Part 13 -Verborgen unter Schleiern-
Sorry Leutz, dass ihr so lang warten musstet, aber hier kommt endlich das nächste Kapitel *ggg*
Es war schon Abends, als die beiden sich vom Bett erhoben hatten und ans
Land gingen, um nach der Mannschaft zu suchen. Sie einigten sich, die
Tavernen und Wirtshäuser abzuklappern, gingen die dunklen und schwitzigen
Gassen der Stadt entlang, folgten den Lichtern, die sich lockten.
Die Straßen und Ecken der dunkeln modrigen Häuser waren leer, es tummelten
sich nur einige Vagabunden umher, lugten sie schief an, als sie vorbei
gingen.
Josua spürte, wie Louis näher an ihn herantrat, sich an dessen Körper
drängte.
"Was ist?" fragte der rotblonde Junge, sah fragend auf den Dunkelhaarigen
Franzosen herab.
"Es... ist unheimlich hier." Keuchte Louis.
"Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin bei dir." Sagte Josua leise, lief
dabei rot an, als ihm klar wurde, dass er die Beschützerrolle übernahm.
"Herr..." ertönte es plötzlich aus einer dunklen Ecke, Louis zuckte
willkürlich zusammen, sah erschrocken in die Richtung, aus der die Stimme
kam.
"Sh..." machte Josua, nahm den Franzosen sacht in den Arm, blickte ebenfalls
in jene Richtung.
Ein schmächtiger großer Junge trat aus der Ecke, verbeugte sich fast bis zum
Boden. Er hielt nur einen zerflissenen Mantel um seinen schlanken Körper
geschlungen. Josua starrte ihn abwartend an. Sein Haar war pechschwarz. Er
wusste nicht, ob es der Dreck war oder ob dessen Haare wirklich diese Farbe
hatten. Über seinen schwarzen, müden Augen, die von langen Wimpern umrandet
waren, hatte er schwarze buschige Augenbrauen.
,Er... ist hübsch' dachte Josua fasziniert, ging ein paar Schritte auf ihn
zu.
"Was willst du...?" fragte der junge Engländer, doch Louis hielt ihn
reflexartig zurück.
"Lass ihn, Josua. Siehst du nicht ,wie dreckig er ist? Er könnte die Tollwut
haben." Stammelte der Franzose leicht angeekelt, bei dessen Anblick.
"Herr..." wiederholte der Junge, blickte auf.
"... bitte..... ich brauche etwas zu essen. Bitte, mein Herr, kauft mich.
Bitte." Josua spürte, wie Louis ihn harsch zurückzog.
Er sah den Jungen an, der ihm plötzlich viel mehr leid tat, als vorhin. Er
musste sich also verkaufen, um zu überleben. Dabei sah der Junge nicht viel
älter aus, als er selbst. Höchstens vierzehn oder fünfzehn.
"Wie... heißt du...?" fragte Josua neugierig.
"Josua...." raunte Louis, doch als er merkte, dass der Genannte überhaupt
nicht auf ihn reagierte, trat er nur ein paar Schritte zurück, beobachtete
das Schauspiel missmutig.
,Josua....'
Der Junge hob verwundert den Kopf, sah in Josuas Gesicht, plötzlich musste
dieser lächeln.
"Mich hat noch nie jemand nach meinem Namen gefragt." Seufzte er, als er
sich seine Vergangenheit in sein Gedächtnis rief.
"Dann bin ich wohl der erste." Lächelte Josua fröhlich zurück.
"Mein Name ist Alisan, Herr." Sagte der Junge, biss sich abwartend auf die
Unterlippe.
"Alisan.... " sagte Josua leise, begann in seiner Hose zu kramen, zog sein
ganzes Münzgeld heraus.
"Ich glaub nicht, dass du dich wirklich verkaufen willst, Alisan.... Hier."
Sagte Josua schmunzelnd, erntete nur ein rotes Gesicht von dem arabischen
Jungen. Der rotblonde Engländer nahm die Hand des Jungen, legte ihm das Geld
hinein.
