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Der helfende Engel

In Zusammenarbeit mit: Mariko999, domo arigato goizamasu, o-nee-san *Knuddel*
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Ihre Opfer und die Verluste

So meine Lieben, da ich nun eine Woche nicht da bin (Urlaub, juchhheissa! Den verbring ich bei nee-san Mariko [doppeljuchhheissa!] XDD) lade ich zwei Chapter hoch, das 29. und das 30. Chapter, wünsche euch viel Spaß und vergesst nicht vor lauter Lesen das Kommi schreiben *lach* *zwinker* Ich wünsche euch viel Spaß die nächsten Tage, möge die Macht mit euch sein! *starwarsfan* Hehehe...
 

Ihre Opfer und die Verluste
 

Nach dem mein Bauch sich vom Lachen ein wenig entkrampft hatte, grinste ich den beiden Jungen zu und wollte leise aus dem Zimmer verschwinden. „Nee-chan…“, flüsterte leise eine wispernde Stimme. Verwundert wandte ich mich um. „Edo?“ liebevoll schmunzelnd näherte ich mich meinen Cousins. Sanft legte ich dem Blonden eine Hand auf die Wange und gab ihm schnell einen Kuss auf die Stirn. Sein Gesicht errötete. Alphonse kicherte. Aber auch er kam nicht zu kurz. Zart zog ich ihn ein wenig zu mir herunter und küsste ihn auf die Wange. Sein Helm verfärbte sich in ein purpurnes Rot.

„Bis später, ihr Beiden.“ zwinkerte ich ihnen noch fröhlich zu und lief geschwind aus dem Zimmer. Ich hatte Doktor Brown ein Versprechen gegeben, das ich nun auch einlösen würde. >Auch wenn es mir ehrlich gesagt sehr schwer fällt, Edo und Al-chan allein zu lassen…<

Vorsichtig und bedächtig, aber schnell erreichte ich mein Zimmer. Geräuschlos öffnete ich die Türe. Major Armstrong saß immer noch so da, wie ich ihn vor einiger Zeit verlassen hatte und schmatzte leise vor sich hin. Mein Mund verzog sich zu einem vergnügten Lächeln. >Das Schmatzen kann ich noch verkraften, so lange er nicht wieder das Schnarchen anfängt…< leise kichernd zog ich den Morgenmantel aus und hängte ihn an seinen Haken. Sehr flink schlüpfte ich aus den Pantoffeln, die ebenfalls an Ort und Stelle ihren angestammten Platz einnahmen. >Es muss der Eindruck entstehen, dass ich nie den Raum verlassen habe.< Mit einem Satz hüpfte ich in die weiche Matratze, die einige stöhnende Laute von sich gab. Blitzschnell zog ich die Decke bis zur Nasenspitze nach oben. Mein Körper entspannte sich langsam und ich fühlte, wie mich eine bleierne Müdigkeit überfiel, die sich angenehm sanft auf meine erschöpften Sinne legte. Meine Glieder wurden unendlich schwer und ich glaubte schon die ersten Traumbilder zu sehen. Das Letzte, das ich noch vernahm, war das Grunzen des Majors, wie er sich von seinem Back- und Kochstudio, aber auch vom Frevel des Wälderabholzens verabschiedete. Mein Umfeld verschwamm, eine wohltuende Dunkelheit umarmte mich zärtlich. >Ich hoffe nicht, das Ed sich noch an die letzten Stunden erinnert. Bitte…nicht…< waren meine letzten Gedanken.
 

Nur einige Zimmer weiter lag eine bedrückend kalte Stimmung im Raum. Eine klirrende Kälte, die fast mit Händen greifbar war. Die Sonnenstrahlen funkelten durch das Fenster herein, ließen die Risse in den Scheiben aufblitzen und bunt schillernde Muster tanzten auf der Wand, aber auch sie konnten die arktische Stille zwischen den Brüdern nicht erwärmen.

Nachdem ihre Cousine sich von ihnen verabschiedet und den Raum verlassen hatte, saßen die Beiden schweigsam da, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Der Kleinere der Jungen lag steif und stumm auf seinem Bett, die Decke über die Beine ausgebreitet. >Warum Al…warum…< der blonde Junge ballte verzweifelt seine Faust, so fest, dass seine Fingernägel sich in weiche Haut bohrten und die Schnitte leicht anfingen zu bluten. Aber Edward beachtete es nicht. >Alphonse…Lina…<

Währenddessen saß Alphonse auf dem Stuhl, der neben dem Bett stand. Leicht nervös ruckte er auf diesem herum. Die metallenen Hände gefaltet, die er immer wieder fest zusammendrückte, so dass die Beschläge leicht aufwimmerten. Sein unruhig verängstigter Blick richtete sich hin und wieder auf seinen blonden Bruder, der aber keine Miene verzog und nur stur an die Decke starrte. >Gomen nasai, nii-san. Aber ich wollte dich doch nicht verlieren…ich weiß, an was du gerade denkst, aber bitte…bitte frag nicht…bitte< schickte er ein stummes Gebet zum Himmel. Aber leider wurde es nicht erhört. Aus den Augenwinkeln heraus sah der stählerne Junge, wie der Ältere sich aufsetzte und langsam das Hemd hinaufzog. Seine Pupillen waren kummervoll auf Al gerichtet. Der honiggoldene Blick war von Pein, Qual und Trauer verschleiert. Erschrocken weiteten sich die rötlichen Augen des Stahlgiganten, als er in die seines Bruders blickte. Dieser zeigte mit blassen zittrigen Fingern auf das Blutsiegel, das über seinem Herzen prangte.

