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Die Launen des Schicksals

Seimaden mal von einer ganz anderen Seite
von

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Juppidu! Da bin ich wieder! Will euch nicht lange aufhalten mit Gerede(das kommt am Ende ^__-) sondern nur Spaß beim Lesen wünschen. Also dann, mal los!

@rinchan1-4: Krankes Hirn...wow. Da war der erste bleibende Eindruck wohl nicht so toll >__< Ich bleibe wohl mein Leben lang ein Schocker T.T Abba macht nix. Hat dir dann ja doch noch gefallen. Auf jeden Fall bedanke ich mich herzlichst für den Kommi ^__^

Kapitel 3
 

Auf dem Dach eines kaum bewohnten Mehrfamilienhauses hockte eine in Schwarz gehüllte Gestalt in der nächtlichen Kälte und blickte auf die wie leer gefegten Straßen nieder.

Hier kam Zadei immer hin, wenn er Zeit zum Nachdenken brauchte. In dem Chaos, das er sein Zuhause nannte funktionierte das nicht. Da wurde ständig rum gegrölt, gesoffen und gehurt. Es war nicht so, das er vom Randalieren, Saufen und Huren abgeneigt war, ganz im Gegenteil, aber wenn er einem ganz bestimmten Gedanken nachhing konnte er den Tumult einfach nicht gebrauchen. Er schlug seinen Mantelkragen hoch und zog nachdenklich an seiner Zigarette, starrte auf das glühende Ende. In ihm glühte es ebenfalls. Eine ganze Weile schon glühte es in ihm, es glühte und glühte und schien sein Inneres verbrennen zu wollen ohne, dass er die Glut hätte löschen können. Aber wollte er das überhaupt? Ein dunkles, kehliges Lachen lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf die Realität. Ein Prostituierter und sein Freier schwankten erheitert Arm in Arm über den Gehsteig. Zadei grinste. Es war so einfach. Er hätte sich jederzeit Liebe erkaufen können, keine Frage, aber er wollte diese Liebe nicht von egal wem. Ein paar Fledermäuse flatterten seltsam kreischend über seinen Kopf hinweg. Er schreckte etwas zusammen und blickte dann hinauf in den sternenklaren Himmel. Sein Blick schweifte über die Himmelskörper und blieb an einer Gruppe von Sternen hängen, die in einer nahezu geraden Linie dicht aufeinander folgten und wie die Glieder einer Kette wirkten. Seine Augen leuchteten auf. Eine Kette aus Sternen, an die er ihn legen würde. Er neigte den Kopf etwas und stellte ihn sich halbnackt und in Ketten gelegt vor. Er leckte langsam über seine Lippen und drückte seine Zigarette aus.

Auf dem Asphalt hallten schnelle, laute Schritte wieder. Zadeis Blick richtete sich erneut in die Tiefe und er sah einen großgewachsenen, schlanken Mann, mit kurzem, schwarzem Haar in einer Lederkluft, der seine Nachtblaue Suzuki energisch neben sich her schob und dabei vor sich hin fluchte. Zadei verengte die Augen zu Schlitzen. Den Kerl kannte er doch. Er fuhr mit dem Zeigefinger nachdenklich über seine Unterlippe und dann schaltete er plötzlich. Natürlich! Das war doch dieser Medizinheini aus Laures' Gang. Wie hieß er noch gleich...Glam? Glad? Gelm! Genau!

So flink wie ein Wiesel kletterte Zadei an der Feuerleiter hinunter und verfolgte den anderen mit gewissem Abstand völlig lautlos. In jeder anderen Situation hätte er sich auf seinen Widersacher gestürzt und ihm die Lichter ausgeknipst. Vor allem dann, wenn er so dumm war ihm den Rücken zu zudrehen. Aber jetzt war Gelm ein sehr hilfreiches Mittel zum Zweck, denn auch wenn er ein Feind war, verhalf er Zadei dazu der Verwirklichung seiner Träume einen riesigen Schritt näher zu kommen. Nach etwa einer halben Stunde betrat Gelm dann das Tiefparkhaus eines alten Bürogebäudes, das wohl schon seit Jahren nicht mehr als solches benutzt wurde, wie Zadei bei genauer Betrachtung der rissigen, bröckeligen, verdreckten Fassade auffiel. Trotzdem brannte in mehreren Zimmern Licht und an einem Fenster konnte er, wenn auch nur schattenartig, eine Person vorbei gehen sehen. Eine Weile stand Zadei einfach nur da und starrte mit scheinbar gleichgültigen Augen an dem Gebäude hinauf, dann zündete er sich eine neue Zigarette an und verschwand in die Richtung, aus der er gekommen war.
 


 

Er hätte seinen Leuten sagen können, dass er Laures' Quartier gefunden hatte. Er hätte sie noch in derselben Nacht, in der er seine Entdeckung gemacht hatte, zusammen trommeln und der Gegenseite den Hals umdrehen können aber er hatte es nicht getan. Wieso hätte er das auch tun sollen? Was interessierte ihn denn Laures und seine dämliche Bande? Bevor die ganze Scheiße mit diesem blonden Weibsbild vorgefallen war , waren sie nie zuvor aufeinander getroffen. Es ging ihm am Arsch vorbei, dass dieser Möchtegern Leader ihm die Radieschen von unten zeigen wollte. Dass die Frau seinetwegen tot war bereitete ihm nicht im Geringsten ein schlechtes Gewissen. "Gewissen" gab es nicht in seinem Wortschatz und er konnte es wohl nicht mal richtig buchstabieren. Es war nichts Persönliches gewesen, als er ihr eine Kugel in die Brust gejagt hatte. Eigentlich hatte noch nicht einmal geplant gehabt sie kalt zu machen.

Also begab er sich Abend für Abend allein zu Laures' Quartier, verschanzte sich irgendwo in der Nähe und wartete bis spät in die Nacht darauf, dass seine irrwitzige Hoffnung Wirklichkeit werden würde.

Seine Leute machten sich wegen seinem ständigen Verschwinden keinen Kopf. Sie schöpften nicht den geringsten Verdacht, da Charon, wie auch immer er darauf gekommen war, erklärt hatte ihr Leader ginge regelmäßig in den Puff.

Schon nach zwei Wochen, die Zadei allerdings wie eine Ewigkeit vorkamen, setzte Zadeis Herz vor lauter Freude einen Schlag aus. Sein Wunsch war endlich wahr geworden. Asbar hatte so eben das Gebäude verlassen, was bedeutete, dass nun alle bis auf Titius sich vom Acker gemacht hatten. Nie im Leben hätte er gedacht, dass es so schnell gehen würde, aber er würde sich sicher nicht darüber beschweren. Lautlos huschte zum Gebäude rüber.
 

