Der "große Gefallen"
Kapitel 1 - Der "große Gefallen"
Es war wieder einer dieser Montagmorgende, an denen Marron todmüde in ihrem Bett lag. Normalerweise hätte Miyako ihr wieder die Tür eingeschlagen oder eingetreten, aber heute nicht. Denn endlich hatten sie Sommerferien und Marron hatte sich fest vorgenommen, endlich einmal auszuschlafen. Also warum lag sie wach im ihrem Bett? Eigentlich hatte sie geschätzt, dass sie bis 14°°Uhr schlafen würde, nachdem sie ihren Job erst um 3°°Uhr nachts beendet hatte. Warum also war sie schon um 10°°Uhr wach? Der Grund war ganz einfach und verdammt laut. Denn so wie es sich anhörte, war ihr lieber Nachbar schon vor einer halben Stunde aufgestanden, und meinte wohl, die Musik so laut aufzudrehen, dass es ihr den Schlaf raubte. Marron wusste, dass Chiaki sie wieder provozieren wollte. Er drehte die Musik öfters etwas lauter, aber nie so laut, dass sie alles deutlich hören konnte. Und dazu kam auch noch, dass sein Musikgeschmack nicht gerade ihrem entsprach.
*Ok, jetzt reicht's!* Marron warf ihre Seidenbettdecke zurück, stieg aus dem Bett und machte sich auf den Weg zu Chiaki. Dabei fiel ihr Blick auf das Thermometer, das 34°C anzeigte. Marron kam es allerdings so vor, als wäre sie in einer Sauna gefangen und fing an sich mit der Hand Luft zuzuwedeln, was allerdings nicht viel brachte. Sie klingelte ungefähr eine Minute an Chiaki's Tür Sturm. Als er ihr dann endlich die Tür öffnete, schien er relativ genervt zu sein. Doch als er Marron erblickte, grinste er sie herausfordernd an. "Na, auch schon wach?" "Sehr witzig, Chiaki!" Sie spazierte geradewegs an ihm vorbei in seine Wohnung und steuerte auf sein Schlafzimmer zu. Chiaki beobachtete, wie sie an ihm vorbei ging. In ihrer schwarzen Hotpant und ihrem schwarzen Spagettitop sah sie einfach nur bezaubernd und verführerisch aus. Dazu kamen auch noch ihre durch die Sonne gebleichten blonden Strähnen in ihrem dunkelbraunen Haar. Ihm fiel plötzlich auf, dass sie ein paar Kilos mehr drauf hatte, er schätzte ungefähr 5 Kilo.
Marron ging auf die Stereoanlage zu und zog den Stecker aus der Steckdose. "Hey, was soll das? Du steckst das Teil jetzt wieder da rein, wo du es herausgezogen hast." "Das werde ich garantiert nicht tun, denn im Gegensatz zu dir brauche ich meinen Schlaf.", schrie Marron förmlich. "Warum so gereizt? Sind wir etwa immer noch nicht über die Niederlage von gestern Nacht hinweg?" Der Gedanke an gestern Nacht ließ Marron erschaudern und gleichzeitig machte es sie auch ein bisschen sauer. Chiaki hatte es in den letzten zwei Monaten irgendwie geschafft, Marron's Vorsprung an Schachfiguren aufzuholen und in der letzten Nacht hatte er sie wieder besiegt und lag somit in Führung.
"Das hat garnichts damit zu tun! Ich kann nun mal nicht schlafen, wenn du die Anlage auf volle Lautstärke drehst." "Wenn du willst, dass ich sie abstelle, musst du dafür auch was für mich tun!" Chiaki betrachtete Marron von Kopf bis Fuß und legte dabei ein verführerisches Lächeln auf. Wenn er das tat, konnte sie ihm einfach nicht mehr wiederstehen und war ihm halbwegs hörig. Und immer wenn er dieses Lächeln aufgelegt hatte, lag Marron 10 Minuten später mit Chiaki im Bett und war kurz davor mit ihm zu schlafen, wenn Access nicht immer dazwischen gefunkt hätte, weil er hungrig war.
