Fieberwahn und dunkle Schränke
Halli Hallo, Leudies
Wie gesagt, hier ist das neue Kappi von Walk on the edge.
Es ist dieses Mal ein wenig länger, ich hoffe es gefällt euch.
Denkt an meinen und euren Freund, den gefürchteten Komi-Kasten, der schon wieder ziemlich hungrig ist.
Viel Spaß
Heal, eure Swaja
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4. Kapitel: Fieberwahn und dunkle Schränke
Die nächsten Tage trafen sich Mokuba und Joey immer häufiger. Sie gingen
zusammen spazieren und redeten über Gott und die Welt. Oder sie trafen sich
in einem Cafe um sich aufzuwärmen. Mokuba lernte viel über Joeys Welt. Über
die Kälte, die draußen auf der Straße herrschte, gerade, wenn es anfing zu
schneien.
So ging das eine ganze Weile, doch nach etwas zwei Wochen wurden die Treffen
seltener, da Joey einen Job bekommen hatte. So konnten sie sich nur noch an
wenigen Nachmittagen in der Woche sehen.
Mokuba drehte die Tasse in Händen.
Er wartete jetzt schon eine geschlagene halbe Stunde auf seinen Freund. Joey
war sonst eigentlich pünktlich, also musste ihm irgendetwas dazwischen
gekommen sein. Vielleicht in seinem Job.
Das kleine Glöckchen über der Tür schellte und kündigte einen weiteren
Besucher an.
" Hi Mokuba.", der Blonde ließ sich auf den Stuhl fallen und seufzte tief.
Mokuba betrachtete seinen Kumpel mit einem besorgtem Blick. Der Junge hatte
tiefe, dunkle Augenringe und die Haut war bis auf die roten Flecken, die
durch die Kälte in seinem Gesicht abgezeichnet waren, ziemlich blass.
" Hey, was ist mit dir?".
" Hm?", Joey sah ihn ein wenig verwirrt an.
" Ich hab dich gefragt, was mit dir ist? Du siehst nicht gut aus.".
" Na danke.", Joey spielte mit einer Zuckertüte herum.
Mokuba atmete tief ein. Entweder dieser Typ war wirklich so blöd, oder er
spielte ihm was vor, aber ganz schlecht.
" Sag mir doch ganz einfach, ob es dir schlecht geht oder nicht.".
Joey sah ihm auf einmal direkt in die Augen. Normalerweise saß irgendwo in
den Bernsteinen ein Funke, ein kleines Feuer, das Hoffnung symbolisierte.
Teilweise auch ein wenig Schalk. Den Augen nach war Joey immer noch ein
kleines Kind.
Doch jetzt waren seine Augen nur müde und verhärtet.
" Es geht mir gut, danke, Mama.", das klang so bissig, als wollte man einem
Hund seinen Knochen wegnehmen.
" Falsche Antwort.", kam es prompt von Mokuba. Der Blonde hätte ihm nicht in
die Augen sehen sollen, die Tore zur Seele lügen nie, im Gegensatz zu dem
Menschen, dem sie gehörten.
Mokuba musste sich beherrschen, damit er seinen Gegenüber nicht ungehalten
anplautzte.
Joey bestätigte seine Vermutung mit einem tiefen Husten. Eines von denen,
bei denem einem vom Zuhören die Lunge wehtat, auch wenn man selber
kerngesund war.
" Jetzt ist es amtlich, du bist krank.".
Joey seufzte. " Erwischt, ich hab mich erkältet. Kein Problem, ja? Es ist
nur eine kleine Erkältung, alles okay, wirklich."
Er lächelte den Kleinen an. Er machte sich wirklich viel zu viele Sorgen um
seine Umwelt.
Mokuba erwiderte das Lächeln.
" Und, wie gehts mit deinem Job voran?".
Anscheinend hatte er einen unbekannten, wunden Punkt getroffen, denn es kam
keine Antwort. Beunruhigt sah er auf.
" Was?"
Joey wand sich sichtlich unter seinem Blick.
" Na ja, es lief nicht so optimal.".
" Das heißt auf gut deutsch?".
" Das heißt auf gut deutsch, dass ich keinen Job mehr hab.".
Mokuba riss die Augen weit auf. " Die haben dich gefeuert? Aber warum?"
Joey winkte ab. " Ist doch egal, ich mochte die Arbeit sowieso nicht so.".
Mokuba konnte nicht glauben, was der Blonde da redete. Noch am Anfang der
Woche hatte er geschwärmt, wie toll es ihm gefiel und dass er es liebte,
endlich wieder was zu tun. Und jetzt sollte das auf einmal alles nicht wahr
sein? Nein, sein gesunder Menschenverstand sagte dem jüngeren der
Kaiba-Brüder, dass sein Gegenüber nicht ganz ehrlich war.
