Priester gegen Pharao
Vollkommen gefühllos blickte Seth von der großen Düne herab auf die Soldaten des Pharaos, welche immer näher kamen. Die Sethpriester, welche hinter ihm versammelt waren hatten alle ihre Monster gerufen und der weiße Drache des ehemaligen Hohepriesters stieß einen markerschütternden Schrei aus als Atemu und sein Gefolge in Reichweite waren.
Dieser hielt beim Schrei des Drachen inne und sah auf zu Seth. Rechts von ihm stand Mahado, links Jono, welcher sich jedoch tief in ein Tuch gehüllt hatte. Allein sein Rotauge verriet, dass er es war.
„Seth!! Lass es sein!! Komm zurück in den Palast und wir vergessen das alles, ja?!“
Ein dunkles, kaltes Lachen verließ die Kehle des Braunhaarigen und die Sethpriester hinter ihm stimmten mit Freude ein. Doch Seth verstummte bald wieder und die Anderen ebenso. Wütend und erzürnt fauchte der Blauäugige: „Was denkst du von mir?! Dass ich einfach so zurück gekrochen komme?! Zu DIR?! Wo du mich so sehr gequält hast?!“
„Wenn du nicht zu Atemu zurück willst, dann bitte, Seth, komm zu mir!!“, mischte sich Jono ein und legte sein Tuch ab. Da die Sonne unterging konnte er es sich erlauben und brauchte keine Angst davon haben einen Hitzschlag zu bekommen. Traurig sah der Blondschopf zu seinem Geliebten hinauf, der dem Jungen nur einen tödlichen Blick zuwarf.
„Halt deinen Mund, Jono!! Ich will nichts von dir und deinen Gefühlen wissen!! Du spielst mir ja doch nur etwas vor!!“
Entgeistert starrte der Sklaven die Düne hinauf. Das konnte doch nicht wahr sein! Was dachte Seth denn von ihm?!
„Verdammt, Seth, ich liebe dich! Warum sagst du, dass ich dich belüge?!“
„Weil es so ist! Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann hättest du dich den Sethpriestern angeschlossen, genauso wie ich!“
„Bitte versteh mich doch! Du hast selbst gesagt, ich bin der Schützling des Horus! Ich KANN mich nicht gegen ihn stellen indem ich mich den Sethpriestern anschließe!“
„Dann wirst du genauso wie Atemu sterben“, zischte Seth leise, jedoch so, dass alle es hören konnten. Ehe der Blondschopf noch etwas erwidern konnte meinte Neschi plötzlich laut: „Es ist soweit!! Der dunkle Gott hat den Sonnengott besiegt!! Hier sind wir in unsrem Element!!“
Und da wurde es dem Pharao bewusst. Warum Seth soviel Zeit mit Reden verbracht hatte. Warum er nicht gleich angegriffen hatte, als er sie erblickt hatte. Er wollte Zeit schinden. Um den Moment abzuwarten, an dem die Macht des dunklen Gottes am Stärksten ist.
Nachts.
Neschis Stimme riss alle wieder aus den Gedanken, denn mit einem lauten ‚Attacke!!!!!’ rasten auch schon die Sethpriester mit ihren KAs auf das Gefolge des Pharaos zu und das Gefolge erwiderte den Schlachtruf und die Angriffe. Doch Seth rührte sich keinen Millimeter. Er stand nur mit seinem Pferd auf der Düne und wandte seinen Blick nicht von Jono. Und auch Jono wandte den Blick nicht von seinem Geliebten, wagte es erst sich ins Schlachtgetümmel zu stürzten als der Braunhaarige sich abwandte.
Die Schlacht war blutiger und brutaler als der Blondschopf es sich je vorgestellt hatte. Wo er auch hinsah waren Monster, die sich auf andere Monster oder Menschen stürzten. Sethpriester und Soldaten schlachteten sich gegenseitig ab und niemand schien auf den Anderen Rücksicht zu nehmen.
//Es ist schlimmer als ich vermutet hatte...//
Jono achtete nicht auf den Sethpriester, der sich auf ihn stürzte. Gerade als die Klinge seine Kehle durchtrennen wollte leuchtete das Udjat-Auge um seinen Hals hell auf und Jonos Rotauge spie einen heißen Feuerstrahl auf den Angreifer. Dieser ging sofort vollkommen verbrannt und tot zu Boden.
