Zum Inhalt der Seite

Ironic

Zwei männliche Wesen auf einer einsamen Insel
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part 2 -Die Wildnis ruft!-

Kommt mir ja nicht zu nahe! Dachte sich Leonardo und warf giftige Blicke zu dem Vogel und seinem frechen kleinen Herrn, dabei stieß er seinen Dolch zentimetertief in einen Baumstumpf neben sich.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Jungen, wie er versuchte die Truhe aufzureißen, was ihm nach abermaligem Rütteln nicht gelang.

Wutentbrannt stand er auf und trat gegen die Kiste, die wie auf Kommando aufsprang.

"Endlich!" schrie der Junge auf und begann darin zu wühlen,

immer wieder aus dunklen Augen Leonardo ansehend, der jedes Mal mit gleichgültigem Blick wegsah.

Doch er sah genau, was der Kleine aus der Kiste herauszog.

Es war eine halbvolle Whiskeyflasche, die er aufschraubte und sofort an die Lippen hielt.

Leonardo hob seine Augenbrauen.

Der Kleine ist also ein Säufer.

Leonardo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als dieser zu husten und schlucken begann. Mit einem Handärmel wischte sich der Junge über den Mund und warf die Flasche in den Sand.

"Furchtbar..." Es kratzte ihn ungemein in der Kehle, und eine Hitze durchflutete seinen kleinen Körper in Sekundenschnelle, aber was hätte er bei diesem Durst bloß trinken sollen. Salzwasser?

"Pah!"

Der Vogel hingegen begann wie verrückt auf die Flasche einzuhacken.

Leonardo fing an, seine Fische zu brutzeln und braten, tat ein paar Kräuter hinzu und schlug eine Kokosnuss auf, schüttete sich die Flüssigkeit ins Gesicht.

Als Ian dies sah, zitterte sein Unterkiefer. Er musste etwas trinken.

Seit zwei Tagen hatte er weder was getrunken, noch gegessen und die Fische sahen sehr appetitlich aus, obwohl er sich das bewusst nicht eingestehen wollte.

Was sollte er jetzt bloß machen?

Er war gestrandet auf einer einsamen Insel von wildem Gestrüpp und salzigem Wasser umgeben, bloß einen zurückgebliebenen Primaten hatte er hier angetroffen.

Wie konnte so etwas passieren? Wäre er bloß nicht von zu Hause weggerannt, um in See zu stechen...

In See stechen... Das hab ich nun davon...

Hoffnung auf Rettung gab es sowieso nicht.

Vielleicht sollte er sich einfach umbringen, anstatt elendig zu krepieren? So würde er wenigstens mit etwas Anstand von dieser Welt scheiden. Er begann zu weinen.

Ihm war es egal, ob dieser Primat ihn dabei beobachtete. Er suchte nach etwas Spitzen in der Truhe und fand bloß eine Nagelfeile.

Er stand auf, legte sich das Ding an die Pulsadern, atmete tief durch.

"Leb wohl! Schöne Welt! Ich werde dich vermissen, mein geliebtes England!!!" schrie er zum Meer hinaus.

Dann ritzte er sich mit der scharfen Spitze das linke Handgelenk auf, sank in den Sand und fiel hinein, schloss die Augen.

Leonardo beobachtete ihn bloß mit großen Augen und erstarrte.

Soll er doch abkratzen, dieser Bengel. Ein Problem weniger.

Der Vogel begann wie von Sinnen zu kreischen und um den leblosen Körper zu kreisen, dann flog er auf Leonardo zu und flatterte kreischend um dessen Kopf, stieß ihn mit den Flügeln an.

"Jetzt halt deinen verfluchten Schnabel, oder ich schneid dir die Zunge heraus!!" schrie er gereizt und schlug mit der rechten Hand nach dem flatternden Objekt über ihm.

"Ich geh ja schon, aber halt deine Klappe! Eine Leiche kann ich hier wirklich nicht gebrauchen."

Er spürte nur, wie ein Schwall kalten Nasses sich über sein Gesicht und seine Brust ergoss. Erschrocken schlug er die Augen auf und fuhr hoch.

"S...S...Süßwasser!!!! Süßwasser!!!!" Er sprang auf, leckte sich gierig über die Lippen, dann erblickte er wieder den Wilden und verstummte.

Ian sah auf sein Handgelenk. Es war verbunden. Mit einem Stück Stoff.

Dann drehte er sich mit dem Rücken zu Leonardo.

"Wieso haben sie mich gerettet? Es ist doch sowieso sinnlos." Dann drehte er sich wieder um, um Leonardo in die Augen zu sehen.