" Hör mal, Mokuba. Ich bin auch nicht gerade glücklich mit dem Rausschmiss,
aber ich brauch keinen, der es mit immer wieder unter die Nase reibt, ja?".
Joey schloß genervt die Augen. Warum war er nur so gereizt? Lag vielleicht
an den Kopfschmerzen, die ihn seit zwei Tagen verfolgten. Es fühlte sich an,
als würde jemand ständig mit einem Messer seinen Kopf löchern.
Zwei Finger massierten die rechte Schläfe. Wenn ihn der Kleine ihn jetzt
noch weiter nervte, konnte er nicht dafür reagieren, dass er ein
sanftmütiges Schäfchen bleiben könnte.
Doch wie es kommen musste, wenn sich die ganze Welt gegen einen verschwor,
setzte der Schwarzhaarige mit einem anschuldigenden Blick noch eins drauf:
" Na ja, dann kannst du dich wenigstens auskurieren, wenn du schon keinen
Job mehr hast.".
Die Handflächen des Blonden schlugen auf den Tisch. Mokuba zuckte zusammen,
was war denn jetzt los?
" Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Meine Mutter? Nein, du bist
einfach nur ein kleiner Kerl, der glaubt er wüsste alles und könnte die Welt
mit seinen sinnlosen Ratschlägen besser machen. Lass dir eines gesagt sein,
so ist es nicht. Du hast keine Ahnung von der Welt da draußen. Du redest von
Dingen von denen du überhaupt nichts verstehst, aber benimmst dich, als
wüsstest du besser als jeder andere, wie man auf der Straße überlebt. Komm
runter von deinem Ross oder lass mich in Ruhe.".
Joey öffnete den Mund, als wollte er noch etwas hinzusetzen, doch plötzlich
weiteten sich seine Augen ein Stückchen und er schluckte.
Dann drehte er such auf dem Absatz um und verschwand in Richtung der
Toiletten.
Mokuba blieb wie vom Donner gerührt sitzen. Das war ein filmreifer Ausbruch
gewesen, er hätte nicht gedacht, dass der Blonde wirklich so austicken
könnte. Der Blick wurde auf das Tischdeckchen gesenkt. Der Ausdruck in den
Augen wurde immer schuldiger. Was ist, wenn Joey jetzt so sauer auf ihn ist,
dass er ihm nie mehr verzeihen würde?
Er schluckte. Er hatte also von etwas geredet, von dem er keine Ahnung hat.
Damit tat er genau das, was sein Bruder so gerne tat. Und das hasste Mokuba
an seinem Bruder. Entweder interessierte es ihn gar nicht, was Mokuba
machte, oder mischte sich so dreist ein, dass man ihm am liebsten seinen Lap
Top um die Ohren schlagen würde.
Na toll, er wurde also schon genau wie sein Bruder.
Mokuba sah auf. Es musste jetzt schon mindestens fünf Minuten her sein, dass
Joey weg war.
Wo blieb der Blonde?
Mokuba stand auf und ging den Gang entlang, bis zu den Türen mit der
unverkennbaren Beschriftung.
Er öffnete die Tür. Die Kabinen waren alle leer, aber geschloßen. Nur eine
stand einen Spalt offen.
Mokuba trat vorsichtig näher. Er drückte das glatte Holz noch ein wenig
weiter auf, rechnete schon halb damit, entweder eine leere Schüssel oder
einen verdutzten Mann zu sehen.
Doch was er sah, ließ ihn erschrocken die Luft anhalten. Auf den weiß
gekachelten Boden lag sein Freund. Der Oberkörper war an die Wand gelehnt,
die Stirn an die Wand gedrückt. Anscheinend hatte der Junge sich kurz zuvor
übergeben.
" Joey?", flüsterte Mokuba mit vor Schreck heiserer Stimme. Keine Reaktion.
" Joey?", fragte er mit Nachdruck. Wieder nichts.
Mokuba stürzte zu seinem Freund hinab und tätschelte ihm die Wangen.
" Hey, Joey, mach keinen Mist, wach auf!", murmelte er vor sich hin. Der
junge Mann, der da halb vor ihm lag, atmete, dass war kaum zu überhören. Es
schien als bekäme Joey keine Luft, denn er holte ungleichmäßig und flach
Luft, wie nach einem Hundertmeterlauf. Mokuba legte vorsichtig seine Hand
auf dessen Stirn, doch zog sie fast im selben Augenblick zurück. Auf der
Stirn hatte man locker einen ganzen Barbecue Abend veranstalten können.