"Ach, und was ist, wenn ich es nicht tue?", fragte Marron vorsichtig. "Dann werde ich jedem aus unserer Schule dieses kleine süße Foto von dir zeigen!" Chiaki hatte sich, nachdem Marron seine Wohnung betreten hatte, sein Handy geschnappt und ein Foto von ihr gemacht. "Das ist Erpressung, Chiaki! Das kannst du nicht machen! Dir doch wohl klar, dass ich dich dafür anzeigen könnte." "Genau, du könntest, aber das würde nicht viel nützen! Wenn ich das Foto veröffentliche, gilt das unter Pressefreiheit." "Was willst du?", fragte Marron genervt und blickte zur Seite. "Wie wäre es mit einem großen Gefallen?" Ein Schauer durchlief Marron. "Das ist ein relativer Begriff. Deine und meine Vorstellung von groß können ziemlich weit auseinander liegen." "Was ist mit einer Zeitspanne?", fragte Chiaki. "Auch das ist ein relativer Begriff. Ich würde sagen ... na ja, nicht länder als 3 Minuten!" Marron hoffte natürlich, dass 3 Minuten nicht genug wären, um ... wie dem auch sei, wenn 3 Minuten lange genug wären für Sex, wäre es in keinem Falle gut. "3 Minuten", sagte Chiaki. Marron nickte, fasziniert von dem intensiven Ausdruck in seinen Augen. "Innerhalb vernünftiger Grenzen.", meinte sie einschränkend. "Na schön, dann will ich den großen Gefallen mal einfordern." Sofort wurde Marron nervös. "Jetzt schon?" "Ich bin kein Heiliger, Marron!" Sie schluckte. "Aber wenn du ihn jetzt einforderst, hast du nichts mehr für später." "Das macht nichts. 3 Minuten", sagte er. Sie schluckte erneut und fragte:"3 Minuten was?" "Nur eine Sache.", erwiederte Chiaki,"einen 3-Minuten-Kuss." Marron hielt den Atem an. "Das ist aber ein sehr langer Kuss!" "Angst?", fragte Chiaki siegessicher. "Selbstverständlich nicht. Es ist ja nur ein Kuss. Soll ich die Eieruhr aus der Küche holen?" Chiaki lachte leise. "Ich habe einen Timer in meiner Armbanduhr. Den werde ich einstellen." Er drückte einige Knöpfe an der Uhr. Dann sah er Marron an, fuhr ihr mit den Fingern in ihre Haare und zog sie an sich. Als hätte er alle Zeit der Welt, presste er seine Lippen auf ihren Mund. Der Kuss war erst zärtlich und sanft, wurde mit der Zeit allerdings immer tiefer und leidenschaftlicher. Marron seufzte wohltuend auf. Der Kuss entfachte in ihr eine Sehnsucht nach Liebe, die sie bisher nicht kannte.
Plötzlich hörte man ein leises Piepen. Chiaki hielt inne und fluchte leise. Das Piepen wurde lauter. Er löste sich von ihr und Marron kämpfte gegen den Impuls an, ihn einfach wieder zu sich zu ziehen. Jetzt erst begriff sie, dass Chiaki's Armbanduhr piepste. In Geganken war sie allerdings noch bei dem Kuss. Wie konnte sie ein Kuss nur so aus der Fassung bringen. Chiaki hatte sie schon öfters mal geküsst. Aber noch nie hatte sie bei einem seiner Küsse solche Sehnsucht nach Liebe und nach Chiaki verspürt.
"Hallo, Erde an Marron! Bist du noch anwesend?" Chiaki wedelte mit der Hand vor ihren Augen. Marron erschrak und Fragte:"Hast du was gesagt?" "War der Kuss zu heftig für dich?" "Wie kommst du denn darauf?" "Na ja, du warst ein paar Minuten nicht ansprechbar." "Ääääähhhhhhhmmmmmmm" "Ja, ich höre?" "Was ist jetzt mit dem Foto? Lösch es gefälligst!" Chiaki wusste, dass Marron vom Thema ablenken wollte. Er sah das sie verwirrt war und tat ihr deshalb den Gefallen und ging auf die Frage ein. "Ich werde das Foto nicht löschen!" "Aber du hast gesagt..." "Ich habe nicht gesagt, dass ich es lösche!" "Chiaki, das ist unfair!" "Na und? Was willst du dagegen machen?", fragte Chiaki herausfordernd. Noch bevor Marron antworten konnte, klingelte Chiaki's Handy. Chiaki ging dran und machte sich unbemerkt aud dem Staub.
