwort auf seine Leistung.

Nach einer Weile des Schweigens wollte sich Max ebenfalls auf seinen Stuhl setzen:

„Ich denken wir können noch den Sieg rausholen…, wir müssen nur die anderen beiden Spiele gewinnen.“, erklärte Daniel.

„Das wird schwer…, denn einer der beiden nächsten Gilden wird die Sunlight Guild.“, ergänzte der junge Mann.

„Na großartig…“, kam es von Alina.

„Mal sehen…“, murmelte Rick.

„Scheiße…, die denken jetzt alle, dass ich eine absolute Niete bin…, als wären die letzten vier Jahre umsonst gewesen.“, dachte Max, während er weiterhin vor dem Tisch stehen blieb. Sein Blick wich zur Seite, während sein Körper angespannt war.

„Da wir sowieso warten müssen…“, erklärte Julius, während er wieder aufstand, still an Max vorbeilief und zum Kühlschrank ging. Er hatte sich eine Flasche Wasser geschnappt und diese fast in einem Zug leergetrunken. Die leere Flasche ließ er auf dem Kühlschrank stehen, während der junge Mann sich selbst wieder setzte.


 

Kurz darauf erfolgte eine weitere Durchsage:

„Die Gilden, die heute ihr Spiel schon absolviert haben, dürfen nun zurück zu ihren Hotels gehen. Morgen zur selben Uhrzeit findet das nächste Spiel statt. Es wird gebeten, dass die Teilnehmer direkt zum Ausgang gehen und keinen anderen Raum besuchen. Wenige Spiele sind noch nicht abgeschlossen. Das Veranstaltungsteam wünscht noch einen angenehmen Nachmittag.“, darauf stand ein Teil der Gildenmitglieder sofort auf. Daniel, Julius und Illan, den Max vorhin gar nicht bemerkt hatte, liefen schweigend an dem weißhaarigen jungen Manne vorbei. Nur Maike schien so zu wirken, als wollte sie etwas sagen, aber die junge Frau folgte dann den anderen, als Rick und Jenny den Raum als Erstes verlassen hatte. Zum Schluss war nur noch Max im Raum und er sah zur offenen Türe, die in den Gang führte.

„War das die richtige Entscheidung gewesen…?“, dachte er, während seine Hände sich wieder leicht anspannten. Langsam ging er zur Tür. Was man wohl im Hotel zu ihm sagen würde? War nun die Zuversicht der anderen weg? Hatte er die Hoffnung auf einen Sieg zerstört? Hatte er alles ruiniert? Die ganzen Mühen, die ganzen Kosten, den ganzen Aufwand? Die anderen wirkten alle frustriert und keiner sprach ein Wort mit ihm darüber. Max war sich ganz sicher, dass er dafür verantwortlich war.

Der weißhaarige junge Mann trat auf den Gang und er blickte in Richtung Ende, welches zur Halle führte, die dann zum Ausgang führte.

„Hey sag mal…, haben sie dir auch so ein unmenschliches Angebot gemacht?“, fragte ihn eine unbekannte weibliche Stimme. Langsam drehte sich Max um und er blickte in ein fremdes Gesicht. Das Gesicht gehört zu einer jungen Frau, die ungefähr in seinem Alter sein müsste. Sie war ein kleinwenig größer als er und die junge Frau strahlte eine starke Präsenz aus.

„Wer… was, wer ist das? Und…, woher weiß sie das mit dem Angebot? Gehört sie zu denen?“, dachte Max sofort nach. Die Aussage hatte ihn stutzig gemacht. Zu wem gehört diese junge Frau? Hoffentlich doch nicht zur Black Hole Guild?


 

Im ersten Moment dachte Max, dass ihm ein Model gegenübersteht, welches auch immer auf den Werbeplakaten zu sehen war, die in der Stadt in großer Zahl vorhanden waren, aber dann beim genaueren Hinsehen erkannte Max, dass es ein Mitglied einer Gilde war. Der silberne Ring an der linken Hand, welcher auffällig glänzte und auf seltsamerweise die Aufmerksamkeit erlangte, während Max versuchte nicht die ganze Zeit darauf zu starren, zeigte das Wappen einer silbernen Sonne, die jedoch herzförmig war.

„Die Sunlight Guild.“, überlegte Max.

„Einer unserer pfiffigen Mitglieder hatte etwas in unserem Apartment entdeckt. Wir wurden wenig später von der Black Hole Guild angefragt, ob wir das nächste Spiele gegen sie nicht verlieren wollen.“, sie sprach in einem ernsten schnellen Ton, während ihr Blick konzentriert blieb. Ihre Pupillenfarbe war bläulich wie durchsichtiges Eis, während ihre Ohrringe im Gegensatz zu Ring fast schon matt, dennoch optisch gut zu ihrem Kleidungsstil passte. Man könnte meinen sie wollte ausgehen und nicht an einem Turnier teilnehmen.

„Ja…“, antwortete Max schließlich, dabei ärgerte er sich ein wenig, dass der junge Mann mit den Informationen sofort rausrückte, auch wenn die Bilder bei einem Verstoß sofort veröffentlicht werden könnten. Max hätte dann daran noch mehr Schuld und die ganze Sache ebenfalls verschlimmert. Dies wäre mehr als unverzeihlich.