Schnell zückte der junge Kaiba sein Handy, wählte eine eingespeicherte
Nummer und wartete.
Weich.
Und warm.
Keine Kälte, sie war verflogen.
Nur Schmerzen waren noch da.
Aber es waren nicht die Schmerzen, die er von der unbarmherzigen Kälte
kannte und auch nicht die Schmerzen einer Prügelei. Es waren eher leichte
Kopfschmerzen, ganz so, als wäre sein Hirn durch Wattebäusche ersetzt
worden, die immer ein wenig an die Innenseiten drückten.
Und alles war so weich. Und warm. Die Finger krümmten sich ein wenig mehr
zusammen, fanden Halt in etwas, das mit dünnem Stoff überzogen war. Es war
genauso weich, wie das auf was er lag.
Er lag nur so da, in seiner typischen Schlafhaltung. Die Beine angezogen,
der Oberkörper seitlich und die Decke bis unter die Nasenspitze gezogen.
Halt, stopp, zurückspulen, anhalten und noch mal abspielen, bitte.
Schlafposition? Decke? Weich und warm?
Das hier konnte auf keinen Fall das Zimmer in der WG sein, denn dort hatten
sie nur harte Strohmatten und die Decken waren nichts weiter als hauchdünne
Laken. Und zugig war es dort wie Hechtsuppe.
Auf der Straße konnte er auch nicht liegen, da war es noch ungemütlicher,
als in der Wohngemeinschaft. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner mehr
als leeren Magengegend breit. Wenn er in einem Bett lag und es warm war,
musste er in einer Wohnung sein. Und die einzige Wohnung, wo er noch hätte
liegen können war die seines. Nein, das durfte nicht sein.
Ruckartig riss er die Augen auf und sah sich panisch um. Kein Regal über dem
Bett, wie eigentlich erwartet. Kein Schreibtisch mit allerlei Krimskrams,
wie eigentlich erwartet. Eigentlich war gar nichts hier wie erwartet.
Entweder hatte hier jemand die Geldscheiße bekommen und total umdekoriert
oder. ja, oder er war doch woanders.
Anscheinend hatte sein Kopf der ungewohnt schnellen Bewegung jetzt erst
folgen können, denn er meldete ohne Rücksicht auf Joeys Gemütszustand, dass
er weh tat. Und zwar mit solcher Intensität, dass es ihn wieder auf das
Kissen zurück warf. " Aua.", hauchte er leise und es klang verloren in dem
riesigen, spärlich möbliertem Zimmer.
Was war denn da so? Ein großer Schrank, daneben weitere Schränke,
augenmerklich Aktenschränke, ein Fenster, das freundlicher Weise mit dünnen
Gardinen zugehängt war, ein kleiner Nachttisch mit einer Lampe darauf und.
und. das war` s. Mehr nicht! Wie. nett. und. gemütlich.
Na okay, das konnte ihm eigentlich egal sein, vielmehr interessierte ihn
doch, wo er hier war. Er kannte das Zimmer nicht und hatte auch das Bett,
Marke Himmel, noch nie gesehen. Zum Glück waren die Vorhänge, die noch mal
extra rund herum um das Bett montiert waren, nicht auch noch zugebunden,
sonst hätte Joey eventuell Probleme mit seiner Klaustrophobie bekommen.
In seinen Gliedern steckte immer noch die schläfrige Müdigkeit, die sich
nach dem vorschnellen Erwachen nun wieder bemerkbar machte. Die Schmerzen in
seinem Kopf waren noch als leichtes Pochen zu merken, ansonsten knurrte nur
sein Bauch fröhlich vor sich hin, aber das kannte er ja bereits.
So total in sich und seinem Befinden versunken, merkte der im Bett liegende
nicht einmal wie die Tür leise auf glitt und ein langmähniger Schopf
vorsichtig hereinlugte. Umsichtig wurde ein Fuß vor den anderen gesetzt,
bedacht darauf den anscheinend Schlafenden nicht zu wecken.
Joey hörte ein Geräusch. Da war jemand. " Wer ist da?", wollte er
ursprünglich fragen, doch das was da aus seinem Hals drang, klang mehr wie
das Röcheln einer kranken Katze.
" Joey, du bist wach, ein Glück.", sprudelte es aus der kleinen Person
hervor, die sich jetzt auf das Bett schwang und den jungen Mann glücklich
anstrahlte.
" Mokuba.", wieder ein kaum identifizierbares Wort. Joey griff sich an den
Hals, erfühlte sich an wie eine ganze Wagenladung Schmirgelpapier.