Titius wuselte in der Küche herum, holte sich Bier aus dem Kühlschrank und wollte gerade Chips in eine Schüssel umfüllen als er ein dumpfes Geräusch hörte, das er nicht wirklich zuordnen konnte. Er stellte die Schüssel beiseite und eilte die Treppe hinunter, ganz in der Erwartung, dass Cerberus Mal wieder was in seine Einzelteile zerlegt hatte. Verwundert blieb er im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen. Er hatte die Flimmerkiste doch gar nicht eingeschaltet und der Dobermann wohl erst recht nicht. Er betrat den Raum und hielt nach einigen Schritten inne. Auf dem niedrigen Couchtisch lag ein in Stiefeln mit Metallkappen steckendes Paar Füße und ein pechschwarzer, widerspenstig in alle Richtungen abstehender Haarschopf lugte hinter der Sofalehne hervor.

-" Komm' ruhig näher. So hübsche Männer wie dich fresse ich nicht", ertönte ein dunkle Stimme. Titius' Augen weiteten sich ungläubig.

-" Wieso zum Teufel weißt du, dass wir hier sind? Wie bist du hier rein gekommen?"

-" Wenn du denkst nur du hättest ein Gefühl dafür Leute aufzutreiben...euer Türschloß war nicht grad von 1a Qualität", erklärte Zadei ruhig ohne den Blick von der Mattscheibe zu nehmen. Als Titius aber ein paar Schritte zurück machte, wurde blitzschnell eine Waffe auf ihn gerichtet und gleichzeitig entsichert. Er blieb augenblicklich stehen und verfluchte sich dafür seine Waffen im Schlafzimmer aufzubewahren. Erst jetzt drehte sich Zadei bedächtig zu ihm um und grinste. Sein Blick glitt an Titius hinab. Er trug nichts weiter außer einer engen, schwarzen Lederhose, die so tief auf seinen Hüften saß, dass nur wenige Zentimeter fehlten und Zadei hätte gewußt, ob das strahlende silberblond seiner Haare seine Naturfarbe war oder nicht. Langsam stand der Dunkelhaarige auf und machte ein paar Schritte auf den anderen zu, blieb dicht vor ihm stehen. Titius rührte sich nicht. Er zuckte nur kurz zusammen als der kalte Lauf der Magnum[1] über sein Brustbein strich und tiefer zu seinem Bauch glitt.

-" Hübsch", sagte Zadei und berührte mit der Waffe den silbernen Ring in Titius' Bauchnabel.

-" Das Tattoo hat auch was. Gefällt mir", fuhr er fort und strich hauchzart über Titius' linke Hüfte. Er wanderte mit dem Lauf zurück nach oben und drückte ihn nun gegen die Brust des blonden Mannes, nicht ohne die weiße, glatte Haut mit faszinierten Augen zu bewundern.

-" Was willst du?", fragte Titius schließlich.

-" Dich in Ketten legen", raunte ihm Zadei zu und lachte dunkel als sich Unverständnis im Gesicht seines Gegenübers zeigte. Dieses wunderschöne Gesicht, das er unentwegt anstarrte, sich jedes einzelne Detail, jede noch so kleine Unebenheit in seine Gehirnzellen brannte. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und nun stand Titius dort, wo er zuvor gestanden hatte und spürte wie der Lauf begann Druck auf seine Brust auszuüben, er rückwärts geschoben wurde.

-" Eigentlich wollte ich mich ein wenig mit dir unterhalten. Etwas über dich in Erfahrung bringen. Ich weiß gar nichts über dich", antwortete Zadei verspätet auf Titius' Frage und sah über seine erste Antwort hinweg.

-" Verarschen kann ich mich selbst", entgegnete Titius kalt.

-" Oh, ich sehe schon...du bist eine Kratzbürste...weißt du bisher hast du mir nichts als Schwierigkeiten gemacht. Als du mich in dem Club vermöbelt hast zum Beispiel, da konnte ich nicht Mal richtig essen, so weh tat mir das Gesicht". Er wusste nicht weshalb er das zugab. Erhoffte er sich etwa Mitleid? Nein. Er hatte es ganz ohne Hintergedanken oder irgendeinem präzisen Ziel gesagt.

-" Schön, das freut mich. Ich hoffe doch du erwartest keine Entschuldigung dafür?", meinte Titius bissig.

-" Und als du dir damals meine Moneten gekrallt hast, da hatte ich riesigen Ärger mit dem Dealer, den ich noch bezahlen mußte", fuhr er unbeirrt fort.

-" Wieso zum Teufel erzählst du mir das alles?"

-" Das hätte mich fast meinen Arsch gekostet", sagte Zadei und überhörte abermals geflissentlich was Titius sagte.

-" Der ist doch eh zu nichts zu gebrauchen", konterte der Blonde abfällig.

-" Ganz in Gegensatz zu deinem oder wie?" Völlig ungeniert legte Zadei ihm seine freie Hand auf den Hintern und drückte seine rechte Backe. Mit Genugtuung stellte er fest, dass der andere zusammen zuckte.

-" Dein Hintern fühlt sich gut an. Ist das in jeder Hinsicht so?", fragte Zadei und grinste dreckig. Mit einer ruckartigen Bewegung löste sich Titius von ihm und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Er versuchte aus dem Raum zu fliehen, spürte aber nach ein paar Schritten, einen Arm um sein Taille, der ihn zurück riss. Ein Knie stieß gegen seine Kniekehle und er landete hart auf dem Boden. Zadei hielt ihm die Waffe an die Schläfe und drehte ihm nun seinen rechten Arm auf den Rücken, Gott sei Dank war es nicht der linke, immer weiter, bis Titius Versuche sich zu befreien erstarben und er keuchend auf dem Boden kauerte, sein Gesicht fast den Teppich berührte.

-" Du bist weiß Gott nicht in einer Situation, dir so ein Benehmen zu erlauben. Glaubst du ich könnte mit dem Ding hier nicht umgehen?", fragte Zadei und klopfte mit dem Waffenlauf leicht gegen seine Schläfe. Seine Stimme klang nun kälter und schärfer als zuvor. Titius kochte vor Wut. Er hatte Zadei genau vor seiner Nase und konnte ihm doch nichts anhaben, schaffte es noch nicht einmal sich selbst zu verteidigen, denn wenn er das gekonnt hätte, würde er jetzt nicht hier zu seinen Füßen am Boden knien und keuchend gegen Schmerzenslaute, die seine Kehle hoch krochen, ankämpfen. Verbissen starrte er auf den Teppich und schwieg.