„Al…das warst du…hab ich recht?“ Eds Stimme war gebrochen und zeugte von der Qual, die in ihm wohnte. Das stumme Nicken seines jüngeren Bruders ließ ihn vor inneren Schmerzen zusammenzucken. „Warum …?“ krächzte der Blonde, dieses eine Wort schaffte es aus der zusammengepressten Kehle, in der nun das Leid regierte. Der Junge schluckte einen dicken Kloß hinunter und flüsterte noch einmal: „Warum?“ einige Tränen benetzten das verzerrte Gesicht.

Aber der stählerne Koloss gab keine Antwort, schweigend sah er auf den blitzblank geputzten Boden. >Was soll ich ihm denn sagen…< Der Jüngere seufzte innerlich auf.

„Das…das war unverantwortlich, Al, da hätte sonst was passieren können“, fuhr der Blonde in einem lauten, vorwurfsvollen Ton fort. Eine glühende Wut durchlief seine Adern und richtete sich auf seinen jüngeren Bruder. >Wie konnte er nur so handeln, hat er nicht die Konsequenzen bedacht?!< „Sieh mal deine Rüstung an, du hättest dabei draufgehen können! Und Lina…nee-chan…“, er konnte nur hilflos mit den Schultern zucken. Al’s Kopf fuhr blitzschnell nach oben. „Nee-san?“ >Weiß nii-san etwa, was nee-san für ihn getan hat?<

Die Blicke der beiden begegneten sich und Alphonse war der Erste, der seine Augen von denen des Älteren abwandte.

„Ich habe gesehen, was geschehen ist…alles.“ Leicht zuckte der Stählerne unter der traurigen Stimme seines Bruders zusammen. „Als ihr Zwei geschlafen habt, da bin ich wach geworden und dann…ist irgendetwas passiert. Jedenfalls konnte ich mit eigenen Augen verfolgen, was sich hier abgespielt hat. Als Lina mich zurückgeholt hat bis zu dem Moment, als du und ich…uns fast gegenseitig ausgelöscht haben.“ Alphonse hatte deutlich das leise Zögern in der Stimme seines älteren Bruders wahrgenommen. Aber sein Blick war immer noch stur und ängstlich auf den Boden gerichtet. Er schwieg traurig, denn ihm fiel es sehr schwer, über das Geschehen zu reden.

„Das Schlimme ist…Lina hat etwas dafür geopfert, um dich und mich zu retten.“ Augenblicklich ruckte der Kopf des Stahlgiganten in Richtung seines Bruders auf.

>Was???< Voller Entsetzen starrte er Edward an. >Das kann doch nicht sein…das würde ja bedeuten, dass…<

„Mir war so, als würde das Licht, welches ihr Leben aufrechterhält, anfangen zu flackern. Verstehst du, Al? Deswegen geht es ihr so schlecht.“ Die Stimme wurde leiser und zitterte. Vor lauter Schuldgefühle legte er die linke Hand auf die erschöpften Augen, die Tränen auf seinen geröteten Wangen glitzerten im Schein der Sonne.

>Das habe ich nicht gewusst, dass du deine Lebensenergie geopfert hast…nee-san…< ein inneres Schluchzen quälte sich aus der metallenen Brust des Jüngeren.

Leise wisperte Edward weiter und schlug hilflos auf die Matratze: „Verdammt! Das ist alles meine Schuld! Wäre ich bei euch geblieben, dann wäre …“ ein kreischendes Geräusch, als würde ein Mensch vor Schmerzen aufheulen, ließ den Blonden erstaunt aufblicken. Alphonse schlich zur Tür, seine Haltung drückte große Bekümmertheit aus, die stählernen Schultern hingen traurig herunter.

„Al? Was…was hast du?“ Der stählerne Junge stand wortlos vor der Tür, schon eine Hand auf der Klinke. Edward warf mit einem schnellen Ruck die Decke zur Seite und wollte zu seinem Bruder eilen. Dieser wandte sich langsam um, als er bemerkte, das der Ältere Anstalten machte zu ihm zu kommen.

„Nein, nii-san“, der Gigant schüttelte kaum merklich mit dem Kopf, seine Stimme war völlig emotionslos, wie die eines Automaten. „Du musst noch liegen bleiben, bis du wieder ganz gesund bist. Ich gehe nur ein wenig raus an die frische Luft.“

Völlig verständnislos weiteten sich die goldenen Augen des kleinen Jungen, als sein Bruder schnell den Türgriff hinunterdrückte, hinaushuschte und die Tür mit einem Knacken einrasten ließ.

„Al…phonse…AL!“ schrie ihm Edward hinterher. Verzweifelt schlug sich der Stählerne die Hände auf die Ohren. Laut polterten seine Schritte auf dem kalten Flur.

Ed saß noch immer auf seinem Bett, wie vor den Kopf gestoßen sahen die honiggolden Augen die Türe an, aus der gerade sein Bruder geflüchtet war.