"Nimm es, das ist alles, was ich habe."
"Aber Herr...." stammelte Alisan, umschloss das Geld dankend mit seinen
Fingern.
"Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für dich tun kann, Alisan." Seufzte
Josua, streichelte ihm über die Wange.
"Das... ist mehr, als ich erwartet hatte, mein Herr." Sagte Alisan,
verbeugte sich mit einem Lächeln auf den Lippen, doch hatte er traurige
Augen.
"Josua..." murrte Louis leise.
« Komm, lass und gehen und die anderen suchen. »
"Ja, Louis... lass uns gehen." Antwortete Josua, blickte noch einmal zurück,
sah, wie ein Schatten in einer Seitengasse verschwand.
"Josua...?"
"Hm...?"
"Hat... der Junge dir gefallen?" Josua starrte den Franzose neben sich aus
großen Augen an.
"Wieso fragst du mich?" stellte der Engländer verwundert fest. Louis blickte
beschämt zur Seite.
"Ich.... weiß nicht..."
"Er tut mir nur leid, Louis. Hast du ihn nicht gesehen? Er hat ja nicht
einmal was zum Anziehen gehabt... Louis...." Geknickt nahm Josua den
kleineren Franzosen in den Arm, küsste ihm die Stirn.
Als Josua und Louis eines der vielen Wirtshäuser betraten, die sie schon
abgeklappert hatten, konnte sie nur mehr noch Gegröle und Gesinge vernehmen,
ihr Blick war getrübt vom Qualm des Weihrauchs und der Wasserpfeifen, der
ihr Sinne schlagartig zu umnebeln begann.
Sie schlängelten sich durch den heißen Raum in die hinterste Ecke,
entdeckten, einen grölenden Leonardo, der sich von einem Mannschaftsmitglied
mit Met bespritzen ließ, einen vor sich hinschmollenden Ian mit
verschränkten Armen, der scheinbar nicht mehr wahrnahm, wie auch er langsam
aber sicher immer nasser wurde und den Abend über sich ergehen ließ, dann
war da noch der Kapitän, der versuchte, alle Jünglinge, die ihm in den Weg
kamen oder zwischen die Finger glitten abzuknutschen und die anderen
Bordleute, die rülpsend, furzend, grölend ihre Metkrüge hoben und klirren
ließen.
"Oh Gott..." stöhnte Josua... fing an, Ian in dem schwitzenden und
stinkenden Männergetümmel langsam aber sicher zu bemitleiden.
"Heeey!!! Gleine Ginder.... gehören ab in die Heiaaaaaaaa!!!" rülpste
Leonardo, warf sich halb auf Ian, der nur versuchte, ihn angeekelt von sich
zu schieben.
"Geh zum Teufel noch mal runter von mir, du verblödeter Hornochse!" rief Ian
erschöpft, war aber zu schwach für diese Aktion.
"Isch liebe diiiiiiiiiiiiisch..." rief Leonardo benommen....
"....isch...." sein Blick wurde plötzlich trüb...
"....bin so geil auf dich, ich gönnte dich vor all den leuden hier so
ordentlisch durschnehmen." Er blickte sich mit wackeligem Kopf um.
"Miiiiiiir... gefällt der Gedange...."
Josua und Louis zu Tode beschämt und mit hochrotem Kopf, setzten sie sich
auf einen freien Tisch neben die Mannschaft, als plötzlich eine liebliche
orientalische Flötenmusik ertönte und das Hirn der Männer noch mehr zu
umnebeln schien.
Die meisten Männer verstummten und wandten die Köpfe fragend hin und her.
"Wasisas?" fragte der Kapitän, entdeckte aber daraufhin vier, in
durchsichtige Stoffen umhüllte Geschöpfe, die anfingen sich anmutig zu der
flötenartigen Melodie zu bewegen.
Das Gegröle nahm wieder überhand, einige lachten verstohlen, andere
versuchten mit ihren Wurstfingern nach den tanzenden Körpern zu grapschen.
"Ich will den Jüngling!!" rief Mauclair mit roten Backen, woraufhin Louis
seinen Kopf leicht senkte.
