Awakening
Yoshiki öffnete die Augen.
Ein seltsames Gefühl erfasste ihn. Erkonnte es nicht zuordnen.
Wo war er?
Er sah sich um.
Auf einer orangefarbenen Couch. Ein Apartment. Eingerichtet mit bunten Farben. Hell. Freundlich.
Er setzte sich auf.
War das nicht Hides Wohnung?
Dann kam die Erinnerung. Wie ein Faustschlag ins Gesicht.
Er war tot. Seit gestern.
Er würde ihn nie wieder sehen.
Er schloss die Augen wieder. Ließ sich zurück auf die Couch fallen. Alles was er wollte, war aus diesem Alptraum endlich aufwachen.
Lange blieb er so liegen. Wusste nicht ob er wach war oder schlief.
Er konnte nichts mehr ändern. Er öffnete die Augen wieder. Stand auf.
Was machte er überhaupt hier?
Warum war er hier?
Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er hier hin gekommen war.
Und hatte die Polizei die Türe nicht verriegelt?
Er stand vom Sofa auf. Rieb sich die müden Augen. Wollte er überhaupt wach sein? In dieser Alptraumwelt?
Wie oft hatte er schon einen geliebten Menschen gehen lassen müssen...
Auf jeden Fall schon zu oft.
I try to live with love... with dreams... and forever with tears.
Wie Recht er gehabt hatte? Vielleicht wurde ihm das jetzt erst klar.
Plötzlich ein Geräusch.
Es ließ ihn aufschrecken.
Es war die Haustür. Ein Schlüssel.
Wer konnte hier hin kommen? Wer der Hide kannte wollte schon hier hin kommen. Jetzt, da dieser Ort für nichts denn Trauer stand?
Aber wenn es der Schlüssel war...
Nein. Er machte sich zu viele Hoffnungen... die sollte er sich endlich abgewöhnen. Sie hatten jetzt auch keinen Sinn mehr.
Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr.
6.30 Uhr.
So früh war er aufgewacht?
Ausgerechnet um diese Uhrzeit. Warum konnte heute nicht der zweite Mai sein? Um diese Urzeit hatte er es wahrscheinlich getan.
Jemand betrat das Apartment. Langsame Schritte. Hörten sich unsicher an.
Yoshiki rührte sich nicht vom Fleck. Zu müde.
Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass jemand in der Tür stand. Bund gekleidet. War es Kiyoshi?
Er drehte sich um.
Der Mann starrte ihn an. In der einen Hand eine Flasche. In der anderen den Schlüsselbund.
Yoshiki kannte jeden einzelnen Schlüssel daran. So lange war er mit ihm befreundet gewesen.
Für die Wohnung... für das rote Auto... mehrer für die Studios... für einen Tresor...
Er konnte nicht glauben, was grade passierte.
"Yoshiki." Er war ganz eindeutig betrunken. "Was... was zum Teufel... machst du denn hier?" und zwar ziemlich betrunken.
"Ich... ähm." Was sollte er jetzt sagen.
War es überhaupt wichtig, jetzt etwas zu sagen?
War alles nur ein Traum und wenn er aufwachte, waren alle seine Erinnerungen...
"Ach, ist ja egal... sag, willst du was trinken?" fragte ein Gegenüber.
"...Nein, nein danke."
"Ach komm schon. Bist doch sonst nicht so zimperlich..."
Er kam zu ihm, legte ihm einen Arm um die Schulter und hielt ihm die Flasche hin.
Yoshiki winkte ab. Er hatte Angst, dass sich etwas ändern könnte, wenn er jetzt Alkohol tränke.
Sie wankten gemeinsam ein Stück durch das Apartment.
Yoshiki wusste nicht, was er denken sollte. Was er tun sollte.
Dann hörte er wieder die Stimme neben sich.
"Oh Mann. Mein Schädel brummt ganz schön."
Yoshiki lächelte ein wenig. "Kein Wunder. Du bist ja auch ziemlich blau."
Er starrte Yoshiki entsetzt an. "Ich bin gar nicht blau. Du weißt doch, ich war noch nie blau. Ich bin vielleicht pink, aber blau war ich noch nie."
Jetzt lachte Yoshiki. Jetzt wusste er, wer neben ihm stand. Jetzt wusste er es sicher.
"Weißt du was. Ich glaub ich geh ins Schlafzimmer und leg mich schlafen." meinte er.
Yoshiki hielt ihn an der Schulter fest.
"Nein!" Auffällig laut.
"Du... du solltest nicht ins Schlafzimmer gehen. Setzt dich doch da aufs Sofa und ich mach dir eine Kopfschmerztablette."
Er zuckte mit den Schultern.
"Wie du meinst, Taisho."
Yoshiki ging in die Küche und warf eine Tablette in ein Glas mit Wasser.
Dann ging er zurück und setzte sich neben ihn auf das Sofa und stellte ihm das Glas vor die Nase.
Während er es trank, starrte Yoshiki ihn nur an.
Als er das Glas wieder abstellte, nahm Yoshiki es und brachte es zurück in die Küche.
"Hey."
Er drehte sich um und sah zu Yoshiki hinüber in die Küche. Wirkte müde.
"Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich bin froh, dass du da bist, weißt du das?"
Er sah ihn ein wenig verständnislos an und zuckte dann mit den Schultern.
"Du bist komisch, Taisho."
"Ich wollte nur sagen... ich bin froh dass du da bist. Danke, Hide."
Hide zuckte noch mal mit den Schultern und meinte verwirrt: "Gern geschehen."
Yoshiki bemerkt in der Küche einen kleine Kalender.
Er lächelte und ging zurück zu Hide.
2. Mai, 1998.
Asleep