„Es ist schrecklich... soviel Blut und Zerstörung...“
Das Reittier des Jungen wurde von Minute zu Minute unruhiger. Es schien so als hatte es Angst, vermutlich war es noch nie bei so einer Schlacht dabei gewesen. Beruhigend streichelte der Sklave das Pferd ehe er die Zügel anspannte und sich auch ins Getümmel stürzte.
Er hatte nur ein Ziel vor Augen, nur einen einzigen Gedanken.
Er musste Seth vor dem Tod retten!
Komme was wolle!
Seine gefühllosen, blauen Augen suchten zwischen der Menge umher, doch niemand schien ihn zu bemerken. Wenn es tatsächlich jemand wagte ihn anzugreifen schaltete sich sein weißer Drache ein, dessen Schuppen an Glanz verloren und sich immer Dunkler und Dunkler färbten. Es schien, als würde der böse Gott Seth von Minute zu Minute mehr die Seele des Jungen einnehmen.
Die Suche des ehemaligen Hohepriesters war sehr beschwerlich, da er sich durch Blut, Leichen und unendliche Qualen drängen musste. Doch das störte den Jungen nicht. Solange er nur sein Ziel finden würde.
//Wo bist du nur, Atemu?? Wo bist du??//
Und kurz darauf tauchte auch schon ein schwarz-violetter Haarschopf auf. Der Pharao schien in einer erbitternden Schlacht mit einem der Priester zu sein, doch das störte Seth nicht. Er lenkte sein Pferd einfach weiter auf die Stelle zu als plötzlich ein Kriegermonster vor ihm auftauchte.
„Verräter! Wagt es nicht Euch dem Pharao zu nähern!“
Verdutzt sah der Angesprochene seinen Gegenüber an. Karimu hatte sich ihm in den Weg gestellt und forderte ihn zum Kampf, doch dieser hatte anderes vor.
„Karimu, du stellst dich zwischen mich und mein Schicksal!! Wenn du nicht sofort verschwindest bist du des Todes geweiht!!“
„Ich habe keine Angst vor Euch, Seth!! Wenn es sein muss, dann werde ich heute sterben, aber Euch nehme ich mit!!“
Ein süffisantes Grinsen legte sich auf die Lippen des Blauäugigen und mit arroganter Stimme erklärte er: „Oh, du verstehst da wohl etwas falsch, mein alter Freund! Nicht ich werde mit dir Kämpfen sondern ein alter Bekannter!!“
Und wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Akunadin neben Seth auf und funkelte Karimu böse an.
„Akunadin!! Ihr auch?!“, stellte der Priester mit der Millenniumswaage erschrocken fest und Seth fügte hinzu: „Und auch Isis!“
Ohne auf eine weitere Reaktion abzuwarten lenkte Seth sein Pferd weg von Karimu und machte sich erneut auf die Suche nach Atemu, den er durch den Zwischenfall leider wieder verloren hatte.
Mühsam und so schnell er konnte lenkte Jono sein Pferd durch die Menge. Das Schwert, welches er von Atemu ausgehändigt bekommen hatte und welches an seinem Gürtel hing hatte er noch nicht angerührt. Er wollte niemanden töten, dass konnte der Junge nicht. Immer wieder sah er sich um, wusste ja im Grunde genau wo er den Priester und den Pharao fand. Er hatte die Stelle, an der sein Geliebter sterben sollte schon sooft im Traum gesehen, doch jetzt, wo er selbst unter den vielen, sterbenden Menschen war, war alles ganz anders. Das Gefühl, der Blickwinkel, alles hatte sich verändert.
//Dann muss ich eben zu dieser Düne!!//
So schnell er konnte lenkte Jono das Pferd weg vom Schlachtfeld, hinauf auf die Düne, auf welcher er sich in seinen Träumen sooft befunden hatte. Von dort aus würde er die Beiden sehen. Und da er jetzt ein Pferd hatte, auf das er sich verlassen konnte, würde er auch rechtzeitig dort sein.
