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Yoru no Jardin

von

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Fleurs

Winselnd verzog sich Hiuchi unter dem Tisch als die Tasse klirrend zu Boden fiel und sich die Reste des Tees wie ein Blutfleck um die Scherben ausbreiteten.

Zusammengekauert beobachtete er wie die Scherben von den Händen einer ziternden Frau aufgehoben wurden. Sie wirkte aufgelöst, verzweifelt, viele der Scherben glitten ihr aus der Hand gerade als sie sie berührte.

Ihr Gesicht liefen Tränen hinab, doch ihre Augen wirkten tot und leer.

Ein Mann legte seine Hände auf die Schultern der Frau, er zitterte und kämpfte mit seiner eigenen Verzweiflung.

Im Türrahmen der Küche erschien eine kleine Gestalt, helle Haare mit einem leichten Schimmer von violett, in den Augen ein Ausdruck von Unverständnis.

"Papa, was ist mit Mama? Hat sie sich weh getan?"

Die Hände des Mannes verkrampften sich, die Verzweiflung in seinen Augen wich Wut, er rang nach Fassung und nach Worten.

Der kleine Junge kam näher, zupfte am Hemd des Mannes

"Papa? Was ist mit euch?"

Der Kleine blickte die beiden fassungslos an, als spürte er dass etwas nicht stimmte.

"Fass mich nicht an!" zischte der Mann ihn leise an.

"Aber Papa, ich will doch nur wissen wo..."

Plötzlich fuhr die Frau herum und gab dem Kleinen einer Ohrfeige durch die er das Gleichgewicht verlor.

"Hast du nicht verstanden? Du sollst uns allein lassen! Geh....GEH...DU BIST NICHT MEIN KIND!!!"

Wie eine Furie stand sie über ihm, die Haare wüst wie ein Feuer auf ihrem Kopf.

Er kroch langsam auf sie zu doch die beiden Erwachsenen wichen zurück, in ihren Gesichtern nur Abscheu.
 

Mit einem halb verschluckten Schreckenslaut schlug Yuri die Augen auf, eine Träne lief aus seinem Augenwinkel herab.

Er legte seinen Kopf leicht zur Seite, dachte noch immer an seinen Traum und stellte fest, dass dies nicht seine Wohnung war.

Ein leichter Geruch von Blumen lag im Raum, das Zimmer war ziemlich karg eingerichtet, außer dem Bett stand nur eine Spiegelkommode darin, vor der Balkontür wehten weiße Vorhänge, die Tür stand offen.

"Wie ich sehe bist du aufgewacht. Ich wollte dich nicht einfach liegen lassen nachdem du auf der Straße ohnmächtig geworden bist, also hab ich gedacht nehm ich dich erstmal mit zu mir."

Erst jetzt bemerkte er Hinata die in einem Korbstuhl am Fuße seines Bettes saß und ihn beobachtete.

Ihm schwirrten viele Fragen in seinem Kopf, vieles was er wissen wollte, was genau gestern passiert war, was sie vor der Konzerthalle gesucht hat, er pickte sich die für ihn wichtigste Frage heraus.

"Wer sind Sie und was wollen sie von mir?"

Sie lächelte ihn sanft an und hob ein Tablett von einem Tisch der neben ihr stand auf.

"Alles mit der Ruhe, möchtest du zuerst nicht etwas Tee? Dein Kopf tut sicher weh, nachdem du dich langsam erinnerst."

Er sah sie verwirrt an, wusste sie von seinem Traum? Oder war sie einfach nur eine Verrückte, genau wie der Junge der ihn angefallen hatte?

Er wollte Antworten auf seine Fragen, außerdem kam ihm wieder in den Sinn dass sie ihn mit einem seltsamen Namen angeredet hatte den er nicht kannte.

Noch immer schwirrten Teile seines Traumes durch seinen Kopf, es war als würd er eine Wand in seinem Kopf einreißen, langwierig und schmerzhaft.

Diese Menschen, das waren seine Eltern, der Kleine Junge, das war er.

Er erinnerte sich daran dass seine Eltern eines Tages aufgehört hatten sich um ihn zu kümmern, immer öfter mussten sie auf Geschäftsreisen, ließen ihm Geld da damit er sich versorgen konnte.

"Hast du dich nie gefragt warum sie dich auf einmal allein gelassen haben?!"

Hinata stand wieder im Raum, doch woher wusste sie woran er gerade dachte?

Sie stand einfach da und hielt ihm lächelnd eine Tasse Tee hin.

"Weißt du, viele Menschen verdrängen Dinge die sie verletzt haben. Doch es ist an der Zeit dass du dich erinnerst, du musst..."

Mit einem Ruck schlug ihr Yuri die Teetasse aus der Hand, in seinen Augen standen Tränen, sein Mund zitterte.

"Woran soll ich mich erinnern? Was sind diese Bilder? Warum sollten meine Eltern jemals so etwas getan haben, ich habe nie etwas getan....."

Sein Atem stockte, vor seinen Augen verschwamm das Zimmer in mehreren Sekunden blitzten Bilder vor ihm auf, die er lange in der hintersten Ecke seines Herzens begraben hatte.