" Dein Hals tut weh, hm? Wie geht es deinem Kopf?", fragte der Kleine vor
ihm besorgt. Joey deutete mit dem Daumen nach unten um sich das Sprechen zu
ersparen, kam ja sowieso nichts ordentliches dabei raus.
Trotzdem, er hatte so viele Fragen an seinen kleinen Kumpel, die einfach
raus mussten, doch er hatte nicht umsonst einen Pantomime als Mitbewohner,
warum also nicht das ein oder andere Abgeschaute anwenden?
Er sah sich übertrieben in dem Zimmer um. Mokuba registrierte den verwirrten
Blick und lachte leise.
" Du fragst dich bestimmt, wo du hier bist.". Joey nickte, doch nicht zu
doll, sonst schrie sowohl sein Kopf als auch sein Hals ein schallendes
Halleluja.
" Du bist bei mir zu Hause. In einem unserer Zimmer.". In einem unserer
Zimmer? Wie viele Zimmer hatte diese Wohnung denn? Oder war er vielleicht
sogar in einem Haus?
" Tja, willkommen in der Kaiba- Villa.", sagte Mokuba und nestelte ein wenig
beschämt am Laken herum. Der Blick aus den weit aufgerissenen Bernsteine
ließ ihn noch ein bisschen röter werden.
" Ja, ich hab vielleicht verpasst, dir das ein oder andere zu erzählen.".
Das ein oder andere? Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Mokuba in einer
Villa lebte. Okay, es war schon irgendwie verdächtig, dass der Kleine immer
Geld dabei hatte. Und er war es auch immer der die Kaffeerechnungen gezahlt
hat. Aber Villa, pff. Und was, bitte schön, machte er, Joey Wheeler, in
dieser ominösen Villa?
Mokuba beobachtete anscheinend seine Umwelt ganz genau, denn natürlich hatte
er die offensichtliche Frage in den braunen Augen registriert und machte
sich sofort daran, die Unklarheiten aus dem Weg zu räumen.
" Erinnerst du dich noch an das Cafe, wo wir uns vor-", er sah auf die Uhr
an seinem linken Handgelenk," -vor fast fünf Stunden getroffen haben?". Joey
blinzelte überrascht. Fünf Stunden? So lange hatte er geschlafen?
" Tja, und nach deiner kleinen Ansprache dort, bist du ja abgehauen und ich
hab dich bewusstlos auf der Toilette gefunden. Weil du nicht mehr wach zu
bekommen warst und außerdem meines Erachten nach mindestens 40 Grad Fieber
hattest, hab ich dich einfach mitgenommen und ins Bett gesteckt."
Joey lachte müde, doch es klang mehr wie ein Bellen. Er bedachte den Kleinen
mit einem belustigtem Blick. Der Dreikäsehoch hatte ihn, immerhin ein Meter
siebenundsiebzig groß, einfach so mitgenommen? Schon klar. Und er war
Camilla und Charles zusammen.
" Na ja, okay, ich hab Roland, unsren Sekretär, vom Handy aus angerufen und
er hat dich mit der Limo abgeholt.".
Sekretär, Limo, Handy? Sag mal, Mokuba hatte tatsächlich vergessen ihm etwas
zu erzählen und zwar das er Knete en masse besaß. Wie konnte so ein kleiner
Kerl nur das alles besitzen?
Und von was überhaupt Sekretär, besaß der Kleine auch noch ein Unternehmen?
" Jedenfalls", holte ihn Mokuba aus seinen Gedanken, " hast du ziemlich
hohes Fieber und dir eine waschechte Grippe eingefangen.".
Joey zuckte mit den Schultern. Na und? Ist doch auch nur eine Erkältung,
warum machte der Kleine denn ein Gesicht wie Sieben-Tage-Regenwetter? Okay,
er konnte nicht reden, weil sich sein Hals anfühlte wie ein traktiertes
Nadelkissen, und er hatte ein wenig, na gut, heftige Kopfschmerzen. Aber das
war nichts, was nicht mit ein bisschen frischer Luft und bald wieder
auskuriert war.
" Damit ist nicht zu spaßen, Joey!", herrschte ihn der Langmähnige an. Joey
fuhr erschrocken ein Stück zurück. Mokuba musste doch nicht gleich so
aggressiv werden.
" Also, unsere Ärztin hat gesagt, du musst mindestens drei Tage komplett im
Bett liegen bleiben, viel schlafen und vor allem deine Klappe halten.". Er
grinste, doch dem Straßenmusiker war gar nicht zum lachen. Drei Tage nur
herum liegen? Das konnte er sich nicht leisten, im wahrsten Sinne des
Wortes. Er musste Geld verdienen. Außerdem, Preisfrage, wo sollte er denn
schlafen? Auf seiner Strohmatte, ja, da würde er bestimmt ganz schnell
gesund werden.