Langsam krabbelte ein ungutes Gefühl seine Kehle hinauf und hielt sich erfolgreich dort fest. >Kann es sein, dass Al nichts von Linas Opfer weiß? Oh…nein!< Die ganze Zeit hatte er angenommen, dass sein jüngerer Bruder über das große Opfer ihrer blonden Cousine Bescheid wusste. Schließlich war er selbst doch lange ohne Bewusstsein gewesen. >Allerdings, wenn Alphonse darüber informiert gewesen wäre, hätte er es verhindert, dass nee-chan ihre Energie opfert, auch wenn es für mich war. Was habe ich da nur wieder angerichtet…< seufzte er betrübt und strich sich sanft über das Mal. Seine Ohren nahmen das Geräusch metallener Füße wahr, die sich schnell vom Zimmer entfernten. Ruckartig hüpfte der blonde Junge aus dem Bett, flitzte an die Türe, riss sie mit einem heftigen Schwung auf, so dass er fast die Klinke in der Hand hielt und lief keuchend nach draußen.

Sein jüngerer Bruder war schon fast am Ende des Flurs angekommen, als ihn eine wohlbekannte, aber aufgeregte Stimme aufhielt. Ihr Ton war entschuldigend, ein wenig Scham schwang in ihr mit. „Al! Es tut mir leid! Ich wusste nicht, dass du es nicht weißt! Bitte … komm wieder zurück!“ Der Stählerne wandte sich zu dem Älteren um. Blass und mit nackten Füßen stand Edward im Flur. Seine goldenen Augen blickten flehentlich zu ihm auf. Die beiden Jungen sahen sich schweigend an, langsam machte Ed einen kleinen Schritt auf Alphonse zu. „Al…bitte…“ Aber der stählerne Koloss drehte sich schnell um und rannte hinaus zu den bunten altehrwürdigen Bäumen, die ihn leise rauschend willkommen hießen. Unter deren blättrigen Schutz konnte er sich verstecken und über das Geschehene nachdenken.

Mit entsetzt geweiteten Pupillen starrte Ed seinem jüngeren Bruder hinterher, als dieser kopflos vor ihm davoneilte und ohne ein Wort ins Freie stob.

„AL! Warte! Komm zurück!“ seine erschöpften Beine liefen los, aber nach einigen Schritten wurden sie so weich wie Butter, die seinen – wie es dem Jungen schien – bleischweren Leib nicht mehr tragen konnten und unter ihm zusammenbrachen. Die Wucht des Aufpralls hallte an den Wänden wieder. Schmerzverzerrt hielt sich Ed seine Seite, die Wunde brannte unbarmherzig und stach wie tausend glühende Messer in seinen ermatteten Körper ein. Zu blutigen Schlieren verschwamm seine Umgebung, vergeblich versuchte er die netzartige rot gefärbte Übelkeit aus seinem Inneren zu verscheuchen, die seinen Geist gefangen hielt. Ein leiser gequälter Schrei entrang sich seiner Brust, aber ihm war bewusst, dass sein Bruder ihn nicht hören konnte. >Al…entschuldige bitte…ich weiß, du wolltest mir nur helfen…auch Lina wollte das nur…aber…beide habt ihr etwas Wichtiges dafür verloren…was ihr niemals wieder zurückerlangen werdet…< waren seine letzten entschuldigenden Gedanken, die in seinem Herzen umherwirbelten, wie die rot und gelb leuchtenden Blätter im Park, die Fangen mit dem Wind spielten. Langsam schlossen sich die trüben Augen des Jungen, bevor er in eine abgrundtiefe Dunkelheit versank, gegen diese er sich noch einige Minuten wehrte und mit allen seinen noch zur Verfügung stehenden Kräften ankämpfte.

So fanden ihn auch zwei Pfleger, die während ihres vormittäglichen Rundganges auf die Schreie aufmerksam geworden waren. „Was ist mit ihm?“ fragte der Kleinere, der seine roten Haare zu einem Zopf gebunden hatte und dessen neckisch besorgte grüne Augen aufblitzten, als sein Kollege sich zu dem Blonden hinunterbeugte. Sanft drehte der muskulöse breitschultrige Mann mit der Glatze den schmalen Jungenkörper herum und fühlte den Puls von Edward. „Keine Sorge, er scheint nur vor Erschöpfung zusammengebrochen zu sein.“ Vorsichtig schlang er die massigen Arme um den Jungen und hob ihn wie eine Feder hoch. Langsam stand er auf und wandte sich dem Zimmer des Blonden zu, als sich Ed in seinen Armen bewegte. Die Lider des Kleinen flatterten, lautlos bewegten sich die trockenen und rauen Lippen. Die braunen Augen des Mannes hafteten sich beunruhigt auf diesen Anblick und er neigte sich zu dem Alchemisten hinunter. Er musste sich ziemlich anstrengen, um die Worte von Edward zu verstehen, die leise aus dem Mund hervor krochen.

„Al…er ist weg…“ keuchte er und die golden trüb glänzenden Augen fielen erschöpft zu, der Leib des Jungen sackte in sich zusammen. Verwirrte mahagonibraune Iris traf grüne lebhafte. Kurz schilderte der groß gewachsene Pfleger seinem kleineren Kollegen und Freund, was der junge Alchemist geflüstert hatte. „Was meint er damit? Wer ist Al? Weißt du das zufällig, Ian?“ „Na ja, soweit ich weiß, ist das sein Bruder“, erklärte der Rothaarige, mit dem Namen Ian, die Sachlage. „Du hast doch bestimmt von den beiden gehört, der Kleine wurde gestern zusammen mit einer jungen Frau eingeliefert, die Zwei sehen sich so ähnlich, dass ich zuerst annahm, sie wären Geschwister. Das Mädchen ist wirklich ein hübsches Ding“, er grinste keck und öffnete mit einer schnellen Bewegung seinem glatzköpfigen Freund die Tür des Krankenzimmers. Mit ein paar gekonnt schnellen Handstrichen glättete er das Laken des Bettes und schlug die Decke zurück. „So fertig, du kannst ihn reinlegen, Will.“ Behutsam bettete der Angesprochene den kleinen Jungen hinein und deckte ihn gut zu. Die beiden blickten noch einmal auf den Alchemisten, der nun ruhig und friedlich schlief. „Lassen wir ihn allein… aber wir sollten Doktor Brown gleich Bericht erstatten“, meinte der grünäugige Mann zu seinem Kollegen. „Jupp!“

