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Abenteuer im Land der Träume

von

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Schwester Katory, bitte in den OP!

20. Kapitel: Schwester Katory, bitte in den OP! (Katory):
 


 

Tief durchatmen, Mädchen!
 

Einatmen.
 

Ausatmen.
 

Und wieder einatmen!
 

Es gab nichts, was ich nicht konnte!
 

Ein letzter Blick in das aufgeschlagene Medizinbuch, die Stelle abgleichend, über der mein Skalpell hing. Ich war richtig - hier konnte ich schneiden. Dort, wo mein Utensil die schützende Hautbarriere durchtrennt hatte, quoll Blut hervor, welches sich in einem kleinen Rinnsall ergoss, die Seite meines Patienten hinunter, auf den mehr oder weniger sterilen Tisch tropfte und sich dort in einer kleinen Lache sammelte.
 

Blut. Der Saft des Lebens. Kurz ließ ich mich davon gefangen nehmen, wie die rote Flüssigkeit rhythmisch aus dem Körper sickerte. Angetrieben durch das starke Herz, welches in jener Brust so kraftvoll pumpte. Ich sollte mich lieber beeilen. Wir hatten keinerlei Blutkonserven an Bord. Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht einmal seine Blutgruppe kannte... Ich sollte bei Gelegenheit einmal einen Test machen, beschloss ich und führte meine Arbeit fort.
 

Wie gern hätte ich ein Röntgengerät hier gehabt, um zu sehen, wo seine Rippen gebrochen waren und an welchen Stellen sie seine Lunge verletzt hatten. Auf so tolle Geräte musste ich allerdings verzichten und somit agierte ich blind.

Nachdem ich den Schnitt zwischen seinen Rippen gesetzt hatte, fuhr ich mit meinem Zeigefinger in die Wunde - ich musste zum Zwischenraum zwischen Lunge und Rippenfell vordringen und das ohne noch unnötig mehr Gewebe zu schädigen. Also musste ich stumpf punktieren. Hier durfte kein spitzer Gegenstand ran, mein Finger musste reichen. Einfach war das nicht aber unter ziemlichen Kraftaufwand schaffte ich es dennoch. Vorsichtig tastete ich etwas umher, soweit mein Radius es zuließ. Was ich ertastete, beruhigte mich ungemein. Nun musste ich nur noch das kleine Loch ein wenig vergrößern, damit ich die Drainage legen konnte und fertig. Sollte ich mir Sorgen machen, dass das so glatt abgelaufen war?
 

Mit Hilfe meiner Medizinbücher schaffte ich es, diesen ersten Teil der Operation ganz passabel hinzubekommen. Kids Rippen waren sauber gebrochen und nur eine hatte seinen Lungenflügel gequetscht aber nicht ernsthaft verletzt. Dennoch musste ich eine Drainage legen, damit seine Lunge sich wieder richtig entfalten und das entstandene Wundsekret ablaufen konnte.
 

Das Ganze war unglaublich aufwendig - angefangen bei meiner Bekleidung, über das ständige Säubern meiner Hände und der Wunde, da es keine sterilen Handschuhe an Bord gab, - vielleicht sollten wir mal in ein Krankenhaus einsteigen und einige Dinge mitgehen lassen - bis hin zu dem gesamten Provisorium, in dem ich mich befand, von der Operation selbst mal ganz abgesehen!

Meine Haare hatte ich zu einem Knoten zurückgebunden und ein Tuch drumherum gewickelt, sodass mir mein widerspenstiger Pony nicht ständig ins Gesicht fallen konnte. Ich hatte mir ein enges Top angezogen und eine Gummischürze oben drüber gebunden, dazu eine kurze Hose und Gummistiefel, damit ich nicht ausrutschte - ziemlich sexy oder? Wenn Kid mich so sehen könnte, er würde... Nein! Ich durfte keinen Gedanken daran zulassen. Ich musste mich voll und ganz darauf konzentrieren, was ich hier tat. Zum Glück bekam er von alldem recht wenig mit...
 

Killer half mir, mich durch meine Medizinbücher zu wühlen, um die richtigen Seiten und Passagen zu finden, damit ich auch ja nichts falsch machte. Immerhin war das hier meine allererste Operation! Und dann natürlich gleich an meinem Käptn... Vielleicht hätte ich mir zwischendurch einfach einen Marinesoldaten als Versuchskaninchen halten sollen... Für solch glorreiche Ideen war es nun leider zu spät.

Wire wechselte in regelmäßigen Abständen die Infusion, die in Kids rechtem Arm hing, aus und spritzte die von mir angegebene Menge an Schmerzmitteln hinein, damit der Rotschopf auch ja nichts mitbekam von der ganzen Prozedur. Wenn er damit nicht beschäftigt war, spülte der Schwarzhaarige die offenen Wunden mit einer isotonischen Kochsalzlösung aus, wann immer ich es verlangte.

