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Nigredo

Der Schatten des Lebens
von

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Zwischen Leben und Tod

Okay, das folgende Kapitel klingt vielleicht ziemlich schlimm, aber von jetzt an kann es eigentlich nur besser werden. Na ja, fast jedenfalls.^^
 


 

Kyos Mund war vollkommen trocken. Verzweifelt versuchte er sich zu wehren und wand sich in der Umklammerung der beiden Anderen. Er war kräftig für seine Statur und Größe und sehnig wie eine Katze, aber seine Anstrengungen blieben erfolglos.

"Bitte..." begann er, doch das Monster in Menschengestalt legte nur den Kopf in den Nacken und lachte grollend über Kyos Gegenwehr. Kanes riesenhafte Pranke legte sich ihm in den Nacken, der Daumen drückte gegen Kyos Kiefer und zwang ihn, seine Halsschlagader zu entblößen. Kanes anderer Arm war um Kyos Taille geschlungen und hielt ihn eisern. Die anderen beiden Typen wirkten jetzt verlegen, sie schauten weg, aber lockerten nicht ihren Griff an Kyos Oberarmen.

Kanes Fangzähne schlugen in Kyos Hals, bohrten sich durch Haut und Muskeln, bis der erste Blutschwall hervorschoss. Vor Überraschung und Schmerz schrie Kyo laut auf, seit Körper versteifte sich in Agonie. Gierig wurde das Leben aus ihm herausgesogen und er fühlte seine Kräfte rasch schwinden. Manche sagen, man würde in dem Augenblick des Todes sein Leben an sich vorbeiziehen sehen. Doch Kyo erlebte nichts dergleichen, sein Verstand war eine nichtssagende Leere, sein Geist war gelähmt und nur ein Gedanke hatte sich festgebrannt.

Wie hatte es nur soweit kommen können? Gestern war die Welt noch im Lot gewesen, unfreundlich zwar, aber von Menschen bevölkert. Jetzt wünschte Kyo sich, er könnte in die Ahnungslosigkeit zurück. Und nun würde er sterben, einfach so, hier und jetzt.

Sein Mund war geöffnet, aber es entrangen sich nur mehr gurgelnde Laute seiner Kehle.

"Weg von ihm, Dämon!" vom anderen Ende der Gasse war die Stimme gekommen. Die Worte waren voller Drohung gesprochen worden, doch die Stimme durchdrang Kyos benebelte Sinne sofort, er hätte sie überall wiedererkannt. Kane riss wütend seine Zähne aus Kyos Fleisch. Dem Sänger kamen die Einstichlöcher ungeheuer groß vor, es fühlte sich an, als ob sein ganzer Hals aufgerissen wäre. Unwillkürlich presste er die Hand auf die linke Seite seines Halses, um die Blutung zu stoppen. Sein kostbares Blut quoll ihm durch die Finger, ein Rinnsal ergoss sich in Kyos Kragen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.

"Lass ihn sofort los, du Scheusal!" hides Stimme war leise, gefährlich und eiskalt. Er stand genau im Lichtkreis einer Laterne im Nieselregen und das weiße Licht ergoss sich wie ein Heiligenschein über sein grelles Haar. Er trug jetzt einen langen schwarzen Ledermantel und seine Haltung war wie zum Sprung bereit.

Kyos Atem kam keuchend und er wankte, als das Monster von ihm abließ. Auch die beiden Helfer murmelten etwas und zogen sich zurück. Kaum frei, brach der Blondschopf in die Knie. Kyos Arme und Beine begannen zu kribbeln, sein Körper wurde langsam taub und er fror erbärmlich. Dann begannen die Krämpfe und er fiel zuerst auf die Knie und sank dann zur Seite. Seine Kleider sogen sich augenblicklich voll Wasser auf dem nassen Asphalt und Kyo spürte die Kälte und die Nässe seine Jacke und sein Hemd durchdringen.