"Da isn Kerl drunter? Isch seh nur Didden.....!!!!" rief ein anderer,
handelte sich von einem dritten ne Kopfnuss ein.
"Wie Affen...." seufzte Ian nur geknickt, ließ seinen Kopf hängen.
Josua hingegen umgab der geschmeidige Tanz vollkommen, ließ den Blick von
ihnen nicht ab. Er hatte in seinem Leben noch nie so etwas gesehen. Es war
wunderschön, wie die bunten Stoffe um deren Körper kreisten, sie umhüllten
und umspielten.
Josua setzte sich aufrecht hin, konnte nicht die Augen von den Tänzerinnen
nehmen und er spürte, wie auch ihm die tanzenden Geschöpfe lüsterne Blicke
zuwarfen. Ihm wurde heiß. Darunter konnte er auch einen Jungen entdecken,
der ebenfalls mittanzte. Dessen Haut war so dunkel, wie Alisans, seine Haare
waren schwarz und lang, bis zu den Hüften ,die er hinten mit einem Band
zusammengebunden hatte. Aber was Josua am meisten an ihm faszinierte, waren
die braunen Augen ,die von schwarzer Farbe umrandet waren.
Er blickte zu einer etwas älteren Frau, die ihn mit ihrem Blick zu
durchbohren schien. Einem haselnussbraunen Blick, der nahezu golden wurde.
Sie schien jung und lebensfroh, nur die Falten um die Augen und Mundwinkel
verrieten ihr Alter.
Als der Tanz vorbei war und die Männer in der Taverne nach den Tänzerinnen
fassten, sie zu sich zogen, war die Frau mit den haselnussbraunen Augen zu
einer Tür verschwunden. Sie blickte sich noch einmal um, verschwand dann
dahinter.
Josua stand plötzlich auf.
Fragend fasste Louis nach dessen Arm, hielt ihn fest zurück.
"Wo... gehst du hin, Josua?" Der rotblonde Engländer sah sich zu dem
Franzosen um, starrte ihn an.
"Ich komme gleich..." nuschelte er nur, ging dann zu der Tür, in der die
Frau gegangen war und verschwand ebenfalls dahinter. Louis starrte ihm nach,
konnte nicht glauben, wovon er gerade Zeuge wurde.
Nachdem, was passiert war... wie konnte eine Frau ihn nur so sehr einnehmen,
dass er ihr wortlos folgte? Louis krallte, immer wieder seinen Kopf
schüttelnd, die Finger in das dunkle Holz des Tisches.
"Louis...." Er wurde am Ärmel gepackt.
"...ist... alles in Ordnung mit dir? Wieso ist Josua dieser Tänzerin
nachgelaufen?" Der Franzose, hob, wie aus dem Schlaf gerüttelt, seinen Kopf,
sah in Ians Augen, suchte dort nach einer Antwort. Plötzlich lächelte er
gequält.
"Er... hat doch schon lange keine Frau mehr gesehen." Seufzte Louis leise,
spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen.
"Und... jetzt, nachdem er eine gesehen hat, fühlt er anders. Ich hätte es
wissen müssen. Das... musste einmal kommen." Tränen rannen ihm die Wangen
hinab. Erschrocken nahm Ian Louis in den Arm, legte dessen Kopf auf seine
Schulter. Er hätte nie gedacht ,dass er das jemals tun würde, aber er hatte
den Franzosen sehr ins Herz geschlossen.
"Er liebt dich doch. Das hat er selbst gesagt. Ich glaube nicht, dass er
dich jemals verletzen würde." Louis versuchte sein Wimmern zu unterdrücken.
"Komm, Louis. Gehen wir zurück aufs Schiff. Ich halte es hier sonst nicht
mehr aus." Er blickte missmutig zu Leonardo, dessen Kopf ächzend auf dem
Tisch lag.
"Ich kann das hier nicht mehr mit ansehen." Sagte er, stand auf und nahm
Louis' Hand, zog ihn mit sich. Bei der Tür blickte er noch mal zurück, sah,
wie Mauclair den langhaarigen Tänzer auf seinem Schoß hatte, ihn küsste.
