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Broken Life - gebrochenes Dasein

Wieviel Schmerz erträgt eine Seele..?
von

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Ich verliere den Horizont ..

Menschen reagieren auf jeden weltlichen also äußeren Einfluss sehr unterschiedlich. Einige ignorieren ihre Umwelt, egal was passiert. Es ist ihnen gleich ob ihr Verwandter stirbt, oder ein völlig ausgedörrter Straßenbettler flehend nach Geld bittet. Die anderen gehen emotional durchs Leben, hinterfragen jeden Sinn, jeden Zweck und verfallen in so mancher Herbstphase in Depression. Eine nicht zu verachtende Gruppe der Menschheit scheißt auf alles, trinkt sich allnächtlich mit den Freunden die Birne blau und vögelt mal die halbe Stadt kreuz und quer. Aber Hey! Das Leben gestaltet jeder wie er will. Die Nazis hatten einmal einen schönen Spruch verfasst. Auch wenn die Wahrheit, welche in diesen Worten steckt, zu Taten missbraucht wurde, welche von unbeschreiblicher Grausamkeit war.
 

Jedem das seine. ( Schriftzug der Tür zum KZ Buchenwald )[/b)
 

Jeder sollte sein Leben so leben, wie er es für richtig hielt. Demokratie, Gleichheit, auch wenn man ein vollkommen anderer Mensch war. So wandelt jeder auf dieser Erde und lebt jedoch immer in seiner eigenen Welt. Jeder ist anders.
 

Aber gibt es nicht einen Moment, wo es möglich wäre, dass jeder gleich reagiert. Wo jeder Mensch sich verhält, wie sein Freund, seine Schwester, Onkel, Chef oder auch Erzfeind. Es gibt wahrscheinlich einen Augenblick im Leben eines Menschen, in dem all seine Erfahrungen und Taten auf einmal nutzlos werden. Plötzlich ist man wirklich das, als was man geboren wurde. Ein Tier, dass um das überleben bangt. Auf einmal ist man wieder nackt, hilflos. Und eines verspürt man in solch einer Gewalt, dass es sogar den stärksten Menschen brechen lässt.

Es ist das Urgefühl, dem wir alle entfliehen wollen.

Angst.
 

...
 

Er stand regungslos in dem kleinen Zimmer. Seine Augen starrten weitaufgerissen die Wand an, vor welcher das Bett stand. Er stand einfach nur da. Zuckte nicht mit der Wimper, keine Regung. Vielleicht hielt er sogar die Luft an. Das Herz hatte wohl kurzzeitig den Rhythmus aufgegeben, sodass das Blut mancherorts zum Stillstand geriet. Kalkweise Haut war das Ergebnis. Kälte legte sich um den Köper. Auf einmal begann er zu zittern, Lähmung hielt seine Glieder nichtsdestotrotz fest im Griff.
 

In seinem Kopf herrschte völlige Leere. Zum ersten Mal war das Bewusstsein verlassen, das Hirn klar. Als würde das Denkzentrum tief einatmen und alles für einen Moment still stehen, um nur die frische Luft zu empfangen. Stillstand.
 

Doch in Sekundenbruchteilen drang mit brachialer Gewalt die Realität zu ihm vor. Er .. war ein Mörder! Er war Schuld! Er hatte einen Menschen auf dem Gewissen! Es war alles seine Schuld! Tot dem Schuldigen!!! Das was Ami von sich gegeben hatte, bekam erst jetzt Bedeutung. Er hatte gemordet. Er hatte Blut getrunken. Er war der Mörder von Janes Mutter. Er hatte sie umgebracht!!!
 

Und plötzlich hatte er nur noch einen Gedanken. Reflexartig griff er nach der Tasche, stolperte aus dem Zimmer und den Flur entlang. Riss die Tür auf und rannte davon.

Die Leute glitten an ihm vorbei, die farbenfrohen Schaufenster der Geschäfte waren Farbflecke. Keine Kontur war auszumachen. Verschwommen, undeutlich.