Ich hatte irgendwann einmal in einem der Bücher die Formel zur Herstellung dieser gefunden und gleich dafür gesorgt, einen ausreichenden Vorrat davon an Bord zu haben. Manchmal machte sich meine Voraussicht doch bezahlt.

Sogar Heat konnte sich nützlich machen, was den Rastaträger ungemein begeisterte. Wann immer ein Gefäß zu stark blutete, durfte er es veröden. In meiner Welt machte man das mit Strom. Den hatte ich hier nicht zur Verfügung, also mussten wir improvisieren. Heat entzündete ein langes schmales Stück Holz, das ein bisschen aussah, wie ein überdimensionaler Zahnstocher und kokelte diesen an. Durch die Hitze konnte ich kleinere Gefäße somit fast genauso gut veröden, wie mit Strom. Manchmal musste man sich einfach nur zu helfen wissen.
 

"Katory, dein Verband ist schon wieder durchgeblutet. Du solltest wirklich eine Pause machen!" mahnte mich Killer. Diese miese Schussverletzung! Killer hatte es notdürftig verbunden, allerdings blutete der Mist einfach ohne Unterlass. Es war schon das dritte Mal, dass wir ihn erneuern mussten. Mürrisch trat ich von meinem Patienten zurück, dehnte meinen Nacken und ließ den Blonden meinen linken Oberarm verarzten.

"Was musst du noch machen?" fragte er mich, während er den Verband wechselte. Auch Heat und Wire sahen mich erwartungsvoll an.

"Ich muss noch an seinen Arm. Hiyoru hat ihn mehrfach gebrochen. Ich muss schauen, ob irgendwelche Splitter Schäden angerichtet haben und sie beheben."

"Was glaubst du, wie lange wird das dauern?" Ich seufzte schwer.

"Keine Ahnung. Ist mein erstes Mal. Ich weiß ja auch noch gar nicht, was mich erwartet." Killers Schmunzeln war deutlich zu vernehmen.

"Soll ich uns kurz etwas zu trinken und zu essen holen? Du stehst hier schon seit mehr als zwei Stunden. Und wer weiß, wie lange das hier noch dauern wird." Was? Schon ganze zwei Stunden? Ein ausgebildeter Arzt brauchte für so einen Eingriff keine zwanzig Minuten... Mein Ego bekam einen kräftigen Arschtritt. Ich hatte wirklich geglaubt, ich wäre besser. Ein verächtliches Schnauben entwich mir.

"Ich will es eben vernünftig machen. Am Ende überseh ich sonst noch etwas Wichtiges." Oder brachte meine Kapitän doch noch um. Killer legte mir vorsichtig eine Hand auf meine rechte Schulter.

"Denk aber auch an dich. Du bist ebenfalls verletzt worden. Ganz zu schweigen von der Wunde, die dir gestern zugefügt wurde."

"Weiß ich selbst..." gab ich pampig zurück. Damit verließ der Blonde den Raum.

Ich wusch mir erneut meine Hände und meine Arme bis zu den Ellbogen, bevor ich mich wieder Kid zuwandte.

"Skalpell." Wire drückte mir gewünschtes Instrument in die Hand. Und weiter ging das Prozedere...
 


 

Fünf weitere verfluchte Stunden später (!) hatte ich es endlich geschafft. Völlig erschöpft tauschte ich die letzte Infusion aus und ließ mich auf meinen Stuhl sinken, nachdem ich mir die Schürze abgebunden hatte.

Das war wirklich nicht einfach gewesen. Sein Oberarm war ein sauberer Bruch gewesen und wir hatten lediglich einige stark blutende Gefäße veröden müssen.

Der Unterarm dagegen war das reinste Gruselkabinett. Elle und Speiche waren mehrfach gebrochen, zum Teil gesplittert und es waren umliegende Gefäße und Gewebe stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie ein Puzzle hatte ich die Splitter wieder zusammengesetzt. Für diesen Moment hatte ich meine drei Helferlein aus dem Raum geschmissen, denn ich konnte niemanden gebrauchen, der mir dabei auf die Finger sah, zitterten die doch ohnehin schon mehr als genug - und dann noch diese Fummelarbeit! Nun musste ich anschließend nur noch dafür sorgen, dass Kids ledierte Knochen auch die Chance zum Heilen bekamen.

Aber wie fixiert man ein derartiges Energiebündel?

Eigentlich dürfte er den Arm mindestens vier Wochen lang weder bewegen noch belasten. Bei so einem komplizierten Bruch sogar besser sechs Wochen. Aber Kid würde keine sechs Stunden mit einem Gibs überstehen.

Und jetzt?

Ich hatte keine Ahnung.
 

Müde striff ich mein Tuch vom Kopf und löste meinen Haarknoten. Ein leises Klopfen erklang.

"Komm rein." Heat streckte seinen Kopf zu mir herein. Ich hatte eigentlich Killer erwartet. Was suchte der Blauhaarige hier?

"Für dich." Er reichte mir eine Schüssel mit dampfender Nudelsuppe und eine Tasse Tee.