Leise verließen die Pfleger den Raum, ihre Schritte klackten leise auf dem sauber geputzten Flurboden, der unendlich erschien. „Weißt du noch mehr von den Dreien?“ spielerisch stupste der Größere seinen Kollegen in die Rippen. Ian keuchte erschrocken auf und guckte seinen Freund vorwurfsvoll an. Die Blicke der Beiden verhakten sich ineinander, ein kleines bisschen schuldbewusst rieb sich der Größere seinen breiten Nacken. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Kleineren. Dann lachten die Männer fröhlich auf. Sie waren schon lange Kollegen, auch die besten Freunde, seit sie denken konnten. Langsam gingen sie weiter. „Sein Bruder ist dieser große Typ in der Rüstung“, erzählte Ian. „Aber manche sagen, dass niemand da drin steckt. Die beiden Brüder und auch die junge Frau sollen Alchemisten sein. Irgendetwas ist gestern mit ihnen geschehen, was auch in Verbindung mit den vielen Schwerstverletzten stehen soll, von denen keiner überlebt hat.“ Interessiert nickend lauschte Will dem Kleineren.

„Hallo Ian. Hallo Will.“ Zwei gut aussehende Schwestern gingen kichernd an den beiden Männern vorbei und winkten. Grinsend verbeugten sich die Angesprochenen. Dann nahm Ian das Gespräch wieder auf. „Einige haben mir davon berichtet, dass der Junge mit diesen eigenartigen Prothesen keinerlei Überlebenschancen hatte. Nachdem er das erste Mal behandelt wurde, sah es gar nicht so schlecht aus, aber dann hat er ziemlich viel Blut verloren und wie du ja weißt, haben wir alle Konserven für die eingelieferten Opfer benötigt.“ Grübelnd kratzte sich der Rothaarige am Kopf, so dass sich einige Strähnen aus dem Zopf befreiten und sich frech über seine meeresgrünen Augen legten. Was der Mann aber keineswegs als störend empfand. Im Gegenteil, er zupfte nachdenklich an ihnen herum. „Ich habe keine Ahnung, was dann passiert ist, aber aus irgendeinem Grund hat er doch überlebt. Viele sprechen von einem Wunder, andere sagen, es hätte was mit der jungen Alchemistin zu tun. Aber egal, was sich da nun genau zugetragen hat, ich denke, das Wichtigste ist, dass in der letzten Nacht wenigstens einem das Leben gerettet werden konnte. Noch nie haben wir in einer Nacht so viele Patienten verloren. Noch nie…“
 

Mit schwer hängendem Kopf stand eine in der Sonne blitzende Rüstung bei den zahlreichen, vom Herbst gefärbten Bäumen und lehnte ächzend eine Stahlhand an den mächtigen Stamm. Seine Gedanken hingen den Worten seines älteren Bruders nach. ‚>Lina hat etwas dafür geopfert, um dich und mich zu retten.<’ „Nee-san…“, >Das kann doch einfach nicht sein, nicht schon wieder…nee-san…< fassungslos starrte er auf die braune Rinde, bis ihm die Wut wie flüssiges Silber durch sein Innerstes floss. >Warum musste das passieren…< Leise schluchzend schlug er mit voller Wucht in den mächtigen Baum vor ihm ein, so dass dieser anfing leise zu zittern, bis in die himmelaufragende Spitze. Stumm vor Schreck ließ er seine rot und gelb gefärbten Blätter hundertfaltig, sanft und sachte auf den Jungen herabregnen, so, als würde er ihn damit trösten wollen. Aber dem Stählernen war es jetzt ganz und gar nicht nach Tröstung. Trotzig fegte er die wunderschönen Naturgebilde von sich, die lautlos zu ihren Brüdern und Schwestern fielen, die ein bunt gefärbtes Muster auf dem grünen Rasen bildeten. Alphonse betrachtete es betrübt. >Nii-san und ich haben früher oft…<

Entsetzt weiteten sich die Pupillen und mit einem metallischen Klacken fiel ihm fast der Kiefer zu Boden. >Ja, was haben nii-san und ich eigentlich immer getan?< Entsetzt über die Erkenntnis, das er nichts mehr von seiner schönen Kindheit wusste, krallte er sich betroffen am Baum fest. Eine klirrende Kälte erfasste sein jugendliches Herz und ließ es fast erstarren. Unwillkürlich rieb er sich mit den Stahlhänden über die Arme. >Ich kann mich…mich nicht mehr erinnern…< Von einer Sekunde auf die andere war ihm sein Gedanke an die Vergangenheit, bis auf wenige Erinnerungen, komplett entschwunden, einfach so, unbarmherzig fortgeweht, wie der langsam aufkommende kühle Wind es nun mit den Blättern tat, die einen lustigen Tanz vor seiner Nase aufführten.