-" Du hast einen Hang zur Gewalt oder?", fragte Zadei und rieb sich über seine Wange, " Aber irgendwie ist das ganze hier auch amüsant. Ich erfahre etwas über dich, zum Beispiel, dass du extrem widerspenstig und trotzig bist. Vielleicht ist es aber auch nur Tollkühnheit dem Mann, der eine Waffe auf dich richtet eine zu scheuern. Und Gott, was für eine Menge falscher Stolz in dir steckt. Sag' doch einfach, dass es weh tut und ich lasse dich los". Er sah auf Titius' heftig zitternden Arm, den er in eisernem Griff auf dessen Rücken umklammert hielt und lauschte dem Keuchen, das verzweifelt unterdrückt werden sollte.

-" Na los sag' es!". Er drehte den Arm noch ein wenig weiter nach oben und konnte hören, dass Titius mit den Zähnen knirschte.

-" Bitte mich doch einfach aufzuhören. Was ist so schwer daran?" Eigentlich hatte er nicht die Absicht gehabt den blonden Mann zu verletzen. Aber die Aussicht darauf ihn seiner Willkür ausgesetzt zu sehen und ihn bitten zu hören, machte ihn auf seltsame Weise an. Was hätte er nicht gegeben jetzt ein Stöhnen oder Wimmern von ihm zu hören. Was sprach denn dagegen den anderen zu unterwerfen? Er wollte ihn in Ketten legen, ihn mit diesen Ketten an sich binden. Warum sollte er ihn nicht an genau diesen Ketten zu Boden zerren? Warum sollte er ihm nicht ein wenig Angst einjagen? Aus Angst folgte Gehorsam, nicht wahr?

-"Du kannst mich mal!", schleuderte Titius ihm entgegen. Wütend zogen sich Zadeis Augenbrauen zusammen und ein gefährliches Knacken war zu hören als er den Arm seines Opfers bis aufs Äußerste verdrehte.

-" Du kannst ihn mir von mir aus brechen. Du kannst sie mir beide brechen...ich werde dich nicht bitten", ertönte es zwischen zusammengebissenen Zähnen. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte der Dunkelhaarige mit dem Gedanken ihm tatsächlich den Arm zu brechen, dann ließ er ihn abrupt los. Aufatmend umfasste Titius seinen malträtierten Arm und blickte finster zu dem Mann, der vor ihm stand, auf.

-" Du siehst so richtig niedlich aus, wenn du versuchst deine Hilflosigkeit mit Wut zu überspielen", stichelte Zadei und lächelte fast väterlich.

-" Steh auf!", kam dann wieder ein harter Befehlston. Zunächst rührte sich der Angesprochene nicht, um sich dann doch im Schneckentempo aufzurichten. Eine kräftige Hand glitt durch sein langes Haar, wanderte über seine Wirbelsäule nach unten und zurück, um dann über seine Schulter zu streichen, den linken Arm hinab zu wandern und an seiner verbundenen Hand Halt zu machen.

-" Ich hoffe ich habe dir damals nicht allzu sehr weh getan", sagte Zadei leise und küßte den schneeweißen Verband. Hastig entzog ihm Titius seine Hand.

-" Was ziehst du hier überhaupt für `ne schizophrene Nummer ab?!", fragte er gefährlich ruhig, " wenn es das beschissene Geld ist, das du willst, das habe ich nicht mehr".

-" Das ist Schnee von gestern. Ich bin deinetwegen hier". Titius spürte wie er nun wieder rückwärts dirigiert wurde, bis er mit den Beinen gegen die Sofapolster stieß. Zadei grinste hinterhältig. Schlangenartig schnellte seine Zunge hervor und leckte über Titius' Lippen. Hektisch flog der Blick des blonden Mannes durch den Raum, als er begriff was Zadeis Aussage bedeutete, und hielt bei Cerberus, der mit aufgerichteten Ohren und bösartig blitzenden Augen regungslos auf der Treppe stand und lautlos die spitzen, scharfen Zähne fletschte.

-" Was ist denn? Hast du etwa Angst?", fragte Zadei leise, zog den anderen dicht an sich.

-" Fass' mich nicht an du Bastard!!" Titius stemmte sich mit beiden Händen gegen die weitläufige Brust seines Gegners und versuchte sich aus seinen Armen zu winden, was nur ein amüsiertes Lachen desselben zur Folge hatte. Fast mühelos warf Zadei den jungen Mann auf das Sofa und sich selbst über ihn. Er zog Titius' Kopf an seinen Haaren in den Nacken und küßte ihn hart.

-" Du widerliches...!", keuchte Titius, wandte das Gesicht ab und schaffte es unter allem Kraftaufwand, dem viel schwereren Mann, der ihm die Luft aus den Lungen presste zu ohrfeigen. Zadei stöhnte tief und bat ihn, ihn noch einmal ein wenig fester zu schlagen.

Verzweifelt spürte Titius wie seine Handgelenke umfasst und in die Polster gedrückt wurden. Etwas Feuchtes, Warmes glitt über seinen Mundwinkel und versuchte sich zwischen seine Lippen zu drängen. Angewidert spannte er seinen Körper an und bäumte sich so weit es möglich war auf.

-" Cerberus!! Fass!!", schrie er beinah hysterisch. Er hatte den Befehl kaum beendet, da sprang der Dobermann auch schon die Treppe hinunter als habe er nur darauf gewartet endlich zum Zuge zu kommen. Mit einem kehligen, lauten Knurren sprang er Zadei an, riss ihn zu Boden und rammte ihm seine von Speichel triefenden Zähne in den linken Unterarm. Gequält schrie der Mann auf und versuchte wimmernd den Dobermann von sich zu lösen. Blut tränkte seinen Mantel, färbte den Teppich rot. Er schlug mit der freien Hand auf das Tier ein, versuchte nach ihm zu treten. Voller Unbehagen registrierte er wie Titius sich, wohl vom ersten Schock erholt, vom Sofa erhob und auf ihn zukam. Blind tastete er hinter sich und bekam einen gläsernen Aschenbecher zu fassen. Ohne lange nachzudenken, zertrümmerte er ihn auf Cerberus' Schädel, der ihn aufjaulend loslies, und sprang so schnell er konnte auf die Füße, flüchtete vor Titius in dem er sich gegen eines der geschlossenen Fenster warf. Das Glas zersplitterte und flog in alle Richtungen. Titius hob schützend die Hände vor sein Gesicht. Als er sie wieder runter nahm, an das demolierte Fenster trat und hinaus sah, war von Zadei nichts zu sehen.
 