"Killer meinte, er kümmert sich um alles, bis unser Chef wieder wach ist. Und du sollst dir auch eine Pause gönnen. Wire übernimmt heute deine Nachtwache." Das hatte ich schon völlig verdrängt. Killer war wirklich gewissenhaft, das musste ich ihm lassen.

"Danke." Ein erschöpftes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Etwas unschlüssig stand Heat neben mir.

"Ist noch was?" Er schloss vorsichtig die Tür und ließ sich zu meinen Füßen auf den Boden fallen. Eine Weile herrschte Schweigen und ich begann mich schon zu fragen, was das hier werden sollte.
 

"Warum bist du heute Morgen allein los?" Ich sah von meiner Suppe auf und blinzelte ein paar Mal. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass er noch etwas sagen würde.

"Wir haben den Brief gefunden. Du hättest etwas sagen können. Wir hätten dir doch geholfen." Schuldbewusst senkte ich meinen Blick.

"Magst du uns etwa nicht?" Überrascht sah ich ihn an.

"Ach, Heat... Natürlich mag ich euch."

"Warum hast du dann nichts gesagt?"

"Weil ich euch beschützen wollte..." gab ich kleinlaut zurück und erntete dafür ein verächtliches Schnauben. Mit dieser Reaktion hatte ich irgendwie gerechnet.

"Es tut mir Leid."

"Das sollte es auch! Wir haben uns riesige Sorgen gemacht! Wir sind eine Familie - merk dir das! Wir gehören zusammen!" Ich wischte mir die aufkommenden Tränen aus den Augenwinkeln, nickte und lächelte.

"Ja, du hast Recht. Wir sind eine Familie. Danke Heat." Ich schlang meine Arme von hinten um seinen Hals, woraufhin er etwas verlegen seinen Kopf schief legte.

Der Blauhaarige war nie ein Freund großer Worte gewesen aber die wenigen, die er mit mir gewechselt hatte, hatten mich tief berührt.
 

Wir waren viel mehr, als nur eine Bande von Gesetzlosen.
 

Wir waren eine Gemeinschaft.
 

Wir waren Freunde.
 

Wir waren eine Familie.
 


 

Am nächsten Morgen war es Wire, der zu mir ins Krankenzimmer kam. Ich hatte den restlichen Tag und die gesamte Nacht nicht ein Auge zugetan, während Eustass friedlich schlafend im Bett des Krankenzimmers lag. Nicht mehr auf dem provisorischen Operationstisch. Mit vereinten Kräften hatten wir ihn in das bereit stehende weiche Bett gelegt, ihn zugedeckt und gewartet, dass er endlich seine Augen aufschlägt.

Aber es geschah nicht. Immer wieder hatte ich mich vergewissert, dass sich sein Brustkorb noch immer hob und senkte und seine Vitalparameter stabil waren. Vielleicht hatte ich doch etwas übertrieben mit dem Schmerzmittel... Aber so war zumindest sichergestellt, dass er nichts von all dem mitbekommen hatte.

Ein schwacher Trost.

"Guten Morgen, Süße. Wie geht es dir?" fragte mich Wire sanft, stellte ein kleines Frühstücksbuffet auf meinen Schreibtisch, musterte eingehend meine Notizen, bevor er zu mir sah.

"Du siehst ziemlich fertig aus... Wann hast du zuletzt geschlafen? Wann warst du eigentlich das letzte Mal duschen? Und was ist mit deinem Verband? Der ist völlig durchgeblutet! Wann hast du ihn das letzte Mal wechseln lassen?"

"Gestern Nachmittag. Aber die Blutung hat gestoppt. Wenn ich ihn jetzt abreiße, würde es wieder anfangen, also lasse ich ihn, wo er ist." Alle anderen Fragen ließ ich unbeantwortet. Wire nickte zu Kid.

"Wie geht es ihm?"

"Unverändert. Er zeigt noch immer keinerlei Reaktion aber seine Werte sind stabil." Der Schwarzhaarige seufzte.

"Willst du dir nicht eine kleine Pause gönnen? Du musst auch schlafen." Ich lächelte ihn schief an.

"Du hattest Nachtwache, Wire. Denk auch ein bisschen an dich und geh lieber selbst in deine Koje."

"Weißt du, Katory, manchmal frage ich mich, ob du als Krankenschwester dazu verpflichtet bist, deine eigenen Ratschläge nicht zu befolgen. Du sagst uns, wir sollen uns Ruhe gönnen, bleibst aber selbst am längsten wach und schläfst am wenigsten. Wenn wir uns verletzen, sollen wir uns schonen aber du operierst hier stundenlang mit blutender Wunde und etlichen anderen Blessuren." Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, seine Lippen zu einem strengen, schmalen Strich verzogen und sah mich vorwurfsvoll an. Ich schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln.

"So bin ich nun mal. Ich kann einfach nicht ruhig schlafen, wenn ich weiß, dass es einem von euch nicht gut geht. Ich möchte helfen. Möchte für euch da sein, so wie ihr für mich da seid." Gedankenverloren blickte ich zu Kid.