Seine Haare stoben in der schnellen Bewegung schwingend zu allen Seiten, nahmen ihm ab und an die Sicht. Die kleine Reisetasche baumelte über die Schulter, seine eine Hand umklammerte den Trageriemen krampfhaft. Sein Atem ging stoßweise, keuchend. Seine Beine trugen ihn fort, weit weg ohne Ziel. Ohne ein Heim.
 

~ .. Renn. Lauf, so schnell du kannst. Dreh dich nicht um ... falle nicht hin. Du musst weg von hier.. ~
 

Das bald auftretende Stechen lies ihn an Kraft verlieren. Sein Körper zeigte Kai allzu deutlich, dass er nicht mehr konnte. Er war mehrere Kilometer gesprintet und nun in ein etwas älteres Stadtteil von Tokio gekommen. Seine Schritte wurden langsamer, bis er in eine kleine schattige Sackgasse einbog und neben ein paar alten Umzugskartons zu Boden sackte. Die Tasche fiel herunter. Sein Körper brach zusammen.
 

So kauerte er auf dem dreckigen Asphalt und versuchte wieder Luft zu holen. Die Gasse gehörte zu einem Hinterhof und war glücklicherweise vollkommen menschenleer. Sie ähnelte etwas den Hinterhofgassen in Russland, in denen die Bettler und Obdachlosen lebten.
 

Du gehörst in den Dreck. Geh dahin, wo du hingehörst!! Du widerwärtiger Köter!!
 

Kai drehte etwas seinen Körper, sodass er mit dem Rücken die Hauswand berührte. Seine Beine winkelte er etwas an, senkte seinen Kopf. Die Arme hingen leblos herab. Du schmutziges Miststück.

Seine Augen waren halb geöffnet, blickten gen Boden. Ergraut, verlassen, leer. Er sah ein Bild vor sich ..
 

( ..vor 13 Jahren.. )
 

Geräusche hallen durch die kleine Wohnung. Verzerrte Schreie, schallende Schläge. Verzweifelung. Tränen. " Igor .. Bitte! Hör auf!!!! Bitte!!!!" "Sei still, du Schlampe und stell dich nicht so an!!!" Eine Ohrfeige prallt auf die Frau nieder. Hiebe zu jeder Seite. Der starke Geruch von Alkohol liegt in der Luft, peinigt die Seele. Die Wortfetzen vermischen sich. Zerreißende Dissonanzen.

Ein kleiner Junge steht im Türrahmen, verfolgt das Szenario verwirrt, geängstigt, bis er sich schützend zwischen die beiden Menschen stellt. "Papa ... hör auf, tu Mama nicht weh. Hör auf.. Papa !" Doch das Kind wird wütend zur Seite geschlagen. Aber der Kleine rappelt sich schnell wieder auf, er ist es gewöhnt. Der Mann packt ihn am Kragen und schleppt ihn raus. Schmerzerfüllte Schreie ertönen von draußen, bis es still wird. Die Frau kann dem Kind nicht zur Hilfe kommen, auch wenn sie nichts in der Welt mehr will. Die Schmerzen sind zu stark. Schuldgefühle schnüren den Atem zu.

"Du widerwärtiges Drecksbalk. Abschaum!" Der Mann spuckt auf das Kind. Zeichen der Unwürde. Er geht. Lässt den Kleinen allein, in einer Gasse. Dreck. Dunkelheit. " Papa .. » röchelt der Junge. Blut rinnt aus seinem Mundwinkel, den sämtlichen Wunden, tränkt seine ganze Kleidung. Rot erstreckt sich vor ihm. Minuten vergehen. Ertrunken in der einsamen Finsternis. Schwarz.
 

~.. Die Qual der Atem, der Schmerz der Puls, die Einsamkeit das Herz ..~ (Zitat aus ,Blutrote Tränen')
 

( Flashback Ende )
 

Er hörte die Schreie seiner Mutter noch immer, sie hallten in seinem Kopf wider. Er sah noch immer das Bild vor Augen und er spürte noch immer die Schläge seines Vaters. Und nun saß er wieder in einer Gasse wie jener und fragte sich, ob alles nur ein Traum war. Seine Mundwinkel verzogen sich und ein freundloses Lachen kam über ihn. Es war einfach verrückt, da sich alles zu wiederholen schien. Das alles war wieder und wieder das gleiche. Gefangen in einem Teufelskreis. Sein Lachen wurde immer flacher. Kai konnte tun was er wollte, er konnte sich sonst wie drehen und wenden, weglaufen oder sonstiges .. es würde sich nichts ändern. Er würde nie etwas ändern können .. er würde sogar nur noch alles schlimmer machen. Jetzt hatte er sogar einen Menschen auf dem Gewissen. Die Mutter einer Person, welche ihm so wichtig war. Sie war das einzige, was er noch hatte. Jane war die einzige, die noch da gewesen war. Doch nun .. hatte er alles verloren ..