Erneut versuchten einige Sethpriester den Blondschopf anzugreifen doch da diesmal sein Rotauge mit einigen Monstern zu kämpfen hatte blieb dem Sklaven nichts anderes übrig als sein Schwert zu ziehen und die Klingen der Feinde abzuwähren. Mit Müh und Not schaffte er es sie loszuwerden ohne einen der Kerle zu verletzten.
//Egal ob Freund oder Feind, den Tod hat niemand verdient!!//
Erschrocken drehte Mahado sich um als sein schwarzer Magier sich schützend vor ihn stellte und den tödlichen Angriff eines Sethpriesters mit seiner schwarzen Magie abwehrte, welcher daraufhin bewusstlos zu Boden fiel. Ohne sich lange mit dem Kerl aufzuhalten wandte der Magier sich wieder an die Anderen und wehrte ihre Klingen geschickt mit seiner eigenen ab. Als er sah, dass er so keine Chance hatte hob Mahado seine freie Hand und schickte eine glühend heiße Flamme auf die Angreifer, welche daraufhin unter Schmerzensschreien davon stürzten. Doch das interessierte Mahado im Moment nicht wirklich. Er sah sich nur immer und immer wieder nach Jono und Atemu um in der Hoffnung, dass die Beiden noch am Leben waren.
Und ganz plötzlich sah er ihn.
Direkt über sich.
Den weißen Drachen mit eiskaltem Blick.
Doch bevor der Magier reagieren konnte zischte auch schon eine in Schwarz gehüllte Gestalt an ihm vorbei und war genauso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht war.
//Seth!!//
Entsetzt und besorgt blickte Mahado sich um und entdeckte nach einigem Suchen Jono, der auf einer Düne, welche sich direkt neben dem Schlachtfeld erhob und nach jemandem zu Suchen schien.
„Jono!! Was machst du da?!“
Die Rufe des Mannes verhallten unter den Schlacht- und Sterberufen der anwesenden Menschen und auch der Blonde schien den Magier nicht gehört zu haben. Mahado ruckte sein Pferd herum und wollte Jono folgen, doch wurde ihm der Weg gleich wieder von einem Sethpriester abgeschnitten. Er hatte sein Schwert gezückt und lächelte boshaft, formte ein Stummes ‚Greif an, wenn du dich traust’. Und der Magier tat es auch.
So schnell er konnte stürmte er auf den Mann zu und schon bei der nächsten Bewegung kreuzten sich ihre Klingen. Der Sethpriester war stark und schnell, Mahado hatte alle Mühe mit ihm mitzuhalten. Gerade als er dachte, sein Leben wäre beendet fegte ein starker Windstoss an ihm vorbei und wirbelte dem dunklen Priester Sand in die Augen... und Mahado stach zu.
„Das war Rettung in letzter Sekunde...“, keuchte der Magier erschöpft aber erleichtert und drehte sich um. Was vermutlich niemand der Kämpfenden außer Mahado gespürt hatte war die Anwesenheit eines Menschen, welche im Windstoss gesteckt hatte.
//Mana... ich danke dir...//
Grinsend und auf seinem rasenden Pferd sitzend nährte Seth sich seinem Ziel. Er hatte den Pharao entdeckt und wollte ihn auch nicht wieder verlieren. Sein Tod war es, was der dunkle Gott verlangte. Und diesen Wunsch würde der ehemalige Hohepriester ihm nur zu gerne erfüllen. Die Angreifer, die den Plan des Jungen vermuteten und ihn aufhalten wollten wurden mit einem einfachen Schwerthieb zur Strecke gebracht. Was sollte der Braunhaarige sich auch mit kleinen Fischen zufrieden geben, wenn der den eigentlichen Schatz klar vor Augen hatte?
„Atemu!!“
Seine Stimme hallte im lauten Gefecht und den Schmerzensschreien gedämpft wieder, doch der Angesprochene schien ihn vernommen zu haben, denn als er einen der Sethpriester mit einem kurzen Dolchstoss zu Tode gebracht hatte wandte er sich an den Rufenden um und erstarrte sofort. Seine Lippen formten ein Stummes ‚Seth’ ehe er sein Pferd umlenkte und vor dem Priester die Flucht ergriff.