"Die benehmen sich wie Tiere... schlimmer sogar!" knurrte Ian leise und wandte sich wieder ab.
Louis ließ sich widerstandslos mitziehen. Draußen blies ihm ein angenehmer, kühler Wind ins Gesicht und ließ ihn unwillkürlich schaudern. Man mochte gar nicht glauben, dass es hier tagsüber so heiß war, dass einem der Schweiß wie Wasser am Rücken herab rann.
Warum war Josua so fasziniert von der Frau gewesen..? Wie konnte er ihr nur nachrennen? Eigentlich lag die Antwort klar auf der Hand... aber warum dann noch dieser Straßenjunge? Selbst da hatte er ihn kein bisschen beachtet.
Er wischte sich über die Augen und folgte Ian, der sich leise murmelnd über das Verhalten der Männer beschwerte.
Aber... dann musste er lernen damit umzugehen... was konnte er schon großartig tun, immerhin war es Josua's Entscheidung... er konnte nichts tun...
Immer wieder rannen ein paar warme Tränen über seine Wangen. Warum tat es nur so weh? Weil er an Josua's Liebe geglaubt hatte? Aber... was verstand ein Kind schon von Gefühlen? Von Liebe?
Selbst als er in seinem Bett lag versuchte er sich einzureden, dass es nie etwas ernstes gewesen war, weder für ihn noch für Josua. Aber er versuchte es vergeblich.
Josua trat durch eine Tür und betrat einen Raum der eine seltsame Wärme ausstrahlte. An den Wänden und an der Decke hingen bunte, fast durchsichtige Tücher die sich leicht bewegten, als würden sie von einem schwachen Wind liebkost werden.
Hinter den Schleiern konnte er schwach die Konturen einer Person erkennen. Ganz langsam ging er weiter, schob die Schleier leicht beiseite.
Lautlos schlich er weiter, bis er erstarrt stehen blieb, denn es schien sich noch jemand im Raum zu befinden denn zwei Stimmen wurden langsam laut.
"...aber...."
Ein lautes Klatschen ertönte.
"Ich habe dir ausdrücklich verboten hierher zu kommen!"
Er wollte sich umdrehen und gehen, aber seine Neugier war zu groß. Er wollte wissen ob sie es war, ob es die Tänzerin war.
"Verschwinde und komm mir ja nicht mehr unter die Augen bevor du nicht mindestens das doppelte des Geldes verdient hast."
"Ich... ich hab es satt!!"
Seltsam, die Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor... es war die eines Jungen.
"Ich will das nicht mehr!!" Schritte ertönten, als würde jemand rennen und er kam direkt auf ihn zu.
"Du bleibst hier!" Und wieder ein Klatschen, als würde man jemandem eine Ohrfeige verpassen. "Wenn du nicht einmal ordentlich arbeiten kannst verkaufe ich dich an den Sklavenhändler!" Die Stimme der Frau wurde lauter, grollender. Dann ein leises aufschluchzen.
Josua hielt es nicht mehr aus, riss die letzten Vorhänge beiseite und seine Augen hefteten sich sofort auf die Tänzerin, die mit dem Rücken zu ihm stand. Auf dem Boden vor ihr lag eine gebrechliche Gestalt.
"Verzeihung..." begann er.
Die Frau wirbelte herum. Ihre goldenen Augen brannten sich in die Josua's und einen Moment später zierte ein Lächeln die kalten Lippen.
"Was kann ich für dich tun Herzchen?" fragte sie und ihre Stimme hatte einen seltsam weichen Klang. War es wirklich sie gewesen, die sich eben noch so kalt angehört hatte.
Die Gestalt am Boden zitterte und erhob sich ganz langsam.
Josua's Augen wurden groß, als sich der Junge erhob. Immer wieder wischte er sich über die Augen, weinte lautlos weiter.
"Alisan..?" Seine Augenbrauen hoben sich.