Zuerst verkrümmten sich seine Finger, seine Muskeln verkrampften sich rasend schnell und seine Handgelenke verdrehten sich schmerzhaft, bogen sich nach Innen und ließen seine Hände wie bleiche Vogelklauen erscheinen. Kyos Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in seine Handflächen und hinterließen halbmondförmige Risse. Er wimmerte qualvoll, als das letzte bisschen Blut zu seinem Herzen zurückfloss und seine Glieder steif und kalt zurückließ. Unter dem Make-Up war sein Gesicht mittlerweile aschfahl und seine blutleeren Lippen zitterten, dabei versuchte Kyo mit aller Macht, sich auf die Geschehnisse am Anfang der Gasse zu konzentrieren. Leider war er zu schwach, um seine Umgebung noch richtig wahrzunehmen.

Von ferne erklang Kanes Stimme wie ein wütendes Bellen.

"Na, wen haben wir denn da?! Wenn das nicht unser übernatürlicher Held ist..." er legte den Kopf in den Nacken, schaute gen Himmel und brüllte in die schwarze Nacht hinauf:

"Mehr hast du nicht zu bieten?" wie ein wahnsinniger Stier stampfte Kane auf hide zu, seine Kumpanen folgten ihm in gebührendem Abstand. Doch hide ließ ihn ohne sichtbare Regung herankommen, er stand nur da mit gelassenem Blick und ausgebreiteten Armen. Das Porzellangesicht reflektierte weiß das Licht der Laterne und seine dunklen Augen waren unergründlich.

Und dann ging alles unglaublich schnell. Der Mann in schwarz und den leuchtend pinkfarbenen Haaren machte eine kaum erkennbare Bewegung, die so schnell war, dass das Auge sie kaum erfassen konnte. Im allerletzten Moment machte er einen knappen, äußerst präzisen Ausfallschritt zur Seite und rammte das angewinkelte Bein in Richtung Angreifer. Dieser wurde in vollem Lauf gestoppt, er prallte wie vor eine Wand, die eine Sekunde zuvor noch nicht da gewesen war. Es gab einen dumpfen laut, als Kane die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Er klappte wie ein Taschenmesser zusammen und blieb reglos liegen. hide stand wieder wie zuvor da, nichts deutete darauf hin, dass er sich überhaupt bewegt hatte. Sein Blick fiel auf die beiden Helfer, die sich bis zu diesem Zeitpunkt im Hintergrund gehalten hatten und jetzt mit wildem Geschrei angerannt kamen, nachdem sie den ersten Schock verdaut hatten. Der Eine zerschlitzte mit einem Bowie-Messer zischend die Luft, der andere schwang eine Stahlkette über dem Kopf.

Mit wütenden Flüchen stürzten sich die Angreifer auf ihn, doch hide erwartete sie mit gesenktem Kopf. Seine Hand machte eine auffordernde, heranwinkende Geste in Richtung seiner Widersacher, was diese nur noch mehr anstachelte.

Der erste erreichte ihn und führte sein Messer in weitem Bogen, aber er war nicht schnell genug. Blitzartig packte hides Faust das Handgelenk des Mannes. Dieser schrie auf vor Schmerz und hide fühlte, wie die Knochen unter seinem Griff zermalmt wurden. Heulend ging der erste Mann zu Boden, aber schon war der nächste herangekommen und schwang die schwere Kette auf hides Kopf zu. Doch dieser duckte sich schneller als jeder Gedanke, sein Bein schnellte hoch, seine Hände fuhren in die Haare des Gegners und rissen dessen Kopf nach unten. Sein Knie traf krachend auf das Kinn des Anderen, der hilflos auf dem Rücken landete. Plötzlich lenkte ein laut hides Aufmerksamkeit zum Ende des Gasse, wo Kyo am äußeren Rand des Lichtkegels auf dem schmutzigen Asphalt kauerte. Sorge mischte sich in den kalten Zorn auf hides Zügen, doch er konnte Kyo jetzt nicht helfen, denn Kane kam bereits wieder zu sich und machte sich für einen zweiten Angriff bereit.

