Erwachen
Und wieder mal ein Challengebeitrag! ^^
Das Stichwort war diesmal Frühling.
Na ja, entsprechend kitschig is es geworden ._.
Mit apathischem Blick verfolgte Jan den dünnen Rauchfaden, der sich aus der Zigarette seines Gegenübers in die Luft hoch schlängelte.
Es war schon die vierte Kippe, die lose in den abgespielten, stets braungebrannten Händen lag, doch bei Rodrigo war das ohne weiteres zu überwinden.
Vor allem, wenn man bedachte, dass die beiden schon seit 20 Minuten vergebens warteten, wie der Blonde mit einem schweifenden Blick auf das Handgelenk des Bassisten feststellte.
Aber warum wunderten sie sich auch?
Es war dumm zu glauben, dass eine chronische Krankheit wie etwa das zu späte Kommen Belas im Alter abschwächen würde.
Früher hatte er manchmal noch geglaubt, er wolle sie einfach ein wenig reizen, blieb an der letzten Ecke stehen und wartete mit einem dämonischen, vorfreudigem Grinsen, bis jemand sich aufregte, aber nun?
Nach all den Jahren war er sich sicher, es war kein Streich, sondern wohl eher eine genetische Veranlagung.
Seufzend schloss er die Augen und erlaubte sich, einen Augenblick in Nostalgie zu schwelgen, Erinnerungen an strähnige, ungekämmte schwarze Haare, schwer gehenden, hastigen Atem und einen entschuldigenden Blick wurden wach. Jan lächelte still in sich hinein. Er war wohl der einzige der sich darunter etwas charmantes, liebenswürdiges vorstellte. Die gemeine Umwelt würde seine Vorstellung vom moschusartigen Schweißgeruch, den er noch in der Nase hatte, wenn er an enge Zweibettzimmer dachte, wohl eher als abstoßend bezeichnen.
Plötzlich schreckte er aus seinen Tagträumen auf, als das Windspiel über der Tür des Cafés erklang und frische, warme Luft den Raum durchströmte.
Er sah auf und erkannte den Eintretenden sofort.
Bela schlenderte gemächlich auf ihren Fensterplatz zu, wo nun auch Rod seinen Blick erhoben hatte und die Stirn augenblicklich kraus zog.
Er schien überrascht und Jan grinste unweigerlich, zuvorkommend einen Stuhl zurück ziehend.
"Morgen Jungs!" grüßte Bela seine Bandkollegen und lies sich mit einem beschwingten Lächeln neben ihnen nieder.
Während Rod das Lächeln mehr schlecht als Recht, er hatte mit Sicherheit heute noch Termine, erwiderte, setzte Jan sogleich zu einem Gegenkommentar an:
"Morgen? Felse, et is Nachmittach...", doch der große Blonde konnte kaum ausreden.
"Is doch völlig egal! Vermies mir ja nich meine Stimmung!"
Tatsächlich strahlten die grünen Augen ungewohnt fröhlich und sein Lächeln schimmerte heller als sonst.
"Wollen wir nicht hier raus? Wenn schon endlich mal wieder die Sonne scheint?"
Jan zog die Schultern hoch und stimmte, immer noch etwas konfus zu, während Rod auf seine Uhr sah und etwas enttäuscht auf seine Zungenspitze biss.
"Sorry, aber ich hab echt keine Zeit mehr. Rodrec. Und so..."
Die beiden Freunde nickten zustimmend und beteuerten, dass es schon in Ordnung sei, wenn er - wie immer - wichtiges zu tun hatte.
So schlenderten Jan und Bela eine halbe Stunde später allein durch den Park, dessen Rasen in saftigem grün erstrahlte. Er erinnerte den Gitarristen an ein gewisses Paar Augen, welches ihn nun schon seit längerer Zeit verfolgte.
Er warf Bela einen Seitenblick zu.
"Bela... was is los mit dir?"
Verwundert drehte sich der Dunkelhaarige, der bis eben seinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte, zu ihm.
"Wie, was soll denn sein? Mir geht's super."
Er grinste, noch immer schien er wie ein seliger Geist, der Frohsinn verbreitete.
Jan hob eine Augenbraue und sah ihn ernst an.
"Genau das mein ich ja."
Sekunden später wurde sein Blick wieder fragend, als Bela kurz laut auflachte.
Der Drummer fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
"Ach Jan...", nun sah er ihm direkt in die Augen und legte leichten Gewissens seine Arme um den schlanken Oberkörper des Größeren. Sein Lächeln war nun nur noch leise, seine Augen geheimnisvoller.
Trotz der warmen, weichen Sonnenstrahlen überkam den Blonden ein kurzer Schauer.
"Der Winterschlaf is vorbei und ick bin verdammt verknallt!"