"Kannst du das denn nicht verstehen?" wisperte ich.

"Doch. Sehr gut sogar. Aber du hilfst niemanden, wenn du selbst immer bis zur völligen Erschöpfung für uns kämpfst - egal in welcher Hinsicht." Er hatte Recht. Aber ich hasste es so sehr, meine Aufgaben an jemand anderen zu deligieren und in meiner Welt hatte ich gelernt, mich auf niemanden außer mich selbst zu verlassen.

"Ich mache dir jetzt einen Vorschlag. Und entweder du nimmst ihn an oder ich schlage dich bewusstlos, damit du endlich deine Mütze Schlaf bekommst!" Überrascht fuhr ich zu ihm rum. Hatte er das ernst gemeint?!

"Ich werde jetzt Heat wecken, der hier bei unserem Käptn Stellung bezieht und sobald er aufwachen sollte, wird er dich sofort wecken kommen. In der Zwischenzeit wirst du ausgiebig duschen und dich hinlegen. Na, wie klingt das?"

"Verlockend." gestand ich wahrheitsgemäß. Wire grinste breit.

"Wusst ich's doch. Ich werd dann mal unseren Lieblingszombie wecken gehen. Sobald er hier ist, wirst du deinen kleinen Hintern sofort hier raus bewegen. Kapiert!" Ich nickte ihm lächelnd entgegen, dann verschwand er.

Ich setzte mich ans Krankenbett, strich Kid liebevoll über's Gesicht und zog die Decke etwas zurück. Die Drainage förderte nur noch mäßig Sekret. Ich würde sie vielleicht schon morgen wieder entfernen können. Die Nähte waren reizlos und wenn ich leicht auf die Nahtstellen drückte, drang kein Wundsekret nach draußen. Das war ein gutes Zeichen.

Dann strich ich über seinen linken Arm. Er war angenehm warm und auch hier waren die Nahtstellen reizlos. Erleichtert atmete ich aus. Wenn es die nächsten ein bis zwei Tage so blieb, konnte ich wirklich mehr als stolz auf unsere gemeinsame Leistung sein.

Meine erste Operation.

Und das ohne postoperative Infektionen.

Das sollte mir erst einmal jemand nachmachen! Vor allem unter diesen Bedingungen...

Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, lehnte dann meine eigene dagegen und lächelte, als mir unbewusst auffiel, dass er keine erhöhte Temeratur zu haben schien. Ich war einfach zu sehr Krankenschwester.

Gerade als ich mich wieder aufrichtete, kam Heat grinsend durch die Tür gestapft.

"Yo, Katory. Ich soll dich ablösen." Ich schenkte auch ihm ein Lächeln.

"Ja, danke. Ich werde versuchen, etwas zu schlafen. Weck mich bitte, sobald sich etwas verändert."

"Klar. Kannst dich auf mich verlassen." Dessen war ich mir mehr als sicher. Also begab ich mich guten Gewissens in die Kapitänskajüte und steuerte sofort die Dusche an. Ich ließ den Verband absichtlich drum, damit sich das angetrocknete Blut schonend von meiner Haut löste und die Wunde nicht gleich wieder aufriss. Als er völlig durchweicht war, löste ich ihn vorsichtig und begutachtete die Verletzung zum ersten Mal persönlich.

Ich verzog das Gesicht. Das würde ewig dauern, bis es vollständig wieder verheilt war.

Ich wusch mich, versorgte anschließend meine Blessuren und verband mir Schulter und Oberarm mit einem sauberen Verband wieder. Anschließend kuschelte ich mich unter beide Decken und drückte Kids Kissen eng an mich.
 

Es war nicht einfach, ohne ihn an meiner Seite einzuschlafen aber irgendwann musste es mir doch gelungen sein, denn irgendjemand riss mich laut plärrend aus meinem Schlaf. Ich musste mehrfach blinzeln, um mich zu orientieren.

Wo war ich gleich?

Was war geschehen?

Und wie spät war es überhaupt?

Ein Blick nach draußen beantwortete mir zumindest meine letzte Frage: Rotglühende Sonnenstrahlen schienen durch das kleine Fenster hinein. Es war also beginnender Abend. Ich drückte das Kissen noch einmal fest an mich. Ja, ich wusste auch wieder, wo ich war und was geschehen war. Dann sprang ich auf, zog mich an und ging nach draußen, wo ein völlig aufgebrachter Heat zappelnd auf mich wartete.

"Du sagtest, ich soll dich wecken, sobald sich etwas verändert..." meinte er entschuldigend. Ich musste ziemlich verschlafen aussehen.

"Schon gut, Heat. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Was ist denn passiert?"

"Er atmet irgendwie anders. Und schwitzt. Und -..."

"SCHEIßE!" Er wird doch nicht etwa eine Infektion bekommen haben? Verdammt! Ich war sofort hellwach und eilte die Treppen hinunter unter Deck, den Flur entlang und schlug die Tür zum Krankenzimmer auf.