//Atemu flüchtet? Wieso das denn? Hat er etwa einen Plan?//
Seths Gedanken überschlugen sich, doch er verfolgte den Pharao starr. Es ging nicht anders, sein alter Freund Atemu musste sterben. Und zwar noch diese Nacht.
Fiebrig suchte Jono mit seinen schokobraunen Augen das Schlachtfeld ab, zitterte dabei heftig. Das viele Blut und die Schreie der Menschen setzten der Psyche des Jungen stark zu, hatte er doch sein Leben bis dato in Ruhe und Frieden verbracht. Zusammen mit seiner Mutter, die ihn immer in den Arm genommen und getröstet hatte, wenn der Blonde sich verletzt hatte. Und auch sein Vater war einst ein netter, freundlicher Mann gewesen und hatte erst begonnen seinen Sohn zu quälen als seine geliebte Frau verstorben war.
Bei einem Unfall.
Sie ist vom Pferd gefallen, als sie wieder mal ihrem Hobby, dem Reiten, nachging. Von diesem Tag an hatte Jono sich von Pferden ferngehalten. Bis zu dem Tag, an dem er erfahren hatte, dass Seth dem Tode geweiht war.
Der Schrei Mahados Riss den Jungen aus seinen Gedanken. Entsetzt starrte er Blondschopf auf das Schlachtfeld, suchte so gut er konnte das Feld nach dem Magier ab, welchen er jedoch nicht entdecken konnte. Als er nach einigen Minuten immer noch nichts gefunden hatte beschloss Jono alles aufs Spiel zu setzten.
//Rotauge!! Bitte, such Mahado!! Ihm DARF nichts passieren! Mana vertraut doch darauf, dass er zurückkommt!!//
Ein lauter Schrei ertönte über ihm ehe das KA des Jungen sich erneut in die Schlacht stürzte um den jungen Priester und Magier noch rechtzeitig zu retten.
Erst als der schwarze Drache zwischen den anderen Monstern verschwunden war wagte der Sklave es aufzuatmen. Schell hatte er sich wieder auf sein eigentliches Ziel konzentriert und suchte die Stelle, an der Seth und Atemu miteinander kämpfen würden. Und ganz plötzlich gab es einen gigantischen Blitz, lautes Donnergrollen und hunderte von Schmerzensschreie, die zu einem einzelnen verschmolzen. Jonos Brust zog sich zusammen und er spürte, wie ihm kurz schwarz vor Augen wurde, doch bereits im nächsten Moment ging ein angenehmes Strahlen aus seinem Udjat-Auge aus, welches seinen gesamten Körper durchdrang und ihm die Kraft gab, die er brauchte um wach zu bleiben.
„Verdammt... was zur Hölle war das?!“
Murrend sah der Junge sich um und erstarrte sofort zu einer Art Salzsäule. Es war ganz genau wie in seinem Traum. Überall Menschen und Monster, die am Boden lagen, nicht erkennend ob sie tot oder nur bewusstlos waren. Doch es schien als wären sie alle schwer verwundet. Und mitten unter all den Körpern standen sich, genau da, wo Jono es in Erinnerung hatte, der Pharao und sein ehemaliger Hohepriester gegenüber, in einem Kampf auf Leben und Tod. Erschrocken keuchte er: „Nein! Oh nein, nein, nein, nein! Ich muss dazwischen gehen!“
Mühsam versuchte der Blondschopf sein Pferd in die richtige Position zu bringen und es anzutreiben, doch es wollte sich nicht rühren. Viel zu groß war die Angst, die dem Tier in den Knochen saß und wie es schien wollte es einfach nicht auf seinen Herren hören. Also blieb Jono nur noch eines übrig. So schnell er konnte sprang er von dem schwarzen Hengst, warf seinen Gürtel, an dem sein Schwert hing und die Rüstung ab und eilte, nur mit seinem Kittel zu Seth und Atemu.
Im Kopf nur einen einzigen Gedanken.
//Ich muss sie aufhalten!//
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Und hier wieder ein Kapitel...
Oh Mann, das Ende kommt immer Näher >.<
Die Stelle mit Mahado und Mana in diesem Chapter find ich echt besch....euert >.< Sorry u.u'
Viel Spaß beim Lesen ^.^
Greez, Joey/Aleseus ^^
*flausch*