Ein Danke, würde auch genügen, eure Verzogenheit.

"Verstehen Sie überhaupt meine Sprache?"

Ja, leider. Plötzlich ertönte ein lautes Knurren und Ian errötete etwas, hielt sich den Bauch.

Ein fürchterlicher Hunger quälte ihn. Er setzte sich wieder in den Sand, sah zum Meer. Wollte sich nichts anmerken lassen.

"Willst du dir etwa nichts zu essen suchen?

Du glaubst wohl, es wird dir auf einem silbernen Tablett serviert. Verzogenes Gör." Sagte Leonardo auf schnellem Italienisch.

Ian hob erstaunt seinen Kopf. Mit aufgerissenem Mund stand er auf, starrte seinen Gegenüber an.

"Sie... Sie sind ... oh my god... Italiener... hab ich recht?"

Ian wartete auf eine Antwort, doch Leonardo drehte sich weg und ging zu seiner Feuerstelle.

"Aber benehmen tun sie sich wie ein Wilder...." fügte er spöttisch hinzu.

"Sie sind ein Primat! Jawohl! Ein Primat!!! Jawohl!!!" schrie er ihm hinterher.

Ich brauche unbedingt was zu trinken und zu essen. Er hatte Süßwasser, also muss es hier irgendwo einen See oder Bach oder so was geben.

Er ging in die entgegengesetzte Richtung den Strand entlang, suchte sich einen Weg in das Dickicht der Palmen und Büsche.

Überall waren Insekten, die ihn mal hier, mal da bissen, seinen Kopf umschwirrten. Plötzlich blieb er stehen.

"Emelie! Da bist du ja! Hast du was zu trinken gefunden?" Der Vogel kreischte freudig und erhob sich in die Lüfte, flog weiter in den Wald hinein.

Ian folgte ihm, als er plötzlich zu einer großen Lichtung kam, wo ein lautes Rauschen zu hören war.

"Wasser! Du hast Wasser gefunden, Emelie!!!! Du bist ein Schatz!"

Er stieg in die Lichtung, dann ging er vor, zu einer Klippe.

Er sah hinunter und seine Augen weiteten sich vor Freude. Unter ihm lag ein kleiner See und auf der anderen Seite stürmte das klare Wasser von einer Anhöhe hinein.

Die Sonne kam nicht durch das dichte Blätterwerk der Bäume hindurch, sodass der See im Schatten der Lebewesen lag.

"Ein...Ein Wasserfall! Wie wunderschön!"

Er stieg den seitlichen Hang der Klippe hinunter, trat ans blaue Gold.

Wie in Trance bückte er sich und fuhr mit der Hand hinein.

"Wie kalt!" Dann spritzte er sich das Wasser in Gesicht und tauchte seinen ganzen Kopf hinein, trank es in großen Schlücken.

"Herrlich!" Er zog sich sein Hemd aus und die Hose ebenfalls.

Seine Schuhe hatte er schon längst verloren und die Füße schmerzten etwas von dem rauen Waldboden.

Dann sprang er hinein, schwamm zum Wasserfall, wo das Wasser noch um vieles kälter wurde. Er wusch sich und ließ sich wieder zum Rand treiben. Dann stieg er auf einen trockenen Stein, der von einem Sonnenstrahl gewärmt worden war.

Er legte sich hin, ließ seinen nassen Körper von der Wärme trocknen.

In diesem Moment dachte er nicht mehr an seinen Durst und Hunger vor ein paar Stunden, oder an seinen Selbstmordversuch, oder gar an Leonardo.

Er konnte ihm gestohlen bleiben. Auch wenn er ihn gerettet hatte, sein Stolz war zu groß, um ein Gefühl der Dankbarkeit zu entwickeln.

"Dieser kleine Fratz! Nennt mich einen nackten Wilden."

Leonardo stand in der Nähe des Wasserfalls und beobachtete die schlanke Gestalt , die entspannt auf dem Felsen lag.

Trotzdem musste er grinsen, dann schüttelte er seinen Kopf.

"Das sind eben die reichen Snobs, die keine Ahnung vom richtigen Leben haben...."

Er drehte sich weg.

"Wenigstens wird er hier die wahre Härte des Überlebens kennen lernen. Ich glaub, das wird ein richtiger Spaß!" knurrte er in sich hinein. Dann machte sich wieder auf zu seiner Hütte.

Des Abends, als die Sonne schon am Horizont zu verschwinden begann, war Ian wieder am Strand und wühlte in seiner Kiste herum. Darin waren meistens nur Klamotten, die er absolut nicht gebrauchen konnte, da die meisten hier ja nackt herumrannten.