>War es das, was nii-san gemeint hat? Das dies geschieht? War es das, was ich für meine Hilfsbereitschaft habe opfern müssen? Meine wertvollen Erinnerungen an meine Kindheit? All die schönen Jahre, die ich zusammen mit nii-san, Winry und kaa-san erlebt habe…<

Sie waren fast alle entschwunden, im Nichts aufgelöst…aber für den Älteren geopfert, als Beweis der brüderlichen und aufrichtigen Liebe.

An die negativen Dinge seines jungen Lebens erinnerte sich der stählerne Junge sofort wieder, sie hatten sich in seinem Inneren tief verankert…regelrecht festgekrallt. Vor ihnen gab es kein Entkommen. Er erinnerte sich an den Tod von Winrys Eltern, die Trauer des blonden Mädchens, als sie diese Nachricht hörte. Die schreckliche Nacht, in der er und sein Bruder ihre Mutter zurück ins Leben holen wollten… >Warum haben diese Erinnerungen mich nicht verlassen?< Kummervoll rutschte er langsam den rauen Stamm hinunter. Mit einem metallischen Klirren sank sein Kopf auf die Knie, ein leises Weinen erklang aus der Brust des Jungen.
 

Unruhig drehte sich das blonde Mädchen im Bett herum. „Al-chan…“, brummte es wispernd aus der Decke, die Arme legte sie um das Kissen und schmiegte es fest an sich.
 

„Al-chan…“, überrascht blickte Alphonse auf. >Habe ich da nicht gerade nee-sans Stimme gehört?< Das hübsche Gesicht seiner Cousine erschien plötzlich vor ihm, liebevoll grinsend und fröhlich zwinkernd. „Nee-san…“, >wenn du nicht da gewesen wärst, wer weiß, was mit nii-san und mir geschehen wäre. Aber…aber dein Opfer war noch um einiges größer als das meinige… ohne zu zögern hast du deine Lebenskraft für nii-san und mich hergegeben.< Langsam fuhr seine Hand an die stählerne Stirn, voller Verzweifelung krallten sich seine Finger an diese, leise und jämmerlich quietschte das Metall auf. >Bestimmt hat sie diese Kraft auch in dem Moment gebraucht, als das Leben von nii-san auf Messers Schneide gestanden hat.< Al wurde erst in diesem Moment vollends bewusst, wie oft seine ältere Cousine von ihrer geheimnisvollen Kraft Gebrauch gemacht hatte, seit sie sich kannten.

>Wie viel ihrer Lebenszeit hat sie schon geopfert?< Der stählerne Riese konnte immer noch nicht fassen, was die junge Frau getan hatte und das alles nur…

>Nein, ich habe doch ebenso gehandelt. Ich würde es jederzeit wieder für nii-san tun, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Schließlich hat er auch alles für mich riskiert, meine Seele vor dem alles verschlingenden Nichts gerettet, so dass ich nun bei ihm sein kann. Er soll es als eine Wiedergutmachung ansehen…ja, genau…< eifrig lächelnd nickte der eiserne Junge, bis einige Augenblicke später die Miene leicht zerknirscht wirkte. >Ich hoffe nicht, dass nii-san erfährt, was ich verloren habe…er würde mich höchstwahrscheinlich umbringen…und nee-san auch…< seufzte er traurig auf.
 

Ein lautes Grunzen aus einer männlichen Kehle zerstörte die angenehm warme Atmosphäre des Zimmers und ließ einige Fliegen, die sehnsuchtsvoll an der glänzenden Scheibe des Fensters klebten und voller Fernweh in die Freiheit blickten, erschrocken davon summen.

Mit einem breiten herzhaften Gähnen streckte sich der Hüne in dem für ihn viel zu kleinen Stuhl und lehnte sich zu weit nach hinten. Der Stuhl wackelte bedenklich und mit einem ächzenden Laut kippte er um. Der Major war auf diese Aktion nicht vorbereitet und mit einem schrillen Gekreische, das eher typisch für ein weibliches Wesen war, krachte er kopfüber auf die Fliesen. Sterne glitzerten vor seinen blauen Augen, aber nach wenigen Sekunden sah er seine Umgebung wieder glasklar. Verwirrt blinzelte er umher, bis ihm mit einem Male einfiel, dass er sich ja noch im Krankenzimmer des Mädchens aufhielt. Blitzschnell sprang er auf, richtete flink seine blaue Uniform und stellte den recht lädierten Stuhl, dessen eines Bein gebrochen war, leise an seinen Platz zurück. >Na, auf den darf sich auch keiner mehr drauf setzen.< leicht verlegen kratzte er sich den Nacken. Dann wandten sich seine hellblauen Augen forschend und neugierig dem Bett zu, in dem die junge Frau friedlich vor sich hinschlummerte. Die Sonne beschien das Antlitz von Lina und ließ sie in einem engelsgleichen Licht erstrahlen.

Fürsorglich strich der große Mann die Decke glatt, ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sie beim Schlafen beobachtete.

Sie hatte das Kissen in den Armen und kicherte leise auf, als eine flaumigweiche Feder sie an der Nase kitzelte. Ihre sonst so blassen Wangen waren sanft gerötet.

„Tschi!“ nieste sie, ihre Nase zuckte noch kurz, dann drehte sich leise grummelnd auf den Rücken. Eine Zeit lang stand er nur stumm da und blickte wie gebannt auf die junge Frau. Langsam neigte sich der Hüne hinab und zeichnete sanft die Linien ihres ebenmäßig weichen Gesichtes ab. „O-too-san…“, flüsterte die Blonde und ein melancholisches Schmunzeln lag auf den roten Lippen. „O-too-san…“, funkelnde Tränen glitzerten in den Augenwinkeln des Mädchens auf.