"Du elender..." begann Kane keuchend, sein Atem rasselte in der Kehle. Sein Helfer tastete nach seinem Messer der Dunkelheit. Bevor er sich noch über sein Finderglück freuen konnte schlug hide ihn mit einem gezielten Hieb in den Nacken nieder. Dann war Kane über ihm. Die Wucht des Zusammenpralls riss hide zu Boden und Kane, der eher wieder auf den Beinen war, setze sogleich mit einigen harten Tritten nach. Hide gelang es endlich, den Fuß seines Gegners zu fassen, kräftig stieß er ihn von sich und kam geschmeidig auf die Füße. Noch ehe Kane sich von seiner Überraschung erholen konnte, fühlte er einen schier übermenschlich stählernen Griff um seine Kehle. Er spürte, wie er am Hals emporgehoben wurde, er, ein großer, starker Kerl und dabei nicht einmal ein Mensch! Seine Kehle drohte, zerquetscht zu werden unter den unnachgiebigen Fingern. Japsend rang Kane nach Luft und trat um sich, aber hide lächelte nur schmallippig zu seinen Bemühungen.

"Das ist alles, was du zu bieten hast?" grimmiger Sarkasmus triefte aus hides Worten.

"Es spielt keine Rolle mehr, ob du mich tötest... dein Schützling ist so gut wie tot. Du hast versagt!" Kane brachte ein Lächeln zustande, gefolgt von Husten. Hides Züge blieben unverändert, sein Blick war finster, als seine hand eine kleine Bewegung vollführte. Fast beiläufig brach er Kanes Halswirbel mit der einen Hand. Das Knacken war übelkeitserregend in der Stille und sein Untergebener würgte trocken, bis sein Blick dem hides begegnete. Achtlos ließ dieser die Leiche fallen, die mit einem ebenso ekelhaften Geräusch aufschlug wie ein nasser Sack. hides Stimme klang gefährlich ruhig und leise.

"Sammle deinen Kumpan ein und dann verschwinde." Der Angesprochene blickte gehetzt erst zu der Stahlkette, die in einer Regenpfütze gelandet war und dann zu seinem Freund, der bewußtlos am Boden lag. "Nimm die Kette mit, wenn du sie brauchst," sagte hide tonlos und der Mann ließ die Kette und seinen Kumpel an Ort und Stelle und floh Hals über Kopf in die Nacht. Der pinkhaarige Mann wandte seine Aufmerksamkeit rasch in die entgegengesetzte Richtung.

"Kyo..." doch kyo hörte ihn nicht mehr. Er lag zusammengerollt auf der kalten Erde. Er hatte beobachten können, wie hide den Dämon oder was auch immer, mit erschreckender Leichtigkeit tötete und fallen ließ. Das alles geschah für ihn in gespenstischer Lautlosigkeit, denn seine Ohren waren erfüllt gewesen mit einem Rauschen, das zu einem Brausen anschwoll, in das sich ein Geräusch wie eine große Bronzeglocke mischte. Es war sein eigener langsamer Herzschlag, der in seinem Kopf dröhnte. Daraufhin verdichteten sich die Schatten vor seinen Augen zu undurchdringlicher Schwärze, die ihn davonzutragen drohte. Das Letzte, was Kyo sah, war seine eigene Hand, die nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht auf dem Asphalt lag. Sein Blick fiel auf die Tätowierungen auf seinen Fingern, die russischen Worte für Gott und Schmerz. Seine Lungen füllten sich nur noch protestierend mit Luft, so dass er um jeden Atemzug kämpfen musste. Er war so entsetzlich müde, wollte nur noch schlafen, ewig schlafen und nur alle paar Hundert Jahre geweckt werden, um sich umzudrehen. Sein Verstand tanzte auf Wellen des Vergessens, ihm war, als verließe sein Geist seinen Körper, als würde er emporgehoben, nur um wieder in einem Strudel in einem bodenlosen Abgrund gerissen zu werden. Dann wusste Kyo nichts mehr.
 

Sanfte, starke Arme hoben ihn hoch und trugen ihn wie ein Kind davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  JohnnyMcAciD
2005-11-17T14:04:40+00:00 17.11.2005 15:04
O.O was soll man dazu noch großartig sagen, außer des der teil mal wieder voll super rüberkam und :_: das ich mir verdammte sorgen um Kyo mache.
Hoffentlich schreibst du bald weiter macht nämlich echt spaß zu lesen ^_~

dein Devilchen


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