Es gab absolut nichts mehr.

Er war völlig allein. Für immer ..
 

~ .. wenn man den Horizont verliert, lichten die Engel ihre Flügel .. schließe die Augen, auf immer .. mein Sohn ..~
 

Es war alles umsonst gewesen. Sein ganzes Bemühen, Handeln. Sogar das jahrelange Schweigen, was ihm jede Hoffnung nahm und die Seele bersten lies, war nutzlos gewesen. Wertlos. Er war wertlos geworden, er war es schon immer. Hatten nicht alle gesagt, dass er Abschaum gewesen wäre.

Widerwärtiges Drecksbalk. Schmutziger Straßenköter, verschwinde. Geh dahin, wo du hingehörst.

Du hast nichts als Schläge verdient.
 

Das fast verstummte Lachen erlosch, doch das Erzittern des Körpers blieb. Kai lehnte seinen Oberkörper auf die Knie, vergrub sein Gesicht in den verschränkten Armen. Seine Glieder begann zu beben und er begann lautlos zu weinen. Verzweifelung. Ausweglosigkeit. Wertloses Pack! Stirb!! Der Jungendliche verkrampfte sich immer mehr, die Hände umklammerten haltsuchend die Oberarme. Die Tränen zerschellten still auf seiner Haut und verschwanden im Stoff seiner Kleidung. Nach außen herrschte Ruhe, doch in seinem Inneren brach er auseinander. Er hatte immer versucht nicht aufzugeben, hatte jeden Schmerz mühsam heruntergeschluckt. Aber irgendwann konnte er nicht mehr. Es war zuviel. Er konnte nicht mehr...

Er zerbrach ..
 

~ ... Schrei, sonst verlierst du die Gewissheit, dass du lebst ... ~
 

Vielleicht war es sich der Russe nicht bewusst, aber seit Jahren weinte er wieder. Auch wenn er oft an einem Punkt angelangt war, an dem die Schmerzen kaum noch zu ertragen waren, hatte er sich gezwungen, sich nichts anmerken zu lassen. Er war stets weiter gegangen. Er hielt seinen Kopf immer aufrecht. Denn wenn er Schwäche zeigen würde, würden die anderen ihn nur noch mehr brechen. Sie würden ihn vernichten. So versteckte er sich seit Ewigkeiten hinter einer Mauer, die ihn nur noch mehr in die Einsamkeit trieb. Darum konnte er auch nie lächeln. Es gab nichts zu lächeln, keine glücklichen Momente. Seit seiner Geburt war nur eines eine immer wiederkehrende Alltagsroutine : Schläge, Erniedrigungen, Angst. Einsamkeit. Die Narben auf seinem Körper sprachen Bände von dem, was der Jugendliche durchmachen musste. Doch die Narben seiner Seele waren weitaus schlimmer.
 

~ .. du musstest viel zu schnell erwachsen werden, du hattest keine Zeit um das lächeln zu erlernen .. ~
 

...

Sie starrte die Person ihr gegenüber an und fragte sich im ersten Moment, ob ihr die Studienfreunde wieder irgendetwas ins Glas gegeben hatten. Doch ihr misstrauischer Blick konnte nichts feststellen. Egal wie verzweifelt sich das Mädchen erklären wollte, dass das alles nicht wahr war, wurde sie das Gefühl nicht los, dass es der Wirklichkeit entsprach.

Sofort begannen ihre Gedanken zu rasen. Eine Flut von Informationen, Eindrücke und Gefühle stürzte auf sie ein. Liesen ihr keine Möglichkeit ruhig zu bleiben. Nur ein Fakt stand im Zentrum - ihre Mutter wurde getötet.