Schmerzverzerrt hielt sich Armstrong bei diesem Anblick die Brust, fast schien es ihm, als würde Jemand sein Herz herausreißen. Der Major erblickte Bilder vor sich, längst vergangene…die er nie wieder sehen wollte. Aber er konnte sich ihnen nicht entziehen.

Er sah vor sich ein kleines blondes Mädchen, die sterbend in einem Krankenhausbett lag und leise flüsternd nach ihm rief…’o-too-san…daisuki!’

Dann eine wunderschöne schwarzhaarige zierliche Frau, es hatte den Anschein, als würde sie nur schlafen. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre kühlen Lippen, denn in Wirklichkeit war sie tot, vor Kummer gestorben…weil ihr das Liebste auf dieser Welt, ihr Kind, aus dem Leben gerissen worden war.

Gequält fuhr seine Hand zur Stirn, die nass vor kaltem Schweiß war. Sein Atem ging stoßweise, mit einem keuchenden Laut griff er in die Seitentasche, um ein Taschentuch hervorzuholen, wischte sich über die nassen Hände und die Stirn. >Wieso erinnere ich mich jetzt daran? Jahrelang haben mich diese Erinnerungen in Ruhe gelassen, mich nicht Nacht für Nacht gepeinigt…Ich muss hier raus! Weg von ihr…von diesem schönen Anblick< Zitternd steckte er das feuchte Taschentuch in die Seitentasche zurück, nach Luft schnappend eilte er an die Tür, um sie zu öffnen, doch seine glitschigen Finger glitten an der Klinke ab. Panisch versuchte er es noch einmal, fest griff er zu und riss sie mit Schwung auf. Als er die Tür leise geschlossen hatte, seufzte er fast erleichtert auf. Der Alp in seinem Herzen ließ ihn wieder aus seinen Klauen. Sein Herzschlag normalisierte sich.

Draußen auf dem Flur herrschte reges Treiben. Weißgekleidete Schwestern gingen ihrer Arbeit nach, einige fuhren mit einem Essenswagen, aus dem es verführerisch duftete, von Zimmer zu Zimmer und verteilten das Mittagsmahl. Lachend und scherzend fuhr eine junge Brünette einen Greis im Rollstuhl nach draußen. Der alte Mann lächelte die Frau liebevoll an. >Vermutlich seine Tochter< der Blick des Majors war schwermütig auf die Beiden gerichtet.

Tratschend lief eine kleine Gruppe Pfleger an dem Hünen vorbei, ein anderer weißgekleideter Helfer stützte eine alte Dame, die vorsichtig wenige Schritte mit ihrem Krückstock herumtippelte. „Danke, mein Junge!“ klopfte sie ihm sanft auf die Wange, dieser errötete leicht.

Zwei Ärzte schlenderten vorbei und begrüßten alle mit einem freudigen „Hallo!“

Keine Spur mehr von dem erschreckenden Chaos, das in der Nacht geherrscht hatte. Fast bekam man den Eindruck, es hätte nie statt gefunden.

>Wie schnell doch die Menschen vergessen können…< Innerlich erschöpft rieb er sich die Augen aus und überlegte, was er nun tun sollte. Dann fiel ihm urplötzlich sein anderer Schützling ein. >Ich sollte mal sehen, wie es Edward geht…diese jungen Leute machen einem auch nichts anderes als Sorgen< seufzte er nachdenklich auf und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Full Metal Alchemisten.
 

Der kleine Blonde war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Leise murmelnd warf er sich herum, keuchte einige Male quälend auf. Wirre Bilder, die seine Seele bis ins tiefste Innerste verängstigten, schossen durch seine alptraumhaften Gedanken und zeigten ihm immer dieselben Bilder…den Tod seines kleinen Bruders und noch etwas anderes, das er aber nicht einordnen konnte. Das ihn fast so quälte, wie den grausamen Tod von Alphonse. Mit einem lauten Schrei auf seinen rauen Lippen schrak er hoch, zitternd wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn. Seine goldenen Augen ruckten unruhig und verwirrt herum. Völlig ausgelaugt ließ er sich zurück in die flaumigfederweichen Kissen sinken, aber einen Moment später fuhr er blitzschnell in die Höhe

„Al!“ sein Geist war wieder hellwach, mit einem großen Sprung hüpfte der Junge aus dem weichen Bett und rannte an die Tür. Bevor er die Klinke herunterdrückte, besann er sich jedoch anders. Draußen auf dem Flur herrschte um diese Zeit reges, geschäftiges Treiben und es würde sofort auffallen, wenn er sich jetzt auf die Suche nach Alphonse begab. Seufzend glitt seine Hand vom metallenen Türgriff und sein honigfarbener Blick schweifte ratlos im Zimmer umher. Sein erschöpfter Körper lehnte sich automatisch an die Wand hinter ihm, grübelnd kratzte er sich mit der rechten Hand das Kinn. >Wie kann ich ungesehen hier weg? Unsichtbar machen? Nein, das fällt weg, ich will mir die Radieschen nicht von unten anschauen, dann wäre das Opfer von Alphonse und Lina völlig nutzlos gewesen…nein, es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben…< Seine Beine wurden müde, langsam knickten seine Füße ein und er rutschte an der Wand entlang nach unten. Mit einem leisen Plumpser setzte er sich auf seinen Allerwertesten. Seine golddurchwirkten Pupillen wanderten rastlos hin und her, angestrengt suchten sie nach einer Lösung.
 