Kid lag schweißgebadet im Krankenbett, das Gesicht schmerzverzogen. Schnell trat ich an seine Seite, zog die Decke zurück und betrachtete die Nähte, fuhr mit meinen Fingern darüber. Sie waren noch immer sauber, reizlos und genauso warm wie der Rest der Umgebung. Die Wunden hatten sich also demnach nicht entzündet.

Ich legte meine Hand auf seine Stirn aber trotz der Rötung seines Gesichtes schien er kein Fieber zu haben. Das ließ nur noch einen Schluss zu: Er hatte Schmerzen. Das erleichterte mich schon ziemlich. Ich ging zu meinem Medizinschrank und zog ein schmerzstillendes Mittel auf, das ich nicht extra mit einer Infusion verdünnen musste. Nur wenige Minuten später entspannten sich seine Züge wieder.

Lächelnd drehte ich mich zu Heat um, der gebannt alles beobachtet hatte.

"Er hatte Schmerzen. Ansonsten geht es ihm gut. Danke, dass du mich sofort geholt hast, Heat." Auch er wirkte nun entspannter.

"Hast du schon etwas gegessen, Heat?" fragte ich freundlich und er verneinte. Sofort schickte ich ihn rauf in die Kombüse, sonst fiel er mir am Ende noch vom Fleisch. Ich würde hier bleiben. Schlaf fand ich jetzt doch keinen mehr.
 

Stunden später klopfte es und ohne auf Erlaubnis zu warten, wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und Killer trat ein, in seinen Händen ein gefüllter Teller und eine Decke. Wenn die Jungs mir nicht ständig etwas zu essen bringen würden, wäre ich sicher schon verhungert - ich vergaß es einfach in meiner Sorge um den Rotschopf... Oder hatte Wire doch Recht? War das meine 'Pflicht als Krankenschwester' auf alle zu achten außer auf mich selbst?

"Dacht ich mir, dass du noch immer hier bist. Hier, du hast seit heute Morgen nichts mehr zu essen bekommen."

"Danke, Killer. Wie geht es dir eigentlich?" Er zuckte wiedermal nur mit den Schultern.

"Ich verspür kaum noch Schmerzen. Aber wie ich dich kenne, wirst du trotzdem noch einmal gucken wollen, hab ich Recht?" Ohne auf meine Antwort zu warten, hüpfte er auf die Pritsche, zog sein Hemd aus und nahm bereitwillig seine Maske ab. Der Anblick, Killer ohne seine Maske zu sehen, war noch immer befremdlich für mich, bereitete mir aber nicht mehr ganz so großes Unbehagen. Immerhin nahm er sie freiwillig ab.

Ich besah mir zuerst die Nahtstellen an seinem Kopf, damit er nicht zu lange ohne seine Maske sein musste. Doch als ich damit fertig war, machte er keinerlei Anstalten sie wieder aufzusetzen. Stattdessen ruhten seine eisblauen Augen ununterbrochen auf mir, als ich seinen Oberkörper genauestens inspizierte. Immer wieder huschte mein Blick zu seinem Gesicht und verunsicherte mich zusehends.

Warum tat er das?

Konnte er nicht einfach damit aufhören?

Wollte er mich damit bestrafen?

"Ok, Schluss jetzt! Was soll das? Du ärgerst mich doch absichtlich!" schimpfte ich und er grinste amüsiert.

"Durchaus." Mehr Antwort bekam ich nicht. Na toll!

Ich beendete meine Untersuchung, teilte ihm mit, dass alles sehr gut verheilte, drehte dem Vizen den Rücken zu und ging mir die Hände waschen. Noch immer ruhte sein Blick auf mir. Wütend warf ich das Handtuch bei Seite und drehte mich wieder zu ihm um.

"Hör endlich auf damit! Sag mir einfach, was du willst!" Lässig zog er sich sein Hemd über, griff dann zu seiner Kopfbedeckung und kam zu mir, ohne sie wieder aufzusetzen. Direkt vor mir blieb er stehen, sah auf mich herab. Seine Augen spiegelten keinerlei Emotionen wieder, der Schalk von vorhin war verschwunden und in mir breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Ich würde es in diesem Leben wohl nicht mehr lernen, wann ich lieber meine Klappe halten und gewisse Dinge einfach so hinnehmen sollte.

"Ich versuche herauszufinden, ob wir dir trauen können." Seine Worte trafen mich härter, als alles zuvor.

"Wie meinst du das?" stammelte ich nur, sah ihn mit großen Augen an.

"Das war nicht dein erster Alleingang. Durch deine Aktionen bringst du nicht nur dich, sondern uns alle in Gefahr. Kid wirft sich immer wieder bereitwillig für dich ins Kreuzfeuer aber dieses Mal hätte er beinahe mit dem Leben dafür bezahlt. Du verstehst also meine Missgunst dir gegenüber, wenn es um meinen besten Freund und Kapitän geht." Ich wagte es nicht, meinen Blick abzuwenden, nickte nur langsam. Natürlich verstand ich ihn.