Die ganzen Jahre hatte für sie die Wahrheit anders ausgesehen. Sie ging davon aus, dass es nur ein Unfall war. Ein Unfall wie jeder auf der Welt. Doch nun soll alles gelogen gewesen sein. An alles was sie sich geklammert hatte, war plötzlich weg. Es versank vor ihr im Grund..

Und eine Sache mehr brachte sie völlig durcheinander. Kai.
 

Ihre Schwester betrachtete sie eingehend und versuchte in ihrem Gesichtsausdruck zu lesen. Ami war von ihrem Wahrheitstrip wieder abgestiegen, der anfängliche Triumph und der Hass gegenüber Kai waren für den Augenblick verflogen. Wie würde ihre kleine Schwester das jetzt alles auffassen. Zum ersten Mal beschlichen sie Zweifel, den richtigen Moment gewählt zu haben. Vielleicht hätte sie warten sollen, bis sie sich von gestern erholt hatte.
 

" .. Wieso?" Sie war verwirrt, panisch und den Tränen nahe. "Sag mir .. warum?" Ami sah Jane an und schwieg. Sie hatte es nicht anders erwartet. "Verdammt noch mal!!! Rede mit mir, Ami!!!!!!!" schrie sie ihre Schwester an. In diesem Augenblick war polternder Lärm aus dem Flur zu hören. Die Tür wurde aufgerissen und danach kehrte wieder Stille in das Loft ein. In einem Sekundenbruchteil wusste Jane, was das gewesen war. Sie hetzte in den Flur, doch Kai war schon weg. Eine Weile stand sie im Türrahmen der Küche, lehnte sich gegen das Holz.. Bis sie sich umdrehte und ihre Augen sich schlagartig änderten.

" Du .. hast es extra gemacht. Du wolltest, dass er verschwindet! Du wolltest von Anfang an, dass er das hier hört!!!!" Sie ergriff eine Keramikvase von der Theke und schmetterte sie wutentbrannt gegen ihre Schwester. Entsetzt riss Ami die Augen auf und duckte sich in letzter Sekunde weg. Janes blau-grau-grüne Augen waren zu Schlitzen verengt, sprühten geradezu Funken. Doch gleichfalls rannen ihr Tränen über die Wangen. " Ich scheiß darauf, zu wissen, warum ihr mich belogen habt. Es ist egal. Hörst du? Es ist mir scheißegal!!! Vielleicht ist Mum absichtlich getötet worden, aber das ändert auch nichts! Sie ist tot!!! Verstehst du!!!!!! Sie kommt nicht zurück, auch mit deiner tollen Wahrheit. Aber wenn ich dir eines Übel nehme, dann dass du Kai darein ziehst!!! ER HAT DAMIT NICHTS ZU TUN!!! DAS GLAUBE ICH DIR NICHT!! DU LÜGST!!!!!!!" brüllte Jane aus voller Kehle. Ihre Stimmbänder kratzten bei dieser Lautstärke. Es war mal gut so.
 

Das Mädchen atmete aus, beruhigte sich aber keineswegs. Ihr Herz raste noch immer. Sie merkte selbst, dass die Realität noch nicht zu ihr vorgedrungen war, oder sie es noch nicht ganz verstand. Sie hätte mit ihrer Mutter sterben sollen. Gezielt. Irgendwie ging das nicht in ihren Kopf rein. Vielleicht lag es daran, dass sich ihr Kopf all die Jahre nur auf der Lüge festgefahren hatte. Ihr kam die Aussage schon immer merkwürdig vor, dass ein Marder im späten August Kabel anknabberte.
 

"Jane .. ich weiß,.." "Du weißt gar nichts!" erwiderte sie boshaft. Ohne ihre Schwester noch mal anzusehen, wand sie sich zur Tür. " Staboi, ja nikada ni bolsche budu gawarith. Ja tibei ni navishu!." (russ. Mit dir rede ich nie wieder. Ich hasse dich!) Sie verlies die Küche.
 