Auch der Junge schien überrascht, zuckte sogar zusammen, als er seinen Namen hörte. Das schwarze Haar bedeckte sein Gesicht, aber Josua hatte ihn trotzdem erkannt. Kein Zweifel, das war der Junge von der Straße.
Die Frau sah langsam von Alisan zu Josua und ihr Lächeln wurde breiter. "Wenn ihr ihn wollt, Herr, er steht euch gerne zur Verfügung."
Josua starrte die Frau verständnislos an. Wofür hielt ihn diese Frau? Für einen Zuhälter? Da schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Zwang sie Alisan etwa sich zu verkaufen???
Alisan starrte ihn ängstlich an und wandte dann beschämt den Blick ab. Das leise Geräusch seiner Tränen klang in der Stille wie prasselnder Regen.
Josua spürte, wie sich sein Herz leicht bei dem Anblick verkrampfte. Der Junge tat ihm so unendlich leid...
Er wollte den Mund aufmachen und die Frau anfahren, aber da kam ihm eine bessere Idee.
"Wieviel?"
Die Frau lächelte und leckte sich über die Lippen.
"Eine Nacht..."
Josua schüttelte sofort den Kopf, spürte Alisan's angsterfüllten Blicke.
"Nicht nur eine Nacht, ich will ihn kaufen." Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen.
"Wie...?" Der freundliche Ausdruck in ihrem Gesicht entgleiste. "Nun..." Sie blickte zu Alisan, runzelte die Stirn und schien zu überlegen. "Das wird nicht ganz billig..."
"Nennen sie mir einen Preis." Knurrte Josua leicht gereizt denn der Gedanke, dass sie gerade um ein Menschenleben handelten gefiel ihm ganz und gar nicht.
"Den Preis werde ich dir morgen nennen, junger Herr. Komm morgen Abend wieder her. So lange bleibt er in meiner Obhut."
Josua's Hände ballten sich zu Fäusten. "Ich werde es keinesfalls dulden, wenn jemand Hand an ihn legt, ich hoffe doch wir haben uns verstanden?" sagte er ruhig und fixierte die Frau mit seinem Blick.
Ihre Lippen verzogen sich wieder zu diesem sanften Lächeln.
"Wie Ihr wünscht, Herr."
Er blickte ein letztes Mal zu Alisan, der sich auf die Lippen biss. Er schien nicht zu wissen ob er nun lachen oder weinen sollte.
Josua lächelte ihn an und wandte sich mit einem letzten, drohenden Blick zu der Frau, ab. Um nichts auf der Welt würde er zulassen, dass diese Frau ihn noch weiter quälte.
Er sah sich erstaunt um, als er aus dem Raum wieder raus trat. Louis war schon weg? Aber er hatte doch gesagt, dass er gleich wieder käme?
In der Taverne war es still geworden und die meisten Männer schliefen auf dem Boden oder auf den Tischen.
Leonardo war im Moment nicht ansprechbar... also würde er morgen mit ihm reden müssen.
Wie ein lautloses Gespenst betrat er das Schiff und machte sich auf den Weg nach unten, in seine Kajüte. Die Bretter knarrten unter seinen Füßen, während er den kleinen schmalen Gang entlang lief.
Müde öffnete er die Tür zu seiner Kajüte und stellte verwundert fest, dass Louis gar nicht da war. Eigenartig... in der Taverne war er doch nicht?
Er verließ die Kabine und versuchte es in Louis' Zimmer. Und tatsächlich lag er in seinem eigenen Bett und schlief. Die Tür knarrte leicht, als er sie schloss.
Er zog sich aus und legte sich zu Louis ins Bett. Sanft zog er ihn an sich, spürte den warmen Rücken des Franzosen an seinem Bauch.
Zärtlich streichelte er ihm durchs Haar. Seine Hand glitt über die schmalen Wangen hinunter.
Leicht erstaunt stellte er fest, dass sie feucht waren. War das Schweiß?
Louis gab einen leisen Seufzer von sich und drehte sich um, kuschelte sich im Schlaf eng an Josua, der ihn grinsend beobachtete.