Laures betrat das dunkle Schlafzimmer und ließ die Tür leise hinter sich ins Schloss fallen. Er durchquerte den Raum ohne Licht zu machen und streifte seinen Mantel von den Schultern. Achtlos ließ er ihn einfach am Boden liegen und trat ans Fenster, um einen Vorhang zurück zu ziehen. Die Straßenlampe warf spärlich Licht in das Zimmer und warf bizarre Schatten an die Wand. Mit zu Schlitzen verengten Augen sah er in die nebelige Nacht hinaus. Es würde sicher wieder Regen geben. Es regnete nahezu unentwegt. Als Hilda starb hatte es auch in Strömen geregnet. Er hatte auf dem nassen Boden gekauert und die Arme um sie geschlungen, sie beruhigend hin und her gewiegt. Es war so verdammt kalt gewesen und die Kälte hatte sich in seine Knochen gefressen, als er das Blut, das immer wieder, unaufhörlich aus ihren Mundwinkeln lief und sich mit dem Regen und seinen bitteren Tränen vermischte, fortwischte. Er schloss die Augen und eine einzelne Träne stahl sich unter seinen Lidern hervor. Er sah es vor seinem geistigen Auge noch so klar und deutlich vor sich wie an jenem Tag, als es geschehen war.

*Flashback*

Es dämmerte schon leicht und schüttete wie aus Kübeln, als er und seine Gang durch einen Park streiften, um Leute aufzumischen, wie sie es stets nannten. Sie waren nass bis auf die Knochen und sahen aus wie begossene Pudel, aber sie waren Mal wieder knapp bei Kasse. Der Park war so gut wie Menschenleer und die paar Kids, die trotz des Regens eifrig auf ihren Fußball eintraten lagen weit unter ihrem Niveau. So tief würden sie nicht sinken Kinder zu überfallen und auszurauben. Laures wollte auf Titius' Gemecker hin schon sie Anweisung geben wieder nach Hause zu gehen, als hinter einer Hecke ganz unvermittelt eine Hand voll, finsterer, zwielichtiger Typen auftauchte, die sich ihnen in den Weg stellten, wohl selbst auf der Suche nach passenden Opfern fürs " Aufmischen" suchten und so kam es, dass sie sich letztendlich mit kampflustigen Augen und geballten Fäusten gegenüber standen. Keine der beiden Seiten war bereit nachzugeben. Die Prügelei, die schließlich daraus resultierte war nicht zu verachten gewesen. Es hatte sich wohl kaum jemand zurück gehalten oder auch nur im geringsten Rücksicht gezeigt. Aber dann eskalierte plötzlich alles, so schnell, dass Laures es gar nicht richtig mitbekam. Ein hagerer Kerl mit eisblauen Haaren und Augen zog eine Kanone aus seinem Hosenbund und schoss. Es hatte niemanden getroffen, dafür erwiderte Asbar das Feuer fast augenblicklich und aus der noch relativ harmlosen Keilerei wurde eine wilde Schießerei. Die spielenden Kinder rannten entsetzt schreiend davon.

Es war Laures als würde sich alles in Zeitlupe abspielen als er sich umdrehte und sah, wie Zadei den rechten Arm hob und mit seiner Waffe auf Hilda zielte, die ihm den Rücken zugewandt hatte.

-" Hilda!!! Pass auf!!!" Seine Stimme klang ihm seltsam fremd in den Ohren, schrill und hysterisch. Sie wirbelte herum und richtete ihrerseits ihre Waffe auf Zadei...doch es war zu spät. Laures rannte los, hatte das Gefühl auf dem schlammigen Boden gar nicht vorwärts zu kommen, um sie aus der Schusslinie zu schubsen, sich vor sie zu werfen, irgend etwas zu tun, dass seine Geliebte retten würde. Er sah wie Zadei mit einem hinterhältigen Grinsen den Finger am Abzug krümmte. Der Schuss ging in den zig anderen Schüssen unter und dennoch hörte Laures ihn so klar so deutlich als er sei er der einzige Laut weit und breit gewesen. Er zerriss ihm fast das Trommelfell, hallte in seinem Kopf wider, um sich schließlich in seine Seele zu fressen. Hilda flog nach hinten, ihre Waffe landete im Dreck. Mühsam fing sie sich an einer Parkbank ab, sah ihren Geliebten, der auf sie zu stürzte mit geweiteten Augen, in denen sich Entsetzen spiegelte, an. Aus ihrem Mund, der zu einem stummen Schrei aufgerissen war, quoll dunkelrotes Blut hervor. Kraftlos sackte sie zusammen. Voller Panik fiel Laures neben ihr auf die Knie, fing sie in letzter Sekunde auf, schlang seine Arme um den heftig zitternden Körper und wiegte ihn, wie ein kleines, aufgebrachtes Kind. Er fuhr mit der Hand über ihre Lippen, wischte das Blut, dass aus ihrem Mund rann fort und sofort rann erneut welches hinaus, lief über Kinn und Hals, senkte sie auf ihre Brust, in der ein Loch prangte, aus dem regelmäßig Blut gepresst wurde. Heiße Tränen stiegen in seine Augen und ein klägliches Wimmern schlüpfte über seine bebenden Lippen. Voller Verzweiflung drückte er die flache Hand gegen die Wunde, versuchte mit aller Kraft das Blut am Fließen zu hindern, aber es lief immer weiter, tränkte Hildas und seine Kleidung, überflutete seine verkrampfte Hand die auf dem Körper der jungen Frau ruhte. Qualvoll bäumte sie sich auf, als ein Hustenanfall sie überfiel, und blickte suchend zu Laures auf, blieb an seinen in Tränen schwimmenden Augen hängen. Sie zwang ein Lächeln auf ihre blutigen Lippen, das erlosch als sie der Husten erneut erfasste und sie keine Luft mehr bekam. Laures zog sie noch dichter an sich, wischte ihr das pitschnasse Haar, das an Stirn und Wangen klebte, aus dem Gesicht und verkniff sich das Schluchzen, dass seine Kehle hinaufkroch. Er spürte wie ihr Zittern immer stärker wurde und krallte sich in ihren Mantel fest.

