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Harry Potter und der aufgegessene Keks

Ultimate Edition 1.2
von

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TABULA RASA

TABULA RASA
 

Die Gänge von Kleinschmöllnau scheinen endlos und Harry wird erst jetzt richtig bewusst, wie viel größer diese Akademie im Vergleich zu Hogwarts ist. Eine Passage weckt in Moody besonders düstere Erinnerungen; etwa fünfzig ausgestopfte Biber in Rüstung posieren vor einer langen Vitrine, in der antike Waffen und extrem seltene Yu-Gi-Oh-Sammelkarten aufbewahrt werden. Einer von diesen Bibern kommt Moody besonders bekannt vor und unterbewusst handelnd, fasst er sich in die Nierengegend, wobei er nicht bedenkt, dass sein Bauch offen ist und Rippen herausstechen, was schmerzhafte Folgen hat.

Die riesigen Fenster versprechen eine baldige Nacht und Harry denkt gerade darüber nach, ob er wohl heute mal ohne Zähne putzen ins Bett geht, denn er hatte seine Zahnbürste, die er sich mittags in dem Kaufhaus geklaut hatte, im Handschuhfach von Darkness Arise und da kommt er jetzt nicht ran.

Ein Stockwerk weiter oben finden die Freunde eine beträchtliche Minibar, wo sich Moody erst einmal darüber versichert, ob die Edelschnäpse, die dort gebunkert wurden, auch nicht vergiftet sind.

"Alles klar - die sind von fabelhafter Qualität", brummt er hell und füllt sich seinen Flachmann auf. Anschließend schnappt er Ron, der sich gerade einen genehmigen will, eine Flasche erstklassigen Vodka aus den Fingern, um sich mit dem hochprozentigen Stoff die Wunden zu desinfizieren, dann weist er die beiden Kleinen an: "Sucht euch auch was mit vielen Prozenten und macht dasselbe wie ich."

Kurze Zeit später kann man auf einem der längeren Korridore laut schallendes Gepolter hören: Harry, Ron und Moody rennen, um den frisch gekippten Alkohol schneller zu verbrennen. Nach einigen Minuten vergeht ihnen jedoch die Lust und sie beschließen, ihren Schwips mit einem Zauberspruch wegzuzaubern. Vollkommen nüchtern geht es weiter, vorbei an einer Unmenge von bewegten Bildern, die Kriegsszenen darstellen, an denen Schwarzmagier beteiligt waren - wahrscheinlich aus dem Ersten Weltkrieg. Aus dem verhexten Flammenwerfer eines Soldaten sprießen bunte Blumen, während sein Körper von einer Kugelsalve durchsiebt wird.

"Krieg ist schon so 'ne Sache, nich wahr, Moody?", wirft Harry in den Raum.

"Stimmt", grummelt Moody und verzieht dabei seinen schrägen Mund undeutbar.

"Ich kann das alles nicht lesen, Leute", jammert Ron, als er erneut vor einem Wegweiser steht, der natürlich nur eine Auskunft auf Deutsch preisgibt. Der Platz, an dem sie jetzt angekommen sind, scheint eine Art Verkehrsknotenpunkt zu sein, da man plötzlich eine ganze Menge Optionen bei der Wegwahl hat. "Woher soll'n wir denn jetzt wissen, wo's langgeht, verdammte Sauerei noch mal!"

"Scheißegal", sagt Harry, der im rötlichen Schimmer des letzten Tageslichts steht, das durch eine kreisrunde Kuppel aus Glas fällt, die weit über ihm die Decke verziert. "Wir müssten jetzt genau im Zentrum des Gebäudekomplexes sein - das müsste reichen."

Harry zieht den Zauberstab und beginnt angespannt, sich zu konzentrieren. Er denkt an den Anti-Dippelpopp-Cookie, doch ihm flitzen dauernd Bilder vom sterbenden Patrice und einer nackten Coereille vorm geistigen Auge entlang. Um ihn herum wird es immer dunkler und wie von Geisterhand entfacht, entzünden sich Kerzen von Kandelabern auf den Treppenabsätzen und Korridoren, die um ihn herum in alle Richtungen führen; ein Kronleuchter nach dem anderen leuchtet im warmen Orange auf und lässt die Atmosphäre ihr gemütlichstes Gesicht aufsetzen. Ron, der keine Lust mehr hat, auf Harry zu achten, wendet sich einem Hirschkopf zu, der flegmatisch stierend aus der Wand ragt. Als er sich dem vermeintlich toten Wild auf wenige Zentimeter nähert, beißt dieses ihm beherzt in die knollige, mit Sommersprossen übersäte Nase.

"FUCK IT !!!"