Die junge Frau warf sich unruhig auf die Seite, drückte das Kissen so fest an ihre Brust, dass einige Federn aus der Füllung heraus gepresst wurden und sich auf dem Bett verteilten. Sanft strich sie über das flauschige Kopfkissen und flüsterte leise einen Namen.
 

Etwas angenehm Warmes berührte seinen Arm und streichelte ihm beruhigend über die blasse Haut. „Nee-chan?“ Verwundert schaute Edward auf, sein Blick wandte sich in Richtung Bett und er erinnerte sich plötzlich an das Bild, welches sich ihm beim Aufwachen geboten hatte. Ein sanftes Lächeln glitt über die ausgezehrten Züge des Jungen und die düsteren Schatten unter seinen güldenen Augen verschwanden für wenige Sekunden. >Die beiden haben sich scheinbar kaum eine Pause gegönnt, um bei mir zu sein…danke Al…Lina…<

Sein Herz war erfüllt von Ruhe und Liebe, als er an diese Begebenheit zurück dachte. >Es ist so schön zu wissen, dass es solche Menschen gibt, die einem Nähe und Geborgenheit geben. Für einen da sind, wenn man sie am nötigsten braucht. Nur das die Beiden so viel für mich geopfert haben…< Eine schwarze Wolke beschattete seine warmen Gedanken und brachte eine unsagbare Kälte mit sich, die den Jungen unwillkürlich frösteln ließ. Es machte ihm sehr schwer zu schaffen, dass die zwei liebsten Personen in seinem Leben solch ein Opfer nur für ihn gebracht hatten. Alphonse glänzende Rüstung erschien vor ihm, mit den unzähligen Rissen…kleinere und auch große. Dadurch entstanden, weil der Stählerne nicht wollte, dass sein großer Bruder sterben musste. >Was habe ich nur getan?< langsam kullerte eine einsame Träne, die funkelnd in der Mittagssonne glänzte, von seiner weißen Wange.

Fröhlich zwitschernd und sanft gurrend landete ein kleines Vogelpaar auf dem Sims des einzigen Fensters, deren Glas die wärmende Sonne einfing und in das Zimmer schickte. Die kleinen Piepmätze schreckten den Jungen aus seinen grübelnden Gedanken auf.

Neckend hüpften die beiden Kleinen auf und ab, zupften sich gegenseitig zärtlich am sanft glänzenden Gefieder und schnäbelten leicht, so dass sich auf Edwards Gesicht eine zarte Röte schlich. „Fast könnte man meinen, es ist Frühling“, murmelte der Blonde und beobachtete interessiert das Treiben auf der Fensterbank. Dann kuschelte sich das Vogelpärchen zusammen, eng rückten sie aneinander, damit sie die Wärme des jeweils anderen genießen konnten. Ganz langsam krabbelte der Junge auf allen Vieren ans Fenster und lugte vorsichtig hinaus, um die beiden Verliebten nicht zu verschrecken. Leise zwitscherte das Männchen seiner Gattin etwas vor. Diese schloss scheinbar verzückt die winzigen braunen Augen und steckte ihren Schnabel in das Federkleid des Partners.