-" Hilda...bitte Hilda...lass mich micht allein...", sagte er abgehackt. Ihr getrübter Blick begegnete seinem, ihre Augen schienen stumpf und leer und er schrie laut auf, schrie wie ein Wahnsinniger nach Gelm, obwohl er wusste, dass es vorbei war, dass Gelm rein gar nichts tun konnte. Die Kugel hatte ihre Lunge durchbohrt...sie würde verbluten...und ersticken. Laures' Leib krümmte sich wurde von seinen, nun ungezügelten Schluchzern durchgeschüttelt. Er weinte laut und ungehemmt, seine bitteren Tränen, fielen herab auf Hildas Gesicht, vermischten sich mit dem Regen. Eine schwache, zittrige Hand hob sich mühsam in sein Blickfeld. Augenblicklich erfasste er sie, übersähte sie mit zarten Küssen.

-" Laures..."., Hildas Stimme war nur noch ein rauhes Krächzen, " Ich liebe dich Laures. Ich werde...dich immer...lieben". Die feingliedrigen Finger in seiner Hand bohrten sich tief in sein Fleisch, der blonde Schopf drückte sich fester in seinen Schoß, die langen Beine stemmten sich in den Boden und dann bäumte sich der schlanke Körper ein letztes Mal auf, die brechenden Augen auf Laures schmerzerfülltes Gesicht gerichtet, tat seinen letzten Atemzug mit einem leisen Seuzfen, der wie sein Name klang.

-"NEEEEEEIIIIIN!!!!!"

*Flashback Ende*

Ein leises Geräusch hinter ihm rief ihn zurück in die Realität. Schnell wischt er die Träne, die an seinem Kinn Halt gemacht hatte, fort

-" Titius?". Er knipste die Nachttischlampe an. Titius saß in dem Sessel neben dem Schrank und hatte einen Arm auf die angezogenen Knie gestützt.

-" Laures...", sagte er nur.

-" Sag' mal, wieso hat Cerberus einen verbundenen Schädel?", fragte Laures und zündete sich eine Zigarette an.

-" Wir brauchen einen neuen Unterschlupf, Laures". Der Dunkelhaarige stutze kurz.

-" Also so viel kann der Hund nun auch nicht demoliert haben", meinte er dann.

-" Er war hier", überging der blonde Mann den Humor.

-" Wer?"

-" Zadei". Laures, der gerade die Hand hob, um einen Zug von seiner Zigarette zu nehmen hielt mitten in der Bewegung inne. Die Augen des Gangleaders weiteten sich für einen kurzen Moment, ehe sein Gesicht dann völlig ernst wurde.

-" Wann?", fragte er kurz angebunden.

-" Kurz nachdem Asbar gegangen ist".

-" Du warst allein als er gekommen ist? Hat er dir was getan?"

-" Nein. Dafür hat Cerberus jetzt den verbundenen Schädel". Er bevorzugte es Laures lieber nicht zu erzählen was vorgefallen war auch wenn er nicht recht wusste was ihn dazu trieb zu schweigen.

-" Scheiße", unwirsch drückte Laures die Zigarette aus, "dann dürfen jetzt mitten in der Nacht los ziehen und nach `ner gottverdammten Bleibe suchen!"

-" Ist es nicht früh genug wenn wir gleich Morgen Früh los ziehen? Wenn du willst erledige ich das".

-" Nein. Du wirst gar nichts machen. Du hast schon genug getan", herrschte Laures ihn an. Ein skeptischer Ausdruck trat in Titius' Gesicht.

-" Was meinst du damit? Ich habe schon genug getan?"

-" Wer hat dem Bastard wohl den Weg hier her gewiesen?", fragte er. Titius öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Erst nach ein paar Minuten legte sich die Maulsperre.

-" Etwa ich??", fragte er entsetzt.

-" Wer denn sonst?"

-" Du bist doch nicht mehr ganz Knusper!"

-" Wer macht denn hier Alleingänge? Schleicht sich bei Zadei ein, verwüstet alles, nimmt mit was er tragen kann und schlägt seine Bande zusammen? Das bist ja wohl du, oder?", meinte Laures gereizt.

-" Ja na und? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?"

-" Ich hatte ja keine Ahnung wie dumm du bist". Wortlos starrte der Blonde sein Gegenüber an.

-" Könnte doch sein, dass dir einer von ihnen Mal gefolgt ist und Zadei nur den passenden Augenblick abgewartet hat?"

-" Das hätte ich gemerkt. Ich habe immer darauf geachtet, dass mir niemand bis hierher folgt".

-" Ja klar! Das habe ich gesehen! Darum war der Penner ja auch heute hier!", schrie Laures und machte ein par Schritte auf seinen Freund zu.

-" Dann ist das also meine Schuld, ja?!", schrie er zurück.

-" Deine Eskapaden sind Schuld! Deine Sturheit ist Schuld! Wie oft zum Teufel habe ich dir

gesagt du sollst aufhören mit der one man team Nummer? Wie oft?"

-" Keine Ahnung". Titius zuckte trotzig mit den Schultern.

-" Ja. Du hast keine Ahnung. Keine Ahnung von nichts. Du hast auch keine Ahnung, dass du damit die ganze Gruppe gefährdest! Die Kerle hätten auch auftauchen und uns die Kehle im Schlaf aufschlitzen können! Ich habe es dir tausend Mal gesagt! Und tausend Mal hast du meine Autorität untergraben und gemacht, was dir in den Kram passte".

-" Es ist aber nichts passiert! Es wurde niemandem die Kehle im Schlaf aufgeschlitzt, oder? Also hör' auf mich so anzuschreien!".

-" Es geht hier ums Prinzip du Idiot!", schrie Laures jetzt noch lauter als zuvor, als täte er es mit Absicht. Titius sprang aus dem Sessel auf und baute sich vor Laures auf.

-" Was denkst du für wen ich das denn die ganze Zeit getan hab? Etwa für mich selbst? Weil es mir Spaß gemacht hat? Scheiße, ich hab meinen Arsch für dich riskiert! Weil ich wollte, dass du Hilda endlich rächen kannst!"

-" Habe ich dich jemals darum gebeten? Habe ich etwa von dir verlangt, dass du dein Leben für mich aufs Spiel setzt? Nein!", antwortete Laures kühl, packte Titius am Kragen und zog ihn dicht zu sich heran, " Und davon Mal abgesehen, sehe ich etwa so als bräuchte ich deine Hilfe, um mit meinen Angelegenheiten fertig zu werden? Versuch jetzt ja nicht alles mir in die Schuhe zu schieben. Steh' doch zu deinem Leichtsinn anstatt ihn so lange zu schmücken, bis du ihn als Heldentat präsentieren kannst".