"Dann hoffe ich für dich, um deiner selbst Willen, dass es der letzte Alleingang war. Denn ein nächstes Mal wird es nicht geben, das werde ich zu verhindern wissen!" Das war keine leere Drohung, ich sah es mehr als deutlich an seinem eiskalten Blick. Dann wandte er sich von mir ab und ging.

"Killer..." fand ich dann doch meine Stimme wieder, bevor er zur Gänze das Zimmer verlassen konnte.

"... ich habe nicht aus Egoismus so gehandelt... oder um besonders stark zu wirken... ich habe es getan, weil ich mir keinen anderen Ausweg wusste, um euch zu beschützen..." Verächtlich schnaubend knallte er die Tür wieder zu, war mit wenigen langen Schritten wieder bei mir und verpasste mir eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte.

"Hör auf damit, ständig alles und jeden allein beschützen zu wollen, Katory! Du bist nicht allein! Begreif das endlich! Wenn du Probleme hast oder in Schwierigkeiten steckst, dann rede gefälligst mit uns und versuche nicht immer, alles auf eigene Faust zu lösen! So läuft das hier nicht, kapiert!?" Ganz langsam nickte ich, wagte es aber nicht, meine Hand zu meiner schmerzend-pochenden Wange zu führen. Ich wusste, ich hatte diese Ohrfeige mehr als verdient. Vermutlich war sie sogar schon mehr als überfällig gewesen...

"Dann verinnerliche es auch!" Wieder nickte ich. Killer seufzte, gab seine eiskalte Miene auf, seine Züge entspannten sich. Als er erneut zum Sprechen ansetzte, war seine Stimme um ein Vielfaches sanfter als zuvor.

"Du hast doch die Tage bewiesen, wie gut du mit uns zusammen arbeiten kannst - und damit meine ich nicht nur die Operation." Ein erneutes Nicken sparte ich mir, denn die Bewegung schmerzte sehr. Er beließ es dabei, richtete ein letztes Mal seine Worte an mich.

"Dann kümmer dich bitte weiter um Kids Genesung. Ich habe dir eine Decke mitgebracht, denn du willst sicher heut Nacht wieder hier bleiben." Ein dankbares Lächeln huschte über meine Lippen. Auch das tat verflucht weh aber die Geste war ich ihm zumindest schuldig.

"Ja." Mehr brachte ich nicht hervor aber das schien ihm zu genügen. Nun war er es, der nickte, seine Maske überzog und den Raum verließ.

Langsam tastete ich mit meinen Fingern nach meiner Wange. Es war eine Warnung. Und gleichzeitig ein Versuch, mir Vernunft einzubleuen. Ich hatte ihn enttäuscht. Ich hatte alle enttäuscht.
 

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war. Ich hatte gegessen, Kids Vitalparameter überprüft und mich anschließend in die Decke eingekuschelt, die Killer mir mitgebracht hatte. Irgendwann muss ich auf dem Stuhl am Krankenbett eingenickt sein. Geweckt wurde ich durch ein unzufriedenes Brummen, sowie einer Regung, die so gar nicht zu den gleichmäßigen Atemzügen zuvor passte.

Verschlafen öffnte ich meine Augen, richtete mich leicht auf. Kids Augen waren einen Spalt geöffnet und er verzog sein Gesicht, als er versuchte, seinen linken Arm zu bewegen. Stattdessen hob er seinen rechten, besah sich kurz seine Hand, schielte dann zu mir und legte diese auf meinem Kopf ab.

"Da ist ja meine Lieblingskrankenschwester." erklang seine Stimme schwach und rau. Seine Kehle musste staubtrocken sein.

"Ist dir auch nichts passiert?" Ungläubig sah ich ihn an, als diese Worte seine Lippen verließen. Dann brach einfach alles aus mir heraus - ich warf mich auf seinen Oberkörper, ignorierte das Zischen seinerseits, und ließ meinen Tränen freien Lauf.

"Dummopf! Vollidiot!" schimpfte ich laut schluchzend. Er lächelte nur, strich mir weiterhin über meinen Kopf.

"Was machst du auch immer für Dummheiten, Kat."

"Es tut mir Leid..."

"Das will ich auch hoffen!" Kurz huschten strengere Züge über sein Gesicht, bevor er mich wieder angrinste. Dann fügte er nach einigen schweigsamen Minuten noch hinzu:

"Ich finde, ich habe eine Belohnung für deine heldenhafte Rettung verdient!" Sein Grinsen wurde anzüglich und mit einem Schlag versiegten meine Tränen und die Röte schoss mir ins Gesicht. Meinte er die Art von Belohnung, die ich dachte, dass er sie meinte?!

"Du bist verletzt! Komm erst mal wieder auf die Beine, dann... reden wir vielleicht darüber..." Ich stieß mich von ihm ab, setzte mich aufrecht mit verschränkten Armen vor der Brust auf meinen Stuhl und ignorierte die Hitze in meinen Wangen.