Ihre Schritte führten sie in ihr Zimmer, der Blick glitt auf das aufgewühlte Bett. Und schon wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen. Sie trat heran, strich über das Laken und konnte es noch fühlen. Ihre Hand hob sich langsam zum Mund, fuhr über die zarten Lippen. Es war noch da, die Berührung. Sie schmeckte ihn noch. Sein Geruch lag noch in der Luft. Verzweifelt lies sie sich auf das Bett nieder, rollte sich ein und lies den Tränen ihren Lauf. Das Bild ihrer Mutter kam ihr in den Sinn, was die Trauer nur noch mehr verstärkte. > Verzeiht mir .. <
 

~ .. weine, mein Kind .. lass dein Herz in Trauer schwelgen .. wasche es rein, sodass du auferstehst .. ~
 

...

Sein Körper hatte sich wieder beruhigt. Der Schock war verflogen, wie auch die Tränen. Ein Grauschleier legte sich wieder um sein Gesicht, erhärtete die Züge. Da war es wieder. Die Maske. Von ganz alleine passte sie sich wieder an, ohne nur ein Indiz der Vergangenheit zu zeigen. Perfektion kommt mit der Zeit. Nun saß Kai regungslos in der Gasse. Es waren bestimmt einige Stunden vergangen, doch es war ihm gleich. Ein paar Minuten blieb er noch in der Dunkelheit verborgen, bis er sich die Tasche griff, aufstand und die kleine Seitenstraße verlies. Das würde er nie mehr brauchen.
 

Den ganzen Tag über streunte er durch die Stadt, schritt durch Einkaufspassagen, Parks. Seine Beine trugen ihn einfach immer weiter. Auch wenn er das alles nicht wirklich wahrnahm, besahen sich seine Augen jedes Detail, jede Farbe, jedes Wort. Dass sein Magen langsam nach Nahrung klagte, hatte er nicht einmal bemerkt. Kai war praktisch nicht da, nicht hier. Sein Unterbewusstsein erfasste alles mögliche, notierte es und arbeitete weiter. Es bemühte sich dieses mal alles zu geben.
 

Der 17-jährige versuchte den Puls der Stadt noch einmal zu spüren, bevor er nach Hause ging. Er wollte auch wenn es ihm schwer fiel, das Leben sehen. Er wollte sehen, wie es war, im Licht zu wandeln, was er nie konnte. Es erschien so leicht, wie sie lachten, aßen, sich unterhielten. Es schmerzte ihn.
 

Bald brach die Dämmerung an und sein Weg führte ihn nach Hause, zu seinem Team. Er öffnete die Tür, schloss sie leise. Ray begrüßte ihn, fragte sogleich, wie es ihm ging. Versuchte sogar zu scherzen. Doch es gelang ihm nicht sonderbar. Ungeachtet der Dinge, ging Kai nach oben. Lies seine Zimmertür hinter sich ins Schloss schnappen; drehte den Schlüssel um. Sein Reich.
 

Erleichtert atmete er aus. Er war wieder zu Hause, in seinem eigenen Zimmer. Bedächtig lies er die Tasche fallen und zog seine Jacke aus; hängte sie auf einen Kleiderbügel im Schrank. Seine Hand suchte in einer Ecke nach einer Flasche, bis er das kalte Glas spürte und sie hervor holte. Er schraubte die Kappe ab und nahm einen Schluck. Das Getränk rutschte mühsam die Kehle hinunter - es brannte höllisch. Doch bald ging es leichter von der Hand, das Teufelszeug rollte den Hals hinab und verbreitete eine angenehme Wärme. Diese würde er brauchen; nachher. Es wäre das einzige.
 

Eine Weile blieb er einfach mit der Flasche auf dem Boden vor der kalten Wand sitzen. Trank ein bisschen und starrte vor sich hin. Er lies alles noch mal Revue passieren; die Bilder der Stadt, die Farben. Sein Blick wanderte zum Bett, neben welchem er saß. Er überlegte, aber er kam sich so müde und schwerfällig vor. Das Gebräu tat seine Wirkung. Zitternd hob er seine Hand, und schob sie unter die Matratze. Er zog ein Päckchen hervor.
 