„Ich wusste es…“, meinte das Sunlight Guild Mitglied. Sie schaute kurz auf ihr Smartphone, während sie es aus ihrer Jackentasche zog.

„Ihr seid nicht die einzigen Betroffenen, denn bei der Leuten Guild haben sie es auch probiert. Wir müssen aber noch genug Beweise sammeln, um dann gegen diese Bastarde vorzugehen, ohne dass sie großen sozialen Schaden anrichten.“, das Mitglied schaute Max wieder in die Augen, ohne dabei etwas von ihrer Ernsthaftigkeit zu verlieren.

Ein wenig überrascht von der Situation und ein wenig Unklarheit im Verständnis meinte Max:

„Und was soll man… da jetzt tun? Die haben erwähnt, dass sie Verbindungen zu…“

„Berate dich mit deinen Gildenmitgliedern und versucht das erst einmal geheim zu halten, denn wir suchen noch die böse Quelle aus dem Veranstalterteam. Irgendjemand segnet das ab und verschleiert es somit ein wenig.“, erklärte sie.

„Das hätte ich mir denken können, dass das wohl wahr war…“, überlegte Max, dabei fiel ihm noch ein, dass er auf ihre Aussage noch antworten wollte:

„Ich habe es ihnen noch nicht erzählt, da ich nicht abschätzen konnte, ob es sie nicht in den zukünftigen Runden benachteiligt. Nicht, dass jemand noch emotional auf diese Sache reagiert und dadurch gefährdet, dass man die Sachen dann doch veröffentlicht.“, meinte Max, während er zur Seite schaute.

„Du vertraust deinen Gildenkameraden nicht?“, diese Frage des Sunlight Guilds Mitglied traf Max schwer. Wie ein Pfeilschuss streckte es ihn förmlich nieder, weil es die Wahrheit war und ihm noch ein viele größeres schweres Gewissen bereitete.

„Das… das ist nicht so…, denn eigentlich…“, er wurde von seinem Gegenüber wieder unterbrochen:

„Setze dich mit ihnen auseinander und kläre das. Ich werde solange weiter nachforschen und wenn alles in trockenen Tüchern ist, dann schlagen wir zu. Du musst dir zumindest keine Sorgen machen, denn die Sunlight Guild hat alles im Griff.“, erklärte sie, während die junge Frau sich umdrehte und gehen wollte.

„Ach übrigens…“, sie blieb stehen und Max schaute überrascht auf. Sie lächelte ihn an:

„Mein Name ist Elena Hiragaya. Ich bin sozusagen die Teamchefin unserer kleinen Truppe, die dieses Jahr teilnimmt. Ich hoffe auf ein spannendes Duell, wenn unsere Gruppen gegeneinander antreten.“, danach lief sie den Gang entlang und irgendwann bog das Sunlight Guild Mitglied nach links ab. Sie war in die Wartehalle gegangen, ansonsten wirkte der Gang leer. Ein wenig gespenstig sogar.


 

Plötzlich verspürte Max ein tiefes Stechen, beinahe so, als hätte ihn jemand von hinten gestochen, aber im nächsten Moment war das Gefühl wieder weg. Dieser kurze Moment hatte den weißhaarigen jungen Mann aber so sehr ins Schwitzen gebracht, dass Max sich gefühlt hatte, als ob er zehn Minuten lang in die endlose Tiefe gefallen wäre.

„Was zum Teufel war das?“, dachte Max außer sich. Er tastete sich ab, aber es war keine Verletzung vorzufinden.

„Es hatte sich aber so angefühlt, als hätte mich jemand von hinten…“, murmelte Max leise, da unterbrach ihn jemand, der nahe hinter ihm stand:

„…abgestochen?“, jemand trat an ihm vorbei. Ein schwarzhaariger junger Mann mit Ohrlangen Haar und mit purpurfarbenen Pupillen, sowie einem sehr angsteinflößenden Grinsen. Sein Blick verriet, dass sein gesprochenes Wort nicht einfach nur ein schlechter Witz war.

„Ich will eigentlich noch nicht die Regeln brechen…“, fügte er leicht hinzu. Das Gesagte hatte etwas Makabreres, als wäre dies eine zukünftige feste Tatsache. Dieser Satz ließ Max erschaudern und den Fremden begutachten. War er ein Mitglied einer Gilde, wer war er? Ein Gildenzeichen konnte Max nicht erkennen.

Der junge Mann ging weiter und flüsterte lautstark vor sich hin:

„…wie lange noch warten?“, ab einer gewissen Entfernung war es für den weißhaarigen jungen Mann schwierig zu beurteilen was der junge Mann von sich gab, aber eines war jetzt schon Gewiss und zwar dass der schwarzhaarige junge Mann, der für kurze Zeit fast schon ein mörderisches Grinsen aufgesetzt hatte, keine leeren Worte von sich gegeben hatte. Hier ging wohlmöglich etwas vor, was die Erpressung der Black Hole Guild fast schon nichtig erscheinen ließ und das ließ Max ein weiteres Mal erschaudern.



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