Grinsend legte Edward seinen Kopf auf die Hände und schaute dem liebevollen Schauspiel zu. >Die haben es leicht. Da kommt einfach ein anderer Flattermann geflogen, sie verstehen sich sofort und fliegen zusammen davon. Wenn das immer so einfach wäre…< Ein grelles Glitzern erregte seine Aufmerksamkeit und sein golddurchwirkter Blick wandte sich von den Turtelnden ab. Hinter den Bäumen versteckt, stand ein metallener Riese, der fast mit den Silber glänzenden Stämmen der großen Naturgiganten verschmolzen schien, die sich um ihn herum auftürmten wie stumme Wächter der Gegenwart. Ein satter rotgelber Teppich aus Blättern bedeckte die Schultern seines jüngeren Bruders, die er schlaff und traurig hängen ließ. Ohne nachzudenken wollte Ed schon das Fenster aufreißen, als er von einigen aufgeregt lauten Stimmen von seinem Tun abgehalten wurde. Die eine kam ihm verdächtig bekannt vor. >Das ist doch eindeutig der Major…oh nein! Was soll ich denn jetzt machen?<, wie ein Tier auf der Flucht sah sich der junge Blonde im Zimmer um. Er wollte zu seinem stählernen Bruder hinaus, mit ihm über die ganze verzwickte Sache reden. Aber das konnte er dann völlig vergessen, wenn sich der groß gewachsene Major einmischte. Nun, es blieb ihm zunächst keine andere Wahl, als zur Tarnung wieder ins Bett zu gehen, damit keiner Verdacht schöpfte. Flink wandte er seinen schmalen Körper um, aber im nächsten Augenblick verschwamm alles vor ihm, jegliches Gefühl verpuffte aus seinem Leib, laut wie Turbinen dröhnten seine Ohren und der sauber glänzende Boden kam rasendschnell auf ihn zu. Mit einem gequälten Keuchen schlug er hart mit der Stirn auf die Fliesen. Eine berauschend wirkende Dunkelheit überschwemmte seinen matten Körper und machte ihn für einige wenige Momente völlig bewegungsunfähig. Einzig die Stimme des blau uniformierten Hünen rüttelte ihn wach und er öffnete langsam die Augen. Verwirrt über seinen erneuten Zusammenbruch, schüttelte er bedächtig den Kopf, um nicht gleich wieder in eine dunkle Bewusstlosigkeit zu fallen. Blinzelnd versuchte er die Nebelwand zu durchdringen, was ihm nach wenigen Sekunden gelang. Hinter seiner Stirn pochte das Blut rasant in seinen Venen und leise zischend fasste er mit der linken Hand an die schmerzende Stelle. Erschreckt zog er seine Finger von seiner Stirn, da eine warme Nässe seinen Kopf benetzte. Angeekelt starrte er auf seine Hand, die voller Blut war. Der rote Lebenssaft tropfte leicht glänzend, wie die Abendsonne, von seinen weißen Fingern. Ein wenig unsicher wischte er die warme dicke Flüssigkeit an seinem Krankenhaushemd ab, das nun nicht mehr so frisch und sauber wirkte. Mit einem langen Atemzug füllte er seine Lungen und robbte langsam auf das Bett zu, zog sich schwer atmend an einem der Pfosten nach oben und sank mit einem zutiefst erleichterten Seufzer in die weichen Kissen. Müde schloss er die Augen, um neue Kraft zu schöpfen. Obwohl er allmählich nicht mehr wusste, woher er diese noch herbekommen sollte. Unwillkürlich legte er seine Automail auf die linke Brust. Er spürte, wie sein Herz nervös und unstet unter dem Metall klopfte. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner weißen Haut, lief schimmernd an ihr herunter und tropfte langsam auf das weiche Bett. Ein wenig von dem Salz geriet in die frisch blutende Wunde, die nun anfing scheußlich zu brennen. Aber Edward beachtete es nicht, er dachte nur an das Blutmal. An die fremde Kraft, die im Inneren dieses Mals pulsierte und die er nicht in Anspruch nehmen wollte. >Sie ist nicht meine und wird es auch nie werden! Aber was hat Al dafür opfern müssen? Was nur?< hing er seinen trüben Gedanken nach und blickte starr an die Decke, an der sich eine kleine Spinne sachte abseilte. Er schaute ihr traurig zu, wandte dann sein Gesicht ab und schloss bekümmert die Augen.

Die Stimmen vor seinem Zimmer wurden immer lauter und energischer. Ein wenig verwundert öffnete er seine goldenen Pupillen wieder. >Das sind doch die beiden Pfleger, die mich ins Bett zurückgebracht haben…was geht denn da draußen eigentlich vor?< Sein Gesicht drehte sich langsam Richtung Türe, angestrengt lauschte er der Konversation der Männer auf dem Flur.

„Wieso darf ich den Jungen nicht sehen? Ist etwa schon wieder etwas passiert? Aus welchem Grund wollen Sie mir nichts sagen?“ auf der blassen Haut des Majors prangten rote Flecken vor Aufregung. Mit blitzenden blauen Augen und einer recht verstimmten Laune starrte er die beiden Pfleger an, die seiner Aufforderung nicht nachkamen. Der große bullige Will stand mit einem ausdruckslosen Gesicht und wie ein unverrückbarer Fels vor der Zimmertüre. Seine fleischigen Hände in die massigen Hüften gestemmt, so dass die Muskeln seiner Arme hervortraten.

Der rothaarige junge Pfleger sah den Uniformierten freundlich an und mit einer beschwichtigenden Handbewegung erklärte er die Situation. „Wir haben strikte Anweisungen von Doktor Brown bekommen, zunächst niemanden in das Zimmer des Jungen zu lassen. Er benötigt dringend Ruhe und jede weitere Aufregung könnte ihm nur schaden. Wir bitten Sie um Verständnis, was das betrifft. Es ist nur zu seinem Besten, bitte verstehen Sie doch.“ Doch der Hüne verstand nicht, zumindest wollte er es nicht verstehen. Sein wütender Blick streifte Ian, der sich von einem Moment auf den anderen in seiner Haut nicht mehr sehr wohl fühlte. Seine Miene wurde leicht zerknirscht und verlegen kratzte er sich in der rot glänzenden Mähne, die sogleich in alle Richtungen abstand.

„Aber…ich will ihn doch nur kurz sehen, mich nur davon überzeugen, dass es ihm soweit gut geht.“ Aber die Bitte von Armstrong stieß bei den beiden Pflegern auf taube Ohren. Will stellte sich noch dichter an die Türe und lehnte sich demonstrativ dagegen. Mit seinen mahagonifarbenen Augen starrte der bullige Mann sein Gegenüber an, die Gesten zeigten dem Uniformierten, dass hier kein Durchkommen war.

„Bitte, Sir“, bat Ian, seine meeresgrüne Iris war auf den Major gerichtet, „wenn Ihnen etwas an dem Jungen liegt, dann tun Sie es für ihn und gehen Sie wieder, bitte.“ Ernst waren die blauen Augen des Majors auf die beiden Männer gerichtet, dann wandte er sich resigniert herum und leise grummelnd stapfte er dem Ausgang entgegen.

Ian und Will seufzten erleichtert auf, ihre nervösen Körper entspannten sich.
 

Oh oh, die armen Pfleger. XDDD Tja, was wird weitergeschehen, im nächsten Chapter werdet ihr es erfahren...das müsste eigentlich auch schon on sein... Viel Spaß damit



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