"Schnauze!", bellt Moody und zieht Ron vom Hirschkopf weg. Harry schaut etwas erzürnt; seine Konzentration wurde aufs Derbste gestört, doch nach weiteren fünf Minuten scheint der Groschen zu fallen. Moody entschuldigt sich und hebt seinen Groschen, der ordentlich laut geklimpert hat, wieder auf. Ron grinst hämisch und Harry ärgert sich erneut, aber diesmal scheint er seine Meditation beendet haben zu können.

"So - hoffe das reicht", sagt er entschlossen. "Accio Anti-Dippelpopp-Cookie!"

Jetzt ist Ron, der die ganze Zeit gerätselt hat, was Harry wohl vorhat, alles klar - der Accio-Spruch! Den braucht man, wenn man etwas zu sich herrufen will, das zu weit von einem entfernt ist - gut für krankhaft fettleibige Magier, wenn sie die Fernbedienung oder die Chips brauchen, aber gerade auf dem Sofa festkleben. Nicht dumm, doch normalerweise muss man auch in etwa wissen, woher der aufgerufene Gegenstand kommen soll, da man sich sonst in die falsche Richtung konzentrieren könnte, aber eben dieses Problem hat Harry versucht zu beheben, indem er sich den günstigsten Ort zum Aufrufen für einen solchen Fall gesucht hat.

"Hmmmm...", knurrt Moody. Immer noch nichts.

"Komm schon, du Schlampe!", wispert Harry. Ein leises Zischen, wie, wenn ein kleiner Gegenstand die Luft durchschneidet.

"Jetzt!", ruft Ron, doch was da geflogen kommt, ist nur eine Taube.

"Algenkrütze!", prustet Harry und er will den Spruch schon ein weiteres Mal ausprobieren, als ein zweites Zischen durch die Halle dringt und aus einem der Stockwerke unter ihnen, die man durch eine Aussparung im Fußboden, die durch ein Geländer gesichert ist, direkt vom obersten Stockwerk, wo sich die drei Compagnons befinden, betrachten kann, ein kleiner Gegenstand gesaust kommt - ein Keks.

"Heureka, ihr ollen Würste! Na, wer ist jetzt euer Daddy? Heh?", jubelt Harry, als der Keks mit so einem atemberaubenden Tempo vor ihm erscheint, dass er nicht sofort zum Bremsen kommen kann und die Taube, die dummerweise just in diesem Moment seinen Weg kreuzt, in zwei Hälften schneidet. Harry vergeht plötzlich das Lachen. Der Keks schwebt langsam auf seine ausgestreckte Hand nieder, er ist voller Taube. "Iiiiieeeehhhhh!", stöhnt Harry angewidert und wischt mit seinem Ärmel eine halbe Luftblase und einen Fingerhut voll Darm von seinem heiß ersehnten Keks.

"Kann man den noch essen?", brummt Moody, der sich selbst etwas ekelt, was verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass er erst am Vortag eine ganze Gabelstaplerladung Verkehrsopfer in Amsterdam verspeist hat, um Beweise für seinen falschen Fahrbahnwechsel mit Darkness Arise zu vertuschen.

"Jaah", meint Harry noch etwas unschlüssig, "muss wohl ..."

"Yeah! Let's eat!", kreischt Ron plötzlich los. "Accio Goldbroiler mit Pommes!"

Aufrufezauber waren ja nie wirklich Rons Stärke im Gegensatz zu Harry, der damals echt hart trainiert hatte, als er beim Trimagischen Turnier seinen Feuerblitz-Besen herbeirufen musste, doch zum Erstaunen aller Anwesenden erscheint bereits nach wenigen Sekunden das aufgerufene Objekt, was sich jedoch nicht als gebratenes Hähnchen mit Sättigungsbeilage entpuppt, sondern vielmehr als eine weitere, schon verstorbene, Taube.

"Schade, Ron, ich hatte für dich gehofft, es klappt", bemitleidet Harry seinen erfolglosen Kumpel.

"Wasch denn?", mampft Ron. Ihm fallen Federn aus dem Mund beim Reden. "Schmeckt doch schuper!"

"Igitt!", sagt Harry und wendet dann seinen Blick vom taubenfressenden Ron zum taubenverschmierten Keks in seiner Hand. "Na, dann bin ich wenigstens nicht mehr der Einzige, der sich heute Taubeninnereien reinziehen muss. Na dann, Mahlzeit!"

Und gerade als Harry den Keks zu seinem Mund führt, erscheint aus dem Hintergrund in einem herrischen, erhabenen Ton das zauberspruchartige Wortgeflecht: "Atomic Splitt!"

Ein kurzer Schall und ein leises Zischen. Als Harry auf die Stelle schaut, wo er bis eben noch den Anti-Dippelpopp-Cookie hatte, findet er nichts außer ein paar Schmauchspuren und einer kleinen Rußwolke. Der Keks wurde zerstört! Das Ende aller Hoffnung, Harry muss nun in wenigen Stunden sterben.