"Du wirst deinen linken Arm eine ganze Weile nicht benutzen können. Es ist ein ziemlich komplizierter Bruch. Und deine Rippen müssen auch vernünftig verheilen."

"Ich steh drauf, wenn du die böse Krankenschwester raushängen lässt." Jetzt brachte er mich endgültig aus der Fassung und abrupt stand ich auf. Konnte er nicht ein Mal ernst bleiben?! Dieser Kindskopf!

"Du spinnst ja wohl! Ich glaub die Schmerzmittel haben dir nicht gut getan! Ich gehe jetzt frische Luft schnappen und wenn ich wiederkomme, will ich dieses Grinsen nicht mehr in deinem Gesicht sehen!"

Ich hätte ihn doch leiden lassen sollen, wie ich es ihm angedroht hatte. Dann wäre er jetzt mit Sicherheit weniger großspurig!

So schnell ich konnte, verließ ich das Krankenzimmer und stürzte an Deck. Das war nun doch alles ein bisschen fiel. Killers Drohung, die Ohrfeige, sein plötzlicher Stimmungswechsel, die Freude, dass Kid endlich aufgewacht war, die ganze Anspannung, die von mir abfiel und am Schluss diese anzüglichen Blicke und Bemerkungen. Keine fünf Minuten weilte er wieder unter den Lebenden, da dachte er schon wieder nur noch an das Eine! So ein unverbesserlicher Vollidiot!
 

Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammenzucken und herumwirbeln.

"Killer! Erschreck mich nicht so!"

"Warum bist du hier?" fragte er nur. Ich deutete unter Deck.

"Eustass ist wieder wach und anscheinend wieder völlig auf seiner geistigen Höhe." motzte ich und kämpfte die aufsteigende Hitze nieder. Der Blonde legte den Kopf schief und ließ kurz darauf einen amüsierten Laut vernehmen.

"Verstehe. Kann ich zu ihm?"

"Klar. Du solltest ihm vielleicht etwas zu trinken mitbringen. Und sobald er Anzeichen von Schwäche zeigt, zieh ihm eine über, damit er sich gefälligst weiter ausruht." Nun lachte er laut auf.

"Ich werd's mir merken. Ich sag dir Bescheid, sobald ich zurück bin - könntest du solang meinen Posten beziehen?" Er deutete nach oben auf das Krähennest und ich willigte ein.
 

Die laue Nachtluft tat mir gut. Sie kühlte mein erhitztes Gemüt ab und ließ mich meine Gedanken ordnen. Ich musste Kid irgendwie dazu bringen, seinen Arm zu schonen! Und ich musste endlich damit aufhören, alle auszuschließen.

Hatten sie mir nicht alle schon mehr als genug bewiesen, dass ich ihnen vertrauen konnte?

Warum schaffte ich es dann nicht, meinen Turm mit den dicken Mauern zu verlassen?

Warum sperrte ich sie alle einfach aus?

Hatte ich etwa noch immer Angst, verletzt zu werden?

Ließ ich deswegen keine Nähe zu, weil ich Angst hatte, meine neuen Freunde wieder zu verlieren?

Aber ich würde sie verlieren...

Wenn ich so weiter machte, wie bisher, würde ich sie verlieren. Für immer. Dabei wollte ich das gar nicht. Ich hatte sie doch gern. Sehr gern.

"Katory." Killer war zurück.

"Kid will dich sehen. Ich habe ihm von unserer... 'Unterhaltung' erzählt." Er hatte WAS getan!? Völlig panisch sah ich ihn an.

"Er ist übrigens meiner Meinung, dass es so nicht weiter gehen kann." Schnell wandte ich meinen Blick wieder ab. Er sollte nicht sehen, wie sehr mich das traf und verletzte.

"Und jetzt komm aus deinem Schneckenhaus wieder raus, steh gefälligst deine Frau und geh da runter!" Ruckartig stand ich auf, funkelte ihn kurz wütend an und sprang aus dem Krähennest, landete sicher auf meiner Wolke und ließ mich zur Treppe unter Deck bringen.

"Musst du immer den direkten Weg nehmen?" knurrte er mir hinterher.

"So bin ich nunmal, das weißt du."

"Ja... hast es die letzten Tage ja oft genug bewiesen..." brummte er noch, bevor ich endgültig unter Deck verschwand. Ohja, das hatte ich. Und genau deswegen war ich nun in dieser heiklen Situation.
 

"Du wolltest mich sehen?" begann ich vorsichtig, als ich mein Reich wieder betrat. Kid hatte seinen rechten Arm hinter seinem Kopf verschränkt und starrte die Decke über ihm an. Als Antwort bekam ich erst nur ein Brummen.

"Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?" versuchte ich von der unangenehmen Situation abzulenken. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht klappen würde.

"Weißt du, Killer macht seinem Spitznamen wirklich alle Ehre..." er seufzte kurz.

"Er wird seine Drohung wahr machen, wenn du nicht besser aufpasst!" Darauf war ich auch schon gekommen...