Mokuba streckte sich und schaute dann auf die Uhr. " Ich habe noch nicht
Bescheid gesagt, aber es ist bestimmt kein Problem, wenn du hier bleibst,
bis du wieder komplett gesund bist. Und da du ja wieder keinen Job hast",
ein strenger Blick folgte," dürfte es ja auch keine Schwierigkeiten geben,
wenn du einfach mal ein paar Tage liegen bleibst."
Joey ließ sich zurück in die Kissen fallen. In welcher Welt lebte sein
kleiner Kumpel eigentlich?
Wenn er drei Tage nicht arbeiten ging, konnte er niemals die Monatsmiete
bezahlen. Es hatte ja schon diesen Monat kaum gereicht, er musste ja sogar
wieder mal Juanos Sammlung erweitern, um die Summe zusammen zu bekommen.
Heute hatte er auch schon wieder den ganzen Tag verloren.
Und, hallo? Es war ja wohl nicht seine Schuld, dass er schon wieder
gekündigt bekam. Er überlebte in einem Job kaum länger als ein paar Monate
bis das ständige Problem auftauchte.
Aber das wusste Mokuba nicht, dass er konnte sich auch nicht vorstellen.
Ein wütender Blick wollte ein Loch in die himmelblauen Vorhänge brennen,
doch wie er auch starrte, es begann nicht zu kokeln.
Nein, Mokuba konnte es nicht wissen, in diesem behütetem Haus, mit all dem
Geld, dass so viele so dringend bräuchten. Er wusste nicht, wie es ist arm
zu sein. Nicht zu wissen, ob man am Abend ein Dach über dem Kopf hat oder
genug zu essen. Der nicht ständig Angst haben musste einen Job und somit
Nahrungsgrundlage zu verlieren oder einem Gesetzeshüter in die Hände zu
geraten- was für ihn das schlimmste wäre.
Nein, Mokuba war ein glückliches, naives, stinkreiches Kind, dass in einer
rosaroten Wattewelt lebte und wahrscheinlich noch an den Weihnachtsmann und
den Osterhasen glaubte.
Der bestimmt jeden Tag von Mama und Papa ein schönes Geschenk bekam, was
sowieso bald wieder in irgendeiner Ecke landete, ein Kind aus einer
11-köpfigen Famile hätte sich kaputt gefreut. Bei denen es jeden Abend ein
so ausschweifendes Essen gab, von dem soviel übrig blieb, was dann im Müll
landete. Von so einem einmaligen Essen konnte seine WG eine Woche leben oder
Kinder in der dritten Welt endlich mal wieder satt werden.
Mokuba merkte, dass mit seinem Freund irgendetwas nicht stimmte. Der Blick
der bernsteinfarbenen Augen machte ihm Angst. Er sah so wütend und
verbittert aus wie er die Vorhänge anstarrte, so als wären sie daran schuld,
dass er krank war.
" Das kommt davon, wenn man bei der Kälte in so ner dünnen Jacke und ohne
Schal den ganzen Tag draussen rumrennt.", sagte Mokuba um die unerträgliche
Stille zu unterbrechen. Joeys Kopf wirbelte zu ihm herum und der Blick der
Augen hätte Mokuba bald umgebracht. Er dachte bisher, dass nur sein Bruder
mit Blicken töten konnte, doch Joey war mindestens genauso gut. Die Augen
waren gefüllt mit Entrüstung, Spott und Unverständnis. Hatte er etwas
falsches gesagt?
Was glaubte der Drei-Käse-Hoch eigentlich? Er sollte nicht soviel auf der
Straße hocken? Als ob er das freiwillig täte. Und dünne Jacke? Schon mal
dran gedacht, dass er nur die hatte? Mann, sein Kopf brummte wie ein ganzer
Hornissenschwarm.
Der Blonde legte ein Hand über die Augen und atmete schwer. " Du solltest
noch ein wenig schlafen.", flüsterte Mokuba, doch Joeys Hand war schon
heruntergerutscht und der Kopf zur Seite gefallen.
" Gut. Das ging schnell.", sagte der junge Kaiba und erhob sich vorsichtig
vom Bett, darauf bedacht den Schlafenden auf keinen Fall zu wecken.
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So, das wars erst mal. *flüster, damit Joey nicht geweckt wird*
Verpasst auf keinen Fall die nächste Folge *tadada*
Ich freu mich auf euer Feedback
HEAL, eure Swaja