Die Flasche stellte er ab, öffnete langsam die kleine Schachtel und betrachtete den Inhalt. Er wusste, dass er es nicht eilig hatte. Es würde eh nicht mehr viel passieren. Das war klar. Die Zeit in der Gasse hatte er gebraucht, um sich einiges klar zu machen. Nun war alles klar, wie Kristall.
 

Kai brach etwas aus der Verpackung heraus, aber nicht nur eine. Es waren mehrere. Die volle Hand führte er zum Mund, kippte sie in den Rachen. Die Schachtel lies er fallen, griff stattdessen zur Flasche und trank sie fast leer. Das weiße Glas polterte kurz darauf zu Boden, rollte ein wenig weg.
 

Die Wärme des Wodkas breitete sich in ihm aus, hielt ihn noch ruhig. Denn er wollte nicht in Panik geraten, wenn er fühlte, dass es losging. Die Wärme war auch das einzige, was noch bei ihm war. Allmählich verschwammen die Umrisse vor seinen Augen. Die Sinne stellten sich ein. Es stimmte ihn traurig. Er spürte wie schlimm es sein konnte, allein zu sein. Gerade in so einer Situation. Wenn niemand da war, der einem womöglich die Angst davor nahm. Ein bald aufkeimendes Würgegefühl unterdrückte er gequält. Er presste es wieder zurück in den Magen. Es durfte nicht raus, nie mehr.
 

Und schon bald merkte Kai, wie sich die absolute Stille um ihn legte. Nur eines konnte er noch wahrnehmen. Den Schmerz.

Den Schmerz der Gewissheit , allein und einsam zu sterben.
 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von: abgemeldet
2006-02-09T18:15:47+00:00 09.02.2006 19:15
>> ~ ... Schrei, sonst verlierst du die Gewissheit, dass du lebst ... ~ <<

Als ich das gelesen habe, hab ich wirklich angefangen Nachzudenken...
(wehe, jemand sagt jetzt was falsches -.-")
Aber in diesem winzig kleinen Satz steckt eine Menge Aussagungskraft oder wie das auch bezeichnet wird <<"

Und nun zum Kappi direkt:
DU BÖSES MÄDCHEN, WAS MACHST DU DENN JETZT SCHON WIEDER MIT KAI ><???!!!
Wenn der hier abkaggt, gebe ich dir fünf Sekunden Zeit um schon mal vorzurennen...
...*schon immer mal Messerwerfen übern wollte*... ^^" *evil*
aber ich bezweifle, das es so ist, da die Story ja dann schon zum größten Teil zu ende wäre... und das wäre doof ._.

also dann, les ich mal das nächste Kappi *muhahahahahaha*

dat porti `-.-´
Von:  -BloodyAngel-
2005-12-06T19:34:30+00:00 06.12.2005 20:34
ich lese deine story echt voll gerne, und das, weil du so einen unglaublich guten Schreibstil hast. Du kannst die Gefühle, sei es Schmerz, Trauer oder hoffnungslosigkeit echt super rüber bringen!
Die Verzweiflung, spürt man in den worten und den gedanken der personen, ohne darauf hinzuweisen.
Wie bei einer traurigen symphonie, die still und heimlich im takt spielt, und eine Geschichte erzählt.
Es wirkt so real aber auch so theatralisch
Wahrer Schmerz & und wahre Trauer.
Man kann direkt mitfühlen.
ein hartes Schicksal erkennen.
Und das nahende Ende dieser vom Schicksal gequälten Person sehen.
|Du hast dich mal wieder wahrlich selbst übertroffen|

Freu mich schon auf dein nächstes Kapi.

Bis denne
-BloodyAngel-
Von: abgemeldet
2005-12-06T13:58:06+00:00 06.12.2005 14:58
Hi^^
...das Kappi war total traurig,du hast wunderbar geschrieben und erzählt, es war einfach klasse!!!
Deine Menteni^^
Von: abgemeldet
2005-12-05T13:41:06+00:00 05.12.2005 14:41
oh mein Gott...
du schriebst alles so perfekt...da gibt es echt nicht zu sagen, ich bin sprachlos im wahrsten sinne des wortes.
ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel!
Von: abgemeldet
2005-12-04T09:27:59+00:00 04.12.2005 10:27
*drop* Sorry bin mal wieder die letzte.