"Spitzname?" fragte ich verwirrt.

"Natürlich. Oder hast du ernsthaft geglaubt, Killer wäre sein richtiger Name?" Noch immer sah er mich nicht an.

"Es gibt außer ihm nur vier lebende Menschen, die seinen richtigen Namen kennen. Drei davon befinden sich hier auf dem Schiff. Die vierte... tja, wer weiß, wo diese Person sich momentan aufhält." Ich konnte mir denken, wer diese Menschen waren: Kid, Wire, Heat und der mir unbekannte Gesprächspartner von Killer, derren Konversation ich mehr oder weniger unfreiwillig belauscht hatte.

"Es ist das höchste Zeichen seines Vertrauens." fuhr er gedankenverloren fort. Vertrauen. Wehmütig senkte ich den Blick. Würde ich je wieder lernen, bedingungslos zu vertrauen? Eigentlich vertraute ich den Jungs schon... irgendwie... aber nicht bedingungslos. Nicht so, wie ich es tun sollte. Wobei... Ich musste an den kleinen Bonus denken und seufzte leise. So langsam verwirrten mich meine eigenen Gedanken und Gefühle. Das war doch sonst nicht so.

Eine ganze Weile herrschte wieder Schweigen in dem Raum und ich stand noch immer unsicher zwischen der Tür und meinem Schreibtisch.
 

"Komm her, Kat." forderte er mich nach einer gefühlten Ewigkeit auf und ich kam an sein Bett.

"Was soll ich nur mit dir machen? Sag mir, was ich noch tun kann, damit du endlich begreifst, dass du uns vertrauen kannst!" Seine rotglühenden Augen fixierten mich, ich hielt seinem Blick einfach nicht stand.

"Es liegt doch nicht an euch..."

"Was ist es dann?" Konnte er vielleicht etwas weniger eindringlich gucken? Unsicher rieb ich mir über meinen rechten Arm, schaffte es einfach nicht, ihn wieder anzusehen.

"Das ist kompliziert..."

"Ist es nicht! Du willst nur, dass es das ist, damit du dich weiterhin hinter deinen Mauern verstecken kannst." Er versuchte sich aufzurichten, scheiterte allerdings und ließ sich unter Schmerzen wieder ein Stück zurück ins Kissen sinken. Natürlich war ich sofort bei ihm - scheiß Helferkomplex! Wieder sah er mich an und diesmal konnte ich dem nicht entgehen. Seine Augen hielten mich gefangen und eh ich mich versah, zog er mich zu sich auf seine rechte Seite rüber.

"Niemand hier will dir etwas Böses. Wir sind für dich da. Aber du musst uns auch vertrauen." Ich schwieg. Was hätte ich auch antworten sollen? Er stieß hörbar die Luft aus.

"Ich will dich nicht verlieren. Du gehörst zu den wenigen Menschen, die mir wichtig sind. Und ich beschütze, was mir wichtig ist. Aber dazu musst du dich auch beschützen lassen." Sanft strich er mir dabei über meinen rechten Arm und ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Wenn er weiter so nette Worte an mich richtete, würde ich gleich wieder anfangen zu heulen!

"Du bist weder unbesiegbar noch unsterblich. Du hast Schwächen, wie jeder andere Mensch auch. Und deine größte ist momentan, alles auf eigene Faust regeln zu wollen! Aber um wirklich stärker zu werden, musst du deine Schwächen zulassen. Wie sollen wir sie sonst ausgleichen, wenn wir sie nicht kennen? Wir sind ein Team. Vergiss das niemals." Ein Team. Eine Gemeinschaft.

Ich erinnerte mich daran, was Kid diesem Kopfgeldjäger an den Kopf geworfen hatte. Ich sei ein vollwertiges Mitglied seiner Mannschaft.

Ich erinnerte mich an Heat, der mir gesagt hatte, wir seien eine Familie und wie sehr ich mich darüber gefreut hatte.

Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Wire, als dieser mir verdeutlicht hatte, dass niemandem damit geholfen wäre, wenn ich bis zur totalen Erschöpfung alles im Alleingang bekämpfte.

Und ich erinnerte mich an Killer, der mir unmissverständlich zu verstehen gab, was er von eben diesen Alleingängen hielt. Ich sollte aufhören, alles allein machen zu wollen. Sie wollten alle, dass ich Teil dieser Gemeinschaft sein konnte. Und ganz langsam begann ich zu verstehen.

"Eustass..."

"Hm?"

"Für mich ist es das Schwerste überhaupt, aus meinem sicheren Turm herauszukommen..." gestand ich flüsternd.

"Ach, ich hab sicher irgendwo noch das ein oder andere Werkzeug, das zum Einreißen von Mauern geeignet ist." Er grinste verschmitzt und auch auf meine Lippen legte sich ein leises Schmunzeln.

Ob er wusste, dass er bereits einen kleinen Teil dieser Mauern eingerissen hatte? Ausgerechnet er...



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