Er dreht sich schockerfüllten Gesichts zum Verursacher der Katastrophe und hat schon so ein Gefühl, dass es sich um Bismarck handelt. Könnte es sein, dass er von den Toten wieder auferstanden ist?

"Wer zur -?" Moody schreitet auf den ungewünschten Gast zu, der im Schatten steht und seine Augen wie die einer Katze blitzen lässt. Immer noch ohne zu erkennen, wer sich da im Schutz der Dunkelheit verbirgt, packt Moody die Gestalt am Kragen und zieht sie ins Kerzenlicht eines Kronleuchters. "Nicht Bismarck? Verdammt! Wer bist du?"

Die Person ist zu Harrys Überraschung nicht Bismarck, sondern ein schlacksiger Bursche, kaum älter als Mitte zwanzig, vielleicht Anfang Dreißig, mit kastanienbraunen, auf die moderne Art zerzausten Haaren und Koteletten, gekleidet wie ein postapokalyptischer Popstar mit langem khakifarbenen Mantel und darunter dunklen Kleidern. Der Fremde wehrt sich überhaupt nicht, und obwohl er gerade Harrys Überlebenschancen zunichte gemacht hat, fällt es Harry schwer die Drecksau einfach abzustechen. Er will vorher wissen, warum ...

"Warum?", fragt er.

"Warum?", meint der Fremde, es fällt ihm nicht unbedingt leicht zu reden mit Moodys Hand an der Kehle. "Weil du ein Risiko bist, Harry Potter ... das weißt du doch!"

"Wer in Allahs Namen bist du?"

"Axelrod, Peter. Peter Axelrod, wenn du so willst, Bismarcks rechte Hand, sein engster Vertrauter und Erzmagier der dunklen Künste."

Der Name Peter weckt böse Erinnerungen in Harry. Er kannte in seinem Leben schon viele Peters, doch alle waren Arschlöcher. Da wäre zum Beispiel Wurmschwanz, der ihm mal tief in die Achselhöhle gestochen hatte, um Harrys Dad wieder zum Leben zu erwecken. Schön - es war für einen guten Zweck, aber es hat höllisch wehgetan. Dann gab es da noch den alten Peter Cunning, ein Arbeitskollege von Onkel Vernon, der die Dursleys bis zu seinem Tod öfters mal besucht hatte, das war noch bevor Harry nach Hogwarts ging. Dieser Cunning war jedenfalls ständig besoffen und hat Harry des öfteren die Fresse blutig geschlagen unter dem Vorwand Rugby zu spielen. Onkel Vernon musste dann immer herzhaft feixen und Fotos für's Familienalbum machen; gut, dass sie nun beide tot sind, denkt Harry.

"Ihr dachtet doch nicht etwa, es wäre wirklich schon vorbei?", fragt Axelrod schmunzelnd. "Es ist nie vorbei - gerade Sie, Mister Moody, sollten das doch wissen. BIBER!!!"

Moody zuckt wie vom Blitz getroffen zusammen (vergleichbar mit der Reaktion eines Durchschnitts-Zauberers, wenn er den Namen >Voldemort< hört), dabei lockert er seinen Griff um Axelrods Hals, so dass er dem Würger entweichen kann. Hämisch grinsend steht Axelrod vorm auf dem Boden kauernden, verängstigten Moody, dabei zieht er den Wollkragen seines Pullovers mit einem Finger vom Hals weg, um besser nach Luft schnappen zu können.

"Bi-bi-biber Biber -", schluchzt Moody apathisch. Seine Erinnerungen machen ihn kaputt und erneut greift er sich in die Nierengegend. Eine Rippe fällt aus seinem Bauch und Blut spritzt. "BIBÄÄÄÄÄÄÄR!!!!!!!!"

"Expelliarmus!"

Rons Zauberstab fliegt geradewegs auf Axelrod zu, der fängt und zerbricht ihn. Ron lässt vor Schreck den Rest seiner Taube fallen.

"So, Mister Potter. Duell?"

"Worauf du dich ver-"

Zu spat!

Harry kann seinen Zauberstab nicht mehr ziehen. Drei ausgewachsene Biber hängen an seinem Arm. Um ihn herum sammeln sich immer mehr von diesen behaarten Biestern und langsam versteht Harry Moodys panische Angst. Er versteht, dass dieser Kampf endgültig verloren ist.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bösauge
2005-07-17T06:55:47+00:00 17.07.2005 08:55
Das Kapitel ist jetzt ein wenig länger ist mir aufgefallen.
Da lohnt sichs doch immer wieder mal hier genauer hinzuschauen.

Das war auch bei weitem nicht die einzige Szenenverlängerung.
Ich will, dass es endlich weitergeht.


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