Er war einen giftigen Blick zu Leonardo. Etwas Geld war auch darin. Unbrauchbar.

Ein Buch vom Index. Er musste lachen. Er hatte schon darin herumgeblättert und es ging zu wie in Sodom und Gomorra .

Dann legte er es weg, wühlte noch herum, fand aber nichts, außer ein Seil, das er am Boden der Truhe fand.

"Wer weiß, wozu das gut ist. Abwarten."

Dann sah er zu Leonardo, der gerade ein Feuer entfachte, um sich daran zu wärmen.

Es wurde wirklich langsam kalt. Er fischte sich einen Rock aus der Truhe, legte ihn über die Schultern, setzte sich in den Sand und lehnte sich an eine Palme, um auf das rotschimmernde Meer zu blicken.

Ich hab Hunger, aber diesen Barbaren fragen kann ich nicht. Das gehört sich nicht. Ich Adeliger soll einen Armen um Essen anflehen. Fürchterlicher Gedanke.

Plötzlich stand dieser "Barbar" neben ihm, kniete sich hin, um ihm in die Augen zu sehen.

Dann grinste er schelmisch und hob seine rechte Hand, ließ dabei einen "al dente" Fisch vor Ians Nase baumeln.

Ian schluckte schwer. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

Das ist grausam!

"Möchtest du etwa nichts essen?" fragte Leonardo wieder auf Italienisch.

"Du musst doch fast verhungern." Er grinste, brach den Fisch in zwei Hälften und begann die eine vor Ians Augen zu verspeisen.

"Mhmmmm." Leonardo schloss seine Augen und strich sich über den Bauch.

Ian starrte ihn an. Er zitterte, hielt es kaum noch aus.

Dann, wie von einer Tarantel gestochen fuhr seine Hand vor, um den Fisch zu schnappen, doch der dunkle Italiener zog die Hand weg und lachte aus vollem Halse.

"Sag ,Bitte'. Mehr verlang ich nicht von dir." Es sprach ständig Italienisch.

Ian atmete hastig, war gereizt. Er wurde noch nie ausgelacht. Das war das erste Mal und es tat weh. Aber es quälte ihn nicht so sehr, wie sein Hunger.

"B.. Bitte, ich bitte dich, gib mir was zu essen."

Dicke Tränen quollen aus seinen Augen. Für einen Moment erstarrte Leonardo, dann stand er auf, packte den schmächtigen Jungen am Handgelenk und führte ihn zur Feuerstelle. Als beide saßen, gab er ihm den Fisch und Ian verschlang ihn hastig, ständig seinen Gegenüber anstarrend.

Er hasste ihn zutiefst, aus tiefstem Herzen, er konnte nicht ertragen, dass dieser Wilde ihm diese Schmach zugefügt hatte.

Aber jetzt brachte ihm dieser Hass nichts. Er musste diese Erniedrigung ertragen, um zu überleben und das war das einzige, was er wollte. Überleben, egal wie. Und dafür musste er mit diesem Unmenschen auskommen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kasandra
2005-07-18T11:13:01+00:00 18.07.2005 13:13
Das kap ist wircklich gut.
der arme Ian muss bestimmt noch so einige Schmach über sich ergehen lassen.
Aber mein Favorit von den beiden ist bis jetzt Leonardo.
Kasandra
Von: abgemeldet
2005-01-11T19:31:08+00:00 11.01.2005 20:31
Die Geschichte ist wirklich gut ^-^ und vorallem Mal was ganz Neues.
Am besten gefällt mit der Vogel ^.^"" nene... Ian ist mein Favorit, so eingebildet wie der ist, muss er sicherlich noch einiges an 'Schande' über sich ergehen lassen, ne??
Also dann, schreib schnell weiter wenn du mich glücklich machen willst
*knuddel* Anima
Von: abgemeldet
2005-01-10T20:45:38+00:00 10.01.2005 21:45
Ich hoffe ja mal, dass Leonardo Ian noch ein paar 'Manieren' beibringt ^^
aber find die GEschichte immer noch klasse :D
wird bestimmt noch lustig, nischt?
sag mir bitte wieder bescheid, wenn das nächste kappi da ist
bye
Astin
=:O)
Von:  Jinx
2005-01-10T16:03:59+00:00 10.01.2005 17:03
Hui Ian ist ja ganz schön eingebildet, das wird sich aber sicher noch ändern *ggg*
Freu mich schon sehr auf das nächste Kapitel, bin mal wieder gespannt ^-^
Bis dann,
Sany^^


Zurück