Er sah sich selbst, als Kind, mit einem Messer in seinem Zimmer stehen, vor ihm ein anderer Junge, mit Tränen in den Augen, auf seinem Bauch breitete sich ein roter Fleck aus. Keuchend fiel der Junge rückwärts gegen einen Schrank.

Yuri stand über ihm, das Messer noch immer in der Hand.

Als sich sein Blick wieder aufhellte saß er keuchend auf dem Bett in Hinatas Wohnung, seine Augen weit aufgerissen, verzweifelt nach Luft schnappend.

Hinata legte ihren Arm um Yuri, sie versuchte ihn zu beruhigen.

Er konnte nicht einordnen was er da sah, zu lange hatte er das alles verdrängt, wollte nicht wahrhaben dass es einen Grund dafür gab dass seine Eltern ihn hassten.

"Nii-san....Nii-san...ich wollte das nicht..." er schluchzte verzweifelt über jedes weitere Stück seiner Erinnerung die zurückkehrte.

Immer mehr Bilder tauchten vor seinen Augen auf.

Auch das Bild der Polizei die in seinem Zimmer Spuren sicherte, eine junge Frau die sich über ihn beugte, sie lächelte ihn freundlich an, wollte wissen was passiert sei, hinter ihr eine Trage mit einem weißen Tuch darüber.

Etwas störte ihn an dieser Frau, doch er war zu aufgewühlt weiter darüber nachzudenken, das alles war zuviel.

Erst der Junge der ihn angegriffen hatte, Hinata-san die ihn aus heiterem Himmel gerettet hatte, die Erinnerung an all das.

"Auch das was damals passiert ist war sein Werk!"

Er schreckte hoch als er Hinatas zitternde Stimme neben seinem Ohr bemerkte.

Er sah zu ihr auf, sein Blick halb verschleiert von Tränen.

Ihr Blick glitt an ihm vorbei, sie konzentrierte sich darauf nicht mit ihren Gefühlen heraus zu brechen.

Zitternd erhob sie sich und ging auf den Balkon, wenige Sekunden später kehrte sie mit einem Blumentopf zurück.

"Hier, ich glaube ich habe dich für heute genug beansprucht. Nimm das es wird dir den Weg zeigen sobald du bereit bist."

In dem Blumentopf wuchs eine junge Lilie, die Blüte war noch geschlossen.

Noch immer wusste er nicht was um ihn vorging, aber diese Frau schien mehr über sein Leben zu wissen als jeder andere, vielleicht mehr als er selbst.

Lange Zeit hatte er den Tag verdrängt an dem sein Bruder starb, er konnte sich noch immer nicht genau erinnern was geschehen war, aber seine Eltern hatten ihm nie verziehen.
 

Er verließ Hinatas Wohnung schweigend und verwirrt, den Blumentopf umklammerte er mit beiden Händen als wäre es der einzige Halt den er noch besaß.

In seiner eigenen Wohnung angekommen stellte er ihn auf den Küchentisch, Hiuchi streichte um seine Beine wie er es lange nicht mehr getan hatte.

Yuri beugte sich herunter und streichelte das einzige Familienmitglied dass ihn noch zu lieben schien, Tränen rannen seine Wangen herab.

Er lehnte seinen Kopf gegen Hiuchis weiches Fell, gerade als er glaubte er könne wieder anfangen zu vergessen blitzte ein Bild vor seinem Kopf auf.

Er sah seinen Bruder, vor dem Fenster ihres Zimmers, der Mond schien grell gegen seinen Rücken und verlieh ihm einen unheimlichen Glanz, dann erinnerte er sich an die Worte seines Bruders.

"Nii-chan, die Qual....die Qual....sie wird erst aufhören wenn du nicht mehr da bist...du musst das verstehen....Nii-chan."

In den Händen seines Bruders glänzte ein Messer.

Yuri schreckte hoch, hielt sich am Tisch fest, Hiuchi blickte ihn verständnislos an.

Er wollte gerade wieder zu Hinata rennen um sie weiter auszufragen als er einen Blick auf die Lilie warf.

Die Blüte hatte sich geöffnet, von ihr ging ein seltsamer Glanz aus den er nicht erklären konnte. Langsam beugte er sich über sie, in ihr lag eine kleine Nachricht die von einem Ring zusammengehalten wurde.

Er legte den Ring bei Seite und besah sich die Nachricht, darauf standen nur ein Satz.

"Geliebte Lilie, du musst den Garten beschützen."
 

Er wusste nicht was es bedeutet, doch er hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken.

Aus dem Schatten der dunklen Wohnung hinter ihm ertönte eine sanfte, edle Stimme.

"Habe ich dich nach all den Jahren wiedergefunden, Lilie des Nachtgartens!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-01-08T00:31:44+00:00 08.01.2005 01:31
Hier fings an schön krank zu werden XD außerdem erfährt man nicht zu viel und nicht zu wenig und bleibt interessiert am ball ^-^ konnte damals kaum auf das nächste chap abwarten *-*
Von:  Aurel
2004-12-07T09:47:58+00:00 07.12.2004 10:47
O.O

... *sprachlos ist*


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