-" Du bist so ein gemeines Dreckstück", zischte Titius und riss sich von ihm los, eilte zur Tür. Laures zerrte ihn am Arm zurück und drückte ihn fest gegen eine Wand. Er zog seinen Kopf an seinen langen Haaren grob in den Nacken und zwang ihn so ihn anzusehen.

-" Ich schwöre dir Titius, bei allem was mir heilig ist, wenn du noch einmal so einen Alleingang durchziehst, dann prügele ich dich so Windel weich, dass du dir wünschst mir niemals begegnet zu sein. Hast du mich verstanden?", fragte er gefährlich leise.

-" Du tust mir weh", brachte Titius nur gepresst hervor.

-" Ich hab gefragt, ob du mich verstanden hast?!", bellte Laures, zog an den silbrigen Strähnen in seiner Hand.

-" Ja. Ja, ich hab's verstanden", antwortete der Blonde zerknirscht. Laures ließ ihn los und schubste ihn zurück in den Sessel.

-" Und leg' dir gefälligst einen anderen Ton zu, wenn du mit mir redest. Noch bin ich hier der Boss und die Tatsache, dass ich mein Bett mit dir teile ändert rein gar nichts daran". Er warf dem jungen Mann noch einen eisigen Blick zu, dann verließ er das Zimmer und schlug die Tür laut hinter sich zu. Titius schniefte und vergrub das Gesicht in den Händen.
 

Sie waren geschlagene zwei Stunden in der Gegend herum gefahren und hatten nichts Passendes gefunden, sondern nur Aufmerksamkeit erregt. Mehrmals sind sie auf irgendwelche Schläger geraten, die sie nicht in ihren "Gebieten" haben wollten. Nun gingen sie durch den verlassenen Park schweigend nebeneinander her und ließen sich vom strömenden Regen durchnässen. Unerwünschte Erinnerungen drängten sich dunkel in ihre Köpfe.

Sie hatten seit ihrer Auseinadersetzung am Vorabend kein Wort miteinander geredet. Laures hatte die eine oder andere Anweisung gegeben, aber er sprach nicht richtig mit Titius und ignorierte ihn, wenn dieser etwas sagte. Der blonde Mann wurde immer langsamer, trottete letztendlich mit ein paar Schritten Abstand hinter seinem Leader her und starrte auf den Boden. Er hatte die ganze Nacht nachgedacht. Über das was Laures gesagt hatte. Dass er ihn nicht um seine Hilfe gebeten habe und sie auch nicht benötigte. Er hätte alles für Laures getan, wirklich alles und so dankte ihm dieser es. Mit Gemeinheiten und indem er ihm die kalte Schulter zeigte, ihn ignorierte. Er verstand nicht warum sein Freund ihm nicht glaubte und anstatt dessen auf irgendwelche Vermutungen beharrte und ihn mit Vorwürfen und Anschuldigungen bombardierte. Am meisten schmerzte ihn aber etwas anderes. Nämlich das Laures gesagt hatte er teile zwar sein Bett mit ihm bliebe aber dennoch der Boss. Titius hatte nie etwas anderes gesagt. Noch nicht einmal gedacht. Laures war immer schon der Leader der Gang gewesen, das hatte ihn nie gestört, im Gegenteil er war froh, dass sie alle jemanden wie ihn hatten, an den sie sich richten und auf den sie sich verlassen konnten. Er hatte Laures' Kompetenzen als ihr Leader nie angezweifelt. Warum nur hatte er es so ausgedrückt? So wie er es gesagt hatte hörte es sich an, als würde er sich auf ein Niveau, das unter seinem eigenen lag herablassen, wenn er mit Titius schlief. So hatte er es selbstverständlich nicht gesagt und Titius wollte ihm auch nicht das Wort im Mund herum drehen oder nicht vorhandene Dinge in das Gesagte hinein interpretieren, er wusste nur einfach nicht was er davon halten sollte, wie er es verstehen sollte. Er war einfach nur verletzt. Zumal Laures plötzlich so anders zu ihm war. Er hatte ihn angeschrieen und körperlich angegriffen. Er war nicht immer nur sanftmütig mit Titius umgegangen, das beruhte auf Gegenseitigkeit, aber dieses Mal war er ihm grober als bei anderen Malen vorgekommen. Irgendwie erkannte er, dass er wohl so etwas wie Angst verspürte, aber er wagte noch nicht einmal in Gedanken auszusprechen, wovor er Angst hatte.

Er sah auf und starrte Laures' Rücken an. Plötzlich zweifelte er daran, dass der andere ihn jemals geliebt hatte und das Gefühl Abklatsch für Hilda zu sein überkam ihn.

Laures blieb stehen und verwundert stellte Titius fest, dass der Park schon hinter ihnen lag. Er blickte sich um und erkannte, dass sie sich in einem ehemals blühenden Rotlicht Milieu befanden, in dem es allerdings nur noch sehr wenige Bordelle gab. Die anderen waren Bankrott gegangen oder die Zuhälter sind vor irgendwelchen Leuten, denen sie Geld schuldeten abgehauen oder sonst irgendeine Scheiße, die einen ins Verderben stürzte. Laures machte Halt vor einem roten Haus. Das Leuchtschild über der Tür, dass eine schwarze Katze zeigte, war halb aus seiner Halterung gerissen und die pinken Glühbirnen zerplatzt. Der Putz blätterte langsam von den Hauswänden und ließ unter dem knallrot ein tristes Grau hervor scheinen. Laures schob die von der Witterung gezeichnete Tür auf und trat ein. In der Eingangshalle blieb er erst mal stehen, ließ den Blick über eine relativ breite Treppe, die nach oben führte schweifen. Titius folgte ihm, beäugte misstrauisch die zerrissenen Poster an den Wänden, die wohl mal irgendwann irgendwelche extra Nummern verkündeten und den verstaubten roten Teppich, auf dem sie standen. Rechts von ihm lag so etwas wie eine Rezeption. An den Haken hinter der Theke hingen noch ein paar vor sich hin rostende Schlüssel.

-" Ein Puff?", fragte er schließlich ein wenig ungläubig.

-" Was dagegen?"

-" Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher".