Das chapter an sich war genial, aber in Talas Namen lass ihn nicht sterben und schon garnicht so! Kai ist doch eine Kämpfernatur den kann man nicht so einfach abkratzen lassen!!!

Hab mich aber trotzdem gefreut das es weiterging.

bye deine Blacky
Von:  Arethelya
2005-12-03T21:25:00+00:00 03.12.2005 22:25
...
...
...
Oh... mein... Gott...
...
*vom Stuhl fällt*
...
Also, ich find's ja noch nicht einmal so schlimm, DASS er sich umbringen will (ich lasse ihn ja auch fast immer sterben XD), aber dass du es wieder auf SO eine Weise machst, ja? Das regt mich auf... aber echt, ey... erst ne Wasserleiche bei Point Zero (sehr appetitlich, wirklich -.-) und jetzt Tabletten mit Alk... da kann sich Kai zusammenreißen, wie er will, ich habe gelesen, dass die Leute durch den Alk alles wieder erbrechen, aber trotzdem ist genug von dem Zeug in die Blutlaufbahn gekommen, um sie zu töten...
...
Musst du so was *schauder* immer nehmen? Allein die Vorstellung... .____. ... ich sag lieber nix mehr dazu...
...
Aber ich habe ja vom Ende her angefangen (in Psychologie bezeichnet man das als finalistische Erklärung und wird Kleinkindern von 4-8 Jahren zugeordnet XDDDDD). Gehen wir noch einmal zurück...
...
Also, der Anfang hat mir gut gefallen. Wie eine kleine Einführung und dann wieder nicht. Irgendwie hat man ein paar Sachen auf Kai, Jane und Ami beziehen können. Schöne Idee, hat mir super gefallen ^o^
Dann dieses Angstverhalten bei Kai (wieder Psycho XD: Bei Angst gibt es drei Varianten wie der Mensch reagiert - Starre [Tot-Stellen], Flucht, oder Angriff mit ungewohnten Kräften... und zwei Sachen waren dabei ^o^) fand ich auch klasse beschrieben. Ich kenne das Gefühl... als ich einmal allein durch ne urst dunkle Gasse gegangen bin in der Nacht, am Ende ne Laterne und drunter standen 6 Kerle, die nu wirklich nicht freundlich aussahen... ich habe da genauso reagiert!
...
Seit dem hasse ich Gassen, weswegen mir die darauffolgende Szene auch nen Schauder über den Rücken gejagt hat >.<
...
>wenn man den Horizont verliert, lichten die Engel ihre Flügel -> wieder einmal gelungen^^ und der danach auch mit: "Schrei..." ^^
...
>du musstest viel zu schnell erwachsen werden, du hattest keine Zeit um das lächeln zu erlernen -> auch ein wundervoller Satz, passt grandios. Manchmal glaube ich auch, dass ich eigentlich nicht Lächeln kann, sondern nur den Mund verziehe... -.-
...
Würde ich es nicht so toll finden, wenn jemand in einer FF leidet, hätte ich dich längst angezeigt XDDD bei Gott, was machst du mit dem armen Kerl? Aber ich hätte mich dann auch einbuchten müssen XDDDDDDD
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Und Jane tut mir auch leid. Erst nach langer Zeit wiedergefunden, nur um ihn dann wegen einer anderen wichtigen Person zu verlieren. Ja, Leben ist grausam (und das Schicksal kotzt gerne einigen Leuten vor die Füße, wie n Bekannter von mir es sagen würde...)
...
Es hat eine gewisse Sinnlichkeit, wie sie sich die Lippen nachzieht. Ich kann mir vorstellen, dass in diesem Moment ihre Finger richtig zerbrechlich wirken.
...
Und jetzt sind wir wieder zurück bei der Chaos-WG... ich hätte irgendwie erwartet, dass ihn mehr begrüßen. Ist er ihnen etwa egal, weil nur Ray vorbeischaut? Oo
...
Tja, damit wären wir am Ende, und ich muss dir sagen, dass mir der letzte Satz auch total gefällt ^o^
...
Oh, mir fällt auf, dass DAS das bisher längste Kommi gewesen ist, das ich dir je geschrieben habe, oder? Na, das zeigt dann wohl, wie sehr ich es mochte XDDDDD