"Mhh... Josua..." nuschelte er und schmiegte den Kopf an seine Brust.
Josua beugte sich leicht vor und leckte ihm mit der Zungenspitze hauchzart über die Wange.
"Louis..." flüsterte er leise und streichelte ihm durchs Haar. Der junge Franzose reagierte erst nach dem dritten Rufen und öffnete schwerfällig die Augen.
"Mh...?"
"Warum hast du geweint?" wisperte er und strich ihm mit der anderen Hand über die Wange.
Da realisierte Louis erst, dass Josua neben ihm lag und löste sich prompt von ihm.
"Was... tust du hier?"
Josua hob eine Augenbraue. "Wir schlafen doch immer zusammen, warum warst du nicht in meinem Zimmer?"
Louis biss sich auf die Lippen.
"Du... du wolltest... doch nicht mehr bei mir sein..." wimmerte er leise.
"Was redest du da?"
Louis erhob sich und setzte sich auf, drückte das Gesicht in die angezogenen Knie.
"Na.. du bist doch dieser Frau nachgelaufen... und.. und hast mich... allein gelassen..." seine Stimme wurde immer leiser.
Josua setzte sich ebenfalls auf und starrte ihn verdutzt an.
"Kannst du mir bitte sagen wovon du sprichst? Ich hab doch gesagt ich komm gleich wieder, aber du warst doch derjenige der weg war..."
"Ja, nachdem DU MICH zurück gelassen hast!"
"Louis..." er beugte sich leicht nach vorn und zog ihn an sich. "...was ist denn nur los mit dir?"
Er konnte es nicht mehr zurück halten und brach in Tränen aus. Seine Arme schlangen sich fest um Josua, als wollten sie ihn nie wieder gehen lassen.
"Bitte... Josua... verlass mich nicht...." schluchzte er leise. "Geh nicht..."
"Wo soll ich denn hingehen? Warum weinst du denn??" Etwas verwirrt drückte er ihn an sich und streichelte ihm über den Rücken, versuchte ihn irgendwie zu beruhigen.
Louis blickte zu ihm auf, sah ihn aus verheulten Augen an.
"Liebst du mich...?" flüsterte er und hob eine Hand, die er auf Josua's Wange legte.
Dieser starrte ihn noch verstörter an. Was war denn in ihn gefahren?? "Warum fragst du mich das?"
"Louis..." begann er und spürte einen leichten Zorn aufkeimen. Er nahm sein Gesicht in beide Hände und starrte ihn an. "Was in Gottes Namen ist in dich gefahren?? Jetzt sag mir doch endlich was du hast...." Sein Daumen strich ihm über die schönen Wimpern. Er beugte sich hinunter und küsste ihn dort sanft.
Louis schloss die Augen und wimmerte leise.
"Ich... will nicht... dass du mich verlässt... nicht wegen dieser Frau... und nicht wegen sonst jemandem.... du bist... ihr nachgelaufen... einfach so... und ich hab Angst... dass du wieder jemandem hinterher läufst... ab... aber... dass du... dann nicht mehr zu mir zurück kommst..."
Langsam verstand er. Louis fürchtete sich, dass er ihn betrügen, oder verlassen könnte...
Er beugte sich leicht hinunter und liebkoste die süßen Lippen sanft mit den seinen.
"Ich liebe dich, Louis." Flüsterte er. "Es kann kommen wer will, ich werde dich immer lieben. Vertrau mir doch."
Louis erwiderte den sanften Kuss und schmiegte sich schwach lächelnd an ihn.
"Lass uns schlafen." wisperte Josua und küsste seine Stirn, ehe er sich wieder mit ihm hinlegte und ihn dicht an sich heran zog.
Irgendwie erleichtert legte Louis seinen Kopf wieder auf Josua's Brust. Er war so unglaublich glücklich, nicht nur, dass Josua zurück gekommen war... sondern weil er das Gefühl hatte, ihm doch vertrauen zu können.
Ohne weiter darüber nachzudenken schlief er ein, wobei Josua noch einen Moment wach war und an Alisan dachte, ehe auch er einschlief.