-" Du kannst dir gern was Besseres suchen...oder unter `ner Brücke pennen". Ohne auf eine eventuelle Antwort zu warten schritt Laures auf die Treppe zu und erkannte auf der linken Seite einen kurzen Gang, an dessen Ende sich eine Tür befand. Er öffnete sie und erkannte eine Küche. Auf dem Herd standen ein paar, große, hohe Töpfe. Einer der Wandschränke war heruntergefallen und in den anderen Schränken fehlte die eine oder andere Schublade, was auch immer man mit einer einzelnen Schublade machen konnte. Er umrundete einen rechteckigen Tisch, mit Plastikplatte und sah aus dem verschmutzten Fenster. Mit schnellen Schritten verließ er den Raum wieder, forderte Titius auf ihm nach oben zu folgen. Vor ihnen lag ein langer Flur. Auf beiden Seiten befanden sich in regelmäßigen Abständen identische Türen. "Die Schlafzimmer", so stellte Titius fest als er ein paar der Türen öffnete. Sie sahen fast gleich aus. Ein breites Bett, mit mittlerweile zerlumpter, zugestaubter roter Bettwäsche, ein niedriger, eckiger Nachttisch, ein kleiner Schrank, eine Frisierkommode mit Spiegel und einem Sessel. In einem der Zimmer waren die Vorhänge an dem abgerundeten Fenster so von Motten zerfressen, dass der Stoff regelrecht auseinander fiel, als er sie aufzog. Ein wenig angewidert trat er hinaus auf den Flur auf dem Laures stand und die nicht verputzte Decke mit den nackten Glühbirnen und die häßlichen, rosa geblümten Tapeten musterte, um schließlich zufrieden zu nicken.

-" Ist ein bisschen verwahrlost aber das wird schon", meinte er zuversichtlich. Er drehte sich um und sah Titius' skeptischen Gesichtsausdruck, fühlte plötzlich Wut in sich aufsteigen.

-" Warum guckst du so aus der Wäsche? Sei lieber froh, dass wir endlich was gefunden haben!", maulte er.

-" Habe ich irgend etwas gesagt?", entgegnete der Blonde.

-" Du ziehst `ne Fresse wie `ne Bulldogge, da brauchst du nichts mehr zu sagen, da ist alles klar. Denk Mal nach wem wir es zu Verdanken haben, dass wir unser Quartier verlassen müssen. An deiner Stelle wäre ich besser mucks Mäuschen still".

-" Ich hab dir gesagt, dass es ganz sicher nicht meine Schuld war. Wenn du mir nicht glaubst dann kann ich dir auch nicht helfen", sagte Titius scheinbar kühl und rauschte die Treppe hinunter. In Wirklichkeit hatten ihn die Worte getroffen, wie ein Schlag mitten ins Gesicht.
 

-" Also Leute, sucht euch die Zimmer aus, die am wenigsten herunter gekommen sind. Die Bude hat zwar keine fünf Sterne, aber es wird reichen müssen", sagte Laures, als er später mit versammelter Mannschaft das ehemalige Bordell betrat. Sie schleppten ihre wenigen Habseligkeiten in alten Rucksäcken und Tragetaschen auf den Flur. Asbar und Gelm verschwanden relativ schnell wieder, um einen Weg zu finden, um den Rest, der nicht auf ihren Motorrädern transportiert werden konnte, wie zum Beispiel den heißgeliebten Fernseher, ohne den keiner von ihnen leben konnte, in ihr neues Heim zu bekommen. Iria und Sherril wuselten in der Küche herum, Laures entdeckte, dass jeweils die letzte Tür auf beiden Seiten des Flurs zu einem Badezimmer gehörte. Er beäugte die Spinnenweben in den Ecken und schrieb mit dem Zeigefinger ein großes Fuck You in die Zentimeter dicke Staubschicht, die auf den Spiegeln lag.

Titius hatte eben seine Maschine zu den anderen Maschinen in die Eingangshalle, die als "Parkplatz" diente, befördert und polierte an einer schmutzigen Stelle herum, als ihm ein nasser Wischlappen ins Gesicht geschleudert wurde. Erschrocken schrie er auf und donnerte das Teil in die nächste Ecke.

-" Spinnst du? Wieso klatschst du mir das Ding in die Fresse? Das Teil stinkt!"

-" Komm wieder runter", beschwichtigte Laures, " oder besser hoch und hilf mir die Badezimmer sauber zu machen".

Murrend schnappte Titius sich den Lappen und folgte dem Dunkelhaarigen mit finsterem Gesicht.
 


 

Erst gegen Abend kümmerte man sich dann einigermaßen um die Schlafräume. Die Küche und das Wohnzimmer, das sie erhielten, in dem sie die Möbel eines der Schlafräume einfach in die nächste Seitenstraße befördert hatten, hatten erste Priorität. Gelm und Asbar hatten sich Mal kurz einen Kleintransporter "geliehen" und ihre eigenen wenigen Möbel angeschleppt.

Titius schlurfte über den Flur, zog seine Tasche am abgerissenen Schulterriemen hinter sich her und schien ziemlich ziellos an den Zimmern vorbei zu gehen. Geistesabwesend blickte er in die Räume und musterte sie noch immer skeptisch. Er war nicht wählerisch, aber er hätte auch nie gedacht Mal in `nem Puff zu leben. Obwohl, es war ja nicht mehr wirklich ein Puff.

-" Was machst du da?", ertönte er es hinter ihm.

-" Wonach sieht es denn aus?", fragte er gedehnt. Laures lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen eines etwas hinter Titius liegenden Zimmers und musterte den Blonden aufmerksam. Er wirkte müde.

-" Los komm her. Du siehst aus als könntest du ein bisschen Entspannung gebrauchen", meinte Laures. Titius drehte sich zu ihm um und sah wie dieser beiseite trat und in das Innere seines Zimmers deutete. Er hatte wohl nicht so recht erkannt, dass Titius auf der Suche nach einem eigenen Schlafplatz war.

-" Bei dir?", fragte der Blonde.