Bis denne de are
Von:  yurico
2005-12-03T19:15:30+00:00 03.12.2005 20:15
schönes kappi
du hast diesmal immer schlagwörter verwendet, aufgefallen?
> Angst.
> Stillstand.
> Schwarz.
und danach hast du dich orientiert und die einzelnen textstellen aufgebaut! wirklich gut!^^

sehr gut hat mir auch gefallen wie kai sich bewusst wird, dass er janes mutter umgebracht hat

> Er hatte Blut getrunken
du kannst dir vorstellen wie ich diesen satz verehre!^^

> Sein Körper brach zusammen.
ich finde diesen staz unglaublich traurig, ich könnte dir hundert gründe nennen warum

> Der starke Geruch von Alkohol liegt in der Luft, peinigt die Seele.
das kommt mir so bekannt vor, schmerzend bekannt

> ~ .. wenn man den Horizont verliert, lichten die Engel ihre Flügel .. schließe die Augen, auf immer .. mein Sohn ..~
ich hab da mal so ne frage: glaubst du an Gott?

> du hattest keine Zeit um das lächeln zu erlernen .. ~
wie weh so ein staz tun muss

> Sie ergriff eine Keramikvase von der Theke und schmetterte sie wutentbrannt gegen ihre Schwester.
hach, ich liebe jane!^^

> Sein Geruch lag noch in der Luft.
solche stellen liebe ich einfach!^^

> Seine Beine trugen ihn einfach immer weiter.
ohne ein ankommen, auf der suche navh Zuhause, so kommt es mir vor. und so verzweifelt, weil er sich bewusst ist, dass er es gerade verlassen. verloren hat. und er weiß, er kann es nicht ersetzen.

> Sein Reich.
du sprichst mir manchmal so aus der seele, dass ich angst bekomme

> Er lies alles noch mal Revue passieren; die Bilder der Stadt, die Farben
diesen satz finde ich einfach nur wunderschön

> Den Schmerz der Gewissheit , allein und einsam zu sterben.

nia ein klasse kappi!^^ das hat m,ir sehr gut gefallen!^^
Von: abgemeldet
2005-12-02T16:08:04+00:00 02.12.2005 17:08
Hey!!!^.^
Also das kappi war echt mehr als nur geil!!!!
es war wirklich total geil geschrieben und du hast die gefühle total gut beschrieben und...boah also ich weiß gar nicht merh was ich sagen soll?! dieses kappi war einfach sowas von der hammer!
man kann nichts anderes zu dem sagen <.<
also ich glaube da wird noch etwas passieren oder ich hoffe es zumindest das kai sich umbringen will oder eher das er stirbt glaube ich nicht <.<
das kann doch nicht so enden...
naja aber da sist ja dir überlassen <.<
ich warte jetzt erst einmal aufs nächste kappi bin schon gespannt was passiert also mach schnell weiter!!!!
Und noch ein dickes fettes Lob von mir für diese FF die gefällt mir einfach mehr als nur sehr gut!!!!

CAT^0^
Von: abgemeldet
2005-12-02T13:56:16+00:00 02.12.2005 14:56
Hallo,
danke für deine ENS!
Das kapitel ist total toll geschrieben, der hammer...so traurig dass es einem richtig zu herzen geht...
aber das er sich jetzt umbringen will...das ist doch kein ausweg oder doch?!
schreib schnell weiter, bin wirklich GESPANNT wie es weiter geht!

Tanti saluti
~Angel~
Von:  Zhenya
2005-12-02T10:15:45+00:00 02.12.2005 11:15
O.o'
kai????!!
du hast ihn doch wohl jetzt nicht sterben lassen...
Nein...
*schnüff*
aber zum ganzen kap: das war echt toll, ich hab da ganz gespannt vorgessen und alles um mich herum vergessen.. ich kann kais gefühle auch ein bisschen nachvollziehen.. weil ich so etwas, zwar nicht so schlimm, aber auch etwas durchgemacht habe...

also, respekt an dich. Das war super!
Weiter so!
*knuddl*


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