-" Natürlich bei mir. So wie immer". Der Dunkelhaarige sagte es mit einer Selbstverständlichkeit, über die Titius sich bis gestern noch gefreut hätte, jetzt aber stellte sich nicht die geringste Freude ein. Er folgte Laures dennoch schweigend ins Zimmer, obwohl er eigentlich ein eigenes gewollt hatte und begann seine paar Klamotten, die er hatte, in den Schrank zu räumen. Laures schien darauf gewartet zu haben, dass er fertig wurde, denn kaum hatte er die letzte Hose verstaut, schlangen sich starke Arme von hinten um ihn und heiße Küsse wurden auf seinen Nacken plaziert. Titius regte sich nicht wartete einfach ab. Laures, dem diese ungewohnte Passivität spanisch vorkam, dachte, dass der andere einfach nur ein bisschen erschöpft sei und so knabberte er an seinem linken Ohr und fuhr mit den Händen unter Titius' Shirt, um ihn ein wenig " wachzurütteln". Der Blonde neigte den Kopf etwas zur Seite, allerdings nur um Laures' Lippen zu entgehen, was dieser aber ganz anders deutete, versuchte die neugierigen Finger auf seiner Brust unauffällig abzuwimmeln. Er fühlte wie er ruckartig herum gedreht und auf den Mund geküßt wurde. Zuerst stand er einfach nur da. Dann tastete sich eine warme Zunge über seine Unterlippe und geschickte Hände nestelten an seiner Knopfleiste. Was sollte das werden? Eine Runde Versöhnungssex? Ohne ein Wort über den Streit verloren zu haben? Er wand sich aus der Umarmung des Dunkelhaarigen und wischte sich über den Mund. Sein Gegenüber sah ihn fragend an.

-" Heute nicht Laures. Tut mir leid". Er ging zum Bett, zog sich aus und schlüpfte unter die Decke. Er bedachte den anderen Mann noch schnell mit einem flüchtigen Blick und sah Enttäuschung auf seinen Zügen. Er drückte seinen Kopf fest ins Kissen und schloss die Augen. Laures hatte seiner Meinung nach nicht den geringsten Grund so aus der Wäsche zu schauen. Wenn von ihnen beiden jemand das Recht hatte enttäuscht zu sein, dann war das ja wohl er selbst.
 

[1]: Da musste ich erst mal voll an Gackts Geschwafel denken von wegen meine Magnum...*g*
 

Ha! Na was sagt ihr? Zadei ist doch herrlich schizo geworden, oder? Man erkennt auch schon den kleinen Sadisten in ihm finde ich. Aber er is irgendwie auch `n Feigling, hat so `n Schiss vor Cerberus, dass er glatt `n Abgang ausm Fenster macht. Das erinnert mich übrigens an ein Traumatisches Erlebnis. Mich hat mal so'n richtig großer Hund gejagt, voll das Kalb sag ich euch! Ich glaube ich bin in meinem ganzen Leben nur ein einziges Mal schneller gelaufen als an jenem Tag und das war als ich dachte meine Mutter sei gestorben aber das ist ne völlig andere Geschichte, die übrigens gut ausgegangen ist. Auf jeden Fall bin ich ohne nachzudenken wuosch im Rennen über einen Zaun gesprungen und da konnte die Töle dann nicht mehr hinterher. Mann ich glaub mir ist erst viel später klar geworden was ich da für einen Marathon veranstaltet habe. Dazu muss man sagen, dass das eigentlich ne Spitzenleistung war, wenn man mal bedenkt wie ungelenkig ich eigentlich bin und dass ich in Sport immer bloß ne vier hatte und, dass ich mir im Gymnastikunterricht das linke Knie verrenkt habe. Die Kniescheibe war irgendwie voll von ihrem Platz weggerutscht...scheiße das tat vielleicht weh...öhm, *räusper* ja, ich habe mal wieder meine Märchenstunde eröffnet. Sorry Leutz, falls ihr dat alles gar nicht wissen wolltet aber ich kann mich so richtig in Rage reden...^__^°

Auf jeden Fall hat das Vieh später ein anderes Mädchen angefallen und es gebissen, das musste ich noch kurz loswerden...

Was haltet ihr von Laures? Ist er nicht ein entzückendes Arschloch? Mensch Jackieth! Falls du das gelesen hast, müsste dir der Kerl so arschig wie er is doch eigentlich gefallen? Er hat hier zwar nicht diese dämlichen Ohren am Kopp...aber immerhin `n Brett vorm Kopp! ^O^

So jetzt aber Schluss mit dem Gelaber. Wer gerne wissen möchte, wie Laures doch noch seinen Versöhnungssex bekommt *g* und wieso der Küchentisch wichtig ist, um Sherril eifersüchtig zu machen, der liest sich nächste Woche einfach das Kappi vier durch.

Viel Spaß beim Kommis schreiben wünsch ich noch! *fleh*

Also bis denne, eure Psychose



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-07-08T12:22:09+00:00 08.07.2005 14:22
Die wird echt immer beser. Zadi hast du aber auch gut getroffen. Dat mit dem Köter fand ich so genial. Hatte die ganze zeit schon förmlich darauf gewartet...*lol* dat der Hund Zadi anfällt. ^___^ Wiklich eine schöne Vorstellung.
Boar, ich hasse Laures...der behandelt Titi echt wie sein Eigentum. Überhaupt bin ich ja fest der Meinung, dat er es auch so mit seiner ganzen Gang macht. Na hoffentlich gibt ihn Titi net nach...so dumm kann der doch net sein...*hoff* Dat Flashback hat mir mal wieder gezeigt, dat Hilde und Laures nur sich selbst sehen. Ich meine damit, dat Laures halt nur sie scheinbar als Menschen gesehen hat. Darum wird der auch nie von der loskommen. Ich glaube soetwas nennt man bessenheit.*g*
Hihi...Hast schon recht, so gefällt mir Laures...Dat bestätigt mi nur...*lol*

So, dat war es...Bin schon gespannt wie es weiter geht. Sprich ich erwarte das nächste zusammen treffen von Titi und Zadi...*grins*

BaiBai

P.S Ich freu mi so für di...hihi...über die ganzen Kommi...

^_________^
Von:  Flokati
2005-07-01T18:07:56+00:00 01.07.2005 20:07
Also, ich muss noch mal was zu dem "kranken Hirn" loswerden XD Ich meine das nicht so böse, wie es sich anhört ^^ Aber zu deiner jetzigen Story: ich finde diese Story einfach so genial, so krass und arschgeil, das mir jetzt schon die Worte ausgehen! *drop* Schön weiterschreiben, liebe Psychose, mit mir hast du einen sicheren Leser XD!!
Von:  Silverslayer
2005-06-27T19:17:17+00:00 27.06.2005 21:17
boa also ich find die Story voll genial ^^
Vor allem titius als Straßenschläger +g* Mal was ganz anderes. super Idee! *daumen hoch*
Schreib schnell weiter, ja?


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